Vorstellung und außerdem Thema "Demut"

Allgemein Katholisches.
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Julia Wolf
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Vorstellung und außerdem Thema "Demut"

Beitrag von Julia Wolf »

Hallo,


ich bin gerade neu im Forum. Ich heiße Julia Wolf, aber ich wollte eigentlich gar nicht den ganzen Namen für das Forum, dachte das wäre eine interne Adresszeile beim Registrieren. Macht aber nix.

Aber sagt bitte "Julia" zu mir und nicht Frau Wolf.

VORSTELLUNG

Ich lebe in München, gehöre zur Pfarrgemeinde St. Bonifaz (Benediktiner), wo ich mich sehr wohl fühle. Dort mache ich eine kleine Fotodokumentation zum Thema "Lebendige Kirche".

Ich bin 47, und habe eine sehr wechselvolle Geschichte der Beziehung zu Glauben und Kirche. Ich bin in einer konservativ-katholischen Kleinstadt aufgewachsen, Kind von atheistischen Eltern. War die erste wohl, die keine Erstkommunion mitgemacht hat und im Gymnasium aus dem Religionsunterricht ausgetreten ist. Dann mit 24 Jahren "Bekehrung". Begeisterung für das Christentum. Nach und nach, über die Jahre kam es aber auch wieder, dass ich die Probleme sehe. Konnte dann manches nicht mehr verstehen, verlor den Kontakt zu einer Gemeinde (war vorher in der KHG, dann zu alt, Anschluss zu neuer Gemeinde durch Kinder, die ich dann bekam, verpasst). Kirchenaustritt vor drei Jahren. Dann haben mich ein paar Benediktiner doch wieder von der Kirche überzeugen können. Vor eineinhalb Jahren Wiedereintritt. Heute engagiert aber auch kritisch dabei. Bin aber inzwischen auch interessiert an anderen Religionen, z.B. tibetischer Buddhismus, auch manche Aspekte des Schamanismus (Heilen) erscheinen mir beachtenswert. Das Zentrum ist aber für mich jetzt wieder das Christentum. Und ich bin gerne katholisch, auch wenn ich nicht hinter allem stehe, was der Vatikan meint.

Ich selbst lebe mit meinem "Mann" unverheiratet als Lebenspartner zusammen. Er sieht sich atheistisch, und ist Italiener. Er war bereits verheiratet, ist schon sehr lange getrennt, die Frau ließ sich scheiden. Wir haben zwei Kinder (8 und 11). Es erscheint mir nicht sinnvoll, diese Familie zu zerreißen. Ich kann nicht sehen, dass darin irgend etwas Gottgewolltes wäre. Ich finde auch bei vielen Katholiken für diese Situation Verständnis, so dass ich mich nicht ausgegrenzt fühle.

Ich habe Volkskunde (Nebenfächer Bay.Geschichte und Völkerkunde) studiert, mit Magister gut abgeschlossen, aber dann (schwierig in München Arbeit zu finden, wollte damals auf jeden Fall in München bleiben) in Büros gearbeitet. Bis ich meinen Mann kennenlernte und die Kinder kamen. Jetzt helfe ich bei meinem Mann in der Cafeteria manchmal mit.


DEMUT:

Ich hab mir gerade die Benediktusregel angesehen, um einen Begleittext für unten bei meinen Beiträgen zu finden. Gleich der erste, den ich zufällig aufschlug, der gefiehl mir. Denn für mich ist Demut etwas sehr Wichtiges und Wertvolles.

Ich weiß aber auch, dass dieser Begriff sehr umstritten ist, wohl auch nicht zu Unrecht, denn man kann ihn ja auch mißbrauchen für eigene Interessen. Oder man kann sich selbst damit zu sehr erniedrigen.

Die rechte Demut, was ist das für Euch? Darüber mehr zu hören würde ich mich freuen. Ich selbst beklage es sehr, dass Demut heutzutage in der Allgemeinheit fast nur noch negativ gesehen wird. Denn für mich ist die Demut ein wertvoller Schatz.


