Krippen-Romantik?

Allgemein Katholisches.
Edith
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Krippen-Romantik?

Beitrag von Edith »

Kürzlich war in in einer Kirche... wo es überhaupt keine Krippe an Weihnachten gab. (In Bayern!)....
Meine erstaunte Frage warum, wurde beantwortet von einem (hochgebildeten) Exegenten.... daß man sowas nicht brauche, es eigentlich nur ablenke, und gar nicht recht in die schlichte strenge Bauweise der Kirche passen würde. Im übrigen würde man mit dieser Krippenromantik Jesus verkürzen auf ein Kleinkind. Der ganze Christus stünde doch in der Mitte. Dann kam noch irgendein merkwürdiger Hinweis auf Herkules.... der als Kind irgendwen erdrosselt habe..... und das ja auch nicht der ganze Herkules sei.... (ich bin immer wieder erstaunt, auf welch merkwürde Vergleiche gebildete Leute kommen... :kratz: ) Ich bin da wohl nicht intellektuel genug,...

Also,... wenn sich Weihnachten in Krippenromantik erschöpft... habe ich damit auch meine Probleme. Ich bin keine kinderlose alte Jungfer, die da ihren Träumen nach Kindern nachhängt oder so... 8)

Was mir an einer Krippe mit einem kleinen Säugling drin aber am augenfälligsten ist:

Es gibt in der ganzen Schöpfung überhaupt nichts, was hilfloser wäre, wie ein menschliches Neugeborenes. (a man-cub)....
Wenn ich mir nun vorstelle, daß der Ewige, Unendliche, Unfassbare, völlig Andere sich in so absolut radikaler Weise endlich, zeitlich, fassbar gemacht hat.... staune ich Bauklötze.
Und DAS ist es, was ich so faszinierend finde, wenn ich (stundenlang) vor der Krippe sitze und reinstarre und einfach nur staune - mir fällt zu dieser Liebe nichts mehr ein.... als sprachloses Staunen.
Eine Krippe führt mir das lediglich greifbar vor Augen.

Und das lasse ich mir auch von einem Exegeten nicht wegreden.
Überflüssig zu sagen... daß ich die Hl Nacht in einer anderen Gemeinde feierte :mrgreen:

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Oh, wie liebe ich die Priester die ihre eigenen Vorstellungen und Befindlichkeiten zur Norm erheben wollen; die sich sagen "ich kann damit nix anfangen" und dann meinen, alle müßten genauso denken.

Mit Verlaub, ich finde das zum Bild

Als Gegenmittel helfen vielleicht leichte Schläge auf den Hinterkopf Bild
Gruß Jürgen

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Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Juergen hat geschrieben:Oh, wie liebe ich die Priester die ihre eigenen Vorstellungen und Befindlichkeiten zur Norm erheben wollen; die sich sagen "ich kann damit nix anfangen" und dann meinen, alle müßten genauso denken.
Als ich noch in Bonn wohnte, gab es in meiner Gemeinde eine Krippe, die aussah, wie eine moderne Baustelle. Wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass eine der Figuren das Kirchenvolksbegehren in der Hand hatte. Den Rest der Krippe habe ich leider nicht verstanden.

Mit Schlichtheit der Kirche hatte das jedenfalls nichts zu tun, denn sie war wunderschöne Neugotik (sie diente August Macke als Motiv für eines seiner Bilder - jetzt dürft Ihr raten, welche Kirche das war ;) ).

Gottes Segen,
Dirk

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Das erinnert mit etwas an die neue Krippe des Paderborner Doms, mit Personen aus dem aktuellen Leben:
Bild
Die Hl. drei Könige: Dargestellt vom damaligen Erzbischof (Degenhardt), Bügermeister (Lüke) und Rektor der Theol. Fakultät (Gerosa).

Weitere Bilder HIER.
Gruß Jürgen

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Porto
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Beitrag von Porto »

Also, ich brauch für echte Weihnachten in meinem Herzen weder Weihnachtsbaum, Krippe noch sonstwas - nur das liturgische Mitfeiern. Hab das mal in Ägypten mitgefeiert (allerdings auch mit Krippe :) ) in einer nach europäischem Maßstab sehr schlichten Feier, aber in mir ist es damals das erste Mal so richtig Weihnachten geworden. Vielleicht auch deshalb, weil es authentischer war - von der geografischen Lage her schon...

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Pinguin
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Beitrag von Pinguin »

Die Hl. drei Könige: Dargestellt vom damaligen Erzbischof (Degenhardt), Bügermeister (Lüke) und Rektor der Theol. Fakultät (Gerosa).

