Offenbarungstheologie

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Peduli
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Offenbarungstheologie

Beitrag von Peduli »

Wir wollen also im Licht der Offenbarung den Heilsplan Gottes über uns betrachten. Diese Betrachtung wird für unsere Seele eine Quelle des Lichtes, der Kraft und der Freude sein.

Fassen wir zunächst den Heilsplan Gottes in allgemeiner Übersicht zusammen, um hernach den eingangs erwähnten Worten des hl. Paulus folgend, die Ausführung im Einzelnen aufzugreifen.

1. Grundgedanke dieses Heilsplanes
Grundgedanke dieses Heilsplanes: Die Heiligkeit, zu der uns Gott durch übernatürliche Annahme an Kindes Statt beruft, ist eine Teilnahme an dem von Jesus Christus uns gebrachten göttlichen Leben

Die menschliche Vernunft kann erweisen, dass es ein höchstes Wesen gibt als Erstursache alles Geschaffenen, als Weltvorsehung, höchster Vergelter, Endziel aller Dinge. Aber so scharfsinnig unser natürlicher Verstand ist, so hat er doch über das Innenleben dieses höchsten Wesens nichts mit Sicherheit bestimmen können. - Das göttliche Leben zeigt sich ihm in einer unendlichen Ferne, in einer undurchdringlichen Unnahbarkeit: Er wohnt im unzugänglichen Licht (1 Tim 6, 16).

Da kam die Offenbarung und brachte uns Licht. Sie belehrte uns, dass es in Gott eine unbegreifliche Vaterschaft gibt. Gott ist Vater: Das ist der grundlegende Glaubenssatz, den alle anderen voraussetzen, herrliche Wahrheit, die den Verstand zwar beschämt, aber den Glauben begeistert und die heiligen Seelen entzückt.

Gott ist Vater. Von Ewigkeit, bevor das geschaffene Licht über der Welt aufstieg, zeugt Gott einen Sohn, dem er seine Natur, seine Vollkommenheiten, seine Seligkeit, sein Leben mitteilt, denn zeugen heißt jemandem durch Mitteilung der gleichen Natur Dasein und Leben geben: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt (Ps 2, 7; Hebr 1 , 5; 5, 5.). "Ich habe dich gezeugt vor dem Morgenstern" (Ps 110, 3). In Gott ist also das Leben, der Vater gibt es, und der Sohn empfängt es. - Dieser Sohn, ganz gleich dem Vater, ist nur einer: "Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht" (Joh 1, 18), er ist der einzige Sohn, weil er mit dem Vater eine und dieselbe unteilbare göttliche Natur hat<ref>Wir müssten genauer sagen, dass er mit dem Vater und dem Heiligen Geist eine und dieselbe göttliche Natur ist. Unsere Menschenlippen können eben bei einem solchen Geheimnis nur stammeln.</ref> - und beide Personen, obwohl voneinander verschieden (auf Grund ihrer Personeneigenschaften als" Vater" und als "Sohn"), sind vereint in einer Umarmung gewaltiger und wesenhafter Liebe, aus der die dritte Person hervorgeht, welche die Offenbarung mit einem geheimnisvollen Namen bezeichnet: Der Heilige Geist. Das ist das Geheimnis des innergöttlichen Lebens, soweit es der Glaube erkennen kann. Die Fülle und Fruchtbarkeit dieses Lebens ist die Quelle der unermesslichen Seligkeit im Schoße der allerheiligsten Dreifaltigkeit.

Und siehe! Gott will, nicht um seiner Fülle hinzuzufügen, sondern um durch sie andere Wesen zu bereichern, seine Vaterschaft sozusagen erweitern. An diesem göttlichen Leben, das alles Geschaffene überragt - das der Vater seinem einzigen Sohn gibt und beide ihrem gemeinsamen Heiligen Geist mitteilen - will Gott auch Geschöpfe teilhaben lassen, wie es Ihm allein mit Recht zukommt. Durch ein Übermaß von Liebe, das jener Fülle des Seins und der Güte entquillt, die Gott selbst ist, strömt dieses Leben aus dem Schoße Gottes weiter zu Wesen, die aus dem Nichts gezogen wurden, um sie über ihre eigene Natur zu erheben und ewig zu beseligen. Diesen Wesen, bloßen Geschöpfen, gibt Gott die Fähigkeit und den süßen Namen seiner Kinder. - Von Natur aus hat Gott nur einen Sohn, aus der Gnade eine unzählbare Schar von Kindern. Das ist die Gnade der übernatürlichen Gotteskindschaft.

Dieser Gnadenentschluss Gottes wurde am Schöpfungsmorgen Wirklichkeit in Adam. Durch die Sünde unseres Stammvaters, die seine ganze Nachkommenschaft in die gleiche Ungnade verwickelte, wurde er durchkreuzt, sollte aber durch ein wunderbares Geheimnis von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, Weisheit und Güte wiederhergestellt werden. - Der Sohn Gottes, einzig und ewig im Schoße des Vaters, nimmt in der Zeit die menschliche Natur an und vereinigt sich so innig mit ihr, dass diese Natur, obwohl als solche vollkommen, doch ganz und gar der göttlichen Person gehört, mit der sie vereinigt wurde. Das göttliche Leben teilt sich in seiner Fülle dieser menschlichen Natur mit und macht sie zur wahren Menschheit des Sohnes Gottes: Das ist das Wunder der Menschwerdung. Von diesem Menschen Jesus Christus kann man in Wahrheit sagen: Er ist der Sohn Gottes.