Mit herzlichen Grüßen
Julia Wolf
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Petra
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Beitrag von Petra »

Hallo Julia,

erstmal Willkommen Bild

Demut wird leider von den meisten Christen wie Nichtchristen falsch verstanden. Für mich ist es auch ein wichtiger Wert und es ist schön, dass du dieses Thema hier ansprichst.

Demut begegnet mir, wenn ich mir mit heftigen Emotionen geladen etwas vornehme, aber dann im Gespräch mit "oben" doch sanft korrigiert werde, und das passiert fast täglich. 8) - Manchmal gebe ich nicht nach und trotze weiter rum, aber daran wird gearbeitet. :D

Lieben Gruß
Petra

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

"Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten." (Ps. 51:19)

"Demütigt euch vor dem Herrn, und er wird euch erhöhen." (Jak. 4:10)

"Demut besteht darin, anderen den Vortritt zu lassen und sich für schlechter als alle zu halten." (Hl. Amvrosij von Optina, 1812-1891)

"Demut besteht darin, sich auf keinen Fall für irgend etwas [wichtiges] zu halten, in allem seinen eigenen Willen abzulehnen, allen zu gehorchen und ohne Unmut alles das zu ertragen, das uns von außen heimsucht." (Hl. Johannes der Prophet, 6. Jh)

"Wann ist jemand demütig? Wenn er keine Zunge besitzt - jemandem zu sagen, daß er mutlos ist, oder einem Beleidiger zu antworten; wenn er keine Augen besitzt, um die Sünden seines Nächsten zu sehen, kein Gehör, um seiner Seele Schädliches zu hören; keine Hände besitzt, jemanden zu bezwingen; und niemandem für etwas die Schuld gibt, als allein seinen eigenen Sünden." (Hl. Isaia, 4. Jh.)

"Demütig zu sein bedeutet, sich selbst wegen der eigenen Sünden für Erniedrigungen, Beleidigungen, Verfolgung und Schläge würdig zu befinden; sanftmütig zu sein bedeutet, mit frohem Herzen die gegen sich gerichteten Ungerechtigkeiten, Schelte usw. zu ertragen und für seine Feinde zu beten." (Hl. Gerechter Johannes von Kronstadt, 1829-1908)

"Die Demut ist eine geheimnisvolle Kraft, die ... die vollkommenen geheiligten annehmen. Und niemandem als denen, die vollkommen in den Tugenden sind, wird diese Kraft durch Gnade gegeben, denn diese allein können sie durch Gottes Vorsehung mit ihrem ganzen Wesen annehmen: diese Tugend schließt alles in sich ein. Wie der Schatten dem Körper folgt, so folgt auch Gottes Gnade der Demut nach." (Hl. Isaak der Syrer, 7. Jh.)

"Wisse, daß die Demut nichts anderes ist als alle anderen Leute für besser als sich zu erachten. Bewahre fest in deinem Verstand, daß du vieler Sünden schuldig bist, behalte dein Haupt gesenkt, und deine Zunge möge bereit sein, dem zu entgegnen, der dich beleidigt: "verzeih mir, mein Gebieter!". Der Gegenstand deiner Gedanken soll aber immer der Tod sein.
Liebe die Mühen, unterwirf dich allem, halte deinen Mund verschlossen, und du wirst Demut erlangen; die Demut aber wird das Erlassen aller deiner Sünden nach sich ziehen.
Vor allen Dingen achte dich nicht als irgend etwas, und das wird in dir Demut gebären; die Demut aber gebiert Wissen (Erfahrung und Nüchternheit); das Wissen wird Glauben gebären; der Glauben wird Hoffnung, die Hoffnung Liebe, die Liebe wird Gehorsam, und der Gehorsam wird Beständigkeit (Festigkeit im Guten) gebären."
(Hl. Antonios der Große, 251-356; "Vorschriften für das Einsiedlerleben", p. 195ff.)

(...läßt sich durchaus noch fortsetzen...)

Edith
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Beitrag von Edith »

Ich halts mit Teresa von Avila :ja:
Demut ist Wahrheit.

