Re: Phantasie und echtes mystisches Erfahren
Verfasst: Freitag 12. Mai 2023, 15:06
Auf das, worauf ich aus deinen letzten Beiträgen hier noch nicht einging, gehe ich möglicherweise später noch genauer ein.
Er macht aber ja schon einige recht allgemein wirkende Aussagen? Z.B.:Stefanro hat geschrieben: ↑Freitag 12. Mai 2023, 13:51Es könnte einem erscheinen, dass Johannes davon spricht, dass dieses abzulehnen/zurückzuweisen sei und jenes auch, dann noch dies und darüberhinaus das etc. etc. So kann der Eindruck entstehen, dass die Vernunft zu gar keinem Ende kommt damit, bei jeder Wahrnehmung - ob natürlich oder vermeintlich übernatürlich - abzuwägen "Soll ich das beachten oder doch besser nicht?" "Johannes rät 'nicht beachten', aber ich kann nicht anders als es zu beachten" etc etc.
Dies ginge jedoch an der eigentlichen Botschaft vorbei, nämlich der, dass der entscheidende Faktor der Glaube ist, um den es Johannes geht, der 'Johannes-Glaube Typ a1', der einem gegeben wurde. Sollte dieser Glaube einem nicht gegeben worden sein, dann macht es auch keinen Sinn sich mit Johannes' Schrift zu befassen.
Vorrede hat geschrieben:4 Damit sie es also lernen, sich von Gott tragen zu lassen, wenn Seine Majestät sie voranbringen
will, seien sie nun Anfänger oder Fortgeschrittene, geben wir hier dazu Lehre und Weisung, so daß sie
verstehen, um was es geht, oder zumindest sich Gott überlassen. Es gibt Seelenführer und Beichtvä-
ter, denen Licht und Erfahrung auf diesen Wegen mangelt. Sie pflegen daher solche Seelen mehr zu
behindern und zu schädigen, als ihnen voranzuhelfen.
Denn die einzige Entscheidung, die bei jeglicher Wahrnehmung im engen Kontext des von Johannes beschriebenen Weges anstehen kann ist nicht "Soll ich das beachten oder doch besser nicht?", sondern "Soll ich das beachten oder glaube ich?" Denn wenn ich's beachte, hat sich der Wille gegen die Tugend des Glaubens entschieden.
Ich verstehe "Glauben" ja eher als eine Art Sehen. Aber diese Art zu sehen ist einigen Menschen so fern, auch aufgrund des Zustands ihrer Seelen, Ferne zu Gott und dessen Geistwesen, würde ich sagen, daßsie ihnen so karg vorkommt, als wäre sie kein Sehen und Erkennen.Buch 1, Kapitel 2 hat geschrieben:Zweitens vom Mittel oder vom Wege her, den die Seele zu dieser Vereinigung gehen muß; dies ist der
Glaube, der dem Verstande so dunkel ist wie Nacht.
Wäre ein Glaubender demnach keine wahrnehmende Kreatur mehr?Wenn ich glaube stellt sich also die Frage "Beachten oder nicht?" gar nicht, ebenso wenig die analoge Frage "aktiv oder passiv?", weil der Glaube "alles auf Empfang" stellt, dadurch dass die kreatürlichen Wahrnehmungen "abperlen".
Wäre wohl gut, nur wäre die Seele dann in dieser Vorstellung noch ein subjektiv agierendes Wesen? "Lichtes Selbst" statt "fleischlichem Selbst" (nach meinen Begriffen dann nicht das wahre, heile Selbst des Menschen)?Die Seele ist über das Medium des Glaubens "ganz an Gott", hat - bildlich gesprochen - "an Gott angedockt"
Aha.(ist aber noch nicht einsgeworden, weil das Einswerden oder das - bildlich - "Verschmelzen" nur durch die zusätzliche heilige Liebe bewerkstelligt werden kann, nicht durch den Glauben alleine).