Jungfrauengeburt

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Stefan

Beitrag von Stefan »

Margarete G. hat geschrieben:Das Dogma, d.h. seine ausgeschmückten Formulierungen (oder so), bezeichne ich jetzt mal als ein "Paket", da gibt's eine Verpackung, und das, was der eigentliche Inhalt (Gehalt) des in blumigen Formulierungen gehüllten Dogmas ist: Im Falle der Jungfrauengeburt (und anderer Dogmen) ist's nichts anderes als daß Jesus Gottes Sohn ist.
Würde ich eher als Voraussetzung sehen, ohne jetzt den Text vor Augen zu haben. Weil Jesus Gottes Sohn (und nicht Josef's Sohn) ist, kann Maria nur Jungfrau gewesen sein. Ist doch logisch, oder?
Naja, es erinnert mich an einen modernen Pfarrer, der vor 20 Jahren seine rheinische Gemeinde damit begeisterte, daß er Jesus "Zimmermanns Jupp singe Trupp" nannte. Wegen des Kalauers hat eh keiner mehr auf den Inhalt geachtet. Aber einen gewissen Wahrheitscharakter hatte es schon ;)

Gast

Beitrag von Gast »

Stefan hat geschrieben:Würde ich eher als Voraussetzung sehen, ohne jetzt den Text vor Augen zu haben. Weil Jesus Gottes Sohn (und nicht Josef's Sohn) ist, kann Maria nur Jungfrau gewesen sein. Ist doch logisch, oder
Also, ich weiß jetzt nicht mehr, wer in diesem Thread schon darauf hingewiesen hat, daß die Formulierung von Dogmen Antworten auf Irrlehren waren. Nietenolaf hat, mit etwas anderen Worten, gerade dasselbe gesagt (danke übrigens, Nietenolaf, den Satz werde ich mir notieren). Wer von der "Irrlehre" nicht angekränkelt ist, braucht das Dogma nicht als Voraussetzung. Er bräuchte es nur, wenn... s. Nietenolaf's Beitrag.

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Amigo
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Beitrag von Amigo »

Margarete G. hat geschrieben:ICH jedenfalls denke, wenn von von Blumen und Bienen gesprochen wird, zunächst einmal an Blumen und Bienen.
Und wenn von der immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens gesprochen wird - denkst du dann zunächst einmal an die immerwährende Jungfräulichkeit Mariens, oder an die Gottsohnschaft Jesu?
Wer davon überzeugt ist, daß Jesus der Sohn Gottes ist, braucht sich über die darauf hinweisenden Dogmen den Kopf eigentlich nicht mehr zu zerbrechen. Oder?
"darauf hinweisend" ist etwas anderes als "der eigentliche Inhalt". Niemand bestreitet, dass das Dogma der immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens auf Jesu Gottessohnschaft hinweist. Aber ist Jesu Gottsohnschaft "der eigentliche Inhalt" dieses Dogmas? Vergleichbar mit: meint die Aussage von Blumen und Bienen eigentlich Sex und nicht Blumen und Bienen?

Da du selbst also zunächst einmal an Blumen und Bienen denkst, wenn von Blumen und Bienen die Rede ist -- warum sollte dann deines Erachtens zunächst einmal die Gottsohnschaft Jesu gemeint sein, wenn von der immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens die Rede ist? Dass ein enger Zusammenhang zwischen diesen Lehren besteht, stelle ich hier nicht in Abrede; wohl aber, dass das Dogma der immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens (oder irgendein anderes Mariendogma) ein Jesusdogma in Verpackung eines Mariendogmas wäre.

