Was sagt uns "heute" die Bergpredigt?

Allgemein Katholisches.
Benutzeravatar
otto
Beiträge: 535
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 13:48

Was sagt uns "heute" die Bergpredigt?

Beitrag von otto »

Das Evangelium nach Matthäus,

Kapitel 5 Die Bergpredigt:

Die Rede von der wahren Gerechtigkeit:

1 Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm.
2 Dann begann er zu reden und lehrte sie.

Die Seligpreisungen

3 Er sagte:Selig, die arm sind vor Gott; / denn ihnen gehört das Himmelreich.
4 Selig die Trauernden; / denn sie werden getröstet werden.
5 Selig, die keine Gewalt anwenden; / denn sie werden das Land erben.
6 Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; / denn sie werden satt werden.
7 Selig die Barmherzigen; / denn sie werden Erbarmen finden.
8 Selig, die ein reines Herz haben; / denn sie werden Gott schauen.
9 Selig, die Frieden stiften; / denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
10 Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; / denn ihnen gehört das Himmelreich.
11 Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
12 Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt.

Vom Salz der Erde und vom Licht der Welt

13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.
14 Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.
15 Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus.
16 So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Vom Gesetz und von den Propheten

17 Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.
18 Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist.
19 Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.
20 Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.

Vom Töten und von der Versöhnung

21 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.
22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.
23 Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat,
24 so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.
25 Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben und du wirst ins Gefängnis geworfen.
26 Amen, das sage ich dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast.

Vom Ehebruch

27 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.
28 Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
29 Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
30 Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.

Von der Ehescheidung

31 Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben.
32 Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

Benutzeravatar
otto
Beiträge: 535
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 13:48

Beitrag von otto »

Ein paar Fragen dazu hätte ich schon:

Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
[...]
Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.
[...]
Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich


Was bedeuten diese Aussagen für die Menschen des 21. Jhd.?

Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
[...]
Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.

[...]
Was bedeuten diese Aussagen für die Menschen des 21. Jhd.?
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

Benutzeravatar
Amigo
Beiträge: 556
Registriert: Freitag 12. Dezember 2003, 16:58
Wohnort: Wien

Beitrag von Amigo »

otto hat geschrieben:Was bedeuten diese Aussagen für die Menschen des 21. Jhd.?
Wer kann das "verallgemeinern", für "die Menschen" - ob 21. oder irgend ein anderes Jahrhundert? Sind nicht die Seligpreisungen ebenso wie die Gleichnisse Wegweiser und Hinweise des Herrn, die wir bedenken und in der jeweiligen Situation unseres Lebens entsprechend umsetzen sollen?

Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
Steht für die christliche Wahrheit ein. Wenn jemand für andere Verantwortung trägt (Eltern, Lehrer, Vorgesetzte, Politiker, ...) und sie abweichend vom "Zeitgeist" in christlichem Geist wahrnimmt und dafür Probleme bekommt, dann möge ihn diese Seligpreisung trösten und stärken.

Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.
Seid konsequent in dem, was ihr im Geist Christi tut. Wenn ihr eure Kinder zum Glauben erzieht, wenn ihr Steuern zahlt, wie auch immer.

Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich
*schluck* Das ist eigentlich eh recht klar, auch in heutiger Sprache, oder nicht? Es geht darum, in keinem Aspekt des Glaubens den Menschen nachzugeben oder (betrifft wohl in erster Linie Hirten und Seelsorger) ihren das Glaubensleben durch Kompromisse erleichtern zu wollen, sondern sie konsequent zur Erkenntnis und zum Leben der Wahrheit zu führen. (Das erinnert mich sehr an den gerade parallel laufenden Thread zur Empfängnisverhütung, wo Robert eigentlich den ersten so richtig konsequenten Beitrag in dieser Hinsicht geschrieben hat.)

Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Das würde ich heute salopp so formulieren: "Wehret den Anfängen." oder auch "Sei radikal treu, spiel nicht mit dem Feuer." Damit ist zwar nicht das Gleiche ausgesagt, aber vielleicht die Intention einigermassen erfasst.

Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
Das ist mal ausnahmsweise ein reiner Bezug auf das mosaische Gesetz und die Zuhörer zu Jesu Zeiten und betrifft uns heute nicht mehr; denn nach christlicher Lebensweise gibt es die Entlassung der Frau aus der Ehe mittels Scheidungsbrief oder wegen Ehebruch (Unzucht) ohnehin nicht. Diese konkrete Aussage würde ich also als "historisch" bezeichnen.

