Über das Böse und den Bösen

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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pierre10
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Über das Böse und den Bösen

Beitrag von pierre10 »

Dieses Thema wurde aus den "Sprüchen für ein gutes Leben" abgetrennt. Es wurde nicht von Berni oder Sofaklecks eröffnet.
cantus planus, Moderator

berni hat geschrieben:Verlass dich nicht auf deine eigene Urteilskraft, sondern vertraue voll und ganz dem Herrn!
Denke bei jedem Schritt an ihn; er zeigt dir den richtigen Weg und krönt dein Handeln mit Erfolg.
Halte dich nicht selbst für klug; gehorche Gott und meide das Böse! Das heilt und belebt deinen ganzen Körper, du fühlst dich wohl und gesund.
Sprüche 3,5ff
und abhängig. Warum gab ER uns die Möglichkeit des eigenen Urteils, wenn wir sie nicht anwenden sollen????

Pierre, der zwar IHM gerne zuhört, aber auch selbst entscheidet. OK, manchmal daneben. :)
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Teutonius
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Re: Sprüche für ein gutes Leben

Beitrag von Teutonius »

Gott hat uns einen freien Willen gegeben, die Urteilskraft (Erkenntnis von 'Gut und Böse') haben wir uns widerrechtlich selbst angeignet! Und schlimmer noch: sie ist (daher) unzuverläsig und kann irreleiten...

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pierre10
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Re: Sprüche für ein gutes Leben

Beitrag von pierre10 »

Teutonius hat geschrieben:Gott hat uns einen freien Willen gegeben, die Urteilskraft (Erkenntnis von 'Gut und Böse') haben wir uns widerrechtlich selbst angeignet! Und schlimmer noch: sie ist (daher) unzuverläsig und kann irreleiten...

na na, Gott lässt zu, dass Mensch sich widerrechtlich......

Da musst Du einen anderen Gott kennen als ich.

Pierre
Zuletzt geändert von pierre10 am Freitag 8. Mai 2009, 15:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Teutonius
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Re: Sprüche für ein gutes Leben

Beitrag von Teutonius »

trotzdem ist "nehmen lassen" etwas anderes als "geben"

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lifestylekatholik
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Re: Sprüche für ein gutes Leben

Beitrag von lifestylekatholik »

pierre10 hat geschrieben:Da musst Du einen anderen Gott kennen als ich.
Genesis, 2, 16f: Precepitque ei dicens: Ex omni ligno paradisi comede: de ligno autem sciencie boni et mali ne comedas: in quocunque enim die comederis ex eo, morte morieris.

Gen. 3, 1-24: Sed et serpens erat callidior cunctis animantibus terre, que fecerat Dominus Deus. Qui dixit ad mulierem: Cur precepit vobis Deus, ut non comederetis de omni ligno paradisi? Cui respondit mulier: De fructu lignorum, que sunt in paradiso, vescimur: de fructu vero ligni, quod est in medio paradisi, precepit nobis Deus ne comederemus: et ne tangeremus illud, ne forte moriamur. ... [Dominus Deus ad Adam:] Quis enim indicauit tibi quod nudus esses, nisi quod ex ligno de quo preceperam tibi, ne comederes, comedisti? ... Ade vero dixit: Quia audisti vocem uxoris tue, et comedisti de ligno, ex quo preceperam tibi, ne comederes, maledicta terra in opere tuo: in laboribus comedes ex ea cunctis diebus vite tue. ... Et emisit eum Dominus Deus de paradiso voluptatis, ut operaretur terram, de qua sumtus est. Ejecitque Adam.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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pierre10
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Re: Sprüche für ein gutes Leben

Beitrag von pierre10 »

lifestylekatholik hat geschrieben:
pierre10 hat geschrieben:Da musst Du einen anderen Gott kennen als ich.
Genesis, 2, 16f: Precepitque ei dicens: Ex omni ligno paradisi comede: de ligno autem sciencie boni et mali ne comedas: in quocunque enim die comederis ex eo, morte morieris.

Gen. 3, 1-24: Sed et serpens erat callidior cunctis animantibus terre, que fecerat Dominus Deus. Qui dixit ad mulierem: Cur precepit vobis Deus, ut non comederetis de omni ligno paradisi? Cui respondit mulier: De fructu lignorum, que sunt in paradiso, vescimur: de fructu vero ligni, quod est in medio paradisi, precepit nobis Deus ne comederemus: et ne tangeremus illud, ne forte moriamur. ... [Dominus Deus ad Adam:] Quis enim indicauit tibi quod nudus esses, nisi quod ex ligno de quo preceperam tibi, ne comederes, comedisti? ... Ade vero dixit: Quia audisti vocem uxoris tue, et comedisti de ligno, ex quo preceperam tibi, ne comederes, maledicta terra in opere tuo: in laboribus comedes ex ea cunctis diebus vite tue. ... Et emisit eum Dominus Deus de paradiso voluptatis, ut operaretur terram, de qua sumtus est. Ejecitque Adam.
Da mein Latein......... vielleicht hast Du den Text auch auf deutsch????

Pierre
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Re: Sprüche für ein gutes Leben

Beitrag von lifestylekatholik »

pierre10 hat geschrieben:Da mein Latein......... vielleicht hast Du den Text auch auf deutsch????
Nein, hab ich leider nicht. Ich hab hier zuhause nur noch eine Übersetzung ins Esperanto. Aber die Stellen hab ich ja angegeben (Gen 2, 16f. und 3, 1-24), eine Bibel hast du ja.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Welche Sprache

Beitrag von sofaklecks »

Hm, Gott sprach.

In welcher Sprache?

Ich meine, wenn man doch hier auf jedes Wort achten muss und jede Übersetzung verfälscht, wäre es doch gut, zu wissen, in welcher Sprache Gott zu Adam und Eva sprach.

Die kleinliche Frage, wer das mitgeschrieben hat, wollen wir mal getrost beiseite lassen.

Wohl gemerkt, das richtet sich nicht gegen die Erkenntnis, die Berni aus dem Buch der Sprüche zitiert. Die ist richtig. Gott gibt uns die Entscheidungsmöglichkeit nicht, ohne uns den richtigen Weg klar zu zeigem, und zwar durch seinen Sohn. Der sprach aramäisch und seine Worte sind klar von Augen- und Ohrenzeugen überliefert, die es im Garten Eden nicht gab, woraus m. E. eine gewisse Abstufung der Wahrheitsgehalte folgt. Ja, ich weiss, die Wahrheit ist unteilbar und ewig. Mag sein, aber unsere Erkenntnis von ihr betrüblicherweise nicht.

Noch etwas zum freien Willen, der im Gegensatz zu der unrechtmässigen Aneignung der Unterscheidung zwischen Gut und Böse von Gott gegeben wurde: Ist ein Wille zum Handeln ohne die Unterscheidungsfähigkeit zwischen Gut und Böse ein freier Wille? Will sagen: Wenn der Mensch vor dem Sündenfall gar nicht wusste, dass der Verstoss gegen das Gebot böse war und Böses verursachte, was hat Gott da bestraft? Setzt denn die Bildung eines freien Willens nicht die bewusste Unterscheidung von Gut und Böse durch die Kenntnis der Folgen voraus, die dann auch zugerechnet werden? Wenn Gott das Verbot zum Test des reinen Gehorsams aufstellte, hätte er dann nicht auch die Erkenntnis des Ungehorsams als böse mitgeben müssen, bevor er ihn bestrafte?

Oder ist das Ganze eine bewundernswert kluge Erklärung der Tatsache, dass Gott Gutes und Böses schuf und möchte, dass wir uns für ihn entscheiden? So wie das uns sein Sohn gelehrt hat.

