Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

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Knecht Ruprecht
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Ü50 Katholiken rufen zum Kampf g. diktatorische Kirche auf

Beitrag von Knecht Ruprecht »

Den Demonstranten geht es längst nicht mehr nur um eine der zahlreichen diktatorischen Personalentscheidungen des Kardinals. "Es geht um das gestörte Verhältnis zwischen Laien und Klerus in unserer Kirche,"
http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 56,.html

Die Intervale der Katholischen und Ökumenischen Krichentage reichen wohl nicht mehr aus. Diese rüstige und protestgeile Generation scheint sehr unausgelastet zu sein.

Ich kann da joggen empfehlen. Dieses Alte-Frauen-Walking halte ich dagegen für Esoterik. Genauso wie diese alternative Mediztin und Heilmethoden.

michaelis
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Re: Ü50 Katholiken rufen zum Kampf g. diktatorische Kirche auf

Beitrag von michaelis »

Zum einen gehört die Berichterstattung über diese Aktion eher in den Strang "Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge", denn der Haupt-Anlass war wohl die Weigerung der Godesberger Karmeliter-Patres, im Rahmen der neuen Großgemeinde mitzuarbeiten.

Zum anderen kann man (wenn man die aus meiner Sicht vergleichweise neutrale Berichterstattung des Bonner Generalanzeigers überfliegt) sich des Eindrucks nicht erwehren, daß das Erzbistum in dieser Sache keine Möglichkeit ausgelassen hat, Sch... zu bauen.

Wenn man nach einem Rezept suchen würde, Gemeinden gegen das Bistum aufzubringen, bräuchte man die Bonner "Affaire" wohl einfach nur abzuschreiben.

Nur ein Beispiel:
In Holzlar stirbt der sehr beliebte (wenn nicht sogar "geliebte") Pfarrer Padberg. Diesem wurde wohl noch kurz zuvor vom Erzbistum sein Vikar als sein Nachfolger bestätigt, was auch dem Wunsch der Gemeinde entsprach. Und noch vor dem 6-Wochen-Amt wird dieser Vikar gegen die Godesberger Karmeliter "ausgetauscht". Und das ganze offensichtlich nur, um das Gesicht des Godesberger Dechanten waren zu können.

Hier ist die "Wut", von der der Spiegel berichtet, ausnahmsweise mal berechtigt.

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Knecht Ruprecht
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Re: Ü50 Katholiken rufen zum Kampf g. diktatorische Kirche auf

Beitrag von Knecht Ruprecht »

Ein Priester ist aber wohl keine sich Aussuchperson wie eine Freundin oder Freund. Diese kann man sich aussuchen. Ein Priester ist in seiner Funktion als Amtsperson einfach da.

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Robert Ketelhohn
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Re: Ü50 Katholiken rufen zum Kampf g. diktatorische Kirche auf

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Denen hab’ ich über ihre Internetseite http://www.katholiken-am-ennert.de mal schnell ’ne Nachricht geschickt:
Hallo Opi, hallo Omi!

Hübsche Bilderchen habt Ihr da von euern Ausflügen. Aber wollt Ihr nicht lieber mal 'ne Kaffeefahrt organisieren, mit Heizdeckenverkauf und so?

Schönen Grüß
Robert Ketelhohn
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overkott
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Re: Ü50 Katholiken rufen zum Kampf g. diktatorische Kirche auf

Beitrag von overkott »

Konkret geht es um meine eigene Pfarrei mit einem bisher blühenden Gemeindeleben. Dazu gehörten nicht nur gut besuchte Gottesdienste, sondern auch ein engagiertes Vereinsleben.

Seit 25 Jahren wurde sie von Karmelitern betreut. Die Karmeliter waren eigene Persönlichkeiten mit ganz persönlichen Stärken und Schwächen. Ausweichmöglichkeiten ließen die Schwächen leichter ertragen. Für die Gemeinde mit großer Hoffnung verbunden war der Amtsantritt eines neuen Pfarrers - ein geistreicher, frommer und eloquenter Priester.

Überschattet war die Zukunft der Gemeinde schon durch die Personalplanung des Bistums. Das Bistum möchte damit auch morgen noch eine effiziente Seelsorge gewährleisten. Diese orientiert sich an der nachwachsenden Generation von Priestern.

