Regenbogen, Kriegsbogen, Zeichen des Bundes

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Juergen
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Regenbogen, Kriegsbogen, Zeichen des Bundes

Beitrag von Juergen »

Die folgenden Beiträge kommen aus dem Thread "Kirchliche Kuriositäten".
Leider war kein besserer Einstiegsbeitrag hierfrür vorhanden...
Ecce als Mod

Siard hat geschrieben:Hängen die Hüte in Köln eigentlich noch?
Nein, die wurden zwecks Restauration herunter genommen. Laut eines Beschlusses des Dompastoralsynodalrates sollen sie in Regenbogenfarben gestrichen werden.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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umusungu
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von umusungu »

Juergen hat geschrieben:Nein, die wurden zwecks Restauration herunter genommen. Laut eines Beschlusses des Dompastoralsynodalrates sollen sie in Regenbogenfarben gestrichen werden.
Damit werden sie ein Zeichen des unauflöslichen Bundes Gottes mit seiner Schöpfung und der voraussetzungslosen Liebe Gottes zu uns Menschen - allen Menschen!

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Lupus
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Lupus »

SO!SO!
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Siard
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Siard »

umusungu hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Nein, die wurden zwecks Restauration herunter genommen. Laut eines Beschlusses des Dompastoralsynodalrates sollen sie in Regenbogenfarben gestrichen werden.
Damit werden sie ein Zeichen des unauflöslichen Bundes Gottes mit seiner Schöpfung und der voraussetzungslosen Liebe Gottes zu uns Menschen - allen Menschen!
Mir ist nicht ganz klar, was der Kriegsbogen Gottes mit angemalten Hüten zu tun hat.

Raphaela
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Raphaela »

Siard hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:Nein, die wurden zwecks Restauration herunter genommen. Laut eines Beschlusses des Dompastoralsynodalrates sollen sie in Regenbogenfarben gestrichen werden.
Damit werden sie ein Zeichen des unauflöslichen Bundes Gottes mit seiner Schöpfung und der voraussetzungslosen Liebe Gottes zu uns Menschen - allen Menschen!
Mir ist nicht ganz klar, was der Kriegsbogen Gottes mit angemalten Hüten zu tun hat.
Kriegsbogen?
Ach, du kennst also die Bibel nicht, weißt nicht, dass dies ein Zeichen des Friedens ist :pfeif: :unbeteiligttu: :tuete:
Ich bin gerne katholisch, mit Leib und Seele!

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Juergen
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Juergen »

Was wir mit (Regen)bogen „übersetzen“ heißt im Hebräischen Kaschet (קַשְׁת)‎ und bedeutet Kriegsbogen. Das Wort kommt z.B. auch in Sacharja 10,4 vor.
Sacharja 10,4, in der Lutherübersetzung hat geschrieben:Die Ecksteine, Pflöcke, Kriegsbogen, alle Mächtigen sollen aus ihr hervorgehen.
Wenn es Regenbogen hieße, dann könnte jemand auf die Idee kommen, daß hier der erste CSD der Weltgeschichte beschrieben wird…
Gruß Jürgen

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Siard
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Siard »

Raphaela hat geschrieben:Kriegsbogen?
Ach, du kennst also die Bibel nicht, weißt nicht, dass dies ein Zeichen des Friedens ist :pfeif: :unbeteiligttu: :tuete:
Kriegsbogen! (s. o.)
Ein Zeichen des Bundes, der Nachsicht und des Versprechens ist er, nicht so sehr des Friedens.

Raphaela
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Raphaela »

Juergen hat geschrieben:Was wir mit (Regen)bogen „übersetzen“ heißt im Hebräischen Kaschet (קַשְׁת)‎ und bedeutet Kriegsbogen. Das Wort kommt z.B. auch in Sacharja 10,4 vor.
Sacharja 10,4, in der Lutherübersetzung hat geschrieben:Die Ecksteine, Pflöcke, Kriegsbogen, alle Mächtigen sollen aus ihr hervorgehen.
Wenn es Regenbogen hieße, dann könnte jemand auf die Idee kommen, daß hier der erste CSD der Weltgeschichte beschrieben wird…
Der Bogen ist der Zeichen des Bundes. - Ich habe das Alte Testament (hebräisch-deutsch; in Tel Aviv gedruckt) Die Übersetzung ist wörtlich, wie mir ein Bekannter sagte, der in Israel studiert hat und mit das AT mitbrachte. Da steht was vom Bogen, aber nicht vom Krieg, sondern vom Bund, eben auch, dass keine so furchtbare Katastrophe mehr kommen soll. Es heißt da wörtlich in Gen 9, 15: "So werde ich gedenken meines Bundes, der zwischen mir und euch und allen Leben-Atmenden, an allem Fleische, und nicht sei fortan das Gewässer zur Flut, zum Verderben alles Fleisches."
Ich bin gerne katholisch, mit Leib und Seele!

