Gott in jeder Hinsicht <ANDERS>

Allgemein Katholisches.
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Ermi
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Gott in jeder Hinsicht <ANDERS>

Beitrag von Ermi »

Mit diesem Thema möcht ich an Johannes vom Kreuz anknüpfen. Gott, dem ich in der Dunkelheit - noche horrenda - begegne.
Da hast du dein Gesicht verborgen - da bin ich erschrocken! (Ps.30)
Des Vater Antlitz hat sch verdunkelt; es ist die schreckliche Maske des Zerschneißenden... Reinhold Schneider
Müssen wir dies im Hintergrund des furchbaren Erdbebens auch sagen - bitte nicht als Strafe Gottes ansehen! -
Bin ich denn ein Nahgott nur und ein Ferngott nicht auch? (Jer.23,23)

Und es kann geschehen, daß dieser Ferngott dem Glaubenden, wie Jakob, buchstäblich auf den Leib rückt mit seiner schrecklichen Fremheit. (Bours)

Obwohl der Logos Fleisch annahm, ist uns Jesus wirklich so bekannt? :shock:
Gott ist mittendrin!

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Heißt es, dass das, was Fleisch annimmt uns denn ganz licht und bekannt ist?

Kennen wir Menschen uns selber?
Sind wir uns nicht manchmal selbst ein Rätsel?
Tragen wir nicht auch in uns die Dunkelheit?

Herzliche Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Edith
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Beitrag von Edith »

Gott bleibt für uns immer anders. Auch nach der Menschwerdung haben wir dennoch nur einen winzigen Teil von Gott "erkannt".

Kürzlich blätterte ich wieder in der "Kreuzeswissenschaft" (Edith Stein) und kam an die Stelle "passive Nacht des Geistes" in die der Suchende gelangen kann. Dort erkennt er gar nix mehr, weiß nix mehr... kann nur noch glauben.... und eben diese Dunkelheit ist quasi die Gewissheit, Gott in besonderer Weise nahe zu sein. Denn in der Gegenwart des "Namenlosen" (Dyonisius Areopagit), versage alle unsere Erkenntnisprozesse. :nein:

Von wegen.... Religion sei ne Projektion des menschl. Geistes... ha! :motz:

Marlene
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Der andere Gott

Beitrag von Marlene »

Edith hat geschrieben:Gott bleibt für uns immer anders. ..Dort erkennt er gar nix mehr
Die Benediktinerin Silja Walter spricht in einem ihrer Gedichte Gott an mit den Worten "Du lichtflüssiges Gottesnichts" .
Eine wunderschöne Metapher ....

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Ermi
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Beitrag von Ermi »

[quote="Julia Wolf"]Heißt es, dass das, was Fleisch annimmt uns denn ganz licht und bekannt ist?

Sicher sind die Abgründe des Menschen genauso dunkel, wie die Abgründe Gottes. Ich glaube dennoch, daß vieles, was im Menschen im Unbewußten schlummert, über den Körper sichtbar sein kann.

Gruß Ermi :ja:
Gott ist mittendrin!

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Ermi
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Beitrag von Ermi »

Von wegen.... Religion sei ne Projektion des menschl. Geistes... ha! :motz:
Da meine ich, daß dies ein Thema auch für unsere Theologen ist!! Denn in der Religion geht der Mensch zu Gott und ob sich da nicht doch allzuviel menschliches einschleichen kann. :kratz:

Liebe Theologen steigt ein in dieses Theam!

Gruß Ermi
Gott ist mittendrin!

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Ermi
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Re: Der andere Gott

Beitrag von Ermi »

Die Benediktinerin Silja Walter spricht in einem ihrer Gedichte Gott an mit den Worten "Du lichtflüssiges Gottesnichts" .
Eine wunderschöne Metapher ....[/quote

Johannes vom Kreuz schreibt: Je heller in uns das Licht Gottes scheint, um so mehr ist es für uns dunkel. (Zitat frei übersetzt)

Aber ich möchte noch weiter fragen, inwieweit müssen unsere Knie schlottern, wenn Gott uns in seiner Furchtbarkeit begegnet und der betreffende Mensch völlig wie Daniel am Boden liegt. :roll:

Gruß Ermi
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Edith
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Re: Der andere Gott

Beitrag von Edith »

Ermi hat geschrieben: Aber ich möchte noch weiter fragen, inwieweit müssen unsere Knie schlottern, wenn Gott uns in seiner Furchtbarkeit begegnet und der betreffende Mensch völlig wie Daniel am Boden liegt. :roll:

Gruß Ermi
??
:nein: Verstehe ich nicht. kannst Du die Frage mal etwas anders stellen, bitte?