Die Rede von Blumen und Bienen kann ja durchaus Sex meinen; aber zunächst einmal würde ich ebenso wie du davon ausgehen, dass Blumen und Bienen gemeint sind. Und ebenso geht es mir mit der immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Margarete G. hat geschrieben:Jesu Gottessohnschaft ist der Anlaß für die Formulierung des Dogmas - weil diese Gottessohnschaft Jesu von Irrlehrern bestritten wurde.
Genau.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Margarete G. hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben:
Margarete G. hat geschrieben:Jesu Gottessohnschaft ist der Anlaß für die Formulierung des Dogmas - weil diese Gottessohnschaft Jesu von Irrlehrern bestritten wurde.
Genau.
Ich geh' jetzt einen Schritt weiter: Da ich an der Gottessohnschaft Jesu nicht den geringsten Zweifel hege, sind die Formulierungen des Dogmas auch nicht an mich adressiert.
Deswegen wirst Du die Formulierungen des Dogmas auch nicht in Zweifel ziehen, oder?

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Amigo
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Beitrag von Amigo »

Margarete G. hat geschrieben:Jesu Gottessohnschaft ist der Anlaß für die Formulierung des Dogmas - weil diese Gottessohnschaft Jesu von Irrlehrern bestritten wurde.
Daraus geht die Intention hervor, dass das Dogma die Gottessohnschaft Jesu bestätigen will. Aber nicht, dass der von dir so bezeichnete "eigentliche Inhalt" des Dogmas der immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens die Gottsohnschaft Jesu ist. Und vor allem bedeutet das auch nicht, dass jemand, der ohnehin keine Probleme mit der Annahme der Lehre von der Gottessohnschaft Jesu hat, in diesem Dogma keinerlei weitere relevante Glaubenslehre vorfinden kann. Egal aus welchem Grund das Dogma zu genau diesem Zeitpunkt und mit genau diesem Inhalt verkündet wurde - es enthält keine Neuerungen, sondern Klarstellungen, und die betreffen nicht Jesus, sondern Maria.

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Amigo
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Beitrag von Amigo »

Margarete G. hat geschrieben:Er hat nicht gesagt, daß man die Kinder zuerst mal bei Maria vorbeischicken solle.
Jedenfalls steht es nicht im Evangelium. Und - was kann man daraus entnehmen? :kratz: Dass Marienverehrung nichts für Kinder ist? Dass Marienverehrung generell nicht von Jesus gewünscht wird? Dass die Kirche, die Marienverehrung pflegt und empfiehlt, in diesem Punkt von Jesu Willen abweicht? Solche Pseudo-Argumente kenn ich bisher nur aus Diskussionen mit Protestanten...

Ralf

Beitrag von Ralf »

otto hat geschrieben:
Natürlich können auch Zweifler zur Kirche gehören.
Ich kenne nur solche.

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umusungu
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Beitrag von umusungu »

Erich Dumfarth hat geschrieben:"Allheilige"

Ich sage nur: Orthodoxie (Theotokos - Allheilige Gottesgebärerin).
Theotokos = Gottesgebärerin....

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

[schild=5 fontcolor=000000 shadowcolor=C0C0C0 shieldshadow=1]Falscher Thread[/schild]
Zuletzt geändert von Juergen am Mittwoch 11. Februar 2004, 17:09, insgesamt 2-mal geändert.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

umusungu hat geschrieben:
Erich Dumfarth hat geschrieben:"Allheilige"

Ich sage nur: Orthodoxie (Theotokos - Allheilige Gottesgebärerin).
Theotokos = Gottesgebärerin....
Ich weiss. Aber google mal nach: Allheilige Gottesgebärerin. Der Titel "Theotokos" wird häufig damit attributiert, gerade übrigens auch bei Ikonen (sieh mal beispielsweise hier).
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."

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Amigo
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Beitrag von Amigo »

Margarete G. hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben:Deswegen wirst Du die Formulierungen des Dogmas auch nicht in Zweifel ziehen, oder?
[...]
Ich ziehe die Gottessohnschaft Jesu nicht in Zweifel
Wer nicht gemäß den heiligen Vätern im eigentlichen Sinne und wahrhaftig die heilige, allzeit jungfräuliche und unbefleckte Maria als Gottesgebärerin bekennt, da sie ja im eigentlichen Sinne und wahrhaftig Gott, das Wort, selbst, der vor allen Zeiten aus Gott, dem Vater, geboren wurde, in den letzten Zeiten ohne Samen aus Heiligem Geist empfangen und unversehrt geboren hat, wobei ihre Jungfrauschaft auch nach seiner Geburt unzerstört blieb, der sei verurteilt. (3. Laterankonzil, Can. 3, Hervorhebungen von mir)

