Tiere in der Kirche

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Niels
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Re: Tiere im Altarraum: Muss das sein?

Beitrag von Niels »

Juergen hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:Das hier finde ich auch "gelungen": "Gottesdienst für Mensch und Tier"
http://minitvdorfen.wordpress.com/21/ ... -und-tier/

...
O ha!
Da ist ja eine (liturgische) Wildsau im Altarraum.
:kugel:
Und hier ein Sparschwein:

Bild
Viele Menschen folgten zusammen mit ihren Tieren unserer Einladung. Die Jugendgruppe des Tierheimes gestaltete den Gottesdienst sehr abwechslungsreich und bot viele verschiedene Denkanstöße, die auch der Pfarrer in seiner Predigt aufgriff. Nach dem Gottesdienst erhielten die Besucher auch noch Rezeptvorschläge für ein vegetarisches Weihnachtsmenü.
Dies war sicher nicht das Einzige, was sie aus diesem Gottesdienst mit nach Hause trugen!
Hoffentlich keine Flöhe... :panisch: :narr:
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Niels
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Re: Tiere im Altarraum: Muss das sein?

Beitrag von Niels »

Kurios...
Prozession mit Hund:

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Mehr Bilder von dieser Episkopalgemeinde mit schönen Paramenten gibt's hier: http://www.saintignatiusnyc.org/Archive ... -211.html
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civilisation
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Re: Tiere im Altarraum: Muss das sein?

Beitrag von civilisation »


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kabelkeber
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Hunde in der Kirche.... Erstkommunion

Beitrag von kabelkeber »

Hallo an alle zusammen!

Heute war bei uns Erstkommunion. Ich brav an der Orgel, was sehe ich:
Hinter mir parkt sich ein "Gast" samt Hund.
Erstaunte Blicke...

Letzte Woche Anfrage für Hochzeit im Juli.
Liedwünsche: Metallica, Miley Cyrus, und "I will follow him" aus Sister Act.

Mein Vorschlag an den Pfarrer:

Ich stelle mir vorsichtshalber schonmal 2 Dosen Chappy hinter die Orgel, für Herrchen einen Kasten Pils und für's Frauchen Secco.
...damit es nicht so langweilig wird.

und für die Hochzeit holen wir uns schon mal glänzende Stangen (Baustützen?) für die Gogo-Girls.

Wie lange will sich das alles die Kirche noch antun?

Ich kann nicht mehr...

ad_hoc
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Re: Hunde in der Kirche.... Erstkommunion

Beitrag von ad_hoc »

Ich kenne das. :daumen-rauf:
Da hilft nur eines: weitermachen, Gegenüberzeugungen setzen und begründen. Immer wieder....
Mit der Zeit werden tatsächlich einige nachdenklich. Das ist heutzutage ja auch schon was.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

Getulio
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Re: Hunde in der Kirche.... Erstkommunion

Beitrag von Getulio »

Das habe ich zuletzt Karfreitag erlebt, da kam eine Dame mit Hund sicherlich 15-20 Minuten nach Beginn, warf dem Hundchen ihren Schal als Liegekissen hin, und ich staunte. Immerhin war der Hund ruhig, und die Dame verschwand dann auch irgendwann vor Ende der Feier wieder... :tuete:

Außerdem verschwand eine ganze Familie mitten während der großen Fürbitten, entsprechendes Getöse eingeschlossen.

Mich wunderte vor allem, so etwas am Karfreitag zu erleben. Dass man bei Erstkommunion, Hochzeiten, zu Weihnachten etc. reichlich Leute antrifft, die keinen Schimmer haben, wie man sich in einer Kirche benimmt, damit rechne ich ja mittlerweile.

Aber Karfreitag? Da hätte ich nicht gedacht, dass offensichtlich kirchenferne Menschen den Weg finden. Eigentlich ist das ja durchaus schön, würden durch das dauernde hin und her, rein- und rausrennen nicht andere Menschen in ihrer Andacht gestört.

koukol
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Re: Hunde in der Kirche.... Erstkommunion

Beitrag von koukol »

Ich verstehe eure Aufregung nicht.

Ochs und Esel standen doch auch an der Krippe ...

heiliger_raphael
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Re: Hunde in der Kirche.... Erstkommunion

Beitrag von heiliger_raphael »

Wenn der Hund ruhig ist...
Sorge hätte ich wegen der Lautstärke der Orgel. Die Tiere haben ein feines Gehör.

