Über das Tun und das Sein

Allgemein Katholisches.
Peter
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Über das Tun und das Sein

Beitrag von Peter »

Eine Diskussion über – ja was wohl? – den Gesundheitszustand des Papstes hat mich darauf gebracht, das Spannungsverhältnis zwischen Tun und Sein, zwischen dem rechten Handeln, den menschlichen Fähigkeiten, der Aktion, der Moral auf der einen Seite … und dem Da-Sein auf der anderen Seite in den Blick zunehmen.

Mir scheint es so, dass die »Weltkinder« dem Tun, dem Machen eine sehr große Bedeutung beimessen. Der Schmerzensmann stellt mir den gebundenen Menschen vor Augen, nicht mehr zur Aktion fähig, Gleichnis und Zeichen in seinem reinen Dasein.
Zuletzt geändert von Peter am Mittwoch 8. Oktober 2003, 21:18, insgesamt 1-mal geändert.

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Juergen
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Re: Über das Tun und das Sein

Beitrag von Juergen »

Peter hat geschrieben:Mir scheint es so, dass die »Weltkinder« dem Tun, dem Machen eine sehr große Bedeutung beimessen. Der Schmerzensmann stellt für mir den gebundenen Menschen vor Augen, nicht mehr zur Aktion fähig, Gleichnis und Zeichen in seinem reinen Dasein.
Damit triffst Du den Nagel auf den Kopf!

Es hat sich in verschiedenen Bereichen eine Änderung im Bewußtsein oder besser gesagt in dem, was als bewundernswert empfunden wurde vollzogen.
Deutlich ist dies z.B. auch in der Werbung zu sehen: Konnte früher ein Unternehmen damit werben, daß sie "Qualität seit 150 Jahren" liefern, muß es heute heißen "Jetzt neu!"
Dies läßt sich auch auf die personale Ebene übertragen: galt früher der Alte als weise, maßgebend und war er der, auf den gehört wurde, dessen Rat man gerne annahm, so ist es heute der Junge, fitte, sportliche, aktive. Nicht mehr ein weiser alter Mann wird Staatslenker, sondern ein sportlicher Show-Mensch oder Schauspieler - um mal ein aktuelles Beispiel zu nennen.

Aus diesem Grunde wird ein alter Mensch (etwa der Papst), der einige körperliche Gebrechen hat, nicht mehr als verehrungswürdig angesehen, er kann nicht mehr das Tun, was der moderne Mensch erwartet. Er erwartet einen Tätigen statt eines passiven und weisen Menschen. Es wird nur auf das Tun, nicht auf das Sein geguckt.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Lupus
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Beitrag von Lupus »

-.-
Zuletzt geändert von Lupus am Sonntag 12. Oktober 2003, 10:33, insgesamt 1-mal geändert.
Christus mein Leben, Maria meine Hoffnung, Don Bosco mein Ideal!

Peter
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Beitrag von Peter »

Dabei erinnere ich mich daran, dass ein lieber Bruder den Papst einmal als den ›größten Moralisten unserer Zeit‹ bezeichnet hat — durchaus mit kritischem Unterton, wie ich meine.

Aber was er jetzt lebt, halte ich schon für sehr »christusförmig«. Soweit auch mein Eindruck vom Weltjugendtag in Toronto.

Beim einem Mittagessen mit Jugendlichen sagte ihm eines der Mädchen: »Die Menschen lieben Sie, Heiliger Vater!« Worauf er antwortete: »Unglaublich!«

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Peter hat geschrieben:»Aber was er jetzt lebt, halte ich schon für sehr »christusförmig«.«
Darin stimme ich dir durchaus zu, Peter. Meine Kritik am »Moralisten« hatte zuerst den philosophischen Grund im Blick, auf dem der Papst steht. Das kann ich nicht ganz übersehen, auch wenn ich oft zum selben Ergebnis gelange. Leider nicht immer: In einigen wichtigen Punkten halte ich Widerspruch für geboten. Aber das wäre ein neues Thema …
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

agere sequitur esse

Wie ist das in diesem Zusammenhang zu sehen ?
Gruß Jürgen

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

… oder doch nicht ganz neu. Ein Aspekt gehört hierher: Als Hirte dazusein, als Ikone des leidenden Gottesknechts, an des Hohenpriesters Statt mit der ganzen Kirche das Sakrament zu feiern und Hand und Mund dem Herrn zu leihen, um die himmlische Liturgie herabsteigen zu lassen: Dies ist viel mehr als alle Weltumrundung, alle Rede in der Aula der Diplomaten und aller Friedens- und Versammlungsaktivismus.
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Peter
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Beitrag von Peter »

Mir hat deine Kritik seinerzeit sehr zu denken gegeben, Robert. Und diese Kritik hatte ich im Hinterkopf, als ich diesen Strang eröffnete. Sie gehört meines Erachtens also genau hierher.

