Was ist Glaube?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Heinrich
Beiträge: 149
Registriert: Dienstag 26. Oktober 2010, 16:09

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Heinrich »

Ja, der Faust, eines meiner Lieblingswerke. Aber daran habe ich bei meiner Namenswahl nicht gedacht, passen tut es aber. Nur würde ich mich nicht mit dem Teufel einlassen, nur um irdischer Genüsse willen. Im Gegensatz zu Faust beschwöre ich keine Erdgeister und bin so garn nicht okkultistisch interessiert.
incarnata, einen Restzweifel, ob es Gott oder ein "Dämon" ist, muss zwangsläufig auch einem100%igen (katholischen) Christen bleiben. Und ebenso ein Restzweifel, ob die katholische Kirche nicht eine menschlich fehlbare Einrichtung sein könnte. Über allem steht für mich dagegen die Gewissheit, dass Gott ebenso groß, gut und liebend ist, wie es uns die christliche Überlieferung sagt.

ad_hoc
Beiträge: 4877
Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 12:14

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von ad_hoc »

Hallo Heinrich

Gibt es eine kirchliche Gruppierung (die katholische Kirche ist es schon mal nicht), der Du Dich nahestehend fühlst? Irgendeine protestantische oder freikirchliche oder sonstige Institution also? Oder willst du ein neues, ein eigenständiges Glaubensbild vermitteln? Als neuer Glaubensflüsterer vielleicht?

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Raphael

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Raphael »

Heinrich hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Heinrich hat geschrieben:Unmittelbar weil zwischen Mensch und Gott kein Mittler notwendig ist. So ist es die reine und unverfälschte Lehre, die Christus uns geschenkt hat. Wenn sich eine Institution aufschwingt, uns angeblich als einziger Weg zum Heil zu verhelfen, ist das eine blasphemische Selbstüberhebung, die die Menschen von Gott entfernt.
Ich habe nichts gegen die Kirche, aber gegen überhebliches Priestertum im allgemeinen. Denn Priester sind wir selbst und das Opfer zugleich. So ist es die Lehre Jesu.
Eine Nachfrage noch!
Du schreibst, wir seien das Opfer ... und auch Priester.
Wie kommst Du denn auf die erste Hälfte dieser Behauptung?

Wann soll Jesus denn das gelehrt haben? :hae?:
Christus hat mit dem jüdischen Priestertum gebrochen, weil er die Wahrheit gelehrt hat, dass jeder Mensch gleichsam Priester ist.
Ja, was denn nun? :achselzuck:
Erst schreibst Du, wir seien selber Priester, und nun schreibst Du, wir seien gleichsam Priester .........
Heinrich hat geschrieben:Priestertum ist das instititionalisierte Expertentum, das sich zwischen Gott und Menschen stellt.
Hast Du auch eine Begründung für diese Behauptung?
Heinrich hat geschrieben:Christentum ist in der reinen Auslegung KEINE Priesterreligion.
Und Du vertrittst diese reine Auslegung? :hmm:

Wie kommst Du darauf, daß diese Deine Auslegungsvariante die reine sei?

P.S. Die eigentliche Nachfrage meinerseits (Warum hältst Du die Gläubigen denn überhaupt für Opfer?) hast Du übrigens noch nicht beantwortet! :roll:

Heinrich
Beiträge: 149
Registriert: Dienstag 26. Oktober 2010, 16:09

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Heinrich »

ad_hoc hat geschrieben:Hallo Heinrich

Gibt es eine kirchliche Gruppierung (die katholische Kirche ist es schon mal nicht), der Du Dich nahestehend fühlst? Irgendeine protestantische oder freikirchliche oder sonstige Institution also? Oder willst du ein neues, ein eigenständiges Glaubensbild vermitteln? Als neuer Glaubensflüsterer vielleicht?

Gruß, ad_hoc
Ich fühle mich jedem Menschen nah, der ernsthaft Gott verehrt und das in seinem Umgang mit seinen Mitmenschen in Taten, nicht Worten zeigt. Ich vertrete die ketzerische Überzeugung, dass auch andere Religionen als das Christentum zu dieser ernsthaften Verehrung führen können. Mit jedem neuen Glaubensbild würde nur mehr Abgrenzung und Ausgrenung stattfinden, das lehne ich ab. Der eigentliche Ort, wo Glauben stattfindet, darf nur sekundär eine Kirche (oder Moschee oder Synagoge) sein, primär aber der einzelne Mensch selbst.