Getulio
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Re: Hunde in der Kirche.... Erstkommunion

Beitrag von Getulio »

koukol hat geschrieben:Ich verstehe eure Aufregung nicht.

Ochs und Esel standen doch auch an der Krippe ...
Von meiner Seite kann von Aufregung keine Rede sein. Bzw. mich stört mehr, dass es zugeht wie im Taubenschlag, als der bloße Umstand, dass da ein Fiffi neben der Bank liegt.

Allerdings darf man fragen, was wäre, wenn jeder sein Haustier mitbrächte... :detektiv: :pirat: :auweia:

koukol
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von koukol »

... ist auch eher ironisch zu verstehen. ;D

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Kantorin
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von Kantorin »

Es gibt außer Blindenführhunden auch andere Assistenz- und Servicehunde - vielleicht gehörte der Hund in der Kirche dazu?

Ich kenne aber auch eine Dame, die ihren "normalen" Hund mit in die Werktagsmesse nimmt, der Hund liegt aber ruhig auf dem Boden und stört nicht - auf jeden Fall benimmt der sich besser als die quäkenden und quasselnden Kleinkinder. :breitgrins:

Ich persönlich würde meine Haustiere nicht mit in die Kirche nehmen, auch nicht zur Tiersegnung. Das wäre nur Stress für beide Seiten.
Bild
Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen. (Psalm 59)

koukol
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von koukol »

Meerschweinchen gehören ja auch nicht in die Kirche, sondern in die Pfanne.

Frag' mal den Franz, vielleicht hat er schon welche gegessen ...

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Kantorin
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von Kantorin »

koukol hat geschrieben:Meerschweinchen gehören ja auch nicht in die Kirche, sondern in die Pfanne.

Frag' mal den Franz, vielleicht hat er schon welche gegessen ...
Natürlich gehören Meerschweinchen in die Kirche, die gab's schon beim Abendmahl (obwohl die nicht koscher sind :pfeif: ). Jedenfalls wird es auf einem Bild in der Kathedrale in Cusco/Peru so dargestellt:

http://www.sifle.de/Kochrezepte.htm

Aber wir schweifen ab... :breitgrins:
Mein huldreicher Gott kommt mir entgegen. (Psalm 59)

Getulio
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von Getulio »

Kantorin hat geschrieben:Es gibt außer Blindenführhunden auch andere Assistenz- und Servicehunde - vielleicht gehörte der Hund in der Kirche dazu?
Das war so ein Modell, das bequem in jede Handtasche passt, von daher glaub ich eher nicht, dass der irgendeinen "Job" hatte. ;D

Aber sei's drum, hat zwar kurzfristig gestört, aber den Untergang des Abendlandes bedeutet es eben auch nicht. :neinfreu:

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kabelkeber
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von kabelkeber »

Für mich dreht es sich eher ums Prinzip.
Ich habe auch einen Hund und behandele den sicher mehr als Menschen denn als Tier.
Aber mit in die Kirche??

"Wenn der Hund ruhig ist...
Sorge hätte ich wegen der Lautstärke der Orgel. Die Tiere haben ein feines Gehör."

Wohl nicht ernst gemeint, oder?
Soweit käm's noch.

Caviteño
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von Caviteño »

kabelkeber hat geschrieben:Für mich dreht es sich eher ums Prinzip.
Ich habe auch einen Hund und behandele den sicher mehr als Menschen denn als Tier.
Aber mit in die Kirche??
Auf den PH sind die Kirchen an den Seiten häufig offen, was der Hitze geschuldet ist. Natürlich laufen da auch "Straßenköter" während des Gottesdienstes in die Kirche. Aber solange sie dort nicht ihr "Geschäft" verrichten, stört es niemanden.

