Lukas 12, 49-50 Exegese

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
PascalBlaise
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Lukas 12, 49-50 Exegese

Beitrag von PascalBlaise »

Bin gerade über diese Stelle gestolpert. :hmm:
Was sagt uns das? Hört sich etwas pyromanisch an:
Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen.
Ignem veni mittere in terram et quid volo si accendatur.
mittere kann ja alles mögliche heissen, auch etwa schicken. "werfen" ist martialischer.
Ist das als eine Referenz auf die von Johannes erwähnte Feuertaufe (Pfingsten) zu verstehen? In 12,50 gehts auch um Taufe, dort aber vielleicht eher um einen Hinweis auf die Passion.

Glaubens"feuer" sozusagen?

Ich denke eher, insbesondere, wenn man weiterliest, dass Jesus hier andeutet, wie widersprüchlich seine Botschaft aufgenommen werden wird. Aber kann er den Brand wollen?
Irgendwie passt das nicht ganz zusammen für mich.
– et lux in tenebris lucet et tenebrae eam non comprehenderunt –

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Marion
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Re: Lukas 12, 49-50 Exegese

Beitrag von Marion »

PascalBlaise hat geschrieben:Ich denke eher, insbesondere, wenn man weiterliest, dass Jesus hier andeutet, wie widersprüchlich seine Botschaft aufgenommen werden wird. Aber kann er den Brand wollen?
Irgendwie passt das nicht ganz zusammen für mich.
https://books.google.com.br/books?id=g- ... 22&f=false

Es ist wohl beides, ja. Das Feuer der Liebe zündet er an und das Feuer des Widerspruchs und des Leidens ist die notwendige Folge davon.
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Isidor_von_Sevilla
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Re: Lukas 12, 49-50 Exegese

Beitrag von Isidor_von_Sevilla »

PascalBlaise hat geschrieben:Bin gerade über diese Stelle gestolpert. :hmm:
Was sagt uns das? Hört sich etwas pyromanisch an:
Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen.
Ignem veni mittere in terram et quid volo si accendatur.
mittere kann ja alles mögliche heissen, auch etwa schicken. "werfen" ist martialischer.
Ist das als eine Referenz auf die von Johannes erwähnte Feuertaufe (Pfingsten) zu verstehen? In 12,50 gehts auch um Taufe, dort aber vielleicht eher um einen Hinweis auf die Passion.

Glaubens"feuer" sozusagen?

........
Du interpretierst bereits in die richtige Richtung! :daumen-rauf:

IMHO ist diese Textpassage als eine prophetische Ankündigung von Pfingsten zu verstehen: Die Feuerzungen - als Symbol für den Hl. Geist - sind dann (endlich) tatsächlich auf die Gemeinde herabgekommen.
Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!

PascalBlaise
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Re: Lukas 12, 49-50 Exegese

Beitrag von PascalBlaise »

Marion hat geschrieben:
PascalBlaise hat geschrieben:Ich denke eher, insbesondere, wenn man weiterliest, dass Jesus hier andeutet, wie widersprüchlich seine Botschaft aufgenommen werden wird. Aber kann er den Brand wollen?
Irgendwie passt das nicht ganz zusammen für mich.
https://books.google.com.br/books?id=g- ... 22&f=false

Es ist wohl beides, ja. Das Feuer der Liebe zündet er an und das Feuer des Widerspruchs und des Leidens ist die notwendige Folge davon.
Feuer des Widerspruchs?
Jesus versteht seine Mission darin, Widerspruch (=Streit, Unfrieden) auf die Erde zu werfen und sich darüber zu freuen, sobald es brennt? Diese Interpretation erscheint ungut.
Auf der anderen Seite passt es besser zu den späteren Versen in Kapitel 12 als die Deutung anhand von Pfingsten. In diesen geht es ja darum, dass er nicht gekommen ist, Frieden zu bringen, weswegen Streit ausbricht, sogar innerhalb der Familie.
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Hubertus
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Re: Lukas 12, 49-50 Exegese

