Zusammenleben vor der Ehe?

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Da diese Diskussion, die heute überraschend viele Kräfte gebunden hat, nicht sonderlich ersprießlich ist, beschränke ich mich auf eine Anmerkung zum „Ausprobieren“ des Zusammenlebens: Die Wahrscheinlichkeit, den Treffer zu landen, sinkt mit jedem gescheiterten Versuch. Am Ende des Liedes stehen kaputte, verbrauchte Mittvierziger mit ein paar quer durchs Land verteilten, ebenso kaputten Gören.

Die Früchte könnt ihr bei der Generation der heutigen Abiturienten betrachten. Voller Erfahrungen des Scheiterns, im Herzen irgendwo die Sehnsucht nach der heilen Familie, aber ohne jede Orientierung, wie dies Ziel zu erreichen sei.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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Petra
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Beitrag von Petra »

Dieser Beitrag, Robert, lässt dich als einen Mann erscheinen, der "Scheitern" nur aus Büchern kennt. Für empfindliche Gemüter wirken manche deiner Stellungnahmen wie Tritte in die Sitzfläche.

So, nun können die "Nicht-Gescheiterten" dieses Forums wieder mit ihrem Jammergeschrei über die Gottlosigkeit der Welt und der Katholiken im Besonderen weitermachen.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Vielleicht sollten wir gelegentlich mal den Gegenstand des so oft wiederholten Rufs der byzantinischen Liturgie thematisieren: Weisheit! Σοϕία! Премудрость!
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Petra hat geschrieben:»Dieser Beitrag, Robert, läßt dich als einen Mann erscheinen, der "Scheitern" nur aus Büchern kennt.«
Diesen Eindruck kann ich nicht nachvollziehen, abgesehen davon, daß er objektiv absolut falsch ist.

Der Beitrag selber entspringt vielmehr dem Blick ins pralle Leben. Abgesehen davon, daß ich das ohnehin gut genug kenne, gerade heute noch einmal bestätigt von den Äußerungen einiger Siebzehn- bis Achtzehnjähriger bei einer kirchlichen Veranstaltung, die ich teils wörtlich zitiert habe.

Petra hat geschrieben:»Für empfindliche Gemüter wirken manche deiner Stellungnahmen wie Tritte in die Sitzfläche.«
Was für den einen ein Tritt in den Hintern, ist für den andern die längste Praline der Welt – oder so ähnlich. Aber manchmal braucht man Pralinen.
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Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Petra hat geschrieben:Dieser Beitrag, Robert, lässt dich als einen Mann erscheinen, der "Scheitern" nur aus Büchern kennt. Für empfindliche Gemüter wirken manche deiner Stellungnahmen wie Tritte in die Sitzfläche.

So, nun können die "Nicht-Gescheiterten" dieses Forums wieder mit ihrem Jammergeschrei über die Gottlosigkeit der Welt und der Katholiken im Besonderen weitermachen.
So isses ...
Ich hab weiter vorn in meinen Beitrag mal vorsichtig darauf hinzuweisen versucht, dass man es mit der Seelsorge mit Menschen zu tun hat und nicht mit den Buchstaben des Gesetzes, das, so ernst es auch genommen worden muss und so fest man es auch weiterverfolgen muss, nie endgültig zum Maßstab allen Handelns gemacht werden darf; sonst wird man unmenschlich.
Alle diese Sachen sind von Fall zu Fall zu entscheiden. Dabei geht es nicht darum, voreilig von Schuld freizusprechen oder dem Mutwillen Tür und Tür zu öffnen, sondern dem menschlichen Schicksal nachzuspüren und eine Seele zu leiten. So was gehört in den Beichtstuhl und nirgends wo anders hin.

Was das Scheitern betrifft - ja, man wünscht sich, dass alle diejenigen, die so mit dem Gesetzestext wedeln, niemals scheitern mögen, alle diejenigen, die meinen, es könne ihnen nicht passieren, dass ihre Ehe den Bach runter geht oder sie hätten genug Kraft, alles zu ertragen, was ihr Ehepartner ihnen antut, sie könnten sich belügen und betrügen lassen, ohne jemals Mäh zu sagen und einen Ausbruch aus diesem erbärmlichen Dasein zu wagen ...
Man wünscht sich, dass Gott manche niemals dermaßen auf die Probe stellt, dass ihre früheren Sprüche ihnen wie ein Menetekel an der Wand erscheinen.

Zum Glück gibt es Priester, die solche Unglückwürmer aufrichten. Wie das passiert, hat uns wiederum nicht zu interessieren.

Also, ich wünsche allen:
dass sie niemals vor der Erkenntnis stehen, dass ihre Ehe auf Sand gebaut ist und ihr Partner sie voll veräppelt
dass sie niemals eine Schwangerschaft als Katastrophe empfinden müssen,
dass ihre Kinder auf keinen Fall schwul oder lesbisch werden . ..

dass sie also niemals wirklich in die Bredouille kommen, sondern alles dies nur von außen beurteilen müssen.