Bitte um weitere "Übersetzungen",
Georg

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Ich denke, die Bergpredigt wird nur zu gern relativiert. Andererseits muss man sie auch im Kontext jüdischer Weise zu predigen betrachten - ich hab da irgendwo was zur Erklärung, das muss ich mal raussuchen. Wie so manches, was Jesus wie gesagt hat, lässt sich aus dem jüdischen Hintergrund besse erkennen.
Radikal ist sie so und so - eine Herausforderung, die nicht ausgelotet ist und heutzutage noch weniger ausgelotet wird, weil man die Gewohnheit entwickelt, alles aufs individuelle Vermögen zurückzuführen.
Ich erinnere mich dran, wie erbost unser Pfarrer war, als wir bei einer Aufführung zu "Liebet eure Feinde" aufs Tapet brachten, es würde doch vielleicht den Kinder mehr einleuchten, wenn man zunächst von "Hasst euch nicht, achtet eure Feinde" anfangen würde. Das wäre eine Verfälschung, das würde Jesus Worte dermassen verwässern - also, er war ziemlich sauer. Recht hat er natürlich - dieses Relativieren ist der Anfang vom Ende des Verständnisses der Botschaft Jesu.

Geronimo

Benutzeravatar
Ermi
Beiträge: 246
Registriert: Freitag 26. Dezember 2003, 15:31
Wohnort: Diözese München

Bergpredigt!

Beitrag von Ermi »

Code: Alles auswählen

Gernonimo schreibt!

Ich denke, die Bergpredigt wird nur zu gern relativiert. Andererseits muss man sie auch im Kontext jüdischer Weise zu predigen betrachten - ich hab da irgendwo was zur Erklärung, das muss ich mal raussuchen. Wie so manches, was Jesus wie gesagt hat, lässt sich aus dem jüdischen Hintergrund besse erkennen. 
[/color]

Lieber Geronimo, es stimmt was Du schreibt. Die Exegeten sprechen da vom <Sitz im Leben>, innerhalb der Hl. Schrift.

Lieber Amigo, Du kannst auch mit der Hl. Schrift dich selber und andere erschlagen, wenn du den gesamten Überblick der Bergpredigt übersehen würdest. :roll:

Gruß Ermi
Gott ist mittendrin!

Benutzeravatar
Amigo
Beiträge: 556
Registriert: Freitag 12. Dezember 2003, 16:58
Wohnort: Wien

Re: Bergpredigt!

Beitrag von Amigo »

Ermi hat geschrieben:Lieber Amigo, Du kannst auch mit der Hl. Schrift dich selber und andere erschlagen, wenn du den gesamten Überblick der Bergpredigt übersehen würdest.
:shock: Hab ich nicht vor.

Benutzeravatar
Julia Wolf
Beiträge: 357
Registriert: Dienstag 18. November 2003, 11:23
Wohnort: München

Beitrag von Julia Wolf »

Das wichtigste Gebot ist, liebt Gott und liebt den Nächsten.

Der nächste ist auch der, der die Kirche schmäht. Der Nächste ist auch der, der diejenigen verlacht, die Enthaltsamkeit und Achtsamkeit in der Partnerschaft üben. Der Nächste ist auch der, der alle auslacht und für total rückständig hält, die keine "Eventkirche" wollen. Der Nächste ist auch der, der mich verhöhnt, weil ich noch an Gott glaube.

Es ist eine schwierige Aufgabe, diese Menschen zu lieben. Aber es ist möglich. Dann nämlich, wenn man versucht die Verletzungen zu finden, die diese Menschen zu so einer Haltung gebracht haben.

Die Einstellung: die wollen es sich nur leicht machen - hilft da nicht viel weiter, sie entfremdet nur. Sie verhindert ein tieferes Nachfragen, ein aufrichtiges Verstehen-wollen.

"Selig, die arm sind vor Gott" vielleicht sind das auch manchmal die, die nicht in der Lage sind, die ganzen Gesetze und Gebote so wirklich zu verstehen.