Vor ca. zehn Jahren war ich in Chiapas (Mexiko) in der Kirche St. Juan von Chamula. Was ich dort sehen konnten, war einmalig. Der Boden war mit Heu und Tannennadeln bedeckt und Tiere hielten sich dort auf - dazu habe ich jetzt folgenden Bericht im Netz gefunden:
Die Kirche steht in San Juan Chamula, einem kleinen Ort in den Bergen der südmexikanischen Provinz Chiapas.
(...)
In dem hinteren Bereich wird ein Huhn geschlachtet für eine religiöse Zeremonie. Es schreit lauthals. Auf dem Boden der Kirche, der mit Piniennadeln bedeckt ist, sitzt eine Frau in blauer Tracht vor einer Kerze. Sie reibt ihre Arme mit Hühnerblut ein.
Dann nimmt die Frau eine Flasche Cola, trinkt sie in einem Zug aus und ein lauter Rülpser entfährt ihrem Mund.
"Nach dem Glauben der Dorfbewohner ist die Frau nun gereinigt, sie wird von einer Krankheit geheilt oder von einer Sünde befreit", erklärt Fremdenführer Alex, der gemeinsam mit einer Touristengruppe in der Kirche steht.
http://www.sueddeutsche.de/reise/mexiko ... a-1.575376

Es war einer der beeindruckensten Kirchenbesuche, an den ich mich erinnern kann.

Getulio
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von Getulio »

Caviteño hat geschrieben:
Die Kirche steht in San Juan Chamula, einem kleinen Ort in den Bergen der südmexikanischen Provinz Chiapas.
(...)
In dem hinteren Bereich wird ein Huhn geschlachtet für eine religiöse Zeremonie. Es schreit lauthals. Auf dem Boden der Kirche, der mit Piniennadeln bedeckt ist, sitzt eine Frau in blauer Tracht vor einer Kerze. Sie reibt ihre Arme mit Hühnerblut ein.
Dann nimmt die Frau eine Flasche Cola, trinkt sie in einem Zug aus und ein lauter Rülpser entfährt ihrem Mund.
"Nach dem Glauben der Dorfbewohner ist die Frau nun gereinigt, sie wird von einer Krankheit geheilt oder von einer Sünde befreit", erklärt Fremdenführer Alex, der gemeinsam mit einer Touristengruppe in der Kirche steht.
http://www.sueddeutsche.de/reise/mexiko ... a-1.575376

Es war einer der beeindruckensten Kirchenbesuche, an den ich mich erinnern kann.
Also, dieses Szenario würde mich eher negativ beeindrucken. Hühner schlachten für eine "religiöse Zeremonie"?! :auweia: Was für eine Religion sollte das sein, christlich wohl kaum. :erschrocken:

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Protasius
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von Protasius »

Getulio hat geschrieben:
Caviteño hat geschrieben:
Die Kirche steht in San Juan Chamula, einem kleinen Ort in den Bergen der südmexikanischen Provinz Chiapas.
(...)
In dem hinteren Bereich wird ein Huhn geschlachtet für eine religiöse Zeremonie. Es schreit lauthals. Auf dem Boden der Kirche, der mit Piniennadeln bedeckt ist, sitzt eine Frau in blauer Tracht vor einer Kerze. Sie reibt ihre Arme mit Hühnerblut ein.
Dann nimmt die Frau eine Flasche Cola, trinkt sie in einem Zug aus und ein lauter Rülpser entfährt ihrem Mund.
"Nach dem Glauben der Dorfbewohner ist die Frau nun gereinigt, sie wird von einer Krankheit geheilt oder von einer Sünde befreit", erklärt Fremdenführer Alex, der gemeinsam mit einer Touristengruppe in der Kirche steht.
http://www.sueddeutsche.de/reise/mexiko ... a-1.575376

Es war einer der beeindruckensten Kirchenbesuche, an den ich mich erinnern kann.
Also, dieses Szenario würde mich eher negativ beeindrucken. Hühner schlachten für eine "religiöse Zeremonie"?! :auweia: Was für eine Religion sollte das sein, christlich wohl kaum. :erschrocken:
Klingt ein bißchen nach mosaischem Kult, aber damals kam man ohne Cola und Rülpserei aus.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Caviteño
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von Caviteño »

Protasius hat geschrieben:
Getulio hat geschrieben: Also, dieses Szenario würde mich eher negativ beeindrucken. Hühner schlachten für eine "religiöse Zeremonie"?! :auweia: Was für eine Religion sollte das sein, christlich wohl kaum. :erschrocken:
Klingt ein bißchen nach mosaischem Kult, aber damals kam man ohne Cola und Rülpserei aus.
Uns wurde das damals damit erklärt, daß die dortigen "indigenos" das Christentum annahmen und um ihre alten Zeremonien ergänzt haben. Das sei, so führte unser Fremdenführer aus, auch von der kath. Kirche akzeptiert die wohl einsah, daß eine "zwangsweise Bekehrung" nicht erfolgreich wäre.
Die dortigen Bewohner haben einen Sonderstatus innerhalb Mexikos, ich habe zwar die Einzelheiten vergessen (kann mich aber noch gut an den Schnaps erinnern :tuete: )

Ich glaube, es steht uns allen nicht zu, über diese Praktiken zu urteilen - mögen sie uns auch noch so fremd erscheinen.