Beitrag von Hubertus »

Schau auch mal den Befund bei perikopen.de:

http://www.perikopen.de/Lesejahr_C/2_i ... macher.pdf


Für die Deutung der Stelle bei den Vätern immer lohnend:

http://www.catena-aurea.de/ljcpann2.html
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

PascalBlaise
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Re: Lukas 12, 49-50 Exegese

Beitrag von PascalBlaise »

Hubertus hat geschrieben:Schau auch mal den Befund bei perikopen.de:

http://www.perikopen.de/Lesejahr_C/2_i ... macher.pdf


Für die Deutung der Stelle bei den Vätern immer lohnend:

http://www.catena-aurea.de/ljcpann2.html
Danke, ein paar neue Perspektiven sind dabei. Aber weder der Schumacher noch die Väterzitate lösen jetzt direkt ein Heureka bei mir aus, die Verse bleiben etwas seltsam für mich. Egal . Einige Stellen werden uns immer mehr sagen als andere, was soll's.
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Tinius
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Re: Lukas 12, 49-50 Exegese

Beitrag von Tinius »

Die Stelle ist extrem unklar, was auch schon die Väter wussten.

Z.B. fehlt Vers 49b im Evangelium Palatinum (e) ganz. Dann kann man die Stelle als Ankündigung des Gerichts ansehen. Jesus ist demnach gekommen, um das Gericht anzukündigen.
Die Entzweiung im Haus wäre dann eine Begeleiterscheinung des endzeitlichen Gerichts, als Hinweis auf den Kampf aller gegen alle, der dem Weltende unmittelbar vorangeht.

Es gibt zu dieser Stelle zudem durch verschiedene Hinweise von Tertullian den Verdacht, dass die Endredaktion der Perikope etwas schlampig durch einen Endredaktor erfolgte, der z.B. in Vers 52 die Pärchenbildung übersah und sich verzählte.
Irgendetwas stimmt sprachlich mit der Endradaktion nicht, was zu spüren ist. Das nennst du richtigerweise "seltsam".

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Marion
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Re: Lukas 12, 49-50 Exegese

Beitrag von Marion »

Das Feuer macht ja viele Sachen. Es läutert und es zerstört auch. Ein und das selbe Feuer.

Der Herr nimmt ja auch die allerschlimmsten Schandtaten und Wutausbrüche her, damit sich manche bekehren und die, die diese Schandtaten und Wutausbrüche über sich ergehen lassen, aus Liebe zum Herrn, werden dadurch im Himmel einen ganz hohen Platz erreichen. Durch solche Dinge wird der Herr besonders geehrt und gleichzeitig bekehren sich viele zum Glauben, wenn sie sahen wie z.B. ganz junge Mädchen, die Gott über alles lieben sich lieber von Löwen zerreißen ließen, als Gott zu leugnen. Daß sich Gott da freut ist nachvollziehbar, dafür sind wir ja auf Erden, um Gott zu ehren. Man kann schon auch sehen, wie diese beiden Feuer, das Feuer der Liebe und das Feuer des Widerspruch (Streithammel, Hass, Zerstörung) irgendwie sehr stark zusammenwirken. Je größer es zerstört umso offenbarer, für alle offensichtlicher (für alle zu sehen) ist das Feuer der Liebe. Und um so größer das Feuer die Liebe der Leidenden erkannt wird um so mehr ärgern sich manche und feuern das Widerspruchsfeuer an und um so mehr werden auch andere zum Glauben gebracht. Es trennt, je höher das Feuer brennt, die Leute die Gott lieben, von denen die ihn hassen.

So verstehe ich das mit der notwendigen Folge "Das Feuer der Liebe zündet er an und das Feuer des Widerspruchs und des Leidens ist die notwendige Folge davon."