Viele Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Zur Auflockerung hier mal was Mittelalterliches - aus dem Heliand:

Die Bergpredigt

Da ging der Mächtige
einen Berg hinauf, der Gebornen Hehrster,
setzte sich sonders und ersah sich da
treuhafter Männer und trefflicher zwölf,
gar gute Freunde, die hinfort zu Jüngern
alle Tage der Teure gedachte
in seiner Gefolgschaft mit sich zu führen.
Er nannte sie bei Namen und hieß sie näher gehen:
Andreas zuerst vor allen und Petrus,
die beiden Gebrüder, und bei den beiden,
Jakobus und Johannes, die Gottgeliebten.
Ihnen war er milden Muts; eines Mannes Söhne
waren sie beide: die wählte Gottes Sohn,
die Frommen, in sein Gefolge, und der Freunde noch viel,
erlauchter Männer: Matthäus und Thomas,
die beiden Judas und Jakob den andern,
der ihm selber geschwistert war, denn von zwei Schwestern
waren beide, Christus und Jakob, geboren,
als Vettern befreundet. Der Gefährten hatte
neune nun gekoren der Nothelfer Christ,
zuverlässige Männer. Da hieß er auch den zehnten
mit seiner Gesellschaft geh’n, Simon geheißen;
auch den Bartholomäus hieß er den Berg hinauf
aus dem Volke fahren, und dazu Philippus,
die zwei Getreuen. Die zwölfe gingen mit ihm,
die Recken zur Versammlung, wo er zu Rate saß,
der Menge Mundherr, der dem Menschengeschlecht
wider der Hölle Zwang zu helfen gesonnen war,
aus dem Pfuhl zu fördern jeden, der folgen will
so lieblicher Lehre, als er den Leuten dort
durch seine Weisheit zu weisen gedachte.

Dem Beseliger Christ kamen da zunächst
die Gesellen zu steh’n, die von ihm selber erkoren
waren, dem Waltenden. Die weisen Männer
umgaben den Gottessohn: ihre Begierde war groß,
der Erwählten Wunsch, seine Worte zu hören.
Sie schwiegen und horchten, was der Herr der Völker,
der Waltende, wollte in Worten verkünden,
den Leuten zuliebe. Da saß der Landeshirt
den Guten gegenüber, Gottes eigner Sohn,
wollt‘ in seiner Rede, manch sinnvollem Wort,
die Leute lehren, wie sie Gottes Lob
in diesem Weltreiche wirken sollten.
Erst saß er und schwieg, sah sie lange an,
war ihnen hold im Herzen, der heilige Herr,
mild im Gemüte. Den Mund nun erschloß er
und wies mit seinen Worten, des Waltenden Sohn,
des Hochherrlichen viel. Den Helden sagt‘ er
in spähen Sprüchen, die zu der Sprache
Christ, der Allwaltende, gekoren hatte,
welche von allen Erdenbewohnern
Gott die wertesten wären der Menschen:

„Ich sag‘ euch sicherlich, selig sind
in dieser Mittelwelt, die im Gemüte
arm sind aus Demut, denn das ewige Reich
in des Himmels Aus ist ihnen geheiligt,
ihr Leben schwindet nicht.

Selig auch
die Sanftsinnigen: sie sollen dasselbe Land
besitzen, dasselbe Reich. Selig dann,
die ihr Unrecht beweinen, sie dürfen Freude gewärtigen,
Trost in demselben Reich.

Selig die Getreuen auch,
die nach Gerechtigkeit richten: im Reiche des Herrn
finden sie vollen Lohn. Des Frommens genießen,
die gerecht hier richteten, mit der Rede nicht täuschten
die Menschen am Mahlstein.

Selig, dem milde war
das Herz in der Heldenbrust: ihm wird der heilige Herr,
der Mächtige, mild.

Selig auch in der Menge,
die reinen Herzens sind: sie sollen den Himmelswalter
schau’n in seinem Reiche.

Selig sind auch
die Friedfertigen, die nicht Fehde stiften,
mit Schuld sich beschweren: sie heißen Söhne des Herrn;
Ihnen wird er gnädig sein, daß sie lange genießen
sollen seines Reichs.