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von cantus planus »

Heinrich hat geschrieben:Ich fühle mich jedem Menschen nah, der ernsthaft Gott verehrt und das in seinem Umgang mit seinen Mitmenschen in Taten, nicht Worten zeigt. Ich vertrete die ketzerische Überzeugung, dass auch andere Religionen als das Christentum zu dieser ernsthaften Verehrung führen können.
Dann war Christus ein Spinner, sein Tod umsonst, die Apostel Betrüger und alle Heiligen und Kirchenlehrer haben geirrt. Was für eine Anmaßung. Alleine das Betrachten der Texte der Kirchenväter macht mir in Momenten des Zweifels oder der Unsicherheit klar, dass so viele so kluge Menschen nicht alle geirrt haben können.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Heinrich
Beiträge: 149
Registriert: Dienstag 26. Oktober 2010, 16:09

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Heinrich »

@raphael:
Priester ist nicht gleich Priester. Das haben die meisten Kirchenväter herausgestellt, indem sie den jüdischen Opferdienst auf den einzelnen Menschen gedeutet haben, dessen Herz der Opferaltar ist. "Gleichsam" ein Priester, weil es sich im exegetische Übertragungen handelt. Das gilt auch für das Opfer. So wie Christus sich für uns geopfert hat, so ist auch unser Leben, wenn wir es bewusst in Gott leben, ein Opfer. Wir sind also Priester und Opfer in einem.

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von taddeo »

Heinrich hat geschrieben:@raphael:
Priester ist nicht gleich Priester. Das haben die meisten Kirchenväter herausgestellt, indem sie den jüdischen Opferdienst auf den einzelnen Menschen gedeutet haben, dessen Herz der Opferaltar ist. "Gleichsam" ein Priester, weil es sich im exegetische Übertragungen handelt. Das gilt auch für das Opfer. So wie Christus sich für uns geopfert hat, so ist auch unser Leben, wenn wir es bewusst in Gott leben, ein Opfer. Wir sind also Priester und Opfer in einem.
Du kochst hier einen theologischen Pichelsteiner, in dem Dir die korrekte Unterscheidung der Zutaten etwas durcheinanderkommt. Da wird's leicht ungenießbar.

Heinrich
Beiträge: 149
Registriert: Dienstag 26. Oktober 2010, 16:09

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Heinrich »

cantus planus hat geschrieben:
Heinrich hat geschrieben:Ich fühle mich jedem Menschen nah, der ernsthaft Gott verehrt und das in seinem Umgang mit seinen Mitmenschen in Taten, nicht Worten zeigt. Ich vertrete die ketzerische Überzeugung, dass auch andere Religionen als das Christentum zu dieser ernsthaften Verehrung führen können.
Dann war Christus ein Spinner, sein Tod umsonst, die Apostel Betrüger und alle Heiligen und Kirchenlehrer haben geirrt. Was für eine Anmaßung. Alleine das Betrachten der Texte der Kirchenväter macht mir in Momenten des Zweifels oder der Unsicherheit klar, dass so viele so kluge Menschen nicht alle geirrt haben können.
Wie kommst Du nur zu solchen Schlussfolgerungen? Wir müssen nur die Bedeutung der Kirche zugunsten des einzelnen Menschen relativieren. Kirche also als Begleiterin, nicht Gnadenvermittlerin. DAS ist doch die Anmaßung. Auch ich berufe mich gerne auf die Kirchenväter, aber die Stellen, die meine Sicht der Dinge stützen, gelten heute nicht mehr viel.

Heinrich
Beiträge: 149
Registriert: Dienstag 26. Oktober 2010, 16:09

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Heinrich »

taddeo hat geschrieben:
Heinrich hat geschrieben:@raphael:
Priester ist nicht gleich Priester. Das haben die meisten Kirchenväter herausgestellt, indem sie den jüdischen Opferdienst auf den einzelnen Menschen gedeutet haben, dessen Herz der Opferaltar ist. "Gleichsam" ein Priester, weil es sich im exegetische Übertragungen handelt. Das gilt auch für das Opfer. So wie Christus sich für uns geopfert hat, so ist auch unser Leben, wenn wir es bewusst in Gott leben, ein Opfer. Wir sind also Priester und Opfer in einem.
Du kochst hier einen theologischen Pichelsteiner, in dem Dir die korrekte Unterscheidung der Zutaten etwas durcheinanderkommt. Da wird's leicht ungenießbar.
Hätte ich mich Zeit meines Lebens an die "wahre" katholische Lehre gehalten, dann wäre ich heute ein Atheist. Ungenießbar sind die Anmaßungen und Zumutungen einer Priesterelite, die zunehmend sittlich verroht und ihre Moral nur bis zum Feierabend vertritt.