Sapperlot, so klar und deutlich sollten die Enzykliken heut mal lauten... 8)

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umusungu
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Beitrag von umusungu »

Amigo hat geschrieben:in den letzten Zeiten ohne Samen aus Heiligem Geist empfangen und unversehrt geboren hat, wobei ihre Jungfrauschaft auch nach seiner Geburt unzerstört blieb, der sei verurteilt.
Wie hätte das Konzil wohl formuliert, wenn damals schon die Existenz der weiblichen Eizelle bekannt gewesen wäre?
Zuletzt geändert von umusungu am Mittwoch 11. Februar 2004, 18:07, insgesamt 1-mal geändert.

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umusungu
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Beitrag von umusungu »

Erich Dumfarth hat geschrieben:Du willst sagen: in Deinem Glaubensleben. Denn von meinem, lieber U., weisst Du nichts.
Warum diese dezidierte Unterscheidung?
Wenn ich "unser Glaubensleben" schreibe, meine ich nun einmal unser "katholisches Glaubensleben" im Unterschied zB zu einem evangelischen Glaubensleben, von dem ich mir in manchen Punkten eine dicke Scheibe abschneiden möchte.
Wenn du eine berechtigte Unterscheidung willst, dann im ganz persönlichen Glaubensvollzug. Da weiß ich natürlich von deinem nichts und du von meinem nichts.

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Amigo
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Beitrag von Amigo »

umusungu hat geschrieben:
Amigo hat geschrieben:in den letzten Zeiten ohne Samen aus Heiligem Geist empfangen und unversehrt geboren hat, wobei ihre Jungfrauschaft auch nach seiner Geburt unzerstört blieb, der sei verurteilt.
Wie hätte das Konzil wohl formuliert, wenn damals schon die Existenz der weilblichen Eizelle bekannt gewesen wäre?
Wieso hätte das einen Einfluss auf die Formulierung haben sollen? Meinst du, sie hätten dann "ohne Samen und Eizelle" o.ä. geschrieben? Glaub ich definitiv nicht - Mutterschaft ist auch eine biologische Angelegenheit, und das Konzil wollte definitiv nicht Marias Mutterschaft schmälern. Modern ausgedrückt: Jesus hatte sicherlich auch Marias Genmaterial.

Auch der aktuelle Katechismus der katholischen Kirche bezieht sich diese Stelle (in KKK 496).

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umusungu
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Beitrag von umusungu »

Amigo hat geschrieben:Mutterschaft ist auch eine biologische Angelegenheit, und das Konzil wollte definitiv nicht Marias Mutterschaft schmälern. Modern ausgedrückt: Jesus hatte sicherlich auch Marias Genmaterial.
Die Frage einer DNA-Analyse wäre echt spannend. Wessen Genmaterial hatte er denn noch?

Aber zurück zur Zeit vor 1827. 1827 erst wurde die Eizelle entdeckt:
Damals dachte “man” noch, der männliche Same sei schon der ganze Mensch, die Frau nur das “Gefäß”.
Bei diesem Stand der Erforschung der Abläufe in der Schöpfung läßt sich viel leichter eine Aussage wie die auf dem Laterankonzil formulieren. Selbst biologisch konnte Maria nicht anders als "Gefäß" gedacht werden.....

Ralf

Beitrag von Ralf »

umusungu hat geschrieben:
Amigo hat geschrieben:Mutterschaft ist auch eine biologische Angelegenheit, und das Konzil wollte definitiv nicht Marias Mutterschaft schmälern. Modern ausgedrückt: Jesus hatte sicherlich auch Marias Genmaterial.
Die Frage einer DNA-Analyse wäre echt spannend. Wessen Genmaterial hatte er denn noch?

