Natürlich hat „Christusähnlichkeit“ mit der Taufe zu tun. In der Taufe wird der alte Mensch ersäuft, ich werde neu geboren, Christo gleichgestaltet. Laß dich taufen und stirb sogleich: Das ist die Direttissima in den Himmel.Steffen hat geschrieben:»Ich bin mir nicht sicher, ob ich das recht verstehe. Könntest Du es mir anhand der Taufe erklären? Ist von sakramentaler Repräsentation nicht nur im Zusammenhang mit der Eucharistie die Rede? Wieso hat die Christusähnlichkeit nur etwas mit der Nachfolge zu tun und wird nicht schon mit der Taufe? Prägt nicht jedes Sakrament in unterschiedlicher Weise eine Christusähnlichkeit ein?«
Allerdings geht der Taufe grundsätzlich der Weg der Umkehr, der imitatio Christi schon voraus. Das ist durch die Kindertaufe als Normalfall ziemlich verwischt. Bei den Kindern muß – „müßte“, muß man heute leider sagen – dieser Weg gleichsam nachträglich stattfinden, begleitet von Katechesen und Prüfungen in der Erziehung durch die Eltern und auch durch die Kirche.
Zu solcher nachfolge bin ich mein ganzes Leben lang gerufen, und immer wieder neu gerufen, sooft ich scheitere. Die Kirche vermittelt mir die dazu nötige Gnade durch die Sakramente, zuerst durch die Firmung, das Siegel des Heiligen Geistes, um mich in der Taufgnade zu befestigen. Fortwährend durch die Eucharistie, von der ich mich auf diesem Weg der Nachfolge nähre. Im besonderen durch das Sakrament der Buße, die mich nach dem Sturz wiederherstellt. Auch durch die Seele und Leib heilende Kraft der Krankensalbung.
Was aber ist mit Weihe und Ehe? – Gnade vermitteln sie, keine Frage, sonst wären sie keine Sakramente. Der Zweck der Weihe besteht aber darin, daß dem Geweihten die Vollmacht verliehen wird, in persona Christi das Opfer zu bringen, zu binden und zu lösen sowie diese Vollmacht weiterzugeben. Wenn also etwa Presbyterorum ordinis davon redet, durch das unauslöschliche Prägemal der Weihe sei der Priester Jesus Christus gleichgestaltet, so ist das im Hinblick auf diesen Zweck gemeint, im Hinblick auf das bevollmächtigte Handeln an Christi statt zum Heile der andern (und vor allem in der Eucharistie auch seiner selbst).
Das ist die manchmal nicht zu Unrecht so genannte Amtsgnade. Diese Amtsgnade wirkt auch in einem Priester, der sich nicht im Stand der Gnade befindet, der persönlich in keiner Weise Christus nachfolgt, der ein Räuber, Mörder oder Hurenbock ist – solange er es nur zuläßt, daß sie wirkt, um der ihm Anvertrauten willen.
Ganz ähnlich ist es mit der Ehe. Die Gnade des Sakraments stärkt uns nicht auf dem Weg der Nachfolge, sondern in unserm Amt als Gatten, zum Wohl des Gatten und der Nachkommenschaft. Für meine eigene Heiligung ist weder Weihe noch Ehe erforderlich, noch überhaupt von Belang. Außer insofern, als es sich um Fakten meiner Geschichte handelt, durch die Gott meinen Weg zum Himmel abgesteckt hat. Das hat aber nicht mit ihrem sakramentalen Charakter zu tun, sondern mit ihrem historischen, und gilt ebenso von einem Gelübde, einer Krankheit oder dem Tod meines Kindes.