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Juergen
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Juergen »

Daß der (Kriegs)Bogen ein Zeichen des Bunde ist, hat ja auch keiner bestritten. Die Interpretation dieses Bildwortes ist aber vielfältig. Diese gefühlsduselige Aussage „Oh, guck mal da, ein schöner Regenbogen. Ach ist das schöööööön. Das Zeichen des Bundes. Das Zeichen des Friedens“, halte ich für recht naiv, kindisch und nach „piep, piep, piep. Wir haben uns alle lieb“ klingend.

Man kann (oder sollte) es vielleicht besser so lesen, daß Gott seinen Kriegsbogen „an den Nagel gehängt“ hat bzw. in den Himmel. Er will keinen Krieg mehr mit den Menschen und sie strafen, sondern er will jetzt einen dauerhaften Friedenspakt.

Frau Käsmann sagte dazu auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag:
…Vor allem aber: der Regenbogen ist international bekannt als Friedenszeichen. Hier geht es um Gewaltverzicht! Gerhard von Rad schreibt (Ausgabe von 1972 wohlgemerkt!): „Das hebr. Wort, das wir mit Regenbogen übersetzen, bedeutet sonst im Alten Testament den Kriegsbogen. Damit ist eine Vorstellung von altertümlicher Schönheit gegeben: Gott zeigt der Welt, daß er seinen Bogen beiseite gestellt hat.“

Ich finde, das ist eine ganz wunderbare Deutung! Der Bogen, käschät, bedeutet hebräisch in der Tat einen Kriegsbogen. Wenn Gott nun diesen Bogen in die Wolken hängt, wird das Kampfsymbol umgerüstet zum Friedenssymbol. Jürgen Ebach hat das so erklärt: „Spannt man diesen Bogen, muss man ihn gegen seine natürliche Krümmung biegen. Im Ruhezustand ist ein solcher Bogen also nicht gerade, sondern in Gegenrichtung gewölbt. Also wäre Gottes Bogen in den Wolken gerade als nach oben gewölbter ein entspannter Bogen, das Bild des „Regenbogens“ mithin eines der Abrüstung, genauer der Umrüstung.“ Ich habe das nicht ausprobieren können. Aber die Erläuterung ist großartig!
Auch wenn Frau Käsmann üblicherweise recht viel Unsinn redet, so halte ich diese Interpretation doch für halbwegs gelungen, wenngleich sie etwas zu utopisch-friedensverliebt klingt. Daß es kein kompletter Unsinn ist, mag auch daran liegen, daß der größte Teil nicht auf ihren Mist gewachsen ist.
Gruß Jürgen

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Yeti
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Yeti »

Juergen hat geschrieben:Daß der (Kriegs)Bogen ein Zeichen des Bunde ist, hat ja auch keiner bestritten. Die Interpretation dieses Bildwortes ist aber vielfältig. Diese gefühlsduselige Aussage „Oh, guck mal da, ein schöner Regenbogen. Ach ist das schöööööön. Das Zeichen des Bundes. Das Zeichen des Friedens“, halte ich für recht naiv, kindisch und nach „piep, piep, piep. Wir haben uns alle lieb“ klingend.

Man kann (oder sollte) es vielleicht besser so lesen, daß Gott seinen Kriegsbogen „an den Nagel gehängt“ hat bzw. in den Himmel. Er will keinen Krieg mehr mit den Menschen und sie strafen, sondern er will jetzt einen dauerhaften Friedenspakt.

Frau Käsmann sagte dazu auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag:
…Vor allem aber: der Regenbogen ist international bekannt als Friedenszeichen. Hier geht es um Gewaltverzicht! Gerhard von Rad schreibt (Ausgabe von 1972 wohlgemerkt!): „Das hebr. Wort, das wir mit Regenbogen übersetzen, bedeutet sonst im Alten Testament den Kriegsbogen. Damit ist eine Vorstellung von altertümlicher Schönheit gegeben: Gott zeigt der Welt, daß er seinen Bogen beiseite gestellt hat.“