Konkret geht es dabei auch um unterschiedliche Persönlichkeiten. Ehrgeiz ist nicht nur mit Erfolg gekrönt, sondern durchaus auch mit Enttäuschung. Aufgrund interner Reibereien mit einem jung-dynamischen und dominanten Dechanten sahen die Karmeliten keine Zukunft mehr für ihre Mitarbeit in einer Großgemeinde. Die Interna sind für den Außenstehenden kaum durchschaubar.

Allerdings sind in dem Prozess auch Laiengremien beteiligt, die sich von der Bistumsleitung verschaukelt fühlen. Um ihrer Enttäuschung Luft zu machen, haben sie sich an die Öffentlichkeit gewandt. Zu den Demonstranten gehören engagierte Gemeindemitglieder. Auch diese sind unterschiedliche Persönlichkeiten mit ihren Stärken und Schwächen.

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Robert Ketelhohn
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Re: Ü50 Katholiken rufen zum Kampf g. diktatorische Kirche auf

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ach so. Die Karmeliter vertragen sich nicht mit Pfarrer Wolfgang Picken, so daß
Erzbischof Joachim sie endlich in eine andere Pfarrei transferieren mußte und
eine wählte, die gerade vakant war, wo nun aber die Seniorengruppe, die sich auf
ihren bisherigen Kaplan als neuen Pfarrer eingestellt hatte, sich brüskiert fühlt und
gegen den Bischof murrt. Richtig?
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overkott
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von overkott »

Von vielen Gläubigen wird mit den Karmelitern das Engagement des Dechanten Picken als übermäßig dominant empfunden. Manche befürchten auch, dass mit einer Versetzung des Dechanten in ein paar Jahren eine Blase platzen könnte. Die Lösungen vom Generalvikariat wurden nicht mit dem kommunikativen Geschick herbeigeführt, die alle Beteiligten den familiären Geist Christi erfahren lassen.

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Knecht Ruprecht
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Knecht Ruprecht »

Ein Gutes hat diese Protestwut der katholischen Senioren. So kommen sie zumindest in Kontakt mit den neuen Medien. :freude:

Raimund J.
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Raimund J. »

Merkwürdiger Bericht aus Kempten:
http://www.tagesspiegel.de/zeitung/zahl ... 31688.html

Bildunterschrift:
Geist des Konzils. Keine Stufen, keine Treppen, keine Schwellenangst, so setzte das 1971 erbaute Gotteshaus Christi Himmelfahrt in Kempten die vatikanischen Beschlüsse um.


In welchen Beschlüssen wurde denn das festgelegt? :detektiv:
„Die Kirche hat in dieser Organisationsform einfach vergessen, wo sie herkommt“
Ah ja.
Falls aber doch, haben Kirchengemeinderätin Zingraf und Katja Hold, Studentin der katholischen Theologie, längst anderes im Sinn. „Wir gehen rüber zu St. Mang.“ Das sei zwar eine evangelische Kirche. Aber dort werde man immerhin mit offenen Armen empfangen.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
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holzi
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von holzi »

Raimund Josef H. hat geschrieben:Merkwürdiger Bericht aus Kempten:
http://www.tagesspiegel.de/zeitung/zahl ... 31688.html
Falls aber doch, haben Kirchengemeinderätin Zingraf und Katja Hold, Studentin der katholischen Theologie, längst anderes im Sinn. „Wir gehen rüber zu St. Mang.“ Das sei zwar eine evangelische Kirche. Aber dort werde man immerhin mit offenen Armen empfangen.
Weil etwa evangelische Kirchengemeinden nicht fusionieren. Da brennt die Hütte stellenweise lichterloh. :patsch:

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Gallus
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Gallus »

dass sein Entwurf damals der Vorstellung einer Kirche folgte, „die offene Arme hat für Menschen, die suchend auf dem Weg sind.“
Suchend auf dem Weg sein. Noch so eine Pastoralphrase, die ich am liebsten nie wieder hören würde. Stattdessen sollte die Kirche deutlicher sagen, was sie den Suchenden anbietet.