Klar, das alles lässt sich dadurch vom Tich wichen, dass ich eine Bibelstelle zitiere, diese als das Wort Gottes und also auf ewig wahr und zwar wörtlich zu verstehen einordne, erkläre, dass jedermann, der darüber nachdenkt, damit gegen alle möglichen Dogmen verstösst und also Atheist, mindestens aber kein Christ, auf gar keinen Fall katholisch und auf jeden Fall Häretiker ist und sich mit ihm jede Diskussion verbietet. Basta. Schliesslich hat die Kirche ja die Beschränkung des Lehre des Christentums auf das Neue Testament als häretisch eingestuft (wie hiess diese ehemalige Jude seinerzeit gleich wieder, der das vertrat?)

sofaklecks

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pierre10
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Re: Welche Sprache

Beitrag von pierre10 »

sofaklecks hat geschrieben:Hm, Gott sprach.

In welcher Sprache?

Ich meine, wenn man doch hier auf jedes Wort achten muss und jede Übersetzung verfälscht, wäre es doch gut, zu wissen, in welcher Sprache Gott zu Adam und Eva sprach.

Die kleinliche Frage, wer das mitgeschrieben hat, wollen wir mal getrost beiseite lassen.

Wohl gemerkt, das richtet sich nicht gegen die Erkenntnis, die Berni aus dem Buch der Sprüche zitiert. Die ist richtig. Gott gibt uns die Entscheidungsmöglichkeit nicht, ohne uns den richtigen Weg klar zu zeigem, und zwar durch seinen Sohn. Der sprach aramäisch und seine Worte sind klar von Augen- und Ohrenzeugen überliefert, die es im Garten Eden nicht gab, woraus m. E. eine gewisse Abstufung der Wahrheitsgehalte folgt. Ja, ich weiss, die Wahrheit ist unteilbar und ewig. Mag sein, aber unsere Erkenntnis von ihr betrüblicherweise nicht.

Noch etwas zum freien Willen, der im Gegensatz zu der unrechtmässigen Aneignung der Unterscheidung zwischen Gut und Böse von Gott gegeben wurde: Ist ein Wille zum Handeln ohne die Unterscheidungsfähigkeit zwischen Gut und Böse ein freier Wille? Will sagen: Wenn der Mensch vor dem Sündenfall gar nicht wusste, dass der Verstoss gegen das Gebot böse war und Böses verursachte, was hat Gott da bestraft? Setzt denn die Bildung eines freien Willens nicht die bewusste Unterscheidung von Gut und Böse durch die Kenntnis der Folgen voraus, die dann auch zugerechnet werden? Wenn Gott das Verbot zum Test des reinen Gehorsams aufstellte, hätte er dann nicht auch die Erkenntnis des Ungehorsams als böse mitgeben müssen, bevor er ihn bestrafte?

Oder ist das Ganze eine bewundernswert kluge Erklärung der Tatsache, dass Gott Gutes und Böses schuf und möchte, dass wir uns für ihn entscheiden? So wie das uns sein Sohn gelehrt hat.

Klar, das alles lässt sich dadurch vom Tich wichen, dass ich eine Bibelstelle zitiere, diese als das Wort Gottes und also auf ewig wahr und zwar wörtlich zu verstehen einordne, erkläre, dass jedermann, der darüber nachdenkt, damit gegen alle möglichen Dogmen verstösst und also Atheist, mindestens aber kein Christ, auf gar keinen Fall katholisch und auf jeden Fall Häretiker ist und sich mit ihm jede Diskussion verbietet. Basta. Schliesslich hat die Kirche ja die Beschränkung des Lehre des Christentums auf das Neue Testament als häretisch eingestuft (wie hiess diese ehemalige Jude seinerzeit gleich wieder, der das vertrat?)

sofaklecks
Vielen Dank,

Pierre :) :) :) :) :) :) :) :)
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Raphael

Re: Welche Sprache

Beitrag von Raphael »

sofaklecks hat geschrieben:Hm, Gott sprach.