Und zwar im ursprünglichen Sinne "Humilitas" übersetze ich mit "Bodenhaftung" haben.
Auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Aufrichtig sein, sich selber gegenüber. Sich nicht ständig selbst überschätzen und sich und anderen was vormachen.

Mut zum Dienen ist eine eingedeutschte nachträgliche Theologie, die mit dem "ursprünglichen" Begriff humilitas nichts zu tun hat. (Und die mir auch viiiieeel zu kurz greift).

HUMILITAS - Demut.
Oder, mit Theresia von Avila: "Demut ist Wahrheit."
Sich selber gegenüber, anderen gegenüber.
Demut ist: die Maske ablegen.

Humus: ist Erdreich das fruchtbar geworden ist dadurch, daß der Abfall vergoren ist.... der eigene Müll einen Prozess durchgemacht hat... so wird Humilitas fruchtbar für mich, und für andere. Au´f dieser Humilitas kann die Pflanze des Glaubens wachsen.

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Hallo Petra, Nietenolaf und Edith!

Herzlichen Dank für Eure Antworten. Sie sind ja sehr gegensätzlich, und gerade das finde ich interessant.

Besonders danke ich Nietenolaf für die vielen Passagen aus der Bibel, die ich noch nicht kannte. Ich fände es einmal interessant, sie unter dem Begriff Demut eine nach der anderen zu besprechen. Habt Ihr auch dazu Lust? Denn das ist ja wirklich die Frage, wie verstehe ich diese Aussagen. Kann ich sie unterschreiben oder lehne ich sie ab, oder sind sie anders zu verstehen, als wie das auf den ersten Blick auf uns wirkt.

Die ganze Fülle dieser Zitate auf einmal zu besprechen, finde ich jetzt eigentlich zu schwierig.

Demut als die Bereitschaft, den Willen Gottes oder auch den Willen anderer Menschen als sinnvoll zu erkennen und anzunehmen, so wie es in etwa Petra formuliert, kann ich gut nachvollziehen.

Auch Ediths Beitrag, Demut als Zulassen der Wahrheit, finde ich aufschlussreich.

Mir ist jetzt durch den Kontrast der Beiträge aufgefallen, dass Demut nicht blinder Gehorsam sein darf, sondern dass das demütige Bejahen immer auch mit Klugheit und Einsicht geschehen muss. Blinder Gehorsam ist ja eigentlich Faulheit oder Ängstlichkeit. Das kann es ja nicht sein.

Aber wie kann ich unterscheiden, wann meine scheinbare Demut nur Feigheit, Bequemlichkeit oder auch Ausdruck von Angst ist, und wann sie kluge, lebendige Demut ist?

Ich persönlich würde sagen, wenn ich spüre, dass die Demut mich innerlich frei und gelassen macht, dann bin ich auf dem richtigen Weg. Wenn mich die sogenannte Demut aber eng, verbissen, kriecherisch, unfrei, ängstlich macht, dann ist etwas verkehrt. Wahre Demut schenkt sich frei und in Liebe.

Herzliche Grüße
Julia
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T. Boesche-Zacharow

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Hallo Julia!

Ich glaube nicht, dass man echte Demut dadurch unterscheiden kann, ob man sich innerlich gelassen und frei fühlt. Ich glaube, echte Demut beginnt eigentlich erst dort, wo es wirklich weh tut (genau wie die Liebe). Als Jesus in seinem größten Demutsschritt an das Kreuz gegangen ist, war er sicher innerlich auch nicht frei und gelassen, man denke an den Ausspruch "Mein Gott, warum hast Du mich verlassen!". Die Demut hat richtig weh getan.

Ich glaube, für uns Menschen, die wir nicht heilig sind, hat echte Demut etwas mit Selbsterkenntnis zu tun. Selbsterkenntnis bedeutet, die eigene Armut, die eigene Sündhaftigkeit und das eigene Unverständnis der Größe Gottes durch die mangelnde Bereitschaft, sich wegen des eigenen Stolzes wirklich an Gott zu binden, zu erkennen. Demut wird schnell zur Heuchelei, wenn sie nicht von ehrlicher Selbsterkenntnis getragen wird ( und seis nur vom Verstand her).