Benutzeravatar
lifestylekatholik
Beiträge: 8702
Registriert: Montag 6. Oktober 2008, 23:29

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von lifestylekatholik »

Heinrich hat geschrieben:Getauft bin ich nicht.
Warum noch nicht?
Matthäus, 28, hat geschrieben:Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von taddeo »

Heinrich hat geschrieben:Hätte ich mich Zeit meines Lebens an die "wahre" katholische Lehre gehalten, dann wäre ich heute ein Atheist. Ungenießbar sind die Anmaßungen und Zumutungen einer Priesterelite, die zunehmend sittlich verroht und ihre Moral nur bis zum Feierabend vertritt.
Scheinbar kennst Du diese Lehre und ihre Repräsentanten nicht oder nur unzureichend.
Ich versuche nun seit über 40 Jahren, mich daran zu halten, und bin immer noch Katholik.
Sooo ungenießbar ist das ganze nicht, wenn man sich ernsthaft bemüht, die Oberfläche zu durchdringen.

Benutzeravatar
Peti
Beiträge: 2566
Registriert: Donnerstag 4. Oktober 2007, 11:45
Wohnort: Landkreis München

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Peti »

Heinrich hat geschrieben: Ich fühle mich jedem Menschen nah, der ernsthaft Gott verehrt und das in seinem Umgang mit seinen Mitmenschen in Taten, nicht Worten zeigt. Ich vertrete die ketzerische Überzeugung, dass auch andere Religionen als das Christentum zu dieser ernsthaften Verehrung führen können. Mit jedem neuen Glaubensbild würde nur mehr Abgrenzung und Ausgrenung stattfinden, das lehne ich ab. Der eigentliche Ort, wo Glauben stattfindet, darf nur sekundär eine Kirche (oder Moschee oder Synagoge) sein, primär aber der einzelne Mensch selbst.
Deine Art von Glauben war vor vierzig Jahren auch mein Ausgangspunkt. Aus dem Religionsuntericht im Gymnasium war ich augetreten. In einer "Menschheitsreligion" sah ich meine und der Welt Zukunft.
Die Begegnung mit einem tiefgläubigen Priester und die Theologie Hans Urs von Balthasars
(der damals in kirchlichen Kreisen als konservativ abgelehnt wurde, heute von Traditionalisten angegriffen wird, gleichzeitig vom letzten und vom jetzigen Papst hoch gelobt wird)
-halfen mir meinen Weg in die Kirche zurückzufinden.

"Daß Gott in seinem Himmel reich ist, wissen andere Religionen auch. Daß er mit seinen Geschöpfen zusammen arm sein wollte, daß er in seinem Himmel an seiner Welt leiden wollte, ja gelitten hat und durch seine Menschwerdung sich instand setzte, dies sein Leiden der Liebe seinen Geschöpfen zu beweisen: das ist das Unerhörte bisher."

"Erst wer der Kirche folgt, hat eine sichere Bürgschaft dafür, daß er in seinem Gehorsam Christus gegenüber
nicht doch nur seinem eigenen Besserwissen gefolgt ist."

Hans Urs von Balthasar
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Heinrich
Beiträge: 149
Registriert: Dienstag 26. Oktober 2010, 16:09

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Heinrich »

Doch woher soll ich wissen, ob nicht die Kirche es ist, die mich vom Glauben abbringen will und selbst nur noch weltliche Ziele verfolgt? Unse krankes kapitalistisches System wird von der Kirche nicht oder kaum kritisiert, eher gestützt. Stattdessen finanziert sich die Kirche genauso weltlich durch fragwürdige Finanzspekulationen und dunkle Kassen. Die Kirche ist mangelhaft, gegenüber der göttlichen Reinheit ist sie ein schmutziges Gebilde. Der Weg zum Herrn führt über die Freiheit des Glaubens, nicht den Zwang zum Dogma. Erkenntnis ist ein Akt der Freiheit, nicht der Unterwerfung. Glaube kann nur aus dem Reinen entspringen, nicht aus dem Unreinen. Nicht die Kirche weckt den Glauben, sondern Gott.