Wo ist der Zusammenhang des – wie Jürgen sagt – agere sequitur esse, (das) Handeln folgt (dem) Sein, wenn ich das richtig übersetze, eigentlich schon bedacht und formuliert worden?

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Fichtel-Wichtel
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Beitrag von Fichtel-Wichtel »

Hallo Allerseits
@Jürgen:Verehrungswürdigkeit für einen alten und kranken Menschen sei icht mehr vorhanden,man wolle nur einen jungen sportlichen dynamischen
Menschen,sagst du.

Das sind vermischungen von zwei verschiedenen Themen.
Das der Papst alt und sehr schwer krank ist das eine,als Schmerzensmann habe ich ihn seinerzeit Canada gesehen( leider nur auf dem polnischen Satelitenkanal,dt.TV-Anstalten insbesondere ARD /ZDF /PHOENIX hielten es wohl seinerzeit ncicht für nötig dieses wichtige Ereignisse dauerhaft live zu übertragen)
Das viele Katholiken und wohl auch die restliche Weltbevölkerung einen vitalen,beweglichen Papst haben möchten,halte ich für völlig legitim.Wer weiß was noch alles passieren kann,an schlimmen Erignissen,seien es Natur-oder Terrorkatasthrophen.Ich denke vor allem an die USA.Auch wenn der eine oder andere America nicht immer so positiv eingestellt ist.Das letzte schlimme Ereigniss war der Stromausfall in New York und Teilen Canadas.Was ist wenn es zu Atomangriffen auf Teile der Erde kommt,ganze Kontinente verwüstet oder tot sind.Dann brauchen wir vielleicht einen Papst der auch zur Not mal eben auch zum Regierungschef wird.Wollen wir hoffen ,daß das niemals geschieht.doch solches kann passieren,und dann ist es wichtig,richtig,ggf.unbedingt erforderlich ,daß ein Papst ins flugzeug hüft,sprintet,und in die Krisenregion jettet,ohne viel Brimborium und das mit Hilfe anderer Krisenmanager die Lage in Griff kommt ,die Leute Halt,Schutz,Geborgenheit,Wärme,Zuversicht usw. bekommen.Und das das unter Umständen nicht mit einer Liveschaltung (wenn überhaupt noch möglich)getan ist ,und einigen Gebeten,sondern mit päpstlicher Tatktaft.
So wie ein Christopherus mit dem Jesus auf dem Rücken.Dadurch wird die Person ,die Wichtigkeit des Papstes bestimmt nicht angekrazt,eher im Gegenteil.JP hat bereits ne Menge getan,auf dem Gebiet mobiler Papst.
Nicht nur dt.Kardinäle sind Kirchenmanager mit Laptop und Handy,sondern der Papst der nach JP kommt wird und sollte auf diesem Gebiet die klaviatur des Könnens / Wollens noch ausbauen und erweitern.
Die Zeremonien die geboten werden,sollten deswegen keineswegs geschmälert werden.Jedenfalls ist der hl.Geist sich bestimmt schon über erweiterte Bedürfnisse / Wünsche der Menschheit an Gott &Co bezüglich des nächsten Papstes sehr im klaren.

Und Papst mit Fähigkeiten im Katasthrophenschutzbereich ,allgemeiner Regierungsfähigkeit ist doch bestimmt sehr wünschenswert.


Gruß,
Elisabeth

Ralf

Beitrag von Ralf »

Zuletzt geändert von Ralf am Freitag 4. Februar 2005, 22:45, insgesamt 1-mal geändert.

Edith
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Beitrag von Edith »

Gestern war eine Disskussionsrunde im Bayr. Fernsehen zum Papstjubiläum. U.a. mit Bisch Müller/Regensburg.
Der sagte was herrliches: (sinngemäß zitiert):

"Der Papst ist nicht der Repräsentant irgendeines Adoniskultes, sondern er verkündigt Christus als den Gekreuzigten".
:lol:

Und einer der anwesenden Journalisten sagte sinngemäß, er halte diesen Papst gerade jetzt in seiner körperl. Gebrechlichkeit für einen der Glaubwürdigsten, den die Kirche überhaupt je hatte.

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