Juergen hat geschrieben:
Das würde ich mit einem Ja und Nein beantworten:
Ja, wir haben eine Priestermangel, wenn die Priester all das tun was sie heutzutagen tun "müssen" und was eigentlich gar nicht so recht priesterliche Aufgaben sind: damit meine ich den ganzen durch verschiedene Strukturen gewachsenen Verwaltungs- und Bürokram.
Nein, wir haben keinen oder kaum Priestermangel, wenn die Priester alles aber auch nur das tun, was genuin priesterliche Aufgaben sind.
Ich bin sehr für die Arbeit von Laien und zwar an den Stellen, wo sie den Priester entlasten können.
Ja, ich würde sogar sagen, in jedes Pfarrbüro oder in jedes Büro einer noch so kleinen Dorfpastorat gehört ein/e Verwaltungsangestelte/r der dem Priester den Papierkram vom Leib hält.
Wir haben in weiten Teilen eine "verbürokratisierte" Kirche.
Allerdings wollen nicht wenige Pfarrer das nicht. Da setzen sie sich lieber selbst hin und tippen und vervielfältigen den Pfarrbrief, selbst wenn sie das 3 Stunden Arbeit kostet.
Unrealistisch? Keinesfalls! Ich sprach vor gar nicht langer Zeit mit einem Priester, der mit erzählte, daß der eigenhändig, die "Heftchen" für eine bestimmte Messe getippt habe und sie noch spätabends eigenhändig gefalzt und geheftet habe, damit sie pünktlich fertig wurden. (Nebenbei: was dabei rausgekommen ist, geht vom Layout etc. auf keine Kuhhaut - grotttenschlecht gemacht und zu allem Überfluß war eine Seite auch noch falschrum kopiert. Da hätte man besser einen drangesetzt, der das wirklich kann...)
->das führt zu "Priestermangel" - Nicht was die Anzahl der Priester betrifft, sondern was die Möglichkeiten der Priester betrifft, für seelsorgliche Aufgaben Zeit zu haben.
Da stimme ich Jürgen zu. Die Priester sind ja heute leider schon richtige Unternehmer / Manager. Aber statt man die Priester, was die bürokratische Arbeit entlastet, werden die Hauptamtlichen, die den Bürokram erledigen könnten, mit ihrer Arbeitszeit reduziert. Auf diese Art hat der Priester noch mehr zu tun. Und das ist doch auch richtig toll, wenn man sich mal vor Augen hält, was das bedeutet: Kirche als Arbeitgeber. In dieser Welt braucht man nun leider ja auch noch Geld zum Überleben. ...
spectator hat geschrieben:Wenn man jedoch die Zahl der Kirchgänger berücksichtigt = 15,2% x 26400000 =
4012800 Katholiken und die
Zahl der Priester 16523 (ohne ausländischer Priester), dann haben wir hier paradiesische Zustände und auf einen Priester kommen 242 Katholiken.
Von einem Priestermangel kann man in Deutschland nicht reden.
Ich bin ja nun aus Berlin und komme aber aus dem Bistum Limburg. D.h. ich habe doch ein relativ gutes Spektrum. Im Saarland habe ich auch 2 Jahre gelebt.
Und deshalb will ich hier mal nur folgendes Anmerken als Beispiel:
Bistum Limburg: unser Pfarrer hatte
alleine 3 Pfarreien zu versorgen. Das waren 36! Ortschaften, weil es
Dörfer waren. Der Teil wo ich her kam, war Diaspora. D. h. kaum Katholiken und die Ortschaften waren auch nicht gerade alle aufeinander, sondern in einem ziemlich großen km-Abstand. Wir mußten einige km (ca. 10 km) zur Kirche fahren. In der Grundschule hatte ein Jahrgang zusammen katholischen Religionsunterricht, d. h. alle 3 Klassen z. B., damit es eine Klase mit ca. 12 Schülern gab. Ach ja, unser Pfarrer hatte keine Kaplan; wäre die Gemeindereferentin nicht gewesen, hätte er zoemlich im regen gestanden. Diese gemeindereferentin war [Punkt] Sie ist auch meine Firmpatin.
Im Saarland: Unser Ort (Dorf) hatte sogar eine eigene Kirche, die Sonntags voll war. Im Nachbarort war es nicht anders. Religionsunterricht hatte die ganze Klasse zusammen.
Bistum Berlin: Alleine in der Stadt Berlin gab es 80 Kirchen!Das Bild in Berlin ist ziemlich bunt. Wenn ich meine Ortsgemeinde ansehe, kann man froh sein, wenn Sonntags 20 Leute kommen. In der Pfarrerei, mit der sie zusammen gelegt wurde, sieht es etwas besser aus. Von 3 Priestern wurde auf einem reduziert. Die Gemeinde ist nach den "neuen" Bestimmungen(km Abstand) sehr groß. Ich hatte keinen Religionsunterricht mehr, weil außer mir keiner interesiert war (dafür boomt jetzt dort wahrscheinlich der Islamuntericht). In die gemeinde, in die ich jetzt seit ca. 12 Jahren gehe, sieht es besser aus, wie schon erwähnt. Dort sind Sonntags 200 Leute pro Heilieger Messe nichts besonderes. Die Gemeinde ist auch sehr aktiv. In Meck-Pom, was auch noch zum Erzbistum Berlingehört, sieht es anders aus. Ein Pfarrer hat mehrere Gemeinden, mehrere Orte und dadurch sehr große Fahrwege. Auch ohne Kaplan.
ad_hoc hat geschrieben:... Andererseits: Würden die Leute genau so fleißig zur Beichte gehen wie sie es bei der Kommunion tun, dann würde es sicher nicht lange dauern, bis Vorschläge kämen, daß auch die Pastoralassistentin oder die Kommunionhelferin die Beichte hören.
Oder bezweifelt das irgend jemand...bei dem Priestermangel?
Noch mehr: Grundsätzlich bezweifle ich die tatsächliche Eignung der Pastoralassistenten, der Kommunionhelfer und nicht zuletzt derjenigen, die Religionsunterricht in der Schule erteilen.
Gruß, ad_hoc
Pastoralassistenten sind noch in der Ausbildung; wenn dann überhaupt Pastoralsreferenten. Aber ich stimme Dir zu: wundern würde es mich auch nicht.
Ich finde ja auch, daß viele Priester viel abwälzen, auf das Ehrenamt, aber man kann und sollte nicht pauschalieren. Das gleiche gilt für die Religionslehrer, auch sie kann und sollte man nicht über einen Kamm scheren. Da bin ich knall hart, wer sich darüber beschwert, daß es heute in manchen Gemeinden bergab geht, sollte mal z. B. Sakramentenunterricht machen oder eine Gruppenstunde. Da hat man die Möglichkeit etwas zu ändern und weiß auch, daß es gerade Religiosnlehrer zu sein, sehr hart verdientes Geld ist. Ich wollte auch mal Religionslehrerin werden, genau deshalb, weil es mich auch ankekst, daß vieles zu sehr modernisiert wird., aber wer nicht entsprechendes vorlebt und mit anpackt, kann sich nicht beschweren.
Das was gesäht wird, sind die Früchte, die geerntet werden!
Übrigens Spectator ich warte immer noch auf Deine Statistik!
Liebe Grüße
Tamira
Wenn jemand sagt, ich liebe Gott, aber seinen Bruder hasst, dann ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er dann Gott lieben, den er nicht sieht? (1 Joh 4,20)