Marlene
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Re: Der andere Gott

Beitrag von Marlene »

Ermi hat geschrieben:Aber ich möchte noch weiter fragen, inwieweit müssen unsere Knie schlottern, wenn Gott uns in seiner Furchtbarkeit begegnet und der betreffende Mensch völlig wie Daniel am Boden liegt.
Hallo Ermi,
meinst du Daniel 9 ?
http://www.bibelwerk.de/bibel/at/dani009.htm
Den Gott in seiner Furchtbarkeit kann ich da nicht unbedingt erkennen.
Gruß
Marlene

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Ermi
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Titel

Beitrag von Ermi »

Liebe Marlene, Daniel 10,7-10 ist geeigneter für das Knieschlottern, auch wenn es in diesem Fall ein Engelsfürst war. Strahlen doch dieses Engelsfürsten eine große Kraft von der Heiligkeit Gottes.

Vom Bruder Klaus - Flüeli wird auch berichtet, daß die Besucher vor ihm Angst bekamen, weil er für eine Zeitlang ein fürchterliches Gesicht hatte, nachdem er ja die große Vision hatte. (vergl. Daniel 10,7?

Gruß Ermi
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Ermi
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Re: Der andere Gott

Beitrag von Ermi »

??
:nein: Verstehe ich nicht. kannst Du die Frage mal etwas anders stellen, bitte?

Liebe Edith, vielleicht kann Dir auch Gen. 32,31 weiterhelfen: "Jakob gab dem Ort den Namen Penuel (Gottesgesicht) und sagte: Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und bin doch mit dem Leben davongekommen."
Ebenso möchte ich darauf hinweisen, was ich Marlene geschriegen habe.

Nun ich muß zugeben, daß es für uns normal sterblichen Menschen eine einfachere Gottesbegegnung geben kann! Vielleicht geht einem Beter blitzartig auf, was in seinem menschlichen Abgrund alles vorhanden ist und ich kann mir da verstellen, wenn die Heiligkeit Gottes da hineinleuchtet, das derjeneige die Gewißheit hat, Gottes Schrecken zu begegnen, die Knie zu schlottern beginnen. Seelig wer dann da einen guten Beichtvater hat. :ja:
Gott ist mittendrin!

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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen

In einer kleinen russischen Stadt lebte einst ein Mann, ein wohlangesehener, durchaus vermögender Bürger. Diese allseits geschätzte Stütze der Gesellschaft besuchte oftmals einen jungen Mann, Sossima mit Namen. Der war Offizier gewesen, beendete diese Laufbahn aber nachdem er bei einem Duell den Schuß seines Gegner abgewartet hatte, um daraufhin seine Pistole wegzuwerfen und von seinem Kontrahenten Vergebung zu erbitten - ein Verhalten, halb ein Skandal, halb eine modische Sensation für die gute Gesellschaft. Michail, der wohlangesehen Bürger, durch die umherlaufende Gerüchte von Sossima angezogen, fasst schließlich Vertrauen zu diesem. Nach mehreren Besuchen macht er ihn zum Adressaten eines Geständnisses. Vor vielen Jahren erstach er eine junge Frau, die ihn durch Zurückweisung schwer gekränkt hatte. Der Verdacht fiel auf einen heruntergekommenen Knecht, der in der Untersuchungshaft starb. So blieb Michail unentdeckt, heiratete schließlich, bekam Kinder und wurde alles in allem ein guter Bürger, eben jene wohlangesehene Stütze der besseren Gesellschaft. Doch so wohl situiert sein Leben auch schien, so erfolgreich und glänzend es nach aussen war, in seinem Inneren nagte beständig der Wurm seines schlechten Gewissens: Er kommt heim zu seiner geliebten Frau, und es quält ihn der Gedanke: "Meine Frau liebt mich, - wenn sie es aber wüsste!" Und als sie ihm glücklich mitteilt, dass sie ein Kind erwartet, peinigt ihn der Gedanke: "Einem Kinde habe ich das Leben gegeben, und einem anderen Menschen habe ich es genommen." - Es wurden ihm Kinder geboren, er aber sagte sich: "Wie darf ich es wagen, sie zu lieben, sie zu erziehen und zu belehren, wie darf ich ihnen von Tugend reden, ich der ich Blut vergossen habe." Im Gespräch mit Sossima ringt sich Michail zur Erkenntnis durch, ihm könne nur ein öffentliches Geständnis seines Verbrechens zum Seelenfrieden verhelfen. Doch bäumt sich in ihm alles gegen die tatsächliche Umsetzung auf. Sein bisheriges Leben, seine Frau, die Kinder, das Ansehen der Gesellschaft, ginge nicht das alles verloren? Was wäre denn durch ein Geständnis gewonnen? Was wieder gut gemacht? ... aber am nächsten Tage kommt er wieder bleich und böse zu mir und bemerkt spöttisch: "Jedesmal, wenn ich bei Ihnen eintrete, sehen Sie mich mit solch einer Spannung an, als wollten Sie fragen: Hat er es oder hat er es noch nicht getan? Gedulden Sie sich, und verachten Sie mich nicht gar zu sehr. Das ist doch nicht so leicht getan, wie Sie annehmen. Ja, vielleicht werde ich es überhaupt nicht tun. Sie werden dann doch nicht hingehen und mich anzeigen, wie?" Am Ende stehen beide, Sossima wie Michail, an den Grenzen ihrer seelischen Kräfte. Michail, nahe daran Sossima, den einzigen Menschen, der über sein Verbrechen Bescheid weiss, zu ermorden, gibt schließlich diesem sein Geschick in die Hand: "Entscheiden Sie über mein Geschick!", stieß er plötzlich hervor. - "Gehen Sie hin und gestehen Sie", sagte ich flüsternd zu ihm hin. Die Stimme versagte mir fast, doch flüsterte ich es im festen Ton. Darauf nahm ich vom Tisch das Evangelium in neurussischer Übersetzung und zeigte ihm Johannes, Kapitel XII, Vers 24: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn in die Erde fällt und nicht stirbt, so bleibt es allein, stirbt es aber, so bringt es viele Frucht." Diesen Vers hatte ich kurz vor seinem Eintritt gelesen. - Er las ihn: "Das ist wahr", sagte er, aber er lächelte bitter. "Ja", sagte er nach einigem Schweigen, "es ist unheimlich, was man in diesem Buch finden kann. Es ist aber leicht, diese Sprüche anderen vor die Nase zu halten. Und wer hat das geschrieben, doch nicht etwa Menschen?" - "Der Heilige Geist", sagte ich. - "Sie haben gut schwätzen", sagte er höhnisch und lächelte fast schon hasserfüllt. Ich nahm wieder das Buch, schlug es an einer anderen Stelle auf und zeigte ihm Ebräerbrief Pauli, Kapitel X, Vers 31. Er las: "Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen." - Er las es und schleuderte das Buch von sich. Er zitterte am ganzen Leibe. - "Ein schrecklicher Vers" sagte er. "Wahrlich, Sie verstehen auszusuchen!" Er erhob sich vom Stuhl: "Nun", sagte er, "leben Sie wohl, vielleicht werde ich nicht mehr zu Ihnen kommen ... im Paradiese werden wir uns wiedersehen. Also vierzehn Jahre sind es her, dass ich in die Hände des lebendigen Gottes gefallen bin! - Jetzt weiß ich wenigstens, wie diese vierzehn Jahre heißen! Morgen werde ich diese Hände bitten, mich freizugeben." Michail gesteht öffentlich sein Verbrechen. Doch will ihm, dem wohlangesehenen Bürger, der Stütze der guten Gesellschaft, niemand die Untat glauben, so unterbleibt die von ihm gefürchtete Ächtung seiner Familie, seiner Frau und seiner Kinder. Bald darauf erkrankt er und stirbt, versöhnt mit Gott, freigelassen von dessen schrecklichen Händen, die ihn über Jahre hinweg zur Umkehr trieben wie man verstocktes Vieh in den heimatlichen Stall treibt. - [nach Dostojewskij: Die Brüder Karamasoff].

Im "Vater unser" stocke ich oft bei dem Vers: "Dein Wille geschehe". Was, wenn Gottes Wille gegen meinen prallt? Gott anders, ganz anders will als ich? Natürlich, Gott will mir nichts Böses. Das will auch der Zahnarzt nicht, wenn er bohrt. Und dennoch tut das Bohren weh. Ich bete das "Vater unser", auch diesen Vers. Und hoffe im Stillen, Gott möge wollen wie ich, hege ich doch den Verdacht, dass Er ohne Betäubung am menschlichen Herz operiert. Der damit verbundene Schmerz ist, wie ich fürchte, notwendiger Bestandteil der Therapie.
(Quelle).
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."

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Ermi
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Starez Sossima

Beitrag von Ermi »

Erich Dumfarth hat geschrieben:Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen
Dieser Starez Sossima hat den richtigen <Strarez Amwrosij>, 1812 - 1891, den Dostojewskij 1878 in Optina besuchte. Die Unterredung mit diesen großen Starzen hatte dann Dostojewskij in den Roman <Brüdern Karamasoff künsterisch eingebaut. Dostojewskij spricht auch zu seinen Lesern, daß von den Gebeten dieser Demütigen und nach Einsamkeit und Stille sich Sehnenden die Rettung Rußlands ausgehen wird. (Zitat: Igor Smolitsch - Leben und Lehre der Starzen.) Erich, herzlichen Dank für den Beitrag.

Ich glaube, da passt der Text von Jesaja gut hinein: Einen Augenblick nur verbarg ich vor dir mein Gesicht in aufwallendem Zorn; aber mit ewiger Huld habe ich Erbarmen mit dir, spricht dein Erlöser, der Herr.

Gruß Ermi
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