Rund um die Katholische Soziallehre

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lifestylekatholik
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Re: Nachrichten aus der Weltkirche

Beitrag von lifestylekatholik »

Peregrin hat geschrieben:Ach was, der Gesetzgeber schert sich doch keinen Deut um "formale Erfordernisse", die läßt er von seinen Beamten nach Bedarf zurechtbiegen: Wo die Verfassung nicht paßt, wird sie passend gemacht
Die Verfassung -- von Beamten?

Nein. Ich weiß nicht um die genauen Verhältnisse in Österreich, aber in den Ländern der Bundesrepublik können nur die Parlamente die Verfassung ändern, und zwar müssen dazu im Normalfall mindestens zwei Drittel der Mitglieder zustimmen. (Beispiel Niedersächsische Verfassung) Da muss also i. d. R. auch die Opposition überzeugt sein und zustimmen. Außerdem gibt’s Bereiche, die gar nicht verändert werden können.

Da die Verfassungen selber Regelungen für Änderungen vorsehen, erscheint es mir ziemlich sinnlos, ordnungsgemäße Verfassungsänderungen als »Verfassungsbruch« zu bezeichnen.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Peregrin
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Re: Nachrichten aus der Weltkirche

Beitrag von Peregrin »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Peregrin hat geschrieben:Ach was, der Gesetzgeber schert sich doch keinen Deut um "formale Erfordernisse", die läßt er von seinen Beamten nach Bedarf zurechtbiegen: Wo die Verfassung nicht paßt, wird sie passend gemacht
Die Verfassung -- von Beamten?

Nein. Ich weiß nicht um die genauen Verhältnisse in Österreich, aber in den Ländern der Bundesrepublik können nur die Parlamente die Verfassung ändern, und zwar müssen dazu im Normalfall mindestens zwei Drittel der Mitglieder zustimmen. (Beispiel Niedersächsische Verfassung) Da muss also i. d. R. auch die Opposition überzeugt sein und zustimmen. Außerdem gibt’s Bereiche, die gar nicht verändert werden können.

Da die Verfassungen selber Regelungen für Änderungen vorsehen, erscheint es mir ziemlich sinnlos, ordnungsgemäße Verfassungsänderungen als »Verfassungsbruch« zu bezeichnen.
Mir nicht. Die berüchtigten "Verfassungsbestimmungen" sind hier stets Anlaßgesetze, die in offenbarem Widerspruch zur eigentlichen Verfassung stehen, aber vom Verfassungsgerichtshof nicht aufgehoben werden können, da sie eben auch im Verfassungsrang stehen. Natürlich ist das eine völlige Perversion des Verfassungsgedankens; bei "Verfassungsänderung" hat man wohl einst an eine Fortentwicklung der Verfassungs gedacht, die eine gewisse innere Logik erhält, und nicht ans Zementieren von verfassungswidrigen Gesetzen. Beschlossen werden die in der Tat mit den Zweidrittelmehrheiten der hier leider üblichen Großen Koalitionen (also nichts mit Zustimmung der Opposition), aber die Abgeordneten wissen ja üblicherweise nicht, wozu sie da die Hand heben, sondern stimmen nur klubgezwängt den nach der Hinterzimmermauschelei von Ministerialbeamten "formal gewissenhaft" erstellten Vorlagen zu.
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cantus planus
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Re: Nachrichten aus der Weltkirche

Beitrag von cantus planus »

Peregrin hat geschrieben:Die berüchtigten "Verfassungsbestimmungen" sind hier stets Anlaßgesetze, die in offenbarem Widerspruch zur eigentlichen Verfassung stehen, aber vom Verfassungsgerichtshof nicht aufgehoben werden können, da sie eben auch im Verfassungsrang stehen.
Diesem Absatz, und auch dem Rest, ist kaum noch etwas hinzuzufügen! :daumen-rauf:
Im Übrigen schaue ich besorgt auf die Tendenz, die Tagespolitik nicht mehr der Verfassung (hier: dem Grundgesetz) unterzuordnen, sondern ständig nach Verfassungsänderungen zu schreien. Das wurde auch schon heftig vom damaligen Innenminister Schäuble kritisiert, der in dieser Hinsicht freilich keinen Deut besser war.
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Hubertus
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Re: Rund um die Katholische Soziallehre

Beitrag von Hubertus »

Gestern jährte sich die Promulgation von "Rerum novarum" zum 125. Male.

