Vertritt Rom jetzt die Allversöhnungslehre?

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Reinhard
cum angelis psallat Domino
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Re: Vertritt Rom jetzt die Allversöhnungslehre?

Beitrag von Reinhard »

Dieter hat geschrieben:... Entscheidung für Jesus, Jesus annehmen, wiedergeboren werden, ... und andere Verirrungen. :würg:
Das verstehe ich jetzt grad nicht: wieso ist das, was eine Lebensentscheidung für Christus ausmacht, jetzt plötzlich eine Verirrung ??

Ist die Christusnachfolge nicht konstitutiv für alle Christen ?

Dieter
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Re: Vertritt Rom jetzt die Allversöhnungslehre?

Beitrag von Dieter »

Reinhard hat geschrieben:
Dieter hat geschrieben:... Entscheidung für Jesus, Jesus annehmen, wiedergeboren werden, ... und andere Verirrungen. :würg:
Das verstehe ich jetzt grad nicht: wieso ist das, was eine Lebensentscheidung für Christus ausmacht, jetzt plötzlich eine Verirrung ??

Ist die Christusnachfolge nicht konstitutiv für alle Christen ?


Kurz nach der Wende gab es in Riga/Lettland eine Evangelisation. Es kamen 30.000 Menschen in das Stadion.

Als nach der Predigt aufgerufen wurde, "Jesus jetzt anzunehmen", gingen "Seelsorger", die sich -taktisch klug- zuvor unauffällig unter die Besucher gemischt hatten, wie auf ein Kommando nach vorne, knieten nieder und taten so, als ob sie Jesus annehmen wollten. Alle anderen Besucher, die so etwas noch nicht kannten, meinten, es gehöre zum Programm und kamen auch alle(!) nach vorne.

Selbst Idea schrieb damals "30.000 gerettet?" mit einem Fragezeichen....




Dazu die aktuelle Meldung von kath.net:

"Kurienkardinal Kurt Koch geht davon aus, dass Papst Franziskus den ökumenischen Dialog zur den Pfingstkirchen hin ausweiten wird, da er diese evangelikalen Bewegungen sehr gut kenne. - Ochsenhausen (kath.net/KNA) Eine Ausweitung des ökumenischen Dialogs hin zu den Pfingstkirchen erwartet der Präsident des Päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Kurt Koch (Foto), von Papst Franziskus. Dieser kenne aus seiner Arbeit in Buenos Aires die gerade in Lateinamerika stark wachsenden evangelikalen Bewegungen sehr genau. Weltweit sei die Entwicklung der Pfingstkirchen eine große Herausforderung für die katholische Kirche, weil sie theologisch neue Fragen stellten, sagte Koch am Wochenende im oberschwäbischen Ochsenhausen."

kath.net

Das war zu befürchten! Franziskus kennt die Protestanten in erster Linie aus der evangelikalen/charismatischen Ecke. Wenn er ernst macht, wird das auch die katholische Kirche verändern. Die katholischen Charismatiker werden Zulauf bekommen. Die evangelischen Landeskirchen werden immer weniger im Bewusstsein des Vatikans sein.
Zuletzt geändert von Dieter am Dienstag 28. Mai 2013, 14:08, insgesamt 2-mal geändert.

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Athanasius0570
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Re: Vertritt Rom jetzt die Allversöhnungslehre?

Beitrag von Athanasius0570 »

Es geht in diesem Thema ja auch ziemlich unter, dass gute Werke auch für Christen notwendig sind, um in den Himmel zu kommen.
Aber wir übersehen schon wieder, dass es hier nicht um Christen, oder was der Papst gesagt hat oder was die Kirche immer schon verurteilt hat geht, sondern darum, wie Atheisten in den Himmel kommen.
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus. (1 Thess 5, 16-18)

Lilaimmerdieselbe
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Re: Vertritt Rom jetzt die Allversöhnungslehre?

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Wenn überhaupt, dann durch die Gnade Gottes, wie sonst? Ich halte es für möglich, dass jemand stirbt, ohne den Weg, die Wahrheit und das Leben erkannt und sich dagegen entschieden zu haben. Wie Gottes Gnade und Gerechtigkeit darauf reagieren wird, vermag ich nicht zu erfassen. Muß ich vielleicht auch gar nicht, ich kann versuchen, zu zeigen, wo der Weg ist.

Pilgerer
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Re: Vertritt Rom jetzt die Allversöhnungslehre?

