Was Christen glauben:

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Peter
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Beitrag von Peter »

Das schaue ich mir gerne noch einmal an. Entschuldige Uli, ich habe heute wieder Bärchenmaltag.

Peter
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Beitrag von Peter »

Done.

Zumindest habe ich jetzt die Seite von Medard Kehl aufgerufen. Die ist sehr interessant und sehr hilfreich. Das lese ich mir in Ruhe durch.

LaChatte
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Beitrag von LaChatte »

- der Herr Kehl hat sich, wie man sieht, ausführlich mit der Reinkarnation beschäftigt (danke Uli, für den Link!). Im ersten Teil gibt er eine gute Zusammenfassung dessen, worum es geht - später, bei den Einzelargumenten, bei den Details, versteht er die Reinkarnation auf sehr subtile Weise, aber dennoch falsch.

Ich erlaube mir mal, einen Abschnitt herauszupflücken und zu kommentieren:
(2) Ein weiterer hoher Preis für das Konzept einer "multiplen Persönlichkeitskarriere" scheint mir die Gefahr der realen Spaltung der menschlichen Identität in zwei völlig trennbare und dann kaum miteinander zu vermittelnde "Substanzen" zu sein: Nämlich in eine geistig-ewige und eine körperlich-vergängliche Substanz. Die geistig-göttliche Energie in mir sucht sich immer wieder einen neuen Leib, eine neue Zeit, eine neue Geschichte, neue Partner, Beziehungen und Freundschaften, ohne daß die eine "Verkörperung" von der anderen etwas weiß, so daß die früheren Existenzen auch jetzt keine ausdrückliche Bedeutung mehr haben. Meine Frage lautet: Ist mein konkretes leiblich-geschichtliches Leben, meine persönliche Biographie mit ihren vielen prägenden zwischenmenschlichen Beziehungen und Freundschaften, mit ihrem Einsatz für das Leben auf dieser Erde usw. so unbedeutsam für mein geistig-ewiges Ich, daß es im Tod wie ein Allelujates Kleid einfach abgelegt und vergessen werden kann? Wird davon am Ende nur der bleibende Ertrag für meine eigene geistig-sittliche Vervollkommnung herausgezogen? Kann eine solch starke Egozentrik wirklich dem Menschen zum Heil dienen? Spricht nicht gerade die Liebe in ihrer tiefsten Intention zum anderen: "Du sollst ewig sein" (G. Marcel), und damit auch die Beziehung unserer Liebe? Mir scheint, daß in der Wiedergeburtslehre die Schwierigkeiten unserer hoch individualisierten Kultur mit dauerhaften, ja endgültigen Bindungen weltanschaulich legitimiert wird: Da auch der Tod keinen Übergang in die Endgültigkeit des einmalig gelebten und bei Gott aufgehobenen Lebens bringt, da vielmehr nach dem Tod das irdische Leben in einer neuen Biographie von neuem beginnen kann, stellt auch das jetzige Leben im ganzen und im Detail nichts endgültiges dar. Darum braucht einem Versprechen, einer Selbstverpflichtung zur Treue auch nicht notwendig mehr ein einmaliger und verbindlicher Wert zugeschrieben zu werden. Alles läßt sich auflösen, neu versuchen, nachholen ...
"langandauernde Bindungen" - Herr Kehl meint, der Glaube an Reinkarnation fördere die Unverbindlichkeit. Nein, genau das Gegenteil ist der Fall: wenn ein Mensch einem andern "ewige Liebe" schwört - im Rahmen einer Hochzeit, zum Beispiel - so gilt dieser Schwur, und diese Menschen werden sich in jedem Leben wieder begegnen. Wer an Reinkarnation glaubt, wird also in seiner Wortwahl vermutlich noch vorsichtiger sein, als einer, für den das Leben nach dem Tod fertig ist...