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Juergen
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Juergen »

Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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taddeo
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von taddeo »

Priester: Zu 15 Prozent Geistlicher, zu 85 Prozent Manager
Es ist neun Uhr morgens. Martin Sauer ist auf dem Weg zu seinem Büro in Sindlingen. „Sieben Sekretärinnen, fünf Büros und vierzig ungelesene E-Mails habe ich zurzeit“, sagt er lachend. Was auf den ersten Blick nach dem Arbeitsalltag eines Wirtschaftsbosses aussieht, ist die tägliche Organisationsaufgabe, vor der katholische Pfarrer heute stehen.
...
Nur noch etwa 15 Prozent seiner Arbeit liegt im rein seelsorgerischen Bereich, schätzt Sauer. Der Rest ist Leitung, Koordination und Administration. Er macht keine Firm- oder Erstkommunionvorbreitung mehr, Beerdigungen hält er nur noch vertretungsweise. Glaubenskurse oder Bibelstunden sind die absolute Ausnahme. All diese seelsorgerischen Aufgaben hat er an seine sechs hauptamtlichen Pastoralreferenten delegiert, die den Gemeinden fest zugeordnet sind. Nur Verwaltungsaufgaben kann er schlecht abgeben, weil er dafür „am Ende die Verantwortung trägt“, sagt Sauer.

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Moser
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Moser »

taddeo hat geschrieben:Priester: Zu 15 Prozent Geistlicher, zu 85 Prozent Manager
Es ist neun Uhr morgens. Martin Sauer ist auf dem Weg zu seinem Büro in Sindlingen. „Sieben Sekretärinnen, fünf Büros und vierzig ungelesene E-Mails habe ich zurzeit“, sagt er lachend. Was auf den ersten Blick nach dem Arbeitsalltag eines Wirtschaftsbosses aussieht, ist die tägliche Organisationsaufgabe, vor der katholische Pfarrer heute stehen.
...
Nur noch etwa 15 Prozent seiner Arbeit liegt im rein seelsorgerischen Bereich, schätzt Sauer. Der Rest ist Leitung, Koordination und Administration. Er macht keine Firm- oder Erstkommunionvorbreitung mehr, Beerdigungen hält er nur noch vertretungsweise. Glaubenskurse oder Bibelstunden sind die absolute Ausnahme. All diese seelsorgerischen Aufgaben hat er an seine sechs hauptamtlichen Pastoralreferenten delegiert, die den Gemeinden fest zugeordnet sind. Nur Verwaltungsaufgaben kann er schlecht abgeben, weil er dafür „am Ende die Verantwortung trägt“, sagt Sauer.
Genau hier liegt doch der Hase im Pfeffer. Dieses Verhältnis müsste doch eigentlich umgekehrt sein. Dass er die Verantwortung trägt, heißt ja nicht dass er alles selbst machen muss. Und trägt er denn im seelsorgerlichen Bereich keine Verantwortung, ja sogar eine viel größere Verantwortung, nämlich gegenüber Gott? Man müsste doch die Verwaltungsaufgaben an Laien und Ehrenamtliche delegieren können?

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ChrisCross
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von ChrisCross »

taddeo hat geschrieben:Priester: Zu 15 Prozent Geistlicher, zu 85 Prozent Manager
Es ist neun Uhr morgens. Martin Sauer ist auf dem Weg zu seinem Büro in Sindlingen. „Sieben Sekretärinnen, fünf Büros und vierzig ungelesene E-Mails habe ich zurzeit“, sagt er lachend. Was auf den ersten Blick nach dem Arbeitsalltag eines Wirtschaftsbosses aussieht, ist die tägliche Organisationsaufgabe, vor der katholische Pfarrer heute stehen.
...
Nur noch etwa 15 Prozent seiner Arbeit liegt im rein seelsorgerischen Bereich, schätzt Sauer. Der Rest ist Leitung, Koordination und Administration. Er macht keine Firm- oder Erstkommunionvorbreitung mehr, Beerdigungen hält er nur noch vertretungsweise. Glaubenskurse oder Bibelstunden sind die absolute Ausnahme. All diese seelsorgerischen Aufgaben hat er an seine sechs hauptamtlichen Pastoralreferenten delegiert, die den Gemeinden fest zugeordnet sind. Nur Verwaltungsaufgaben kann er schlecht abgeben, weil er dafür „am Ende die Verantwortung trägt“, sagt Sauer.
Naja, wenn er am Ende die Verantwortung für seine Herde trägt, sollte er mal lieber die Pastoralreferenten umverteilen. Oder misstraut er denen so sehr, dass er ihnen lieber die Seelsorge anvertraut?
Tu excitas, ut laudare te delectet, quia fecisti nos ad te et inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te.
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cantus planus
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von cantus planus »