Beitrag von Pilgerer »

Dieter hat geschrieben:Die evangelischen Landeskirchen werden immer weniger im Bewusstsein des Vatikans sein.
Die gibt es ja fast nur in Deutschland, und Deutschland ist nicht der Mittelpunkt der Welt.
Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Wenn überhaupt, dann durch die Gnade Gottes, wie sonst? Ich halte es für möglich, dass jemand stirbt, ohne den Weg, die Wahrheit und das Leben erkannt und sich dagegen entschieden zu haben. Wie Gottes Gnade und Gerechtigkeit darauf reagieren wird, vermag ich nicht zu erfassen. Muß ich vielleicht auch gar nicht, ich kann versuchen, zu zeigen, wo der Weg ist.
Wenn sich jemand bewusst innerlich gegen "den Weg, die Wahrheit und das Leben" entschieden hat, wird es natürlich schwer, das nach dem Tod zu ändern. Doch wäre die Voraussetzung dafür, dass er den heiligen dreieinigen Gott in irgendeiner Form wahrnimmt, um ihn zu kennen und sich dazu zu verhalten. Daher trifft das am ehesten bei Atheisten im christlichen Umfeld zu, die das in einer antichristlichen Einstellung zeigen.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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Lupus
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Re: Vertritt Rom jetzt die Allversöhnungslehre?

Beitrag von Lupus »

Ich bin der Meinung, wir sollten nicht jede Ansprache des "Herrn Pfarrers im Vatikan"; denn als ein solcher redet Papst Franziskus bei jeder heiligen Messe am Morgen eines Tages, -eben wir ein leutseliger Herr Pfarrer-, wie eine Enzyklika oder gar eine dogmatische Lehräußerung verstehen. Das hat er wohl auch nicht im Sinn!

Manchmal darf man auch zur Tagesordnung einfach übergehen.

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Athanasius0570
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Re: Vertritt Rom jetzt die Allversöhnungslehre?

Beitrag von Athanasius0570 »

Lupus hat geschrieben:Ich bin der Meinung, wir sollten nicht jede Ansprache des "Herrn Pfarrers im Vatikan"; denn als ein solcher redet Papst Franziskus bei jeder heiligen Messe am Morgen eines Tages, -eben wir ein leutseliger Herr Pfarrer-, wie eine Enzyklika oder gar eine dogmatische Lehräußerung verstehen. Das hat er wohl auch nicht im Sinn!

Manchmal darf man auch zur Tagesordnung einfach übergehen.

+L.
Und man kann seine Gedanken in die Tagesordnung einfließen lassen ...
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Lupus
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Re: Vertritt Rom jetzt die Allversöhnungslehre?

Beitrag von Lupus »

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cantus planus
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Re: Vertritt Rom jetzt die Allversöhnungslehre?

Beitrag von cantus planus »

Lupus hat geschrieben:Ich bin der Meinung, wir sollten nicht jede Ansprache des "Herrn Pfarrers im Vatikan"; denn als ein solcher redet Papst Franziskus bei jeder heiligen Messe am Morgen eines Tages, -eben wir ein leutseliger Herr Pfarrer-, wie eine Enzyklika oder gar eine dogmatische Lehräußerung verstehen. Das hat er wohl auch nicht im Sinn!

Manchmal darf man auch zur Tagesordnung einfach übergehen.
Das ist anbetracht der Äusserungen auch empfehlenswert, um nicht gleich deren komplette Ignorierung nahezulegen. Das Problem dabei bleibt allerdings, dass der Papst eben kein einfacher Pfarrer ist. Das scheint sich beim aktuellen Pontifex maximus der Heiligen Römischen Kirche noch nicht wirklich verinnerlicht zu haben.
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Lilaimmerdieselbe
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Re: Vertritt Rom jetzt die Allversöhnungslehre?

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Wurden solche alltäglichen kleinen Homilien von Papst Benedikt überhaupt veröffentlicht? Es würde mich wundern, gemerkt habe ich nichts davon.

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cantus planus
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Re: Vertritt Rom jetzt die Allversöhnungslehre?

Beitrag von cantus planus »

Es wurde von Benedikt XVI. viel veröffentlicht: unter anderem seine guten Kurzansprachen und Predigten bei den Mittwochsaudienzen und beim Angelus etc. Allerdings waren diese sorgfältig ausgearbeitet, theologisch ungemein tiefgründig und inhaltlich gut strukturiert. Benedikt XVI. hatte die seltene Gabe und Bildung, wirklich druckreif sprechen zu können. Dennoch verwandte er viel Sorgfalt auf eben diesen Punkt. Einfach draufloszupredigen wäre ihm - eben auch aus Rücksicht auf seine Position und die damit verbundene Verantwortung - gar nicht in den Sinn gekommen.
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Dieter
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Re: Vertritt Rom jetzt die Allversöhnungslehre?

Beitrag von Dieter »

Das Problem ist nicht, dass dieser Papst einfach drauf los predigt, sondern das Problem ist, dass die Katholiken wie ein Kaninchen auf die Schlange auf den Papst starren und jedes Wort von ihm auf die Goldwaage legen.

Dieses Problem ist systemimmanent und wurde durch die Machtfülle, die Papst JP II. auf Rom zentriert hat, noch verstärkt.

Die Lösung kann nur sein, dass man in dem Papst zuallererst den Bischof von Rom sieht, so wie es eben auch Bischöfe in Köln, New York und Buenos Aires gibt, und erst danach den Leiter der katholischen Weltkirche.

Papst Franziskus hat diesbezüglich ja schon einige richtige Signale ausgesendet. Vielleicht sind diese Predigten sehr bewusst so schlicht formuliert und damit auch ein Signal, dass sie eben nur die unmitelbaren Zuhörer ansprechen sollen, nicht aber die gesamte Weltkirche.

Raphael

Re: Vertritt Rom jetzt die Allversöhnungslehre?

Beitrag von Raphael »

Maurus hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Es gibt wohl kein Thema mehr auf dieser Erde, über daß sich nicht irgendein Theologe irgendwann schon 'mal Gedanken gemacht hätte ............

Das Thema hier nun lautet: Wie kommen die Heiden (= Atheisten) in den Himmel?

PP Franziscus differenziert und sagt nun (sinngemäß): Auch Atheisten haben eine Chance ([Punkt]) in den Himmel zu kommen, wenn sie denn gute Werke tun! Kein Automatismus, keine Garantie!
Es ist doch nun offensichtlich, dass diese Aussage für sich betrachtet höchst problematisch ist:

a) klingt in ihr eine extreme Art von Werkgerechtigkeit an
b) macht sie gute Werke zu einem universalen Rechtfertigungsmittel
c) ist völlig unklar, wieso jemand dann überhaupt glauben und ein christliches Leben (das ist etwas mehr als bloß Gutes tun) führen soll, wenn es völlig ausreicht, bloß Gutes zu tun

Sicher hat Papst Franziskus hier keine vollständige dogmatische Lehre entfalten wollen, nur sieht man ja anhand des Berichts der Huffington Post, was für Kreise solche Kurzstatements dann ziehen. In einer Zeit, in der jeder das depositum fidei für disponibel hält, halte ich das für schwierig.
Völlig d'accord! :huhu:

Die Aussagen von Päpsten kann man jedoch nicht vereinzeln und dann für sich betrachten, sondern sie stehen immer im Zusammenhang mit der in zwei Jahrtausenden gewachsenen Lehre der katholischen Kirche.

Es zeigen sich hier - zum wiederholten Male - die Mechanismen der Mediengesellschaft:
Der Papst sagt etwas, die Medien reißen diese Aussage aus dem Zusammenhang und/oder überinterpretieren diese Aussage und schon kann der x-beliebige Atheist auf der Straße behaupten, der Papst habe doch selber gesagt, auch Atheisten kommen in den Himmel! :patsch:

Dieter
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Re: Vertritt Rom jetzt die Allversöhnungslehre?

Beitrag von Dieter »

Die theologisch korrekte Aussage ist: Atheisten KÖNNEN in den Himmel kommen.

sh. Lumen Gentium

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Peti
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Re: Vertritt Rom jetzt die Allversöhnungslehre?

Beitrag von Peti »

Hans Urs von Balthasar, der zu den bevorzugten Theologen beider Päpste gehört,
und dem man in bestimmten Kreisen auch
eine Allversöhnungslehre vorgeworfen hat, schreibt dazu in
"Was dürfen wir hoffen?":

"Wir alle, die wir den christlichen Glauben leben und,
soweit sein Mysteriencharakter es erlaubt, ihn auch verstehen möchten, stehen
unter dem Gericht. Keinesfalls oberhalb, so daß wir dessen Ausgang im voraus wüßten
und von diesem Wissen aus weiter spekulieren könnten."

http://www.johannes-verlag.de/112.htm
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Pilgerer
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Re: Vertritt Rom jetzt die Allversöhnungslehre?

Beitrag von Pilgerer »

Dieter hat geschrieben:Die theologisch korrekte Aussage ist: Atheisten KÖNNEN in den Himmel kommen.

sh. Lumen Gentium
Vielleicht sei ergänzt, dass im Wortlaut von Paulus ein Atheist auch dann in den Himmel kommen kann, wenn er mit einem Christen verheiratet ist: "14 Denn der ungläubige Mann ist geheiligt durch die Frau und die ungläubige Frau ist geheiligt durch den gläubigen Mann. Sonst wären eure Kinder unrein; nun aber sind sie heilig." (1. Korinther 7,14)
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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