Geronimo

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:»Dieser Beitrag, Robert, läßt dich als einen Mann erscheinen, der "Scheitern" nur aus Büchern kennt.«
Diesen Eindruck kann ich nicht nachvollziehen, abgesehen davon, daß er objektiv absolut falsch ist.
Eine Wahrnehmungsobjektivität im Bereich menschlichen Verhaltens gibt es nach meinen Erfahrungen nicht. Jede Wahrnehmung und jedes Urteil ist grundsätzlich subjektiv und kann sich einer Objektivität nur unter bestimmten (eher künstlichen Bedingungen) annähern.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Der Beitrag selber entspringt vielmehr dem Blick ins pralle Leben.
Deinem subjektiv selektierenden und daraus schließenden Blick.

Bild

Die Frage ist eher, wie eine Zeit vor einer Eheschließung denn "gestaltet" werden kann. D.h., wie sollte die "Probezeit" aussehen?
Viele jüngere Menschen stürzen sich nach einigen "netten" sexuellen Kontakten in die Institution oder auch das Sakrament Ehe und stellen, z.T. nach relativ kurzer Zeit, fest dass Sie nicht "kompatibel" sind. Dies hat u.a. auch damit zu tun, dass positive Leitbilder (auch aufgrund der durchaus positiven Veränderungen in Beziehungen, die aus der Emanzipationsbewegung hervorgegangen sind) verloren gegangen sind. Aber ich will hier nicht abschweifen.

Eine Probezeit, in der z.B. auch Sexualität gelebt aber auf die körperliche Vereinigung verzichtet wird, kann durchaus eine gute Voraussetzung für eine stabile Ehe sein.

Heinrich

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Geronimo hat geschrieben:
......................
dass ihre Kinder auf keinen Fall schwul oder lesbisch werden . ..

Geronimo

?????

Was meinst Du denn, wie weit die Liebe zu den eigenen Kindern reichen kann? Oder wünschst Du vielleicht eher, dass Eltern es nicht als Katastrophe empfinden, wenn Kinder schwul oder lebisch sind (und nicht "werden")?

Heinrich

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:eine Anmerkung zum „Ausprobieren“ des Zusammenlebens: Die Wahrscheinlichkeit, den Treffer zu landen, sinkt mit jedem gescheiterten Versuch. Am Ende des Liedes stehen kaputte, verbrauchte Mittvierziger mit ein paar quer durchs Land verteilten, ebenso kaputten Gören.

Nun, ich habe zwei gescheiterte Versuche (ohne Heirat, aber sehr ernst gemeint) gebraucht, um zu begreifen, wer wirklich zu mir passt, und um zu verstehen, wie man eine Partnerschaft lebt, so dass sie einem nicht entgleitet, und der andere einen links liegen läßt.

Ich hatte früher ein viel zu romantisches Beziehungsbild, das nicht tragfähig war. Ich hätte geheiratet, wenn die Männer es gewollt hätten. Die waren aber glücklicherweise weiser. Aber darauf kann man sich nicht verlassen.
Mich ließen diese Beziehungen, wenn auch auf schmerzhafte Weise, reifen.

Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Heinrich hat geschrieben:
Geronimo hat geschrieben:
......................
dass ihre Kinder auf keinen Fall schwul oder lesbisch werden . ..

Geronimo

?????

Was meinst Du denn, wie weit die Liebe zu den eigenen Kindern reichen kann? Oder wünschst Du vielleicht eher, dass Eltern es nicht als Katastrophe empfinden, wenn Kinder schwul oder lebisch sind (und nicht "werden")?

Heinrich
Du hast mich falsch verstanden. Ich meinte, dass Gott die Leute, die sich so aufblähen und mit der reinen katholischen Lehre wedeln, nicht prüfen möge, damit sie nicht die Bredouille kommen und eines barmherzigen Priesters bedürfen, der ihre Not ernst nimmt und nicht mit dem moralischen Hammer auf sie eindrischt. So von der Ferne ist immer alles leicht zu beurteilen und erst recht von der "angeblich" sicheren Warte aus. Da kann man leicht Moralapostel spielen.

Natürlich ist es eine Katastrophe, wenn die Kinder homosexuell sind. Das ist aber nicht das eigentliche Thema, sondern Thema ist - was macht der brave Christ dann? Lässt er das Kind fallen? Schielt er auf die Gemeinde? Geht er zum Pfarrer? Wie geht er mit all den klugen Zeitgenossen um, die auf ihn schielen und sich das Maul zerreissen?

Das wäre eine echte Prüfung und eine wahre Zerreißprobe ... Nur, dass die meisten, die über dieses Theme beispielsweise befinden (wie auch über das Thema Ehe) null Ahnung von solchen Zerreißproben haben, weil sie -[Punkt] - damit nicht geprüft werden.
Manchmal denke ich, es wäre weiser und angebrachter, Gott für das eigenes Leben, das in friedvollen Bahnen verläuft, zu danken, als sich über andere zu erheben und ihnen Ratschläge zu erteilen.

