Wird der barmherzige Gott auch „Gericht“ halten?

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otto
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Wird der barmherzige Gott auch „Gericht“ halten?

Beitrag von otto »

Evangelium nach Matthäus 24,42-51.

Seid also wachsam! Denn ihr wißt nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.
Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüßte, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, daß man in sein Haus einbricht.
Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr eingesetzt hat, damit er dem Gesinde zur rechten Zeit gibt, was sie zu essen brauchen?
Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt!
Amen, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen.
Wenn aber der Knecht schlecht ist und denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht!,
und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen, wenn er mit Trinkern Gelage feiert,
dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt;
und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Heuchlern zuweisen. Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.


Hallo ich möchte eine Frage aufwerfen, die einiges an Überlegung erfordert, kann es eine falsch verstandene Barmherzigkeit Gottes geben?

Ich möchte das Evangelium von Matthäus 24,42-51 zur Begründung meiner Frage heranziehen. Dieses Stückchen aus dem „Wort Gottes“ war unlängst in der Leseordnung der alltäglichen Evangelien.

Auffälligerweise verschwieg der zelebrierende Priester folgende Passage die da lautet:


Wenn aber der Knecht schlecht ist und denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht!,
und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen, wenn er mit Trinkern Gelage feiert,
dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt;
und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Heuchlern zuweisen. Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.


Warum verschwieg er diese Worte des Herrn? Wollte er der Gemeinde diese Worte nicht zumuten?

Oder ist das für jene die an einem barmherzigen Gott glauben unerträglich?

Ist ein richtender Gott nicht barmherzig, oder darf/wird ein barmherziger Gott nicht so richten wie hier beschrieben?


So wie ich das „Wort Gottes“ verstehe ist Gott ein richtender Gott der jeden Sünder der seine Sünden bereut, mit Barmherzigkeit antwortet.

Aber ich denke jene die bewusst und ohne Reue unrecht handeln, die menschenverachtend ihre Nächsten misshandeln und ausbeuten, (1€ Job Anbieter) jene die nur ihren eigenen Vorteil sehen und andere gering achten. Für jene darf das Wort Gottes auch wenn es manchen unerträglich erscheint nicht verschwiegen werden.

Wenn aber der Knecht schlecht ist und denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht!,
und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen, wenn er mit Trinkern Gelage feiert,
dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt;
und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Heuchlern zuweisen. Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.


Viele Fragen wer kann mir helfen. Welche Barmherzigkeit ist die Barmherzigkeit von der das Evangelium spricht?
Zuletzt geändert von otto am Sonntag 29. August 2004, 15:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Wise Guy
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Beitrag von Wise Guy »

Ich frage mich bei der Stelle immer wie man das hinbekommt jemanden in Stücke zu hauen und dann (wieder heil?) auf einen Platz woanders hinzustellen. :) :)
Aber Spaß beiseite:
Es ist ein Gleichnis.
Das heißt natürlich, das was da beschrieben wird so in etwas vergleichsweise widergibt worum es geht.
Es heißt beim "Gericht" nicht einfach "Schwamm drüber", wie die Konsequenzen aussehen weiß ich nicht, aber ist das wichtig?

ich glaube natürlich schon an die Barmherzigkeit Gottes, einen Gott der meine Sünde vergibt (was das oben gesagt nicht ausschließt) und auch die Kirche geht da ja mit gutem Beispiel voran (manchmal zumindest)

PS: Hast du eigentlich Angst vor dem Gericht?
Es ist nicht so wichtig etwas über Gott zu wissen, sondern ihn zu kennen. (Rahner)

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otto
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Beitrag von otto »

Wise Guy hat geschrieben:Es heißt beim "Gericht" nicht einfach "Schwamm drüber", wie die Konsequenzen aussehen weiß ich nicht, aber ist das wichtig?
@ Wise Guy darf ich Dir eine kleine Erzählung schreiben?

In meiner Kinderzeit waren viele Wege und Straßen noch nicht asphaltiert, so kam es nach einem Regenschauer zu Pfützen in den Schlaglöchern der Wege. Für die älteren Schüler war es eine helle Freude die jüngeren Schüler mit diesem Schmutzwasser voll zu spritzen. Als wir dann nach hause kamen wurden wir natürlich von unserer Mutter getadelt, weil wir voll Schmutz waren. Als ich meinen Vater diese Vorkommnisse erzählte, und mich über diese Gemeinheit der älteren gegenüber uns jüngeren beschweren wollte. Sagte er zu mir:

Natürlich die älteren Schüler spritzen euch voll und ihr seit schmutzig, aber vergiss nie das es bei weitem schlimmer ist das sie sich selbst beschmutzen.

Auch ich wurde ein älterer Schüler, ich ging immer um die Pfützen und beschmutzte dadurch weder mich noch die jüngeren Schüler. Denn ich hatte verstanden was mir mein Vater sagen wollte.


@ Wise Guy kannst auch Du den Sinn der Erzählung meines Vaters verstehen?
Wise Guy hat geschrieben:PS: Hast du eigentlich Angst vor dem Gericht?
Wenn du meine kleine Erzählung richtig verstanden hast, kennst Du die Antwort auf Deine Frage.


Leider bist Du auf den Kern meiner Fragen nicht eingegangen. (Ob die Botschaft von dem Gericht Gottes den Menschen des 21.Jhd noch zumutbar ist, oder gibt es gar kein Gericht Gottes?
Kann die Barmherzigkeit Gottes von den Menschen des 21. Jhd. falsch verstanden werden?)

Es ist ein Gleichnis.??? Das genügt nicht.

Es gibt mit Sicherheit keine einfachen Antworten, „aber das wir alle in den Himmel kommen weil wir so brav sind“ dass glaube ICH mit Sicherheit nicht.
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

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Fichtel-Wichtel
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Beitrag von Fichtel-Wichtel »

@ Otto!
Die Vorstellungen von der göttlichen Barmherzigkeit und auch vom göttlichen Gericht sind vermutlich so vielfältig weit oder eng wie es Katholiken und Christen überhaupt gibt.
Die Worte Schlagen seiner Mitarbeiter und Gelage halten mit Trinkern sind wohl eher als allgemeine Beispiele für diverse Möglichkeiten des Sündigen gedacht.
Des weiteren bliebe noch zu klären ,ab wann man von einem Gelage mit Trinkern sprechen kann.
Auch das Schlagen von Mitarbeitern kann man vielfältig auslegen ,eng und weit.

Was die kleine Geschichte angeht,die dir dein Vater seinerzeit erzählte ,so kann man die auch unter dem Begriff zusammenfassen:sich nicht die Hände und oder den Mund beschmutzen mit Schlechtigkeiten in Worten ,Werken und Taten.
Dazu gehört auch Missgunst,Eifersucht,Neid ecpp.
Beschmutzen kann man sich mit vielem .Alles was an negativem so von der Menschheit tagtäglich getan wird in Worten,Werken und Gedanken ist ein sich Beschmutzen.
Das Verunreinigen der Kleidung der jüngeren Schüler durch das Gebaren der älteren Schüler war nur ein Beispiel.

Auch das oft genug angeblich so durch Bibelstellen,Bischofswort , in der Kath.Praxisarbeit im allgemeinen ,speziellen praktizierte Verhalten von äußersts engagierten Katholiken kann man darunter schon mal erfassen.

Ein Betonmäßiges engstirniges Auslegen der Bibel kann ggf.auch als ein sich Beschmutzen aufgefasst und gesehen werden.Zumal der Katholizismus von seiner Natur her schon ein sehr flexibler,breitgefächerter um positiv warmherzige-barmherzig Verhalten bemühter gelebter christlicher Glaube ist.
Ich bin mit der Auffassung aufgewachsen und erzogen worden,daß es keinen strafenden Gott gibt,den kennen und haben nur die Protestanten.
Das ist kein Joke,das war und ist wirklich so.
Und der Meinung bin ich auch.


Gruß,
Elisabeth

Theresia (Geli) Grabner
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Beitrag von Theresia (Geli) Grabner »

Beim Wort "richten" kommen mir immer verschiedene Assoziationen: einerseits: in Verbindung mit Gericht, Gerechtigkeit aber auch (von einem Dialektausdruck her: reparieren, wiederherstellen - ich denk, Gottes Handeln will beides. Einerseits muss er "richten" wenn ich mich wie in der Schriftstelle - an meinen Mitmenschen und gegen ihn versündige - aber dieses Richten ist halt eben auch ein "zurechtrichten" - nicht, dass es sehr angenehm sein muss aber er will mich auch bereit sehen für ihn er muss mich daher auch u.U. zurechtstutzen.
Ich denke, eine RICHTIGE Betonung von Gottes (nicht der Menschen, auch nicht von Herrn Bush) Gerechtigeit, die auch Liebe ist, wäre eine ganz aktuelle Verkündigung. Rachejustiz gegen Gottes Gerechtigkeit in Liebe

Sportfreundin
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Beitrag von Sportfreundin »

... das Jüngste Gericht besteht für mich in eben dem Moment nach dem Tod, in welchem man Gott wirklich gegenüber stehen wird und gewahr wird, wie sehr er uns Menschen liebt, wie sanft und wohlwollend und gut er ist. In diesem Augenblick wird das eigene Leben, werden die vielen Ungerechtigkeiten, die man tat, einem wie Messerstiche die eigene Brust zerreißen wollen, einzig nur aus dem unmittelbaren Anblick dieser uneingeschränkten Liebe heraus. Gott richtet nicht. So habe ich ihn jedenfalls erfahren dürfen. Wir werden uns selbst zum Gericht werden vor seinen Augen.

Danke für den schönen Gedankenanstoß!
Einen schönen Sonntag euch allen.

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Was ist ein Gleichnis? Was ist der Zweck der jesuanischen Rede in Gleichnissen?
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

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Ketzerin
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Beitrag von Ketzerin »

Is ja witzig, gerade heute habe ich mit einer Freundin zu diesem Thema diekutiert und jetzt finde ich hier den Thread...

[quote="Fichtel-Wichtel"]
Ich bin mit der Auffassung aufgewachsen und erzogen worden,daß es keinen strafenden Gott gibt,den kennen und haben nur die Protestanten.
Das ist kein Joke,das war und ist wirklich so.
Und der Meinung bin ich auch.
[/quote]

Lieber Fichtel-Wichtel, also für mich ist Gott ein liebender Gott...nur so by the way.
Zugegebenermaßen gab und gibt es aber in manchen evangel. Kreisen eine Auffassung, wie du sie beschreibst. Das ist aber nicht der liebende Gott, wie ich ihn in der Bibel finde. (Gottes Gericht währt einen Augenblick, aber seine Gnade währt ewig.)

Also für mich hat die Vorstellung vom Weltgericht einen zweifachen Aspekt.
1) Zum einen werde ich mit meinem Selbst konfrontiert, das bei weitem nicht so ist, wie Gott es wollte. Diese Differenz zwischen Soll- und Ist-Zustand ist schmerzlich.
Ich frage mich, ob das dann so eine ARt Läuterungsprozess ist. So a la 1. Kor 13, 12. Dass ich eben letztendlich Gott erkenne, wie ich ihn im Leben nicht erkannt habe.
Dann kann ich mich entscheiden, ob ich mich in die liebenden Arme Gottes fallen lassen möchte, oder mich endgültig gegen ihn entscheide. Letzteres ist dann wohl sowas wie Hölle, oder?

2) Gott spricht mir Recht. So als Art Rechtfertigung.

Wahrscheinlich ist das jetzt alles sehr evangelisch gedacht...????
Sind halt gerade mal so meine Gedanken.
soli deo gloria

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Mhm...du kannst dich dann nicht mehr entscheiden. Sobald du gestorben bist, isses aus ...mit der Aktivität in dieser Hinsicht. Dat is ja das Problem..

Naja, kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. Nach katholischer Ansicht ist derjenige, der im Fegefeuer landet, nicht derjenige, der in die Hölle wandert ...sondern der Gerettete, der allerdings noch ein bißchen gereinigt werden muss - je nachdem, in welchem Zustand er da ankommt.

Ich denke, Gott ist gerecht und er ist Richter. Wir werden uns sicher wundern, mit welcher Elle er unsere Taten misst ...

Ich stimme dir zu, dass die Läuterung der schrecklichste Moment sein wird - wenn man die ungeheure Diskrepanz erkennt, die zwischen dem, was man hätte sein sollen und können und dem, was man war, vor Augen hat und mit der gräßlichen Vorstellung konfrontiert wird, dass nichts aber auch rein gar nichts mehr rückgängig zu machen ist.

Tja, da muss man halt durch ...

Geronimo

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Hier ein "populartheologischer" Artikel zum Themenbereich Gericht - Hölle -Fegefeuer:
http://members.surfeu.at/veitschegger/texte/hoelle.htm

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Ketzerin
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Beitrag von Ketzerin »

@ Geronimo: ob wir uns da noch entscheiden können, wissen wir nicht....
Wird noch spannend werden.

Ich merke halt irgendwie, daß ich mit den "klassischen" Vorstellungen des Weltgerichts- so wie es z. B. oft in der Kunst dargestellt wird- so meine Probleme habe. Gleichzeitig kann ich mir aber auch nicht so einen Allversöhnungs-Friede-Freude-Eierkuchen-Einheitsbrei vorstellen
:kratz:
Ich glaub auch, daß das alles irgendwie völlig anders kommt, als wir uns mit unserem beschränktenen menschl. Verstand so vorstellen.
Aber an die Liebe Gottes glaub ich ganz fest... :D
soli deo gloria

Theresia (Geli) Grabner
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Fegefeuer-Hölle

Beitrag von Theresia (Geli) Grabner »

Ist mir ehrlich selbst passiert: In unserer Pfarre laden wir zum Ende des Arbeitsjahres die "herumliegenden" Pfarrer, darunter auch den evangelischen zu einem Grillfest ein. Ich steh also beim Grill, versuche eine schöne Glut zu erzeugen, die Sonne versucht das auch (furchtbar heiß) ich schwitze entsprechend. Da kommt schon ein Gast (katholisch) und fragt mich: "Na, trainierst fürs Fegefeuer?" Sein evangelischer Kollege hört das: "Komm zu uns, wir haben keines" Kathole Nr. 2 kommt dazu: "Ja, weil da kommst gleich in die Hölle" Kurzunterricht erhalten. Amen.

Wise Guy
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Beitrag von Wise Guy »

otto hat geschrieben: Auch ich wurde ein älterer Schüler, ich ging immer um die Pfützen und beschmutzte dadurch weder mich noch die jüngeren Schüler. Denn ich hatte verstanden was mir mein Vater sagen wollte.[/b]

@ Wise Guy kannst auch Du den Sinn der Erzählung meines Vaters verstehen?
Wise Guy hat geschrieben:PS: Hast du eigentlich Angst vor dem Gericht?
Wenn du meine kleine Erzählung richtig verstanden hast, kennst Du die Antwort auf Deine Frage.
tut mir leid, ich habs nicht verstanden
otto hat geschrieben:Leider bist Du auf den Kern meiner Fragen nicht eingegangen. (Ob die Botschaft von dem Gericht Gottes den Menschen des 21.Jhd noch zumutbar ist, oder gibt es gar kein Gericht Gottes?
Kann die Barmherzigkeit Gottes von den Menschen des 21. Jhd. falsch verstanden werden?)

Es ist ein Gleichnis.??? Das genügt nicht.

Es gibt mit Sicherheit keine einfachen Antworten, „aber das wir alle in den Himmel kommen weil wir so brav sind“ dass glaube ICH mit Sicherheit nicht.
Ich habe eben was bei Paulus gelesen: vor Gott ist aus sich herau keiner gerecht, schon gar nicht durch seine guten Taten,
daher bleiben eigentlich nur Verzweiflung oder Hoffnung bezügliche des Gerichts
Wähle!
vielleicht kommen wir (wer immer das dann sein wird) nicht in den Himmel weil wir brav, aber von Gott gerecht gemacht worden sind
Es ist nicht so wichtig etwas über Gott zu wissen, sondern ihn zu kennen. (Rahner)

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otto
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Beitrag von otto »

Wise Guy hat geschrieben:
Ich habe eben was bei Paulus gelesen: vor Gott ist aus sich herau keiner gerecht, schon gar nicht durch seine guten Taten,
daher bleiben eigentlich nur Verzweiflung oder Hoffnung bezügliche des Gerichts
Wähle!
vielleicht kommen wir (wer immer das dann sein wird) nicht in den Himmel weil wir brav, aber von Gott gerecht gemacht worden sind
@Wise Guy Leider hast du vergessen die Quelle zu nennen wo bei Paulus Du etwas gelesen hast.

Also war es hier:


Der Brief an die Römer, Kapitel 1,18 - 1,32

Gottes Zorn über die Ungerechtigkeit der Menschen

18 Der Zorn Gottes wird vom Himmel herab offenbart wider alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten.
19 Denn was man von Gott erkennen kann, ist ihnen offenbar; Gott hat es ihnen offenbart.
20 Seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit. Daher sind sie unentschuldbar.
21 Denn sie haben Gott erkannt, ihn aber nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt. Sie verfielen in ihrem Denken der Nichtigkeit und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert.
22 Sie behaupteten, weise zu sein, und wurden zu Toren.
23 Sie vertauschten die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes mit Bildern, die einen vergänglichen Menschen und fliegende, vierfüßige und kriechende Tiere darstellen.
24 Darum lieferte Gott sie durch die Begierden ihres Herzens der Unreinheit aus, sodass sie ihren Leib durch ihr eigenes Tun entehrten.
25 Sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit der Lüge, sie beteten das Geschöpf an und verehrten es anstelle des Schöpfers - gepriesen ist er in Ewigkeit. Amen.
26 Darum lieferte Gott sie entehrenden Leidenschaften aus: Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen;
27 ebenso gaben die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in Begierde zueinander; Männer trieben mit Männern Unzucht und erhielten den ihnen gebührenden Lohn für ihre Verirrung.
28 Und da sie sich weigerten, Gott anzuerkennen, lieferte Gott sie einem verworfenen Denken aus, sodass sie tun, was sich nicht gehört:
29 Sie sind voll Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habgier und Bosheit, voll Neid, Mord, Streit, List und Tücke, sie verleumden
30 und treiben üble Nachrede, sie hassen Gott, sind überheblich, hochmütig und prahlerisch, erfinderisch im Bösen und ungehorsam gegen die Eltern,
31 sie sind unverständig und haltlos, ohne Liebe und Erbarmen.
32 Sie erkennen, dass Gottes Rechtsordnung bestimmt: Wer so handelt, verdient den Tod. Trotzdem tun sie es nicht nur selber, sondern stimmen bereitwillig auch denen zu, die so handeln.


Oder hier:

Der Brief an die Römer, Kapitel 2,5 - 8

5 Weil du aber starrsinnig bist und dein Herz nicht umkehrt, sammelst du Zorn gegen dich für den «Tag des Zornes», den Tag der Offenbarung von Gottes gerechtem Gericht.
6 Er wird jedem vergelten, wie es seine Taten verdienen:
7 denen, die beharrlich Gutes tun und Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit erstreben, gibt er ewiges Leben,
8 denen aber, die selbstsüchtig nicht der Wahrheit, sondern der Ungerechtigkeit gehorchen, widerfährt Zorn und Grimm.


Also @Wise Guy wo hast Du bei Paulus was gelesen, eine Quellangabe wäre für die Diskussion sehr hilfreich.
"Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Matthäus 16,24

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Geronimo hat geschrieben:Mhm...du kannst dich dann nicht mehr entscheiden. Sobald du gestorben bist, isses aus ...mit der Aktivität in dieser Hinsicht. Dat is ja das Problem..

Naja, kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. Nach katholischer Ansicht ist derjenige, der im Fegefeuer landet, nicht derjenige, der in die Hölle wandert ...sondern der Gerettete, der allerdings noch ein bißchen gereinigt werden muss - je nachdem, in welchem Zustand er da ankommt.

Ich denke, Gott ist gerecht und er ist Richter. Wir werden uns sicher wundern, mit welcher Elle er unsere Taten misst ...

Ich stimme dir zu, dass die Läuterung der schrecklichste Moment sein wird - wenn man die ungeheure Diskrepanz erkennt, die zwischen dem, was man hätte sein sollen und können und dem, was man war, vor Augen hat und mit der gräßlichen Vorstellung konfrontiert wird, dass nichts aber auch rein gar nichts mehr rückgängig zu machen ist.

Tja, da muss man halt durch ...

Geronimo
Es ist ja mal wichtig festzuhalten, dass es für solche Dinge wie Fegefeuer, Unterscheidung individuelle - universale Eschatologie, ... keine biblische Grundlage gibt. Es ist alles theologische Spekulation. Vieles wurde auch erst im Mittelalter festgelegt. Vor Papst Benedeikt wurde noch von einem Wartezustand ausgegangen und nicht von einer individuellen Vollendung direkt nach dem Tod des Einzelnen gesprochen, usw. usw. Deshalb ist es, glaube ich, durchaus legitim, sich von dem Leben nach dem Tod seine etwas eigene Vorstellung zu machen. Ich denke, dass ich nach meinem Tod mich vor Gott verantworten muss für mein Leben, dass ich aber so überwältigt werde von seiner Liebe, dass ich gar nicht anders kann als voll zu ihm 'ja' zu sagen. Und ich denke, dass es denen, die sich hier auf Erden als Agnostiker, militante oder praktische Atheisten u. ä. gegeben haben, genau so gehen wird.
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

O Thierry ... ich weiß, du magst den Katechismus nicht, aber ich halte mich da einfach mal dran ...

Außerdem - wieso soll es wichtig sein, ob du oder ich "ja" sagen? Dazu haben wir das Leben, wo wir das machen können. Unser "Ja", wenn alles gelaufen ist, ist wohl unwichtig und auch nicht mehr maßgebend. Das "Ja" hier und heute ist maßgebend für unsere Seele. Wozu soll das Leben sonst nützen?

Im Tod sind wir allein von der Barmherzigkeit Gottes abhängig ...

Geronimo

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Geronimo hat geschrieben:O Thierry ... ich weiß, du magst den Katechismus nicht, aber ich halte mich da einfach mal dran ...

Außerdem - wieso soll es wichtig sein, ob du oder ich "ja" sagen? Dazu haben wir das Leben, wo wir das machen können. Unser "Ja", wenn alles gelaufen ist, ist wohl unwichtig und auch nicht mehr maßgebend. Das "Ja" hier und heute ist maßgebend für unsere Seele. Wozu soll das Leben sonst nützen?

Im Tod sind wir allein von der Barmherzigkeit Gottes abhängig ...

Geronimo
Ich denke, dass Gott unsere Freiheit so wichtig ist, dass er uns nicht nur hier auf Erden die Möglichkeit gibt, uns gegen ihn zu entscheiden, sondern dass er uns auch bei dem letzten Gericht noch die Möglichkeit gibt, uns definitiv gegen ihn zu entscheiden. Ist das so häretisch, was ich da sage?
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Ich glaube, du hast mich nicht richtig verstanden ... Ich denke einfach, dass der Zug abgefahren ist, wenn wir gestorben sind; hinterher Heulen, Jammern und Klagen hilft nichts, weil wir unser Leben nicht nachträglich beschönigen oder ändern können.
Vielleicht hast du auch nicht das Prinzip des Purgatoriums verstanden - es ist ja bloß dazu da, die letzten Fetzen des Irdischen von uns abzuwaschen, damit wir völlig rein werden. Was dort mit uns passiert, hat mit Gottes Meinung insofern gar nichts zu tun, als dass wir dort uns selbst ausgeliefert sind ...so eine Art "kleiner Hölle". Wir sind schließlich unser Glückes eigener Schmied.

Das Fegefeuer wiederum hat mit dem endgültigen Gericht am Ende aller Zeiten nichts gemein ... und darüber will und muss ich mir auch keine Meinung bilden. Dazu sage ich nur: Gott wird gerecht sein.

Geronimo

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Beitrag von cathol01 »

Die Lehre der katholischen Kirche bzgl. der Letzten Dinge ist mir schon bekannt.
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Darf man hoffen, dass Gott auch jenen Menschen, die Zeit ihres Lebens von Gott nicht viel wussten oder wissen wollten, im "Augenblick" des Todes (in morte, nicht post mortem) die Chance gibt, ihn klar zu erkennen und sich so in voller Freiheit für (oder gegen) ihn zu entscheiden?

Ich wage das zu hoffen.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

cathol01 hat geschrieben:Die Lehre der katholischen Kirche bzgl. der Letzten Dinge ist mir schon bekannt.
Okay ...dann frag ich mich, wo das Problem steckt.

Geronimo

Wise Guy
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Beitrag von Wise Guy »

WiseGuy hat geschrieben:Ich habe eben was bei Paulus gelesen: vor Gott ist aus sich herau keiner gerecht, schon gar nicht durch seine guten Taten,
daher bleiben eigentlich nur Verzweiflung oder Hoffnung bezügliche des Gerichts
Wähle!
vielleicht kommen wir (wer immer das dann sein wird) nicht in den Himmel weil wir brav, aber von Gott gerecht gemacht worden sind
es war Röm 3,23: Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren. Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht dank seiner Gnade durch die Erlösung in Christus Jesus.

1. Alle haben gesündigt, das heißt vor Gott werden wir nie genügen, nie gut genug sein
2. wir werden nie gut genug aus eigener Kraft sein, seine Gnade macht uns gerecht,

ach und übrigens, Otto, wie ist es nun: hast du Angst vor dem Gericht?
Es ist nicht so wichtig etwas über Gott zu wissen, sondern ihn zu kennen. (Rahner)

Sportfreundin
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Beitrag von Sportfreundin »

Geronimo hat geschrieben:Außerdem - wieso soll es wichtig sein, ob du oder ich "ja" sagen? Dazu haben wir das Leben, wo wir das machen können. Unser "Ja", wenn alles gelaufen ist, ist wohl unwichtig und auch nicht mehr maßgebend. Das "Ja" hier und heute ist maßgebend für unsere Seele. Wozu soll das Leben sonst nützen?
... wozu das Leben nützen soll??? Das halte ich, mit Verlaub, für einen völlig falschen Frageansatz. Das wäre ebenso wie zu fragen "wozu nützt die Liebe" oder "wozu nützt Gott?".
Die großen und schönsten Dinge sind immer allein um ihrer selbst willen. Es ist die Warumlosigkeit des Großen.
Das Leben ist, meine ich, allein dazu da, dass wir es überhaupt haben. Dass wir überhaupt sind, dieses größte Geschenk gemacht bekommen.

Führt das jetzt vom Thema "Gericht" weg? Ich denke, nein, denn, lebt man aus eben dieser Perspektive heraus, dass das Leben kein Testlauf ist oder dazu da sei, sich vor Gott zu verantworten oder zu beweisen (um es einmal scharf auszudrücken), muss einem auch das Gericht in einem anderen Licht erscheinen. Mein Leben ist mir gegeben, damit ich überhaupt lebe. Einzig aus Gottes Liebe heraus, weil er mich wollte. Darum werde ich versuchen, mich entsprechend zu verhalten, zu handeln und eines Gerichts wird es nicht bedürfen. Ebensowenig, wie ich jemanden strafen oder zur Rechenschaft ziehen würde, der vielleicht Fehler macht, aber der versuchte, gut zu sein.

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Fichtel-Wichtel
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Beitrag von Fichtel-Wichtel »

roncalli hat geschrieben:Darf man hoffen, dass Gott auch jenen Menschen, die Zeit ihres Lebens von Gott nicht viel wussten oder wissen wollten, im "Augenblick" des Todes (in morte, nicht post mortem) die Chance gibt, ihn klar zu erkennen und sich so in voller Freiheit für (oder gegen) ihn zu entscheiden?

Ich wage das zu hoffen.
Das finde ich einen ganz wunderbaren Beitrag zu diesem Thema.
Und es gibt auch Menschen die irgendwann im Leben den Kontakt mit Gott abgebrochen haben und nun bei Weggang von der Erde sich erinnern und wieder den Kontakt zu Gott wiederaufnehmen möchten.

Wie es im Himmel ,bzw.nach dem Tode weitergeht ,daß konnte noch keiner derjenigen die ein Nahtoderlebnis hatten berichten.


Gruß,
Elisabeth

max72
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Re: Wird der barmherzige Gott auch „Gericht“ halten?

Beitrag von max72 »

otto hat geschrieben:
Hallo ich möchte eine Frage aufwerfen, die einiges an Überlegung erfordert, kann es eine falsch verstandene Barmherzigkeit Gottes geben?



Hallo Otto,

ja, tatsaechlich, und diese falsch verstandene Barmherzigkeit ist heute oft ein Problem. Es ist die Einstellung, dass Gott so barmherzig ist, dass er uns eh verzeiht, egal was wir machen. Es ist eine Barmherzigkeit, die jede Anforderung an den anderen aufgegeben hat. Jesus sagt, wer ohne Suende sei werfe den ersten Stein, aber er sagte dann ganz klar "geh und suendige nicht mehr". Er sagt auch, dass man einem Bruder auf einen Fehler ansprechen soll und wenn er sich ganz weigert sich zu bessern ihn nicht mehr als Bruder ansehe.

Wir fallen immer in zwei Extreme. Die einen betonen alleine Gottes Gerechtigkeit und drohen mit Hoelle und Verdamnis. Die anderen betonen alleine Gottes Barmherzigkeit und geben jeden Anspruch an Veraenderung des Menschen auf ("jeder kommt in den Himmel, egal was er tut"). Gott ist aber gerecht UND barmherzig.

Ich denke es kommt auf die Ehrlichkeit unserer Motivation an. Wir versuchen ganz ehrlich ein gutes und gerechtes Leben zu fuehren und bemuehen uns wirklich darum. Dennoch machen wir Fehler, die uns Gott aber verzeiht. Wer aber denkt, Gott verzeiht eh alles, und sich kaum drum bemueht ein besseres Leben zu fuehren, der nutzt Gottes barmherzigkeit aus. In St Faustyna Tagebuch ist die Botschaft ja, dass die, die um Barmherzigkeit bitten sie auch erhalten werden. Wer nicht drum bittet, erhaelt Gerechtigkeit.


Gruss

Max

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

roncalli hat geschrieben:Darf man hoffen, dass Gott auch jenen Menschen, die Zeit ihres Lebens von Gott nicht viel wussten oder wissen wollten, im "Augenblick" des Todes (in morte, nicht post mortem) die Chance gibt, ihn klar zu erkennen und sich so in voller Freiheit für (oder gegen) ihn zu entscheiden?
Das hoffe ich auch. Aber scheinbar hat Geronimo damit ein Problem. Wenn das Leben gelaufen ist, ist es seiner Meinung nach zu spät.
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

max72
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Beitrag von max72 »

cathol01 hat geschrieben:
roncalli hat geschrieben:Darf man hoffen, dass Gott auch jenen Menschen, die Zeit ihres Lebens von Gott nicht viel wussten oder wissen wollten, im "Augenblick" des Todes (in morte, nicht post mortem) die Chance gibt, ihn klar zu erkennen und sich so in voller Freiheit für (oder gegen) ihn zu entscheiden?
Das hoffe ich auch. Aber scheinbar hat Geronimo damit ein Problem. Wenn das Leben gelaufen ist, ist es seiner Meinung nach zu spät.
Ein schwedischer Karmelitt schrieb ein sehr schoenes Buch ueber das Thema und meinte auch, dass moeglicherweise im Augenblick des Todes jeder Mensch die Moeglichkeit hat Gott zu erkennen. Ich weiss nicht worauf man die eine oder die andere Theorie setzt. Mir scheint im Leben bestimmt man die Richtung, zu Gott hin oder von Gott weg. Im Augenblick des Todes kann man nicht steuern und faehrt in die Richtung, die man gewaehlt hat. Wenn man im letzten Moment das Steuer nochmal umreisst mag man noch weit weg sein, geht aber auf Gott zu. Nur wann dieser letzte Moment ist... Und woher wissen wir dass das genau so ist?

Max

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

cathol01 hat geschrieben:
roncalli hat geschrieben:Darf man hoffen, dass Gott auch jenen Menschen, die Zeit ihres Lebens von Gott nicht viel wussten oder wissen wollten, im "Augenblick" des Todes (in morte, nicht post mortem) die Chance gibt, ihn klar zu erkennen und sich so in voller Freiheit für (oder gegen) ihn zu entscheiden?
Das hoffe ich auch. Aber scheinbar hat Geronimo damit ein Problem. Wenn das Leben gelaufen ist, ist es seiner Meinung nach zu spät.
Nee, Thierry, damit habe ich eben kein Problem ...im Augenblick oder auch angesichts des Todes ist nicht nach dem Sterben, sondern währenddessen. Und da hat sich sicher schon mancher besonnen ...


Geronimo

Peter
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Beitrag von Peter »

Ist auch andernorts üblich gewesen, Leuten, die auf die echte wahrscheinlichkeit hinwiesen, ohne Christus in die Hölle zu kommen, zu unterstellen, sie hätten damit ein Problem. mir scheint, Erich könte ein Lied davon singen.

Mir sind aber die Leute lieber, die mir sagen, dass es schaißgefährlich ist, nachts mit verbundenen Augen die Autobahn zu überqueren, als diejenigen, die mir versichern, eigentlich habe man gute Chancen, ungerupft davonzukommen.

Unser mittlerweile alter Pfarrer hat seit Jahren immer wieder die bange Frage aus dem Evangelium aufgenommen: «Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?» Auch er hat keine Antwort darauf gefunden. Wenn es so ist, wie Roncalli schreibt, umso besser, aber für uns gilt doch allgemein die Rede vom engen Tor.

Es gibt latürnich in dieser Frage viele Theologen, die es besser wissen als der Herr selbst.

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cathol01
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Beitrag von cathol01 »

Geronimo hat geschrieben:
cathol01 hat geschrieben:
roncalli hat geschrieben:Darf man hoffen, dass Gott auch jenen Menschen, die Zeit ihres Lebens von Gott nicht viel wussten oder wissen wollten, im "Augenblick" des Todes (in morte, nicht post mortem) die Chance gibt, ihn klar zu erkennen und sich so in voller Freiheit für (oder gegen) ihn zu entscheiden?
Das hoffe ich auch. Aber scheinbar hat Geronimo damit ein Problem. Wenn das Leben gelaufen ist, ist es seiner Meinung nach zu spät.
Nee, Thierry, damit habe ich eben kein Problem ...im Augenblick oder auch angesichts des Todes ist nicht nach dem Sterben, sondern währenddessen. Und da hat sich sicher schon mancher besonnen ...


Geronimo
Dann sind wir uns also einig. Dann hatte iner von uns etwas missverstanden.
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roncalli
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Beitrag von roncalli »

Peter hat geschrieben: Unser mittlerweile alter Pfarrer hat seit Jahren immer wieder die bange Frage aus dem Evangelium aufgenommen: «Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden?»
Christus hat einmal auf die angstvolle Frage der Jünger: "Wer kann dann noch gerettet werden?" geantwortet: "Für Menschen ist es unmöglich, für Gott aber ist alles möglich." (Mt 19, 25f)
Peter hat geschrieben: Es gibt natürlich in dieser Frage viele Theologen, die es besser wissen als der Herr selbst.
Das mag schon sein. Ich für meine Person setze dabei aber lieber auf das Lehramt der Kirche: "Voller Hoffnung betet die Kirche, dass alle Menschen gerettet werden." (KKK 1821) Diese Hoffnung teile ich, wenn ich hoffe, dass Gott auch den "hartgesottensten" Sünder zu erweichen vermag – auf Wegen, die wir jetzt noch nicht einmal erahnen.Das ist Hoffnung, nicht Wissen. Die Warnung Jesu, dass das Leben auch sein Ziel verfehlen kann, bleibt freilich aufrecht.

Was sagst du übrigens zum weltweit verbreiteten Fatima-Gebet? Hier wird Jesus auch angerufen: "Führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen!"
Wir dürfen hoffen,

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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Ich glaube auch, daß der Ansatz über das Hoffen der beste ist.

Was mir noch geholfen hat, war ganz einfach folgende Überlegung:
Es ist ja nicht Gottvater, der richtet, sondern Jesus. Er sitzt zur Rechten des Vaters, zu richten die Lebenden und die Toten.

Es ist derselbe Christus, der für mich gestorben ist, der über mich richtet.
Derselbe Christus, der mich zu einem Glied seines Leibes gemacht hat und mich so ganz tief mit sich vereint hat. Derselbe Christus, der sich mir in der Eucharistie hingibt.

Von daher fällt es mir so leichter zu glauben, daß seine Liebe größer ist, als mein Herz.

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