Adam, Eva, Erbsünde

Allgemein Katholisches.
Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Bevor ihr beiden euch da in Rage redet - solche unversöhnliche Positon gegenüber der Wissenschaft und ihren Erkenntnissenauf der einen und der Kirche auf der anderen gibt es doch überhaupt nicht; das erscheint mir jetzt künstlich aufgebaut.

Galileo wurde im übrigen nicht von der Kirche angegriffen, weil ihr sein Weltbild nicht passte; sein Buch hatte bereits die kirchliche Druckerlaubnis erhalten. Neidische Zeitgenossen intervenierten indes beim Papst und Galileo fiel in Ungnade, aber auch nicht so sehr, dass es ihm wirklich ans Leben gegangen wäre. Das ganze hatte nur wenig mit seinen wissenschaftlichen Aussagen zu tun; es ging um Intrigen und Machtkämpfen.

Ich möchte aber noch mal auf eine andere Frage, die hier im Raum steht, zurückkommen: Pelikan, meinst du wirklich, die Erbsündenlehre würde ad absurdum geführt, wenn man Adam nicht als einzelnen Menschen ansieht? Siehst du da wirklich eine Bedrohung oder Verkürzung oder Verunstaltung der kirchlichen Aussage? Macht es unsere persönliche Sündhaftigkeit leichter oder reduziert sie sich dadurch? Ich glaube nicht. Erbsünde ist Erbsünde, egal wie man es betrachtet.
Somit ist es für mich persönlich gleichgültig, wer mir das eingebrockt hat. Was zählt ist, dass ich erlöst worden bin durch Jesus Christus.

Geronimo

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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Reinhard Gonaus hat geschrieben:Existenziell besagt, dass die Schuldverstricktheit des Menschen nicht daher kommt, dass er sich an seinen Eltern ein schlechtes Beispiel nimmt, sondern daher, dass er ein Mensch ist. In dem Sinn: Meinetwegen auch biologisch und fleischlich.
Und was war dann Adam vor dem Fall? Was Maria? Was Jesus? Waren das keine Menschen?

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Erich
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Beitrag von Erich »

Es stellt sich nur die Frage, ob sie es unter dem Druck der Wissenschaft und dem Spott der Oeffentlichkeit tut,
Hat jemand mein Weihrauch gesehen - es überkommt mich mal wieder dem Zeitgeist zu opfern :nein:
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Soweit ich weiß, gab es in der altiranischen Religion auch einen Sündenfall. Das Menschenpaar Mashya und Mashyai, die im paradiesischen Zustand lebten, verfiel dem Tod, als sie dem Gebot des Gottes Ahura Mazda (dem obersten) nicht folgten. Es war ihnen verboten worden, einen Gedanken zu denken. Die Folgen sind ähnlich der christlichen Aussage - die Menschen verfielen dem Tod und wurden anfällig für das Böse.
Symbol für das Böse ist übrigens dort auch die Schlange.

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Erich
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Beitrag von Erich »

Bei uns im tiefen Sauerland erzählt man sich, dass einst der Ruhrgott in Arnsberg einen schönen Schlossgarten namens Eden hatte, in dem er das erste Menschenpaar Neheim und Hüsten brachte und dort umsorgte.
Er verbot ihnen allerdings in der Möhne oder Sorpe zu baden.
Neheim und Hüsten wurden jedoch von der listigen Olpe verführt doch dort zu baden. Darauf hin warf sie der Ruhrgott aus dem Sauerland raus und sie zogen nach Colonia westlich von Eden.

Ja, ja, wir Sauerländer können schon ganz toll mit dem Rest der Welt mithalten :D
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Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Nun, es entspricht nicht christlicher Denkweise, wenn man annimmt, dass die Genesis irgendwo im historisch uftleeren Raum entstanden ist - ohne Vorgänger, ohne Zusammenhang und vor allem ohne je zuvor in irgendeiner Weise angedacht oder geistig vorbereitet worden zu sein. Wenn man so denkt, nimmt man der christlichen Schöpfungsgeschichte genau das, was sie ausmacht - dass sie eine klare intellektuelle Essenz des davor mythisch Gedachten ist. Ein Entwicklungssprung im spirituellen Denken der Menschheit und in der Erkenntnis über sich und Gott.