Benutzeravatar
Peti
Beiträge: 2566
Registriert: Donnerstag 4. Oktober 2007, 11:45
Wohnort: Landkreis München

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Peti »

Sie hat in den letzten vierzig Jahren meinen Glauben ermöglicht und gestärkt.
Was die Kirche sollte, wäre ein großes Thema. Ein gegenwärtiges oder künftiges Reich Gottes auf Erden wird sie wohl nicht herbeizaubern können.
http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php? ... e&start=16
-bin gerade auf dem Weg zur Arbeit. Deshalb nur diese kurze Antwort.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Benutzeravatar
Florianklaus
Beiträge: 3493
Registriert: Donnerstag 20. November 2008, 12:28
Wohnort: Bistum Münster

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Florianklaus »

@Heinrich: Die Kirche ist der mystische Leib Christi. Der Herr selbst hat ihr den Beistand des heiligen Geistes verheißen. Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.

Benutzeravatar
incarnata
Beiträge: 2047
Registriert: Mittwoch 8. November 2006, 01:11

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von incarnata »

Selbstverständlich gibt es auch in der Kirche menschliche Mängel aller Art; das war sogar schon bei den Aposteln so,die bekanntlich z.B. darüber stritten,wer der Größte im Himmelreich sei und nach der Kreuzigung zunächst einmal wie die Hühner auseinander liefen.Dennoch hat Jesus Christus Seine Kirche eben auf solch sündhafte Menschen gegründet indem er ihnen auch immer wieder die Möglichkeit gab,umzukehren,zu bereuen und neu anzufangen mit der Hilfe des Geistes.Und auf diese Weise ist aus manchem mit vielen menschlichen Fehlern und Schwächen behafteten Christen doch noch ein Heiliger geworden.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

Heinrich
Beiträge: 149
Registriert: Dienstag 26. Oktober 2010, 16:09

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Heinrich »

Florianklaus hat geschrieben:@Heinrich: Die Kirche ist der mystische Leib Christi. Der Herr selbst hat ihr den Beistand des heiligen Geistes verheißen. Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.
Diese Auffassung ist erst in einer Phase fortgeschrittener Institutionalisierung der Kirche aufgekommen, während sie ursprünglich für die konsekrierte Hostie galt. Nachzulesen bei Henri de Lubac, Corpus Mysticum. Dank unserer Gottesebenbildlichkeit stehen wir alle in einem unmittelbaren Verhältnis zu Gott, freilich ist die Ebenbildlichkeit getrübt. Die Sakralisierung der Kirche teile ich nicht, sie ist ein Machtinstrument einer Religion, die seit über 1500 Jahren geübt ist im Betreiben weltlicher Strategien des Machterhalts. Solange die Kirche den Gläubigen den Kern der christlichen Botschaft vorenthält - dass sie selbst Tempel des Herrn sind - verfehlt sie ihre Bestimmung. Ohne spirituelle Erneuerung wird die Kirche in der Bedeutungslosigkeit versinken.
Die Hölle ist das, was die Menschen aus der Erde machen mit ihrer Gier, ihrem Hass und ihrem Egoismus. Die Kirche geht nur gegen Symptome vor, wagt es im Interesse ihres Machterhalts aber nicht, die Ursachen zu benennen. Wer unser System duldet, baut mit an der Hölle auf Erden.
Zuletzt geändert von Heinrich am Freitag 28. Januar 2011, 14:19, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Florianklaus
Beiträge: 3493
Registriert: Donnerstag 20. November 2008, 12:28
Wohnort: Bistum Münster

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Florianklaus »

Heinrich hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:@Heinrich: Die Kirche ist der mystische Leib Christi. Der Herr selbst hat ihr den Beistand des heiligen Geistes verheißen. Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.
Diese Auffassung ist erst in einer Phase fortgeschrittener Institutionalisierung der Kirche aufgekommen, während sie ursprünglich für die konsekrierte Hostie galt. Nachzulesen bei Henri de Lubac, Corpus Mysticum. Dank unserer Gottesebenbildlichkeit stehen wir alle in einem unmittelbaren Verhältnis zu Gott, freilich ist die Ebenbildlichkeit getrübt. Die Sakralisierung der Kirche teile ich nicht, sie ist ein Machtinstrument einer Religion, die seit über 1500 Jahren geübt ist im Betreiben weltlicher Strategien des Machterhalts. Solange die Kirche den Gläubigen den Kern der christlichen Botschaft vorenthält - dass sie selbst Tempel des Herrn sind - verfehlt sie ihre Bestimmung. Ohne spirituelle Erneuerung wird die Kirche in der Bedeutungslosigkeit versinken.