- Trennung in eine "geistig-ewige" und "körperlich-vergängliche" Substanz: Das stimmt auf eine sehr vereinfachte Weise - der physische Körper löst sich auf, und ein neuer physischer Körper kann entstehen. Dabei muss aber beachtet werden, dass jeder Körper ein einmaliger, nicht wiederholbarer Ausdruck einer einmaligen Persönlichkeit ist - da ist nichts Beliebiges dran. Vergangene Beziehungen und Geschichten haben sehr wohl auch heute noch eine Bedeutung - und die gesamte Geschichte eines Menschen ist in seinem Körper, wenn auch oft/meist unbewusst, gespeichert und kann auch durch Menschen mit entsprechender Ausbildung gesehen und sogar verändert/geheilt werden. Das Vergessen-Können von alten Geschichten ist eher eine Gnade denn eine Bestrafung - was würde wohl geschehen, wenn wir plötzlich einem Menschen gegenüber stehen, von dem wir wissen, dass er im letzten Leben unser Mörder, unser Vergewaltiger, unser Quäler war? Wir werden mit grösster Sicherheit etwas spüren - eine grosse Antipathie, eine unerklärliche Angst, eine beklemmende Faszination, nur schon allein die Präsenz dieses Menschen wird uns emotional auf unerklärliche Weise sehr bewegen - aber da wir die Details der Vorgeschichte glücklicherweise meist nicht kennen, erlaubt uns dies, unvoreingenommen auf diesen Menschen zuzugehen und Verzeihung ist möglich. Wenn wir das christliche Gebot der Nächstenliebe verwirklichen, werden wir vielleicht die Grösse haben zu sagen "ich nehme dich an, wie du bist, wer immer du bist" - und es kann auch eine grosse Gnade zu sein, etwas zu verzeihen, von dem wir nicht so ganz genau wissen, was wir eigentlich verzeihen.

- Egozentrik
Reinkarnation fördert die Egozentrik nicht - wie könnte sie auch? Sie besagt viel mehr, dass wir für alle Handlungen, die wir je an andern Menschen getan haben, uns vor genau diesen Menschen werden verantworten müssen. Und die Menschen werden uns zur Verantwortung ziehen - irgendwann. Auch wenn dies unbewusst geschehen mag, aber sie werden es tun. Und sie werden es unweigerlich tun. Daraus folgt: Alles, was wir an anderen Menschen tun, tun wir uns im Grunde selbst an, wenn auch zeitverschoben. Bin ich liebevoll, werde ich Liebe erhalten. Bin bösartig, werden andere mich bösartig behandeln.

Genau diese Gedanken werden auch in den Evangelien angesprochen: "so wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden" - oder auch "was ihr dem Geringsten tut, das tut ihr mir." (apropos, Herr Kehl erwähnt das "geheime Gesetz des Karma" - so geheim ist es doch nicht? "So wie ihr richtet, werdet ihr gerichtet", dieser Satz ist genau das Gesetz des Karma) - auch wenn die Bibel nicht die Reinkarnation vertreten mag, so kommen doch beide Richtungen zu den genau gleichen Resultaten, wie ein Mensch handeln sollte. In der Reinkarnation wird einfach die Idee vertreten, dass Gott durch andere Menschen wirkt und uns auf diese Weise richtet - und uns unser Handeln durch andere Menschen zurückspiegelt.

ah, und noch - ich versteh die Logik des Herrn Kehl nicht wirklich immer, manchmal scheint er mir doch ziemlich gewagte Sprünge zu machen, oder vielleicht schreibt er auch einfach für intelligentere Leser wie mich, die nicht alle Zwischenschritte erklärt brauchen... :kratz:
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Erich
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Beitrag von Erich »

"So wie ihr richtet, werdet ihr gerichtet", dieser Satz ist genau das Gesetz des Karma

unser Karma hat uns Christus genommen! Dat jibbet et nich mehr!!
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LaChatte
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Beitrag von LaChatte »

jetzt verwirrst du mich - Jesus hat doch gesagt, dass "so wie wir richten, werden wir gerichtet?"

na gut, möglicherweise hat er den Modus verändert, das Prinzip bleibt sich auf alle Fälle gleich...
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Erich
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Beitrag von Erich »

Jesus hat doch gesagt, dass "so wie wir richten, werden wir gerichtet?"

