Ohne Kirche um Glauben zu bewahren?

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mtoto
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Ohne Kirche um Glauben zu bewahren?

Beitrag von mtoto »

Hallo zusammen,

vielleicht hat hier ja jemand eine Antwort für mich, eine Antwort, die ich dringend suche und brauche.
Vor Jahren war Glauben für mich einfach, ich war in einer kleinen Gemeinde und ich war gerne aktiv und selbstverständlich bin ich auch in die Messe gegangen. Alles andere war undenkbar.
Dann habe ich einige Jahre in einer christlichen Gemeinschaft (kein Orden!) gelebt, und ich hatte den Eindruck es ist gut, Gott erhält noch mehr oder tieferen Platz in meinem Leben. Zumindest war es am Anfang so.
Dann sind dort einige Dinge passiert, so daß klar war, hier geht mein Weg nicht weiter. Es war eine schlimme Zeit, aber ich weiß im tiefsten, daß Gott mich da eindeutig rausgeholt hat. Das war vor 1,5 Jahren und während mein alltägliches Leben wieder in soliden und guten Bahnen ist, ist meine Seele noch immer im Niemandsland.
Natürlich bin ich zunächst wieder in die Messe gegangen, aber hier hat sich alles verändert. Es wirkt so oberflächlich, als wenn es sehr wohl noch den Ritus aber kein Leben im Glauben gibt. Oder fehlt mir nur der Blick dafür? Letztens hat mich eine befreundete Ordensschwester in einen für ihre Gemeinschaft besonderen Gottesdienst mitgenommen und ich hatte den Eindruck ich wäre ein völlig Fremder, als wenn ich nicht mehr zur Kirche gehöre.
Bildlich läßt sich dieser Zustand wohl so beschreiben, das Schaf (ich) liebt den Hirten (Jesus Christus) aus tiefstem Herzen, aber die Herde (Kirche) um ihn herum ist nicht mehr meine.
Nur kann Glauben auf die Dauer so funktionieren? Wohin führt das?

Suchende Grüße mtoto

Elfe2008
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Re: Ohne Kirche um Glauben zu bewahren?

Beitrag von Elfe2008 »

Hallo Moto,
ich denke ich kann dich verstehen; es ist mir so ähnlich gegangen, als ich vor Jahren von zwei Priestern aufs Tiefste verletzt und beleidigt wurde; einer von denen hat sogar Lügen über mich verbreitet. Damals ist für mich auch eine kleine Welt zusammengebrochen, einfach, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass Priester bewusst lügen etc.
Damals war ich so fertig, dass ich mehr als 1 Jahr außer an den hohen Feiertagen keinen Fuss in eine Kirche gesetzt habe. Aber nicht weil ich zu faul war, aufzustehen, sondern weil ich einfach so verletzt und gekränkt war. Ich hätte das - für mich damals so erlebte - scheinheilige Gerede der Priester nicht ertragen! Sonntags schön reden und am Montag wieder die Leute kränken und beleidigen! Ich habe dann zuhause gebetet. Auf alle Fälle habe ich mir Zeit gelassen, damit meine inneren Verletzungen heilen konnten. Jesus hat mein Herz geheilt; heute weiss ich, dass es Priester gibt, die lügen etc. und kann damit umgehen.
Wenn du mich fragst, dann gib dir Zeit und lass Jesus deine Wunden heilen, auch wenn das mal heißt, dass man Abstand nimmt von der Kirche. Aber gib halt auch Acht, dass es nicht zu einer Ausrede wird. Ich hoffe, ich hab dein Problem verstanden?!
Auch ich war jahrelang im Kloster und stehe jetzt in der pastoralen Arbeit. Wenn wir sonntags Liturgie feiern, dann wünschte ich mir auch oft, wir würden das anders machen, aber ich sage mir dann halt: das ist kein Kloster sondern eine Pfarrgemeinde und da muss man Abstriche machen!! Es hängt auch mit der Gnade zusammen, die man selbst empfangen hat. Wenn mir z.B. beim Evangelium die Tränen in die Augen steigen, weil es mich so berührt und mein Herz in Gott aufgeht und es fast zerspringen möchte vor Freude und hinter dir hörst du, wie sich zwei unterhalten, ob sie heute nach der Messe Schnitzel oder Gulasch essen werden - ja so ist das in einer Pfarrgemeinde! Der eine hat sein Herz ganz bei Gott und der andere ist halt noch etwas mehr im Weltlichen verhaftet - da kommt einem das Kloster oder eine Gemeinschaft halt wie ein geschützter Raum vor. Was es auch ist. Aber das lernt man auszuhalten und damit umzugehen. Ich denke, so 1 Jahr sollte man sich als Rahmen geben, um wieder zurückzufinden, hängt halt von der Persönlichkeit ab. Aber solange du ringst, ist es gut; schlimm ist es, wenn es dich nicht mehr kümmert. Lass es nicht so weit kommen.