Und tschüß!

Benutzeravatar
Marion
Beiträge: 8705
Registriert: Donnerstag 21. Mai 2009, 18:51
Kontaktdaten:

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Marion »

Heinrich hat geschrieben:Nachzulesen bei Henri de Lubac

Der hat ja ne sehr interessante Laufbahn :roll:
Wiki hat geschrieben:De Lubac trat der Gesellschaft Jesu am 9. Oktober 1913 bei und wurde 1927 zum Priester geweiht. 1929 bis 1961 war er Professor für Fundamentaltheologie und Religionsgeschichte am Institut catholique in Lyon. Während des Zweiten Weltkrieges war er zeitweise wegen seiner Mitarbeit im Französischen Widerstand im Untergrund. Im Jahr 1938 erschien sein programmatisches Werk „Catholicisme“ (dt. 1943), das aus der theologischen Tradition die universale Heilsbedeutung der Kirche neu akzentuierte. Seit 1950 hatte er wegen seiner Gnadenlehre (insb. Surnaturel 1946) vom Orden acht Jahre Lehrverbot und veröffentlichte in dieser Zeit drei Bücher über den Buddhismus, kurz darauf wurde er aber schon Berater des Erzbischofs von Lyon. Er war dann Berater auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Im Jahre 1983 wurde er ohne vorherige Bischofsweihe als Kardinaldiakon mit der Titeldiakonie Santa Maria in Domnica in das Kardinalskollegium aufgenommen, nachdem er 1969 die Ernennung zum Kardinal (seit 1962 regelmäßig vorgesehen mit vorheriger Bischofsweihe) abgelehnt hatte.
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von cantus planus »

Heni de Lubac ist natürlich par excellence ein Vetreter der nouvelle théologie. Damit erübrigt sich jede weitere Diskussion, denn auch de Lubac hat sich später von diesen irrigen Ansätzen distanziert, als er die nachkonziliare Krise ansehen musste. Aus dieser Quelle nähern sich übrigens auch Karl Rahner, Hans Urs von Balthasar, Joseph Ratzinger (man lese in den Werken Ratzingers auch immer aufmerksam die Fußnoten!), Karl Lehmann, Erhard Kunz und Walter Kasper.

Tragisch wird es immer, wenn man eine Sackgasse nicht als solche erkennt. Lubac saß diesem Fehler nicht auf. Im Gegensatz z. B. zu Rahner.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Heinrich
Beiträge: 149
Registriert: Dienstag 26. Oktober 2010, 16:09

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Heinrich »

Seine Untersuchungen zum Corpus Mysticum sind nach wie vor aktuell und quellenmäßig hervorragend belegt. Mir scheint, dass Denken der natürliche Feind jedes Dogmatismus ist. Lieber einer Institution anhängen und sie mit dem Corpus Mysticum verwechseln, als seinen Irrtum einzusehen? Die Kirche, wie sie geworden ist, ist Folge jahrhundertelanger exegetischer Bemühungen. Nur durch fortwährende Deutung der Botschaft Jesu und der Apostel zugunsten bestehender weltlicher Anforderungen hat sich die "heilige" katholische Kirche herausgebildet. Dass das Geistig-Spirituelle dabei auf der Strecke geblieben ist, zeigen nicht erst die gegenwärtigen Skandale. Und zum Schluss wundert man sich, warum der Islam immer reizvoller wird mit seinem klaren Monotheismus.

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von taddeo »

Heinrich hat geschrieben:Seine Untersuchungen zum Corpus Mysticum sind nach wie vor aktuell und quellenmäßig hervorragend belegt. Mir scheint, dass Denken der natürliche Feind jedes Dogmatismus ist. Lieber einer Institution anhängen und sie mit dem Corpus Mysticum verwechseln, als seinen Irrtum einzusehen? Die Kirche, wie sie geworden ist, ist Folge jahrhundertelanger exegetischer Bemühungen. Nur durch fortwährende Deutung der Botschaft Jesu und der Apostel zugunsten bestehender weltlicher Anforderungen hat sich die "heilige" katholische Kirche herausgebildet. Dass das Geistig-Spirituelle dabei auf der Strecke geblieben ist, zeigen nicht erst die gegenwärtigen Skandale. Und zum Schluss wundert man sich, warum der Islam immer reizvoller wird mit seinem klaren Monotheismus.
Heute ist der Festtag des Heiligen Thomas von Aquin.