Medienecho:

"125 Jahre "Rerum Novarum" : Die Lehre des ersten "sozialen" Papstes" (Deutschlandradio Kultur)

"Mutter aller Sozialenzykliken" (domradio.de)

"Die Mutter aller Sozialenzykliken" (katholisch.de)

"Hype um Sozialenzykliken : Im Weinberg des Herrn" (Luxemburger Wort)
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Sempre
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Sempre »

Fazit: Der moderne Sozialstaat ist antichristlich, indem er uns Christen die persönliche Eigenverantwortlichkeit für gute Taten aus der Hand nimmt, das Tun von Gutem aufzwingt, und uns damit die Möglichkeit raubt oder wenigstens drosselt, aus eigenem Antrieb Gutes zu tun und damit Verdienste zum eigenen ewigen Nutzen oder zum ewigen Nutzen der Kirche anzusammeln.

Versicherungen sind antichristlich, weil sie nichts als Lotterien sind. Lotterieteilnehmer wollen dem von Gott bestimmten Schicksal entgehen, indem sie hoffen, durch Zufall reich zu werden. Versicherungsteilnehmer wollen dem von Gott bestimmten Schicksal entgehen, indem sie in dem Fall, dass sie von Gott besonders bestraft werden, wenigsten finanziell aus dem Schneider sind.

Vom Staat vorgesehene Zwangsversicherungen sind antichristlich, weil sie eine Kombination aus beiden genannten Sachverhalten sind.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Raphael

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Raphael »

Das sieht die katholische Soziallehre aber anders! :doktor:

Lilaimmerdieselbe
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Wie willst Du überhaupt entscheiden, was Gott gegebenes Schicksal ist und wo Du Verdienste sammelnd eingreifen kannst?

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Sempre
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Sempre »

Raphael hat geschrieben:Das sieht die katholische Soziallehre aber anders! :doktor:
Könntest Du bitte mittels Zitaten genauer ausführen, wovon Du redest?!
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Raphael

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Raphael »

Sempre hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Das sieht die katholische Soziallehre aber anders! :doktor:
Könntest Du bitte mittels Zitaten genauer ausführen, wovon Du redest?!
Einen ersten rudimentären Einstieg ins Lehrgebäude findest Du hier: Katholische_Soziallehre!

Grundlegende Prinzipien sind: Personsein, Gemeinwohl, Subsidiarität und Solidarität.

Wenn nun Versicherungen pauschal als Lotteriespiel und damit antichristlich verunglimpft werden, wird verkannt, daß Versicherungen auf dem Prinzip der Solidarität aufgebaut sind.
Als Klassiker nehme ich 'mal die Krankenversicherung her, die in einer Versicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit organisiert wird. Hier erwirbt der Versicherte mit der Zahlung der Prämie einen Anspruch auf Übernahme der Krankheitskosten, die bei ihm eventuell in der Zukunft entstehen können, durch den VVaG. Die Mitglieder des VVaG tragen also solidarisch alle Krankheitskosten, die in der Solidargemeinschaft tatsächlich entstehen. Der Einzelne ist vor wirtschaftlichem Ruin geschützt und zahlt dafür einen überschaubaren Beitrag, der für den Fall, daß der Versicherungsfall nicht eintritt, naturgemäß verloren ist.

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Sempre
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Sempre »

Raphael hat geschrieben:Wenn nun Versicherungen pauschal als Lotteriespiel und damit antichristlich verunglimpft werden, wird verkannt, daß Versicherungen auf dem Prinzip der Solidarität aufgebaut sind.
Das bestreite ich. Und ich behaupte im Gegenteil, dass Versicherungen eine Verteilungsmaschinerie darstellen, die summa summarum die Erkaltung der Herzen und der Nächstenliebe begünstigt, sowie dass praktisch niemand eine Versicherung aus Solidarität kauft, Zwangsversicherungen ja sowieso nicht und vom Staat erzwungene Solidarität ist auch erst gar keine.

Selbst wenn ich mich aus (vermeintlicher oder echter) Solidarität an einer Versicherung beteilige, dann kommt meine Solidarität in einem Paket mit einem Vorteil für mich selbst daher, nämlich dem Versicherungsschutz. Echte Solidarität aber bedeutet, genau wie echtes Almosengeben, auf eigenen Vorteil zu verzichten. Die Mischung ist Gift.
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Raphael

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Raphael »

Sempre hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Wenn nun Versicherungen pauschal als Lotteriespiel und damit antichristlich verunglimpft werden, wird verkannt, daß Versicherungen auf dem Prinzip der Solidarität aufgebaut sind.
Das bestreite ich. Und ich behaupte im Gegenteil, dass Versicherungen eine Verteilungsmaschinerie darstellen, die summa summarum die Erkaltung der Herzen und der Nächstenliebe begünstigt, sowie dass praktisch niemand eine Versicherung aus Solidarität kauft, Zwangsversicherungen ja sowieso nicht und vom Staat erzwungene Solidarität ist auch erst gar keine.