Gerade das Gegenüberstellen zwischen blinden Gehorsam und Demut finde ich gefährlich. Oft ist blinder Gehorsam die echte Demut, denn die Frage ist ja, warum ist man blind? Ist man blind, weil man durch die eigene Sündhaftigkeit den Willen Gottes nicht erkennen kann? Ist man blind, weil man nicht bereit ist, ein echtes Gebetsleben zu führen und deshalb z.B. vieles, was die Kirche als Dogma und Glaubensgut festgesetzt hat, nicht versteht? In diesem Falle ist z.B. blinder Gehorsam einfach eine Folge ehrlicher Selbsterkenntnis und überhaupt nicht der echten Demut entgegengesetzt.

Manche Menschen sind wirklich stolz auf ihre Demut (sollte man nicht glauben). Das wichtigste Unterscheidungskriterium, ob man wirklich demütig ist, finde ich die Frage: Hat diese Selbsterniedrigung mir wirklich weh getan, oder hat sie nur meinen Stolz gefördert?

Gottes Segen,
Dirk

Edith
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Beitrag von Edith »

Dirk hat geschrieben:
Ich glaube nicht, dass man echte Demut dadurch unterscheiden kann, ob man sich innerlich gelassen und frei fühlt. Ich glaube, echte Demut beginnt eigentlich erst dort, wo es wirklich weh tut (genau wie die Liebe). .

Ich glaube, für uns Menschen, die wir nicht heilig sind, hat echte Demut etwas mit Selbsterkenntnis zu tun.

Das wichtigste Unterscheidungskriterium, ob man wirklich demütig ist, finde ich die Frage: Hat diese Selbsterniedrigung mir wirklich weh getan, oder hat sie nur meinen Stolz gefördert?
Selbsterkenntnis kann weh tun, hat aber m.E. dann mehr mit Berfreiung zu tun, und tut letztlich gut - wenn man das so sagen kann. Also der Grad des Schmerzes ist nicht notwendigerweise proportional zum Grad der Demut. :nein:

Unterscheidungsmerkmal ist nicht, wie weh hat es getan, sondern: was ändert es an mir? Welche Früchte trägt es?
Dirk hat geschrieben: Manche Menschen sind wirklich stolz auf ihre Demut (sollte man nicht glauben).
:D

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

@Edith

Natürlich führt Demut zur Freiheit und tut letztendlich gut. Aber diese Befreiung kommt erst nach dem Demutsschritt (oder nach der Entscheidung dafür). Deshalb sehe ich keinen Widerspruch zwischen dem was Du sagst und meiner Aussage. Meist ist es ja der Stolz, der bei uns die Schmerzen während des Demutsschrittes verursacht. Ist der Stolz besiegt, ist die Befreiung natürlich da - und auch die Früchte.

Die Frage ist auch, ob man die Früchte erkennt. Das Erkennen der Früchte hängt auch vom eigenen Gebetsleben ab. Oft habe ich mich einfach gut gefühlt, wenn ich "demütig" war. Das war dann meist das eigene Ich, weil es gestreichelt wurde.

Gottes Segen,
Dirk

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Doch, ich glaube, Jesus Christus war am Kreuz frei und gelassen, und das trotz der Schmerzen, trotz des Schreies "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen!"

Das ist es doch, dass es unter der tiefsten Verlassenheit, unter den größten Schmerzen innerlich noch immer die Freiheit und Gelassenheit gibt, die uns Gottes Liebe schenkt, wenn wir diese Liebe demütig annehmen.

Nicht der Schmerz ist der Grad unserer Demut, sondern wie weit wir bei Schmerzen noch innerlich gelassen und frei bleiben. Der Schmerz allein für sich sagt noch gar nichts.

Ich glaube, Demut ist deswegen wichtig, weil ich Liebe letzten Endes nur in einer demütigen Haltung annehmen kann. Wahre Liebe ist immer ein Geschenk, eine Gabe aus freiem Willen. Und beschenken lassen kann ich mich nicht mit einer fordernden Haltung, sondern nur in Demut.