In welcher Sprache?
In einer Sprache, die aus Worten bestand ..............
sofaklecks hat geschrieben:Ich meine, wenn man doch hier auf jedes Wort achten muss und jede Übersetzung verfälscht, wäre es doch gut, zu wissen, in welcher Sprache Gott zu Adam und Eva sprach.
Ja, Wissen ist schon gut; aber wie sieht's mit dem Verhältnis von Glauben und Wissen aus?
sofaklecks hat geschrieben:Die kleinliche Frage, wer das mitgeschrieben hat, wollen wir mal getrost beiseite lassen.
Du bist sehr großzügig ..........
sofaklecks hat geschrieben:Wohl gemerkt, das richtet sich nicht gegen die Erkenntnis, die Berni aus dem Buch der Sprüche zitiert. Die ist richtig. Gott gibt uns die Entscheidungsmöglichkeit nicht, ohne uns den richtigen Weg klar zu zeigem, und zwar durch seinen Sohn. Der sprach aramäisch und seine Worte sind klar von Augen- und Ohrenzeugen überliefert, die es im Garten Eden nicht gab, woraus m. E. eine gewisse Abstufung der Wahrheitsgehalte folgt. Ja, ich weiss, die Wahrheit ist unteilbar und ewig. Mag sein, aber unsere Erkenntnis von ihr betrüblicherweise nicht.

Noch etwas zum freien Willen, der im Gegensatz zu der unrechtmässigen Aneignung der Unterscheidung zwischen Gut und Böse von Gott gegeben wurde: Ist ein Wille zum Handeln ohne die Unterscheidungsfähigkeit zwischen Gut und Böse ein freier Wille? Will sagen: Wenn der Mensch vor dem Sündenfall gar nicht wusste, dass der Verstoss gegen das Gebot böse war und Böses verursachte, was hat Gott da bestraft? Setzt denn die Bildung eines freien Willens nicht die bewusste Unterscheidung von Gut und Böse durch die Kenntnis der Folgen voraus, die dann auch zugerechnet werden? Wenn Gott das Verbot zum Test des reinen Gehorsams aufstellte, hätte er dann nicht auch die Erkenntnis des Ungehorsams als böse mitgeben müssen, bevor er ihn bestrafte?
Der Verstoß war die Nichtachtung des göttlichen Gebotes:
Dann gebot Gott, der Herr, dem Menschen: Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen,
doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn sobald du davon isst, wirst du sterben.

(Genesis 2, 16 f.)
sofaklecks hat geschrieben:Oder ist das Ganze eine bewundernswert kluge Erklärung der Tatsache, dass Gott Gutes und Böses schuf und möchte, dass wir uns für ihn entscheiden? So wie das uns sein Sohn gelehrt hat.

Klar, das alles lässt sich dadurch vom Tich wichen, dass ich eine Bibelstelle zitiere, diese als das Wort Gottes und also auf ewig wahr und zwar wörtlich zu verstehen einordne, erkläre, dass jedermann, der darüber nachdenkt, damit gegen alle möglichen Dogmen verstösst und also Atheist, mindestens aber kein Christ, auf gar keinen Fall katholisch und auf jeden Fall Häretiker ist und sich mit ihm jede Diskussion verbietet. Basta. Schliesslich hat die Kirche ja die Beschränkung des Lehre des Christentums auf das Neue Testament als häretisch eingestuft (wie hiess diese ehemalige Jude seinerzeit gleich wieder, der das vertrat?)

sofaklecks
Du läßt außer acht, daß - zumindest Deinen Ausführungen zufolge - Gott gezwungen gewesen sein müßte, daß Böse zu schaffen, damit die Menschen über einen freien Willen verfügen können.
Seit wann läßt sich der Gott, an den die Christen glauben, von irgendjemand zwingen?

sofaklecks
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Zwingen

Beitrag von sofaklecks »

Gott lässt sich von niemandem zwingen.

Manche Theologen übersehen das zuweilen, wenn sie davon ausgehen, ein Mensch, der den Geboten Gottes in deren Interpretation zuwiderhandle, werde ipso iure von Gott verdammt.