Er sagte auch: Deine Sünden sind dir vergeben -> futsch war das Karma :mrgreen:

Die Kirche hat auch die Vollmacht Sünden zu vergeben und damit Karmen zu vernichten ;D
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

LaChatte
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Beitrag von LaChatte »

Jeder Mensch hat doch Vollmacht, zu vergeben? Sonst würden wir ja nicht beten "...wie wir vergeben unsern Schuldigern".

Vergebung ist wirklich die effektivste Karmavernichtungsmaschine, die es gibt, bzw Karmaauflösungsmaschine - als würden wir die Fesseln, die uns fesseln, lösen.

@Vergebung und Beichte, das wisst ihr sicher:
Angenommen, es geht ein Mensch in die Beichte, und der Pfarrer erteilt ihm die Absolution. Nun ist es aber ein Ding, das diesen Menschen weiterhin beschäftigt, und auch nach der Beichte bedrückt es immer noch sein Herz und er findet keine Ruhe, macht sich selbst Vorwürfe, kurz, auch wenn er in der Beichte die Absolution erhielt, so kann er doch sich selbst sein Fehlverhalten nicht vergeben.

Ist diesem Menschen nun vor Gott vergeben oder nicht? Bzw Karma aufgelöst oder nicht?
Alles ist erlaubt (Paulus)

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Ja, es ist ihm vergeben. Sein Problem ist allerdings, dass er das nicht begreift und deshalb noch immer mit sich selbst hadert - anstatt die Luft der Freiheit zu atmen. Es könnte auch sein, dass die Buße, die er zu leisten hat, ihm zu gering oder nicht passend erscheint.
Um die Absolution zu begreifen, muss man sich auf Gott verlassen - und nicht auf sich selbst. Und manchmal muss man sich halt auch sagen - Gott ist großzügiger mir gegenüber als ich selbst es bin ... ;)
(wobei ich davon ausgehe, dass dieser Mensch aus ernsthafter Reue zur Beichte gegangen ist ...)

Geronimo

Petra
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Beitrag von Petra »

LaChatte hat geschrieben:
@Vergebung und Beichte, das wisst ihr sicher:
Angenommen, es geht ein Mensch in die Beichte, und der Pfarrer erteilt ihm die Absolution. Nun ist es aber ein Ding, das diesen Menschen weiterhin beschäftigt, und auch nach der Beichte bedrückt es immer noch sein Herz und er findet keine Ruhe, macht sich selbst Vorwürfe, kurz, auch wenn er in der Beichte die Absolution erhielt, so kann er doch sich selbst sein Fehlverhalten nicht vergeben.

Ist diesem Menschen nun vor Gott vergeben oder nicht?
Ja.

(Mit Karmen kenn ich mich nicht aus, höchstens mit Carmen [träller on]L'amour est un oiseau rebelle, que nul ne peut apprivoiser...[weiter träller]
;)

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Natürlich ist ihm die Sünde vergeben. Der Mensch hat nur zu wenig Glauben, wenn ihn das nach der Beichte immer noch beschäftigt.

Petra
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Beitrag von Petra »

Liebe LaChatte, deine Frage verdient eine Antwort mit mehr "Echtheit" als das, was ich eben so flappsig von mir gegeben habe.

Nur, wie oben schon angedeutet, kenne ich mich mit Bizets Carmen besser aus als mit Wiedergeburt. Dennoch ein Versuch:

Als Argument kann ich nur ins Gespräch werfen (unqualifiziert, denn ich habe den Thread kaum gelesen und jemand hat es evtl schon gebracht): wir haben nur dieses eine schöne, scheußliche, leiderfüllte oder paradiesähnliche, von Ungerechtigkeiten strotzende Leben. Als Christ, dem es „besser“ geht, kann man sich nicht rausreden, wenn man nicht hilft und sagen, in einem nächsten Leben geht es den Armen besser. Oder: in einem nächsten Leben kann ich mehr für die Mitmenschen tun, weil ich mehr Zeit, Gelegenheit, Geld habe. Oder: in einem nächsten Leben bekomme ich die Möglichkeit ohne die Schicksalsschläge, die mich in derzeit vom Wahren Schönen und Guten abhalten, ein wahrhaft großer Mensch zu werden. Oder: in einem nächsten Leben kann ich meine eigene Schuld abarbeiten.

