Erlösung und Freiheit

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Biggi
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Erlösung und Freiheit

Beitrag von Biggi »

Das folgende Zitat stammt aus einem Beitrag von LaChatte im Thread "Wer darf sich Christ/Christin nennen?"
LaChatte hat geschrieben:Eben - bevor Jesus Christus kam, waren wir nicht erlöst, wir waren gefangen... und dann ist Jesus gekommen wie einer, der unsere Fesseln gelöst hat und die Tür des Gefängnisses geöffnet hat und gesagt hat "so, nun bist du frei, gehe, wohin du willst!" - und es gibt bestimmt Menschen, die keinen Schritt aus der Zelle gemacht haben und sich die Ketten selbst wieder umgebunden haben, aus welchem Grund auch immer... aber das Schlimmste, dass uns Gott eines Tages vorwerfen wird, kann doch höchstens sein "warum bist du das ganze Leben in deiner kleinen, schmutzigen Zelle geblieben und hast deine Freiheit nicht genutzt? Ist doch schade, das... "

und die Taufe ist dann halt das Fest, das Menschen feiern, um sich der Tatsache ihrer Freiheit und Erlösung zu freuen.
Ich finde die Frage nach dem christlichen Verständnis von Freiheit zu wichtig, als dass ich sie in den Themen des o.g. Threads untergehen lassen möchte.

An das Zitat von LaChatte möchte ich daher die Frage anknüpfen: Wie ist die Freiheit zu verstehen, zu der uns Christus befreit hat? Bedeutet sie wirklich, wie oben formuliert, "Geh, wohin du willst"? Nicht vielmehr: "Geh dorthin, wo es dir (in alle Ewigkeit) gut geht"? Wie sind Freiheit und Gebote/Moralvorschriften etc. zu vereinbaren?

LG
Biggi

LaChatte
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Beitrag von LaChatte »

Wie sind Freiheit und Gebote/Moralvorschriften etc. zu vereinbaren?
Moralische Gebote sind immer abhängig von dem Ziel, das wir erreichen möchten. Und Jesus hat uns gezeigt, wie wir leben können, um das höchste Ziel zu erreichen, nämlich in Gemeinschaft mit Gott zu leben - und dann gehts uns auch gut. Vielleicht nicht unbedingt auf der materiellen, körperlichen, finanziellen Ebene, aber "ein gutes Gewissen ist das beste Ruhekissen"

Ausserdem ist es ein göttliches Gesetz - und so unumgehbar wie die Schwerkraft - dass "so wie ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden". Wenn wir böse, fies und gemein sind, wird das eines Tages auf uns zurückfallen... uund wir selbst werden Opfer von Böswilligkeit, Fiesheit und Gemeinheit sein. Und, in Abwandlung des Jesus-Wortes, "Was ihr dem Geringsten eurer Mitmenschen tut, das tut ihr euch selbst an."

Wenn wir die Botschaft des Evangeliums als wahr akzeptieren, ist es einfachste Logik, unser Leben auch nach diesen Grundsätzen auszurichten, weil wir tun uns damit selbst einen Gefallen - purer Egoismus, sozusagen.

Ich persönlich akzeptiere diese Botschaft als wahr, weil ich in meinem Alltag oft die Erfahrung gemacht habe, dass Wahrhaftigkeit und liebevolles Verhalten mich weiterbringen, mir Kraft geben, und dass im Gegensatz dazu unchristliche Verhaltensweisen wie Lügen anstrengend sind und auf Dauer nicht "funktionieren" - wie könnte ich den Freunde haben, wenn ich andere Menschen belüge und betrüge? Früher oder später kommt alles zurück... andererseits haben mir schon mehrfach Menschen völlig unerwartet geholfen, und das in Zeiten, in denen ich Hilfe wirklich nötig hatte.
Alles ist erlaubt (Paulus)

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Erich
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Beitrag von Erich »

Wie ist die Freiheit zu verstehen, zu der uns Christus befreit hat?

der Zeitgeist kann mir völlig am Arm vorbeigehen
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

LaChatte
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Beitrag von LaChatte »

der Zeitgeist kann mir völlig am Arm vorbeigehen
Wie ist das zu verstehen? Wir sind, ob wir wollen oder nicht, Kinder unseres Zeitgeistes. Und grundsätzliche Prinzipien können wir immer nur so anwenden, indem wir ihre Bedeutung im heutigen Kontext zu bestimmen versuchen.

Gentechnik und Internet sind Phänomene unserer Zeit, zu denen sich die Bibel (verständlicherweise) nicht im Detail äussert. Also haben wir die Wahl, allem "Zeitgeistigen" von vornherein zu entsagen (was du ja, indem du Internet nutzt, nicht tust), oder sonst müssen wir halt uns des Zeitgeistes tatsächlich bewusst sein und uns immer fragen, wie wir "Nächstenliebe" oder "nicht-urteilen" hier und heute realisieren können.
Alles ist erlaubt (Paulus)

Cicero
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Beitrag von Cicero »

Erich hat geschrieben:Wie ist die Freiheit zu verstehen, zu der uns Christus befreit hat?

der Zeitgeist kann mir völlig am Arm vorbeigehen
Wir haben die Freiheit seine Gebote zu befolgen.

LaChatte
Beiträge: 89
Registriert: Samstag 17. Juli 2004, 11:56

Beitrag von LaChatte »

... oder eben auch nicht. Sonst wärs ja keine Freiheit...
Alles ist erlaubt (Paulus)

Edith
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Beitrag von Edith »

LaChatte hat geschrieben:... oder eben auch nicht. Sonst wärs ja keine Freiheit...
so iss es.
Drum ist ja Gott auch nicht an allem Schuld (das kommt auch immer gerne in solchen Debatten - ich greife dem nur vor... 8) ) denn ich kann mich seinem Willen zum Heil ja auch verweigern.... und mir und anderen Unheil antun. (=sündigen/spalten/trennen/verwirren).

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