Was macht meinen Glauben aus?

Allgemein Katholisches.
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Fichtel-Wichtel
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Beitrag von Fichtel-Wichtel »

Marlene hat geschrieben:
Wir können mit Gott streiten, wir können ihm den Rücken kehren, wir können ihn vergessen, verdrängen oder sonst was anstellen.

Aber wir kommen, wenn wir die Beziehung Gott-ich erst einmal erkannt haben, nicht mehr raus.

Gott lässt sich nämlich seinerseits nicht auf die Kündigung ein: Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.
@ Marlene ,das seh ich genauso ,Gott kann man nicht entkommen. Eine Kündigung gibt es nicht .Vermutlich ist das auch der Grund warum sich so viele ausgetretene Christen aus ihrer jeweiligen Kirche so hundsgemein elend fühlen, und darum erst recht so unsäglich feindlich eingestellt sind.
Du hast ferner sehr schön den Unterschied zwischen den Bischöfen mancher Sorte und Art und Weise und Gott / Jesus aufgezeigt.

Schöen Tag !
Gruß,
Elisabeth

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Marlene hat geschrieben:Wir können mit Gott streiten, wir können ihm den Rücken kehren, wir können ihn vergessen, verdrängen oder sonst was anstellen.
Aber wir kommen, wenn wir die Beziehung Gott-ich erst einmal erkannt haben, nicht mehr raus.
Gott lässt sich nämlich seinerseits nicht auf die Kündigung ein: Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.
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Peter
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Beitrag von Peter »

Das ist ja ein ganz neues Evangelium …

Dann sind wir doch Marionetten, aus Bindung gerettet?

Und was ist eine intensive Gottesbeziehung ohne Übertreibung? Oder, vielleicht anders gefragt – wie sähe die Übertreibung aus? Und, vielleicht noch einmal anders: Wer empfiehlt seinen männlichen Angehörigen, die Begeisterung auf dem Fußballfeld bitte nicht zu übertreiben?

uli
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Beitrag von uli »

@ Marlene: Nee, ich glaube, da muss man schon unterscheiden, nämlich die beiden Seiten der Beziehung: Gott zum Menschen, der Mensch zu Gott.
Gott liebt jeden Menschen, hat jeden „beim Namen gerufen“, auch, wenn der Mensch nicht an ihn glaubt. Das allein ist aber noch keine echte „Beziehung“ im Sinne einer „Zweier-Beziehung“ – dazu muss der Mensch seinerseits sein „Ja“ zu Gott sprechen.
Wenn er das tut, wenn er an Gott glaubt, ist der Mensch in dieser Beziehung drin bzw. ist die „echte“ Beziehung da – egal, wie intensiv sie im Einzelfall auf Seiten des Menschen ausgeprägt ist. Wenn aber der Mensch sich bewusst von Gott abwendet, überhaupt nicht mehr an Gott glaubt (davon kenne ich ne Menge Leute), dann ist die Beziehung futsch, ex und hopp.

Die Beziehung zwischen Gott auf der einen und dem Menschen auf der anderen Seite kann also von Seiten des Menschen aufgekündigt werden, sie ist dann vorbei - wobei aber auch gilt: Gott liebt diesen Menschen, der sich von ihm abgewendet hat, natürlich weiterhin, in „einseitiger“ Beziehung = keine „echte“ (=Zweier-)Beziehung, und diese göttliche „Ein-Seitigkeit“ in Form von Liebe bleibt Gottseidank unverbrüchlich und unerschütterlich bestehen, eine göttliche Liebe von gleichbleibend höchster Intensität. Gott kündigt dem Menschen seine Liebe niemals auf.

Uli

www.textdienst.de/woran_christen_glauben.htm

uli
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Beitrag von uli »

@ Peter: Hab dazu was geschrieben in den Postings vom 22.08 und vor allem vom 23.08 im Thread zur Gottesbeziehung
http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?t=2120&start=30

Uli

www.textdienst.de/woran_christen_glauben.htm

Peter
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Beitrag von Peter »

Danke, Uli.

(Bin irgendwie noch ganz auf 1850 m.)

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Peter hat geschrieben:Das ist ja ein ganz neues Evangelium …

Dann sind wir doch Marionetten, aus Bindung gerettet?
Nein, das ist Freiheit.

Die Gewissheit, dass mich niemand der Hand des Vaters entreißen kann (Joh. 10,29) und dass mich nichts und niemand von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, scheiden kann (Röm. 8,38-39) - das macht meinen Glauben aus.

Wenn ich die Beziehung zu Gott aufkündigen sollte, dann würde er mich zurückholen. Ebenso wie er mich durch seine Liebe aus der Gleichgültigkeit befreit hat, so würde er mich durch seine Liebe zu sich zurückholen. Da bin ich ganz sicher. :)

Gruß
Angelika

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Pit
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Registriert: Freitag 23. April 2004, 17:57

Beitrag von Pit »

Hallo Edith,

tja, was prägt mein Glaubensleben ?
- die Erziehung
- die Eltern, Freunde etc.

