Auserwählung des Volkes Israel -Warum?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
139:11-12
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Auserwählung des Volkes Israel -Warum?

Beitrag von 139:11-12 »

Der gesamte "alte Bund" betrifft ja nur das Volk Israel. Gott hat sich also laut AT auf personaler Ebene nur mit diesem Volk befasst. Warum (anfangs?) nur diese Auserwählung einzelner? Wie passt das zusammen mit der Verheißung an Abraham, dass Gott in ihm alle Völker segnen werde? Warum besteht die Idee, dass Gott alle Menschen zum Heil ruft, erst so spät und wie passt sie mit der Geschichte Gottes mit "seinem" Volk zusammen? Warum wählt Gott sich ein Volk zum besonderen Eigentum? Warum spricht Gott nicht alle gleichermaßen an? Letzeres auch im Bezug auf die heutige Situation: Viele Menschen sagen ja heute von sich, sie würden gerne an Gott glauben, können es aber nicht? Warum gibt Gott diesen Menschen nicht die Möglichkeit, ihm zu glauben?

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Marion
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Re: Auserwählung des Volkes Israel -Warum?

Beitrag von Marion »

139:11-12 hat geschrieben:
Donnerstag 18. Mai 2017, 16:12
Der gesamte "alte Bund" betrifft ja nur das Volk Israel. Gott hat sich also laut AT auf personaler Ebene nur mit diesem Volk befasst. Warum (anfangs?) nur diese Auserwählung einzelner? ...
Dazu lehrt der catechismus romanus
XII. Warum die Juden von Gott zu seinem Volke erwählt wurden.

Hiebei muss der Seelsorger vorzüglich das bemerken: Eine Nation sei aus allen von Gott auserwählt worden, die er sein Volk nannte, und dem er sich erkennen und verehren liess; nicht etwa weil es die übrigen Völker an Gerechtigkeit oder Anzahl übertraf, wie Gott die Hebräer erinnert, sondern weil es Gott so gefallen hat, vielmehr ein kleines und armes Volk, zu vermehren und zu bereichern [Deut. 7,7] , damit dadurch seine Macht und Güte bei Allen bekannter und glänzender würde. Da also der Zustand jener Menschen so beschaffen war, so vereinigte sich Gott mit ihnen, und liebte sie, [Deut. 10,15] so dass er sich, obschon er der Herr des Himmels und der Erde ist, nicht schämte, ihr Gott genannt zu werden, wodurch er die übrigen Nationen zur Nacheiferung aufrief, damit, wenn sie die Glückseligkeit der Israeliten sahen, alle Menschen sich zum Dienste des wahren Gottes wenden sollten; wie auch Paulus bezeugt [Röm. 11,14] , er reize sein Fleisch zur Nacheiferung durch Hinweisung auf die Glückseligkeit der Völker, und auf die wahre Erkenntniss Gottes, in der er sie unterrichtet hatte.
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Romanus
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Re: Auserwählung des Volkes Israel -Warum?

Beitrag von Romanus »

Vorsicht, das auserwählte Volk der Juden ist nicht so zu verstehen, dass Gott Israel aufgrund seiner Abstammung bevorzugt hätte. Vielmehr ist es so, dass die Menschen in Israel, – anders als die übrigen Mittelmeerländer, die zur Zeit des Hellenismus noch an Vielgötterei glaubten –, gleichsam als erstes Volk eine monotheistische Theologie begründeten. In der weiteren theologischen Auseinandersetzung mit dem monotheistischen Glauben weitete sich der Glaube an einen Gott, letztlich durch Jesus Christus, auf alle Menschen guten Willens aus. Prinzipiell hätte es auch ein anderes Volk oder andere Völker sein können, aber die waren, um es umgangssprachlich auszudrücken, schlicht noch nicht so weit. Man bedenke, dass im Volk Israel auch Ungläubige gelebt haben und es nur aus der Außenperspektive derart homogen erscheint. In Bezug auf heute ist das nicht anders: Menschen, die heute nicht an Gott glauben können, sind aus vielfältigen Gründen nicht dazu. Man muss sich Gott zuwenden, sich öffnen, sich berühren lassen, vielleicht im ersten Schritt neugierig sein. Auf rein rationaler Ebene ist das nicht zu erfassen, entscheidend ist das Herz, die Fähigkeit bedingungslos bzw. Gott zu lieben. – Es ist jedenfalls falsch zu denken, dass Gott ihnen die Möglichkeit zu glauben, vorenthalten würde. Die Möglichkeit ist mithin für alle Menschen gleich vorhanden, aber die Religiosität der Menschen ist, über die Völker und Individuen hinweg, unterschiedlich ausgeprägt. Israel ist sozusagen der Anfang eines neuen theologischen Denkens.
„Die Kirche ist ein Kind der Zeit, Gott aber nicht, und der Bischof von Rom, sein Stellvertreter, kann zeitlichen Mächten nicht dienlich sein.“ (Andreas Kilb)

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Re: Auserwählung des Volkes Israel -Warum?

Beitrag von 139:11-12 »

Das ergibt Sinn. Vielen Dank für die Antwort.

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Sempre
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Re: Auserwählung des Volkes Israel -Warum?