Wenn ich glaube, ich habe ein Recht auf die Liebe Gottes, dann kann ich die Großartigkeit dieser Liebesgabe nicht erfassen. Nur wenn ich demütig bin, dann erfahre ich das Wunderbare seiner Liebe.

Ich kann alles mögliche in meinem Leben fordern, das Schönste, das bejaht werden aus freien Stücken (ob durch Gott oder durch andere Menschen) kann ich nur in Demut erfahren.

Herzliche Grüße
Julia
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T. Boesche-Zacharow

Edith
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Beitrag von Edith »

Dirk hat geschrieben:@Edith

Deshalb sehe ich keinen Widerspruch zwischen dem was Du sagst und meiner Aussage. Dirk
hallo Dirk,
wollte auch nicht sagen, daß es direkt ein GEGENSATZ ist, aber der Schmerz ist nur ein Anfang und sicher kein sicherer Gradmesser.
Man kann demütig und verbissen, schmerzverzerrt gegen den Solz arbeiten, und dabei recht verbittert sein und murren. Man kann sich Demut vormachen (und anderen). Daher ja auch mein Argument mit der Aufrichtigkeit sich selber gegenüber.

Johannes vom Kreuz sagt mal "In dieser Blöße findet der Geist seine Ruhe und Labung; begehrt er nichts, so treibt ihn nichts aufwärts und drückt ihn nichts abwärts, denn er ruht in der Mitte seiner Demut."

Wenn man in Demut "ruhen" kann, muß es mehr sein als Schmerz, ja diesen weit übersteigen.

Edith
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Beitrag von Edith »

Noch ein schöner text zum Thema:
(Quelle: http://www.ephraem.de/west/demut-und-ekstase.htm)

Das Einfache ist das Schwerste ist das Einfache. Manche der zentralen Schauungen und Gedanken der T. könnte man in diesem Gedanken widergespiegelt sehen. Gottes Weg mit den Menschen, der ein Weg des Menschen zu Gott ist, scheint von höchster Klarheit und Reinheit, so daß man in diesem Sinne von Einfachheit reden kann. Das Einfache, wenn es in dieser Wahrhaftigkeit einfach ist, scheint aber schwer zu erkennen zu sein, ja scheint erst durch viele geistige, seelische, gedankliche, mühsame Umwege geschaut werden zu können. Und das Ergebnis ist wohl, daß der Mensch erfährt, schon zu Beginn seines Suchens und Fragens am Ziel gewesen zu sein, wenn er nur in rechter Weise die Dinge angeschaut hätte. Und so zeigt sich, daß das Einfache wahrhaft und uneingeschränkt das Einfache ist, nicht mehr und nicht weniger.

Das Einfache ist Demut. Demut schaut nicht auf das Viele der Eigenschaften und Fähigkeiten, die der Mensch besitzt, sondern auf das Eine, in dem alle Wahrhaftigkeit, alle Präsenz des Heils und der göttlichen Ganz-Mitteilung wesen. Nichts von den vermeintlichen Verdiensten, die Menschen erlangt zu haben glauben, eignet sich für den Dialog mit Gott, der in einer wesenhaften, entkleideten, entleerten und lauteren Weise geschieht, frei von jedwedem Ballast der Einschätzungen und Unterscheidungen, die ja für sich jeweils reines Menschenwerk sind und somit von begrenzter Weise sind. Gott aber ist von unbegrenzter Weise und somit außerhalb jedweder menschlicher Bewertung und Einschätzung. Alles nur-menschliche wird im Blick der Teresa, die Gott kennengelernt hat, die weiß, wer er in Wahrheit ist, als Eitelkeit und Tand entlarvt. Allein unbedingte und seiner selbst entblößte Wahrhaftigkeit, die von Gott allein her kommt, vermag die Seele zu heilen und zu Gott zu führen.(...) "

Einfachheit hier bitte zu verstehen im Gegensatz zu Kompliziertem.

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Ich hab's gerne etwas handfester. ;) :
Wer mir also nachfolgen will der ich so erniedrigt und gekreuzigt bin, der rühme sich so wie ich nur in der Armut, den Verdemütigungen und Leiden meines Kreuzes und verleugne sich selbst. Hinweg aus der Gemeinschaft der Kreuzesfreunde mit allen jenen, die das Kreuz mit Hochmut tragen! Hinweg mit den Weisen dieser Welt, den großen Geistern und aufgeblasenen Freidenkern, die sich auf ihre Geistelblitze und Talente etwas einbilden! Hinweg mit jenen großen Schwätzern, die nur viel Lärm machen und keine andere Frucht brnigen als die ihrer Eitelkeit! Hinweg mit jenen hochnäsigen Frömmlern, die überall die Vornehmtuerei des stolzen Luzifers an sich tragen - "Ich bin nicht wie die anderen!" - , die sich niemals tadeln lassen, ohne sich zu entschuldigen, sich niemals angreifen lassen, ohne sich zu erheben! Hütet euch wohl, in eure Gemeinschaft jene zimperlichen Sinnenmenschen aufzunehmen, die den kleinsten Nadelstich schon fürchten, die beim geringsten Schmerz schreien und klagen, die sich niemals Bußwerke auferlegt haben und die genug durchtrieben sind, ihre Zimperlichkeit und ihren Mangel an Abtötung unter ihren Modeandachten zu verbergen.
aus dem Goldenen Buch vom Hl. Ludwig Maria Grignion von Monfort.

Ich denke, schon das Lesen dieses kurzen Textes über den Stolz kann man sich leicht prüfen, wie es mit der eigenen Demut aussieht.

Gottes Segen,
Dirk

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Litanei um die Gnade der Demut

Jesus, sanftmütig von Herzen, erbarme Dich meiner und erhöre mich!

Von dem Wunsch, geschont zu werden, befreie mich, o Jesus!
Von dem Wunsch, meine Urteile anerkannt zu wissen,
Von dem Wunsch, um Rat gefragt zu werden
Von dem Wunsch, gelobt zu werden
Von dem Wunsch, geehrt zu werden
Von dem Wunsch, anderen vorgezogen zu werden
Von dem Wunsch, geliebt zu werden
Von der Furcht, vergessen zu werden
Von der Furcht, in falschen Verdacht zu geraten
Von der Furcht, verkannt zu werden
Von der Furcht, ungerecht behandelt zu werden
Von der Furcht, zurückgewiesen zu werden
Von der Furcht, verleumdet zu werden
Von der Furcht, verachtet zu werden

Dass andere mehr geschätzt werden, als ich, lass es mich in Demut und Liebe ersehen und geduldig ertragen, o Jesus!
Dass andere Verwendung finden, ich aber zur Seite gestellt werde,
Dass andere im Ansehen der Welt wachsen, ich aber abnehme,
Dass die Tugend anderer gepriesen, das Gute an mir aber übergangen wird
Dass andere mir in allen Stücken vorgezogen werden
Dass andere heiliger seien, als ich, ich aber so heilig sei, als ich es mit Deiner Gnade sein kann
Dass andere mehr geliebt werden als ich

Dass ich aus eigenem nach keinem Amt strebe, ob ich dafür geeignet bin oder nicht, gib mir dazu Deine große Demut und Deine große Liebe, o Jesus!
Dass ich ein übernommenes Amt sofort zurückstelle, wenn es Deinem heiligen Willen entspricht
Dass ich eine mir unangenehme Aufgabe bereitwillig übernehme, wenn es zu Deiner Ehre gereicht
Dass ich in meinem Vorgesetzten, auch bei Meinungsverschiedenheiten, die Boten Gottes sehe
Dass ich jenen, die mir Übles tun, von Herzen verzeihe in Wort und Tat
Dass ich allen unsterblichen Seelen, besonders den Armen, Sündern und Feinden mit stets gleicher Liebe begegne
Dass ich stets bereit bin, Dir alles zum Opfer zu bringen
Dass ich Armut, Verachtung und Leiden lieben kann

Jesus, sanftmütig und demütig von Herzen, erhöre meine Bitten und gib mir die Gnade, auf Erden gerne klein zu sein, damit ich mich einst ewig freuen kann in Deiner Herrlichkeit und in Deiner Liebe, Amen.