Wenn man das verkürzt, landet man irgendwann wirklich bei den Kreationisten.

Im übrigen ist es so: entweder das Christentum ist wahr, dann steht und fällt es nicht mit geschichtlichen oder wissenschaftlichen Erkenntnissen. Oder es ist nicht wahr. Dann wird es auch nicht wahrer, indem man Scheuklappen trägt.

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Reinhard Gonaus
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Beitrag von Reinhard Gonaus »

Pelikan hat geschrieben:
Reinhard Gonaus hat geschrieben:Existenziell besagt, dass die Schuldverstricktheit des Menschen nicht daher kommt, dass er sich an seinen Eltern ein schlechtes Beispiel nimmt, sondern daher, dass er ein Mensch ist. In dem Sinn: Meinetwegen auch biologisch und fleischlich.
Und was war dann Adam vor dem Fall? Was Maria? Was Jesus? Waren das keine Menschen?
Du fasst es nicht.
Der Fall Adams, das ist jetzt. Es betrifft das Wesen des Menschen. Trotzdem ist es ein Fall, ein Defekt. Maria und Jesus sind, auf unterschiedliche Weise, von diesem Fall oder Defekt nicht betroffen. Jetzt. Jegliche Vergangenheitsform ist da im Grunde unangebracht.

Die Lehre der Kirche besagt nicht: Da war vor langer Zeit einmal xy.
Die Lehre der Kirche besagt: Das Gottesreich ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium! Und: Ein anderer Grund ist nicht gelegt, als welcher gelegt ist in Jesus Christus. Und: Wer glaubt und sich taufen lässt, ...
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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Geronimo hat geschrieben:Pelikan, meinst du wirklich, die Erbsündenlehre würde ad absurdum geführt, wenn man Adam nicht als einzelnen Menschen ansieht? Siehst du da wirklich eine Bedrohung oder Verkürzung oder Verunstaltung der kirchlichen Aussage? Macht es unsere persönliche Sündhaftigkeit leichter oder reduziert sie sich dadurch?
Kommt drauf an.

Bekennst du, daß deine Gruppe von Menschen vor dem Fall dem leiblichen Tod entzogen war?

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Pelikan
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Beitrag von Pelikan »

Reinhard Gonaus hat geschrieben:Der Fall Adams, das ist jetzt.
Die Lehre der Kirche besagt nicht: Da war vor langer Zeit einmal xy.
Aber sicher besagt sie das. Der Sündenfall als historisches Ereignis ist de fide Dogma, ebenso die leibliche Unsterblichkeit Adams, hätte er nicht gesündigt. Siehe KKK §1008.

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Reinhard Gonaus
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Beitrag von Reinhard Gonaus »

Pelikan hat geschrieben:
Reinhard Gonaus hat geschrieben:Der Fall Adams, das ist jetzt.
Die Lehre der Kirche besagt nicht: Da war vor langer Zeit einmal xy.
Aber sicher besagt sie das. Der Sündenfall als historisches Ereignis ist de fide Dogma, ebenso die leibliche Unsterblichkeit Adams, hätte er nicht gesündigt. Siehe KKK §1008.
Hör mal. Ich bestreite weder die die historische Faktizität des Sündenfalls, noch die konjunktivische Aussage, dass der nicht gefallene Mensch der Unsterblichkeit teilhaftig gewesen wäre, wenn er nicht ...