Aber dieser Sohn, des Vaters einziger Sohn der Natur nach: "Eingeborener Sohn Gottes", ist auf Erden erschienen, nur um der Erstgeborene all jener zu werden, die ihn aufnehmen, nachdem er sie zuvor erlöst hat: "Erstgeborener von vielen Brüdern" (Röm 8, 29). Eingeborener des Vaters im Glanze der Ewigkeit, einziger eigentlicher Sohn, ist er bestimmt zum Haupt vieler Brüder, denen er durch seine Erlösungstat die Gnade des göttlichen Lebens zurückbringt. - So fließt ein und dasselbe göttliche Leben vom Vater auf den Sohn, auf dessen Menschheit und durch den Gottmenschen Christus auf alle jene, die bereit sind, es aufzunehmen. Und dieses Leben geleitet sie bis zur Seligkeit im Schoße des Vaters. Dorthin ist uns Christus vorausgegangen, nachdem er für uns auf Erden in seinem Blut den Preis für ein solches Gnadengeschenk bezahlt hat (Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater ... Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen ... Ich gehe euch die Wohnung zu bereiten ... - Joh 20, 17; 14,2).

Alle Heiligkeit besteht somit darin, das göttliche Leben von Jesus Christus und durch Jesus Christus zu empfangen, der es in Fülle besitzt und als einziger Vermittler für dasselbe gesetzt ist, es dann zu bewahren, und stetig zu vermehren durch eine immer vollkommenere Verbindung und eine immer engere Vereinigung mit dem, der seine Quelle ist.

Die Heiligkeit ist also eine geheimnisvolle Mitteilung und Aufnahme des göttlichen Lebens: eine Mitteilung in Gott vom Vater an den Sohn "in einer unbegreiflichen Zeugung" (Is 53, 8) eine Mitteilung aus Gott, durch den Sohn an die menschliche Natur, die er in der Menschwerdung persönlich mit sich vereinigt hat; endlich durch die Menschwerdung Christi an die Seelen, von denen jede es aufnimmt, je nach dem Maße ihrer Vorherbestimmung: "nach dem Maß die ihm geschenkt wurde" (Eph 4, 7), so dass Jesus Christus in Wahrheit das Leben der Seele, nämlich dessen Quelle und Ausspender ist.

Diese Mitteilung an die Menschen setzt sich fort bis zu jenem Tag, den Gott in seinem ewigen Ratschluss als Vollendung seines Werkes auf Erden bestimmt hat. An jenem Tag wird die Zahl der Kinder Gottes, der Brüder Jesu, vollzählig sein. Von Christus dem Vater dargestellt (1 Kor 15, 24-28) wird dann die ungezählte Schar der Auserwählten den Thron Gottes umgeben, um aus lebendigen Quellen unendliche Seligkeit zu schöpfen und die Größe der Güte und des Ruhmes Gottes zu erhöhen, dann wird die Vereinigung ewig vollendet und "Gott alles in allem" sein.

Das ist in ganz allgemeinen Strichen der Plan Gottes. Das ist in gedrängter Kürze der Weg, den das übernatürliche Heilswerk beschreibt. Wer könnte in Andacht diese freigebige und zuvorkommende Gnadenwahl Gottes erwägen, ohne anbetend niederzusinken und einen Dankhymnus anzustimmen zum Lobpreis des unendlichen Gottes, der sich herniederneigt zur Menschenseele, um ihr den Kindesnamen zu geben! "O Gott, wer ist dir gleich! Du hast deine Wunder und deine heiligen Absichten über uns vervielfältigt. Nichts lässt sich mit dir vergleichen (Ps 39, 6) ! Wie groß sind deine Werke, o Herr, und wie tief deine Gedanken! Du erfreust mich, o Herr, durch dein Tun, und ich juble vor Freude über die Werke deiner Hände (Ps 91, 5-6). Deswegen will ich dir singen, solange ich lebe, ich will dich preisen, solange in mir ein Hauch von Leben ist (Ps 103, 33). Mein Mund sei voll deines Lobes, auf dass ich von deinem Ruhme singe. "Mein Mund ist erfüllt von deinem Lob, von deinem Ruhm den ganzen Tag" (Ps 71, 8).
(Quelle)
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

Peduli
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Re: Offenbarungstheologie

Beitrag von Peduli »

Für GOTT ist es unmöglich, nicht zu sein. Deshalb kann man mit gutem Grund sagen, daß GOTT ewig ist.
Dieser GOTT, für den es unmöglich ist, nicht zu sein, ist als JESUS CHRISTUS Mensch geworden.

Deo gratias!
Wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wo er hinwill.
Schauen wir dankbar zurück, mutig vorwärts und gläubig aufwärts!

(F.J.S.)

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