Edith
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Beitrag von Edith »

Dass ich in meinem Vorgesetzten, auch bei Meinungsverschiedenheiten, die Boten Gottes sehe ...


:D Nein sorry..... das geht nicht :D

"Waaas? Sie wollen am Gründonnerstag Abend wohin? In die Kirche? Spinnen Sie? Sie werden doch nicht auch so ein blöder Frömmler sein??
Sie bleiben gefälligt! Christen sind doch so demütig und gehorsam!"


Um es kurz anzumerken: Demut ist nicht identisch mit "blöd sein" oder "alles mit sich machen lassen". ;)

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Herr,

gib mir auch den Mut groß zu sein, wenn ich damit anderen nützen kann,

und behüte mich vor falscher Ängstlichkeit und dem Gefühl, mich immer zurücknehmen zu müssen.

Gib mir die Fähigkeit, zu erkennen, wann Du mich handeln sehen willst, wann Du willst, dass ich mich nicht verleugne, dass ich mein Licht nicht unter den Scheffel stelle.

Gib mir die Kraft der guten Unterscheidung und das Verständnis, dass das Leben ganz verschiedene Anforderungen stellt, dass Du ganz Unterschiedliches von mir erwartest.

Lass mich nicht erstarren in meinen menschlichen Vorsätzen, lass mich offen seine für Deine lebendigen Ideen.

Lass mich erkenne, dass was immer ich erreiche, nicht mein Verdienst ist, sondern mir durch Deine Gnade geschenkt wurde.

Amen
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
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T. Boesche-Zacharow

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Charlene
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Beitrag von Charlene »

Hallo zusammen,
Dein Gründonnerstags-Beispiel, liebe Edith, lässt mich nachdenken. Wie begegnete man dem Vorgesetzten mit demütiger Haltung, ohne einfach nur den Schwanz einzuziehen?
Und: Ist Demut eine Sondertugend für Christen? Muss man an Ihn glauben, um Demut zu akzeptieren?

Charlene
Es sei wie es sei; das Leben es ist gut.

Gast

Beitrag von Gast »

Edith hat geschrieben:"Waaas? Sie wollen am Gründonnerstag Abend wohin? In die Kirche? Spinnen Sie? Sie werden doch nicht auch so ein blöder Frömmler sein?? Sie bleiben gefälligst! Christen sind doch so demütig und gehorsam!"
Zu mir hat das noch kein "Vorgesetzter" gesagt. Und bestimmte Tage, von denen ich im vorhinein weiss, dass mir der Kirchgang da wichtig ist (wie eben am Gründonnerstag) halte ich mir von vorneherein frei.

Aber wenn mir einer so käme, dann würde ich darauf bestehen: "Ja, Herr X., es ist mir wichtig, am Gründonnerstagabend den Gottesdienst zu besuchen. Sie mögen es für Spinnerei und mich für eine blöde Frömmlerin halten, doch bitte ich Sie jetzt in aller Form darum, mich an diesem Abend nicht auf den Dienstplan zu setzen..."

Margarete

Edith
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Beitrag von Edith »

Margarete G. hat geschrieben: Zu mir hat das noch kein "Vorgesetzter" gesagt. Und bestimmte Tage, von denen ich im vorhinein weiss, dass mir der Kirchgang da wichtig ist (wie eben am Gründonnerstag) halte ich mir von vorneherein frei.

Margarete
Ich hatte (4 Wochen vorher!) einen Urlaubsantrag abgegeben, der auch genehmigt wurde. Am Mittwoch hat er sich umentschlossen......