Aber zurück zur Zeit vor 1827. 1827 erst wurde die Eizelle entdeckt:
Damals dachte “man” noch, der männliche Same sei schon der ganze Mensch, die Frau nur das “Gefäß”.
Bei diesem Stand der Erforschung der Abläufe in der Schöpfung läßt sich viel leichter eine Aussage wie die auf dem Laterankonzil formulieren. Selbst biologisch konnte Maria nicht anders als "Gefäß" gedacht werden.....
Genau dieser Gedanke des Gefäßes wurde ja schon früh verworfen, weil Jesus eben aus Maria Gestalt annahm, sie war eben wahrhaft die Mutter Gottes.

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umusungu
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Beitrag von umusungu »

Ralf hat geschrieben:Genau dieser Gedanke des Gefäßes wurde ja schon früh verworfen, weil Jesus eben aus Maria Gestalt annahm, sie war eben wahrhaft die Mutter Gottes.
Kannst Du mir das bitte mal genauer erklären? Was heißt "Gestalt annahm"? Was heißt, der Gedanke des "Gefäßes" wurde verworfen?
Die biologische Sicht hieß bis 1827: jeder Mensch nimmt in der Mutter Gestalt an. Er wird vom Vater hineingelegt in dieses Gefäß.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Mit dem Konzil (war es das von Ephesus?), welches ihr den Titel "Theotokos" verlieh. Denn Maria ist die Mutter des Menschen Jesus, als solche Lebensspenderin des Gottmenschen, nicht bloß Brutkasten.

Edith
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Beitrag von Edith »

Ich möchte die hier sehr diversen Auffassungen mal mit einem Text der Kirche konfrontieren:

499 Ein vertieftes Verständnis ihres Glaubens an die jungfräuliche Mutterschaft Marias führte die Kirche zum Bekenntnis, daß Maria stets wirklich Jungfrau geblieben ist [Vgl. DS 427. ], auch bei der Geburt des menschgewordenen Gottessohnes [Vgl. DS 291; 294; 442; 503; 571; 1880.]. Durch seine Geburt hat ihr Sohn ,,ihre jungfräuliche Unversehrtheit nicht gemindert, sondern geheiligt" (LG 57). Die Liturgie der Kirche preist Maria als die ,,allzeit Jungfräuliche" [Aeiparthenos] [Vgl. LG 52.].

500 Man wendet manchmal dagegen ein, in der Schrift sei von Brüdern und Schwestern Jesu die Rede [Vgl. Mk 3,31-35; 6,3;1 Kor 9,5; Gal 1,19. ]. Die Kirche hat diese Stellen immer in dem Sinn verstanden, daß sie nicht weitere Kinder der Jungfrau Maria betreffen. In der Tat sind Jakobus und Josef, die als ,,Brüder Jesu" bezeichnet werden (Mt 13,55), die Söhne einer Maria, welche Jüngerin Jesu war [Vgl. Mt 27,56.]und bezeichnenderweise ,,die andere Maria" genannt wird (Mt 28,1). Gemäß einer bekannten Ausdrucksweise des Alten Testamentes [Vgl. z.B. Gen 13,8; 14,16; 29,15.] handelt es sich dabei um nahe Verwandte Jesu.

501 Jesus ist der einzige Sohn Marias. Die geistige Mutterschaft Marias aber [Vgl. Joh 19,26-27; Offb 12,17.] erstreckt sich auf alle Menschen, die zu retten Jesus gekommen ist: ,,Sie gebar einen Sohn, den Gott zum ,Erstgeborenen unter vielen Brüdern‘ (Röm 8,29) gesetzt hat, den Gläubigen nämlich, bei deren Geburt und Erziehung sie in mütterlicher Liebe mitwirkt" (LG 63).

(Quelle: KKK)

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Amigo
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Beitrag von Amigo »

umusungu hat geschrieben:Die Frage einer DNA-Analyse wäre echt spannend. Wessen Genmaterial hatte er denn noch?
Analysing blood sample of ID 139982402 (Jesus). Extracting DNA pattern... done.
Searching DNA database... evidential match found in mitochondrial DNA female ancestor: ID 139953177 (Mary). Skipping results for ancestors of 139953177. **end of file**
LookUp exception -- male ancestor match not found. Re-indexing database, please wait...
Bei diesem Stand der Erforschung der Abläufe in der Schöpfung läßt sich viel leichter eine Aussage wie die auf dem Laterankonzil formulieren. Selbst biologisch konnte Maria nicht anders als "Gefäß" gedacht werden.....
OK. Daran erkennt der schlaue Skeptiker...was? Dass solch "handfeste" Dogmen mit der Biologie widersprechenden Inhalten heutzutage nicht mehr formuliert werden würden? (Die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel wurde bekanntlich 1950 dogmatisch festgelegt...)