Nein, was ich denke, ist, dass es einen Sinn dafür gibt, dass das Böse von Gott geschaffen wurde. Denn es war vor dem Sündenfall des Menschen gechaffen.

Ich zwinge Gott zu nichts. Ich versuche, ihn zu hören und zu verstehen.

Dass mir die Kirche dabei hilft, ja, dass sie mir ihn gezeigt und soweit begreifbar gemacht hat, wie mein bisschen Verstand reicht, dafür ich ihr dankbar.

sofaklecks

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Juergen
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Re: Sprüche für ein gutes Leben

Beitrag von Juergen »

Das Böse wurde nicht von Gott geschaffen.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Teutonius
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Re: Sprüche für ein gutes Leben

Beitrag von Teutonius »

Darüber, wie das Böse in die Welt kam, gibt es mehrere philos. Theorien und Mythen. Für mich als Christ ist das Böse schlicht nichts anderes als das "Sich-entfernen von Gott", Sünde ist "Abkehr von Gott", Verdammnis ist Gottesferne... also ist das Böse kein Geschöpf Gottes (gleichwohl Er es zugelassen hat), sondern die Folge von (allzu) menschlichem Fehlverhalten! :ikb_devil2:

sofaklecks
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Einwand

Beitrag von sofaklecks »

Ich könnte Teutonius zustimmen.

Nicht aber Jürgen, wenn die Genesis Recht hat. Denn da war das Böse vor dem Sündenfall schon existent: Die Schlange sagt ja zu Eva, wenn sie von dem Apfel essen würden, könnten sie Gut und Böse unterscheiden. Also muss es vor dem Sündenfall existent und also von Gott erschaffen worden sein.

Bitte, mir geht es nicht darum, die Bibel im allgemeinen und die Genesis im Besonderen zu widerlegen. Ich möchte sie nur verstehen.

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Edi
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Re: Einwand

Beitrag von Edi »

sofaklecks hat geschrieben: Nicht aber Jürgen, wenn die Genesis Recht hat. Denn da war das Böse vor dem Sündenfall schon existent: Die Schlange sagt ja zu Eva, wenn sie von dem Apfel essen würden, könnten sie Gut und Böse unterscheiden. Also muss es vor dem Sündenfall existent und also von Gott erschaffen worden sein.
Dem Sündenfall von Adam und Eva ging der Fall Luzifers voraus. Das nehmen jedenfalls manche Schriftausleger an. Ich weiß jetzt nur nicht die Stelle, auf die sie sich berufen. Demnach hat das Böse schon vor dem Fall Adams und Evas existiert. Darauf deutet ja auch die Schlange hin.
Die Frage warum dieser Lichtengel Luzifer sich gegen Gott erhob, also böse wurde, lässt sich nicht erklären. Irgendwann ist man mit seiner Logik am Ende und muss eben Prämissen setzen.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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Konsens

Beitrag von sofaklecks »

Damit bin ich einig. Auch mit dem letzten Satz.

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Teutonius
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Re: Sprüche für ein gutes Leben

Beitrag von Teutonius »

Also in der Bibel habe ich keine Stelle finden können, in der etwas über den Zeitpunkt des "Falles" Lucifer gesagt wird... über das Motiv für die Abkehr von Gott wird dabei der Hochmut angegeben (besser sein zu wollen als Gott), aber das ganze ist mir vielzu spekulativ und unwichtig, wesentlich ist die gewollte Abkehr des Menschen von Gott, ob es nun eine "sprechende" Schlange gegeben hat, ob der Teufel schon "gefallen" war, ist mir dabei völlig egal, als Entschuldigung oder Rechtfertigung taugt dies "Argument" ohnehin nicht!