Bescheidene Nachfrage, sind das Heiden? :shock:
Es ist nicht so einfach, uns Frauen hinter die Schliche zu kommen. (Teresa von Avila)

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Pinguin hat geschrieben:Bescheidene Nachfrage, sind das Heiden? :shock:
Wohl eher nicht.
Man wollte bei der Krippe "aktuelle Bezüge" herstellen und zeigt dort Menschen aus den verschiedenstes Berufsgruppen, von einer "Schwester der christlichen Liebe" mit einem blinden Kind bis hin zu Arbeitern aus dem Stahlwerk....

Naja, wem's gefällt...... :roll:
Gruß Jürgen

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Porto
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Beitrag von Porto »

Ich sehe die "Gefahr" der Krippenmodernisierung darin, dass die ausschließliche Anpassung und Assoziation mit unserer heutigen Welt, alles verschwinden lässt, was authentisch war.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Die Ketelhohnsche Privatkrippe?
Gruß Jürgen

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Stefan

Beitrag von Stefan »

Unsere Krippe ist eine Laubsägearbeit und hat Figuren aus bruchsicherem Plastik - sehr praktisch, da das Christuskind so auch heftigere Attacken von Kleinstkindern und Haustieren überlebt, die einfach keinen Respekt zeigen wollen :kratz:

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Bild
Gruß Jürgen

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Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

In der Essener Innenstadt habe ich eine Krippe mit lebensgroßen Figuren gesehen. Am Zaun hing ein Schild mit der Aufschrift "Bitte nicht füttern!" :roll:

Man kann das Schild auch auf dem Bild der offiziellen Krippen-Homepage sehen:
Bild

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Ermi
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Krippen - Romantik

Beitrag von Ermi »

Noch feiern wir die Weihnachtsoktav! Schon der Hl. Franziskus feierte in Greccio mit den dortigen Bewohnern das erste Krippenspiel als Verkündigung und das mit lebendigen Darstellern. Ich kenne eine blinde Frau, für sie ist das Befühlen von Plastiken eine große Hilfe, um die Geheimisse des Glaubens zu erahnen. Und wenn ich in unserer Pfarrkirche die leuchtenden Kinderaugen sehe. dannn fällt mir das Bibelwort ein: <wenn ihr nicht werdet wie die Kinder.> :freude:

Edith gehe nur weiter, bis Du zur eigenlichen Krippe kommst, aber bedenke, der Weg dorthin ist holprig! Danke noch für Deinen Beitrag.
Gott ist mittendrin!

Cicero
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Beitrag von Cicero »

Bild

Dann will ich unsere Krippe auch mal "liefern" :)

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Zur Krippe des Paderborner Doms aus dem Infoblatt, welches dort ausliegt:
Bei der fast völligen Zerstörung des Hohen Doms am Ende des zweiten Weltkrieges wurde auch die Weihnachtskrippe vernichtet. Weihnachten 1997 schenkten zwei Stifter als Dank für ein langes Leben in und mit der Kirche eine neue Weihnachtskrippe. Einige Figuren der Krippe stellen portaitiert Menschen aus dem Erzbistum dar. Die Bistumsgrippe will ja Menschen aus dem weiten Erzbistum mit dem Erzbischof zum göttlichen Kind in der Krippe führen.

Der Betrachter der Krippe mag sich fragen: Wo ist hier mein Platz?

Christus, der Herr und Retter, ist für alle Menschen geboren. Alle sind mit den Hirten und Weisen aufgerufen, den Weg zur Krippe zu gehen.

...

Der Krippenstall erinnert an die im Krieg zerstörte "Roms Kapele", die vor den Toren Paderborns in der Nähe des Hauptbahnhofs stand.
Der heiligen Familie bringt der Erzbischof das Modell der Paderborner Hedwigskirche, die 1996 in einer großen Neubausiedlung Paderborns erbaut wurde.
Der Bürgermeister bringt den Schlüssel der Stadt: Paderborn soll offen sein für Gott.
Der Rektor der Theologischen Fakultät trägt ein Buch mit den Worten des Evangelisten Johannes "Gott ist die Liebe"
Eine Markfrau bringt frische Blumen.
Ein Obdachloser hält seine Schlafdecke hin.
Ein Asylant sucht in Christus einen Nothelfer.
Hirten kommen aus der nahen Senne, der Sohn der Frau des hirten schenkt sein Spielzeugauto.
Eine Lehrerin kommt mit drei Kindern. Der Junge mit dem Fußball trägt das Trikot eines Paderborner Fußballvereins.
Ein Jugendlicher in Blue-Jeans schenkt seine schönste Gitarrenmusik.
Die Schwester der christlichen Liebe mit einem blinden Kind und die Caritasschwester mit einer gebeugten Seniorin zeigen uns, dass wir im Nächsten das Kind in der Krippe lieben sollen.
Der Franziskanerbruder preist mit seinem Ordensvater Franz von Assissi, der zum ersten Mal eine Weihnachtskrippe im Wald bei Greccio mit lebendigen Menschen und Tieren zusammenstelle, die Güte und Menschenfreundlichkeit des menschgewordenen Gottes.
Aus dem ländlichen Umland Paderborns bringt ein Junge einen Korb mit Eiern.
Zur Krippe kommen der Bergmann aus dem Ruhrgebiet, der Eisenhüttenarbeiter aus dem Siegerland und der Waldarbeiter aus dem Sauerland.
Als Vertreter der lippischen Möbelindustrie bringt ein Tischler eine Wiege.
Ein Paderborner Bäcker trägt Brot zur Krippe.
Die Weisen - die heiligen drei Könige - rufen auf, heute den königlichen Weg der Gottsuche, der Gottes- und Nächstenliebe zu gehen.
Gruß Jürgen

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Hallo Edith,

Du schreibst, dass der Exeget sagte, bei der Krippe würde Jesus auf ein Kleinkind reduziert.

Nun, wenn jemand gar keine Vorstellungskraft hat - kommt bei Intelektuellen vielleicht ab und zu vor - dann ja.

Ich sass an Weihnachten in St. Bonifaz so, dass hinter der Krippe sich ein großes Kruzifix erhob. Das war auch ein schöner, vielsagender Eindruck und bestimmt keine Reduzierung.

Ich denke, in jeder Kirche gibt es Kruzifixe, aber manche nehmen die vielleicht - im Gegensatz zur Krippe - gar nicht mehr wahr.

Herzliche Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Edith
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Beitrag von Edith »

Julia Wolf hat geschrieben:
Nun, wenn jemand gar keine Vorstellungskraft hat - kommt bei Intelektuellen vielleicht ab und zu vor - dann ja.
:D
jaja... ich will ja niemanden zu nahe treten.... aber zuviel Intellekt hat schon manchen vom Glauben abgebracht :D
Hatte der Apostel Thomas eigentlich studiert?
:D

*duckundwegrenn*

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Edith hat geschrieben:Hatte der Apostel Thomas eigentlich studiert?
:D
Klar, der hat den Herrn genau studiert.

Er wollte ihn sogar empirisch untersuchen, aber dazu kam es wohl nicht mehr.....
Gruß Jürgen

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Marlene
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Re: Krippen-Romantik?

Beitrag von Marlene »

Edith hat geschrieben:Im übrigen würde man mit dieser Krippenromantik Jesus verkürzen auf ein Kleinkind. Der ganze Christus stünde doch in der Mitte.
Ein intellektuelles Phänomen ist das keineswegs. Mein fünfjähriger Enkel schenkte mir zu Weihnachten ein Bild, das er gemalt hat: Der Stern von Bethlehem über dem Gekreuzigten. Auf meine Frage, was er da gemalt habe, kam die selbstbewusste Antwort: "Das ist Weihnachten!" Und auf meine Frage "und warum das Kreuz?" ein Blick von ihm mit einer Mischung von Mitleid und der Frage, wie schwachsinnig ich eigentlich bin: "Mensch, du musst doch die ganze Geschichte sehen!"

Erstaunlicher Weitblick bei einem Fünfjährigen.
Aber für einen erwachsenen Priester eine ebenso erstaunliche Engstirnigkeit - mach ihm doch den Vorschlag, künftig Weihnachten und Ostern auf einem Tag zu feiern. Wär doch nur konsequent, oder? ;)
Edith hat geschrieben:Es gibt in der ganzen Schöpfung überhaupt nichts, was hilfloser wäre, wie ein menschliches Neugeborenes. (a man-cub)....
Wenn ich mir nun vorstelle, daß der Ewige, Unendliche, Unfassbare, völlig Andere sich in so absolut radikaler Weise endlich, zeitlich, fassbar gemacht hat.... staune ich Bauklötze.
Meine "Weihnachtsvorbereitung" fand dieses Jahr auf der Entbindungsstation statt :)
Ich hatte schon lange kein Neugeborenes mehr gesehen ... und als ich diese kleinen Würmchen sah, schoss es mir auf einmal durch den Kopf "so hat ER auch angefangen ..."

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