Klar hat die damalige Sicht der Dinge die Menschen beeinflusst, ihr Denken und Handeln und auch Schreiben. Aber inwiefern hat das einen Einfluss auf das Dogma? Es hat heute exakt genau den gleichen Inhalt und könnte wohl kaum prägnanter formuliert werden. Kein Iota dieses Dogmas ist verändert worden oder hätte einer Veränderung wegen wissenschaftlicher oder sprachlicher Neuerungen bedurft. Katholiken damals wie heute sind aufgefordert, diese Glaubenswahrheit anzunehmen, und damals wie heute haben manche damit kein Problem, weil sie darin Gottes Wirken und Wahrheit erkennen.

Sorry, ich versteh einfach nicht, was jenes Konzil deiner Ansicht nach anders ausgedrückt oder anders geglaubt hätte, wenn man damals schon die biologischen Details der Zeugung gekannt hätte.

Ralf

Beitrag von Ralf »

umusungu hat geschrieben: Die biologische Sicht hieß bis 1827: jeder Mensch nimmt in der Mutter Gestalt an. Er wird vom Vater hineingelegt in dieses Gefäß.
Dann wäre Maria bloß als Brutkasten gesehen worden, wie angeblich(!) alle Mütter vorher und nachher bis 1827. Angesichts der offenkundigen Ähnlichkeit mancher Mütter mit ihrem Nachwuchs wage ich aber die beahupotung, so unwissend waren auch die Menschen damals nicht, auch wenn sie keine befriedigende Erklärung hatten.

Ich vermisse auch noch den Quellenbeweis von Dir, dass man vorher so dachte, vor allem, dass das breite Volk so dachte. Die Beobachtung hat die Menschen gelehrt, dass die Müttrer auf die biologische Beschaffenheit der Kinder irgendwie Einfluss nehmen, deswegen scheidet diese Brutkastenannahme aus. Dass deswegen gleich das Richtige vermutet wurde, nehme ich nicht an, aber vielleicht hatte man auch gar keine Erklärung dafür. Man muss bis heute nicht alles irgendwie erklären können.

Gast

Beitrag von Gast »

Ralf hat geschrieben:Dann wäre Maria bloß als Brutkasten gesehen worden, wie angeblich(!) alle Mütter vorher und nachher bis 1827. Angesichts der offenkundigen Ähnlichkeit mancher Mütter mit ihrem Nachwuchs wage ich aber die beahupotung, so unwissend waren auch die Menschen damals nicht, auch wenn sie keine befriedigende Erklärung hatten.
Na ja Ralf, solche Überlegungen finden wir in den Dogmen aber nicht.
So oder so geht es in diesem Thread AUCH darum (für mich sogar überwiegend) in welchen heute von vielen nicht mehr verstandenen Analogien wir von Gott sprechen. Entsteht letztlich die Diskussion darüber, ob Maria auch als Miterlöserin anzusehen sei, nicht doch auf dem Grund neueren biologischen Wissens. So lange sie nur als "Gefäß" (Brutkasten) gesehen wird, kann eine Diskussion darum eigentlich gar nicht entstehen. Erst wenn Jesus einen Teil seiner Göttlichkeit auch von ihr hat, kann sie als "Miterlöserin" gedacht werden. Ich weiß nicht mehr, wer es war, der in diesem Zusammenhang einmal von "Heilsgynäkologie" gesprochen hat.

Ich finde, auch im Dogma von der unbefleckten Empfängnis, obwohl erst 1854 verkündet, spiegelt sich noch die "alte", inzwischen überholte biologische Auffassung wieder.