Selig sind dann,
die das Rechte wollen und darum von den Mächtigen
Haß und Harmrede dulden: ihnen auch ist im Himmel
Gottes Au gegönnt und geistiges Leben
einst am ewigen Tage, dessen End nicht kommt,
das wonnig Wohl.“

So hatte der waltende Christ
den edeln Männern von acht benannten
Seligkeiten gesagt, mit denen sicher jeder
das Himmelreich erhält, der es haben will,
oder auf ewig darbt er dereinst
des Wohls und der Wonne, wenn er die Welt verläßt,
die Erdenlose, ein ander Licht zu suchen.
Ihm wird Lieb oder Leid, wie er unter den Leuten hier
wallte in dieser Welt, ganz wie es wörtlich sprach
Christ, der Allwaltende, der Könige Mächtigster,
Gottes eigener Sohn, zu seiner Jünger Schar.

„Selig seid ihr auch, wenn euch beschuldigen
im Lande die Leute, und zu Leide sprechen,
euch zum Hohne haben und Harmens viel euch
erwirken in dieser Welt und Weh bereiten,
Lasterrede stiften und starke Feindschaft,
eure Lehren leugnen, alles Leid euch antun
und Harm um den Herrn. Das darf euch im Herzen nicht
das Leben verleiden: ihr erlangt Entschädigung
in Gottes Reiche für der Güter jegliches:
groß und mannigfalt gegeben wird sie euch,
weil ihr hier ehbevor Arbeit erduldetet,
weh in dieser Welt. Weher wird den andern,
grimmer ergeht es ihnen, die hier Gut besaßen,
weites Weltwohl. Die verzehren ihre Wonne hier
im Genuß der Genüge. Sie sollen aber Not
nach ihrer Hinfahrt, die Helden, erdulden.
Dann beweinen die Frevel, die zuvor hier in Wonnen sind,
in allen Lüsten leben und nicht lassen wollen
von den Meingedanken, wozu ihr Mut sie reizt,
von leidigem Leben. Ihr Lohn wird Mühsal sein
und üble Arbeit; sie werden das Ende dann
mit Sorgen sehen; und beschweren wird ihr Herz,
daß sie in der Welt so gar ihrem Willen nachhingen,
die Männer in ihrem Mute.
Solche Meintat verweist ihnen
mit wehrenden Worten, denn weisen will ich euch
und sicherlich sagen, ihr meine Gesellen,
mit wahren Worten, daß ihr in dieser Welt
das Salz sollt sein, der sündigen Menschen
Bosheit zu büßen, daß auf bessere Wege
das Volk geführet werde, des Feindes Werke lassend,
des Teufels Taten, des Trösters Reich zu suchen.
So sollen eure Lehren der Leute viel
zu meinem Willen wenden. Wer aber zunichte wird,
wer die Lehre verläßt, der er leben soll,
den vergleich‘ ich dem Salze, das an des Sees Gestade
weithin verworfen liegt, denn wenig taugt es mehr,
da es die Kinder des Volks mit Füßen treten,
die auf dem Grieße gehen. So geschieht ihm, der Gottes Wort
den Menschen melden soll: denn entzweit sich sein Mut,
daß er mit Herzenslauterkeit nicht zum Himmel will
spornen mit seiner Sprache, sondern spart Gottes Rede
und wankt in den Worten, so wird der Waltende ihm gram,
der Mächtige zornig, und den Menschenkindern auch
wird er dann allen, die auf Erden wohnen,
verleidet den Leuten, der in der Lehre nicht taugt.“