Getulio
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von Getulio »

Caviteño hat geschrieben:Ich glaube, es steht uns allen nicht zu, über diese Praktiken zu urteilen - mögen sie uns auch noch so fremd erscheinen.
Ich bin geradezu froh, nicht über solche Dinge urteilen zu müssen. Ich staune nur einmal mehr, was es in der Kirche alles gibt. :hmm:

proetcontra
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von proetcontra »

Gen 9,9-10 "Hiermit schließe ich meinen Bund mit euch und mit euren Nachkommen und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Tieren des Feldes, mit allen Tieren der Erde, die mit euch aus der Arche gekommen sind."
Röm 8,19 "Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes."
Die Tiere mit in der Kirche zu nehmen, bedeute in dieser Hinsicht, sie unter Gottes Schutz zu stellen, denn Tiere sind ein Teil von Gottes Schöpfung und deshalb auch von Gott gewollt und gesegnet. Sie (besonders die Haustiere) dienen uns Menschen mit ihrem Dasein, denn wir essen sie oder halten sie zur Gesellschaft, andere arbeiten für die Menschen. In einem Tiergottesdienst geht es genau um diesen Aspekt der Schöpfung. Wir sollen uns daran erinnern, dass uns das Leben dieser Wesen anvertraut ist und wir es im Sinne Gottes zu verwalten haben. Es geht also vor allem auch um unseren Umgang mit den Tieren als Teil der Schöpfung. Deshalb werden nicht die Tiere gesegnet, weil sie etwa irgendwas heiliges wären, sondern uns wird Gottes Segen zugesprochen, der sich auch in der Anwesenheit von Tieren in der Welt manifestiert.

gc-148
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von gc-148 »

Getulio hat geschrieben: Ich staune nur einmal mehr, was es in der Kirche alles gibt.
Ich habe in Indien schon erlebt, dass bei der Gabenprozession auch Lebensmittel für die Verköstigung der Besucher aus Deutschland übergeben wurden - inklusive einem Hahn!

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guatuso
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von guatuso »