Das Problem ist, dass die meisten dieser Dinge derzeit nicht delegierbar sind. Das könnte man u.a. durch die entsprechenden kirchenrechtlichen Anpassungen zwar problemlos lösen, würde aber den künstlich erzeugten Priestermangel entgegenstehen und am Ende gar zu neuen Berufungen führen.

Dieses Risiko kann man einfach nicht eingehen. :roll:
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taddeo
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von taddeo »

Moser hat geschrieben:Man müsste doch die Verwaltungsaufgaben an Laien und Ehrenamtliche delegieren können?
Das ist nach dem derzeitigen Kirchenrecht (v. a. dem lokalen, weniger dem universalen) praktisch nicht möglich.

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Sempre
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Sempre »

taddeo hat geschrieben:
[...] All diese seelsorgerischen Aufgaben hat er an seine sechs hauptamtlichen Pastoralreferenten delegiert, die den Gemeinden fest zugeordnet sind. Nur Verwaltungsaufgaben kann er schlecht abgeben, weil er dafür „am Ende die Verantwortung trägt“, sagt Sauer.
Es gibt viele Wege auszudrücken, woran man glaubt und woran man nicht glaubt. Die Wölfe verraten sich.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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taddeo
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von taddeo »

Sempre hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
[...] All diese seelsorgerischen Aufgaben hat er an seine sechs hauptamtlichen Pastoralreferenten delegiert, die den Gemeinden fest zugeordnet sind. Nur Verwaltungsaufgaben kann er schlecht abgeben, weil er dafür „am Ende die Verantwortung trägt“, sagt Sauer.
Es gibt viele Wege auszudrücken, woran man glaubt und woran man nicht glaubt. Die Wölfe verraten sich.
Hast Du den Artikel denn gelesen? Dieser Pfarrer erweckt nicht den Eindruck, als glaube er nicht an das Richtige.
Aber er ist für über 16.000 Katholiken in fünf Pfarreien zuständig, für die es auf dem Papier eineinhalb Priester gibt.
Er kann sich seine Arbeitseinteilung schlecht aussuchen, die wird de facto von oben diktiert. Wenn er Beerdigungen nicht selber macht, sagt der Bischof nix. Wenn er Verwaltungsdinge schleifen läßt oder widerrechtlich delegiert, kriegt er schnell Probleme.

Benedikt

Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Benedikt »

taddeo hat geschrieben:Priester: Zu 15 Prozent Geistlicher, zu 85 Prozent Manager
Es ist neun Uhr morgens. Martin Sauer ist auf dem Weg zu seinem Büro in Sindlingen. „Sieben Sekretärinnen, fünf Büros und vierzig ungelesene E-Mails habe ich zurzeit“, sagt er lachend. Was auf den ersten Blick nach dem Arbeitsalltag eines Wirtschaftsbosses aussieht, ist die tägliche Organisationsaufgabe, vor der katholische Pfarrer heute stehen.
...
Nur noch etwa 15 Prozent seiner Arbeit liegt im rein seelsorgerischen Bereich, schätzt Sauer. Der Rest ist Leitung, Koordination und Administration. Er macht keine Firm- oder Erstkommunionvorbreitung mehr, Beerdigungen hält er nur noch vertretungsweise. Glaubenskurse oder Bibelstunden sind die absolute Ausnahme. All diese seelsorgerischen Aufgaben hat er an seine sechs hauptamtlichen Pastoralreferenten delegiert, die den Gemeinden fest zugeordnet sind. Nur Verwaltungsaufgaben kann er schlecht abgeben, weil er dafür „am Ende die Verantwortung trägt“, sagt Sauer.
Danke für diesen Hinweis. Ich kenne Pfr. Martin gut, auch wenn ich nicht in seiner Gemeinde aktiv bin. Dass er noch nicht an Überarbeitung zusammengebrochen ist, beweist die Wirksamkeit der Standesgnade. Und übrigens, ChrisCross, Gemeindereferenten umverteilen ist nicht, da kann ein Pfarrer momentan recht wenig machen.