Selbst wenn ich mich aus (vermeintlicher oder echter) Solidarität an einer Versicherung beteilige, dann kommt meine Solidarität in einem Paket mit einem Vorteil für mich selbst daher, nämlich dem Versicherungsschutz. Echte Solidarität aber bedeutet, genau wie echtes Almosengeben, auf eigenen Vorteil zu verzichten. Die Mischung ist Gift.
Das wirtschaftliche Handeln des Menschen besteht jedoch nicht nur aus Almosengeben, sondern im Wesentlichen aus dem rationalen Umgang mit seinen eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten; biblisch gesprochen: mit seinen Talenten.
Darüber hinaus agiert er - von Ausnahmen abgesehen - so, wie es bspw. in der maslow'schen Bedürfnispyramide (hier) strukturiert wird. Dazu gehört auch der Umgang mit den allgemeinen Lebensrisiken bzw. dem (Versicherungs-)Schutz dagegen.

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Peti
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Peti »

Ich bin auf jeden Fall dankbar für die Leistungsfähigkeit unseres deutschen Gesundheitssystems.
Vor zwei Jahren ist meine Frau schwer an Krebs erkrankt. Nach einer intensiven und kostspieligen
Behandlung geht es ihr heute wieder gut.
In nicht vielen Ländern dieser Erde wäre das so gut möglich gewesen.
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

Raphael

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Raphael »

Peti hat geschrieben:Ich bin auf jeden Fall dankbar für die Leistungsfähigkeit unseres deutschen Gesundheitssystems.
Vor zwei Jahren ist meine Frau schwer an Krebs erkrankt. Nach einer intensiven und kostspieligen
Behandlung geht es ihr heute wieder gut.
In nicht vielen Ländern dieser Erde wäre das so gut möglich gewesen.
Wobei man schon berücksichtigen sollte, daß die katholische Soziallehre eine Reaktion auf die gesellschaftlichen Veränderungen des 19. Jahrhunderts gewesen ist. Sie weist einen Weg zwischen dem Manchester-Kapitalismus britischer Prägung und dem kommunistischen Irrweg marx'scher Prägung.

Dein Gemüt wird durch das Wissen um die Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung sicherlich entlastet gewesen sein. :daumen-rauf:

Aber 'mal ganz abgesehen von Deiner subjektiven Situation:
IMHO sollte man schon im Hinterkopf behalten, daß sich bei dem derzeitigen System der gesetzlichen Sozialversicherungen in Deutschland bei den Versicherten eine gewisse Anspruchshaltung herausbilden kann, die sich zu Mißbräuchen des Systems auswächst. Und - was noch schlimmer ist - ein solches System kann auch von den steuernden Individuen ([Punkt]) pervertiert werden, indem es überfrachtet wird.

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Edi
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Edi »

Raphael hat geschrieben: IMHO sollte man schon im Hinterkopf behalten, daß sich bei dem derzeitigen System der gesetzlichen Sozialversicherungen in Deutschland bei den Versicherten eine gewisse Anspruchshaltung herausbilden kann, die sich zu Mißbräuchen des Systems auswächst. Und - was noch schlimmer ist - ein solches System kann auch von den steuernden Individuen ([Punkt]) pervertiert werden, indem es überfrachtet wird.
Das jetzige System führt zu einem riesigen Mißbrauch (Selbstbedienungsmentalität) in Milliardenhöhe durch alle Beteiligten, also den Versicherten, den Ärzten und den Kassen und auch die Pharmaindustrie ist daran nicht unbeteiligt. Seit langem ist das bekannt, aber entscheidende Änderungen werden von den Politikern nicht vorgenommen, ja nicht einmal angedacht.

Ich plädiere seit langem für mehr Selbstverantwortung auf dem Gebiet und auch dafür, daß jeder seine Krankenversicherung selber bezahlen müsste. Dafür könnte man die gesetzlichen Kassen, die sich nun schon "Gesundheitskassen" schimpfen, auch beibehalten, den Arbeitgeberanteil an den Krankenkassenbeiträgen dem Arbeitnehmer als Mehrlohn überlassen, von dem er seine Kassenbeiträge zahlen müsste. Die Details wären noch festzulegen, auch in Sachen Versteuerung bzw. Nullversteuerung. Schadstoffsteuern wie die Tabaksteuer und einen Teil der Alkoholsteuern müssten den Krankenkassen zur Verfügung gestellt werden, damit sie die Beiträge senken. Ich weiß, das ist alles in der derzeitigen politischen Landschaft Illusion, vor allem auch würden die sozialistischen Parteien dem nicht zustimmen, die wollen ja immer mehr Geld von oben herab und durch staatliche oder quasistaatliche Institutionen verteilen können, statt die Selbstverantwortung des Einzelnen zu stärken.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

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Sempre
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Sempre »

Raphael hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Wenn nun Versicherungen pauschal als Lotteriespiel und damit antichristlich verunglimpft werden, wird verkannt, daß Versicherungen auf dem Prinzip der Solidarität aufgebaut sind.
Das bestreite ich. Und ich behaupte im Gegenteil, dass Versicherungen eine Verteilungsmaschinerie darstellen, die summa summarum die Erkaltung der Herzen und der Nächstenliebe begünstigt, sowie dass praktisch niemand eine Versicherung aus Solidarität kauft, Zwangsversicherungen ja sowieso nicht und vom Staat erzwungene Solidarität ist auch erst gar keine.

Selbst wenn ich mich aus (vermeintlicher oder echter) Solidarität an einer Versicherung beteilige, dann kommt meine Solidarität in einem Paket mit einem Vorteil für mich selbst daher, nämlich dem Versicherungsschutz. Echte Solidarität aber bedeutet, genau wie echtes Almosengeben, auf eigenen Vorteil zu verzichten. Die Mischung ist Gift.
Das wirtschaftliche Handeln des Menschen besteht jedoch nicht nur aus Almosengeben, sondern im Wesentlichen aus dem rationalen Umgang mit seinen eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten; biblisch gesprochen: mit seinen Talenten.
Das stimmt, und es war nicht meine, sondern Deine Idee, Versicherungen in den Kontext von Solidarität zu stellen, um sie zu verteidigen. Seit vielen Jahrzehnten wurde von interessierter Seite in unsere Köpfe geklopft, dass es bei Versicherungen um Solidarität gehe. Versicherungen sind aber im Kontext der Frage nach vernünftigem wirtschaftlichen Handeln zu bewerten, sowohl was das wirtschaftliche Handeln einzelner angeht, die die Wahl haben, eine Versicherung zu kaufen, als auch was Zwangsversicherungen betrifft.

Damit steht meine Auffassung zum Thema keineswegs der kirchlichen Soziallehre entgegen.

Raphael hat geschrieben:Darüber hinaus agiert er - von Ausnahmen abgesehen - so, wie es bspw. in der maslow'schen Bedürfnispyramide (hier) strukturiert wird. Dazu gehört auch der Umgang mit den allgemeinen Lebensrisiken bzw. dem (Versicherungs-)Schutz dagegen.
Sich danach zu richten, wie der Mensch agiert, kann wohl kaum Handlungsmaxime sein (vgl. Folgen der Erbsünde). Tatsächlich zahlt er erst Krankenversicherung, die in der Bundesrepublik seit zehn Jahren (oder länger?) für ausnahmslos jeden Pflicht ist, und lässt sich dann abschlachten, weil es ja nix kostet bzw. eh schon bezahlt ist. Lotteriespiel ist dagegen harmlos: In der Bundesrepublik gab es im Jahr 2014 in den Krankenhäusern ca. 18.800 Tote durch Behandlungsfehler bei ca. 500.000 Betten. Zum Vergleich ca. 3.400 Verkehrstote bei über 50.000.000 Fahrzeugen. D.h. das Todesunfallrisiko ist im Krankenhaus 550 mal größer als im Straßenverkehr. (Dabei werden nicht Gesunde mit Kranken verglichen, sondern Unfälle mit Unfällen).

Gefragt ist auch eine rationale Haltung gegenüber den Fähigkeiten und Fertigkeiten der Industrien, die von Versicherungen finanziert werden.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Raphael

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Raphael »