Beitrag von Sempre »

Romanus hat geschrieben:
Donnerstag 18. Mai 2017, 17:12
Vorsicht, das auserwählte Volk der Juden ist nicht so zu verstehen, dass Gott Israel aufgrund seiner Abstammung bevorzugt hätte. Vielmehr ist es so, dass die Menschen in Israel, – anders als die übrigen Mittelmeerländer, die zur Zeit des Hellenismus noch an Vielgötterei glaubten –, gleichsam als erstes Volk eine monotheistische Theologie begründeten. In der weiteren theologischen Auseinandersetzung mit dem monotheistischen Glauben weitete sich der Glaube an einen Gott, letztlich durch Jesus Christus, auf alle Menschen guten Willens aus. Prinzipiell hätte es auch ein anderes Volk oder andere Völker sein können, aber die waren, um es umgangssprachlich auszudrücken, schlicht noch nicht so weit. Man bedenke, dass im Volk Israel auch Ungläubige gelebt haben und es nur aus der Außenperspektive derart homogen erscheint. In Bezug auf heute ist das nicht anders: Menschen, die heute nicht an Gott glauben können, sind aus vielfältigen Gründen nicht dazu. Man muss sich Gott zuwenden, sich öffnen, sich berühren lassen, vielleicht im ersten Schritt neugierig sein. Auf rein rationaler Ebene ist das nicht zu erfassen, entscheidend ist das Herz, die Fähigkeit bedingungslos bzw. Gott zu lieben. – Es ist jedenfalls falsch zu denken, dass Gott ihnen die Möglichkeit zu glauben, vorenthalten würde. Die Möglichkeit ist mithin für alle Menschen gleich vorhanden, aber die Religiosität der Menschen ist, über die Völker und Individuen hinweg, unterschiedlich ausgeprägt. Israel ist sozusagen der Anfang eines neuen theologischen Denkens.
Du widersprichst der hl. Schrift sowie der Lehre der Kirche und trägst eine beliebige moderne Sichtweise vor, die offenbar schlicht formuliert, was dem Formulierenden in den Kram passt. Frei nach dem Motto, lasst uns glauben was uns angenehm erscheint und gut in die allgemeinen Vorstellungen der heutigen Welt passt. Die Naivität kennt keine Grenzen.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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Re: Auserwählung des Volkes Israel -Warum?

Beitrag von 139:11-12 »

Du widersprichst der hl. Schrift sowie der Lehre der Kirche und trägst eine beliebige moderne Sichtweise vor, die offenbar schlicht formuliert, was dem Formulierenden in den Kram passt. Frei nach dem Motto, lasst uns glauben was uns angenehm erscheint und gut in die allgemeinen Vorstellungen der heutigen Welt passt. Die Naivität kennt keine Grenzen.
Vielleicht könntest du diese Einschätzung begründen? Wo und wie widerspricht das jetzt genau der Bibel und der Lehre der Kirche?

Pilgerer
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Re: Auserwählung des Volkes Israel -Warum?

Beitrag von Pilgerer »

Zu dem Thema ist im Galaterbrief etwas zu lesen:
8 Die Schrift aber hat zuvor gesehen, dass Gott die Heiden durch den Glauben gerecht macht. 17 Ich meine aber dies: Das Testament, das von Gott zuvor bestätigt worden ist, wird nicht aufgehoben durch das Gesetz, das vierhundertdreißig Jahre danach gegeben wurde, sodass die Verheißung zurückgenommen würde. 19 Was soll dann das Gesetz? Es wurde hinzugefügt um der Übertretungen willen, bis der Nachkomme käme, dem die Verheißung gilt; 24 So ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christus hin, damit wir durch den Glauben gerecht würden.
Also: Zuerst war der Bund Gottes mit Abraham, in dem Gott zusagt, die Heiden (Völker) durch Abraham zu segnen (1. Mose 17). Zu diesem Bund gehörte die Beschneidung. 430 Jahre später kam der Bund des Sinai zwischen Gott und Israel dazu, der für Israel ein eigenes kodifiziertes Gesetz beinhaltete, das Israel ermöglichen sollte, Jesus als den Christus zu erkennen. Dabei gehörte zum Gesetz Israels auch die mündliche Torah, die manches anders aussehen lässt, als es schriftlich aussieht. Das zeigt, dass das Gesetz Israels humaner (und nah an der neutestamentlichen Ethik) war, als es in den 5 Büchern Mose anmutet.
Vieles in Israels Bund mit Gott war ein Vorbild für den christlichen Bund der Heiden mit Gott, wie der Hebräerbrief zeigt. So hat das Land Israel für Israel (und die Juden bis heute) eine heilige Bedeutung, die dem Reich Gottes der Christen gleich kommt. Darum ist es für Juden eine große Gnade, wenn Gott sie wieder dorthin heimkehren lässt. Paulus schreibt, "nach der Erwählung sind sie Geliebte um der Väter willen.29 Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen." (Römer 11) Vielleicht haben die millionenfachen Opfer im Holokaust sie vor Gottes Augen würdig gemacht, erneut ihr Land zu besiedeln. Die Existenz Israels ist ein Zeugnis für die Existenz Gottes und ist naturgemäß auch ein Ärgernis für den Antichristen.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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