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Juergen
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Re: Sprüche für ein gutes Leben

Beitrag von Juergen »

Ihr solltet mal öfters die Kirchenväter lesen.....
Augustinus; lib. arb. 1,2 hat geschrieben:Wir glauben, daß alles, was ist, von dem einen Gott stammt und daß Gott trotzdem nicht der Urheber der Sünden ist.
Augustinus; lib. arb. 2,19 hat geschrieben:Also kann diese Bewegung nicht von Gott ausgehen. Woher kommt sie aber? Wenn du mich so fragst und ich dir antworten muß: Ich weiß es nicht, wirst du vielleicht traurig sein, aber es ist die Wahrheit. Denn das Nichts kann man nicht wissen. Du aber halte unerschütterlich und fromm daran fest, daß du nichts Gutes erfährst, daß nicht von Gott kommt, gleich ob im Bereich des sinnlichen oder geistigen Tuns ...
Jene Bewegung der Abkehr aber, von der wir zugeben, daß sie Sünde ist, weil sie eine Bewegung der Abnahme ist und jede Abnahme aus dem Nichts stammt - sieh zu, wohin sie gehört, und du wirst nicht daran zweifeln, daß sie nicht zu Gott gehört. Vielmehr ist diese Abnahme, da sie freiwillig geschieht, in unsere Macht gegeben.
Gruß Jürgen

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sofaklecks
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Nun gut

Beitrag von sofaklecks »

Nun gut.

Wenn Augustinus das so sagt, wird es wohl richtig sein.

sofaklecks

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pierre10
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Re: Sprüche für ein gutes Leben

Beitrag von pierre10 »

Interessiert lese ich mit.

Ob Gott nun der strafende oder liebende, verzeihende Gott ist, scheint mir eine Vermenschlichung des Göttlichen zu sein. Ist er für mich strafend, so hat er auch logischerweise das Böse erschaffen, um Mensch zu prüfen und zu strafen. Ist er dagegen der Verzeihende, passt das nicht mehr.

Vielleicht aber ist Gott, ohne wenn und aber?

Pierre
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Raphael

Re: Zwingen

Beitrag von Raphael »

sofaklecks hat geschrieben:Gott lässt sich von niemandem zwingen.
Dann haben wir in diesem Punkt schon 'mal keinen Dissens! 8)
sofaklecks hat geschrieben:Manche Theologen übersehen das zuweilen, wenn sie davon ausgehen, ein Mensch, der den Geboten Gottes in deren Interpretation zuwiderhandle, werde ipso iure von Gott verdammt.
Manche Juristen übersehen offenbar, daß eine Strafe als Folge eines verbotswidrigen Tuns gerecht sein kann.
sofaklecks hat geschrieben:Nein, was ich denke, ist, dass es einen Sinn dafür gibt, dass das Böse von Gott geschaffen wurde. Denn es war vor dem Sündenfall des Menschen gechaffen.
Wobei das Böse jedoch nicht von Gott geschaffen wurde, wie Jürgen anhand von patristischer Literatur nachgewiesen hat.
sofaklecks hat geschrieben:Ich zwinge Gott zu nichts. Ich versuche, ihn zu hören und zu verstehen.
Du überhebst Dich schon mit diesem Gedanken: "Ich zwinge Gott zu nichts."
sofaklecks hat geschrieben:Dass mir die Kirche dabei hilft, ja, dass sie mir ihn gezeigt und soweit begreifbar gemacht hat, wie mein bisschen Verstand reicht, dafür ich ihr dankbar.
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sofaklecks
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Nachweise

Beitrag von sofaklecks »

Raffael schrieb:

"Wobei das Böse jedoch nicht von Gott geschaffen wurde, wie Jürgen anhand von patristischer Literatur nachgewiesen hat."

Jürgen hat nachgewiesen, dass Augustinus dieser Auffassung war. Das ist indes kein Beweis für die Richtigkeit der Behauptung, zumal Augustinus die Behauptung nicht belegt und sie auch nicht aus sich heraus unmittelbar einsichtig ist. Im Gegenteil: Entweder hat Gott alles geschaffen, dann auch das Böse, oder es gibt mehr als einen Schöpfer. Sollen wir letzteres annehmen, um die Behauptung von Augustinus zu verstehen?