Margarete

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Amigo
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Beitrag von Amigo »

Margarete G. hat geschrieben:Erst wenn Jesus einen Teil seiner Göttlichkeit auch von ihr hat, kann sie als "Miterlöserin" gedacht werden.
Sehe ich nicht so. Die Miterlöserschaft Mariens hat IMHO ebensowenig wie ihre "Mittlerin der Gnaden"-schaft damit zu tun, dass Jesus von Seiner Mutter Göttlichkeit erhielt - da würden uns andere Religionen ja zu Recht Polytheismus vorwerfen! -, sondern vielmehr mit der besonderen Aufgabe, die Gott ihr zugedacht und die sie angenommen hat. Umgekehrt: Hätte Maria, unbefleckt empfangen und all das, nicht zugestimmt - dann wäre sie nicht Miterlöserin und Mittlerin geworden. Dass Gott genau ein Wesen schafft, das zwar Mensch ist, aber zugleich auch eine Sonderrolle in Seinem Heilsplan für die Menschen hat, ist ja nicht weniger vorstellbar als dass Er selbst Mensch wird. Jesus hat keinen Teil Seiner Göttlichkeit von uns, ebensowenig wie von Maria. Von ihr hat Gott Menschlichkeit :)

In einer gewissen (unvergleichlich geringeren als bei Maria, aber nicht irrelevanten) Bedeutung von "Miterlöserschaft" sind wir alle berufen, Miterlöser zu sein, indem wir unsere eigene Erlösung annehmen und auch anderen durch unser Vorbild, Gebet, Opfer usw. helfen, das zu tun.

Grüsse,
Georg

Gast

Beitrag von Gast »

Amigo hat geschrieben:Sehe ich nicht so.
Du weißt aber schon, was "in Analogien reden" bedeutet?

Ralf

Beitrag von Ralf »

Maria ist nicht wegen der Frage "Gefäß oder nicht" keine Miterlöserin, sondern weil sie empfing und nicht sendete!
Maria ist die Gnadenempfängerin par exellence, alles empfing sie vom Vater durch den Sohn. Die Sendung ist die des Sohnes.
Und die Göttlichkeit hat Er natürlich auch bloß teilweise nicht von Maria. Wie auch.

Der Heilsplan Gottes ist aber eben Teamwork, und Er lässt sich sogar darauf ein, auf Menschen zu setzen, damals wie heute.

Die biologische Auffassung mag überholt sein, nicht aber die Glaubenswahrheit, dass Maria biologische Jungfrau war. Denn dass das "eigentlich nicht geht", wussten die Menschen damals wie heute. DAs Ärgernis war damals nicht geringer. Die Wissenschaftshybris und die Vergötzung der menschlichen Vernunft dagegen schon.

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umusungu
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Beitrag von umusungu »

Ralf hat geschrieben:Der Heilsplan Gottes ist aber eben Teamwork, und Er lässt sich sogar darauf ein, auf Menschen zu setzen, damals wie heute.
DER SATZ IST GENIAL ........ wirklich.
Ich habe einmal gehört, wie ein Kind bei einer Kinderkatechese sagte: "Weil Maria JA gesagt hat, konnte Jesus geboren werden" ----- Und SIE hätte können ...... Teamwork ist ein tolles Wort aus unserer Zeit, das sooo viel aussagt!
Gott ruft immer wieder Menschen - uns, um seinen Weg mit seiner Welt und seinen Menschen gehen zu können. Er wartet auf dieses JA - auf unseren Glauben.
Glauben heißt für mich nämlich, diesen Ruf Gottes zu vernehmen und zu TUN, zu gehen und ......