Man vergißt nur allzu leicht, dass die Menschen an ihrem Unglück schon genug zu tragen haben und nicht noch andere brauchen, die sich mit den Federn der Vollkommenheit schmücken.

Es geht mir ja nicht darum, katholische Werte in frage zu stellen - beileibe nicht. Ich kann es bloß nicht leiden, wenn man sich moralisch erhebt. Nur zu leicht kann es nämlich passieren, dass der sich eben noch erhebt, plötzlich der Barmherzigkeit bedarf. Darauf wollte ich hinweisen.
Und das es letzten Endes Sache der Priester ist, wie in einzelnen Fällen entschieden wird. Und man kann ruhig auch mehrere Priester fragen ...

Geronimo

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brigitta
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Beitrag von brigitta »

Ich bin auch für ein Zusammenleben vor der Ehe. Dazu hat sogar meine Mutter (Jahrgang 1924) uns schon in der Jugend geraten. Sicher ist es keine Garantie dafür, daß obwohl das Zusammenleben prima klappte dann keine Belastungen auf die Ehe kommen, denen vielleicht der eine oder andere nicht gewachsen sind. Denn so einfach es ist zu sagen: " In guten wie in schlechten Tagen" so schwer kann das sein. Bei uns fing es an den Bach runter zu gehen, als mein Mann nicht ohne seine Mitschuld(die er natürlich vehement bestritt) arbeitslos wurde. Obwohl wir da auf meinen Verdienst unbedingt angewiesen waren, wurde er damit nicht fertig. Ich denke daß ich wirklich mein bestes versucht habe, aber er fing an sich in der Rolle des Benachteiligten zu gefallen und suchte sich einen neuen Freundeskreis, wo er den starken Mann spielen konnte, ohne was an seiner Situation ändern zu müssen. Ich bin auch keine Heilige, mein Mann zu Gesprächen nie bereit , wurde immer ausfallender und nachdem seine verbale Gewalt nicht nur mir gegenüber gebrauchte, sondern auch ein mieses Verhalten gegenüber unseren Töchtern begann, da zog ich den Schlußstrich.
Ich habe es nicht bereut gebe heute meinem Man auch nicht mehr die alleinige Schuld , ich verlange auch gar nicht, daß man mir zu liebe die Gesetze der Kirche ändert. Ich habe einen sehr netten Priester, der weit mehr Verständnis hat als Kordian, aber vielleicht gehört dazu auch ein gewisses Alter :kratz:
Und Kordian, daß man nur einmal sterben kann, stimmt ja auch nicht mehr, nachdem die moderne Medizin viele wieder ins Leben zurückruft, die eigentrlich tot waren 8)

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Geronimo hat geschrieben:
Heinrich hat geschrieben:
Geronimo hat geschrieben:
......................
dass ihre Kinder auf keinen Fall schwul oder lesbisch werden . ..

Geronimo

?????

Was meinst Du denn, wie weit die Liebe zu den eigenen Kindern reichen kann? Oder wünschst Du vielleicht eher, dass Eltern es nicht als Katastrophe empfinden, wenn Kinder schwul oder lebisch sind (und nicht "werden")?

Heinrich
Du hast mich falsch verstanden. Ich meinte, dass Gott die Leute, die sich so aufblähen und mit der reinen katholischen Lehre wedeln, nicht prüfen möge, damit sie nicht die Bredouille kommen und eines barmherzigen Priesters bedürfen, der ihre Not ernst nimmt und nicht mit dem moralischen Hammer auf sie eindrischt. So von der Ferne ist immer alles leicht zu beurteilen und erst recht von der "angeblich" sicheren Warte aus. Da kann man leicht Moralapostel spielen.
Verstanden! :)

Heinrich

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Danke Geronimo!
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T. Boesche-Zacharow

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

brigitta hat geschrieben:Ich bin auch für ein Zusammenleben vor der Ehe.
...........
Um nicht falsch verstanden zu werden. Ich bin durchaus dafür zu haben, dass die "Volksweisheit" "Drum prüfe, wer sich ewig bindet" in Betracht gezogen wird. Es kommt allerdings auch darauf an, wie das Ganze abläuft und ob sich das auch im Bewustsein einer "Überprüfung" abspielt. Mir fehlt bei vielen Paaren das Gespräch über die Ehe/das Zusammenleben. In einigen Fällen findet es überhaupt nicht statt, in naderen erst, wenn die Beziehung sich auf dem Brunnenrand befindet und dort hineinzufallen droht.

Heinrich

Edith
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Beitrag von Edith »

Eine Freundin von mir hatte folgenden Tipp:

bevor man eine Beziehung mit jemand eingeht, möge man zusammen in Urlaub fahren. Ob man zueinander passt, stellt sich da meist sehr schnell heraus. :D Sie macht das jetzt immer so..... um sich monatelanges Elend zu ersparen. Besonders geeignet dafür, sind 14 Tage zusammen in einem Wohnmobil. :ja:

Oder was ist der Sinn eines Zusammenlebens? Doch zu prüfen, ob man miteinander kann, oder? (Leben mein ich, nicht nur schlafen!)