Ist die "patristische Literatur" in sich widerspruchlos und in allem richtig? Oder kommt die fünfbeinige Fliege des Aristoteles im übertragenen Sinne auch dort vor?

sofaklecks

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Juergen
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Re: Nachweise

Beitrag von Juergen »

sofaklecks hat geschrieben:Entweder hat Gott alles geschaffen, dann auch das Böse, oder es gibt mehr als einen Schöpfer.
Wenn Du das Böse als etwas Seiendes auffasst, dann bleibt Dir nicht viel anderes übrig, als so zu denken. Das Böse ist aber gerade nichts Seiendes, sondern die Abwesenheit von Gutem.
Gruß Jürgen

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Raphael

Re: Nachweise

Beitrag von Raphael »

Juergen hat geschrieben:
sofaklecks hat geschrieben:Entweder hat Gott alles geschaffen, dann auch das Böse, oder es gibt mehr als einen Schöpfer.
Wenn Du das Böse als etwas Seiendes auffasst, dann bleibt Dir nicht viel anderes übrig, als so zu denken. Das Böse ist aber gerade nichts Seiendes, sondern die Abwesenheit von Gutem.
Tja, auch für die scholastischen Theologen des ach so dunklen und unaufgeklärten Mittelalters gehörte es noch zum Basiswissen, daß dem Bösen ein eigenen Sein fehlt.

Mir scheint, daß die hochgelobte Aufklärung des 18. Jahrhundert nicht nur an dieser Stelle einiges verdunkelt hat. :hmm:

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Re: Nachweise

Beitrag von asderrix »

sofaklecks hat geschrieben:Entweder hat Gott alles geschaffen, dann auch das Böse, oder es gibt mehr als einen Schöpfer.
Ich bin der Meinung, dass Gott das Böse nicht schuf, sondern es zuließ. Er schaffte uns Menschen und auch die Engel als freie Wesen, die die Möglichkeit habe ihn zu lieben und ihn abzulehnen. Aber auch diese Erklärung lässt noch Fragen offen, das ist mir klar.
Jedes Gedächtnismahl sagt: Das Beste kommt noch!

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Fein

Beitrag von sofaklecks »

Fein,

da das Böse nur die Abwesenheit des Guten ist, brauchen wir uns um den Rauch Satans in der Kirche keine Sorgen machen.

Da es Satan nicht gibt, gibt es auch seinen Rauch nicht.

Um mal nur das Belangloseste zu erwähnen.

Mein schlichtes verdunkeltes Gemüt fragt sich nur, wer oder was da Christus auf die höchsten Zinnen des Tempels entführt und versucht hat. Die Abwesenheit Gottes? Und wer da nach dem Buche Hiob im Rat Gottes sitzt. Seine eigene Abwesenheit?

Ach so.

Ja dann.

sofaklecks

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Re: Sprüche für ein gutes Leben

Beitrag von cantus planus »

Es ist der größte Erfolg des Teufels, alle Welt glauben zu machen, es gäbe ihn nicht... :roll:
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Raphael

Re: Fein

Beitrag von Raphael »

sofaklecks hat geschrieben:Da es Satan nicht gibt, ..........
Wo bitteschön soll das gesagt worden sein? :hae?:

sofaklecks
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Eigenes Sein

Beitrag von sofaklecks »

Verstehe ich das falsch:


"Tja, auch für die scholastischen Theologen des ach so dunklen und unaufgeklärten Mittelalters gehörte es noch zum Basiswissen, daß dem Bösen ein eigenen Sein fehlt."

Ist Satan nicht das Sein des Bösen?

Und umgekehrt: Wenn dem Bösen das Sein fehlt, fehlt umgekehrt auch dem Guten das Sein?

Ich sehe, ich bin kein Gelehrter eben
und scheide aus der Diskussion dankend und ergeben.

sofaklecks

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cantus planus
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Re: Sprüche für ein gutes Leben

Beitrag von cantus planus »

Nein, du bleibst, wo du bist!

