Praxistest

Allgemein Katholisches.
Jabezhhh
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Praxistest

Beitrag von Jabezhhh »

Guten Morgen :-)

Nach etlichen Gesprächen mit dem Diakon, durfte ich nun den Katholizismus kennen lernen. Jedoch hört man in den Gesprächen oft raus, dass vieles "nur" noch Lehre ist, aber im praktischen Leben kaum noch Anwendung findet.
Ich denke da an Dinge wie Stundengebet oder wer weiss noch was beim Angelusläuten zu tun ist und tut es auch. Wer glaubt noch an den Segen des Weihwassers und wendet dieses auch an - ich meine nicht nur in der Kirche, sondern wer nimt es noch mit nach Hause?
Wer betet regelmässig den Rosenkranz, oder wer hat Zuhause noch einen privaten Altar, an dem er Andachten hält? Bei wem steht eine Madonna zu Hause?
Oder wer geht noch unter der Woche in die Kirche um eine Kerze an zu brennen.
Ich frage deshalb, weil ich es sehr schade finden würde, wenn diese Dinge aus dem katholischen Leben langsam zur Legende werden. Es ist mir schon klar, das das Berufsleben einige Dinge erschwert. Doch mich würde interessieren, wie lebt ihr noch katholisch, ausser Sonntags.
Ich würde mich freuen, von euch zu hören, dass all das noch Werte besitzt.
Ich hab schon bald das Gefühl, wenn ich in der katholischen Kirche katholisch leben möchte gehöre ich zur Minderheit. Oder zu einer Kleingruppierung, die als Extreme bezeichnet wird. Ist katholisch im privaten Leben mittlerweile wirklich so "protestantisch" geworden? Ist nicht abwertend gemeint, aber mir scheint als schwünden die typisch katholischen "Bräuche" aus dem Leben, und werden zur öden Theorie.

Ich würde mich über eure Beobachtungen freuen, schliesslich gibts hier ein paar "alte Hasen" in der katholischen Kirche, die die Entwicklung besser
beurteilen und einschätzen können.
Gibt es den "richtigen" Katholiken noch, und wird diese Spezie überleben?

liebe Grüsse
liebe Grüsse
jabezhhh

Ralf

Re: Praxistest

Beitrag von Ralf »

Es gibt so viele Arten von Katholiken wie Menschen. Ich bete das Stundengebet, mindestens die Vesper (mehr geht familiär kaum, abends wäre die Laudes unpassend), den Rosenkranz bete ich unregelmäßig (eher selten - gerne wenn ich irgendwo warten muß oder länger unterwegs bin, habe immer einen Zehnerrosenkranz bei mir). Einen "Herrgottswinkel" habe ich zuhause nicht. Unter der Woche schaffe ich es ab und zu in unsere Pfarrkirche für eine Kerze oder zwei (gerne auch vor der Knochen-Reliquie der Hl. Elisabeth von Thüringen, Patronin des OFS, zu dem ich gehöre)

Wie lebe ich katholisch? Du meinst wahrscheinlich die wichtigen äußeren Lebensvollzüge, die traditionellen Handlungen.

Ich glaube da bin ich ziemlich normal.

Was Glaube, Hoffnung und Liebe angeht - tja, da habe ich noch enormen Verbesserungsbedarf.

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thomas12
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Re: Praxistest

Beitrag von thomas12 »

Jabezhhh hat geschrieben:Gibt es den "richtigen" Katholiken noch, und wird diese Spezie überleben?
Hallo Jabezhhh,

erst einmal würde ich die Frage stellen, was "der richtige Katholik" ist. Den gibt es wahrscheinlich nicht. Die katholische Kirche will kann und muss die Heimat vieler verschiedener Menschen, Richtungen und Ausrichtungen sein. Ich für mich bin der Meinung, dass es auch gut so ist.

Meine persönliche Einstellung ist so:
Ich bete manchmal mehr, manchmal weniger die Stundengebete. Manchmal schaffe ich es über Tage hinweg alle zu beten, manchmal nur eins.
Ich versuche einmal unter der Woche eine Messe zu besuchen.
Mir ist es ein sehr wichtiges Anliegen jeden Sonntag (oder Vorabend) die Hl. Messe zu feiern.
Deswegen kommt es schon ab und zu mal vor, dass ich als übertrieben christlich bezeichnet werde....