Alles, was ich sage, ist, dass besagte erste Menschen nicht notwendigerweise Adam und Eva geheißen haben müssen, und dass die entsprechende Erzählung beabsichtigt, zum Zeitpunkt der Niederschrift gegenwärtige Befindlichkeiten zu deuten. Und dass ihre (und unsere) Sünde darin bestand (besteht), das Vertrauen auf Gottes Weisung über Bord zu werfen, und nicht darin, seltsames Obst zu verkosten.
Reinhard
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IngoB
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Beitrag von IngoB »

Pelikan hat geschrieben:Welche Blamage denn? Die Kirche verbot die Lehre, daß die Sonne Zentrum des Universums ist. Zurecht.
:roll: Nur leider verbot die Kirche diese Lehre nicht etwa, weil sie die Erde noch weiter als Gailiei aus dem Zentrum der Welt verbannen wollte (nicht nur Sonne um Erde, sondern auch noch Sonne um galaktischen Kern und Milchstrasse zum grossen Attraktor etc.), sondern weil sie die Erde wieder zurueck ins Zentrum haben wollte. (Ob das nun alles nur Vorwand fuer politisches Hickhack war, ist noch 'ne andere Frage - aber es ist ja wohl auch keine Ruhmestat, wenn die Kirche wissenschaftliche Positionen aus politischen Gruenden angreift.)
Pelikan hat geschrieben:Ich frage erneut: Warum willst du, daß sie ihr Gesicht wahrt, wenn sie fehlbar ist? Eine fehlbare Kirche ist wertlos. Laß sie untergehen.
Die Kirche war noch nie unfehlbar in Fragen der Wissenschaft. Selbst in religioesen Dingen ist der Unfehlbarkeitsanspruch ja nun deutlich differenzierter und evolutionaerer als einfach nur "alles ist exakt wahr so wie derzeit formuliert".
Pelikan hat geschrieben:Interessant. Du gibst also zu, zur Zeit unter Anathema zu stehen? Du gibst zu, daß du glaubst, was Pius XII. verbot, und daß sein Verbot niemals aufgehoben wurde?
Nicht ganz, korrekt waere es so: "Ich glaube, dass es der Wissenschaft in Zukunft moeglich sein koennte mit ausreichender Wahrscheinlichkeit zu zeigen, dass Pius XII. falsch lag oder metaphorisch sprach, um mich trotz der Drohung 'Anathema' der Meinung der Wissenschaft anzuschliessen. Denn ich glaube, dass es keinen echten Widerspruch zwischen Wissenschaft und Glauben geben kann und dass sich darum das Anathema - langfristig - verfluechtigen wird."
Pelikan hat geschrieben:Du mißverstehst mich. Ich habe keineswegs vor, einer fehlbaren Kirche die Treue zu halten. Aber genausowenig habe ich vor, zynische Wortklaubereien mitzuspielen, um den Anschein von Unfehlbarkeit zu wahren.
Mit derartiger kindlicher Naivitaet im Glauben kannst Du nur auf die Nase fallen. Die Entwicklung des Glaubens der Kirche ist der Entwicklung der Wissenschaft sehr aehnlich. In beiden gibt es eine unfehlbare Quelle, hier die Natur, dort die Offenbarung Gottes (primaer in der Person Jesus). In beiden kann man sich dieser unfehlbaren Quelle nur durch fehlbare Mittel naehern, hier der Mensch mit seinem Experiment, dort der Mensch mit seinen Prophezeiungen und Augenzeugnis niedergelegt in der heiligen Schrift. In beiden haengt die Naehe zur Wahrheit an der geschickten Intepretation, hier durch die wissenschaftliche Theorie, dort durch die Theologie. In beiden schreitet die Wahrheitsfindung langsam aber sicher voran, fuer Menschen unvermeidliche Fehler werden langfristig durch das System korrigiert. Selbst ein wichtiger Kirchenvater wie Origen hat einiges Falsches gelehrt, und an Fragen wie dem "filioque" knabbert die Theologie heute noch.
Pelikan hat geschrieben:Deswegen: Laß uns alles auf eine Karte setzen. Entweder eine wahrhaft göttliche Kirche, die die Wahrheit über den Ursprung des Menschen schon lange vor Darwin kannte und unfehlbar predigte, oder überhaupt keine Kirche. Mir scheint, du fürchtest dich vor dieser letzten Konsequenz. Aber warum? Was du zur Zeit glaubst, kannst du auch im Rahmen des Protestantismus oder Buddhismus glauben. Dafür brauchst du die katholische Kirche nicht.
Bloedsinn, im Buddhismus glaube man nicht an einen Schoepfergott und eine erschaffene Welt, oder bestenfalls ignoriert man das Thema. Bei den Protestanten ist z.B. die Eucharistie verhunzt. Dein "Alles oder Nichts" Weg interessiert mich ebenfalls nicht, denn es gibt nicht den geringsten Grund die Allwissenheit der Kirche zu postulieren.