Erstens:
In Peru isst man seit Menschengedenken, also jahrhunderte bevor der Schlaechter und Schweinehirtes Pizarro, Blut und Gewalt ueber Peru brachte, Meerschweinchen.
Das ist eine indigene Spezialitaet. In Deutschland isst man Huehner. Wachteln. Hasen. Wo ist der Untershied?
Zweitens, was die Kirche in Mexico betrifft:
Da hat der Reiseleiter viel viel Mist erzaehlt, aber, entschuldige, denn „doofen Turisten“ kann man ja alles erzaehlen.
Huehnerschlachten. Da geht es um das Blut, das den Goettern geopfert wird. Etwa 60 Prozent der Indios Mittelamerikas sind das was wir als Heiden bezeichnen. Die kath. Kirche hat hier in der Tat indigene Rituale zugelassen, um ueber diesen Umweg die Herzen der Indios zu erreichen (was kaum gelingt)
Colatrinken und Ruelpsen, wie gesagt, der Reiseleiter hat euch,sorry, verarscht.Oder er ist dumm. Oder beides.
In indigenen Heilzeremonien kommt es vor, dass der Usekla, der Schamane, eine Fluesisgkeit in den Mund nimmt, und sie spraeyend ueber den Kranken sprueht (wobei vorher und nachher Gebete gesprochen werden!).
Damit sollen die boesen Geister, die im Kranken stecken, versoehnt werden.
Frueher nahmen die Indios „Chicha“, eines der sieben Geschenke der Goetter. Etwas aehnliches wie Federweiser. Nachdem die kath. Kirche die heidnischen Dinge wie Ceramik, Buecher, Chicha, Sprache, verboten und als ketzerisch erklaert hat, uebernahmen die Indios das von den Spaniern erlaubte sinnlose saufen von Schnaps.
Das Ritual, den guten Goettern ein Opfer zu bringen, das Blut also, und die schlechten Goetter, die Krankheit, mit Schnaps zu versoehnen, ist also sehr alt. Man muss natuerlich wissen, dass Chicha als Goettergeschenk getrunken wurde, um den Goettern zu zeigen: schaut, wir achten und respektieren euer Geschenk!
Fast kein Reiseleiter (ich kenne keinen einzigen) weiss etwas ueber Indios und deren Rituale. Von mir, sorry, abgesehen. Darum klingt das ja auch absurd, wenn man so etwas einfach ohne Hintergrundwissen hinstellt.
Nun gab es hier Cola. Elender Suff. Der trank das Cola zum Spass und nicht fuer die Goetter!
Das Ruelpsen ebenso. Obwohl das Ruelpsen eine positive (spirituale) Eigenschaft besitzt.
Wer schwere Grippe hat, der trinkt ein halbvolles Wasserglass mit einem Teeloeffel Salz und einem Teeloeffel Backpulver und dem Saft von 7 Limetten, auf einmal, runter damit. Da zeigt es sich, was ein Mann ist.
Ergebnis: es kommt ein wahrhaft grosses, den Koerper durchschuettelndes befreiendes Ruelpsen.
Dieses Ruelpsen soll nach Ansicht der Indios den durcheinander geratenen Organismus, der keine gesunde Orientrierung mehr hat, richtig durchschuetteln, und so wieder in Ordnung bringen.
Klingt logisch.
Salz vernichtet Bakterien. Limonen geben Vitamine. Und Backpulver sorgt fuer die koerperliche Erschuetterung.
Und jetzt lacht mich aus: Ich habe es getan, und es stimmt. Nichts half, keine Chemie, nichts. Ich trank das Zeug, ruelpste Gottergeben und am naechsten Tag war alle Kankheit weg, mit einem Schlag, es ging mir gut.
Erzaehlt hat mir das meine indianische Ehefrau, die immer Recht hat, was Heilung und Heilpflanzen betrifft. Ungeheuerlich.
Salz und Limetten nimmt man auch bei schweren Magenverstimmungne. Viele Touristen kaempfen gegen Moctezumas Rache, Durchfall. Salz und Limetten hilft den Magen zu reinigen.

Da ich seit 20 Jahren die Geschichte der Indios Mittelamerikas, Kultur und Gebraeuche erforsche und sehr viel ueber Sitte, Denkform und Kultur weiss, kann ich mit Recht sagen: der Reisseleiter war ein,sorry, Arschloch.
Saludos. Oder „Tapi Tapi“ wie die Indios sagen.

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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von proetcontra »

@guatuso: Andere Kulturen und deren Riten (damit verbunden deren Wissen) zu akzeptieren, war eben vor 500 Jahren nicht gerade die Stärke der katholischen Feldzüglern, wie sollte sie es heute von deren geistigen Nachfahren sein?

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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von holzi »

@guatuso: wenn wir wieder eine Workcampgruppe nach San Isidro zu Roland Spendlingwimmer schicken, dann engagieren wir dich als Reiseleiter für den touristischen Teil des Aufenthalts. "Wir"= Kolpingwerk Diözese Regensburg

Getulio
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von Getulio »

proetcontra hat geschrieben:@guatuso: Andere Kulturen und deren Riten (damit verbunden deren Wissen) zu akzeptieren, war eben vor 500 Jahren nicht gerade die Stärke der katholischen Feldzüglern, wie sollte sie es heute von deren geistigen Nachfahren sein?
Es hat doch hier wirklich niemand etwas gegen fremde Kulturen und Gebräuche gesagt?! :roll:

@guatuso: Vielen Dank für Deine Erläuterungen! :daumen-rauf:

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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von guatuso »

proetcontra hat geschrieben:@guatuso: Andere Kulturen und deren Riten (damit verbunden deren Wissen) zu akzeptieren, war eben vor 500 Jahren nicht gerade die Stärke der katholischen Feldzüglern, wie sollte sie es heute von deren geistigen Nachfahren sein?
Zu Ehren der kath, Kirche sei gesagt, dass es immer wieder Moenche gab (es waren anfaenglich immer Franiskaner, weil sie in der Heimat keine eigene Kirche, damit Gemeinde hatten und somit niemanden in Stich liessen!) die sich fuer Leben und Kultur der Indios einsetzten.
Das war der wunderbare Moench Pater Francisco Ximenez.
Er wurde 1701 nach San Tomas, Chuila, versetzt. Er muss ein ehrlicher Christ und mitfühlender Mensch gewesen sein, und er muss den Indios seinen tiefen Respekt gezeigt haben.
Das geschundene rote Volk dankte dem Pater auf seine - und auf sehr ungewöhnliche - Weise. Er, der sich für die Kultur und Sprache der Indios ehrlich interessierte, bekam von ihnen eines Tages ein Buch vorgelegt. Es war die "Bibel der Indigena", das "Popol Vuh".
Man kann es heute kaufen, uebersetzt natuerlich. Empfehlenswert