So weislich sprach da, Gottes Wort verkündend,
und die Leute lehrend, der Landeswart
mit lauterm Herzen. Die Helden standen,
die Guten, um den Gottessohn, begierig hörend
nach Wunsch und Willen; sein Wort war ihre Lust.
Sie schwiegen und horchten, hörten der Völker Herrn
das Gesetz Gottes sagen den Söhnen der Menschen.
Er verhieß ihnen das Himmelreich und sprach zu den Helden:
„Noch mag ich euch sagen, ihr meine Gesellen,
mit wahren Worten, daß ihr in der Welt hinfort
ein Licht sollt leuchten den Leutekindern,
Fernhin erfreulich, über der Völker viel
wonnesam strahlend. Eure Werke mögen nicht
verhohlen bleiben, mit welchem Herzen ihr sie tut.
So wenig die Burg, die auf dem Berge steht,
auf hoher Felsenhöh‘, verhohlen bliebe,
das gewaltige Riesenwerk, so wenig mögem eure Worte
in dieser Mittelwelt den Menschen auf Erden
verborgen bleiben. Gebraucht meiner Lehre:
Laßt euer Licht den Leuten leuchten,
den Menschenkindern, daß sie euer Gemüt erkennen,
euer Werk und euren Willen, und den waltenden Gott drum
mit lauterm Herzen, den himmlischen Vater,
loben ihr Leben lang, der euch solche Lehre lieh.
Niemand soll sein Licht vor den Leuten bergen,
das helle verhüllen, sondern hoch mög‘ er’s
in den Saal setzen, daß es alle sehen,
die einen wie die andern, die darinne sind
der Helden in der Halle: so sollt ihr auch euer heilig Wort
in diesen Landen den Leuten nicht bergen,
den Helden verhehlen, sondern es hoch und weit
breiten, das Gebot des Herrn, daß es die Gebornen all
in diesen Landen, die Leute, verstehen
und so befolgen, wie es in frühern Tagen
mit Worten wiesen hochweise Männer,
als den Alten Bund die Edlinge hielten,
und nur um so strenger noch, wie ich nun will sagen,
der Guten jeglicher seinem Gotte diene,
als es im Alten Bund schon eh‘ geboten war.
Denn wähnt nicht, ich wär‘ in die Welt gekommen
etwa, den Alten Bund umzustoßen,
beim Volk zu Fall zu bringen, oder der Vorschauer
Worte zu verwerfen, die sie als wahrhafte Männer
uns offen anbefahlen: Erd‘ und Himmel sollten
zuvor zerfahren, die so fest gegründet stehn,
eh‘ der Worte eins nur unbewährt verbliebe
in dieses Lebens Licht, das sie den Leuten hier
wahrhaft wiesen. Ich kam nicht, die Worte
der Vorschauer zu fällen, erfüllen will ich sie,
mehren und erneuen den Menschenkindern,
diesem Volk zum Frommen, was da vormals geschrieben war
im Alten Bunde.

********
Geronimo

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Nachtrag:


Der Heliand, eine altsächsische Evangelienharmonie in stabreimenden Langzeilen, wurde um 830 wohl von einem Geistlichen im Umkreis der Fuldaer Schule verfaßt. Neben der altsächsischen Genesis ist der Heliand die einzige Großdichtung der Frühzeit. Der gelehrte Verfasser hat die Evangelienharmonie Tatians in ihrer althochdeutschen Prosafassung sowie den Matthäus-Kommentar des Hrabanus Maurus benutzt. Zur Vermittlung der neuen christlichen Stoffe und Denkweisen wurden epische Traditionen der altsächsischen Heroendichtung eingesetzt, die dem Publikum, der adligen Oberschicht, vertraut waren. Erhalten ist der Heliand in einer Münchner (Cgm 25, ca. 850, fragmentarisch) und Londoner Handschrift (Cotton Caligula A VII, ca. 970) sowie in drei kleineren Fragmenten: P (Berlin, früher Prag, ca. 850), V (Vatikan, ca. 880) und S (Straubing, ca. 850).


Geronimo

Benutzeravatar
otto
Beiträge: 535
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 13:48

Beitrag von otto »

Darf ich dich Geronimo an das Titelthema erinnern.

Was sagt uns "heute" die Bergpredigt?


Die Sicht des Mittelalters ist für mich sekundär.
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die Bergpredigt stellt uns das Bild des Mensch gewordnen Herrn vor Augen, Otto.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
otto
Beiträge: 535
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 13:48

Beitrag von otto »

Amigo hat geschrieben:Wer kann das "verallgemeinern", für "die Menschen" - ob 21. oder irgend ein anderes Jahrhundert? Sind nicht die Seligpreisungen ebenso wie die Gleichnisse Wegweiser und Hinweise des Herrn, die wir bedenken und in der jeweiligen Situation unseres Lebens entsprechend umsetzen sollen?

Georg
Gut Georg zwei Punkte hätte ich.

1.Natürlich ist die Bergpredigt immer gültig war immer gültig und wird immer gültig sein, sie ist zeitlos also ewig.