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Heinrich hat geschrieben:
brigitta hat geschrieben:Ich bin auch für ein Zusammenleben vor der Ehe.
...........
Um nicht falsch verstanden zu werden. Ich bin durchaus dafür zu haben, dass die "Volksweisheit" "Drum prüfe, wer sich ewig bindet" in Betracht gezogen wird. Es kommt allerdings auch darauf an, wie das Ganze abläuft und ob sich das auch im Bewustsein einer "Überprüfung" abspielt. Mir fehlt bei vielen Paaren das Gespräch über die Ehe/das Zusammenleben. In einigen Fällen findet es überhaupt nicht statt, in naderen erst, wenn die Beziehung sich auf dem Brunnenrand befindet und dort hineinzufallen droht.

Heinrich

Du sprichst damit eine Sache an, die hier ganz untergeht, nämlich dass die allermeisten Eheleute heutzutage überhaupt keine Vorbereitung punkto Ehesakrament mehr haben (und wenn es Brautunterricht gibt, so nebenbei und ohne dass das Gehörte Furchen im Verstand hinterlässt oder man sich der Konsequenzen tatsächlich bewusst wird). Ich frage mich manchmal, inwieweit die überhaupt verantwortlich sein können, für das, was passiert, da sie überhaupt nicht wissen, was sie tun.

Die wenigsten Katholiken machen sich so hehre Gedanken wie "Darf ich dann noch zur Kommunion gehen?" - viele gehen sowieso nicht hin. Es schert auch wenige überhaupt, ob sie in Sünde leben oder ob ein Priester mal zu Rate gezogen werden soll. Die Leute, die sich Gedanken machen über ihr Tun und ob das christlicherseits vielleicht problematisch sein könnte, sind in der absoluten Minderzahl - diejenigen, die sich hier im Forum geäußert haben aufgrund eigener Lebenssituationen und wie das katholischerseits zu werten sei, gehören bereits zu einer aussterbenden Spezies ... ;)

Deshalb werden alle noch so frommen Reden und Hinwweise auf Sakramente ins Leere gehen, weil die Realität eine ganz andere ist und ganz andere Gespräche erfordert. Es geht heutzutage kirchlicherseits nicht mehr darum, das Ehesakrament von denen, die geheiratet haben, einzufordern, sondern vielmehr die Verwahrlosung des Ehegedankens insgesamt zu erfassen und wieder Grundlagen im Bewusstsein zu schaffen und zwar von der untersten Stufe auf. Sonst gleich das ganze einem Arzt, der immer noch zwanzig Bürstenstriche für glänzendes Haar empfiehlt, obwohl der Patient bereits so gut wie kahl ist.

Es ist weltfremd, was hier teilweise gesagt wird. Nicht weil es im Kern nicht stimmt oder das Ehesakrament ad acta gelegt werden soll oder sein Wesen verwässert, sondern weil de facto auch in der Kirche, wie Ralf sagt, allermeistens aus rein "folkloristischen" Gründen geheiratet wird, genauso wie die Kinder aus "folkloristischen" Gründen zur Kommunion gehen. Die Familientradition verlangt's. Die Kirche wird gebraucht, wenn man's mag -ansonsten schert man sich nicht um sie.

Ins Bewußtsein der Menschheit wieder reinzubringen, dass Ehe mehr ist als Bedürfnisbefriedigung auf allen Ebenen (womit ihr Scheitern vorprogrammiert ist), sondern ein Miteinandergehen durch Gut und Böse -das sehe ich als vorderste Aufgabe, die angegangen werden muss. Bringen wir doch erstmal den anderen Leuten das Ehesakrament als solches wieder nahe, ehe wir auf die eindreschen, die daran gescheitert sind, obwohl sie es mit allen Mitteln versucht haben!

Geronimo

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Ich frage mich schon lange, ob die Kirche nicht viele kirchliche Hochzeiten verweigern sollte. Was macht das für einen Sinn, wenn die Menschen kirchlich heiraten, aber nicht verstehen, was sie tun?
Da das Ehesakrament nicht vom Priester gespendet wird, sondern von denen, die heiraten, ist für mich sowieso die Frage, wieviele wirkliche kirchliche Ehen es überhaupt noch gibt. Meiner Ansicht nach äußerst wenige.
Ob hier nicht die Menschen, die wieder heiraten, das bessere Gespür haben, weil sie sich gar nicht wirklich verheiratet gefühlt haben, im Innersten - es aber gar nicht wußten, weil sie diese tiefe Verbindung überhaupt nicht mehr kennen (ohne Schuld, weil es ihnen einfach fremd ist).
Wäre es nicht hier Aufgabe der Kirche, wachzurütteln und viele folkloristische Hochzeiten zu verweigern?
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Edith
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Beitrag von Edith »

Womit wir wiederum beim Thema "Sakramente für jedermann" wären.