Wenn Du meinst, was mein Glaubensleben ausmacht, was der Kern ist, dann ist das unmißverständlich Jesus und die christlich-biblische Lehre, die - in einem gewissen Rahmen - auch Tradition, Exegese etc. mit einschließt, solange deutlich bleibt, daß die Hl.Schrift unser Zeugnis von Jesus ist, und nicht der Kathechismus, die Lehren des Papstes oder ähnliches. Kirchliche Lehre muß immer Auslegung der Hl.Schrift sein, nicht ihr "Ersatz". Oder ?

Wie sich mein Glaubensleben im Alltag auswirkt, meine Umgebung prägt ? Eine gute Frage, ich hoffe ein wenig positiv. ;-)

Gruß, Pit

Edith hat geschrieben:Wenn ich mir die Themen so ansehe (Verhütung, Sexualität, Unfehlbarkeit, Zölibat, verheiratete Priester...etc pp) stellt sich mir die Frage:

Was prägt eigentlich unser Glaubensleben?
Was prägt mein Christsein in meiner Umwelt?

Mal ganz ehrlich: sind die o.g. Themen wirklich so elementar wichtig für unser Leben mit Gott?
carpe diem - Nutze den Tag !

Edith
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Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 20:38

Beitrag von Edith »

Pit hat geschrieben: Wenn Du meinst, was mein Glaubensleben ausmacht, was der Kern ist, dann ist das unmißverständlich Jesus und die christlich-biblische Lehre, die - in einem gewissen Rahmen - auch Tradition, Exegese etc. mit einschließt, solange deutlich bleibt, daß die Hl.Schrift unser Zeugnis von Jesus ist, und nicht der Kathechismus, die Lehren des Papstes oder ähnliches. Kirchliche Lehre muß immer Auslegung der Hl.Schrift sein, nicht ihr "Ersatz". Oder ?
hallo Pit!
ja... so meinte ich das.
Ich frage mich eigentlich... wieso das dann nicht die MItte unserer Debatten hier ist... die Mitte unseres Interesses... - oder täuscht mich das?

Ralf

Beitrag von Ralf »

Was trägt und prägt mein Glaubensleben?

Hmmm.

Also mein nach außen als solches eindeutig sichtbares Glaubensleben ist natürlich die angenommene Einladung zur Hl. Messe, aber nicht täglich, wohl eher 1-3 mal die Woche.

Dann trage ich ein Kreuz, welches einer meiner besten Freunde, ein Muslim (Alevit), extra für mich geschnitzt hat. Allerdings trage ich es unter der Kleidung (näher am Herzen sozusagen).

Zur Zeit versuche ich wieder häufiger das Stundengebet zu beten, bin aber durch Umzug und Umwälzungen im privaten Bereich irgendwie mehr als nur aus dem Rhythmus.


Zur Lehre der Kirche muss ich sagen, dass ich zu dem Zeitpunkt, als ich das erste Mal die Bibel wirklich las (so mit 21) und mich mit Jesus beschäftigte, die Kirche ziemlich außen vor ließ, lassen musste. Mir erschien zu dem Zeitpunkt der Blick auf Jesus durch 2000 Jahre irgendwie versperrt; ich hatte das Bild einer Figur im Kopf, die soviel Kleidung anhatte, dass man ihre Ursprungsform nicht mehr erkennen konnte.

Heute sehe ich das ganz anders, aber damals war das so.

Erst nachdem ich glauben konnte, dass dieser Kerl mausetot war und danach wieder lebte, dass Er wirklich auferstanden ist und auch jetzt in Einheit mit dem Vater und dem Hl. Geist lebt, während ich diese Zeilen schreibe, konnte ich mich der Kirche von heute nähern (Schritt für Schritt!). Weil dies behutsam vor sich ging, kann ich auch das inquisitorische Reinkloppen à la "Du musst das auch glauben - jetzt!" nur schwer bis gar nicht ertragen.

Den Katechismus habe ich (jetzt mit 28) bspw. erst vor etwa einem halben Jahr wiederentdeckt als auch geistig wertvolles Buch. Jahrelang hatte ich nicht drin gelesen (ist ja auch kein Muss). Erst wenn man die Grundvoraussetzungen annimmt und für konsequent hält (und ich halte die der apostolischen Kirche mittlerweile für die einzig konsequent durchdachten), und das tat ich so nach und nach - nachdem ich viele Vorurteile abwarf, denn ich kannte die Kirche nicht wirklich - konnte ich mich der Kirche nicht nur richtig nähern, sondern sie lieben lernen.

So sehe ich also die Lehre der Kirche als Dienst, als Dienst am Menschen und für ihn. Jeder Mensch kann diese Lehre oder Teile davon ablehnen und für sich andere Entscheidungen treffen - ich maße mir kein Urteil darüber an - aber das ist für mich nur so lange respektabel, solange dies nicht in einer Forderung an andere mündet. Man kann für eine individuelle Entscheidung, sei sie auch aus noch so absoluter Gewissensüberzeugung getroffen worden 8und dann muss man sie so treffen!), den Segen der Kirche erwarten. Diese Spannung muss man aushalten können - ich tue das häufig (wahrscheinlich viel häufiger als viele hier glauben...).

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