Mir scheint, seine Fürsprache und die Lektüre seiner eucharistischen Hymnen (ganz zu schweigen von seinen theologischen Werken) könnten Deiner Kraut-und-Rüben-Esoterik nur guttun.

Benutzeravatar
Niels
Beiträge: 24027
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 11:13

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Niels »

taddeo hat geschrieben: Mir scheint, seine Fürsprache und die Lektüre seiner eucharistischen Hymnen (ganz zu schweigen von seinen theologischen Werken) könnten Deiner Kraut-und-Rüben-Esoterik nur guttun.
:daumen-rauf:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Heinrich
Beiträge: 149
Registriert: Dienstag 26. Oktober 2010, 16:09

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Heinrich »

Wenn Kraut-und-Rüben-Esoterik dort beginnt, wo ich die Lehre der "heiligen" katholischen Kirche verlasse und einen eigenen Blick in die Bibel werfe, dann tut es mir für den erbärmlichen Stadt der Kirche leid. Denn sie ist genau das geworden, was Jesus abgelehnt hat, ein autoritäres Priestertum, das seine Schäflein dumm und gedankenlos hält.
Darin ist diese Kirche allerdings kompatibel mit unserem herrschenden System und seinem Drang, die Menschen mit Brot und Spielen, Alkohol und anderen Drogen ruhigzuhalten. Bestehende Systeme infrage zu stellen, kam noch nie gut an. Christus war ein Revolutionär, aber seine Revolution ist gescheitert. Der grassierende Atheismus ist Folge dieses Scheiterns.

Benutzeravatar
Marion
Beiträge: 8705
Registriert: Donnerstag 21. Mai 2009, 18:51
Kontaktdaten:

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Marion »

Heinrich hat geschrieben:Christus war ein Revolutionär, aber seine Revolution ist gescheitert.
Ist das die christliche Lehre von der du Anfangs sprachst?
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von taddeo »

Heinrich hat geschrieben:Wenn Kraut-und-Rüben-Esoterik dort beginnt, wo ich die Lehre der "heiligen" katholischen Kirche verlasse und einen eigenen Blick in die Bibel werfe, dann tut es mir für den erbärmlichen Stadt der Kirche leid. Denn sie ist genau das geworden, was Jesus abgelehnt hat, ein autoritäres Priestertum, das seine Schäflein dumm und gedankenlos hält.
Drum empfehle ich Dich und Dir ja den Heiligen Thomas.
Wenn einer was gegen Dummheit und Gedankenlosigkeit in der Kirche beigetragen hat, dann er.
Und dabei war ausgerechnet dieser Meister des Intellekts derjenige, der in seinen Hymnen eine gedankentiefe und gleichzeitig emotionale Frömmigkeit formuliert hat, wie sie bis heute ihresgleichen sucht.

Benutzeravatar
Niels
Beiträge: 24027
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 11:13

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Niels »

Exakt. :ja:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von taddeo »

Ach ja, aus aktuellem Anlaß!
Da hat der Papst selber extra für Dich was gesagt, Heinrich:
Der heilige Thomas von Aquin: Philosophie für die Theologie im Dialog

Heinrich
Beiträge: 149
Registriert: Dienstag 26. Oktober 2010, 16:09

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Heinrich »

taddeo hat geschrieben:Ach ja, aus aktuellem Anlaß!
Da hat der Papst selber extra für Dich was gesagt, Heinrich:
Der heilige Thomas von Aquin: Philosophie für die Theologie im Dialog
Mit Thomas stimme ich weitestgehend überein. Was mich auf die Palme bringt ist der Zweifel, der meinem Glauben entgegengebracht wird, nur weil er mir nicht von der "heiligen" Kirche geschenkt wurde, sondern - das scheint das Schlimmste zu sein - unmittelbarer göttlicher Gnade entspringt. Denn sollte ich kein Lügner sein und auch von keinem Dämon besessen sein, dann würde ich das Machtgefüge der Kirche infrage stellen, die einem Ungetauften nie und nimmer auch nur annähernd eine Berührung mit dem Heiligen Geist zugestehen würde. Solange ich diesen Widerstand erlebe, werde ich mich keiner Kirchen jemals anschließen. Denn ich liefe Gefahr, meinen Glauben zugunsten eines Ritualismus zu verlieren.