Auch der Herr ist ans Kreuz, weil er liebt. Denen, welche die Liebe nicht gefallen hat, haben widersprochen und ihn ans Kreuz heften lassen. Das Feuer der Liebe hat das Feuer des Widerspruchs sozusagen provoziert. Wenn das eine nicht entzündet worden wäre, dann gäbe es keinen Grund für das zweite. Wenn Christus den Frieden auf Erden mehr geliebt hätte als er es tut, dann wäre er nicht ans Kreuz und dann wären diese Christenmädchen nicht den Löwen zum Fraß vorgeworfen worden.
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taddeo
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Re: Lukas 12, 49-50 Exegese

Beitrag von taddeo »

PascalBlaise hat geschrieben:Bin gerade über diese Stelle gestolpert. :hmm:
Was sagt uns das? Hört sich etwas pyromanisch an:
Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen.
Ignem veni mittere in terram et quid volo si accendatur.
mittere kann ja alles mögliche heissen, auch etwa schicken. "werfen" ist martialischer.
"mittere" wird im Bibellatein schon für martialisches "werfen" verwendet. Eine Parallelstelle ist etwa Psalm 147,6 Vulgata (Psalm 147,17 EÜ): Mittit crystallum suum sicut buccellas - Eis wirft er herab in Brocken. Gemeint ist damit schwerer Hagel.

RomanesEuntDomus
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Re: Lukas 12, 49-50 Exegese

Beitrag von RomanesEuntDomus »

Isidor_von_the_Vringsveedel hat geschrieben:IMHO ist diese Textpassage als eine prophetische Ankündigung von Pfingsten zu verstehen: Die Feuerzungen - als Symbol für den Hl. Geist - sind dann (endlich) tatsächlich auf die Gemeinde herabgekommen.
Sorry Isidor, ich bin nicht überzeugt.

Ich neige in solchen Fällen dazu, wenn möglich zum Vergleich noch eine andere Passage vom selben Verfasser heranzuziehen, die mir thematisch möglichst eng verwandt erscheint:
[Johannes der Täufer:] Er [Jesus] wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen und den Weizen in seine Scheune zu bringen, die Spreu aber wird er mit nie erlöschendem Feuer verbrennen. (Luk 3, 16b.17)
Es kommt mir eher so vor, daß Feuer (das allgemein sowieso eher ein Symbol für Reinigung, Läuterung, "Desinfektion" ist), hier etwas völlig anderes meint als ein Symbol für den Heiligen Geist, nämlich in der fraglichen Textstelle das Gericht.

(Daran ändert auch die Flut an furchtbaren NGL-Texten nichts, die seit einigen Jahrzehnten romantisierend-schnulzig vom "Feuer des Geistes" u.ä. schwärmen.)

Isidor_von_Sevilla
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Re: Lukas 12, 49-50 Exegese

Beitrag von Isidor_von_Sevilla »

RomanesEuntDomus hat geschrieben:
Isidor_von_the_Vringsveedel hat geschrieben:IMHO ist diese Textpassage als eine prophetische Ankündigung von Pfingsten zu verstehen: Die Feuerzungen - als Symbol für den Hl. Geist - sind dann (endlich) tatsächlich auf die Gemeinde herabgekommen.
Sorry Isidor, ich bin nicht überzeugt.
Das Feuer ist jedoch schon seit längerem Symbol für den Geist!
Lies hierzu auch 'mal die schon von Hubertus verlinkten Exegesen der Väter: catena aurea!

Dabei sollte dieses Symbol des Feuers jedoch nicht mystifiziert werden. Es geht eher darum, daß der Geist den Gläubigen anfeuert (sic!), auch Schwierigkeiten durchzustehen und in seinen christlichen Bemühungen eben niemals nachzulassen.
Es gibt auch solche, die wohl die Sprache verehren, nicht aber DAS WORT anbeten!

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