Ralf hat geschrieben:...der Hauptvorwurf an mich an Rahner ist - ohne jede Détailkenntnisse - daß er, wie die Geschichte zeigt, offensichtlich zu vielerlei versch. Interpretationen einlädt.
Ich sehe eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Karl Rahner und seinem Ordensvater. Ein zentrales Anliegen für Ignatius von Loyola war es, den Menschen durch die Exerzitien zu einer persönlichen Gotteserfahrung zu verhelfen und ihnen so zu helfen, aus dieser Erfahrung heraus eine Lebensentscheidung nach dem Willen Gottes zu verhelfen. Obwohl Ignatius selbst völlig selbstverständlich kirchentreu war (und seine Exerzitien nach vielen Anfeindungen schließlich auch kirchlicherseits gebilligt wurden), führt sein Ansatz doch tendenziell von der Kirche weg: Wer in einem unmittelbaren Kontakt zu Gott seinen Willen findet, der braucht die Kirche nicht mehr ganz so notwendig als derjenige, der dafür auf die kirchliche Predigt angewiesen ist.
Rahner ist sicherlich nicht so heilig wie Ignatius und vielleicht schon von dem her "fehlerträchtiger". Sein Ansatz ist (ähnlich wie bei Ignatius), von der Erfahrung der Menschen auszugehen. Ich meine, dieser Ansatz ist sehr wichtig: Die Aussage etwa "Jesus ist unser Erlöser" ist nicht in erster Linie ein Satz, den wir zu glauben haben, um dann irgendwann für diesen Glauben mit der ewigen Seligkeit belohnt zu werden, sondern eine Erfahrugn, die diejenigen gemacht haben, die diese Aussage aufgestellt haben (er hat Kranke geheilt...), und die auch wir machen können.
So ein Ausgehen von der eigenen Erfahrung ist heute modern, und es gibt genug Menschen, die gewissermaßen ihren Vogel für den Heiligen Geist halten. Solche Menschen berufen sich gerne auf Rahner - nicht immer zu Recht, würde ich sagen.
Abusus non tollit usum (Der Missbrauch hebt den Gebrauch nicht auf).
Noch kurz zur Trinitätslehre: "Die ökonomische Trinität ist der Erkenntnisgrund der immanenten Trinität" ist ein typischer Rahner-Satz, d.h.: Wer Gott in sich selbst (immanent) ist, können wir nur daran erkennen, wie er sich (heilsgeschichtlich, ökonomisch) uns mitteilt - eigentlich eine Selbstverständlichkeit.