Ich meine ohnehin, statt darüber zu reden, ob dies oder jenes erlaubt sei, solle man sich lieber um eine Vertiefung der eigenen Gottesbeziehung bemühen. Da ergibt sich solcher Durchblick oftmals von alleine.

Ein Reihe "normaler menschlicher Verhaltensweisen" passen nämlich irgendwie nicht zu einer tiefen Gottesbeziehung, wie sich oft herausstellt.

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Edith hat geschrieben:Womit wir wiederum beim Thema "Sakramente für jedermann" wären.

Ich meine ohnehin, statt darüber zu reden, ob dies oder jenes erlaubt sei, solle man sich lieber um eine Vertiefung der eigenen Gottesbeziehung bemühen. Da ergibt sich solcher Durchblick oftmals von alleine.
:)

Nach meiner (auch kirchlichen) Heirat ist es so, dass ich mich schon des öfteren Frage (und anworten finde ich auch), wie ich von meiner Seite her die Ehe im Sinne des Glaubens gestalten kann. Wie ich mich verhalten sollte, damit für meine Frau Liebe und Respekt spürbar ist. Das wird intensiver, seit ich katholisch bin. Meine Frau nähert sich langsam der katholischen Kirche an. In letzter Zeit besucht sie mit mir die sonntägliche Messe und auch Veranstaltungen wie das Auditorium im Zisterzienser Kloster.

Und nach neuerem Kirchenrecht leben wir dennoch in einer sündigen Beziehung, da die erste Ehe meiner Frau (deren Eheschließung keinerlei kirchlichen Hintergrund hatte) als gültige Ehe angesehen wird. Das ist an einigen Punkten zum Haare ausraufen.
In der Zwischenzeit werde ich allerdings gelassener. Ich denke, bei der richtigen Einschätzung meiner Lebensweise wird dereinst jemand darüber urteilen, dessen "Richtspruch" ich dann auch annehmen kann.

Heinrich

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Ich spreche es noch mal an, vor der Ehe gibt es sowas wie Verlobung. Ich weiß nicht ob das kirchlich ist. Aber so zu tun, dass man sich etwas ausdenken müße, weil die Kirche da was nicht zu Ende gedacht hat, halte ich bischen für naiv.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Kordian hat geschrieben:Ich spreche es noch mal an, vor der Ehe gibt es sowas wie Verlobung.
Das lag mir die ganze Zeit auf der Zunge. Welche Rolle spielt das eigentlich in unserer Ehekatechese und Ehevorbereitung?
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Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Kordian hat geschrieben:Ich spreche es noch mal an, vor der Ehe gibt es sowas wie Verlobung. Ich weiß nicht ob das kirchlich ist. Aber so zu tun, dass man sich etwas ausdenken müße, weil die Kirche da was nicht zu Ende gedacht hat, halte ich bischen für naiv.
Kordian, die Verlobung ist bereits ein Eheversprechen. Ich würde es schon ein wenig eigentümlich finden, wenn sich zwei Menschen ein Eheversprechen geben würde und es dann wieder lösen, weil sie feststellen, dass sie nicht miteinander leben können/wollen. Die Prüfung sollte schon vor der Verlobung liegen.

Heinrich

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Ich spreche es nur an, weil hier manche Frauen meinen, Menschen werden zur Heirat gezwungen und dann Leben diese Menschen in einem Zang, weil wenn sie sich scheiden laßen würden, sie auf einmal böse wären. Vielleicht müßen sich die Menschen wieder ändern, damit sie nicht denken, dass der Beischlaf schon ausreicht, um mit jemanden zu heiraten.

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Kordian hat geschrieben:Ich spreche es nur an, weil hier manche Frauen meinen, Menschen werden zur Heirat gezwungen und dann Leben diese Menschen in einem Zang, weil wenn sie sich scheiden laßen würden, sie auf einmal böse wären. Vielleicht müßen sich die Menschen wieder ändern, damit sie nicht denken, dass der Beischlaf schon ausreicht, um mit jemanden zu heiraten.
Kordian, ich ahne, dass Du andere gar nicht in Schubladen stecken möchstest aber Deine Antworten können den Eindruck durchaus erwecken. Ich habe in dem gesamten Thread keine Frau oder auch Mann andeuten sehen, dass jemand "zur Heirat gezwungen" worden wäre.
Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Du ein wenig weniger spontan antworten würdest. Irgendwo wurde mal angedeutet, dass Du nicht von Geburt an Deutscher bist. Da kann es schon mal vorkommen, dass Du in der deutschen Sprache etwas zum Ausdruck bringst, was Du in Deiner Muttersprache anders formulieren würdest. Du kannst nicht immer davon ausgehen, dass jeder, der Deine Worte ließt, lange nachdenkt.

Heinrich

Ralf

Beitrag von Ralf »

Heinrich hat geschrieben: Kordian, die Verlobung ist bereits ein Eheversprechen. Ich würde es schon ein wenig eigentümlich finden, wenn sich zwei Menschen ein Eheversprechen geben würde und es dann wieder lösen, weil sie feststellen, dass sie nicht miteinander leben können/wollen. Die Prüfung sollte schon vor der Verlobung liegen.

Heinrich
Warum?

Und warum ist Prüfung immer gleich ein Zusammenleben?

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Ich denke, heutzutage in einer verhuntzten Ehe auszuhalten ist etwas ganz anderes als früher.
Wenn früher der Mann(Frau) unmöglich war, sich eine Geliebte hielt, nie zu Hause war, die Frau unendlich demütigte, dann konnte sie zumindest auf das Verständnis der Situation durch die anderen zählen. Denn aus rein wirtschaftlichen Gründen, mussten sie zusammenbleiben. Eine Frau/Mann konnten es sich früher kaum leisten, sich zu trennen. Die Frau mit Kindern hatte kein Geld mehr, der Mann konnte keinen Haushalt führen. Dies gab aber bei aller Problematik doch auch ein Gefühl des existenziellen Gebrauchtwerdens, jenseits von Liebe und Romantik. Dieses Gefühl kann immer noch eine gewisse Zufriedenheit herstellen.

Heute muss sie sich von fast allen Seiten sagen lassen, dass sie dumm, hörig, abhängig und was weiß ich was ist. Wenn sie irgendwann dann nicht mehr zurecht kommt, und eine Therapie macht, wird ihr wahrscheinlich auch nahe gelegt, sich zu trennen. Wahrscheinlich wird ihr vorgeworfen, sich an den Ehemann zu hängen und sich zu verweigern, für sich selbst die Verantwortung zu übernehmen.

Unter solch gesellschaftlichem Druck, wie kann man da verlangen, dass Menschen zusammen bleiben, ohne sich gegenseitig zu zerfleischen? Und ist es wirklich sinnvoll?

Ich denke manchmal, es ist besser, sich zu trennen, mit einem Restgefühl an verbliebener Liebe, so dass ich noch mit guten Gefühlen an den anderen denken kann, als in abgrundtiefem Hass zusammen zu bleiben, bis dass der Tod den Hass scheidet.

Die Zeiten haben sich sehr verändert und man muss darüber nachdenken, was das im Einzelfall bedeutet.

Julia
Zuletzt geändert von Julia Wolf am Montag 22. März 2004, 11:37, insgesamt 1-mal geändert.
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
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Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Ralf hat geschrieben:
Heinrich hat geschrieben: Kordian, die Verlobung ist bereits ein Eheversprechen. Ich würde es schon ein wenig eigentümlich finden, wenn sich zwei Menschen ein Eheversprechen geben würde und es dann wieder lösen, weil sie feststellen, dass sie nicht miteinander leben können/wollen. Die Prüfung sollte schon vor der Verlobung liegen.

Heinrich


Warum?
Weil ein Versprechen eine Grundlage haben sollte. Wenn ich jemandem die Ehe verspreche sollte ich wissen, dass ich sie auch will.

Ralf hat geschrieben: Und warum ist Prüfung immer gleich ein Zusammenleben?
Habe ich nicht so gemeint/geschrieben. Zusammenleben ist eine Möglichkeit. In meinen Augen allerdings -wie geschrieben- wenn die Bedingungen auch zwischen den Partnern "entschieden" wurden. Einfach hinzugehen und zu sagen "Wir ziehen jetzt mal zusammen", gilt da mE. nicht. Das ist natürlich Zeitgeist geworden durch veränderte Wert- und Moralvorstellungen. Vor langer, langer Zeit war das Zusammenleben ohne Eheschließung zumindest heftig erklärungsbedürftig. Heute erscheint es mir eher so, dass da zwei "zusammen ziehen" ohne sich überhaupt mal über so etwas wie "Beziehung" Gedanken zu machen, geschweige denn sich darüber mal auszutauschen.

Was ich in unserer Gesellschaft sehe ist die Verfügbarkeit/Austauschbarkeit von Partnern/Sexualität (letztere wird anscheinend häufig mit Beziehung gleichgesetzt). Beziehung bekommt damit Konsumähnlichen Charakter, bei dem eher überprüft wird, welcher Partner denn nun insgesamt (incl. Außenwirkung) besser zu einem passt.

Also bitte meine Anmerkungen zu dem Thema nicht falsch verstehen.

Heinrich
Zuletzt geändert von Bernd Heinrich Stein am Montag 22. März 2004, 11:48, insgesamt 1-mal geändert.

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Julia Wolf hat geschrieben:Ich denke, heutzutage in einer verhuntzten Ehe auszuhalten ist etwas ganz anderes als früher.
Wenn früher der Mann(Frau) unmöglich war, sich eine Geliebte hielt, nie zu Hause war, die Frau unendlich demütigte, dann konnte sie zumindest auf das Verständnis der Situation durch die anderen zählen. Denn aus rein wirtschaftlichen Gründen, mussten sie zusammenbleiben. Eine Frau/Mann konnten es sich früher kaum leisten, sich zu trennen. Die Frau mit Kindern hatte kein Geld mehr, der Mann konnte keinen Haushalt führen. Dies gab aber bei aller Problematik doch auch ein Gefühl des existenziellen Gebrauchtwerdens, jenseits von Liebe und Romantik. Dieses Gefühl kann immer noch eine gewisse Zufriedenheit herstellen.

Heute muss sie sich von fast allen Seiten sagen lassen, dass sie dumm, hörig, abhängig und was weiß ich was ist. Wenn sie irgendwann dann nicht mehr zurecht kommt, und eine Therapie macht, wird ihr wahrscheinlich auch nahe gelegt, sich zu trennen. Wahrscheinlich wird ihr vorgeworfen, sich an den Ehemann zu hängen und sich zu verweigern, für sich selbst die Verantwortung zu übernehmen.

Unter solch gesellschaftlichem Druck, wie kann man da verlangen, dass Menschen zusammen bleiben, ohne sich gegenseitig zu zerfleischen? Und ist es wirklich sinnvoll?

Ich denke manchmal, es ist besser, sich zu trennen, mit einem Restgefühl an verbliebener Liebe, so dass ich noch mit guten Gefühlen an den anderen denken kann, als in abgrundtiefem Hass zusammen zu bleiben, bis dass der Tod den Hass scheidet.

Die Zeiten haben sich sehr verändert und man muss darüber nachdenken, was das im Einzelfall bedeutet.

Julia

Hallo, sich zu trennen ist was anderes, als mehrfach zu heiraten.

Bernd Heinrich Stein

Beitrag von Bernd Heinrich Stein »

Julia Wolf hat geschrieben:Ich denke, heutzutage in einer verhuntzten Ehe auszuhalten ist etwas ganz anderes als früher.
Wenn früher der Mann(Frau) unmöglich war, sich eine Geliebte hielt, nie zu Hause war, die Frau unendlich demütigte, dann konnte sie zumindest auf das Verständnis der Situation durch die anderen zählen. Denn aus rein wirtschaftlichen Gründen, mussten sie zusammenbleiben. Eine Frau/Mann konnten es sich früher kaum leisten, sich zu trennen. Die Frau mit Kindern hatte kein Geld mehr, der Mann konnte keinen Haushalt führen. Dies gab aber bei aller Problematik doch auch ein Gefühl des existenziellen Gebrauchtwerdens, jenseits von Liebe und Romantik. Dieses Gefühl kann immer noch eine gewisse Zufriedenheit herstellen.

Heute muss sie sich von fast allen Seiten sagen lassen, dass sie dumm, hörig, abhängig und was weiß ich was ist. Wenn sie irgendwann dann nicht mehr zurecht kommt, und eine Therapie macht, wird ihr wahrscheinlich auch nahe gelegt, sich zu trennen. Wahrscheinlich wird ihr vorgeworfen, sich an den Ehemann zu hängen und sich zu verweigern, für sich selbst die Verantwortung zu übernehmen.

Unter solch gesellschaftlichem Druck, wie kann man da verlangen, dass Menschen zusammen bleiben, ohne sich gegenseitig zu zerfleischen? Und ist es wirklich sinnvoll?

Ich denke manchmal, es ist besser, sich zu trennen, mit einem Restgefühl an verbliebener Liebe, so dass ich noch mit guten Gefühlen an den anderen denken kann, als in abgrundtiefem Hass zusammen zu bleiben, bis dass der Tod den Hass scheidet.

Die Zeiten haben sich sehr verändert und man muss darüber nachdenken, was das im Einzelfall bedeutet.

Julia
Ich kann Deinen Ausführungen nicht in allen Teilen folgen. In Therapien habe ich feststellen können (und dies wird auch von Kollegen bestätigt), dass das Bewustsein, welche Bedeutung eine Ehe/Partnerschaft/Beziehung hat nicht mehr stabil ist. Das ganze wird überfrachtet von gesellschaftlichen (Neu-)Normen wie Ansehen und Besitz. Sich scheiden zu lassen ist nicht mehr (auch) Anerkennung gescheitert zu sein, sondern halt der Wechsel zu einem anderen "Lebensabschnittsspartner". Es ist einfacher geworden, sich zu trennen. Damit meine ich nicht die finanziellen Folgen.
Situationen wie Du sie schilderst, aus denen der fehlende Respekt vor dem Partner zu erkennen ist, sind nicht die Regel bei Trennungen. Regelmäßiger ist eher die Überdrüssigkeit und die Suche nach Interessanterem. Ich weiß, dass das hart klingt aber ich stelle ähnliches fest.
Was ich übrigens ebenso sehe, ist eine zunehmende Angst vor verantwortlicher Bindung bei jungen Menschen. Ich vermute, aus dem Grund, weil sie eigentlich immer weniger wissen, wie sie eine Beziehung leben sollen. Eine Gruppe, zu der einer meiner Söhne Kontakt hat (18-20 jährige) meint ernsthaft (das ernsthaft ist nicht ironisch gemeint), dass sie für eine Bezzihung nicht genug Zeit und Geld hätten.

