cathfish hat geschrieben:
17:3 Der Pfingstritt in Bad Kötzting
6 Jahre bewegte Tradition Heute im BR-Fernsehen. Gehört zwar in den Strang "Programmtipps", aber wäre dort aus dem Zusammenhang gerissen, m Mng nach...
Wir waren heute dort und haben uns den Zug nach der Messe in Steinbühl angeschaut. (In der Messe waren wir vorher daheim.)
Es ist selbst für hiesige Verhältnisse absolut gigantisch, wieviele Pferde da auf einen Haufen zusammenkommen: pro Minute sind ca. 2-25 an uns vorbeigeritten, und von den ersten bis zu den letzten hat es geschlagene 35 Minuten gedauert, also grob geschätzt gute 7 Tiere! Und das, obwohl bestimmt ein Drittel der Pferde gar nicht mehr zurück nach Kötzting geritten wird, sondern gleich per Hänger heimgefahren. Also die über 1 Pferde des heurigen Jubiläumszuges, von denen es in den Medien hieß, können schon gestimmt haben.
Und was für Viecher da präsentiert werden! "Normale" Reitpferde sind die Ausnahme, die überwiegende Zahl sind schwere und schwerste Kaltblüter, Friesen und ähnliche Kaliber, alle supergut im Futter, darunter echte Bomber mit einem Kampfgewicht so irgendwo zwischen 15 und 2 Zentnern und Riesen mit einer Schulterhöhe von 1,8 Metern! Wo man sogar in einem Pferdeland wie hier soviele dieser Riesenrösser herbringt, ist echt erstaunlich. Die kann man ja sonst das ganze Jahr eigentlich zu nix mehr brauchen, die fressen nur und werden fett, weil sie zum Reiten zu lahmarschig sind und zur schweren Arbeit von Fendt, Claas, John Deere und Co. verdrängt wurden.
Was auch noch erstaunt: Sogar beim Rückweg, der ja eigentlich nicht mehr so streng zur Wallfahrt gehört, wird von den Männern auf den Pferden (Frauen dürfen ja nicht mitreiten) laut gebetet: Vater unser, Gegrüßet seist Du Maria, Hochgelobt und gebenedeit sei das Allerheiligste Sakrament des Altares (es ist ja eine Eucharistische Prozession) - in einem etwas seltsamen Singsang, einer Art Kantillation, damit es die Hinterleute trotz Hufgeklapper auch verstehen und antworten können. Und da beten auf einmal gestandene Mannsbilder vor, die wahrscheinlich unterm Jahr nur selten eine Kirche von innen sehen. Man merkt, das ist echtes Volksbrauchtum, das über x Generationen bewahrt und vererbt wird, wie die vielen kleinen Buben zeigten, die entweder auf dem eigenen (oft kleinen) Pferd oder beim Opa bzw. Papa vor dem Sattel mitreiten.
Ein wirklich erstaunliches Spektakel, das vor Ort viel unmittelbarer berührt als im Fernsehen.
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