Benutzeravatar
Marion
Beiträge: 8705
Registriert: Donnerstag 21. Mai 2009, 18:51
Kontaktdaten:

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Marion »

Heinrich hat geschrieben:dann würde ich das Machtgefüge der Kirche infrage stellen, die einem Ungetauften nie und nimmer auch nur annähernd eine Berührung mit dem Heiligen Geist zugestehen würde.
Wie kommst du denn darauf? Es geht dir um deine Gotteserfahrung, wenn du über Berührung mit dem Heiligen Geist sprichst? Es gibt einige große Kirchenmänner die vor ihrer Taufe eine Gotteserfahrung hatten. Ich nenne mal nur den Paulus.
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Heinrich
Beiträge: 149
Registriert: Dienstag 26. Oktober 2010, 16:09

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Heinrich »

Marion hat geschrieben:
Heinrich hat geschrieben:dann würde ich das Machtgefüge der Kirche infrage stellen, die einem Ungetauften nie und nimmer auch nur annähernd eine Berührung mit dem Heiligen Geist zugestehen würde.
Wie kommst du denn darauf? Es geht dir um deine Gotteserfahrung, wenn du über Berührung mit dem Heiligen Geist sprichst? Es gibt einige große Kirchenmänner die vor ihrer Taufe eine Gotteserfahrung hatten. Ich nenne mal nur den Paulus.
Nur dass meine Gotteserfahrung mich nicht in den Schoß der katholischen Kirche geführt, sondern von jeder Konfessionszugehörigkeit abgehalten hat.

Benutzeravatar
Peti
Beiträge: 2566
Registriert: Donnerstag 4. Oktober 2007, 11:45
Wohnort: Landkreis München

Re: Was ist Glaube?

Beitrag von Peti »

cantus planus hat geschrieben:Heni de Lubac ist natürlich par excellence ein Vetreter der nouvelle théologie. Damit erübrigt sich jede weitere Diskussion, denn auch de Lubac hat sich später von diesen irrigen Ansätzen distanziert, als er die nachkonziliare Krise ansehen musste. Aus dieser Quelle nähern sich übrigens auch Karl Rahner, Hans Urs von Balthasar, Joseph Ratzinger (man lese in den Werken Ratzingers auch immer aufmerksam die Fußnoten!), Karl Lehmann, Erhard Kunz und Walter Kasper.

Tragisch wird es immer, wenn man eine Sackgasse nicht als solche erkennt. Lubac saß diesem Fehler nicht auf. Im Gegensatz z. B. zu Rahner.
Das kann man so nicht sagen.
Höchsten man kennt von Kard.de Lubac nur den Wikipedia Artikel.
Henri Kardinal de Lubac SJ hat sich nicht von "irrigen Ansätzen" distanzieren müssen. In der nachkonziliaren Zeit hatte er Schwierigkeiten mit der einseitigen Entwicklung der Jesuiten in Frankreich. Eine führende Gruppe von Progresisten bekämpfte den gealterten de Lubac." Der von vielen Laien und Priestern Hochgeschätzte galt für die im Orden Tonangebenden als ein hoffnungslos "Überholter"."
Er und Hans Urs von Balthasar haben viele Theologen geprägt:

"Von den neueren Theologen sind es vor allem Newman, dessen Schriften mich intensiv geprägt haben, sowie Hans Urs von Balthasar und Henry de Lubac", schreibt Bischof Hanke.

"Ich habe nie wieder Menschen mit einer so umfassenden theologie- und geistesgeschichtlichen Bildung wie Balthasar und de Lubac gefunden und kann gar nicht sagen, wieviel ich der Begegnung mit ihnen verdanke.", schreibt Joseph Ratzinger als Kardinal.

Über Hans Urs von Balthasar wird man auch in Fußnoten nichts Negatives in Ratzingers Werken finden. Ratzinger hat viele seiner Bücher besprochen.
Bernado, (der hier wirklich fehlt), hat mal geschrieben, daß man sich schon reichlich weit ins Irreale vorwagen muß, um
Hans Urs v. Balthasar als "vergiftete Quelle" zu bezeichnen.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema