Was versteht die Kirche unter Liebe?

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Marion
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Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Marion »

Ich fang mal an mit bisschen was aus Deus Caritas Est
http://www.vatican.va/holy_father/bened ... st_ge.html
19. ,,Wenn du die Liebe siehst, siehst du die Heiligste Dreifaltigkeit’’, schrieb Augustinus.[11] In den vorangegangenen Überlegungen haben wir unseren Blick auf die geöffnete Seite Jesu, auf den, ,,den sie durchbohrt haben’’ (vgl. Joh 19, 37; Sach 12, 1), richten können und dabei den Plan des Vaters erkannt, der aus Liebe (vgl. Joh 3, 16) seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, um den Menschen zu erlösen. In seinem Tod am Kreuz hat Jesus, wie der Evangelist berichtet, ,,den Geist ausgehaucht’’ (vgl. Joh 19, 3) — eine Einleitung zu jener Weitergabe des Heiligen Geistes, die er nach seiner Auferstehung verwirklichen sollte (vgl. Joh 2, 22). So erfüllte sich die Verheißung der ,,Ströme von lebendigem Wasser’’, die dank der Ausgießung des Geistes aus dem Innern der Gläubigen fließen sollten (vgl. Joh 7, 38-39). Der Geist ist nämlich die innere Kraft, die ihr Herz mit dem Herzen Christi in Einklang bringt und sie bewegt, die Mitmenschen so zu lieben, wie er sie geliebt hat, als er sich niederbeugte, um den Jüngern die Füße zu waschen (vgl. Joh 13, 1-13), und insbesondere als er für alle sein Leben hingab (vgl. Joh 13, 1; 15, 13).

Der Geist ist auch eine Kraft, die das Herz der kirchlichen Gemeinschaft verwandelt, damit sie in der Welt eine Zeugin für die Liebe des Vaters ist, der die Menschheit in seinem Sohn zu einer einzigen Familie machen will. Alles Handeln der Kirche ist Ausdruck einer Liebe, die das ganzheitliche Wohl des Menschen anstrebt: seine Evangelisierung durch das Wort und die Sakramente — ein in seinen geschichtlichen Verwirklichungen oftmals heroisches Unterfangen — und seine Förderung und Entwicklung in den verschiedenen Bereichen menschlichen Lebens und Wirkens. So ist Liebe der Dienst, den die Kirche entfaltet, um unentwegt den auch materiellen Leiden und Nöten der Menschen zu begegnen. ...
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Marion
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Marion »

Heinrich hat geschrieben:Als wichtiges Zwischenergebnis stelle ich verwundert fest, dass Begriffe wie Glaube und Liebe mehr für den Kopf als fürs Herz Geltung besitzen.
Ja, so ist es!
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overkott
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von overkott »

In strömendem Regen sprach Papst Benedikt XV I. an diesem Montag zu den versammelten Pilgern über das Fest des heutigen Tages:
„Das Fest Allerheiligen, das wir heute feiern, lädt uns ein, den Blick auf den Himmel zu erheben und die Fülle des göttlichen Lebens zu betrachten, das auf uns wartet. ‚Wir sind Söhne Gottes, aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden’: mit diesen Worten versichert uns der Apostel Johannes der Realität unserer tiefen Verbindung zu Gott, wie auch der Sicherheit unseres Schicksals. Liebe Freunde, die Ewigkeit ist keine kontinuierliche Abfolge von Tagen des Kalenders, sondern so etwas wie der Höhepunkt unserer Erfüllung, in dem die Fülle uns umarmt und wir die Fülle umarmen, die Fülle des Seins, der Wahrheit und der Liebe.“
Als Kinder Gottes sei die Gnade dieses ewigen, heiligen Lebens schon jetzt mit den Christen, fuhr der Papst fort. Heiligkeit bedeute, sich Christus „aufprägen“ zu lassen, Heiligkeit sei das Ziel des menschlichen Lebens. Im Trost der Gemeinschaft der Heiligen feiere die Kirche deswegen am Dienstag das Fest Allerseelen und gedenke aller Verstorbenen, so Benedikt. Der Tod sei Teil des Weges des Christen mit Gott. Die Trennung von den uns lieben Menschen sei schmerzvoll, aber sie sei nicht zu fürchten, denn sie könne die Einheit mit Christus nicht verletzen, mit dem wir ganz vereint sein werden wie es jetzt schon die Heiligen seien.
Wichtig war Benedikt vor allem, dass es sich bei den Heiligen nicht nur um aus der Vergangenheit stammende Vorbilder handele.

„Sie sind uns aber nicht nur Vorbilder, sondern auch Begleiter, die für uns beten, dass wir in der Gemeinschaft mit Christus und der Liebe zu den Menschen immer mehr wachsen. Euch allen wünsche ich einen gesegneten Festtag!“

Amen. Ja, klar. Kann man wörtlich so stehen lassen.

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Marion
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Marion »

http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=453965#p453965
Heinrich hat geschrieben:Ist es nicht sonderbar, dass Liebe zu Menschen so ganz von Herzen kommt und die Liebe zu Gott ganz Kopfsache sein soll? Oder ist es nicht doch ein und dieselbe Liebesregung, die wir im Herzen verspüren, wenn wir an einen geliebten Menschen denken oder an Gott? Könnten wir einen Menschen von ganzem Herzen lieben, wenn wir zugleich ihm gegenüber Schuld und Reue verspüren würden?
Heinrich hat geschrieben: Aber ein großer Liebender bin ich dennoch. Ich weiß nicht, wie sehr Gott mich liebt, aber ich weiß, dass ich Gott über alle Maßen liebe. Und ja, Gottes Liebe macht mich klein und bescheiden, und sie hindert mich daran, mich den "Heilsversprechen" unserer gottlosen materialistischen Zeit zu ergeben.
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Amandus2
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Amandus2 »

Das Wort "Liebe" ist im Christentum so abgegriffen, dass auch hier nur wenige in diesen Faden antworten.

Raimund J.
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Raimund J. »

Amandus2 hat geschrieben:Das Wort "Liebe" ist im Christentum so abgegriffen, dass auch hier nur wenige in diesen Faden antworten.
Das liegt an der Fragestellung. Wie soll man dazu als Nichttheologe eine für die geneigten Mitforanten akzeptable Antwort hinbekommen?
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
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Marion
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Marion »

nenene, hier wird schon einiges über Liebe geredet.
Nur versteht jeder was anderes drunter :glubsch:

http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=452881#p452881
taddeo hat geschrieben:Aber Vertrauen und Liebe etwa sind doch niemals nur einseitige Gefühle!? Da muß doch immer etwas retour kommen, oder? Wenn Gott nicht auf Dein Vertrauen und Deine Liebe antwortet, was dann?
Oder vielmehr: Sind nicht Dein Vertrauen und Deine Liebe schon Antworten auf das Vertrauen und die Liebe Gottes in Dir? Ist das nicht etwas, was Du "fühlen" oder "spüren" mußt, um Deinerseits vertrauen und lieben zu können?
Wir finden schon noch was Raimund, daß das mal klar wird was darunter wirklich zu verstehen ist. Es ist ja schon etwas blöd wenn Leute miteinander reden und jeder in Wörter ne andere Bedeutung reinsteckt oder versteht/ da redet jeder an jedem vorbei
Und das Wort Liebe ist ja nicht irgendwie ne egale Nebensache!
Über 82 Seiten werden angezeigt wenn man das Wort Liebe im Kreuzgang sucht
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Raimund J.
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Raimund J. »

Marion hat geschrieben: Und das Wort Liebe ist ja nicht irgendwie ne egale Nebensache!
Nein. Liebe ist die Nahrung des Lebens.
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Heinrich
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Heinrich »

Ich möchte mich mal wieder auf theologisches Glatteis begeben und einen Gedanken zur Liebe äußern: Liebe ist eine Form der Erkenntnis. Wer z.B. einen Menschen liebt, hat eine gewisse Einsicht in dessen Seele, denn die Liebe erlaubt uns das Erkennen der Seele. So oder so ähnlich schreibt es glaube ich auch Platon im "Gastmahl". Und weil die Seelen bekanntlich von Gott geschaffen wurden, ermöglicht uns die Liebe die Erkenntnis des Teils des Menschen, der am göttlichsten ist.

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incarnata
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von incarnata »

Glaube und Lieben/Vertrauen hängt schon im allgemeinen,nicht nur die Religion betreffenden
Sprachgebrauch eng zusammen:
Glauben heisst,das Zeugnis eines Menschen,den man liebt-bzw. zumindest hoch schätzt für wahr zu halten.Indem ich ihm glaube,vertraue ich darauf,dass er die Wahrheit spricht.
Wir Christen glauben,dass Jesus Christus nicht nur die Wahrheit gesprochen hat,sondern "ist".
Aus diesem Vertrauen heraus leben wir.Wir glauben auf Grund des Zeugnisses der Hl. Schrift sowie
all der Menschen aus der Kirchengeschichte die für diese Wahrheit eingetreten sind,sogar unter Aufopferung ihres Lebens,dass Jesus Christus um unserer Erlösung willen am Kreuz gestorben-
und dass er am dritten Tage wieder auferstanden ist und wir erkennen in diesem Geschehen die maßlose Liebe Gottes zu uns,Seinen Geschöpfen.Daraus erwächst dann der Wunsch Seine
Liebe zumindest soweit dies mit unseren schwachen Kräften möglich ist-zu erwidern-z.B. in
der Hingabe an den Dienst am Nächsten wie auch an das Gebet,das all dies immer tiefer
betrachtet und "zum Herzen führt".
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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Peti
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Peti »

Meiner Meinung nach am schönsten hat Augustinus die zentrale Bedeutung des Themas dieses Strangs ausgedrückt:
"Quisquis Scripturas divinas vel quamlibet earum partem intellexisse sibi videtur, ita ut in eo intellectu non aedificat istam geminam
caritatem, nondum intellexit ."
Hans Urs von Balthasar stellt dieses Zitat seinem Buch "Glaubhaft ist nur Liebe" voran.
http://www.johannes-verlag.de/686.htm
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

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Marion
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Marion »

Im Katechismus wird ausführlich beschrieben "wie Gott lieben" geht:
„DU SOLLST DEN HERRN, DEINEN GOTT, LIEBEN MIT GANZEM HERZEN, GANZER SEELE UND MIT ALL DEINER KRAFT"
283 Jesus hat die Pflichten des Menschen gegenüber Gott in dem Wort zusammengefaßt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken" (Mt 22,37) [Vgl. Lk 1,27.,,... mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken"]. Dieses Gebot ist der unmittelbare Widerhall des feierlichen Anrufs: „Höre, Israel [Vgl. Jak 2, 1-11]! Der Herr, unser Gott, der Herr ist einzig" (Dtn 6,4). Gott hat uns zuerst geliebt. An diese Liebe des einen Gottes erinnert das erste der „zehn Worte". Die darauf folgenden Gebote erläutern die liebende Antwort, die der Mensch seinem Gott geben soll.
darauf folgen 15 Seiten (aber ziemlich kurze)
http://www.vatican.va/archive/DEU35/_P7H.HTM


und dort wird auch erklärt, wie "den Nächsten lieben" geht:
http://www.vatican.va/archive/DEU35/_P7X.HTM

Ich denke lieben bedeutet, das zu tun was Gott uns aufträgt. In der von ihm geschaffenen und wohlgeordneten "Hierarchie" gerne und so gut wir können nach seinen vorgegebenen Regeln mitzuarbeiten. (Ich weiß aber nicht ob das so richtig ist, das hab ich mir mal grad überlegt und bitte um Korrektur falls falsch)
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Marion
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Marion »

incarnata hat geschrieben:Glaube und Lieben/Vertrauen hängt schon im allgemeinen,nicht nur die Religion betreffenden
Sprachgebrauch eng zusammen:
Glauben heisst,das Zeugnis eines Menschen,den man liebt-bzw. zumindest hoch schätzt für wahr zu halten.Indem ich ihm glaube,vertraue ich darauf,dass er die Wahrheit spricht.
Bei der Liebe die wir zu Gott haben (sollen) hängen Glaube und Lieben/Vertrauen zusammen. Beim der Nächstenliebe muss das nicht sein. Und bei der Feindesliebe (z.b. Irrgläubige) darf es gar nicht zusammen hängen.

Bei der Liebe von Gott zu uns hängt das auch nicht zusammen. Er weiß ja, daß wir z.b. nicht immer die Wahrheit sprechen und daß er uns nicht allzufeste vertrauen kann, im Gegensatz wie wir auf ihn zählen können.
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ad_hoc
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von ad_hoc »

Liebe ist Hingabe.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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Nassos
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Nassos »

Der Apostel Paulus im Original hat geschrieben:1 Εάν ταις γλώσσαις των ανθρώπων λαλώ και των αγγέλων, αγάπην δε μη
έχω, γέγονα χαλκός ηχών ή κύμβαλον αλαλάζον.
2 και εάν έχω προφητείαν και ειδώ τα μυστήρια πάντα και πάσαν την γνώσιν, και εάν έχω πάσαν την πίστιν, ώστε όρη μεθιστάνειν, αγάπην δε μη έχω, ουδέν ειμί.
3 και εάν ψωμίσω πάντα τα υπάρχοντα μου, και εάν παραδώ το σώμα μου ίνα καυθήσομαι, αγάπην δε μη έχω, ουδέν ωφελούμαι.
4 Ή αγάπη μακροθυμεί, χρηστεύεται, ή αγάπη ου ζηλοί, ή αγάπη ου περπερεύεται, ου φυσιούται,
ουκ ασχημονεί, ου ζητεί τα εαυτής, ου παροξύνεται, ου λογίζεται το κακόν,
6 ου χαίρει επί τη αδικία, συγχαίρει δε τη αληθεία
7 πάντα στέγει, πάντα πιστεύει, πάντα ελπίζει, πάντα υπομένει.

8 η αγάπη ουδέποτε εκπίπτει
Hier auf Deutsch:
http://www.youtube.com/watch?v=ytCK9Z33 ... re=related

Marion, Du hast meiner Meinung nach die wichtigste Frage überhaupt gestellt. :klatsch: :daumen-rauf: Vielen Dank [Punkt]

Αγάπη!
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

Heinrich
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Heinrich »

Danke, eine wunderbare [Punkt]

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Nassos
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Nassos »

Das Hohelied der Liebe!
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incarnata
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von incarnata »

Marion hat geschrieben:
incarnata hat geschrieben:Glaube und Lieben/Vertrauen hängt schon im allgemeinen,nicht nur die Religion betreffenden
Sprachgebrauch eng zusammen:
Glauben heisst,das Zeugnis eines Menschen,den man liebt-bzw. zumindest hoch schätzt für wahr zu halten.Indem ich ihm glaube,vertraue ich darauf,dass er die Wahrheit spricht.
Bei der Liebe die wir zu Gott haben (sollen) hängen Glaube und Lieben/Vertrauen zusammen. Beim der Nächstenliebe muss das nicht sein. Und bei der Feindesliebe (z.b. Irrgläubige) darf es gar nicht zusammen hängen.

Bei der Liebe von Gott zu uns hängt das auch nicht zusammen. Er weiß ja, daß wir z.b. nicht immer die Wahrheit sprechen und daß er uns nicht allzufeste vertrauen kann, im Gegensatz wie wir auf ihn zählen können.
Ja klar-weil die menschliche Liebe immer unvollkommen ist kann man von Mensch zu Mensch auch nicht vollkommen vertrauen-ein Risiko bleibt.Auf Gott,der die Liebe ist, können wir dagegen ohne Sicherheitsnetz vertrauen.Die Nächsten-oder gar Feindesliebe äüssert sich gerade darin,dass ich-gestärkt durch die Liebe,die Gott mir trotz meiner Unvollkommenheit zukommen lässt die Kraft finde eben diese Liebe auch an Menschen weiterzugeben,denen ich aus rein menschlicher Sicht heraus nicht vertrauen kann.Aber eben aus diesem Trotzdem heraus wächst dann durch die Liebe das Vertrauen zueinander.
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Marion
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Marion »

incarnata hat geschrieben:Ja klar-weil die menschliche Liebe immer unvollkommen ist kann man von Mensch zu Mensch auch nicht vollkommen vertrauen-ein Risiko bleibt.
Ich weiß nicht ob das unbedingt etwas mit unserer unvollkommenen Liebe zu tun hat. Vertrauen bedeutet ja zu meinen, daß der dem man vertraut zumindest ein Guter ist. Wir wissen aber, auch von Gott, daß nicht alle Menschen Gute sind. Manche meinen es nicht gut mit einem und manche meinen es gut, sind es aber gar nicht, weil sie fehlgeleitet sind. Diesen können und dürfen wir nicht vertrauen, ihnen in ihren Fehlleitungen nicht folgen, da wir somit Gott beleidigen.
Gott ist es! Ihm kann man voll vertrauen und in allem blind gehorchen, ihm folgen ...
incarnata hat geschrieben:Auf Gott,der die Liebe ist, können wir dagegen ohne Sicherheitsnetz vertrauen.
Genau, Er irrt nicht, Er ist mächtig, Er ist der Stärkste, Er hält seine Versprechen, Er weiß wie die Welt funktioniert, Er meint es gut mit uns, Er weiß was richtig und was falsch ist, Er spricht nur die Wahrheit ...
incarnata hat geschrieben:Die Nächsten-oder gar Feindesliebe äüssert sich gerade darin,dass ich-gestärkt durch die Liebe,die Gott mir trotz meiner Unvollkommenheit zukommen lässt die Kraft finde eben diese Liebe auch an Menschen weiterzugeben,denen ich aus rein menschlicher Sicht heraus nicht vertrauen kann.
Ich muss ihnen aber glaube ich überhaupt nicht vertrauen (auch nicht lernen ihnen zu vertrauen) und kann sie trotzdem lieben. Lieben bedeutet ja nicht zu tun was der Nächste will, oder zu meinen der Nächste wäre ein guter und meint es gut mit mir und ist ehrlich, irrt nicht, sondern mit ihnen oder an ihnen das zu tun was Gott will. Und zwar genau das, was Gott gesagt hat was man mit diesem speziellen Nächsten tun soll.
incarnata hat geschrieben:Aber eben aus diesem Trotzdem heraus wächst dann durch die Liebe das Vertrauen zueinander.
Theoretisch, wenn alle das Gute in sich pflegen würden müsste oder könnte das eigentlich passieren. Das ist aber nicht immer der Fall. Es passiert oft genau das Gegenteil, wie man z.B. am irdischen Ende von Johannes dem Täufer und vielen anderen sehen kann. Er liebt den Herrn über alle Maßen, er vertraut ihm über alle Maßen, er liebt die Menschen um sich rum, aber vertrauen? Ich glaube nicht, daß er den Menschen die ihn in der Kerker gesteckt usw. "vertraut" hat, geliebt aber schon.

Ich denke immer mehr wenn ich drüber nachdenke, daß Liebe und Vertrauen nichts miteinander zutun haben. Außer, daß wenn man vertraut das mit der Liebe leichter fällt.
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Marion
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Marion »

ad_hoc hat geschrieben:Liebe ist Hingabe.

Gruß, ad_hoc
Im Nachbarstrang hab ich gerade was ähnliches gefunden :)
http://kreuzgang.org/viewtopic.php?p=454791#p454791
das Wesen der Liebe, näml. die ganzpersonale Zuwendung des Menschen zu Gott
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Marion
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Marion »

Hat vielleicht noch jemand die richtige Antwort gefunden?
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Nassos
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Nassos »

Du äußertest Dich nicht zum Hohelied der Liebe. Mich hätte Deine Meinung - da Du die Fragestellerin bist - durchaus interessiert. :)
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Marion
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Marion »

In Hohelied der Liebe ist die Liebe wohl perfekt beschrieben :)
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Marion
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Marion »

Gibt es hier vielleicht noch irgendwas handfesteres?

Aus nem Dogmatikbuch oder so
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taddeo
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von taddeo »

Marion hat geschrieben:Gibt es hier vielleicht noch irgendwas handfesteres?

Aus nem Dogmatikbuch oder so
http://www.vatican.va/archive/DEU35/_P6C.HTM
(KKK, Thema "Die göttlichen Tugenden" - etwas runterscrollen, bis zum Stichwort "Liebe")

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Robert Ketelhohn
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Aug. civ. 14,28 hat geschrieben:fecerunt itaque civitates duas amores duo
terrenam ſcilicet amor ſui uſque ad contemptum dei
cæleſtem vero amor dei uſque ad contemptum ſui
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Marion
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Marion »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Aug. civ. 14,28 hat geschrieben:fecerunt itaque civitates duas amores duo
terrenam ſcilicet amor ſui uſque ad contemptum dei
cæleſtem vero amor dei uſque ad contemptum ſui
Sei mal so lieb und übersetz mir das bitte :)
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civilisation
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von civilisation »

Marion hat geschrieben:Gibt es hier vielleicht noch irgendwas handfesteres?

Aus nem Dogmatikbuch oder so
Auf den Punkt gebracht aus einem Betrachtungsbuch von 1893 (wenn auch Glaube und Hoffnung gewünscht werden, bitte kurzen Hinweis):
Glaube (...)
Hoffnung (...)
Liebe
Ich liebe dich, o mein Herr und Gott, aus ganzem Herzen, über alle erschaffenen Dinge, weil du mich zuvor geliebt, mich aus Gnade gerechtfertigt und mit unzähligen Wohlthaten überhäuft hast. Ganz vorzüglich aber liebe ich dich darum, weil du das höchste, schönste Gut und wegen deiner selbst aller Liebe unendlich würdig bist. Aus Liebe zu dir liebe ich auch meinen Nächsten, Freund und Feind, ebenso wie mich selbst, und dich in ihnen. In dieser Liebe will ich leben und sterben. Amen.

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Robert Ketelhohn
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Marion hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Aug. civ. 14,28 hat geschrieben:fecerunt itaque civitates duas amores duo
terrenam ſcilicet amor ſui uſque ad contemptum dei
cæleſtem vero amor dei uſque ad contemptum ſui
Sei mal so lieb und übersetz mir das bitte :)
Man muß die Syntax etwas umstellen:
Die beiden Bürgerschaften sind also durch zweierlei Liebe konstituiert:
die irdische ‹Bürgerschaft› nämlich durch Selbstliebe, die bis hin zur Gottesverachtung geht,
die himmlische dagegen durch Gottesliebe, die bis hin zur Selbstverachtung geht.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Marion »

Danke Robert :)


Aus dem Strang Betreff: Maria in den Kirchen der Reformation herkopiert.
ad-fontes hat geschrieben:[...] So sehr ich mich auch bemühe die Heilige A. und die Heilige B. (fangen wirklich mit diesem Buchstaben an) zu lieben, es funktioniert nicht, weil Liebe eben doch kein Willensakt ist; - wie ich jetzt einfach mal so aus dem Bauch heraus behaupte.
Erklär mal bitte ad-fontes
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ad-fontes
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von ad-fontes »

Marion hat geschrieben:Danke Robert :)


Aus dem Strang Betreff: Maria in den Kirchen der Reformation herkopiert.
ad-fontes hat geschrieben:[...] So sehr ich mich auch bemühe die Heilige A. und die Heilige B. (fangen wirklich mit diesem Buchstaben an) zu lieben, es funktioniert nicht, weil Liebe eben doch kein Willensakt ist; - wie ich jetzt einfach mal so aus dem Bauch heraus behaupte.
Erklär mal bitte ad-fontes
Der Wille ist daran nur insoweit beteiligt, als er sich im Konsens, in der Bejahung und Einwilligung zum Affekt, äußert.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Marion
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Re: Was versteht die Kirche unter Liebe?

Beitrag von Marion »

Du meinst also einen unsympatischen oder gar einen Feind kann man gar nicht lieben?
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