dem kann ich nur zustimmen. Das sich leider so mancher Priester in die Wirren der Hexenverfolgungen mit hineinziehen liess, ist leider wahr, aber speziell die Hexenverfolgung waren mehr eine staatliche Angelegenheit als eine kirchliche. Soweit man im Mittelalter überhaupt Staat und Kirche sauber trennen konnte.
Und - da gebe ich Dir auch vollkommen recht - die Hexenverfolgungen waren sehr stark regional "geprägt", wobei auch interessant ist, daß es z.B. in Spanien unter den "katholischen Königen" zwar eine - leider massive - Verfolgung der Juden gab, jedoch keine (!) Hexenprozesse.
Jedem, der sich für das Thema interessiert, kann ich absolut die Cautio Criminalis von Friedrich von Spee empfehlen.
Gruß, Pit
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Der Pentateuch enthält zahlreiche strafrechtlich Einzelnormen, die als
solche, gerade auch hinsichtlich des vorgeschriebenen Strafmaßes, für
die konkrete Situation des damaligen Volks Israel galten, jedoch nach
der apostolischen Lehre der Kirche nicht einfachhin auf völlig anders-
artige Umstände übertragen werden können.
Das gilt auch für die Hexerei. Wobei deren Verwerflichkeit klar und un-
bestritten ist, die Weise der Verfolgung und Bestrafung jedoch nicht als
vom Gesetz Mosis vorgegeben ist, sondern uns zur Regelung überant-
wortet.
So war in der Praxis Hexerei oder Zauberei bis an die Schwelle der Mo-
derne auch stets verboten und mit Strafe bedroht. So auch schon im al-
ten römischen Recht. Dennoch spielte Hexerei in der Strafrechtspraxis
des sogenannten „Mittelalters“ kaum eine Rolle. Erst im hohen „Mittel-
alter“ gibt es einzelne Fälle, eine signifikante Zunahme ist erst im aus-
gehenden „Mittelalter“ festzustellen. Die eigentliche Hoch-Zeit der
Hexenprozesse dagegen ist die sogenannte „frühe Neuzeit“.
Wobei auch hier der Befund je nach Zeit und Region sehr unterschied-
lich ausfällt. Als Tendenz läßt sich beobachten, daß vorwiegend Terri-
torien betroffen sind, die Berührung mit der Reformation hatten, und
zwar reformatorisch gebliebene ebenso wie zum Katholizismus zurück-
gekehrte. Dies weist uns darauf, die Ursache vor allem in bestimmten
geistig-sozialen Bedingungen zu suchen, die wohl viel mit einem star-
ken Gefühl der Unsicherheit zu tun haben.
Mit der Kirche oder gar „der Inquisition“ hat das ganze ausnehmend
wenig zu tun. Im Gegenteil, die kirchlichen Obrigkeiten wirkten in al-
ler Regel bremsend und eindämmend, während die Verfolgungen vom
Volk ausgingen, was freilich mitunter auch den örtlichen Klerus ein-
schloß.