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ChrisCross
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von ChrisCross »

Benedikt hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Priester: Zu 15 Prozent Geistlicher, zu 85 Prozent Manager
Es ist neun Uhr morgens. Martin Sauer ist auf dem Weg zu seinem Büro in Sindlingen. „Sieben Sekretärinnen, fünf Büros und vierzig ungelesene E-Mails habe ich zurzeit“, sagt er lachend. Was auf den ersten Blick nach dem Arbeitsalltag eines Wirtschaftsbosses aussieht, ist die tägliche Organisationsaufgabe, vor der katholische Pfarrer heute stehen.
...
Nur noch etwa 15 Prozent seiner Arbeit liegt im rein seelsorgerischen Bereich, schätzt Sauer. Der Rest ist Leitung, Koordination und Administration. Er macht keine Firm- oder Erstkommunionvorbreitung mehr, Beerdigungen hält er nur noch vertretungsweise. Glaubenskurse oder Bibelstunden sind die absolute Ausnahme. All diese seelsorgerischen Aufgaben hat er an seine sechs hauptamtlichen Pastoralreferenten delegiert, die den Gemeinden fest zugeordnet sind. Nur Verwaltungsaufgaben kann er schlecht abgeben, weil er dafür „am Ende die Verantwortung trägt“, sagt Sauer.
Danke für diesen Hinweis. Ich kenne Pfr. Martin gut, auch wenn ich nicht in seiner Gemeinde aktiv bin. Dass er noch nicht an Überarbeitung zusammengebrochen ist, beweist die Wirksamkeit der Standesgnade. Und übrigens, ChrisCross, Gemeindereferenten umverteilen ist nicht, da kann ein Pfarrer momentan recht wenig machen.
Schade, dass das Kirchnrecht solche sinnvollen Umvertelungen blockiert. Hoffen und beten wir, dass die Stnadesgnade ihm weiterhin hilft und die Bischöfe zu ein paar Änderungen bewegt.
Tu excitas, ut laudare te delectet, quia fecisti nos ad te et inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te.
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Sempre
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Sempre »

taddeo hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
[...] All diese seelsorgerischen Aufgaben hat er an seine sechs hauptamtlichen Pastoralreferenten delegiert, die den Gemeinden fest zugeordnet sind. Nur Verwaltungsaufgaben kann er schlecht abgeben, weil er dafür „am Ende die Verantwortung trägt“, sagt Sauer.
Es gibt viele Wege auszudrücken, woran man glaubt und woran man nicht glaubt. Die Wölfe verraten sich.
Hast Du den Artikel denn gelesen? Dieser Pfarrer erweckt nicht den Eindruck, als glaube er nicht an das Richtige.
Aber er ist für über 16.000 Katholiken in fünf Pfarreien zuständig, für die es auf dem Papier eineinhalb Priester gibt.
Er kann sich seine Arbeitseinteilung schlecht aussuchen, die wird de facto von oben diktiert. Wenn er Beerdigungen nicht selber macht, sagt der Bischof nix. Wenn er Verwaltungsdinge schleifen läßt oder widerrechtlich delegiert, kriegt er schnell Probleme.
Du sagst es. Er glaubt den Menschen mehr als Gott. Er glaubt, am Ende die Verantwortung zu tragen, beim Bischof nicht anzuecken.

Wenn die Rede von "am Ende die Verantwortung tragen" ist - wer glaubt, denkt dann halt an etwas ganz anderes als an den unmittelbar Vorgesetzten.

Mir geht es nicht um diesen Mann. Wenn aber Priester sich so äußern, wer wundert sich dann, wenn die Gläubigen fliehen, wohin auch immer?
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cantus planus
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von cantus planus »

Mit Verlaub: so dumm kann nur jemand daherschwätzen, der von den Notwendigkeiten und Mißständen der heutigen Kirche keinerlei Ahnung und offensichtlich nie einen Fuß in eine normale Kirchengemeinde gesetzt hat.

