Priester - allgemeine Aspekte

Allgemein Katholisches.
Ralf

Beitrag von Ralf »

Reinhard Gonaus hat geschrieben:und aus Rom hör ich immer ganz global und ohne Einschränkung, Christus habe keine Frauen mit der Verkündigung beauftragt, daher könne die Kirche es auch nicht tun. Und das ist einfach nicht wahr.
Das sagt "Rom" nicht. Gesagt wird, Christus habe keine Frauen zu Priestern berufen, das ist was anderes als Verkündigung - das kann jede Frau und machen hundertausendfach Mütter täglich in ihrer Familie, Frauen auf dem Arbeitsplatz, Jugendliche in der Schule.

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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Steffen hat folgendes geschrieben:
»Wie kann es sein, daß den Frauen in der Taufe bzgl. des allg. Priestertums die Teilhabe am Hohepriestertum Christi geschenkt wird, während bzgl. des Amtspriestertums die Teilhabe verwehrt wird, obwohl es sich lediglich um eine andere Form von Teilhabe, aber am SELBEN Hohepriestertum Christi handelt?«

"Im Grunde ist dein Mißverständnis dasselbe wie bei Reinhard. Die Ordnung des sakramentalen Priestertum dient dazu, ..."


"Die Ordnung dient dazu..." es geht nicht um die Finalität der Priesterweihe, sondern um dessen Wesen.
Von Stufen zum Heil habe ich nicht gesprochen, auch mit keinem Wort irgendetwas über unwürdige Priester gesagt.


Ausgangspunkt ist vielmehr der folgende:

"Das gemeinsame Priestertum der Gläubigen aber und das Priestertum des Dienstes, das heißt das hierarchische Priestertum, unterscheiden sich zwar dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach. Dennoch sind sie einander zugeordnet: das eine wie das andere nämlich nimmt je auf besondere Weise am Priestertum Christi teil. "( 2. Vat., Lumen Gentium, Rn. 32)


Es ist den Frauen in der Taufe möglich, am Priestertum Christi teilzuhaben.
Die Priesterweihe ist eine Form von Teilhabe am Priestertum Christi.
Folglich muß es Frauen erlaubt sein, hieran teilzuhaben.


Daher meine Frage:
Wieso plötzlich geschlechtliche Unterschiede?
Warum gilt nicht, was für die Taufe gilt:
"Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angelegt. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau. Ihr seid alle eins in Christus."

Ralf

Beitrag von Ralf »

Steffen hat geschrieben:Es ist den Frauen in der Taufe möglich, am Priestertum Christi teilzuhaben.
Die Priesterweihe ist eine Form von Teilhabe am Priestertum Christi.
Folglich muß es Frauen erlaubt sein, hieran teilzuhaben.
Männer sind Menschen. Menschen gebären Kinder. Folglich muß es Männern erlaubt sein, Kinder gebären zu können (und der böse Gott diskriminiert da die Männer?).

So klingt das, Steffen. Und so wenig unterscheidest Du allgemeines vom geweihten Priestertum.

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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Hallo Ralf,

auf die Unterschiede kommt es nicht an, diese sind unstreitig.

Es geht um die Interpretation dieser Stelle:
"das eine wie das andere nämlich nimmt je auf besondere Weise am Priestertum Christi teil"

Entweder verträgt sich der Gedanke Priester und Frau irgendwie, und das scheint ja so zu sein, denn es gibt die Taufe, und damit eine Form von Teilhabe am Priestertum, oder gar nicht, dann wäre aber auch die Frauentaufe unwirksam.

Man muß nach dem Zitat unterscheiden zwischen der besonderen Form/ Weise der Teilhabe am Priestertum und der möglichen Teilhabe am Priestertum an sich. Wenn die Teilhabe am Priestertum an sich möglich ist, so können die einzelnen wesensmäßig verschiedenen Formen der Teilhabe zwar unterschiedliche Funktionen haben, aber nichts an den Voraussetzungen der Teilhabe ändern, denn diese sind abstrakt und unabhängig vom speziellen, von der jeweiligen Form zu bestimmen.

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Chiara
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Beitrag von Chiara »

Ralf hat geschrieben:
Steffen hat geschrieben:Es ist den Frauen in der Taufe möglich, am Priestertum Christi teilzuhaben.
Die Priesterweihe ist eine Form von Teilhabe am Priestertum Christi.
Folglich muß es Frauen erlaubt sein, hieran teilzuhaben.
Männer sind Menschen. Menschen gebären Kinder. Folglich muß es Männern erlaubt sein, Kinder gebären zu können (und der böse Gott diskriminiert da die Männer?).
Parallel: Frauen sind Menschen. Menschen zeugen Kinder. Folglich muss es Frauen erlaubt sein, Kinder zu zeugen (geht viel einfacher als gebären :mrgreen: ).

Schlimmer noch.

Nehmen wir mal die Menschwerdung dazu.
Maria bringt den Sohn Gottes zur Welt (die größte Mitwirkung eines Menschen an der Heilsgeschichte).
Aber nur Frauen können Kinder gebären.
Also wurden die Männer von Anfang an diskriminiert, weil sie nie den Messias hätten gebären können. Und nochmals dann bei der Inkarnation selbst, weil kein Mann der leibliche Vater Christi werden durfte.

Ja, das ist ganz schön gemein.

PS. So ganz diskriminierungsfrei ist das Weihesakrament aber intern auch nicht:
1. Der Priester kann nicht ordinieren, das diskriminiert ihn gegenüber den Bischöfen.
2. Der Diakon ist ganz schlimm dran, denn er kann weder konsekrieren noch absolvieren - ja er kann eigentlich nichts, was nicht auch ein Laie mit Sondervollmacht könnte.
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Chiara
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Beitrag von Chiara »

Steffen hat geschrieben:Entweder verträgt sich der Gedanke Priester und Frau irgendwie, und das scheint ja so zu sein, denn es gibt die Taufe
Nein, Steffen, das sieht ganz und gar nicht so aus.
Die Taufe bedeutet ein Eingepflanztwerden in Tod und Auferstehung Christi und die Eingliederung in seinen Leib, die Kirche. Das hat mit einer Teilhabe am priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt Christi zu tun, insofern er in der Kirche gegenwärtig ist.
Der Getaufte wird priesterlich tätig als Mitglied der Kirche, in Fürbitte und Lobpreis und der Darbringung seiner selbst. In diesem Sinne gibt es nicht mehr Mann und Frau, Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie...

Der Geweihte tritt dagegen in das Gegenüber zur Kirche, in die Rolle Christi, des Hauptes und Bräutigams der Kirche. Das Weihesakrament ist etwas wesentlich Verschiedenes, weil aus der Taufwürde nicht Ableitbares. (und umgekehrt)

Nach der evangelischen Theologie könnten die Gläubigen sich einen Amtsträger selbst geben, wenn sie keinen mehr hätten, indem sie kraft ihrer und seiner Taufwürde den ihrem Urteil nach von Gott Befähigten ins Amt einsetzten.
Das Weihesakrament der katholischen und orthodoxen Kirchen könnte sich nie aus dem allgemeinen Priestertum der Gläubigen fortpflanzen. Man bräuchte nur alle gültig geweihten Bischöfe auszurotten, und das Amtspriestertum würde aussterben.

In der Geschichte übrigens sieht es überhaupt nicht so aus, als ob Frau und Priester ginge. Weibliche Priester gab es nur bei häretischen Gruppen...
Und die Konzilsväter können es auch kaum gemeint haben - sie würden schon in Ohnmacht fallen, wenn sie Ministrantinnen am Altar sähen (aber das ist ein anderer Thread).
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Reinhard Gonaus hat geschrieben:»aus Rom hör ich immer ganz global und ohne Einschränkung, Christus habe keine Frauen mit der Verkündigung beauftragt«
Nö. Das stimmt nicht. Weder die Sachaussage, noch daß man das aus Rom höre.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Reinhard Gonaus hat geschrieben:»Und warum Frauen "einen Dienst zu unser aller Heil für die Zeit unserer Pilgerschaft in dieser unheilen Welt" nicht erfüllen können, das muss mir erst einmal einer erklären.«
Ralf hat geschrieben:»Wer sagt, daß sie das nicht können? Hau mal Deine Scheuklappen weg und vergiß die Altarfixierung! Glaubst Du denn, der Dienst des Laien in der Welt ist dem Heil nicht dienlich? Ist er nicht in vielerlei Hinsicht sogar dem Heil mindestens ebenso dienlich?«
Was die Frauen betrifft, haben sie den ersten und wichtigsten Verkündigungsdienst als Mütter ihrer Kinder. Aber keineswegs darauf beschränkt. Für mich persönlich sind einige Frauen als Verkündigerinnen, als Prophetinnen sozusagen, sehr wichtig geworden. Darunter sogar meine eigene. (Manche katholische Funktionsträgerin allerdings war und ist mir nichts als Anstoß und Ärgernis, jedoch nicht im Sinne jenes Ärgernisses, den das Kreuz gibt. Das sind solche, die Zeitgeistliches salbadern und dabei ihre Ansprüche zur Schau tragen statt das Kreuz Jesu zu verkündigen.)
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Alex hat geschrieben:»Der Getaufte wird priesterlich tätig als Mitglied der Kirche, in Fürbitte und Lobpreis und der Darbringung seiner selbst.«
Dies als Kernsatz (mitten aus dem Herz der Tradition) noch mal fett.
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