Man hat nur diesen einen Durchlauf. Und für mich ist es so, weil ich damit lerne, auf einen Anderen, IHN, zu vertrauen. Und im Idealfall durch dieses erkannte und erlernte Vertrauen zu verstehen, was große Liebe ist. Ich glaube, dass man Gott in seinem Wesentlichen nur dadurch erkennt, wenn man die Kraft (die große Kraft!) hat, seine eigenen Unzulänglichkeiten und die jedes einzelnen Menschen zu sehen und vor dem Wunder zu stehen, dass da einer dennoch, trotz allem und immer wieder neu annimmt und liebt.

Lieben Gruß
Petra (die sich mit dem Bösen auskennt)

LaChatte
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Beitrag von LaChatte »

Ich denke ja auch, dass dem Menschen vergeben ist, aber irgendwie scheint mir die Sache einfach nicht richtig abgeschlossen zu sein, solange er weiter hadert... Und sollte es nicht auch so sein, dass ein Mensch an Glauben gewinnen sollte, so dass diese Vergebung auch in seinem Herzen ankommt? Vergebung sollte ja ein Gefühl von Freude, Ruhe, Sicherheit und Angenommen-Sein vermitteln...

Vom Karma-Standpunkt her wär dieses Karma eben noch nicht aufgelöst, just weil dieser Mensch nicht in der Lage ist, sich selbst zu vergeben und zu sagen "Gott, du nimmst mich als dein Kind an, wie ich bin, so nehme ich mich selbst auch an, wie ich bin - ich bin gut so mit all meinen Qualitäten und Fehlern". Das Karma wär in dem Moment aufgelöst, wo der Glaube an die Vergebung da ist und Friede einkehrt.
Alles ist erlaubt (Paulus)

LaChatte
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Beitrag von LaChatte »

@Petra

mit all den Dingen soll sich niemand rausreden - und Christen, die nicht an weitere Leben glauben, könnten dennoch ausweichen und sagen "heute ist ungünstig, aber morgen werd ich ein guter Mensch! Morgen werd ich mich bei der Nachbarin entschuldigen, morgen zahle ich meine Schulden, morgen höre ich auf zu rauchen, morgen werde ich beginnen, Geld zu spenden für die armen Kinder in Afrika, morgen..." - egal, ob du ein Leben hast oder tausend - das einzige, was zählt, ist jetzt. Wenn immer du etwas tust - sei es gut oder schlecht - du tust es jetzt. Du hast keinen andern Moment als jetzt zur Verfügung...
Und für mich ist es so, weil ich damit lerne, auf einen Anderen, IHN, zu vertrauen. Und im Idealfall durch dieses erkannte und erlernte Vertrauen zu verstehen, was große Liebe ist. Ich glaube, dass man Gott in seinem Wesentlichen nur dadurch erkennt, wenn man die Kraft (die große Kraft!) hat, seine eigenen Unzulänglichkeiten und die jedes einzelnen Menschen zu sehen und vor dem Wunder zu stehen, dass da einer dennoch, trotz allem und immer wieder neu annimmt und liebt.
Das ist so schön, das muss ich gleich zitieren. :ja:
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Peter
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Beitrag von Peter »

Ist jetzt «Karma» als theologische Kategorie eingeführt? Nur damit ich mich rechtzeitig dran gewöhne.

uli
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Registriert: Mittwoch 19. Mai 2004, 23:23

Beitrag von uli »

Liebe LaChatte,
am Ende dieses Tages stell ich Folgendes fest: War ja heute zum ersten Mal in diesem Thread und find´s ja auch teilweise nicht ok, wie die Leute mit dir umgehen. Andererseits, wenn ich jetzt deine ganzen Reaktionen mal Revue passieren lasse, frage ich mich: Bist du wirklich so unbefangen offen und interessiert, wie ich dich zunächst eingestuft habe? Oder steckst du so fest in deinem eigenen „System“ wie andere in ihrem eigenen System eingebunkert sind? Und du stellst Fragen an das „alternative“ System – aber nicht wirklich offen-interessierte Fragen, sondern: Du kennst die Antworten, die zu dir zurückkommen, eh schon – oder manchmal auch nicht, jedenfalls hast du für jede Antwort sofort, binnen Minuten, eine ablehnende Gegenantwort parat, d. h., alle Antworten prallen bei dir wie an einem Regenschirm ab. Mich hat gewundert, wir rasch z. B. auf den Artikel von Medard Kehl deine Gegenreaktion da war.
Das heißt, deine Fragen sind insofern keine wirklich „neugierigen“ Fragen, sondern rein provozierend gemeinte Fragen, auf die du bei einer Antwort (die dann logischerweise bei manchen etwas gereizt ausfällt) sofort eine Gegenantwort losschießt. Offen fände ich es, wenn man wirklich neugierig-interessiert eine Frage stellt, die Antwort wirklich hört und in Ruhe überdenkt, und dann zu einer Reaktion findet, die von ablehnend bis zustimmend mit allen Zwischenstufen ausfallen kann, inklusive eben der Möglichkeit, seine eigene bisherige Meinung zu revidieren.
Ein weiterer Beleg dafür, dass du ganz fest in deinem System steckst und permanent um es herum und um dessen Verteidigung kreist: Du findest ja unentwegt wieder neue Anknüpfpunkte, um dein System zur Sprache zu bringen (zu propagieren?) – von Reinkarnation über Karma und Beichte bis zur Person Jesu -, wobei letztlich deine Gegenantworten schon parat liegen, und dieses dauernde Kreisen und Verteidigen scheint mir nicht gerade für lockere Offenheit zu sprechen. Wie gesagt: Das alles sind nur erste Eindrücke, vielleicht täusche ich mich, vielleicht ist aber auch was dran, und wenn was dran ist, vielleicht überdenkst du´s mal-
Das wollte ich die dir, als ewig Suchender und Fragender, zu nachtschlafener Zeit noch mitteilen.
Weißt du, mich hat immer ein Wort von Karl Rahner beeindruckt, der ja nun wahrlich kein unkritischer katholischer Theologe war: „Man muss – auch sich selber – immer wieder fragen, woher man denn wisse, dass irgendein im letzten doch individuell-subjektives Empfinden, von allen tieferen theologischen Begründungen abgesehen, mehr gelten soll als die Lehre und das Glaubensbewusstsein der ganzen Kirche durch 2000 Jahre hindurch“? In diesem Sinne und stehend in diesem breiten, uralten Strom des allgemeinen christlichen Glaubensbewusstseins, sehe ich als schlicht-vertrauensvoller Christgläubiger keine Verbindung von Jesus bzw. dem Christentum zu Reinkarnationsvorstellungen welcher Art immer. Der biblische Jesus sagt nichts von einem weiteren (und weiteren ...) Leben, sondern von einem neuen, endgültigen Leben. Wer sich auf ihn einlässt und verlässt, für den hört nach diesem zeitlichen Leben die Zeit auf, wenn er zu Jesus Christus „eingeht“, endgültig. Insofern entlastet Jesus Christus mich von meiner Zukunft. Er entlastet mich aber auch von meiner Vergangenheit – von meiner Sünde, er lässt mich in der Taufe „wiedergeboren“ werden zu einem neuen Leben und gibt mir in der Lossprechung immer wieder neue Chancen auf ein besseres, menschlicheres Leben hin.
Das ist mein augenblicklicher Standpunkt, aber ich bin nicht eingebunkert hier hinein und nur auf Verteidigung meiner Positionen bedacht – hoffe ich jedenfalls, weil sonst ist man lebendig schon tot.