ABER, ich bilde mir nicht ein, deswegen ein besserer Katholik zu sein als jemand der das vielleicht nicht so hält.

Es ist eine andauernde Auseinandersetzung zwischen Glauben - wollen - können - Zeit - und dem inneren Schweinehund.
Ich wünsche Dir auf Deinem Weg viel Erfolg und Ausdauer.
Ich glaube, es lohnt sich.

Thomas

Jabezhhh
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Re: Praxistest

Beitrag von Jabezhhh »

Danke Ralf!

Hab mir den Link des OFS gerade angesehn

das--->FKA - Franzisk. Krankenapostolat--> find ich super. Den OFS gibt es sogar in meiner Nachbarschaft...kann man da mal reinschnuppern und neugierig sein?

Herrgottswinkel - du meinst ein Kreuz? :-)

Was deine Aussage anbelangt "Was Glaube, Hoffnung und Liebe angeht - tja, da habe ich noch enormen Verbesserungsbedarf" ---> das trifft auf mich voll und ganz ebenfals zu! Aber wenn selbst ein Paulus sagt: ich tue was ich nicht will und das was ich will tue ich nicht. Der sündige Stachel des Fleisches, der bleibt uns hier wohl und ist schwer zu bekreuzigen.

ich grüsse Dich
liebe Grüsse
jabezhhh

Ralf

Re: Praxistest

Beitrag von Ralf »

Jabezhhh hat geschrieben:Danke Ralf!

Hab mir den Link des OFS gerade angesehn

das--->FKA - Franzisk. Krankenapostolat--> find ich super. Den OFS gibt es sogar in meiner Nachbarschaft...kann man da mal reinschnuppern und neugierig sein?

Herrgottswinkel - du meinst ein Kreuz? :-)

Was deine Aussage anbelangt "Was Glaube, Hoffnung und Liebe angeht - tja, da habe ich noch enormen Verbesserungsbedarf" ---> das trifft auf mich voll und ganz ebenfals zu! Aber wenn selbst ein Paulus sagt: ich tue was ich nicht will und das was ich will tue ich nicht. Der sündige Stachel des Fleisches, der bleibt uns hier wohl und ist schwer zu bekreuzigen.

ich grüsse Dich
Normalerweise freuen sich meine Geschwister immer über reinschnuppernde Leute, also einfach mal kontaktieren. Und mit "Herrgottswinkel" meinte ich eine "Andachtsecke".

Jabezhhh
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Re: Praxistest

Beitrag von Jabezhhh »

Ja, Thomas....

....besser und schlechterer Christ, war damit nicht gemeint. Wie du und auch Ralf schon erwähnt hast gibt es viele Wege und viele Katholiken, und auch ich finde gut, das Gott mit jedem seinen eigenen Weg geht. Denoch, gibt es Gründe warum ich katholisch oder protestantisch oder Freikirchler bin. Jede Gemeinschaft hat ja so ihre "Eigenarten" und auch das finde ich gut.
Und genau hier finde ich schade, wenn diese Eigenarten verschwinden würden. Und dennoch ein Herr und eine Herde.
Für mich ist der katholische Glaube ein Glaube zum anfassen, erleben und somit besser zum verinnerlichen, das liegt, denk ich, eben an dem Reichtum der Sakramentalien.
Ich darf das gerade erleben und frage mich eben, wenn eine Kirche so reich beschenkt wird, wie kann es sein, dass dieser Schatz so wenig anklang in der Herde findet. Auch der Diakon bedaurt das. Vieleicht wäre die Kirche in einer anderen Situation, wenn die Menschen die Geschenke wieder finden würden.

einen schönen Tag wünsch ich Dir
liebe Grüsse
jabezhhh

Mary
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Re: Praxistest

Beitrag von Mary »