Die Lichtgetalt der Indios aber war der Mönche Bartolome de Las Casas (Interessierte sollten den Namen goggeln!)
Und aus Peru Frater Maros de Niza .

Es waren immer wieder Moenche die sich fuer Indios einsetzten und dafuer zum Teil von den spanischen Soeldnern auch mal umgebrachr wurden.

Zwar hieß es noch 1533, die Ureinwohner seien "erledigt", doch vier Jahre später erließ Papst Paul III. eine Bulle, die besagte, dass auch Indigena Menschen seien. Das hatte ihnen dann viel geholfen. Per Gesetz wurde der rote Mensch 1542 allgemein zum Sklaven erklärt. Daraufhin erhob der Erzbischof seine mahnende Stimme. Dafür wurde er kurzerhand durch den Landesgouverneur ermordet.

In El Salvado hatte 1811, Pater Jose Delgado als erster die Unabhängigkeit Zentralamerikas gefordert.

Das nimmt nichts weg von der Radikalitaet soi einiger er Moenche. Ich hab da "tausende" Geschichten.

Saludos aus der Karibik

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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von guatuso »

holzi hat geschrieben:@guatuso: wenn wir wieder eine Workcampgruppe nach San Isidro zu Roland Spendlingwimmer schicken, dann engagieren wir dich als Reiseleiter für den touristischen Teil des Aufenthalts. "Wir"= Kolpingwerk Diözese Regensburg

Toll!
Herzlich gerne!
Schreibt mir- wenn es soweit ist- einfach ein Mail und gebt mir die Daten. Wann es sein soll, wieviele Personen. Und ich gebe euch meine Telefonnummer durch.
Ich baue euch auch gerne eine wirklich schoene Tour zusammen . Ich kenne ja die ganzen Hoehepunkte hier und nicht nur das. Besuch bei den Maleku-Indios mit Zeremonien, Reiten, Wasserfaelle, also es gibt hier sehr viele tolle Moeglichkeiten. Muss man drueber reden.
Dake fuer das Angebot!
Saludos (die Regenzeit beginnt gerade, Gottseidank!)

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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von guatuso »

Getulio hat geschrieben:
proetcontra hat geschrieben:@guatuso: Andere Kulturen und deren Riten (damit verbunden deren Wissen) zu akzeptieren, war eben vor 500 Jahren nicht gerade die Stärke der katholischen Feldzüglern, wie sollte sie es heute von deren geistigen Nachfahren sein?
Es hat doch hier wirklich niemand etwas gegen fremde Kulturen und Gebräuche gesagt?! :roll:

@guatuso: Vielen Dank für Deine Erläuterungen! :daumen-rauf:
Con mucho gusto!
Mit viel Vergnuegen!

heiliger_raphael
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von heiliger_raphael »

Vielleicht wurde dieser Link schon einmal gepostet, ich finde die Geschichte ungemein schön und rührend

http://koptisch.wordpress.com/213/1/1 ... ie-kirche/

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guatuso
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von guatuso »

heiliger_raphael hat geschrieben:Vielleicht wurde dieser Link schon einmal gepostet, ich finde die Geschichte ungemein schön und rührend

http://koptisch.wordpress.com/213/1/1 ... ie-kirche/

Das er, allerdings findet man ja immer wieder. Allerdings frage ich mich halt auch immer wieder:
Ist so ein Hund treu, weil sein Seelchen am Herrn, der Herrin haengt, oder weil er durch diese Person sein Fressen kriegt und er keine Sorgen hat??
(Mein Hund haette der Seele wegen gewartet!)
Lies dies hier:
http://latina-press.com/news/17882-bol ... -herrchen/

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overkott
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Re: Tiere in der Kirche

Beitrag von overkott »

Ochse, Esel, Adler, Löwe, Kalb usw. - was soll das alles?

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