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Erich
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Beitrag von Erich »

Ein anderer Grund ist nicht gelegt, als welcher gelegt ist in Jesus Christus
Du machst mich neugierig: Welchen Grund hat Christus denn gelegt????? :shock:
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

IngoB
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Beitrag von IngoB »

Pelikan hat geschrieben:Aber sicher besagt sie das. Der Sündenfall als historisches Ereignis ist de fide Dogma, ebenso die leibliche Unsterblichkeit Adams, hätte er nicht gesündigt. Siehe KKK §1008.
Ums Blaettern zu vermeiden:
1008 Der Tod ist Folge der Sünde. Als authentischer Ausleger der Aussagen der Heiligen Schrift [Vgl. Gen 2,17; 3,3; 3,19; weish 1,13; Röm 5,12; 6,23] und der Überlieferung lehrt das Lehramt der Kirche, daß der Tod in die Welt gekommen ist, weil der Mensch gesündigt hat [Vgl. DS 1511]. Obwohl der Mensch eine sterbliche Natur besaß, bestimmte ihn der Schöpfer nicht zum Sterben. Der Tod widerspricht somit den Ratschlüssen Gottes, des Schöpfers. Er hielt als Folge der Sünde in die Welt Einzug [Vgl. 1 Kor 15,26]. „Der leibliche Tod, dem der Mensch, hätte er nicht gesündigt, entzogen gewesen wäre" (GS 18 ), ist so der „letzte Feind" des Menschen, der zu besiegen ist [Vgl. 1 Kor 15,26].
Man beachte "Obwohl der Mensch eine sterbliche Natur besaß, bestimmte ihn der Schöpfer nicht zum Sterben.". Wie man das zu deuten hat, zeigt dann ja wohl Jesus.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Pelikan hat geschrieben:
Geronimo hat geschrieben:Pelikan, meinst du wirklich, die Erbsündenlehre würde ad absurdum geführt, wenn man Adam nicht als einzelnen Menschen ansieht? Siehst du da wirklich eine Bedrohung oder Verkürzung oder Verunstaltung der kirchlichen Aussage? Macht es unsere persönliche Sündhaftigkeit leichter oder reduziert sie sich dadurch?
Kommt drauf an.

Bekennst du, daß deine Gruppe von Menschen vor dem Fall dem leiblichen Tod entzogen war?
Keine Ahnung. Interessiert mich auch nicht. Ich bekenne das Glaubensbekenntnis und nichts anderes. Und meine Sündhaftigkeit. Und dass Jesus Christus mich erlöst hat.

In der Einheitsübersetzung wird Adam übrigens erst in 4,24 als Eigenname ausgewiesen mit der Bemerkung, dass es erst ab dann (im Rahmen der Geschlechterfolge) eindeutig ein Eigenname istg und davor ungewiß (fraglich).

Aber wie gesagt - meine eigene Sündhaftigkeit ändert sich nicht durch diese oder jene Annahme in Bezug auf Adam und Eva. Ich bleibe gleichermaßen bedürftig.

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Reinhard Gonaus
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Beitrag von Reinhard Gonaus »

Erich hat geschrieben:
Ein anderer Grund ist nicht gelegt, als welcher gelegt ist in Jesus Christus
Du machst mich neugierig: Welchen Grund hat Christus denn gelegt????? :shock:
Sag mal. Erkennst du das nicht, wenn ich die Heilige Schrift zitiere? Zugegebenermaßen aus dem Gedächtnis und deshalb nicht ganz genau. Immerhin: 1Kor 3, 11.