Jabezhhh hat geschrieben:dass vieles "nur" noch Lehre ist, aber im praktischen Leben kaum noch Anwendung findet.
Ich denke da an Dinge wie Stundengebet oder wer weiss noch was beim Angelusläuten zu tun ist und tut es auch. Wer glaubt noch an den Segen des Weihwassers und wendet dieses auch an - ich meine nicht nur in der Kirche, sondern wer nimt es noch mit nach Hause?
Wer betet regelmässig den Rosenkranz, oder wer hat Zuhause noch einen privaten Altar, an dem er Andachten hält? Bei wem steht eine Madonna zu Hause?
Oder wer geht noch unter der Woche in die Kirche um eine Kerze an zu brennen.
Hi Jabezhhh,
ich bezeichne mich als katholisch und bin mal so frei, deine Fragen zu beantworten. :)
Ich bete regelmässig die Abendgebete der Kirche, wenn möglich auch morgens. Dazu die Gebete vor und nach dem Essen.
Ich wüsste zwar, was beim Angelus zu tun ist... spreche aber nicht die üblichen Gebete sondern halte kurz inne und denke an den Herrn und seine Mutter.
In meinem Haus ist eine Ecke für Gott eingerichtet, da hängen ein Kreuz und meine Ikonen, Blumen davor, eine Kerze und da liegen die Gebetbücher und die Bibel und was ich sonst gerade an geistlicher Literatur lese. Ich bete wenn immer möglich an diesem Platz. Rosenkranz kenne ich so nicht, aber die Tschotki und bete damit das Jesusgebet. Kerzen anbrennen... ja sicher.
Das Weihwasser steht ebenfalls in meiner Gebetsecke und ich trinke davon einen kleinen Schluck als erstes am Tag, ebenfalls ein kleines Stück geweihtes Brot. Meine Kinder habe ich immer mit geweihtem Wasser gesegnet mit dem Kreuzzeichen.
Ich denke, dass ich mit diesen Angaben den grossen Teil meiner orthodoxen Geschwister - derer, die ernsthaft glauben - mit beschrieben habe.

Manchmal erscheint mir meine jetzige Glaubenspraxis so wie das, was ich von Eltern und Grosseltern im römisch-katholischen Umfeld noch erlebt habe. Es stirbt dort langsam aus, das ist auch mein Eindruck. Es wäre schön, wenn solche Zeichen neu entdeckt und gschätzt würden.

Ganz wichtig, und das hat auch Ralf ja schon anklingen lassen, ist jedoch: Glaube, Hoffnung, Liebe. Gelebte Liebe, die sich in Almosen, Gebet und Gerechtigkeit äussert. Und hier, glaube ich, denken "moderne" und "traditionelle" wohl gleich. Alle sind sich bewusst, dass so Nachfolge aussieht.. und alle verzweifeln sie oft (auch ich) an der eigenen Schwäche.

Lg Mary
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Lilaimmerdieselbe
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Re: Praxistest

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Ich meine, dass es mit diesen Zeichen nicht ganz so einfach ist. Das Kerzenbrennen in Kirchen machen ja auch viele Touristen, andererseits ist nicht gerade das am "katholischten", was Katholiken von anderen Christen unterscheidet.
Ich habe zum Beispiel wie wohl die meisten Christen meiner Gemeinde kein Weihwasser im Haus. Der Segen, zu dem es in meiner Kindheit verwendet wurde, war aber lange Zeit auch in meiner Familie Teil des Abendrituals mit den Kindern.
Eine Gruppe von Pfadpfindern hatte dazu im Widerspruch großen Erfolg mit geweihtem Wasser, das sie von einer Pilgerwanderfahrt aus Lourdes mitgebracht hat.
Ein Marienbild oder eine Muttergottesstatue haben wohl fast alle in ihrer Wohnung. Ob das immer mehr ist als Deko? Besonders häufig im Frühjahr bringe ich kleine Sträußchen von meinen Spaziergängen vor sie, ganzjährig liegen die Medikamente meines Sohnes ihr zu Füßen. Ob das besonders fromm ist oder ob da nicht persönliche Neigung und praktische Handhabung eine Verbindung eingehen?
Das Angelusbeten habe ich bei einem Archivar in unserer beider Arbeitszeit gelernt, schon bei meinen Eltern und Großeltern hat es zu mehr als einem Aufschauen und einem Gelobt sei Jesus Christus nicht gereicht.
In der Kindergartenzeit meines Sohnes bin ich oft auf dem Rückweg mit ihm kurz auf ein Gebet in der Kirche gewesen, heute sind meine Wege nicht jeden Tag so geregelt und die Kirchen, an denen ich vorbei komme, meist zu. Aber ich weiß in zwei Nachbarstädten, welche Kirchen offen sind, und woran ich in meiner Stadt erkenne, dass die Kirchen außer der Regel doch offen sind, und gehe dann hinein.

Ralf

Re: Praxistest

Beitrag von Ralf »

(Nur als Info: bei den Byzantinern - wie der orthodoxen Mary - ist es üblich, Weihwasser zu trinken. Ist für westliche Ohren erst einmal ungewöhnlich. Und geweihtes Brot ist eben genau dies, aber keinesfalls mit dem eucharistischen Leib zu verwechseln)

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Linus
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Re: Praxistest

Beitrag von Linus »

Ralf hat geschrieben:(Nur als Info: bei den Byzantinern - wie der orthodoxen Mary - ist es üblich, Weihwasser zu trinken. Ist für westliche Ohren erst einmal ungewöhnlich. Und geweihtes Brot ist eben genau dies, aber keinesfalls mit dem eucharistischen Leib zu verwechseln)

Nicht unbedingt meine Schwiegermama macht das auch - und die ist katholisch.

Zu meiner "Orthopraxie": wir haben einerseits einen Herrgottswinkel in der Küche da wird allerdings kaum gebetet. Das passiert bei uns im Gebetszimmer (nein eine Kapelle ist es nicht), wird in der Früh benutzt (hauptsächlich) Stundengebet (ich Laudes, ggf Lesehore) Morgenandacht (meine Frau) weiter gehts im Auto Richtung Arbeit einmal Angelus, ein Gesätz des Rosenkranzes , freies lautes Gebet (gemeinsam)Abschluß ein "Vater-Mutter-Ehre" und ein Ave extra. Der Rest vom Stundengebet kommt nach der Arbeit(Terz Sext Non) und am Abend/Nachts.(ggf lesehore Vesper und eher selten: Komplet) Mittags Angelus,

Wenn möglich: zwei bis dreimal unter der Woche hl. Messe und/oder eucharistische Anbetung, dabei Versuche im Jesusgebet.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Jabezhhh
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Re: Praxistest

Beitrag von Jabezhhh »

Mary, Tschotki war mir noch kein Begriff. Ich hab das hier:

http://eremitin.wordpress.com/rosenkran ... zensgebet/

gefunden. Schön :-)))) den das Herzensgebet oder Ruhegebet nach Peter Dyckhoff lieb ich sehr!!

Das Weihwasser trinken....woher holst du dein Weihwasser? Ich war heute auch wieder in einer wunderschönen Kirche und hab von dort Weihwasser mitgebracht.
Kann ich das auch trinken? Und was steckt dahinter, warum tust du das? Oder besser, was ist der Unterschied vom Trinken zum Kreuzzeichen damit. Was bewirkt das Trinken "mehr"? Find ich interessant!

Ich freu mich sehr, von euch zu lesen, dass ihr eure Gebetsecken habt, der Madonna Blumen bringt, eure Gebetsrituale habt, der Rosenkranz noch lebt :-))))
Und ich freu mich, darüber das leben zu können und hier Menschen zu haben, die das nicht falsch verstehn. In der Freikirchlichen Ecke musste ich solche Dinge heimlich tun. Schon ein Kreuz an der Wand wird höhnisch betrachtet und trägst du eins um den Hals, wandern die kritischen Blicke von deinem Gegenüber da nicht mehr weg.
Die Bücher Dyckhoffs mussten versteckt werden...oder wurden beim herzeigen Nase rümpfend von sich geschoben.

