Theologie - Grundlagen

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Nikodemus
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Theologie - Grundlagen

Beitrag von Nikodemus »

Grüß Gott,

die Theologie beruht immer auf Grundlagen. Das hat sie mit anderen Wissenschaften gemein. Wer eben leugnet das 1+1=2 wird in der Mathematik nicht weit kommen, und gleiches gilt für jemanden, der Gott für nichtexistend hält, in der Theologie. Die interessante Frage ist, wie weit gehen die Grundlagen, die man nicht verlassen darf, ohne aus der Theologie reine Weltanschauung zu machen.
Da wir ja konfessionell gebundene Studiengänge haben, weiß denke ich, daß die katholische Theologie daher nicht gegen die katholische Lehre gewendet sein darf, was nicht heißt, das sie sich mit neuen Fragen beschäftigt bzw. die die Dinge mal von einer ganz anderen Seite angeht. Aber letztlich muß katholische Theologie auch ebensolche sein und die lehrenden müssen auch auf ihrem Boden stehen. Wenn jemand Biologie unterrichten will, kann er auch nicht erzählen, welche Erfahrungen er mit Blumen gemacht hat, sondern er muß lehren, was biologisch feststeht. Auf die kath. Theologie gewendet: Was die kath Kirche lehrt.
Wenn man sich gegen den Katechismus wendet, wird es also auf jeden Fall problematisch.

Alles Gute,

Nikodemus
Veritas liberabit vos - Die Wahrheit wird euch frei machen (Joh 8,32)

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Reinhard Gonaus
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Re: Theologie - Grundlagen

Beitrag von Reinhard Gonaus »

Nikodemus hat geschrieben:... Da wir ja konfessionell gebundene Studiengänge haben, weiß denke ich, daß die katholische Theologie daher nicht gegen die katholische Lehre gewendet sein darf, ...
Nikodemus
Ich seh's ein bissel anders. Theologie ist die Wissenschaft vom Glauben. Nicht die vom Glauben allgemein, das wäre Religionswissenschaft. Sondern die vom jeweils ganz konkreten eigenen Glauben. Deshalb kann's Theologie nur konfessionsgebunden geben. Die Frage der Zulässigkeit des Abweichens von der kirchlichen Lehre ist also nicht eine Frage der Kirchendisziplin, sondern der Wissenschaftlichkeit.
Reinhard
--
Wir werden nie herausfinden, warum einer, der schnarcht,
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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Der Katechismus der katholischen Kirche schreibt über das "Wachstum im Glaubensverständnis":
KKK hat geschrieben:94 Dank des Beistands des Heiligen Geistes kann das Verständnis der Wirklichkeiten wie auch der Formulierungen des Glaubenserbes im Leben der Kirche wachsen:

- aufgrund des Nachsinnens und des Studiums der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen; insbesondere die theologische Forschung soll sich ... um eine tiefe Erkenntnis der geoffenbarten Wahrheit bemühen.
- ...
Die Theologie ist demnach nicht nur ein Wiederkäuen bereits gesicherter Glaubens-Formeln, sondern soll auch zum Fortschritt in der Glaubenseinsicht beitragen. Dabei muss sie in gewissem Sinn auch "experimentieren" dürfen (z. B. alte Glaubenseinsichten in neuen Zusammenhängen reflektieren)

Edith
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Beitrag von Edith »

roncalli hat geschrieben:Die Theologie ist demnach nicht nur ein Wiederkäuen bereits gesicherter Glaubens-Formeln, sondern soll auch zum Fortschritt in der Glaubenseinsicht beitragen. Dabei muss sie in gewissem Sinn auch "experimentieren" dürfen (z. B. alte Glaubenseinsichten in neuen Zusammenhängen reflektieren)
Nun, ich denke am Experimentiergeist fehlts den Christen nicht.... :roll:
mir scheints da eher an den ganz banalen Grundlagen zu fehlen.

Ist Jesus Gott? Und so....

Also ein bisserl GRundlagen, im Sinne von GRund-legend (für alles weitere Experimentieren)... fände ich schon gut.

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Edith hat geschrieben: mir scheints da eher an den ganz banalen Grundlagen zu fehlen.
Ist Jesus Gott? Und so....
Also ein bisserl GRundlagen, im Sinne von GRund-legend (für alles weitere Experimentieren)... fände ich schon gut.
Ja, genau darum geht es: wieder Grund zu legen! Was verstehen Menschen heute unter "Gott" und wer ist Gott wirklich? Wie können wir verständlich und doch nicht banal von Gott reden? Und was will uns das alte Dogma sagen: In Jesus ist Gott Mensch geworden!? Wie können wir es erklären? Nicht endgültig, aber doch ein erstes Verständnis dafür wecken? Wie lässt es sich mit Begriffen des gegenwärtigen Denkens ausdrücken? Und dann die Frage: Was hat das alles mit unserm konkreten Leben zu tun...

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Reinhard Gonaus hat geschrieben:
Nikodemus hat geschrieben:... Da wir ja konfessionell gebundene Studiengänge haben, weiß denke ich, daß die katholische Theologie daher nicht gegen die katholische Lehre gewendet sein darf, ...
Nikodemus
Ich seh's ein bissel anders. Theologie ist die Wissenschaft vom Glauben. Nicht die vom Glauben allgemein, das wäre Religionswissenschaft. Sondern die vom jeweils ganz konkreten eigenen Glauben. Deshalb kann's Theologie nur konfessionsgebunden geben. Die Frage der Zulässigkeit des Abweichens von der kirchlichen Lehre ist also nicht eine Frage der Kirchendisziplin, sondern der Wissenschaftlichkeit.
Es gab hier vor Monaten schon mal eine Diskussion darüber, ob Theologie überhaupt Wissenschaft ist ...ruht jetzt sanft in den Katakomben des Forenarchivs, so dass wir getrost neu diskutieren können.
Wenn Theologie Wissenschaft ist, dann aber nicht die vom Glauben, sondern die Wissenschaft, die sich mit Gott beschäftigt. Sieht jedenfalls für mich so aus.
Ich hatte mich im Rahner-Thread über die Unwissenschaftlichkeit beklagt, die in dem ganzen Hype auf bestimmte Theologen liegt. Also - wenn wir von den Grundlagen der Theologie reden, dann müssten wir wirklich einen Grundkurs ( ;) ) in Stichpunkten geben, wie welche Theologen das katholische Verständnis wo und mit was geprägt haben und was in ihren Thesen auf der Strecke blieb bzw. wo irgendwas weiter verfolgt wurde und ausgebaut wurde.

Was Edith anspricht, ist aber doch wirklich die Grundlage des Glaubens und nicht die Grundlagen der Theologie. Und die Grundlagen des Glaubens sind weitgehend im Bewußtsein der Menschen (auch der getauften, gefirmten) weggebrochen. Da mangelt es am einfachsten Wissen.

Das ist aber eine Aufgabe der Katechese (die sich wirklich nach der Lehre des Katechismus zu richten hat und nicht nach irgendwas anderes).

Natürlich könnte man hingehen und schauen, welche theologischen Strömungen sich in Veränderungen des Katechismus manifestiert haben -aber das wäre ja schon wieder ganz was anderes.

Wir sollten also das Pferd am richtigen Ende aufzäumen. Grundsätze unseres Glaubens stehen im Credo. Die Credo-Aussagen sind für viele heute unverständlich geworden. Die werden den Leuten auch nicht verständlicher, wenn man es theologisch fundiert erklärt. In der Katechese tut Charisma not. Die Vermittlung des Glaubens von Mensch zu Mensch scheitert heute daran, dass die Menschen sich untereinander nicht mehr für glaubwürdig halten.

Ich würde jetzt einfach mal die These aufstellen: So viel Katechese wie nötig - so viel Zurückhaltung mit theologischen Spekulationen wie möglich. Den Leuten ist es doch egal, ob Rahner, Balthasar oder wer auch immer, sich über die Gottheit verbreitet hat - es zählt, ob sie mir das abnehmen, dass ich das glaube, was ich ihnen erzähle.

Geronimo

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mr94
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Beitrag von mr94 »

Ich halte es da mit Ratzinger: Es ist sicher ein Fehler, jegliche neue vermeintliche Erkenntnis der Theologie direkt in die Katechese durchzureichen.

Auf der anderen Seite reichen Charisma und Glaubwürdigkeit des Katecheten auch nicht aus. Um die Credo-Aussagen verständlich zu machen, braucht es Theologie.

Das ist auch kein sprachliches Problem: Selbstverständlich formulieren Theologen in ihrer Fachsprache, wenn sie sich an ein Fachpublikum wenden.

Ich vermute eher, dass sich Theologie und Lehramt noch immer nicht ernsthaft mit heutigen Erkenntnissen der Wissenschaft auseinandersetzen, soweit diese dem christlichen Weltbild widersprechen.

Die mögen falsch sein und das christliche Weltbild richtig, aber das muss schon ernsthaft untersucht und mit stichhaltigen Argumenten untermauert werden.

Es ist ja nicht so, dass jedes Detail des christlichen Weltbildes dogmatisiert wäre.

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

mr94 hat geschrieben: Ich vermute eher, dass sich Theologie und Lehramt noch immer nicht ernsthaft mit heutigen Erkenntnissen der Wissenschaft auseinandersetzen, soweit diese dem christlichen Weltbild widersprechen.

Die mögen falsch sein und das christliche Weltbild richtig, aber das muss schon ernsthaft untersucht und mit stichhaltigen Argumenten untermauert werden.

Es ist ja nicht so, dass jedes Detail des christlichen Weltbildes dogmatisiert wäre.
Ja, dein Anliegen verstehe ich sehr, sehr gut. Wir brauchen wieder eine gute Fundamentaltheologie!
(Zu meiner Studienzeit gab es z. B. das Fach "Grenzfragen zwischen Theologie und Biologie", von einem (gläubigen) Biologen doziert.)

Ralf

Beitrag von Ralf »

mr94 hat geschrieben:Ich halte es da mit Ratzinger: Es ist sicher ein Fehler, jegliche neue vermeintliche Erkenntnis der Theologie direkt in die Katechese durchzureichen.
In der Medizin gilt, daß man nur das lehren soll, von dem man glaubt, daß nach fünf Jahren noch die Hälfte stimmt. Ich nehme an, daß dies in anderen Naturwissenschaften ähnlich ist.

Ein für die Theologie geradezu desaströser Ansatz, verständlicherweise. Nun fordert das von der Theologie ja auch niemand, aber der Druck geht dahin, da man unbedingt "Wissenschaft" sein will und vollkommen vergißt, daß dieser Begriff hier vor einem ganz anderen Hintergrund gesehen werden muß. Da könnte man einiges von der Philosophie lernen, die sich auch ständig damit auseinanderzusetzen hat.

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Reinhard Gonaus
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Beitrag von Reinhard Gonaus »

Geronimo hat geschrieben: Es gab hier vor Monaten schon mal eine Diskussion darüber, ob Theologie überhaupt Wissenschaft ist ...ruht jetzt sanft in den Katakomben des Forenarchivs, so dass wir getrost neu diskutieren können.
Wenn Theologie Wissenschaft ist, dann aber nicht die vom Glauben, sondern die Wissenschaft, die sich mit Gott beschäftigt. Sieht jedenfalls für mich so aus.


Na ja.
(Scheint meine geliebteste Anfangsfloskel zu sein, nicht?)
Warum nicht die vom Glauben? So hab ich's eigentlich gelernt. Und wenn sie sich mit Gott beschäftigt, kann sie sich ja nur insofern mit ihm beschäftigen, als wir was durch seine Offenbarung von ihm wissen. Deshalb, auch wenn sie explizit von Gottv spricht: Wissenschaft vom Glauben.

Was die Grundsatzfrage der Wissenschaftlichkeit betrifft, die nehm ich ganz pragmatisch: Alles, was an der Universität gelernt werden kann, ist Wissenschaft.
Reinhard
--
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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Viele verstehen unter "Wissenschaft" nur "Naturwissenschaft". Dann ist Theologie freilich keine Wissenschaft, aber auch viele andere akademische Disziplinen wären dann unwissenschaftlich: Philosophie, Gechichte, Sprachwissenschaften, Musikwissenschaft ...

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Reinhard Gonaus hat geschrieben:
Geronimo hat geschrieben: Es gab hier vor Monaten schon mal eine Diskussion darüber, ob Theologie überhaupt Wissenschaft ist ...ruht jetzt sanft in den Katakomben des Forenarchivs, so dass wir getrost neu diskutieren können.
Wenn Theologie Wissenschaft ist, dann aber nicht die vom Glauben, sondern die Wissenschaft, die sich mit Gott beschäftigt. Sieht jedenfalls für mich so aus.


Na ja.
(Scheint meine geliebteste Anfangsfloskel zu sein, nicht?)
Warum nicht die vom Glauben? So hab ich's eigentlich gelernt. Und wenn sie sich mit Gott beschäftigt, kann sie sich ja nur insofern mit ihm beschäftigen, als wir was durch seine Offenbarung von ihm wissen. Deshalb, auch wenn sie explizit von Gottv spricht: Wissenschaft vom Glauben.

Was die Grundsatzfrage der Wissenschaftlichkeit betrifft, die nehm ich ganz pragmatisch: Alles, was an der Universität gelernt werden kann, ist Wissenschaft.
Bin ich im Prinzip deiner Meinung. Das mit dem Glauben verwend ich in dem Zusammenhang nicht gern, weil Glauben immer eine sehr individuelle Dimension hat; die wissenschaftliche Beschäftigung mit Gott auch unabhängig vom momentanen Glaubensstand stattfinden kann ... aber man kann es nicht ganz genau trennen, das ist klar.

Es ist wohl auch eine gewisse Unklarheit gegeben dadurch, dass zwischen dem Theologiestudium an der Uni und dem, was man so als Laie im theologischen Grundkurs lernt oder in der Fortbildung für die Katechese doch ein himmelweiter Unterschied klafft ... es sich ja um zwei verschiedene Ebenen der theologischen Ausbildung handelt.

Geronimo

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Reinhard Gonaus
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Beitrag von Reinhard Gonaus »

Geronimo hat geschrieben:(...)Das mit dem Glauben verwend ich in dem Zusammenhang nicht gern, weil Glauben immer eine sehr individuelle Dimension hat; die wissenschaftliche Beschäftigung mit Gott auch unabhängig vom momentanen Glaubensstand stattfinden kann ... aber man kann es nicht ganz genau trennen, das ist klar.
Mit Gott, mein ich, kann man sich nicht wissenschaftlich beschäftigen, weil ich da einem Forschungesgegenstand gegenübertreten muss, an dem ich Aussagen als wahr oder falsch erweisen kann. Solchen Tätigkeiten entzieht sich Gott aber. Was ich (Ich wohl nicht, aber grundsätzlich) untersuchen, verifizieren oder falsifizieren kann, sind Ansichten, Auffassungen, Lehren u. dgl. über Gott, und zwar dahingehend, ob sie mit den Lehren, Auffassungen, Ansichten u. dgl. einer bestimmten Kirche übereinstimmen, bzw. inwiefern sie davon abweichen.
Es ist wohl auch eine gewisse Unklarheit gegeben dadurch, dass zwischen dem Theologiestudium an der Uni und dem, was man so als Laie im theologischen Grundkurs lernt oder in der Fortbildung für die Katechese doch ein himmelweiter Unterschied klafft ... es sich ja um zwei verschiedene Ebenen der theologischen Ausbildung handelt.
Das wohl, und das mit dem himmelweiten Unterschied vielleicht auch. Immerhin ist aber doch vorauszusetzen, dass unsere Skripten den Stand der Wissenschaft wiedergeben, und dass sie uns grundsätzlich befähigen, der fortschreitenden Diskussion einigermaßen kompetent zu folgen, wenigstens in den Fachbereichen, die unser spezielles Interesse finden. In meinem Fall zum Beispiel der Themenkreis Meditation und Mystik. Etwa so, wie ein Geschichtslehrer im Pflichtschulbereich auf einem Niveau, das sein Maturawissen nur unwesentlich überschreitet, sich in seinem Fach einigermaßen auf dem Laufenden halten und in eng begrenztem Bereich, zum Beispiel in der Geschichte seines Heimatortes, durchaus auch wissenschaftlich arbeiten kann.
Reinhard
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