Die Klärung dieser Frage - sofern man sie überhaupt klären kann, natürlich - würde mich auch interessieren. Dass es quasi einen breiteren Konsenz über die Nichtexistenz des Satans in der Theologie gäbe, wäre mich neu. Das schien mir immer eine eher moderne (vulgo: nachkonziliare) Auffassung zu sein.

Außerdem halte ich Sofas Einwände für durchaus relevant!
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Raphael

Re: Eigenes Sein

Beitrag von Raphael »

sofaklecks hat geschrieben:Verstehe ich das falsch:
Das kann ja schon 'mal gar nicht sein, daß ein juristisch Gebildeter etwas unrichtig versteht. :pfeif:
sofaklecks hat geschrieben:Ist Satan nicht das Sein des Bösen?
Zunächst einmal ist "Satan" der Name für das personifizierte Böse.
In der christlichen Lehre steht diese Bezeichnung jedoch auch für die Gott entgegengewandten Kräfte.
sofaklecks hat geschrieben:Und umgekehrt: Wenn dem Bösen das Sein fehlt, fehlt umgekehrt auch dem Guten das Sein?
Ein Umkehrschluß ist eben nicht immer gerechtfertigt. :pfeif:

Wenn Wasser den Aggregatzustand "flüssig" hat und Regen auch den Aggregatzustand "flüssig" hat, ist trotzdem nicht jedes Wasser auch Regen.

Auf den vorliegenden Fall angewendet:
Wenn Gott gut ist (= ein Sein hat) und der Satan Böse ist (= ein Nichtsein hat), dann folgt aus dem spekulativ angenommenen Nichtsein des Guten auf logischen Wege nicht in gleicher Weise auch ein spekulativ angenommenes Sein des Bösen.
sofaklecks hat geschrieben:Ich sehe, ich bin kein Gelehrter eben
und scheide aus der Diskussion dankend und ergeben.

sofaklecks
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Juergen
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Re: Sprüche für ein gutes Leben

Beitrag von Juergen »

Wie Du nun jetzt darauf kommst, daß es keinen Teufel gibt, verstehe ich nicht.

Schon im Judentum hat sich das Bild eines gefallenden Engels, der gut geschaffen war, sich aber aus freiem Willen gegen Gott entschied, gebildet.
Das mythische Bild des Sturzes wird in Jes 14 beschrieben
12 Ach, du bist vom Himmel gefallen, / du strahlender Sohn der Morgenröte. Zu Boden bist du geschmettert, / du Bezwinger der Völker.
13 Du aber hattest in deinem Herzen gedacht: / Ich ersteige den Himmel; dort oben stelle ich meinen Thron auf, / über den Sternen Gottes; auf den Berg der (Götter-)versammlung setze ich mich, / im äußersten Norden.
14 Ich steige weit über die Wolken hinauf, / um dem Höchsten zu gleichen.
Leider kommt es in der Einheitsübersetzung nicht so klar raus, "du strahlender Sohn der Morgenröte" heisst im Hebräischen "Helel ben-schahar"; in der LXX findet man dort die Übersetzung "eosforos", woraus dann in der Vulgata "lucifer" wurde.
Helel oder Helal kommt m.W. nur einmal in der Bibel vor und mag in phönikischen Umfeld der Name eines Gottheit der Morgenröte gewesen sein. Die Gleichsetzung Teufel = Luzifer und Luzifer als das absolut Böse, ist noch gar nicht so alt. Spätestens aber ab dem 16. Jh. hat es sich durchgesetzt.

Das Bild vom Sturz aus dem Himmel finden wir dann auch in Lukas 10
18 Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen.
Bei Ijob wird eine Art himmlischer Hofstaat beschrieben und in Sach 3 findet sich eine Beziehung zwischen Satan und den Engeln. Eine Art Scheidung der Geister findet man neben Ijob auch in Ps 82,7
Gruß Jürgen

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