Und es tut mir leid für jene hervorragenden Priester, die sehr unter dieser Situation leiden, aber sich trotzdem tagtäglich redlich abmühen. Und ich bin dankbar für Organisationen wie Pfarrer Jolies Priesternetzwerk, die solche Mißstände abzustellen versuchen, oder zumindest den Priestern Hilfen bieten, wie man trotzdem noch Seelsorger bleiben kann.

Der Vorwurf, wer heute noch Priester sei - und darauf läuft es hinaus - baue mehr auf den Menschen als auf Gott, ist vollkommen ungerecht.
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Raphael

Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Raphael »

cantus planus hat geschrieben:Mit Verlaub: so dumm kann nur jemand daherschwätzen, ............
Ich weiß gar, nicht was Du willst! :achselzuck:

Das ist doch der große Vorteil der Tradis: Die wissen alles; und wenn ausnahmsweise 'mal nicht, dann wissen sie es wenigstens besser! :roll:

Notfalls wird dann auch noch ein päpstliche Bulle aus dem 13. Jahrhundert präsentiert, in der für genau das in Rede stehende Problem eine Lösung festgelegt wurde. Ist doch eigentlich alles paletti, oder? :pfeif:

ad_hoc
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von ad_hoc »

Wenn man davon ausgeht, dass die eigentliche Bestimmung des Pfarrers weniger in der Verwaltung liegt (dafür gibt es Angestellte (wie bei jedem weltlichen Unternehmen auch), sondern vielmehr in der Seelsorge, dann hat sempre prinzipiell Recht. Allerdings ist dies ein Mißstand, der durch die Bischöfe zu verantworten ist.
Und dieser Mißstand kann auch dazu führen, dass der Pfarrer über seine wahre Verantwortung in die Irre geführt wird (was heute schon gar nicht mehr mit Schwierigkeiten verbunden ist, so wie der Glaube nicht nur bei den Laien, sonder leider auch bei den Klerikern darnieder liegt.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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taddeo
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von taddeo »

Künftig 86 Pfarrverbände im Bistum Passau
Von zwei Grundsätzen wurden die Reformschritte geleitet:
1. Bischof Wilhelm Schraml hat keine Pfarrei aufgelöst. Auch im Verband bleiben Pfarreien
rechtlich eigenständig.
2. Die Eucharistie sowie die entsprechende Feier der großen Feste im Kirchenjahr müssen
sichergestellt sein. Entscheidend für Bischof Wilhelm Schraml war und ist die sakramentale
Struktur der Gemeinde. Die Pfarrei lebt von der Feier der Eucharistie.

Diese zwei Wegmarken wurden in allen Gesprächen vor Ort eingehend mit den Pfarreien besprochen. „Wohl auch deshalb“ so resümiert Generalvikar Dr. Klaus Metzl, „gab es auf das Gesamte gesehen einvernehmliche Lösungen“.

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Florianklaus
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Florianklaus »

taddeo hat geschrieben:Künftig 86 Pfarrverbände im Bistum Passau
Von zwei Grundsätzen wurden die Reformschritte geleitet:
1. Bischof Wilhelm Schraml hat keine Pfarrei aufgelöst. Auch im Verband bleiben Pfarreien
rechtlich eigenständig.
2. Die Eucharistie sowie die entsprechende Feier der großen Feste im Kirchenjahr müssen
sichergestellt sein. Entscheidend für Bischof Wilhelm Schraml war und ist die sakramentale
Struktur der Gemeinde. Die Pfarrei lebt von der Feier der Eucharistie.

Diese zwei Wegmarken wurden in allen Gesprächen vor Ort eingehend mit den Pfarreien besprochen. „Wohl auch deshalb“ so resümiert Generalvikar Dr. Klaus Metzl, „gab es auf das Gesamte gesehen einvernehmliche Lösungen“.
Wie bewertest Du diese Reform?

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taddeo
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von taddeo »

Naja, manche der neuen Pfarrverbände sind schon ein bißchen hammermäßig: was noch heute drei Pfarrer machen, muß in Zukunft ein einziger erledigen, wenn er Glück hat, kriegt er nen Hilfsmesser dazu. Es wird für 86 Pfarrverbände knapp 120 Priester geben, da bleibt halt nicht viel anderes übrig.