Tolle, lege! :/
Reinhard
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Micha

Beitrag von Micha »

leer
Zuletzt geändert von Micha am Donnerstag 3. Februar 2005, 16:46, insgesamt 1-mal geändert.

Marlene
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Beitrag von Marlene »

Micha hat geschrieben:Allerdings: Ich habe mich kundig gemacht und erfahren, dass der Monogenismus (die Abstammung von einem Elternpaar) noch gängige kirchl. Lehre ist... :kratz:
Sorry, wenn das belehrend erscheint, aber wozu hat man mich studieren lassen...
Also ich habe im Studium gelernt, Aussagen in einer Diskussion zu belegen ;)

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Micha hat geschrieben:Allerdings: Ich habe mich kundig gemacht und erfahren, dass der Monogenismus (die Abstammung von einem Elternpaar) noch gängige kirchl. Lehre ist....
So stimmt das nicht ...
Der (von Rom approbierte) Katholische Erwachsenenkatechismus I (S. 133f) hat geschrieben:Die Lehre des Alten und Neuen Testaments von der Universalität der Sünde, welche in der kirchlichen Überlieferung in der Lehre von der Ursünde und von der Erbsünde entfaltet wurde, begegnet vielen Mißverständnissen und bereitet heute vielen Christen keine geringen Schwierigkeiten. Eine erste Schwierigkeit besteht darin, daß heute viele Wissenschaftler annehmen, am Anfang der Menschheitsgeschichte stehe nicht nur ein einziges Menschenpaar (Monogenismus), das menschliche Leben habe sich im Prozeß der Evolution vielmehr etwa gleichzeitig an mehreren Stellen herausgebildet (Polygenismus oder gar Polyphyletismus). Das kirchliche Lehramt vertrat demgegenüber die Überzeugung, es sei nicht ersichtlich, wie die letztere Meinung mit der Lehre von der Ur- und Erbsünde vereinbar sei (vgl. DS 3897; NR 363). Die Lehre von dem einen am Anfang stehenden Menschenpaar will auch die Einheit und Gleichheit aller Menschen ausdrücken. Heute weist man freilich oft darauf hin, daß Adam im biblischen Sprachgebrauch nicht nur der Name eines einzelnen Menschen ist, sondern eine Kollektivbezeichnung für "den" Menschen und "die" Menschheit. Auch das II. Vatikanische Konzil hat in dieser Frage einen sehr zurückhaltenden Standpunkt eingenommen. Es spricht davon, daß die Menschen "in Adam" gefallen sind (vgl. LG 2), formuliert aber auch offener, indem es nur von "dem" Menschen und seiner Sünde spricht (vgl. GS 13). Der Sinn der kirchlichen Lehre ist also gewahrt, wenn festgehalten wird, daß die Menschheit, welche eine Einheit bildet, bereits an ihrem Anfang das Heilsangebot Gottes ausgeschlagen hat und daß die daraus resultierende heillose Situation eine universale Wirklichkeit ist, aus der sich keiner aus eigener Kraft befreien kann. Wird dies festgehalten, dann ist die Frage, ob Monogenismus oder Polygenismus, eine rein wissenschaftliche Frage, aber keine Frage des Glaubens."