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mtoto
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Re: Ohne Kirche um Glauben zu bewahren?

Beitrag von mtoto »

Hallo Elfe2008,

ja, Du triffst es ziemlich genau. Ich habe auch schon direkten Rat gesucht, das war kurz vor Ostern, mit mäßigem Erfolg, obwohl ich zuversichtlich war. Das Problem ist halt, wenn ich doch zur Messe gehe und dann kommt wieder so eine Situation, die in die gleiche Kerbe schlägt, ziehe ich mich danach noch mehr zurück. Und das mit dem sich selbst nicht unter Druck zu setzen, versuche ich ja nun schon seit 1 1/2 Jahren und habe dabei den Eindruck mich immer weiter zu entfernen.
Du schreibst, ich soll es nicht soweit kommen lassen. Ich befürchte, ich bin auf dem besten Weg dazu, obwohl ich es so definitiv nicht will. Aber ich weiß nicht mehr, wie ich gegensteuern kann.
Und um mal Mißverständnissen vorzubeugen, ich suche jetzt nicht so eine Bilderbuchvorzeigegemeinde und Priester mit Supergoldheiligenschein. Aber wenn in einer Messe 3 Mal (!) der Zwischensatz fällt, ja ich beeil mich, damit wir hier schnell wieder raus sind und zum Musikkonzert am anderen Ende der Stadt können. Zuerst habe ich den Satz für einen verunglückten Scherz gehalten.
Oder in der Predigt zu hören ist, daß Jesus, Buddah und Mohammed das gleiche wären...
Oder der nächste Aushilfspfarrer stutzt die Gemeinde zurecht, weil sie beim Vater unser verunsichert war, ob der Priester nun den Zwischensatz betet oder eben nicht.
Dann frage ich mich, was hier in den letzten Jahren passiert ist und wo ich denn nun hingehöre. Und vorallem frage ich mich, wie ich meinen Glauben über Wasser halte.
Verstehst Du was ich meine?

LG mtoto

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cantus planus
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Re: Ohne Kirche um Glauben zu bewahren?

Beitrag von cantus planus »

Das verstehe ich sehr gut, und es sind diese Dinge, die mich seit Jahren in einen wachsenden Gewissenskonflikt bzgl. meines hauptamtlichen Kirchendienstes bringen. Ich erwarte keine Superpfarrei und Idealbedingungen. Ich möchte einfach in Ruhe gute Arbeit leisten können.

Ich habe mittlerweile viele, vor allem junge Katholiken kennnengelernt, die das gleiche Problem haben. Ich sehe nur noch die Möglichkeit, sich einer geistlichen Gemeinschaft, einem Drittorden oder ähnlichem anzuschließen.

Die Gemeinschaft ist für einen Christen notwendig, ohne sie kann er nicht sein.
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Petra
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Re: Ohne Kirche um Glauben zu bewahren?

Beitrag von Petra »

Ich bringe jetzt das lange Posting nicht, das ich geschrieben habe während mtoto und Cantus hier geantwortet haben. Offensichtlich zieht es dich, mtoto, zu den Piusslern oder wer weiß wohin. Dann wäre mein Beitrag eh komplett daneben gewesen.

Wenn du allen Ernstes eine Gemeinde besuchst, wo der Prediger bei Jesus und Muhammad und wem auch immer das Gleiche unterstellt, dann hast du entweder eine Anfechtung beim Hörverstehen oder beim Glauben.

*man sollte für alle Christen Lewis' Unterteufel zur verpflichteten Lektüre machen* Grummel.

Lieben Gruß :schmatz:

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cantus planus
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Re: Ohne Kirche um Glauben zu bewahren?

Beitrag von cantus planus »

Welcher Aussage entnimmst du denn, dass es mtoto zur FSSPX zieht? Was sie da über die Messe schreibt, entspricht genau meiner Meinung, und ich bin kein FSSPXler.
Petra hat geschrieben:Wenn du allen Ernstes eine Gemeinde besuchst, wo der Prediger bei Jesus und Muhammad und wem auch immer das Gleiche unterstellt, dann hast du entweder eine Anfechtung beim Hörverstehen oder beim Glauben.
Genau das will sie ja nicht.
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mtoto
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Re: Ohne Kirche um Glauben zu bewahren?

Beitrag von mtoto »

Hallo Petra,

verstehe dein Posting nicht so ganz.
Nein, es zieht mich nicht zu den Piuslern.
Und ich hatte keinen Hörfehler und habe dann diese Messe verlassen.
Dabei wollte ich in einer Messe sein und einfach etwas übers Evangelium, neue oder alte Testament hören. Auf der Suche, einfach nach einer Ansammlung von Christen, die einfach beten und ich wäre gerne dabei gesessen und wäre wieder in die Spur gekommen. War wohl eine zu naive Hoffnung.

LG mtoto

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Jacinta
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Re: Ohne Kirche um Glauben zu bewahren?

Beitrag von Jacinta »

cantus planus hat geschrieben:Welcher Aussage entnimmst du denn, dass es mtoto zur FSSPX zieht? Was sie da über die Messe schreibt, entspricht genau meiner Meinung, und ich bin kein FSSPXler.
Petra hat geschrieben:Wenn du allen Ernstes eine Gemeinde besuchst, wo der Prediger bei Jesus und Muhammad und wem auch immer das Gleiche unterstellt, dann hast du entweder eine Anfechtung beim Hörverstehen oder beim Glauben.
Genau das will sie ja nicht.
Wenn die Möglichkeit besteht, kann man sich ja mal die traditionelle Liturgie anschauen. Habs ja auch gemacht und bin nun durchaus begeistert davon. ;)

Ansonsten gibt es ja vielleicht noch mehr Gemeinden in der näheren Umgebung, wo andere Priester sind. Nach meinen Erfahrungen gibt es da gewaltige Unterschiede. Vielleicht gibt es sogar eine Ordensgemeinschaft in der Nähe, bei der man die hl. Messe mitfeiern darf?
"In necessariis unitas, in non-necessariis libertas, in utrisque caritas."
"Man muss sich aber klarmachen, dass Krisenzeiten des Zölibats auch immer Krisenzeiten der Ehe sind." BXVI.

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mtoto
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Re: Ohne Kirche um Glauben zu bewahren?

Beitrag von mtoto »

Hallo Jacinta,

es gibt hier so etliche Zusammenschlüsse von Gemeinen, do daß es jetzt nur noch so "Großgrundgemeinden" gibt und verschiedene Priester jetten von Messe zu Messe. Der Dienstplan der einzelnen Priester hängt leider nicht aus. Und die Ordensgemeinschaft in der Nachbarschaft ist Teil des beschriebenen Dilemmas.

Hallo Cantus Planus,

was Gemeinschaft betrifft, bin ich gerade ein etwas sehr gebranntes Kind. Wobei ich hoffe, daß das so nicht bleibt. Also im Moment eher vorsichtig.

LG mtoto

Stefan

Re: Ohne Kirche um Glauben zu bewahren?

Beitrag von Stefan »

Hallo mtoto,

geht mir schon länger genau so. Ich weiß auch, daß solche Sprüche - auch in verschärfter Form - völlig üblich sind.
Ich gehe deshalb gar nicht mehr oder nur noch selten in die örtliche Messe.

Für mich persönlich sind die Messen im überlieferten Ritus, speziell wenn sie von der Petrusbruderschaft gehalten werden, ein Ausweg. Aber auch einige evangelische Gottesdienste sind insofern katholischer als das, was einem in den "rheinischen Messen" so zugemutet wird.

Am besten probierst Du es einfach mal aus, und entscheidest dann für Dich selbst. Du bist jedenfalls beim besten Willen nicht alleine mit dem, was Du schreibst.

Hinweis zu Messen im überlieferten Ritus:

4161 Mönchengladbach
Hl. Kreuz, Luisenstr. 127, ab 7. April 28 jeweils montags um 18h.

oder

http://www.schmerzreiche-mutter-flehe.d ... lmerswerth

Petra
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Re: Ohne Kirche um Glauben zu bewahren?

Beitrag von Petra »

mtoto hat geschrieben:Hallo Petra,

verstehe dein Posting nicht so ganz.
Nein, es zieht mich nicht zu den Piuslern.
Und ich hatte keinen Hörfehler und habe dann diese Messe verlassen.
Dabei wollte ich in einer Messe sein und einfach etwas übers Evangelium, neue oder alte Testament hören. Auf der Suche, einfach nach einer Ansammlung von Christen, die einfach beten und ich wäre gerne dabei gesessen und wäre wieder in die Spur gekommen. War wohl eine zu naive Hoffnung.