Im großen und ganzen scheint die Reform allerdings schon mit Augenmaß durchgeführt worden zu sein. Es werden keine Dinge auf Ewigkeiten zementiert, die sich vielleicht in ein paar Jahren schon wieder als unzureichend erweisen. Diese derzeitige Reform soll etwa 10 Jahre halten, dann wird man alles neu bewerten müssen - und da kann es durchaus richtig gewesen sein, die bisherigen Pfarreien alle zu erhalten. So lassen sich künftige Neuordnungen viel leichter durchführen.

So richtig massiven Ärger scheint es bei diesen Umstrukturierungen nicht gegeben zu haben, zumindest nicht öffentlich.

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Juergen
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Juergen »

http://www.derwesten.de/staedte/balve/s ... 14529.html

Daraus:
…Als Pfarrer Andreas Schulte in der Vergangenheit die Heiligen Messen zurückgefahren hat, musste er sich sich herbe Kritik gefallen lassen. „Warum wird in den beiden Pastoralverbünden schon so getan, als hätten wir nur drei Geistliche, obwohl vier Seelsorger in den Kirchengemeinde ihren Dienst versehen?“, lautete immer wieder die Frage.

Dass der Leiter der beiden Pastoralverbünde mit seiner vorsichtigen Gangart, die vom Erzbischof gewollt war, richtig gelegen hat, dafür ist die neueste Entwicklung ein beredtes Beispiel. Denn Pastor Werner Spancken wird die beiden Pastoralverbünde „Balver Land“ und „Oberes Hönnetal“ zum 1. August verlassen, um im Pastoralen Raum Meschede seelsorgerisch tätig zu sein…
Aha… die "Gangart", bei der trotz vorhandener Priester so getan wird,
als fehlen welche, ist also vom Erzbischof so gewollt.

:roll:
…Sehr wohl wissend, dass einer von den vier Geistlichen, die bisher in den beiden Pastoralverbünden „Balver Land“ und „Oberes Hönnetal“ seelsorgerisch wirken, mit einer Versetzung rechnen muss…

Ersatz noch fraglich
Ob die Katholiken aus den Pastoralverbünden „Oberes Hönnetal“ und „Balver Land“ durch Erzbischof Becker mit einem neuen Geistlichen erfreut werden, darüber konnte Pfarrer Andreas Schulte gestern noch nichts sagen…
Dazu braucht der Pfarrer auch nichts zu sagen, denn aus dem Artikel geht
ja schon hervor, daß geplant war, einen Priester zu versetzen.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Niels
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Niels »

"Das Bistum Hildesheim musste bereits mehr als dreißig Gotteshäuser schließen. Doch im Niedergang finden sich auch Zeichen des Aufbruchs": http://www.faz.net/aktuell/katholische- ... 64828.html

Daraus:
(...)Das, was andere eine Krise nennen, hat Christian Hennecke, der als Regens das Priesterseminar in Hildesheim leitet, tagtäglich vor Augen. Die Seminaristen sind in den neunziger Jahren aus dem früheren Kapuzinerkloster nach Hamburg gezogen, weil es schlicht zu wenige gab. Nur der Regens ist geblieben in der Wohnung mit hohen Decken und weißen Kassettentüren. Hier sitzt nun Hennecke, ein schmaler Mann mit grauem Lockenkopf und modischer Brille, und will trotzdem nicht von Krise oder Mangel sprechen.

Es gebe nicht zu wenige Priester, sondern zu hohe Erwartungen an das Amt: „Ein Priester muss keine Krankenbesuche machen.“ Auch einen Mangel an Gläubigen kann Hennecke nicht sehen (...). Und in die Klage über Geldmangel will er schon gar nicht einstimmen (...).

Die Kirche, von der Hennecke träumt, braucht weniger Kirchtürme und weniger Priester, weil die Gläubigen selbst Gottesdienste feiern oder Kranke besuchen. Und sie holt die Menschen zu sich, die Gott feiern möchten, dafür aber nicht in die heilige Messe wollen. Aufgabe des Priesters soll es sein, solche Prozesse anzustoßen. Auf seinen Reisen nach England sah Hennecke, wie es gehen könnte. Er sah ein christliches Rock-Musical, das jeden Sonntag 15 Menschen lockte. Er hörte die Geschichte von ein paar alten Damen, die jeden Sonntag einen schwerkranken Mann besuchten, um mit ihm eine Andacht zu feiern.

Hennecke nahm die Eindrücke mit nach Deutschland und stellte Annette Reus ein, um seine Vision von Kirche in die Tat umzusetzen. Sie sollte eine „Kirche für Beginner“ gründen. Annette Reus ist 31 Jahre alt und eher Typ Jugendsozialarbeiterin als Typ Bistumsreferentin: sportliche Sommerkleidung, verwuschelte Kurzhaarfrisur, eine unverblümte Art zu reden. Jetzt sitzt sie in der „Soul Side Linden“, einem alternativen Treffpunkt für Gläubige in Hannover, den sie gegründet hat. Sie sagt: „99 Prozent können mit der katholischen Messe nichts anfangen, weil sie es nicht verstehen, weil ihnen die Uhrzeit nicht passt, weil es ihnen zu langweilig ist oder weil es sie nicht berührt.“

Diese Leute sollte Annette Reus aufspüren. Als Ort dafür wählte sie Linden, einen Stadtteil von Hannover. Linden war einmal ein Arbeiterviertel, heute leben dort vor allem junge Menschen zwischen Altbauten, Kneipen und Bioläden. Annette Reus schaute sich um, stellte sich in Stadtteilforen vor und begann allmählich mit ersten Aktionen. In einer Nacht kurz nach Halloween ging sie mit Gläubigen auf den Friedhof, um dort über den Tod zu reden. Abends stellte sie sich vors Kino und verteilte Flyer. Und irgendwann gab es Menschen, die regelmäßig zu ihren Veranstaltungen kamen - die Gemeinde, die sie gründen sollte.

Als Zentrum für die Gemeinde mietete Annette Reus Räume in einem der Altbauten. Die zweieinhalb Zimmer, die ein Passant eher für ein Café halten würde als für einen Ort des Glaubens, taufte sie „Soul Side Linden“. (...) Einmal in der Woche ist nebenan in St. Benno die „Soul Night“, ein halbstündiger Gottesdienst nach Feierabend, den jedes Mal ein anderer leitet.

(...) Kerzen weisen den Weg durch den finsteren Bauch der Kirche ins Seitenschiff. Auf dem Boden liegt ein Teppich, darauf Schemel und Decken. Nach und nach kommen die Gläubigen herein. Fünfzehn Minuten nichts als Choralgesänge aus dem Radio und flackernde Kerzen und ab und an das ferne Rattern einer Straßenbahn.

Dann spricht Elisabeth Kusche, eine junge Frau, die heute die „Soul Night“ leitet, von „Zweifeln und Ängsten in unserem Leben, die uns daran hindern, vorwärtszugehen“ und trägt einen Text vor. Die Gläubigen sollen ihre Sorgen und Ängste auf ausliegenden Zetteln notieren. Später sollen sie vereinzelt an den Altar treten und ein Teelicht entzünden, um ihre Ängste Gott anzuvertrauen. Zum Abschluss betete Elisabeth Kusche: „Und Gott, der nichts als Liebe denkt, wacht über mir, wacht über allem.“ (...)
:glubsch:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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cantus planus
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von cantus planus »

Wenigstens ist damit hinreichend erklärt, warum der Herr Regens alleine dasitzt. Ein klassischer Fall von Verblendung bis zum Untergang. :patsch:
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Caviteño
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Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Caviteño »

Niels hat geschrieben:"Das Bistum Hildesheim musste bereits mehr als dreißig Gotteshäuser schließen. Doch im Niedergang finden sich auch Zeichen des Aufbruchs": http://www.faz.net/aktuell/katholische- ... 64828.html
Ich habe beim Lesen des Artikels einige Male mit dem Kopf geschüttelt. Zum Glück ist hier bei uns die Seuche mit "Wortgottesdienst" uä noch nicht verbreitet und am Sonntag habe ich die Auswahl von acht Hl. Messen (einschl. Vorabend, ohne fremdsprachige) in fußläufiger Entfernung. Da ist man natürlich verwöhnt. Aber wenn die Zukunft so aussieht wie in dem Artikel beschrieben..... nein, danke.

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