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

IngoB hat geschrieben:
Man beachte "Obwohl der Mensch eine sterbliche Natur besaß, bestimmte ihn der Schöpfer nicht zum Sterben.". Wie man das zu deuten hat, zeigt dann ja wohl Jesus.
Kardinal Schönborn hat geschrieben:"Im zweiten Kapitel [der Genesis] wird der Mensch in einen Garten in das Paradies gesetzt, und mit diesem Bild sagt uns die Bibel, daß der Mensch im Ursprung nicht nur gut geschaffen war, sondern daß Gott ihm gewissermaßen besondere Gaben gegeben hat. Das er ihm vor allem seine Freundschaft geschenkt hat. Der Mensch hat nicht einfach nur als Mensch gelebt, sondern als Freund Gottes. Und diese Gottesfreundschaft hat sich ausgewirkt auf das ganze Leben des Menschen. Er war zwar sterblich, aber dem Tod enthoben, sterblich, weil er eben ein endliches sterbliches Wesen ist, auch von der Schöpfung her, aber in der Gottesfreundschaft, im Paradies war er gewissermaßen dem Sterbenmüssen enthoben."
Quelle
Manche Theologen haben das früher so erklärt: Hätte der Mensch im Paradies nicht gesündigt, wäre er am Ende seines irdischen Lebens friedlich und angstfrei aus dieser Welt in den Himmel verschieden, so wie Maria am Ende ihres Erdenweges zu Gott gegangen ist. Für ihr Hinscheiden wird das Wort "Tod" vermieden, sondern der Begriff "dormitio" gewählt.

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Erich
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Beitrag von Erich »

Erkennst du das nicht, wenn ich die Heilige Schrift zitiere? Zugegebenermaßen aus dem Gedächtnis und deshalb nicht ganz genau. Immerhin: 1Kor 3, 11.
Das ist keine Antwort auf meine Frage! :(
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Erich hat geschrieben:
Erkennst du das nicht, wenn ich die Heilige Schrift zitiere? Zugegebenermaßen aus dem Gedächtnis und deshalb nicht ganz genau. Immerhin: 1Kor 3, 11.
Das ist keine Antwort auf meine Frage! :(
Reinhard hat frei folgenden Vers zitiert:
Paulus (1 Kor 3,11) hat geschrieben:"Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus."
Liest du dieses Bibelwort im Wortlaut, erübrigt sich deine Frage:
Erich hat geschrieben:Du machst mich neugierig: Welchen Grund hat Christus denn gelegt?????
Er, Jesus Christus selbst, ist der Grund!

IngoB
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Beitrag von IngoB »

roncalli hat geschrieben:Manche Theologen haben das früher so erklärt: Hätte der Mensch im Paradies nicht gesündigt, wäre er am Ende seines irdischen Lebens friedlich und angstfrei aus dieser Welt in den Himmel verschieden, so wie Maria am Ende ihres Erdenweges zu Gott gegangen ist. Für ihr Hinscheiden wird das Wort "Tod" vermieden, sondern der Begriff "dormitio" gewählt.
Vielen Dank, roncalli! :ja:
Es tut immer gut, wenn jemand mit Ahnung die Positionen bestaetigt, die man selber mangles Ahnung nur vage geschlossen hat. In der Tat, ich stimme den manchen, frueheren Theologen zu - den Lebensweg eines suendenfreien Adams stelle ich mir ungefaehr so vor wie den Marias, nicht wie den eines "unsterblichen Supermans". "Hinscheiden" ist ein perfektes Wort, genau das waere mit Adam am Ende seiner ca. hundert Jahre geschehen...

Und ich danke auch vielmals fuer das VII Zitat! es freut mich zu sehen, dass ich falsch lag und dass die katholische Kirche hier in der Tat die "Galilei'sche" Blamage bereits sinnvollerweise abgewendet hat! Mein Bild dieser Situation stammt aus konservativen, amerikanischen "apologetics" Foren. Es nimmt nicht wunder, dass ich damit falsch lag...

In anderen Foren gibt's ein Verbeuge-Smiley, hier nicht, darum: *verbeug*

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Beitrag von Edith »

IngoB hat geschrieben: In anderen Foren gibt's ein Verbeuge-Smiley, hier nicht, darum: *verbeug*
Bitte:Bild
:mrgreen:

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Erich
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Beitrag von Erich »

Liebster Roncalli,


ob Du es glaubst oder nicht - ich bin des Lesens kundig. Andererseits mag ich es nicht, wenn man mir Bibelworte wie ein nasses Handtuch um die Ohren knallt. Deshalb nochmals meine Frage an den Herrn mit dem nassen Handtuch:
Und: Ein anderer Grund ist nicht gelegt, als welcher gelegt ist in Jesus Christus. Und: Wer glaubt und sich taufen lässt, ...
welchen Grund hat er gelegt?
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Erich, diese Frage wurde bereits beantwortet: Jesus Christus ist der Grund. Der ihn legte, ist der Grund selbst. Diesen auszuloten, ist noch niemandem gelungen.

Geronimo

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Erich
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Beitrag von Erich »

Jesus Christus ist der Grund.
Grund wofür?? In welchem Zusammenhang steht dieser Grund mit Adam&Eva??
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Reinhard Gonaus
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Beitrag von Reinhard Gonaus »

Erich hat geschrieben:
Jesus Christus ist der Grund.
Grund wofür?? In welchem Zusammenhang steht dieser Grund mit Adam&Eva??
Ein Grund, um drauf zu stehen?
Oder:
Ein Grund, um drauf zu bauen?
Reinhard
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Ermi
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Titel

Beitrag von Ermi »

Erich hat geschrieben:
Jesus Christus ist der Grund.
Grund wofür?? In welchem Zusammenhang steht dieser Grund mit Adam&Eva??
In erster Linie bist Du selber der Zusammenhang, denn weiter unten schreibt Paulus: "Wißt ihr nicht, daß ihr ein Tempel Gottes seid, und der Geist Gottes in euch wohnt". (1 Kor. 3,16) Damit soll ausgesagt werden, daß für diesen Tempel, Christus der Grund ist und Du auf diesen Grund weiterbauen sollst. (vergl. 1 Kor. 3,12ff) Dies gilt natürlich für alle Menschen.
Im weiteren Sinn ist beim Paulus auch immer die gesamte Kirche mit einbeschlossen. :)
Gott ist mittendrin!

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Ermi
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Beitrag von Ermi »

Reinhard Gonaus hat geschrieben:
Hör mal. Ich bestreite weder die die historische Faktizität des Sündenfalls, noch die konjunktivische Aussage, dass der nicht gefallene Mensch der Unsterblichkeit teilhaftig gewesen wäre, wenn er nicht ...

Alles, was ich sage, ist, dass besagte erste Menschen nicht notwendigerweise Adam und Eva geheißen haben müssen, und dass die entsprechende Erzählung beabsichtigt, zum Zeitpunkt der Niederschrift gegenwärtige Befindlichkeiten zu deuten. Und dass ihre (und unsere) Sünde darin bestand (besteht), das Vertrauen auf Gottes Weisung über Bord zu werfen, und nicht darin, seltsames Obst zu verkosten.

Es ist sogar noch schlimmer. Der Mensch wollte sein <wie> Gott! Und er glaubte nicht, dass er, wenn er von diesem Baume (Baum jetzt als Metapher gebraucht) ist, sterben müsse.
Paulus schreibt: „Deshalb: wie durch den einen Menschen die Sünde in die Welt hereinkam, und durch die Sünde der Tod, so kam auch der Tod zu allen Menschen durch – auf da hin, dass alle sündigten“. (Röm 5,12)

Ich kann mir da gut vorstellen, gesetzt den Fall, es gab schon mehrer Menschen zur Zeit Adams, dass durch diese eine Sünde Adams, durch einen Menschen, die anderen wie bei einer Epidemie in die gleiche Sünde Adams fielen, - <das Seinwollen wie Gott>. :kratz:
Gott ist mittendrin!

Andreas01
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Beitrag von Andreas01 »

Was haltet ihr von folgender These zum Charakter der Erbsünde;
(ich hab das schon mal im Forum mykath.de zur Diskussion gestellt)
http://www.mykath.de/index.php?showtopic=7912&st=0


In Darwins Theorie der Entwicklung der Lebewesen setzt sich der Stärkere durch,
jener, der seinen Egoismus effektiver umsetzen kann,
der dem „Nächsten“, der nur Konkurrent ist, die Nahrungsgrundlagen raubt,
der den Schwächeren tötet, ausnutzt oder unterdrückt.

Kurz gesagt das Böse ist die Triebfeder der Evolution.
Das ist zunächst wertfrei, weil Gott ein Tier nicht in moralische Verantwortung nimmt.

Dann geschah etwas in der Evolutionsgeschichte noch nie Dagewesenes:
Gott schuf den Menschen nach seinem „Abbild“ und hauchte ihm seinen Odem ein.
Das heißt: er bringt in Seiner großen Liebe zur Schöpfung Sein Göttliches Wesen mit ein.
So ist der Mensch entstanden, und das unterscheidet ihn vom Tier:

freier Wille und die Verantwortung vor Gott für sein Tun.

Das heißt Gehorsam vor Gott statt Egoismus,
Nächstenliebe statt Vernichtung des Konkurrenten.

Eine ganz neue Dimension ist im Spiel.

Folge:
Die natürliche Evolution der Arten wird beim Menschen auf hohem Niveau gestoppt,
Denn die Triebfeder der Evolution, der Egoismus, wird dem Menschen zur Sünde.

Fazit:
Der Mensch ist Produkt der Evolution, und Ebenbild Gottes.
Erbsünde ist das Tier im Menschen, das Relikt der Evolution.

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Risen
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Beitrag von Risen »

:kratz: Wieso sollte das Tier im Menschen die erbsünde sein ?
a) können die armen Viecher da nichts dran tun , so schlecht sind sie nämlich nicht .
b)ist das so sein wollen wie Gott nichts tierisches , höchstens saudumm .
c) die Tiere erschuf Gott ebenfalls und sah das es gut war . Wie könnte dann das tier im Menschen schlecht sein ?
"Versuche nie jemanden zu formen, wie du selber bist. Du solltest wissen , dass einer von deiner Sorte reicht . " Ralph Waldo Emerson

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Andreas01 hat geschrieben:Was haltet ihr von folgender These zum Charakter der Erbsünde;
(ich hab das schon mal im Forum mykath.de zur Diskussion gestellt)
http://www.mykath.de/index.php?showtopic=7912&st=0


In Darwins Theorie der Entwicklung der Lebewesen setzt sich der Stärkere durch,
jener, der seinen Egoismus effektiver umsetzen kann,
der dem „Nächsten“, der nur Konkurrent ist, die Nahrungsgrundlagen raubt,
der den Schwächeren tötet, ausnutzt oder unterdrückt.

Kurz gesagt das Böse ist die Triebfeder der Evolution.
Das ist zunächst wertfrei, weil Gott ein Tier nicht in moralische Verantwortung nimmt.

Dann geschah etwas in der Evolutionsgeschichte noch nie Dagewesenes:
Gott schuf den Menschen nach seinem „Abbild“ und hauchte ihm seinen Odem ein.
Das heißt: er bringt in Seiner großen Liebe zur Schöpfung Sein Göttliches Wesen mit ein.
So ist der Mensch entstanden, und das unterscheidet ihn vom Tier:

freier Wille und die Verantwortung vor Gott für sein Tun.

Das heißt Gehorsam vor Gott statt Egoismus,
Nächstenliebe statt Vernichtung des Konkurrenten.

Eine ganz neue Dimension ist im Spiel.

Folge:
Die natürliche Evolution der Arten wird beim Menschen auf hohem Niveau gestoppt,
Denn die Triebfeder der Evolution, der Egoismus, wird dem Menschen zur Sünde.

Fazit:
Der Mensch ist Produkt der Evolution, und Ebenbild Gottes.
Erbsünde ist das Tier im Menschen, das Relikt der Evolution.


Dein Fazit, Andreas, kann ich nur unterstützen. Man braucht nicht die Evolution abzulehnen, um an eine göttliche Schöpfung des Menschen glauben zu können. Wir glauben ja ohnehin an die CREATIO CONTINUA, die beständige Schöpfung und Erhaltung der Welt durch Gott. Und in einem Augenblick beschloss Gott, dass der Affe nun Mensch sein solle. Und ab dem Zeitpunkt gibt es die Sünde, für die Tiere ja nicht verantwortlich gemacht werden können.

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