Schön, das ihr den Glauben auch noch lebendig praktiziert! Vieleicht glingt das nun naiv, aber es bringt so ein Stück Heiligkeit in die oft "graue" Welt, die Gott so schön für uns gestaltet hat. Aber in dem ganzen Altagstrubel geht das alles verloren, wie schön sind da die Momente, in dennen man in heilige Handlungen eintauchen darf, um dort Christus zu begegnen.

Wie schade wäre es, wenn hier das bunte der katholischen Kirche verloren ging. Für einen Menschen, wie mich, der aus der evangelischen Ecke kommt, öffnet sich hier eine grosse "Spielwiese" die immer zu Christus führt und unglaublich Glaubensbegräftigend und Stärkend ist.

Ich glaube, manch einem ist nicht bewust, wie stark dieses gelebte Zeugnis von euch sein kann, für suchende Menschen wie ich es bin/war.
Ich hätte mir gewünscht in meinem Umfeld ein "praktizierenden Katholiken" schon früher erleben zu dürfen. Ich denke das hat die Kraft vielen Menschen die Tür in die Kirche zu öffnen.

herzliche Grüsse und Danke für euer [Punkt]
liebe Grüsse
jabezhhh

Jabezhhh
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Re: Praxistest

Beitrag von Jabezhhh »

Linus, du hast ein Gebetszimmer :glubsch: ...wow, das hätte ich auch gerne :daumen-rauf:
liebe Grüsse
jabezhhh

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martin v. tours
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Re: Praxistest

Beitrag von martin v. tours »

Hallo Jabezhhh
Wie Du siehst, findet vieles im praktischen Leben der Katholiken noch Anwendung.
Mag es zwar auch nur noch eine Minderheit der Katholiken sein (? schätze ich nur), so erscheint es in der öffentlichen Wahrnehmung noch geringer, da es vielen (auch mir) oft schwerfällt sich als Katholik zu "outen",
dadurch wird über solche Dinge nicht mehr öffentlich gesprochen und es verschwindet aus dem öffentlichen Bewusstsein.

Neben den schon erwähnten Dingen finde ich es schön sich in einem Gebetskreis zu engagieren, wenn man dazu Zeit und Gelegenheit hat.
In unserer Gruppe treffen wir uns einmal im Monat immer abwechselnd bei anderen Teilnehmern.
Meist Rosenkranzgebet,div. Texte oder Gebete, gemeinsames Singen etc.

Das schöne an unserem Gebeteskreis ist, das die Gruppe von Ihren Persönlichkeiten sehr gemischt ist.
Ich werde als (einziger) Tradi der bei den Piusbrüdern zur Messe geht , nicht blöd angemacht.
Andere sind Medjugore-Fans oder eher charismatisch angehaucht.
Da jeder Teilnehmer beim Treffen in seinem Haus, den Abend thematisch vorbereitet, ist es eben so das wir an einem Abend "modernere" Lieder mit der Klampfe singen,
die anderen dann aber auch bei mir "Grosser Gott wir loben Dich" schmettern müssen. 8)
Klappt wunderbar und lädt auch die Batterien wieder auf für´s Alltagsleben.

Gebetszimmer? Ja haben wir auch (ein Teil des Arbeitszimmers).
Da meine Frau orthodox ist findest Du dort Ikonen und auch ein katholisches Kreuz und Heiligenbilder.
Davor eine kleine Kniebank (für mich) , daneben eine Art Noten/Textständer für meine Frau (Orthodoxe beten im stehen).
Nach dem sie nicht erreicht hat, daß die Menschen praktizieren, was sie lehrt, hat die gegenwärtige Kirche beschlossen, zu lehren, was sie praktizieren.
Nicolás Gómez Dávila

Mary
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Re: Praxistest

Beitrag von Mary »