2.Ich wollte eigentlich nicht nur die Erklärung der Bergpredigt im einzelen, ich wollte vielmehr das wir uns hier im Forum, Gedanken machen wie und weshalb wir dies oder jenes umsetzen oder auch nicht.

z.b. Gibt es immer wieder Stimmen die gerne das eine oder das andere bei den Geboten abändern möchten.
Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich
Amigo hat geschrieben:Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
Das ist mal ausnahmsweise ein reiner Bezug auf das mosaische Gesetz und die Zuhörer zu Jesu Zeiten und betrifft uns heute nicht mehr; denn nach christlicher Lebensweise gibt es die Entlassung der Frau aus der Ehe mittels Scheidungsbrief oder wegen Ehebruch (Unzucht) ohnehin nicht. Diese konkrete Aussage würde ich also als "historisch" bezeichnen.


Nein Georg das sehe ich anders, für mich ist jede Ehescheidung die Entlassung der Ehepartner aus der Ehe, und wer wieder "heiratet" begeht Ehebruch.
Genau so wie es geschrieben steht ohne wenn und aber.
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

Benutzeravatar
otto
Beiträge: 535
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 13:48

Beitrag von otto »

Robert hat geschrieben:Die Bergpredigt stellt uns das Bild des Mensch gewordnen Herrn vor Augen, Otto.
Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich

Dies sollten wir bei all unseren Diskussionen immer bedenken.
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

Benutzeravatar
Julia Wolf
Beiträge: 357
Registriert: Dienstag 18. November 2003, 11:23
Wohnort: München

Beitrag von Julia Wolf »

Eine schöne Nachricht! :)

Auch die die Gebote aufheben, kommen in das Himmelreich.
Ob groß ob klein, find ich nicht so wichtig.

Hat mich jetzt wirklich überrascht.

Herzliche Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Benutzeravatar
Julia Wolf
Beiträge: 357
Registriert: Dienstag 18. November 2003, 11:23
Wohnort: München

Beitrag von Julia Wolf »

Ich kenn die Bergpredigt schon, aber hab diese Stelle noch nie so bewußt gelesen. Hab wohl unbewußt eher gelesen, wer das kleinste Gebot aufhebt, kommt nicht ins Himmelreich, weil es das ist, was ich kirchlicherseits gewöhnt war.

Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Julia Wolf hat geschrieben:Ich kenn die Bergpredigt schon, aber hab diese Stelle noch nie so bewußt gelesen. Hab wohl unbewußt eher gelesen, wer das kleinste Gebot aufhebt, kommt nicht ins Himmelreich, weil es das ist, was ich kirchlicherseits gewöhnt war.

Grüße
Julia
Äh ...aufheben heißt in die Hand nehmen und weitergeben ...nicht aufheben im Sinne von für nichtig erklären. Oder hab ich dich jetzt da falsch verstanden?

Geronimo

Benutzeravatar
Julia Wolf
Beiträge: 357
Registriert: Dienstag 18. November 2003, 11:23
Wohnort: München

Re: Was sagt uns "heute" die Bergpredigt?

Beitrag von Julia Wolf »

otto hat geschrieben:[28 Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
29 Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.

[/b][/color]

Wieviel Einäugige es wohl unter uns gäbe, wenn wir diese doch sehr klare und eindeutige Aussage wörtlich nehmen würden? :kratz:

Viele Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Benutzeravatar
Julia Wolf
Beiträge: 357
Registriert: Dienstag 18. November 2003, 11:23
Wohnort: München

Beitrag von Julia Wolf »

Geronimo hat geschrieben:
Julia Wolf hat geschrieben:Ich kenn die Bergpredigt schon, aber hab diese Stelle noch nie so bewußt gelesen. Hab wohl unbewußt eher gelesen, wer das kleinste Gebot aufhebt, kommt nicht ins Himmelreich, weil es das ist, was ich kirchlicherseits gewöhnt war.

Grüße
Julia
Äh ...aufheben heißt in die Hand nehmen und weitergeben ...nicht aufheben im Sinne von für nichtig erklären. Oder hab ich dich jetzt da falsch verstanden?

Geronimo
Ich habs schon von als nichtig machen verstanden. Schade, wenn ichs falsch verstanden habe. Aber es hätte mich auch tatsächlich gewundert, wenn es so gewesen wäre.

Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Benutzeravatar
Julia Wolf
Beiträge: 357
Registriert: Dienstag 18. November 2003, 11:23
Wohnort: München

Beitrag von Julia Wolf »

Andererseits, wenn ich überlege...
Ich muss nur ein kleines Gebot "aufheben" und lehren, ich muss es nicht mal halten, dann bin ich im Himmelreich? Erstaunt mich auch wiederum.

Verwirrte Grüße :freude:
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Otto hat geschrieben:
Robert hat geschrieben:Die Bergpredigt stellt uns das Bild des Mensch gewordnen Herrn vor Augen, Otto.
Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich

Dies sollten wir bei all unseren Diskussionen immer bedenken.
Ich bin nicht ganz sicher, was du mir sagen willst. Ich hatte sagen wollen: Die Bergpredigt ist eine Verheißung, kein Gesetzbuch.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
otto
Beiträge: 535
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 13:48

Beitrag von otto »

Robert hat geschrieben:Ich bin nicht ganz sicher, was du mir sagen willst. Ich hatte sagen wollen: Die Bergpredigt ist eine Verheißung, kein Gesetzbuch.
Hmm Robert, Dich wollte ich mit diesen Beitrag eigentlich gar nicht ansprechen.

Ich dachte dabei mehr an alle Christen, die gerne das lehren was sie für richtig und wichtig halten.
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Julia, mit „aufheben“ ist oben (Mt 5,19) natürlich „auflösen, beseitigen“ gemeint. Aber dein etwas listiger Umkehrschluß, auch wer „auflöst“, komme immer noch in den Himmel, wenn auch als kleinster, der ist nicht zulässig. Jesus redet hier bildhaft. Typisch orientalisch. Lies mal im nächsten Vers weiter, wo es um die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer geht (Mt 5,20).
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
otto
Beiträge: 535
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 13:48

Beitrag von otto »

Julia Wolf hat geschrieben:Ich kenn die Bergpredigt schon, aber hab diese Stelle noch nie so bewußt gelesen. Hab wohl unbewußt eher gelesen, wer das kleinste Gebot aufhebt, kommt nicht ins Himmelreich, weil es das ist, was ich kirchlicherseits gewöhnt war.

Grüße
Julia
Ja Julia du solltest aber nie vergessen das zu der Schöpfung " also dem Reich Gottes" Himmel und Hölle gehört.

Der Satan ist ein gefallener Engel des Himmels, also wie ich denke ist er jetzt der "kleinste" im Himmelreich.

Vielleicht ist es für Dich so verständlicher?
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Otto hat geschrieben:»Hmm Robert, Dich wollte ich mit diesen Beitrag eigentlich gar nicht ansprechen.«
»Ruckediguh!« Da hab’ ich mir wohl den falschen Schuh angezogen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
umusungu
cum angelis psallat Domino
Beiträge: 5048
Registriert: Donnerstag 1. Januar 2004, 13:30

Beitrag von umusungu »

otto hat geschrieben:Ja Julia du solltest aber nie vergessen das zu der Schöpfung " also dem Reich Gottes" Himmel und Hölle gehört.

Der Satan ist ein gefallener Engel des Himmels, also wie ich denke ist er jetzt der "kleinste" im Himmelreich.

Vielleicht ist es für Dich so verständlicher?
Das ist mir völlig unverständlich.
"Hölle" ist das genaue Gegenteil von "Reich Gottes".

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Richtig. Ottos Interpretation ist abwegig, mit Verlaub. Man soll nicht biblizistisch gewisse Bilder allzu wörtlich nehmen, wie ich oben schon zu Julia sagte.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Julia Wolf
Beiträge: 357
Registriert: Dienstag 18. November 2003, 11:23
Wohnort: München

Beitrag von Julia Wolf »

Ketelhohn hat geschrieben: Lies mal im nächsten Vers weiter, wo es um die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer geht (Mt 5,20).[/color]
Nun den nächsten Vers verstehe ich so, dass reiner Gesetzestext-Gehorsam, wie von den Pharisäern, eben nicht zu Gerechtigkeit führt, und dass wir zu einer lebendigeren Gerechtigkeit aufgerufen sind.

Oder wie verstehst Du das?

Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Benutzeravatar
Julia Wolf
Beiträge: 357
Registriert: Dienstag 18. November 2003, 11:23
Wohnort: München

Beitrag von Julia Wolf »

otto hat geschrieben: Ja Julia du solltest aber nie vergessen das zu der Schöpfung " also dem Reich Gottes" Himmel und Hölle gehört.

