Alles, um was ihr bittet in eurem Gebet .... ?

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Junia
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Alles, um was ihr bittet in eurem Gebet .... ?

Beitrag von Junia »

Hallo .....

Wer stolpert nicht gelegentlich über die Zusage vor allem in Markus 11,22 ff und dort in Vers 24: Alles was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr's empfangt, so wird's euch werden.(Luther) und denkt sich dabei:

Stimmt das so?
Erhört Gott wirklich alle Bitten? Und wenn einer sagt, dass er Gott so nicht erlebt, wird er von Christen fertig gemacht, als ungläubig abgestempelt?

Habe grad in einem anderen Forum die Antwort gelesen, dass die Hungersnot in Afrike nicht wäre, würden die Menschen dort zu Gott und nicht zu Allah beten. Geht es noch perverser in den Antworten von Christen bei solchen Fragen? Warum halten Christen ein Hinterfragen von Gottes Allmacht nicht aus? Warum so fragende Menschen noch mehr mit Bibelzitaten zumüllen? Manchmal raffe ich es einfach nicht ..... :kratz:

junia

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Junia hat geschrieben:»Habe grad in einem anderen Forum die Antwort gelesen, daß die Hungersnot in Afrika nicht wäre, würden die Menschen dort zu Gott und nicht zu Allah beten.«

Ich würde sagen, es hat genau das Gebet dessen gefehlt, der dir so anwortete. – Und meines.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Edi
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Beitrag von Edi »

Das zitierte Schriftwort ist nicht so zu verstehen, dass Gott alle unsere Gebete erhört. Jedoch erhört er alle Gebete, die in seinem Willen sind und einige Christen wussten konkret, was der Wille Gottes in dieser oder jener Angelegenheit war und haben daher nur das erbeten, was auch Gott wollte.
Die andere Seite ist aber auch, dass mangelnder Glaube oft auch Erhörung verhindert.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Ich würde sagen, Gott hört alle Gebete und erhört sie auch ... oft in direktem Weg, manchmal versteckt. Wie aber um alles in der Welt soll er in die strukturelle Krise in Afrika eingreifen? Durch einen Donnerschlag, der sämtliche Verbrecher dort auf einen Schlag tot umfallen lässt? Schön wär's ...
Das Problem in Afrika ist sehr komplex. Meines Erachtens ist es eine erbärmliche Aussage, die nur von der eigenen Ignoranz und dem eigenen Unwissen zeugt, wenn jemand so einen Spruch wie den von dir zitierten, Junia, ablässt ... Eines ist klar - mit solchen Leuten, die solche Aussagen treffen, werden nirgendwo Krisen gelöst werden.
Einfach abhaken ... es ist zu blöd, um sich ernsthaft damit zu beschäftigen.
Wer sich mit Missionsprojekten auseinandersetzt, wird schnell merken, wie schwierig alles ist, aber auch wie anders man denken muss, wenn man in Afrika und Asien Hilfe bringen will. Mir fällt spontan (das ist allerdings Indien) das Watershed-Projekt ein (von einem Jesuiten ins Leben gerufen), das von der altbekannten Methode, auf der Suche nach Wasser immer tiefere Brunnen zu graben und dadurch den Grundwassserspiegel noch mehr abzusenken, abkommt und statt dessen durch Bepflanzung der verödeten Hänge und ein Gräbensystem, welches das Regenwasser auffängt und in die Erde leitet, enorme Erfolge in der wiederurbarmachung bereits landwirtschaftlich völlig verödeter Landstriche erzielt hat. Obwohl die Leute dort nicht zu Gott beten - es kam halt einer vorbei, der das tut, und hat die Ärmel hochgekrempelt und eine Idee umgesetzt.

Geronimo

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Junia
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Beitrag von Junia »

Hallo,

danke für eure bisherige Antworten.
Mir geht es eigentlich letztlich um die Frage: Wie geht ihr damit um, wenn ihr solchen Leuten begegnet, die von sich sagen, sie hätten schon so lange für ein wichtiges Anliegen gebetet ..... aber es tut sich einfach nichts. Als konkretes Anliegen vielleicht: Menschen, die eine besch***eidene Vergangenheit haben, z.B. sex. Mißbrauch in der Kindheit, total unheile Familienverhältnisse (solche begegnen mir immer wieder ....) und dann erlebt man solche Antworten von Mitchristen wie: sie würden zu wenig glauben oder vertrauen oder mit solchen Beispielsätzen wie oben. Mir geht es darum, dass wir solche Menschen ernst nehmen sollten und sie dort abholen müssen, wo sie stehen.
Also liebe Mit-User/innen: begegnet euch so etwas auch manchmal? Wie geht ihr damit um?

junia

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Ich würde sagen, was eines meiner Kinder mal sagte -dass Gott kein Bonbonautomat ist - oben Gebete rein, unten heile Welt raus. Und dass nirgendwo steht, dass wir ein glückliches Leben zu erwarten haben. Das hört vielleicht grob an, aber ist meine Meinung.
Die Worte "Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen" sind nun mal wahr. Und wenn uns von irgendwo her eine easy Welt mit lauter happy Menschen vorgegaukelt wird, ist das eben gelogen.

Und dass das Gebet nicht immer darum geht, dass etwas besser werden muss (manche Dingen werden nicht besser, die bleiben schlecht oder werden sogar noch schlimmer), sondern dass wir einen im Himmel haben, der diesen bitteren Gang auf Erden auch gegangen ist und ihn kennt und jede Sekunde unserer Betrübnis und unseres Unglücks kennt und mit uns diesen Weg geht. Dieser Glaube - dass Jesus sekündlich bei einem ist, mit einem lacht und weint - das ist doch Wesentliche.
Es gbit Fälle (unheilbare Krankheit z.B.), da hilft nur das Gebet um Beistand und Mittragen der Last.
Was sonst sollte man sagen? Alles andere wäre Lüge.

Geronimo

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Edi
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Beitrag von Edi »

Geronimo schreibt das Richtige hierzu. Ich möchte aber doch noch etwas ergänzen.
Gott erhört jedes aufrichtige Gebet um Sündenvergebung, denn das hat er uns durch Jesus zugesagt. Insoweit werden nicht unbedingt die Lebensumstände anders, jedoch unsere Einstellung dazu wird sich ändern. Ich will mal ein Beispiel aus eigner Erfahrung nennen: ich hatte in meiner Jugendzeit eine Tante, die immer alles Mögliche an mir zu kritisieren hatte und selbst als ich erwachsen war und eine selbstständige Arbeit annahm, hat sie sich in alles auf eine ungute Art eingemischt, was mich oft genug masslos ärgerte und in mir einen grossen Hass gegen sie aufsteigen liess.

Aber an dem Tag, wo mir Gott durch seinen heiligen Geist begegnete, sah ich ein, dass ich mit meiner Reaktion auch Unrecht tat und habe mich dann bei der Tante entschuldigt. Seit diesem Tag war ich selber frei von diesem Hass und das Schöne war, dass sich die Tante ab dem Moment nie wieder auf diese ungute Art in meine Dinge eingemischt hat.
Wenn sich der Mensch mit Gottes Hilfe ändert, kann er die Lebensumstände leichter ertragen und manchmal ändern sich diese ja auch. Eine Garantie wie es manche sich einreden, gibt es aber nicht. Das wäre reiner Wohlfühlglaube entsprechend dem Wohlstandsevangelium, der ist recht irdisch. Natürlich darf man trotzdem auch um irdische Dinge bitten und Gott greift auch da manchmal heilend und überraschend ein, aber es gibt keine grundsätzliche Zusage Gottes dafür.

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Reinhard Gonaus
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Beitrag von Reinhard Gonaus »

Junia hat geschrieben:Hallo,

danke für eure bisherige Antworten.
Mir geht es eigentlich letztlich um die Frage: Wie geht ihr damit um, wenn ihr solchen Leuten begegnet, die von sich sagen, sie hätten schon so lange für ein wichtiges Anliegen gebetet ..... aber es tut sich einfach nichts. Als konkretes Anliegen vielleicht: Menschen, die eine besch***eidene Vergangenheit haben, z.B. sex. Mißbrauch in der Kindheit, total unheile Familienverhältnisse (solche begegnen mir immer wieder ....) und dann erlebt man solche Antworten von Mitchristen wie: sie würden zu wenig glauben oder vertrauen oder mit solchen Beispielsätzen wie oben. Mir geht es darum, dass wir solche Menschen ernst nehmen sollten und sie dort abholen müssen, wo sie stehen.
Also liebe Mit-User/innen: begegnet euch so etwas auch manchmal? Wie geht ihr damit um?

junia
Einen Unterschied machend.
Meist stellt einer eine solche Frage ja nur, um mich auf die Probe zu stellen, oder um mich zu ärgern, oder um meine ernsthaft versuchte Antwort dann lächerlich machen zu können.

Menschen, die vom Schicksal geschlagen, vom Leid gequält werden, wie du oben beschreibst, stellen solche Fragen nach meiner Erfahrung selten. Die klagen ihr Leid. Halten Gott allenfalls nach Art des Ijob seine Schwerhörigkeit vor.

Denen kann ich ja auf jeden Fall ernsthaft und geduldig zuhören und, falls sie das wollen, mit ihnen gemeinsam nach einer Lösung suchen.

Und wenn sie die Frage stellen, wie Gott denn sowas zulassen könne usw., die ja bald gestellt wird, in solchen Lagen, dann muss ich erstens deutlich sagen, dass ich keine Antwort weiß, und darf zweitens anmerken, dass Gottes Versprechungen nicht dahingehend lauten, dass er solche Schläge von uns fernhält, sondern dass er sie an unserer Seite mit uns aushält.

Und: Ein Trost ist das nicht. Aber vielleicht eine Stärkung.

Meine Frau erzählt mir gelegentlich, dass sie sich in ihrer Kindheit maßlos geärgert habe über die lieben Angehörigen, die auf ihr kindliches Klagen über wirkliches oder eingebildetes Leid stets die Antwort wussten: "Wird schon wieder werden!"
Nur von ihrer Großmutter konnte sie das ohne Groll annehmen und sich getröstet fühlen, ohne, dass sie verstand, warum.

Heute, sagt sie, weiß sie's: Die Großmutter war die einzige, die sowas nicht sagte, um das Klagen zu beenden, sondern, weil sie's wirklich so glaubte.

Und was das Nichterhören von Gebeten betrifft: Als Erfahrung berichtet, muss man's wohl, wie es gesagt ist, stehen lassen. Wer könnte einer Erfahrung widersprechen? Allenfalls könnte ich nach der Schlussfolgerung fragen. Aus der Nichterhörung von Gebeten kann man ja vielerlei schließen: Dass die Gebetsformel falsch ist, dass das Anliegen nicht zulässig ist, dass Gott unnahbar oder unerreichbar ist, dass es ihn gar nicht gibt, ...

Nur, weil's mir grad so einfällt: Das Gebet Jesu in der Ölbergstunde, ...
Hältst du das für ein erhörtes Gebet?
Reinhard
--
Wir werden nie herausfinden, warum einer, der schnarcht,
sich selbst nicht schnarchen hören kann. (Mark Twain)

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roncalli
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Registriert: Sonntag 15. August 2004, 16:34

Beitrag von roncalli »

"Wir vertrauen darauf, dass Beten prinzipiell hilft"
Ansprache von Bischof Dr. Egon Kapellari anlässlich des Irakkrieges:
http://www.graz-seckau.at/content/bw/ka ... ectID=3515

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