Jabezhhh hat geschrieben:Mary, Tschotki war mir noch kein Begriff. Ich hab das hier:

http://eremitin.wordpress.com/rosenkran ... zensgebet/

gefunden. Schön :-)))) den das Herzensgebet oder Ruhegebet nach Peter Dyckhoff lieb ich sehr!!
Hallo Jabezhhh,
Meine Tschotki sehen so aus
https://encrypted-tbn3.gstatic.com/imag ... 2olsnxOhiA
Es gibt aber auch Knotenschnüre mit 5, 1 oder 3 Knoten, wie in deinem link beschrieben.
Viele orthodoxe Christen tragen die Schnur als eine Art Armband immer bei sich, um bei jeder Gelegenheit damit zu beten. Ich selbst ziehe in der Öffentlichkeit das "innerliche Gebet" vor.
Jabezhhh hat geschrieben:Das Weihwasser trinken....woher holst du dein Weihwasser? Ich war heute auch wieder in einer wunderschönen Kirche und hab von dort Weihwasser mitgebracht.
Kann ich das auch trinken? Und was steckt dahinter, warum tust du das? Oder besser, was ist der Unterschied vom Trinken zum Kreuzzeichen damit. Was bewirkt das Trinken "mehr"? Find ich interessant!
In jeder orthodoxen Kirche wird zum Fest "Taufe des Herrn" Wasser geweiht und die Gläubigen nehmen dieses in Flaschen mit nach Hause. Es bleibt auch immer ein Vorrat in der Kirche. Ein- oder zweimal unter dem Jahr finden weitere Wasserweihen statt.
Soviel ich weiss, gibt es doch auch in röm.kath. Kirchen Spender für Weihwasser, das man sich für zuhause abfüllen kann?
Warum trinke ich es, wo ist der Unterschied zum Kreuzzeichen damit?
Ich denke beim Trinken des Wassers an Jesu Verheissung, uns das lebendige Wasser zu trinken zu geben.
Allgemein lässt sich vielleicht sagen, dass der orthodoxe Glaubensvollzug den ganzen Menschen - auch den Körper - stark mit einbezieht. Wenn wir beten, machen wir Verbeugungen und werfen uns zu Boden. Wir fasten oft und einigermassen streng, je nach gesundheitlicher Möglichkeit. Bei fast allen unseren Sakramenten und heiligen Handlungen sind Berührungen mit enthalten. Das mag das Trinken, also Verinnerlichen, des Wassers erklären....

Hier noch ein link für Dich, der den Umgang mit geweihtem Wasser und anderen Dingen in der orthodoxen Glaubenspraxis erklärt
http://orthpedia.de/index.php/Heilige_Gegenst%C3%A4nde

Und das hier gefällt mir auch gut
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... _Sanok.JPG
Die Geistlichen waschen sich nach der Weihe mit dem gesegneten Wasser... die Gläubigen werden es ihnen gleich nachmachen. Einige der Gläubigen werden auch direkt in den See springen..... brrrrrrr... und das im Februar.

Lg Mary
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Selina
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Re: Praxistest

Beitrag von Selina »

Hallo Jabezhhh,

irgendwie finde ich es ein bisschen schade, dass der Diakon gleich von vorneherein den Eindruck erweckt, Vieles sei nur noch Folklore, das nimmt ja doch so manchem Katechumenen gleich den Wind aus den Segeln und erzeugt einen "Ach, dann mache ich das auch nicht, das scheint ja normal zu sein, es wegzulassen"-Eindruck.

Um nun auch noch von mir ein paar Antworten auf deine Fragen einzustreuen,
Ich bete mindestens Morgen- und Abendgebet, zwischendurch immer mal wieder den Rosenkranz (sehr gerne auch in stressigen oder belastenden Momenten, das gibt mir zumeist den inneren Frieden zurück).
Einen Herrgottswinkel habe ich auch (wir Bayern wieder, gell? :breitgrins: ), da liegen auch meine Rosenkränze, wenn sie nicht im Gebrauch sind, Gebetbücher, Bibel und Weihwasser, welches ich aber zuhause nur zu besonderen Anlässen verwende (Hochfeste, Feiertage, Krankheit).

Es gibt bei mir einen kleinen Andachtsaltar, ich bete aber nicht zwingend nur dort, achte aber immer darauf, dass dort frische Blumen stehen.
Zu Maria Himmelfahrt pflücke ich auch Kräutersträuße, die dann in den Herrgottswinkel kommen.
Und ich besuche regelmäßig die Hl. Jungfrau in unserer Kirche und zünde dort ein Kerzchen an... Oder in St. Peter, das ist auch eine liebe Kindheitserrinerung - und überhaupt fällt es mir schwer, eine Kirche zu besuchen, ohne dort eine Kerze bei einem Heiligen zu lassen. Immer mal wieder der Hl. Antonius, weil ich etwas verlegt habe... :pfeif:

Ach ja, es gibt schon so Einiges - manches mag vielleicht folkloristisch anmuten, ich find's schön, gehört für mich untrennbar zum Katholischsein.
Ich wünsche dir, dass du deine katholischen Rituale findest, die dir Kraft geben.

Liebe Grüße,
Selina
"Erlösung ist nicht Wellness, ein Baden im Selbstgenuss, sondern gerade Befreiung von der Verzwängung ins Ich hinein." (Papst Benedikt XVI.)

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Linus
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Re: Praxistest

Beitrag von Linus »

Jabezhhh hat geschrieben:Linus, du hast ein Gebetszimmer :glubsch: ...wow, das hätte ich auch gerne :daumen-rauf:
Ja, nachdem die Kinder nicht so kommen wie sie sollten, haben wir ein Zimmer adaptiert. (gut ein Verstauschrank ist auch noch drin.)
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Re: Praxistest

Beitrag von Jabezhhh »

Martin, ja ich muss dir leider recht geben, in der Öffentlichkeit kommt wenig bis nichts von dem gelebten katholischen Glauben an. Ich jedenfals bin sehr überrascht, welche Fülle sich finden lässt.
Euren "multikulti" Gebetskreis find ich super und sehr bereichernd, so könnt ihr alle Strömungen des katholischen geniessen, bin ich auch eingeladen? :blinker:
Bei uns sitzen Adventisten, Allversöhner..und meine Wenigkeit, die es nun endlich geschaft hat, sich öffentlich in der Runde zur Katholischen Kirche zu bekennen.
Bei meinen "neuen katholischen Freunden" gibt es auch ein Medjugore-Fan.
Bei mir Zuhause steht eine Fatima Madonna.

Mary, ich kann deine Begründung nachvollziehen und finde es garnicht so weit hergeholt das Weihwasser zu trinken.
Ein wenig Bedenken hätte ich, wenn ich ein Weihwasser erwische in dem ein Minestrant seine Blase entleert hat. Kein Witz, soll wohl eine beliebte Mutprobe sein :irritiert:
So wie du dein Tschotki immer bei dir trägst, so hab ich einen Rosenkranz in der Hosen- oder Handtasche.
Gerade lese ich ein Buch über Weihwasser, darin haben auch Leute sich eingerieben bei Schmerzen, selbst ihre Kuh haben sie bei einer schweren Geburt damit eigerieben. Ihre Felder besprenkelt, für ne gute Ernte...usw.....interessant....

Selina, mein Diakon ist ein ganz "moderner". Er hatte wohl Angst mich mit dem "extrem katholischen" zu überrenen. Ich war schneller :blinker: :D
Er dürfte bei seinem 3 oder 4 Besuch eine Fatima Madona segnen. Ja, er hat mit uns ein bissel was zu tun. Aber du hast recht, man sollte die katholischen Rituale nicht unter den Tisch kehren. Aber auch Diakone sind nur Menschen, und er kannte mich nicht. Er wollte halt etwas vorsichtiger vorgehn, aber mir wäre das volle Programm auch lieber gewesen.

Linus, das war nicht die schlechteste Idee :daumen-rauf:

Ihr macht mir ne Freude...so stell ich mir katholisch sein vor...schön, das zu finden! :daumen-rauf:
liebe Grüsse
jabezhhh

Dompfaff
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Re: Praxistest

Beitrag von Dompfaff »

Jabezhhh hat geschrieben:Nach etlichen Gesprächen mit dem Diakon, durfte ich nun den Katholizismus kennen lernen. Jedoch hört man in den Gesprächen oft raus, dass vieles "nur" noch Lehre ist, aber im praktischen Leben kaum noch Anwendung findet.
Ich denke da an Dinge wie Stundengebet oder wer weiss noch was beim Angelusläuten zu tun ist und tut es auch. Wer glaubt noch an den Segen des Weihwassers und wendet dieses auch an - ich meine nicht nur in der Kirche, sondern wer nimt es noch mit nach Hause?
Wer betet regelmässig den Rosenkranz, oder wer hat Zuhause noch einen privaten Altar, an dem er Andachten hält? Bei wem steht eine Madonna zu Hause?
Oder wer geht noch unter der Woche in die Kirche um eine Kerze an zu brennen.
Ich frage deshalb, weil ich es sehr schade finden würde, wenn diese Dinge aus dem katholischen Leben langsam zur Legende werden.
Ich lebe so:
- Im Eßzimmer, dem zentralen und meist frequentierten Raum im Haus ist ein "gut sortierter" Herrgottswinkel, Kruzifixus, Muttergottes, Heilige, der nach Kirchenjahr geschmückt ist.
- Der Weihwasserkessel ist regelmäßig "verdunstet", aber wird immer wieder befüllt und dann wird auch "Kreuzle gemacht", (Trinken kenne ich nur von Lourdes - Wasser bei Krankheit, aber Weihwasser? och nö!)
- Rosenkranz wird regelmäßig gebetet, alleine oder mit dem "Mitbewohnern",
- für die Verstorbenen brennt immer ein Öllicht,
- das Haus wurde vom Priester gesegnet (nach dem Einzug) und an Dreikönig wird der Segen erneuert mit geweihter Kreide und Weihrauch,
- in der Osternacht wird das Salz für's Jahr zur Speisenweihe mitgenommen, das Osterlicht wird in einer Laterne heimgetragen bzw. gefahren,
- Lichtmeß werden die Kerzen geweiht (allerdings brenne ich über's Jahr auch Ungeweihte, werden an der Osterkerze angezündet),
- zu Fronleichnam und besonderen Festen werden die Kirchenfahnen rausgehängt (dieses Jahr nicht, da waren alle unterwegs),
- der Hl. Antonius (sofern vorhanden) kriegt immer was in der Kirche (Antoniusbrot für die Armen),
- ich zünde in jeder Kirche, die es erlaubt Kerzen für Verstorbene und Menschen in verschiedenen Anliegen an,
- wenn ich Wegkreuze passiere, bekreuzige ich mich und bete "Komm Herr Jesus",
- Stundengebet bete ich "anfallsweise" mehr, am meisten jedoch die Komplet,
- in Räumen ohne Kreuz fühle ich mich nicht "heimisch" daher habe ich immer meinen Rosenkranz "am Leib" = Herrgottswinkel en miniature,
- an Palmsonntag wird das Kreuz mit frischen Palmzweigen geschmückt, die werden dann am Aschermittwoch im Herdfeuer verbrannt,
- am ersten Advent wird die Krippe aufgebaut und der Adventskranz, am Heiligabend kommt dann das Kind in die Krippe (der "Owie" {lacht}),
- Krippe und Baum bleiben bis Lichtmeß (wenn der Baum nicht vorher nackt ist...),
- ich höre auch das Gebetsläuten im Dorf bewußt und bin froh, daß wir noch zu allen Tagzeiten läuten dürfen..., Angelus bete ich nur "mit dem Papst", bin mehr der "Rosenkranztyp",
- ich gehe mit Kerzen zum Friedhof und sage Maria an unserer kleinen Lourdes Grotte "Hallo",
- zum "Urbi et Orbi" finden wir uns (mit gewaschenem Hals...) vor der Glotze ein, :bedrippelt: meist :bedrippelt: in "gebeichtetem" Zustand...,

Hab' ich 'was vergessen?
Jedenfalls sind all die kleinen "Rituale" sinnfällige Zeichen, die mich "on track" halten.
Ich finde diese Bräuche der Volksfrömmigkeit schön und wichtig. Auch wenn die Eucharistiefeier die höchste Form der Anbetung und Begegnung ist, wäre es mir unerträglich, in allem vom Priester "abhängig" zu sein. Mein persönliches Leben mit den Zeichen ist wie ein zweites Bein...es ist selbstverständlich und ohne "großes Brimborium" da und in der dörflichen Umgebung fühlt man sich damit auch nicht wie ein "buntes Huhn".
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