LG mtoto
Hallo mtoto,

es muss doch in deiner Gegend Priester geben, die in der Messe nicht solche falschen Ansichten verkünden? Jacintas Rat mit Ordensgemeinschaften ist auch gut, da gibt es doch bestimmt mehrere. Oder hast du ein Krankenhaus in kath. Trägerschaft in der Nähe, die feiern auch Feiertags-Messen?
In einer Ansammlung von Christen warst du doch. Nur hast du eben auch die berechtigte Ansicht, dass dort alles ordentlich ablaufen sollte. Gib nicht zu früh auf mit der Suche nach einer anderen Pfarrei.

LG Petra

Elfe2008
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Re: Ohne Kirche um Glauben zu bewahren?

Beitrag von Elfe2008 »

Liebe mtoto,
ich weiss nicht, wie lange du im Kloster warst? Gewiss, es hat sich in den letzten Jahren sehr viel verändert in der Kirche und die Veränderung schreitet voran.
Aber seien wir ehrlich: was willst du machen? Schau, ich stehe im pastoralen Dienst und wenn ich da jedes Mal, wenn ein Priester liturgisch, pastoral, theologisch etwas falsch macht.... zum Bischof rennen würde, dann könnte ich jede Woche mal um eine Audienz ansuchen. Natürlich ist es fatal, wenn ein Priester verkündet, Jesus, Mohammed, Buddha, alles dasselbe (wobei, DAS würde ich schon dem Bischof melden!). Du hast nur 2 Möglichkeiten: du weichst aus, wie es andere hier vorgeschlagen haben, z.B. zu Klostergottesdiensten oder Piuslern etc., oder du sagst, so wie ich: wenn ich auch noch gehe, dann haben die "Linken" in unserer Kirche vollkommen freie Fahrt!! Wenn ich bleibe, dann weil ich glaube, dass der Ort, wo einen Gott hingestellt hat, der Ort ist, wo er einen am meisten braucht. Und ich bleibe für all jene, die noch "katholisch" sind, ich sags jetzt mal so; ich lasse die nicht im Stich! Diesmal verdrängen die mich nicht mehr! Gott zu liebe gebe ich nicht auf; Ecce homo weiss, was ich meine!!

Und etwas ist ganz wichtig: DIE FREUDE AM HERRN! Mein Jugendseelsorger, schon verstorben, hat mir das einmal in mein Stammbuch geschrieben, einen Spruch aus Zefanja, wo es dann heißt: "Die Freude am Herrn sei deine Stärke!" Und ich lasse mir meine Freude an Gott und an der Kirche nicht stehlen von so Priestern und Laien, die die Kirche für persönliche Machtspiele und dergleichen missbrauchen! Und ich freue mich, dass mir der Herr große Gnaden geschenkt hat, die Liturgie wirklich innerlich nachvollziehen zu können und nicht nachzudenken, was man später kochen wird etc.
Dabei wollte ich in einer Messe sein und einfach etwas übers Evangelium, neue oder alte Testament hören. Auf der Suche, einfach nach einer Ansammlung von Christen, die einfach beten und ich wäre gerne dabei gesessen und wäre wieder in die Spur gekommen. War wohl eine zu naive Hoffnung.
Das ist nicht naiv gedacht, aber es entspricht nicht der Realität. Ich lebe zölibatär und kann beten wann und wie ich will, ohne auf jemanden Rücksicht zu nehmen. Die Leute, die sonntags in die Kirche kommen, haben da eine völlig andere Situation: der eine hat schon zuhause gestritten, der andere hat ein krankes Kind daheim, der nächste muss wirklich für 10 Personen kochen, der andere hatte am Vortag ein Geburtstagsfester, der nächste am Montag ein Vorstellungsgespräch... Weisst du was ich meine? Die nehmen all ihre Sorgen, Probleme, Anliegen zur Messe mit und nicht jeder kann da umschalten auf Eucharistiefeier. Das muss ich mir auch oft sagen (und schätze dann wieder die Gnade des Zölibats). Und wir alle sind im Gebets- und Glaubensleben auf unterschiedlichen Stufen: da gibt es Anfänger, Fortgeschrittene und Heilige! Ich will nur versuchen ein wenig Verständnis zu schaffen.
Was du gesagt hast, dass der Priester da mehrmals während der Messe hinweist, dass er sich beeilt, weil wo anders ein Konzert ist: das ist natürlich schon stark. HÄngt aber vom Priester ab. Ich hatte auch mal in einer anderen Pfarre eine Wortgottesfeier und da kam dann eine vom PGR und meinte, ich solle nur schnell machen! Da sagte ich, gute Frau, wir sind beim Gebet und nicht auf der Flucht und sie haben noch den ganzen Tag Zeit für ihre Freizeit. Diese Stunde gehört dem lieben Gott! Na, die kommt nie wieder wegen schneller machen oder so. Aber ja, man kann heute auch von so manchem Priester nicht mehr viel erwarten, weil er auch der letzte ist der zur Messe kommt und der erste, der wieder weg ist.
Liebe mtoto, ich wünschte ich könnte dich mehr trösten oder dir versprechen, dass alles besser wird, aber dann müsste ich lügen! Auch in der Kirche beginnt sich die Spreu vom Weizen zu trennen; die Frage ist: auf welcher Seite stehe ich?! Welchen Blödsinn ein Priester verkündet, tut zwar weh, aber im Grunde ist das sein Problem, denn er wird einmal dafür zur Rechenschaft gezogen werden! Ich möchte dir nur sagen, sieh die Kirche wie sie ist: unvollkommen, pilgernd, noch auf dem Weg... Aber Gott ist größer und er braucht Menschen, die ihn wirklich suchen und sich von IHM finden lassen wollen...darum lauf nicht weg. Vielleicht findest du ja doch jemanden, mit dem zu reden kannst. Ich bin früher auch weggelaufen, aber als ich die Bekehrung der Hl. Therese verstanden habe, wusste ich, dass ich nicht mehr weglaufen darf, sondern mutig kämpfen muss für die Sache Gottes! Ich bete für dich!