Nun - ich blieb. Nicht weil ich das irgendwie einsah.... sondern weil eine Kollegin sonst mit der Arbeit bis Nachts um 12 dagesessen wäre....
habe also meine gabe am Altar liegen lassen, und bin zu meinem Bruder zuück, um ihm zu helfen. Sozusagen.

Aber an die Wand klatschen hätte ich ihn schon können.... ehrlich gesagt.

Edith
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Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 20:38

Beitrag von Edith »

Margarete G. hat geschrieben: Aber wenn mir einer so käme, dann würde ich darauf bestehen: "Ja, Herr X., es ist mir wichtig, am Gründonnerstagabend den Gottesdienst zu besuchen. Sie mögen es für Spinnerei und mich für eine blöde Frömmlerin halten, doch bitte ich Sie jetzt in aller Form darum, mich an diesem Abend nicht auf den Dienstplan zu setzen..."

Margarete
so in etwa verlief das Gespräch auch. Aber er blieb bei Nein.
Wenn ich gegangen wäre, hatte er mich vermtulich rausgeworfen. Amis sind da knallhart.

Edith
Beiträge: 2544
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 20:38

Beitrag von Edith »

Charlene hat geschrieben:Hallo zusammen,
Dein Gründonnerstags-Beispiel, liebe Edith, lässt mich nachdenken. Wie begegnete man dem Vorgesetzten mit demütiger Haltung, ohne einfach nur den Schwanz einzuziehen?
Und: Ist Demut eine Sondertugend für Christen? Muss man an Ihn glauben, um Demut zu akzeptieren?

Charlene
Demut ist sicher keine Sondertugend der Christen. (Böse Zungen behaupten gar das Gegenteil :/ ).

Ich begegne jedem Menschen, slebstverständlich besonders auch einem Chef mit RESPEKT. Respekt, die Einsicht, daß die Würde des anderen für mich unantastbar sind, ist für mich ganz eng mit Demut verbunden.
Und selbstverständlich ist mir, daß er/sie mir Arbeitsanweisungen gibt und geben darf.

Eigentlich stellst Du die Frage, welche Konsequenzen Demut denn hat?
Welche Auswirkungen hat sie. In der Welt von heute.

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Charlene
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Beitrag von Charlene »

Stimmt, liebe Margarete, so hätte ich das auch gesagt. Letztendlich pochte ich auf diese Weise auf vertragliche Vereinbarungen. Letztlich will ich mich durchsetzen und gewinnen. Wie verhält sich diese Haltung zu dem hohen Anspruch der Demut?
In unserer Zeit ist Demut ganz sicher reiner Sprengstoff, liebe Edith. Die Tugend widerspricht - auf den ersten Blick - so ziemlich Allem, was man gemeinhin für erfolgswirksam, rechtmäßig und angemessen hält. Sie widerspricht entschieden dem Gebot: "Du sollst Dich anstrengen, die Häufigkeit Deiner persönlichen Lustmomente so weit wie möglich und erlaubt zu steigern.
Ich habe jetzt nicht genügend Zeit, mal eine moderne Formulierung des Demut-Gebotes zu formulieren. Sie könnte uns weiterhelfen.
Charlene
PS: Weiß Jemand, wann Theresia Namenstag hat?
Es sei wie es sei; das Leben es ist gut.

Gast

Beitrag von Gast »

Charlene hat geschrieben:Weiß Jemand, wann Theresia Namenstag hat?
Welche? Ich schau mal nach Theresia von Lisieux (Anfang Oktober, da haben wir Patrozinium).

Margarete

Dirk war schneller (s.u.): 1. Oktober
Ich weiss noch eine: Teresia Benedicta a Cruce (Edith Stein), Gedenktag 9. August.
Zuletzt geändert von Gast am Donnerstag 20. November 2003, 17:44, insgesamt 1-mal geändert.

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Charlene hat geschrieben:PS: Weiß Jemand, wann Theresia Namenstag hat?
Kommt drauf an, welche.

Teresa von Avila hat am 15. Oktober
Thérèse von Lisieux am 1. Oktober

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Charlene
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Beitrag von Charlene »

bedankt
Es sei wie es sei; das Leben es ist gut.

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