Lieben Gruß

Uli

www.textdienst.de/woran_christen_glauben.htm

Edith
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Beitrag von Edith »

also, auchz wenn ihr mich jetzt schlagt.... der Thread will erklären, was Christen glauben.
Fargen danach sind erwünscht und werden gerne beantwortet oder reflektiert.

Aber es geht schon ums Christentum....
und ... da lande ich wieder beim nizäischen Glaubensbekenntnis.
Sollten wir das mal Satz für Satz durchgehen?
Oder... will sich jemand durch die entsprechenden Nummern des KKK lesen? (Wird da gut erklärt...)
http://www.intratext.com/IXT/DEU0035/_P1B.HTM#5

Peter
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Beitrag von Peter »

Die Edith, unvorsichtigerweise, hat geschrieben:auchz wenn ihr mich jetzt schlagt
Eigentlich suchte ich wirkich jemanden, an dem ich zu nachtschlafender Zeit mein Mütchen kühlen könnte.
Der Festspielchor in Bayreuth hat geschrieben:Herbei, herbei! ’s gibt Keilerei!

Petra
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Beitrag von Petra »

uli hat geschrieben:.
Karl Rahner ... : „Man muss – auch sich selber – immer wieder fragen, woher man denn wisse, dass irgendein im letzten doch individuell-subjektives Empfinden, von allen tieferen theologischen Begründungen abgesehen, mehr gelten soll als die Lehre und das Glaubensbewusstsein der ganzen Kirche durch 2000 Jahre hindurch“?
Ach, ist der Satz schön! Und dann auch noch von Rahner. Als Sig ist er leider für den Kreuzgang zu lang, habe aber schon einen anderen Verwendungszweck gefunden. Vielen Dank, Uli. ;)

Ralf

Beitrag von Ralf »

Man kann's auch einfacher sagen als Karl R.: Woher willste wissen, dass Du es besser weißt als die Dutzenden Generationen von Christen vor Dir?

Und mich würde mal interessieren, wie Du LaChatte (hallo übrigens) auf die Idee kommst, das Christentum intellektuell verstehen zu können.
Wird nicht das Christentum (oder ein anderer Glaube) zu einer elitären Angelegenheit, besonders wenn man anderen vorwirft, ohne Verständnis zu glauben?
Durfte meine Uroma, die sicher nicht viel verstand, denn dann gar nicht glauben?

Dein Verstand ist Dir von Gott geschenkt, richtig. Aber man versteht auch einen Menschen nicht, indem man die geschenkte Rose als ausschließliche Verstehens-Grundlage nimmt.

Edith
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Beitrag von Edith »

Peter hat geschrieben:
Die Edith, unvorsichtigerweise, hat geschrieben:auchz wenn ihr mich jetzt schlagt
Eigentlich suchte ich wirkich jemanden, an dem ich zu nachtschlafender Zeit mein Mütchen kühlen könnte.
wo wohnst Du nochmal?
Komm doch.... Bild

:D

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

LaChatte hat geschrieben:»Angenommen, es geht ein Mensch in die Beichte, und der Pfarrer erteilt ihm die Absolution. Nun ist es aber ein Ding, das diesen Menschen weiterhin beschäftigt, und auch nach der Beichte bedrückt es immer noch sein Herz und er findet keine Ruhe, macht sich selbst Vorwürfe, kurz, auch wenn er in der Beichte die Absolution erhielt, so kann er doch sich selbst sein Fehlverhalten nicht vergeben.«
Die gebeichtete Sünde ist vergeben. Es besteht aber die akute Gefahr, sich erneut zu verstricken: durch den Hochmut nämlich. Sich die Vergebung nicht schenken lassen zu wollen, sondern sich einzubilden, sie sich irgendwie verdienen zu müssen.