Der Satan ist ein gefallener Engel des Himmels, also wie ich denke ist er jetzt der "kleinste" im Himmelreich.

Wow! otto, so viel buddhistische Weisheit hätte ich Dir gar nicht zugetraut! Denn im Buddhismus ist letzten Endes alles ungetrennt: samsara (mit den Höllenbereichen, die es im tib.Buddhismus auch gibt) und nirvana. Also, vielleicht warst Du ja mal in einem früheren Leben Buddhist (nicht ernst gemeint)! :kratz: :/

Herzliche Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Benutzeravatar
Julia Wolf
Beiträge: 357
Registriert: Dienstag 18. November 2003, 11:23
Wohnort: München

Beitrag von Julia Wolf »

Otto, das macht Dich mir sympatisch (auch wenn ich weiß dass Dus nicht so meinst - aber vielleicht ist es ein Freudscher Versprecher), dass Du sogar dem Satan ein bißchen Himmel gönnst.

Keine Angst, ich verniedliche die Hölle nicht, ich ganz bestimmt nicht, ich bin mit der Vorstellung in der Hölle zu landen, groß geworden. Wir hatten eine sehr fromme Volksschullehrerin, die uns genau darüber aufgeklärt hat - und es war nicht zu übersehen, dass, wo Protestanten schon ganz schlimme Menschen waren, unsere Familie als Atheisten und Nicht-Kirchgänger des Teufels war.

Ich habe mich von Kindheit an sehr viel mit dem Thema Hölle auseinander gesetzt.

Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Benutzeravatar
otto
Beiträge: 535
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 13:48

Beitrag von otto »

Ketelhohn hat geschrieben:Richtig. Ottos Interpretation ist abwegig, mit Verlaub. Man soll nicht biblizistisch gewisse Bilder allzu wörtlich nehmen, wie ich oben schon zu Julia sagte.
Ottos Interpretation ist abwegig" Robert auch manche theologisch-wissenschaftliche Interpretation ist nicht für jeden erhellend.

Mein Versuch dies als "bildhaft" in ein "alltagssprachliches" Denken hinein zu interpretieren mag eventuell aus theologisch-wissenschaftlicher Sicht mißlungen sein, vielleicht auch irreführend, aber abwegig ist ein bildhafter Vergleich wohl nie. Denn ein Bild sieht jeder, aus seiner Sicht der eine so, der andere eben ganz verschieden. Ein Problem unserer Zeit ist mit Sicherheit, das beharren das alles nur theologisch-wissenschaftlich Interpretiert werden kann. Viele Menschen können jedoch diese Interpretationen nicht in ihren Alltag integrieren und suchen sich andere Lehrer.

Wenn Du meine Interpretation als abwegig bezeichnest, wäre es deine Aufgabe eine verständliche Interpretation - hier im Thread - zu publizieren, eine die jeder und jede verstehen kann, selbst wenn er "nur Fischer ist wie Petrus" ohne Studium der Theologischen-Wissenschaften.
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

Benutzeravatar
Julia Wolf
Beiträge: 357
Registriert: Dienstag 18. November 2003, 11:23
Wohnort: München

Beitrag von Julia Wolf »

Otto, wenn Du Dein Bild ernst meinst, dann habe ich auch eine ernste Frage an Dich (ist in keiner Weise spöttisch oder herabsetzend gemeint):

Wie stellst Du Dir die Hölle vor? Als Teil des Himmels? Oder ohne Satan? Oder Satan abwechselnd in der Hölle und im Himmel? Ich kann mir das nicht so ganz vorstellen, zumindest aus christlicher Sicht nicht.

Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Benutzeravatar
Erich_D
Beiträge: 1098
Registriert: Mittwoch 1. Oktober 2003, 21:58
Wohnort: Salzbayern
Kontaktdaten:

Beitrag von Erich_D »

"Am Anfang war die Bergpredigt. Heute produzieren wir Berge von Predigten. Warum muss jede Diözese einen Wald vernichten?" (Don Antonio Tedesco, Pfarrer des Pantheons in Rom, Leiter der deutschsprachigen Pilger- und Touristenseelsorge in Rom)
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema