Koennen noch Wunder geschehen?

Allgemein Katholisches.
max72
Beiträge: 1032
Registriert: Montag 10. November 2003, 16:42

Koennen noch Wunder geschehen?

Beitrag von max72 »

Hallo Leute,

ein paar Gedanken am Montagmorgen:

Mir scheint die Menschen koennen heute nicht mehr Glauben, weil sie nicht glauben koennen, dass es in der Welt mehr als "Alltag", als "alltaegliches" geben kann. Nur Alltagswahrnehmung ist real, groesseres kann es nicht geben.

Das Standardargument ist, weil man heute keine Wunder, keine Gottesoffenbarungen und anderes sieht, kann es sie auch damals nicht gegeben haben. Mir scheint, dass selbst Christen, gerade Protestanten, dies selbst glauben und deswegen Auferstehung und alles andere "wegerklaeren" muessen. Damit beweisen wir doch den Kritikern nur, dass sie Recht haben und das Evangelium "erfunden".

Aber vom katholischen Standpunkt wissen wir doch eigentlich, dass das falsch ist. Fatima, Padre Pio, Faustyna und andere, das zeigt doch dass auch heute noch Dinge geschehen koennen, die groesser sind als unser Alltag. Ich hoerte letztens dass man anscheinend Texte von Mutter Teresa fand woraus hervorgeht, dass ihr Jesus erschienen sei und daher die Aufforderung kam nach Indien zu gehen.

Selbst Katholiken tun sich heute oft schwer sowas zu glauben, aber zeigt das nicht eine Glaubenskrise? Nicht glauben zu koennen, dass die Welt groesser ist als wie sie uns im Alltag erscheint?

Und muessten wir nicht manchmal selbstsicherer die Botschaft verkuenden "Ja, es geschehen auch heute noch Wunder und Zeichen, und deswegen kann man auch glauben, dass Jesu Wunder gewirkt hat und von den Toten auferstanden ist"?

Gruesse

Max

Benutzeravatar
cathol01
Beiträge: 1562
Registriert: Mittwoch 17. Dezember 2003, 14:38
Wohnort: Archidioecesis Luxemburgensis
Kontaktdaten:

Beitrag von cathol01 »

Ein Arzt aus einem Krankenhaus hat mir mal gesagt, dass 1% der Menschen auf eine den Ärzten nicht erklärliche Weise geheilt werden.
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

Benutzeravatar
Erich
Beiträge: 781
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 10:50
Wohnort: Köln

Beitrag von Erich »

Nicht an Wunder zu glauben wäre für mich echt ein Problem ;D Wo sollte ich sonst folgende Begebenheit unterbringen:

Ich habe dem Uli in den letzten Tagen seines Lebens zur Seite gestanden. Sein Sterben hatte 14 Tage gedauert in denen er mehr oder weniger ansprechbar in seinem Bett gelegen hat. Während dieser Zeit habe habe ich jeden zweiten Tag ein paar Stunden bei ihm am Bett gesessen, ihm nur die Hand gehalten oder auch Gebete und Psalmen vorgelesen. Er ist eines Abends gestorben, als ich nicht bei ihm war.

Vierzehn Tage später fuhr ich bei regnerischem Wetter mit einem geliehenen VW-Bus zu einem Baumarkt (Tochter beim Umzug helfen). An einer abknickenden Vorfahrt, in die ich mit erhöhter Geschwindigkeit fuhr, nahm ich einem anderen Wagen die Vorfahrt. Ich versuchte noch zu bremsen, aber mein Wagen rutschte auf der nassen Fahrbahn weiter. Ich sah den Zusammenstoß schon kommen – und dachte nur noch – jetzt knallts.

Aber, es geschah nichts. Der andere Fahrer konnte trotz glatter Fahrbahn anhalten und dadurch den Unfall vermeiden. Unmittelbar nach diesem Geschehen hatte ich die Eingebung, das Wissen, die Botschaft oder wie man es immer bezeichnen mag: „das war der Uli (der verstorbene Bekannte), der den Unfall verhindert hat“.

Ich habe lange gebraucht, bis ich dieses Geschehen verarbeitet hatte und es anderen erzählen konnte. Es war und ist für mich unbegreiflich, daß ich den Uli mit dem Beinahe-Unfall in Zusammenhang gebracht habe – Das macht keinen Sinn - es sei denn, er hat wirklich schützend eingegriffen um mir so eine Dankbarkeit für die Sterbebegleitung zu übermitteln.

Das ist also ein wundersames Geschehen, auf das ich zurückgreifen kann. Ich hab noch weitere erlebt, allerdings sind sie meist sehr persönlich, sodass ich nicht vor aller Welt darüber berichten möchte. Jedenfalls sind Wunder für mich nix besonderes 8)
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

anselm
Beiträge: 370
Registriert: Samstag 1. November 2003, 17:53

Beitrag von anselm »

cathol01 hat geschrieben:Ein Arzt aus einem Krankenhaus hat mir mal gesagt, dass 1% der Menschen auf eine den Ärzten nicht erklärliche Weise geheilt werden.
Hm, 1% ist aber aus statistischer Sicht so gut wie garnichts, damit kommst du nicht weit.

Um wirklich etwas über "Wunder" aussagen zu können müsste man sich schon viele Einzelfälle genauer anschauen.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Ich habe welche erlebt.

Geronimo

max72
Beiträge: 1032
Registriert: Montag 10. November 2003, 16:42

Beitrag von max72 »

Ich habe mich mal mit einem Physiker unterhalten, der unheimlich gut ueber Philosophie und Religion Bescheid wusste, auch ueber das Christentum. Nach einer langen, interessanten Unterhaltung musste ich fragen: "Was denkst denn Du, koennte es moeglicherweise eventuell so sein, dass es ein Leben nach dem Tod gibt?" Er kapierte gar nicht, dass ich das eventuell Ernst meinen koennte, war etwas verunsichert aber ganz sicher dass ich das nicht ernst meinen koennte.

Da war also alles eine rein intellektuelle Beschaeftigung. Etwas "wundersames", "nicht-alltaegliches" koennte es gar nicht geben. Leider gibt es wohl auch viele Christen, die das Christentum genauso betrachten. Als Philosophie und Ethik, aber man haelt sich das ganze auf Abstand, tief innerst hat man dieselbe materialistische Weltanschauung wie alle anderen auch.

Aber die Beitraege hier lassen ja schliessen, dass ihr diesbezueglich keine Skepsis habt.

Gruesse

Max

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11331
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Beitrag von Edi »

Hier ein aktueller Beitrag zu den Wundern, die sich bei Fratel Cosimo ereignen:

http://www.medizin-ethik.ch/publik/zeugnis_cosimo.htm

Marlene
Beiträge: 661
Registriert: Donnerstag 4. Dezember 2003, 15:03

Beitrag von Marlene »

Jetzt mal allen Ernstes gefragt: Was ist eigentlich ein Wunder?

Für mich ist es z.B. schon ein Wunder, wie das Leben entsteht, z.B. das menschliche Leben: Und je mehr wir dem medizinisch auf den Grund gehen, um so mehr ist es für mich ein Wunder, was da geschieht.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Es gbit auch Physiker, die das ganz anders sehen ...

Geronimo

max72
Beiträge: 1032
Registriert: Montag 10. November 2003, 16:42

Beitrag von max72 »

Marlene hat geschrieben:Jetzt mal allen Ernstes gefragt: Was ist eigentlich ein Wunder?
Gute Frage. Vermutlich etwas was unsere Weltsicht vollkommen in Frage stellt, weil es aus unserer Weltsicht heraus nicht moeglich sein kann. Etwas dass uns herausfordert unser Weltbild zu revidieren. Fuer einen Engel sind Wunder vielleicht was ganz alltaegliches?

@Geronimo: Physiker sind meiner Erfahrung nach unter den wissenschaftlern die verstaendnisvollsten was Religion angeht. Und manche koennen auch zB an Leben nach dem Tod glauben. Aber unter den Wissenschaftlern ist sowas generell doch eine Ausnahme. (Da gab's mal ne Umfrage, weituas der groesste Teil war klar atheistisch und materialistisch eingestellt. )

Gruss

Max

Andreas01
Beiträge: 243
Registriert: Dienstag 10. August 2004, 16:32

Beitrag von Andreas01 »

Marlene hat geschrieben:Jetzt mal allen Ernstes gefragt: Was ist eigentlich ein Wunder?
Ich sehe drei Arten von Wundern:
1. Ereignisse, die den Naturgesetzen widersprechen
2. unerklärliche Zufälle, die das Eingreifen Gottes nahelegen
3. die Welt an sich


ad 1:
Naturgesetze entstehen empirisch;
was man ohne Ausnahme immer wieder beobachtet, wird zum Naturgesetz erklärt.
Geschieht dann doch etwas anderes, wird das betreffende Naturgesetz abgeändert;
Beispiel Atom= unteilbar (wörtlich genommen).
Naturgesetze spiegeln den momentanen Stand der Naturbeobachtung und sind nicht absolut.

Dies beachten, läßt nicht zu, sofort ein Wunder zu definieren, sobald anderes im Physik- oder Medizinbuch steht.

Naturgesetz durchbrechende Wunder sind sehr selten, auch in der Bibel; ich würde hier im wesentlichen nur die Speisenwunder (Manna, Brotvermehrung) anführen.

ad 2.:
Ich denke, dass Gott hauptsächlich durch Lenkung des Zufalls in unser Leben eingreift und auf diese Art auch heute noch Wunder tut.

Die meisten der in der Schrift berichteten Wunder lassen sich naturwissenschaftlich erklären:

zufällig kamen die Heuschrecken und zufällig starben alle Erstgeborenen der Ägypter
zufällig kam ein Erdbeben und die Mauern von Jericho stürzten ein
zufällig hatten die Löwen eine Abneigung auf Daniel
zufällig wurden alle gesund, die Jesus heilen wollte
zufällig ...

Fazit:
es gibt sehr viel mehr Wunder, die den Naturgesetzen nicht widersprechen.


ad 3.:
das ist das größte Wunder und führt uns zur Erkenntnis, dass Gott ist.

Gruß Andreas

Benutzeravatar
roncalli
Beiträge: 739
Registriert: Sonntag 15. August 2004, 16:34

Beitrag von roncalli »

Andreas01 hat geschrieben:
Ich denke, dass Gott hauptsächlich durch Lenkung des Zufalls in unser Leben eingreift und auf diese Art auch heute noch Wunder tut.
Albert Schweitzer (1875 - 1965, Theologe und Arzt) sagte einmal:
"Der Zufall ist das Pseudonym, das der liebe Gott wählt, wenn er inkognito bleiben will."

max72
Beiträge: 1032
Registriert: Montag 10. November 2003, 16:42

Beitrag von max72 »

Andreas01 hat geschrieben: Ich sehe drei Arten von Wundern:

3. die Welt an sich
Alleine die Tatsache, dass wir in genau diesem Augenblick auf einer kleinen Erdkugel sind, die durchs Weltall um die Sonne saust, in einem Sonnensystem von unzaehligen anderen... Wir hoeren so etwas, aber begreifen wir dass es das wirklich so ist? Genau gerade jetzt waehrend wir email lesen, Auto fahren, die Katze fuettern? Wenn wir es begreifen wuerden, muessten wir nicht in einem grossen Staunen ueber diese Wlet leben?

Genauso reden wir dauern ueber religioese Wahrheiten, Gottes Gegenwart, Jesu Auferstehung. Aber begreifen wir es, dass dies wirklich ist?

Ich denke bei Wundern wir Fatima und anderen geschieht genau dies, fuer einen Augenblick begreifen wir wie wundersam unsere Wirklichkeit ist und fuer einen Augenblick sind wir davon ergriffen. Bis uns der Alltag wiederhat.

Gruss

Max

anselm
Beiträge: 370
Registriert: Samstag 1. November 2003, 17:53

Beitrag von anselm »

Andreas01 hat geschrieben: Ich sehe drei Arten von Wundern:
1. Ereignisse, die den Naturgesetzen widersprechen
2. unerklärliche Zufälle, die das Eingreifen Gottes nahelegen
3. die Welt an sich
Einige ironische Erwiderungen:

ad 1) solche Ereignisse führen zur Aufstellung neuer Theorien oder der Revidierung alter Theorien. Man nennt das normalen wissenschaftlichen Fortschritt. 8)

ad 2) originelle Interpretation, kann sein - kann auch nicht sein. Betrifft hauptsächlich dein subjektives Wohlbefinden.

ad 3) ja, das hat etwas für sich. Es kann aber auch sein, dass es nur im Rückblick so erscheint. Denn es kann auch sein, dass "Gott" 1000000000 Zufallsexperimente gemacht hat und eine Welt, die unsere, ist übrig geblieben. Die Weltlinge sehen dann in ihrer Welt etwas ganz besonderes, obwohl es Zufall war.

Euer Advocatus Diaboli ;)

max72
Beiträge: 1032
Registriert: Montag 10. November 2003, 16:42

Beitrag von max72 »

anselm hat geschrieben:
ad 1) solche Ereignisse führen zur Aufstellung neuer Theorien oder der Revidierung alter Theorien. Man nennt das normalen wissenschaftlichen Fortschritt. 8)
Waere das ein Problem? Wenn wir die Welt immer deutlicher sehen, wenn wir sie irgendwann einmal sehen koennten wie sie wirklich ist, dann wuerden wir Wunder verstehen. Vielleicht auch als Eingreifen Gottes. Da waeren Wunder etwas "normaler". Aber wuerden uns genauso ins Staunen versetzen, wie das Weltall einen Astrophysiker ins Staunen versetzt, auch wenn er vieles davon inzwischen verstehen kann.

Gruss

Max

Benutzeravatar
Mariamante
Beiträge: 834
Registriert: Dienstag 20. April 2004, 00:04
Wohnort: Wien

Wunder

Beitrag von Mariamante »

Zur Mystikerin Mechthild Werth-Schönthaler sagte Jesus auf die Frage, warum heute (das war ca.1900) nicht solche Wunder geschehen wie zur Zeit der Apostel - "weil es am kindlichen Glauben fehlt."

Manche Heilige (Vinzenz Ferrier - Pater Pio) haben in ihrem Leben und Wirken sehr viele Wunder Gottes erleben dürfen - hier war der starke Glaube und die Hingabe an Gott dass Aufnahmegefäß.

Wenn man gläubige Menschen "privat" fragt, so kann man viel mehr Wunderbares erleben, als es nach außen hin bekannt ist. Viele bekennen sich öffentlich nicht zu den wunderbaren Ereignissen in ihrem Leben, da sie von weniger gläubigen Menschen (und sogar Christen) für verrückt oder "halluzinierend" angesehen werden. So bin ich überzeugt, dass die Menschen auch heute mehr Wunder erleben als öffentlich bekannt ist.

Und wenn wir auf die bereits erwähnten heiligen Seelen wie Sr. Faustina oder Pater Pio schauen- auch eine Therese von Konenrsreuth soll erwähnt werden- dann gibt es auch in unserer Zeit (abgesehen von den Erscheinungen und wunderbaren Heilungen z._B. im Rahmen charismatischer Gottesdienste) viele Wunder. Ich glaube dass das Leben jener Christen, die ihr Herz ganz für die Liebe Gottes öffnen und ein kindliches Vertrauen haben sogar täglich neue Wunder der göttlichen Liebe erleben läßt. Denken wir nur an die Gegenwart unseres göttlichen Heilandes im Allerheiligsten Sakrament des Altares. Das ist doch Wunder über Wunder- auch wenn es nach aussen hin unscheinbar wirkt.
Gelobt sei Jesus Christus

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema