Glauben Deutsche anders als andere?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Martin O
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Registriert: Dienstag 7. Oktober 2003, 21:53

Beitrag von Martin O »

max72 hat geschrieben:
Martin O hat geschrieben:Mich wundert immer wieder, wie gut einige doch die Kirche der gesamten Welt kennen, um festzustellen, dass es nur in Deutschland problematische Tendenzen gibt, während überall sonst heile Welt ist und alle Katholiken brav nach den Geboten der Kirche leben.
Ich wohne seit 10 Jahren im Ausland (USA, Norwegen) von daher kann ich da schon ein bischen was dazu sagen.

Aber es ist schon richtig, in anderen Laendern gibt's andere Probleme. Hier ging's halt um die typisch deutschen Probleme. Klar, das sind alles Tendenzen und will nicht sagen, dass alles in Deutschland so ist.

Allerdings habe ich gehoert, dass es mit der Kirche in der Schweiz und in den Niederlanden noch problematischer ist.

Gruss

Max
Hallo Max,

dich habe ich nicht gemeint, da du die Situation in den USA und Norwegen wohl wirklich beurteilen kannst und ich das wusste (ich kann dies aber nicht, da ich in beiden Ländern nie war, daher nichts weiter dazu). Geärgert haben mich Sprüche wie "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen" von Dirk - Natürlich geht jeder Kirchenkritiker in Deutschland zunächst einmal von der Situation hier aus, doch ich habe noch so gut wie nie gehört, dass die deutsche Theologie als die vorbildliche hingestellt wurde, es allerdings erlebt, dass Kirchenkritiker mit Anspielungen auf die Nazis angegriffen wurden. Deshalb reagiere ich etwas heftig auf solche Zitate.
Ebenso stört mich die Behauptung von Kordian, "die Deutschen" hätten ein Problem mit der Autorität. In einer ganzen Reihe katholischer Länder gab es schon den Versuch, den Einfluss des Papstes auf die Kirche im Land einzuschränken.

Gruß
Martin

max72
Beiträge: 1032
Registriert: Montag 10. November 2003, 16:42

Beitrag von max72 »

Martin O hat geschrieben: Ebenso stört mich die Behauptung von Kordian, "die Deutschen" hätten ein Problem mit der Autorität. In einer ganzen Reihe katholischer Länder gab es schon den Versuch, den Einfluss des Papstes auf die Kirche im Land einzuschränken.

Gruß
Martin

Hallo Martin,

ich frage mich aber wirklich, ob Kordian nicht hier ein Stueckchen Recht hat. Man will, besonders, in Deutschland zeigen, dass man kritisch ist und sich ja nichts sagen laesst. Dieses "ich bin katholisch, aber natuerlich find ich den Papst bloed" kann man in Deutschland viel mehr hoeren als anderswo. Hat das vielleicht mit unserer Vergangenheit zu tun? Uns wurde vorgeworfen uns nicht genuegend gegen Hitler und seine Genossen gewehrt zu haben. Aber jetzt wollen wir zeigen, dass uns keine Authoritaet mehr was sagen kann. Deutsche distanzieren sich im Ausland auch am ehesten von ihrer Nationalitaet (wie der Ami der mich verwundert gefragt hat, warum die Deutschen nie sagen sie kaemen aus Deutschland, sondern nur "ich komme aus Europa". Das macht kein anderer Landsmann).

Gut, dieses sich nichts sagen lassen wollen gibt's auch in anderen Laendern, aber mein Eindruck ist dass es in Deutschland ausgepraegter ist. Vielleicht kommt es auch einfach aus unserer individualistishen Kultur. Jeder ist seines Glueckes Schmied und weh dem der meiner Freiheit Einschraenkungen machen will...

Gerade lass ich von einem Gottesdienst in Schweden, bei der Homosexuelle gesegnet wurden, mit gemeinsamer Kommunion fuer Katholiken, ein katholischer Priester war dabei. Hmm, dachte ich, das passt doch nicht zu dem was ich von den Norwegern und Schweden so kenne. Und sieh da, der Priester war ein besuchender Schweizer, der die schweden ach so fortschrittlich fand, dass sie all das machen. Dass die skandinavischen Katholiken in diesen Sachen romtreuer sind als alle Deutschen wusste er wohl nicht...

Gruss

Max

PS: Ein anderes Beispiel: an deutschen Unis "muss" ein guter Student immer politische engagiert sein und "gegen", tja, gegen was auch immer halt sein. Neben berechtigten Forderungen kam mir vieles sehr gesucht vor. So was gab's an der amerikanischen Uni nicht, der Professor war in engerem Kontakt mit den Studenten, jemand der den Studis helfen will. Eine ganz andere Atmosphaere, nicht dieses von vornherein skeptisch seinde, das nur wartet sich ueber irgendwas aufregen zu duerfen.

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