Dieser Hochmut, sich nichts schenken lassen zu wollen, ist für jeden Gläubigen immer wieder eine sehr konkrete Gefahr. Das ist der Grund, warum ich auf die Frage antworte. Denn in Wahrheit bekommen wir alles gratis.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Uli hat geschrieben:»Wenn LaChatte ne Frage stellt oder sagt, daß sie mit Reinkarnation was anfangen kann, kriegt sie voll eins vor die Birne und kriegt die Dogmatik um die Ohren gehauen bzw. Sätze wie:„Dieses Wiedergeburtsgedöns ist von der Kirche entschieden. Ich habe keine Lust hier die ganzen Begründungen rauszusuchen. Entweder akzeptierst Du es, oder Du läßt es bleiben - so einfach ist das.“«
Peter hat geschrieben:»Allerdings muß ich dein Anliegen im Fall „esoterischen Christentums“ entschieden ablehnen. Wir haben es hier mit einer multiplen, schleichenden Irrlehre zu tun; „Integrierbarkeit“ ist eines der Hauptmerkmale, mit denen Vorstellungen aus dem Umfeld des New Age dem Christentum untermischt werden.«
Uli hat geschrieben:»Andererseits, wenn ich jetzt deine ganzen Reaktionen mal Revue passieren lasse, frage ich mich: Bist du wirklich so unbefangen offen und interessiert, wie ich dich zunächst eingestuft habe? Oder steckst du so fest in deinem eigenen „System“ wie andere in ihrem eigenen System eingebunkert sind?«
Das genügt eigentlich als Zusammenfassung der Debatte vom Tage. Uli, es haben ein paar von uns den Eindruck, der dir jetzt auch dämmert, bereits seit einigen Tagen, und dies mit triftigem Grund. – Ich will selber gar nichts weiter dazu sagen, bloß dies noch:
Lucas (Apg 8,9-24) hat geschrieben:»Ein Mann aber mit Namen Simon hatte zuvor in der Stadt Zauberei getrieben und das Volk von Samaria in Erstaunen gesetzt, indem er sich für etwas Großes ausgab. Auf ihn achteten alle, klein und groß, und sprachen: Dieser ist die Kraft Gottes, die man die große nennt. Sie achteten aber auf ihn, weil er sie so lange Zeit durch seine Zaubereien in Erstaunen gesetzt hatte. Als sie aber dem Philippus glaubten, der das Evangelium vom Reiche Gottes und vom Namen Jesu Christi predigte, ließen sich Männer und Frauen taufen. Simon aber wurde auch gläubig und hielt sich, nachdem er getauft worden war, stets zu Philippus; und da er sah, daß Zeichen und große Wunder geschahen, staunte er. Als aber die Apostel zu Jerusalem hörten, daß Samaria das Wort Gottes angenommen habe, sandten sie Petrus und Johannes zu ihnen. Diese kamen hinab und beteten für sie, daß sie den heiligen Geist empfingen; denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren nur getauft auf den Namen des Herrn Jesus. Da legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den heiligen Geist. Als aber Simon sah, daß durch die Handauflegung der Apostel der heilige Geist gegeben wurde, brachte er ihnen Geld und sprach: Gebet auch mir diese Vollmacht, damit, wenn ich jemand die Hände auflege, er den heiligen Geist empfange! Petrus aber sprach zu ihm: Dein Geld fahre samt dir ins Verderben, weil du meinst, die Gabe Gottes mit Geld erwerben zu können! Du hast weder Anteil noch Erbe an diesem Wort; denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott! So tue nun Buße über diese deine Bosheit und bitte den Herrn, ob dir die Tücke deines Herzens möge vergeben werden; denn ich sehe, daß du in bitterer Galle und in Ungerechtigkeit verstrickt bist. Da antwortete Simon und sprach: Betet ihr für mich zum Herrn, daß nichts von dem, was ihr gesagt habt, über mich komme!«
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Edith
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Beitrag von Edith »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Dieser Hochmut, sich nichts schenken lassen zu wollen, ist für jeden Gläubigen immer wieder eine sehr konkrete Gefahr.
Das ist exakt, was ich im Thread "ob Ungetaufte gerettet werden können" meine!
Danke. (Ich wußte, daß wir uns einig sind.... 8) )

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