Ich finde, das ist eine ganz wunderbare Deutung! Der Bogen, käschät, bedeutet hebräisch in der Tat einen Kriegsbogen. Wenn Gott nun diesen Bogen in die Wolken hängt, wird das Kampfsymbol umgerüstet zum Friedenssymbol. Jürgen Ebach hat das so erklärt: „Spannt man diesen Bogen, muss man ihn gegen seine natürliche Krümmung biegen. Im Ruhezustand ist ein solcher Bogen also nicht gerade, sondern in Gegenrichtung gewölbt. Also wäre Gottes Bogen in den Wolken gerade als nach oben gewölbter ein entspannter Bogen, das Bild des „Regenbogens“ mithin eines der Abrüstung, genauer der Umrüstung.“ Ich habe das nicht ausprobieren können. Aber die Erläuterung ist großartig!
Auch wenn Frau Käsmann üblicherweise recht viel Unsinn redet, so halte ich diese Interpretation doch für halbwegs gelungen, wenngleich sie etwas zu utopisch-friedensverliebt klingt. Daß es kein kompletter Unsinn ist, mag auch daran liegen, daß der größte Teil nicht auf ihren Mist gewachsen ist.
Es wird fast nirgendwo soviel politisch korrekte Eisegese betrieben wie in den Arbeitsbereichen für alttestamentliche Exegese und zwar oft unter zumindest billigender Inkaufnahme der Schmähung christlicher Traditionen. Ich hatte oft das Gefühl, dass der Dozent eines AT-Seminars eigentlich eher ein Jude sein wollte, aber das Geld des Staates im Auftrag der Kirche gerne einstrich. [Beleidigung entfernt. Ecce als Mod]
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Senensis
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Senensis »

Warum interpretiert Ebach den nach oben gewölbten Bogen als entspannten Bogen? Könnte es nicht auch umgekehrt sein? (Ich mein ja nur?)
et nos credidimus caritati

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Siard
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Siard »

Senensis hat geschrieben:Warum interpretiert Ebach den nach oben gewölbten Bogen als entspannten Bogen? Könnte es nicht auch umgekehrt sein? (Ich mein ja nur?)
Im Studium habe ich jedenfalls nichts von einem entspannten Bogen gehört oder gelesen. :achselzuck:

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Yeti
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Yeti »

Siard hat geschrieben:
Senensis hat geschrieben:Warum interpretiert Ebach den nach oben gewölbten Bogen als entspannten Bogen? Könnte es nicht auch umgekehrt sein? (Ich mein ja nur?)
Im Studium habe ich jedenfalls nichts von einem entspannten Bogen gehört oder gelesen. :achselzuck:
Sogar die "Bibel in gerechter Sprache" übersetzt Sach 10,4: Aus dem Haus Juda geht der Eckstein hervor, aus ihm der Pflock, aus ihm der Kampfbogen, aus ihm alle Regierungsgewalt insgesamt. Eine schöne Anspielung auf Jesus, unseren Kampfbogen und der müsste schon gespannt sein. Der Vers eignet sich also auch nicht zur Semitophilie. Ganz schön gewalttätig, die "gerechte Bibel". Hätt' ich jetzt nicht gedacht. Und erst die "Volxbibel"! "Der eine besondere Stein, nach dem der Rest von einem ganzen Haus ausgerichtet ist, kommt dann von meinen Leuten. Auch der Zelthering, ohne den jedes Zelt in sich zusammenfallen würde, kommt von meinen Leuten. Aber auch das MG, mit dem man Krieg führt, sowie viele mächtige Leute werden aus meinem Volk kommen." Boah! :ikb_gun_bandana:
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Juergen
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Juergen »

Yeti hat geschrieben:…Auch der Zelthering, ohne den jedes Zelt in sich zusammenfallen würde…
Ohne Rechtschreibreform hätte man auch ohne den Zusatz Zelt- den Häring vom Hering unterscheiden können.

Die Volxbibel ist gut, wenn man sich amüsieren will, aber zu mehr auch nicht. Sie ist keine ernsthafte Verdeutschung.
Gruß Jürgen

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Yeti
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Re: (Kirchliche) Kuriositäten

Beitrag von Yeti »

Juergen hat geschrieben:
Yeti hat geschrieben:…Auch der Zelthering, ohne den jedes Zelt in sich zusammenfallen würde…
Ohne Rechtschreibreform hätte man auch ohne den Zusatz Zelt- den Häring vom Hering unterscheiden können.

Die Volxbibel ist gut, wenn man sich amüsieren will, aber zu mehr auch nicht. Sie ist keine ernsthafte Verdeutschung.
Du wirst lachen, aber sogar meine Schüler lehnen die ab. Das hat mich wirklich überrascht. Allerdings gilt das nicht für Bildungsgänge, die überhaupt nicht mit irgendeiner Art von Sozialisation in Kontakt kamen. Da kann man mit einer solchen Übersetzung tatsächlich Blockaden abbauen.
#gottmensch statt #gutmensch

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