Ralf

Beitrag von Ralf »

Einem Protestanten, besonders den meisten Freikirchlern unter ihnen, passt dieser Satz übrigens gar nicht. Nur so nebenbei.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Umusungu hat geschrieben:
Das Lateranense III (zitiert vom Amigo) hat geschrieben:»…in den letzten Zeiten ohne Samen aus Heiligem Geist empfangen und unversehrt geboren hat, wobei ihre Jungfrauschaft auch nach seiner Geburt unzerstört blieb, der sei verurteilt. «
»Wie hätte das Konzil wohl formuliert, wenn damals schon die Existenz der weiblichen Eizelle bekannt gewesen wäre?«
Nicht anders, Umusungu. Die Eizelle ändert doch nichts an der Empfängnis.
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Amigo hat geschrieben:»Wieso hätte das einen Einfluß auf die Formulierung haben sollen? Meinst du, sie hätten dann "ohne Samen und Eizelle" o.ä. geschrieben? Glaub ich definitiv nicht - Mutterschaft ist auch eine biologische Angelegenheit, und das Konzil wollte definitiv nicht Marias Mutterschaft schmälern. Modern ausgedrückt: Jesus hatte sicherlich auch Marias Genmaterial.«
Genau. Seine Menschheit hat ja Jesus gerade und allein von Maria, seiner Mutter. Das ist auch keine neue Erkenntnis, sondern der apostolische Glaube.
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Umusungu hat geschrieben:»1827 erst wurde die Eizelle entdeckt: Damals dachte “man” noch, der männliche Same sei schon der ganze Mensch, die Frau nur das “Gefäß”. Bei diesem Stand der Erforschung der Abläufe in der Schöpfung läßt sich viel leichter eine Aussage wie die auf dem Laterankonzil formulieren. Selbst biologisch konnte Maria nicht anders als "Gefäß" gedacht werden …
… Die biologische Sicht hieß bis 1827: jeder Mensch nimmt in der Mutter Gestalt an. Er wird vom Vater hineingelegt in dieses Gefäß.«
Das ist offensichtlich unzutreffend, denn Jesus von Nazareth hat nach dem apostolsichen Glauben der Kirche keinen menschlichen Vater, sondern allein eine Mutter, die Jungfrau Maria. Seine Menschheit ist ihre, sein Fleisch stammt von ihrem Fleisch.
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Margarete hat geschrieben:»Entsteht letztlich die Diskussion darüber, ob Maria auch als Miterlöserin anzusehen sei, nicht doch auf dem Grund neueren biologischen Wissens. So lange sie nur als "Gefäß" (Brutkasten) gesehen wird, kann eine Diskussion darum eigentlich gar nicht entstehen. Erst wenn Jesus einen Teil seiner Göttlichkeit auch von ihr hat, kann sie als "Miterlöserin" gedacht werden.«
Das verstehe ich nicht. Erstens trifft es nicht zu – siehe oben –, daß die Kirche Maria lediglich als Gefäß gesehen habe. Gefäß wofür denn? Jesus wurde ja gerade ohne Samen empfangen. Das Wort nahm Fleisch in ihr.

Die Göttlichkeit stammt doch nun aber ganz von Gott, das heißt: Er ist Gott. »Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gott«. Was ändert daran die Kenntnis Eizelle? Von der menschlichen Eizelle ererbt doch keiner Göttlichkeit, auch nicht aus der Gottesmutter. Sie ist die Allheilige, wie die Ostkirche so schön sagt, aber doch nicht Gott.

Unsere Erlösung schließlich empfangen wir durch das menschliche Blut, das unser Herr, der zugleich Gott war – nur darum vermochte er es, das ist wahr –, für uns vergossen hat. Das am Kreuz vergossene Blut hat uns werlöst, das heißt: losgekauft von Sünde, Schuld und Tod. Also gerade durch die Menschheit, kraft der Gottheit, aber nicht durch die Gottheit.

Die Miterlöserinnen-Irrlehre hat also mit neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen wenig zu tun, sondern sie ist einerseits eine Übersteigerung traditioneller Redeweisen wie derjenigen von der Mittlerschaft Mariens oder von ihrer Mitwirkung am Erlösungswerk; andererseits handelt es sie um die Auflösung des sehr spezifischen, ans Kreuz gebundenen Erlösungsbegriffs ins Allgemein-Nebelhafte. Das ganze sehe ich als eine Art trotzigen Reflex auf entgegengesetzte Auflösungserscheinungen unserer Tage in der Marienverehrung.
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