Wenn ich mir klar mache, dass wir hier über die Gestaltung/Vorbereitung einer Ehe in christlicher Verantwortung schreiben und -zumindest ein Teil der real lebenden jungen Menschen- nicht einmal wissen, wie Beziehung eigentlich funktionieren kann!?

Heinrich

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Julia Wolf
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Beitrag von Julia Wolf »

Hallo Heinrich,

da spielt aber tatsächlich die wirtschaftliche Lage eine Rolle. Heute weiß man nicht, was auf einen zukommt. Eine feste Beziehung sehnt sich aber irgendwann normalerweise nach Kindern.
Aber ein Mann z.b. weiß nicht, ob er morgen noch Arbeit hat. Und wenn, ist es sehr wahrscheinlich, dass er auf Fortbildung muss, vielleicht öfters den Arbeitsplatz wechseln, damit auch den Wohnort.
Heute wird gesellschaftlich nicht mehr garantiert, dass ein Paar zusammen bleiben kann.
Ich kann mir vorstellen, dass viele die Zeiten als so unruhig und unklar sehen, was die Zukunft betrifft, dass sie einfach ehrlich sind, wenn sie nicht auf feste Strukturen für die Zukunft bauen wollen.

Dass heute viele sich aus äußeren Gründen trennen, ist mir neu, mag aber stimmen, "zu meiner Zeit" gab es noch schmerzhafte Trennungen. Trifft das jetzt nur auf vor allem kinderlose Paare oder auch Familien?

Grüße
Julia
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

@ Julia und Heinrich:

Im Gegensatz zu früher sind heutzutage Trennungen/Scheidungen gesellschaftlich positiv sanktioniert. Ratschläge lauten: "Dann lass dich scheiden/Andere habens auch allein geschafft/Das brauchst du nicht durchzuhalten." Früher hieß es: "Halte durch/Denk an die Kinder/Erhalt deine Ehe solange es geht." etc. etc.

Es ist heutzutage eine normale Karriere: Kennenlernen, Zusammenziehen, Ehe, Scheidung - wobei das letztere als reale Möglichkeit von vornherein im Hintergrund des Denkens bei vielen Eheschließenden bereits existiert.

Der ganze Komplex Ehe/Familie unterliegt inzwischen gesellschaftlich völlig anderen Gesetzmässigkeiten als früher.

Deshalb meine ich ja, dass einiges, was hier zum Thema Ehesakrament gesagt wird, momentan nur noch für Insider interessant ist ...

Es geht vielmehr darum, den herumirrenden Menschen wieder eine Festigkeit zu geben, indem man sie darüber aufklärt, was Ehe tatsächlich bedeutet und welche Chance in einer christlich geführten Ehe für sie liegt.

Geronimo

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brigitta
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Beitrag von brigitta »

Natürlich sollte man immer versuchen, eine Ehe zu retten.Aber wenn derjenige von den beiden Partnern, bei dem sich eine gewisse Ehemüdigkeit eingeschlichen hat, weiß, daß der andere die Ehe um jeden Preis weitererhalten will, ist das ja schon fast ein Freischein. He, auch wenn ich vielleicht etwas Zoff kriege, wenn ich mache was ich will, trennen werden wir uns erst, wenn ICH es will.
Natürlich akzeptiert die Kirche ja die Trennung. Aber ein Mensch, der wirklich an Ehe und Partnerschaft gehangen hat, wird sich sehr bald auch sehr alleine fühlen, egal ob nach einem Jahr oder 5. :kratz:

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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

brigitta hat geschrieben:Natürlich sollte man immer versuchen, eine Ehe zu retten.Aber wenn derjenige von den beiden Partnern, bei dem sich eine gewisse Ehemüdigkeit eingeschlichen hat, weiß, daß der andere die Ehe um jeden Preis weitererhalten will, ist das ja schon fast ein Freischein. He, auch wenn ich vielleicht etwas Zoff kriege, wenn ich mache was ich will, trennen werden wir uns erst, wenn ICH es will.
Natürlich akzeptiert die Kirche ja die Trennung. Aber ein Mensch, der wirklich an Ehe und Partnerschaft gehangen hat, wird sich sehr bald auch sehr alleine fühlen, egal ob nach einem Jahr oder 5. :kratz:
Natürlich, Scheidung ist kein Thema, wenn einer der Partner geschlagen oder betrogen wird, dann sollte Mann oder Frau sich scheiden, bevor es noch zu Mord und Todschlag kommt. Doch der Wunsch nach Mehrfachehe ist so wie der Wunsch nach dem ewigen Leben oder mit 40 noch mal 16 sein zu wollen.

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