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Heike
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Re: Ohne Kirche um Glauben zu bewahren?

Beitrag von Heike »


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mtoto
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Re: Ohne Kirche um Glauben zu bewahren?

Beitrag von mtoto »

Hallo liebe Elfe 2008

Danke für deine ausführliche Antwort.
Ich war 5 Jahre in dieser Gemeinschaft,es war kein direkter Orden.
Und mir ist klar, daß in der Messe die unterschiedlichsten Leute sitzen und diese bunte Vielfalt stört mich überhaupt nicht. Von mir aus können da auch mal Kinder rumkrakelen, weil das ist das Leben und Leben gehört auch in die Messe. Mein Hauptproblem sind da eher die Hauptamtlichen. Wobei ich nicht dazu neige zum Bischof zu rennen.
Gründe sind auf der einen Seite sicher die Verletzungen aus dieser Gemeinschaft und andererseits die Sehnsucht nach lebendigem Glauben.
Ok, der Gedanke egal, was andere machen, ich bleibe hier und meinem Gott treu, diese Haltung kenne ich bei mir auch, die Kraft dazu fehlt mir zur Zeit noch.
Aber ich werde versuchen dran zu bleiben und nochmal Versuche starten.
Weil isoliert bleiben, tut sicher nicht gut. Nun mal sehen, ich sehe mich auch nicht grundsätzlich bei den Tradis, aber auch nicht bei den Wischiwaschis.
Danke fürs Gebet.

LG mtoto

LG mtoto

Elfe2008
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Re: Ohne Kirche um Glauben zu bewahren?

Beitrag von Elfe2008 »

Liebe Mtoto,
die Kraft wird schon kommen, bete darum.
Als es mir mies ging, da wurde mir diese Episode aus dem Leben des Hl. Paulus wichtig, als er nämlich Gott bittet, diesen Stachel in seinem Fleisch wegzunehmen. Und Christus antwortet: Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung! Manchmal trägt man mehr zur Ehre Gottes bei, wenn man unter etwas leidet, als wenn man mit wehenden Fahnen dagegen ankämpfen würde! Ich wünsche dir wirklich, dass du diese Kraft wieder erlangst und dich nicht von denen runterziehen lässt! Kopf hoch :klatsch:

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Lioba
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Re: Ohne Kirche um Glauben zu bewahren?

Beitrag von Lioba »

Mtoto, wer verletzt ist, sehnt sich nach einem Schutzraum, das ist natürlich und eigentlich richtig.Die Kirche sollte dieser Schutzraum sein, auch richtig. Aber es ist nun mal eine Gemeinschaft von unvollkommenen Menschen und die radikale Flurbereinigung bei den Pfarreien setzt auch gute Priester unter Druck.
Zum Wiedereingewöhnen wäre es gut, Gast bei Gottesdiensten zu sein wo du dich innerlich zurücklehnen und einfach nur empfangen kannst.
Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.
M. v. Ebner- Eschenbach

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