Sempre hat geschrieben:Das stimmt, und es war nicht meine, sondern Deine Idee, Versicherungen in den Kontext von Solidarität zu stellen, um sie zu verteidigen.
Und genau da stehen sie auch!
Solidarität ist die Idee hinter Versicherungen und daher sind Versicherungen mit der katholischen Soziallehre vereinbar und keineswegs unchristlich.
Sempre hat geschrieben:Seit vielen Jahrzehnten wurde von interessierter Seite in unsere Köpfe geklopft, dass es bei Versicherungen um Solidarität gehe.
Und die "interessierte Seite" ist jetzt genau wer?
Oder wird damit auf Werbung angespielt, die Versicherungen in einem marktwirtschaftlichen System selbstverständlich machen?
Sempre hat geschrieben:Versicherungen sind aber im Kontext der Frage nach vernünftigem wirtschaftlichen Handeln zu bewerten, sowohl was das wirtschaftliche Handeln einzelner angeht, die die Wahl haben, eine Versicherung zu kaufen, als auch was Zwangsversicherungen betrifft.
Da die katholische Soziallehre rationale Prinzipien und Begründungen für das wirtschaftliche Handeln von Menschen und in ihr - im Gegensatz zu Deiner Polemik - Versicherungen nicht als Lotteriespiel verworfen werden, bleibt Dein (subjektives) Werturteil mit der katholischen Soziallehre unvereinbar.
Sempre hat geschrieben:Damit steht meine Auffassung zum Thema keineswegs der kirchlichen Soziallehre entgegen.
Deine Auffassung enthält ein Werturteil, welches mit der katholischen Soziallehre nicht übereinstimmt. Versicherungen werden dort keineswegs in dieser generellen Weise verworfen, wie Du das hier tust.
Sempre hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Darüber hinaus agiert er - von Ausnahmen abgesehen - so, wie es bspw. in der maslow'schen Bedürfnispyramide (hier) strukturiert wird. Dazu gehört auch der Umgang mit den allgemeinen Lebensrisiken bzw. dem (Versicherungs-)Schutz dagegen.
Sich danach zu richten, wie der Mensch agiert, kann wohl kaum Handlungsmaxime sein (vgl. Folgen der Erbsünde).
Die katholische Soziallehre selber ist nicht theologisch, sondern in der Theologie des katholischen Glaubens begründet. Soviel Differenzierung sollte man schon aufbringen, wenn man sich mit dem wirtschaftlichen Handeln des Menschen innerhalb der Schöpfung beschäftigt.

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Sempre
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Sempre »

Raphael hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Das stimmt, und es war nicht meine, sondern Deine Idee, Versicherungen in den Kontext von Solidarität zu stellen, um sie zu verteidigen.
Und genau da stehen sie auch!
Dann bitte ich um eine erneute Antwort, die auf meine Ausführungen bzgl. Almosengeben eingeht, und sie nicht damit vom Tisch wischt, es gehe um etwas anderes. Auf Hamsterräder habe ich keine Lust.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Raphael

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Raphael »

Sempre hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Sempre hat geschrieben:Das stimmt, und es war nicht meine, sondern Deine Idee, Versicherungen in den Kontext von Solidarität zu stellen, um sie zu verteidigen.
Und genau da stehen sie auch!
Dann bitte ich um eine erneute Antwort, die auf meine Ausführungen bzgl. Almosengeben eingeht, und sie nicht damit vom Tisch wischt, es gehe um etwas anderes. Auf Hamsterräder habe ich keine Lust.
Wenn man Deine Ausführungen um seine polemischen Anteile bereinigt, dann schält sich die folgende Aussage heraus:
Menschen geben weniger Almosen, wenn sie in Versicherungen (nach dem Solidarprinzip) organisiert sind.

Zunächst einmal ist da festzustellen, daß es sich um eine reine Mutmaßung handelt, die durch empirische Daten gedeckt sein müßte, um zu wirklich zuverlässigen ökonomischen Aussagen zu kommen. Diese empirischen Daten liegen mir nicht vor und Dir aller Voraussicht nach auch nicht.

Rein aus meiner Erinnerung heraus, würde ich diese These jedoch nicht stützen können, denn die Hilfsorganisationen - sowohl säkular als auch kirchlich - erhalten viel Geld aus der deutschen Bevölkerung zu rein caritativen Zwecken. Auch bei besonderen Anlässen (Tsunami im indischen Ozean, Haiti, Oderflut etc.) ist die Spendenbereitschaft hoch. Und dies gilt für eine durch und durch "versicherungsgeile" Gesellschaft, die teilweise sogar zu (durchaus fragwürdigen) Zwangsversicherungen verpflichtet wird.

Ein letztes kann man jedoch auch noch aus Deiner Mutmaßung herauslesen:
Du scheinst ein miserables Menschenbild zu haben, einen gewissen Hang zur Misanthropie!
Auch einem solchen Menschenbild folgt die katholische Soziallehre nicht, diskutiert es näherhin unter dem eingangs geschilderten Prinzip Personsein. Der Mensch ist in seiner Natur gefallen und insofern beschädigt, nicht aber hoffnungs- und rettungslos zerstört.

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Sempre
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Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Sempre »

Raphael hat geschrieben:Wenn man Deine Ausführungen um seine polemischen Anteile bereinigt, dann schält sich die folgende Aussage heraus:
Menschen geben weniger Almosen, wenn sie in Versicherungen (nach dem Solidarprinzip) organisiert sind.
Auf so eine Zusammenfassung kann nur jemand kommen, der an der Welt festklebt. Nein, meiner Kenntnis nach hat Christus nicht gepredigt, dass die Menge der Almosen insgesamt zu maximieren sei. Und ich habe auch nichts geschrieben, was man so deuten könnte. Wie kommt es, dass Du so etwas in meine Ausführungen hineinliest?

Falls es Dich interessiert, erkläre ich das gerne nochmal. Wenn dann aber in einem geeigneten Strang.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

Raphael

Re: Die »Alternative für Deutschland«: für Christen wählbar?

Beitrag von Raphael »

Sempre hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Wenn man Deine Ausführungen um seine polemischen Anteile bereinigt, dann schält sich die folgende Aussage heraus:
Menschen geben weniger Almosen, wenn sie in Versicherungen (nach dem Solidarprinzip) organisiert sind.
Auf so eine Zusammenfassung kann nur jemand kommen, der an der Welt festklebt.
Nö! 8)
Sempre hat geschrieben:Falls es Dich interessiert, erkläre ich das gerne nochmal. Wenn dann aber in einem geeigneten Strang.
Dann mach 'mal! :roll:

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Re: Rund um die Katholische Soziallehre

Beitrag von HeGe »

Katholische Soziallehre - Barmherzig sollen die anderen sein

Interessante Darstellung der (Fehl-?)Entwicklung der katholischen Soziallehre in der Zeit nach Rerum Novarum.
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Re: Rund um die Katholische Soziallehre

Beitrag von Sempre »

HeGe hat geschrieben:Katholische Soziallehre - Barmherzig sollen die anderen sein

Interessante Darstellung der (Fehl-?)Entwicklung der katholischen Soziallehre in der Zeit nach Rerum Novarum.
Danke, HeGe! Lohnt sich zu lesen.
Martin Rhonheimer hat geschrieben:Doch der «Solidarismus», der voraussetzt, man könne mit moralischer Anstrengung und dem Dekretieren von «sozialer Gerechtigkeit» einen gesellschaftlichen Idealzustand herstellen, prägt bis heute eine unter christlichen Sozialethikern verbreitete humanitär-linksklerikale Mentalität. Der Staat, so hört man neuerdings auch aus päpstlichem Mund, müsse «barmherzig» sein und im Sinne der christlichen Nächstenliebe agieren – vor allem dann natürlich, wenn es etwas zu verteilen gebe.

[...]

Dass Nächstenliebe nicht Aufgabe des Staates ist, zumal dieser mit den Mitteln der Zwangsbesteuerung operiert, war von Leo XIII. klar ausgesprochen worden. Ihm folgten damals katholische Politiker wie Georg von Hertling: «Die Bruderliebe zur Grundlage staatlicher Massnahmen machen heisst, die Competenz der Staatsgewalt überschreiten und zugleich die Bruderliebe in ihrem Lebensnerv angreifen.»

[...]

Der linksklerikale, solidaristische Diskurs hat jedoch, wenn er von sozialer Gerechtigkeit spricht, nicht dies im Auge. Ihm geht es schlicht um Verteilungsfragen. Nicht Gerechtigkeit, sondern Ungleichheit ist sein Thema. Deshalb sind hier freie Märkte, die den Erfolgreichen mit oft hohem Reichtum belohnen, verhasst und muss soziale Gerechtigkeit, gegen alle ökonomische Vernunft, zur staatlich organisierten «Barmherzigkeit» werden – mit dem Geld der anderen.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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Torsten
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Re: Rund um die Katholische Soziallehre

Beitrag von Torsten »

Der barmherzige Staat

So sieht es aus, im Land der Bankenretter. Und woanders noch schlimmer.

Raphael

Re: Rund um die Katholische Soziallehre

Beitrag von Raphael »

Torsten hat geschrieben:Der barmherzige Staat

So sieht es aus, im Land der Bankenretter. Und woanders noch schlimmer.
Da herrscht aber einiges an Begriffsverwirrung bei Dir! :daumen-runter:

Pars pro toto:
Seit wann lehrt die katholische Soziallehre, daß der Staat barmherzig zu sein habe? :detektiv:

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Siard
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Re: Rund um die Katholische Soziallehre

Beitrag von Siard »

Raphael hat geschrieben:
Torsten hat geschrieben:Der barmherzige Staat

So sieht es aus, im Land der Bankenretter. Und woanders noch schlimmer.
Da herrscht aber einiges an Begriffsverwirrung bei Dir! :daumen-runter:

Pars pro toto:
Seit wann lehrt die katholische Soziallehre, daß der Staat barmherzig zu sein habe? :detektiv:
Das muß er nicht, Gerechtigkeit würde schon reichen. Und natürlich, daß er sich an seine Gesetze hält.

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Torsten
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Re: Rund um die Katholische Soziallehre

Beitrag von Torsten »

Raphael hat geschrieben:
Torsten hat geschrieben:Der barmherzige Staat

So sieht es aus, im Land der Bankenretter. Und woanders noch schlimmer.
Da herrscht aber einiges an Begriffsverwirrung bei Dir! :daumen-runter:

Pars pro toto:
Seit wann lehrt die katholische Soziallehre, daß der Staat barmherzig zu sein habe? :detektiv:
"Der barmherzige Staat" war eine ironische Anspielung. Und die katholische Soziallehre lehrt auch nicht, dass der Staat barmherzig zu sein habe. Es geht mir um diesen Martin Rhonheimer und jene die ihn zitieren. Der predigt nämlich Marktradikalität, und benutzt dazu die katholische Soziallehre, die in einer Zeit entstanden ist, als es diese Radikalität in der Form noch gar nicht gab, um die Marktradikalität gegen die Strohmänner des "barmherzigen Staates" und "linksklerikalen, solidaristischen Diskurses" zu "verteidigen". Unter Ausblendung der Realitäten.

Raphael

Re: Rund um die Katholische Soziallehre

Beitrag von Raphael »

Torsten hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
Torsten hat geschrieben:Der barmherzige Staat

So sieht es aus, im Land der Bankenretter. Und woanders noch schlimmer.
Da herrscht aber einiges an Begriffsverwirrung bei Dir! :daumen-runter:

Pars pro toto:
Seit wann lehrt die katholische Soziallehre, daß der Staat barmherzig zu sein habe? :detektiv:
"Der barmherzige Staat" war eine ironische Anspielung.
Das ist ja zum Totlachen! 8)
Torsten hat geschrieben:Und die katholische Soziallehre lehrt auch nicht, dass der Staat barmherzig zu sein habe. Es geht mir um diesen Martin Rhonheimer und jene die ihn zitieren. Der predigt nämlich Marktradikalität, und benutzt dazu die katholische Soziallehre, die in einer Zeit entstanden ist, als es diese Radikalität in der Form noch gar nicht gab, um die Marktradikalität gegen die Strohmänner des "barmherzigen Staates" und "linksklerikalen, solidaristischen Diskurses" zu "verteidigen". Unter Ausblendung der Realitäten.
Das, was heutzutage unter katholischer Soziallehre verstanden wird, hat sich aus der Antwort der Kirche auf die gesellschaftlichen Umbrüche des 19. Jahrhunderts entwickelt. In Deutschland verbunden mit dem Namen Wilhelm Emmanuel von Ketteler.

Der damalige weltanschauliche Gegner hieß Manchester-Kapitalismus, Marxismus und Sozialismus samt deren ideologischen Übersteigerungen Leninismus, Bolschewismus et al..

Wer da jetzt konkret irgendwelche "Realitäten" ausblendet, entzieht sich meiner Kenntnis. Vermutlich wirst Du jedoch Textbelege dafür beibringen können, daß zumindest Martin Rhonheimer so etwas tut ...............

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Torsten
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Re: Rund um die Katholische Soziallehre

Beitrag von Torsten »

Eine Realität, die er ausblendet, ist zum Beispiel die Machtkonzentration, die durch den Reichtum entsteht.
Und dass es nicht unbedingt im Sinne dieser Macht liegt, "rechtliche Regeln und Institutionen, die Märkten ermöglichen, zu diskriminationsfreien Generatoren von Wohlstand zu werden", zu finden. Wie die auch immer aussehen sollten?

Martin Rhonheimer hat geschrieben:Der linksklerikale, solidaristische Diskurs hat jedoch, wenn er von sozialer Gerechtigkeit spricht, nicht dies
«Soziale Gerechtigkeit» liegt deshalb nicht in einer bestimmten Verteilung von Reichtum – dafür gibt es kein Gerechtigkeitskriterium –, sondern in den rechtlichen Regeln und Institutionen, die Märkten ermöglichen, zu diskriminationsfreien Generatoren von Wohlstand zu werden.
im Auge. Ihm geht es schlicht um Verteilungsfragen. Nicht Gerechtigkeit, sondern Ungleichheit ist sein Thema. Deshalb sind hier freie Märkte, die den Erfolgreichen mit oft hohem Reichtum belohnen, verhasst und muss soziale Gerechtigkeit, gegen alle ökonomische Vernunft, zur staatlich organisierten «Barmherzigkeit» werden – mit dem Geld der anderen.
Das ist irgendwie alles ziemlich wirr. Wo findet der Diskurs denn statt, der jegliche Ungleichheit beseitigen will, mit dem Prinzip staatlicher Barmherzigkeit? An seiner Hochschule unter seinen Kollegen?

Es ist doch so, dass die "Erfolgreichen" über einen immensen Reichtum verfügen, und Gesetze machen(lassen), die sie selbst vor den Folgen eines freien Marktes bewahren, wenn zum Beispiel Banken gerettet werden, mit Geld, das anderen weggenommen wurde, weil sie "systemrelevant" sind. Und es ist auch so, dass jene, die im Wettbewerb verlieren, das Gegenteil davon erfahren, was der Erfolgreiche erfährt, nämlich Armut, Ansehensverlust und Machtlosigkeit. Und das sind auch jene, die zum Beispiel Trump gewählt haben. Aber doch nicht deshalb, weil die sich einen "barmherzigen Staat" wünschen, sondern dass einer "da oben mal richtig aufräumt, mit diesen Verbrechern."

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Torsten
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Re: Rund um die Katholische Soziallehre

Beitrag von Torsten »

Aber vielleicht kannst du mir ja verraten, wie diese "Regeln und Institutionen aussehen, die Märkten ermöglichen, zu zu diskriminationsfreien Generatoren von Wohlstand zu werden".
Und wie diese es verhindern, dass genau jene Situation der Machtkonzentration eintritt, bei der die Unbarmherzigkeit des freien Wettbewerbs auf dem freien Markt nur für die "da unten" gilt", während man da oben nicht nur immer wieder seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen weiß, sondern sich in Oasen zurückzieht, wo man sich als Gewinner der Evolution feiert.

Raphael

Re: Rund um die Katholische Soziallehre

Beitrag von Raphael »

Torsten hat geschrieben:Wo findet der Diskurs denn statt, der jegliche Ungleichheit beseitigen will, mit dem Prinzip staatlicher Barmherzigkeit?
Der Diskurs findet bspw. statt auf den Parteitagen der Linken, der Grünen und der Jusos.

Er findet dort statt, wo aus dem Vater Staat und der Mutter Kirche ein Elter Staat gemacht werden soll. :glubsch:

Dies alles sind die Folgen einer innerweltlichen Erlösungsreligion wie es die schon weiter oben genannten Weltanschauungen des 19. Jahrhunderts waren.
Torsten hat geschrieben:An seiner Hochschule unter seinen Kollegen?
Auch dort wird mehr und mehr ideologisch gestritten; selbst wenn die Streitigkeiten dort unter dem Deckmäntelchen Neo-Klassik, Keynesianismus, Monetarismus oder Libertarismus usw. geführt werden.

Raphael

Re: Rund um die Katholische Soziallehre

Beitrag von Raphael »

Torsten hat geschrieben:Aber vielleicht kannst du mir ja verraten, wie diese "Regeln und Institutionen aussehen, die Märkten ermöglichen, zu zu diskriminationsfreien Generatoren von Wohlstand zu werden".
Mit der katholischen Soziallehre kompatibel ist bspw. der Ordoliberalismus.

Empfehlenswerte Autoren von wirtschaftswissenschaftlicher Seite sind da:
- Wilhelm_Röpke
- Walter Eucken
aber auch
- Friedrich August von Hayek
- Ludwig von Mises
Letztere mit leicht libertärer Schlagseite ................

Als Vertreter der katholischen Soziallehre natürlich:
- Oswald von Nell-Breuning
und last but not least
- Wolfgang Ockenfels
Torsten hat geschrieben:Und wie diese es verhindern, dass genau jene Situation der Machtkonzentration eintritt, bei der die Unbarmherzigkeit des freien Wettbewerbs auf dem freien Markt nur für die "da unten" gilt", während man da oben nicht nur immer wieder seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen weiß, sondern sich in Oasen zurückzieht, wo man sich als Gewinner der Evolution feiert.
Bei dem von Dir beschriebenen Phänomen zeigen sich die Risiken der Vergötzung des Staates, den der Ordoliberalismus als wirtschaftswissenschaftliche Theorie und eben auch die katholische Soziallehre als überweltliche Lehre verhindern wollen.

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Torsten
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Re: Rund um die Katholische Soziallehre

Beitrag von Torsten »

Raphael hat geschrieben:
Torsten hat geschrieben:Wo findet der Diskurs denn statt, der jegliche Ungleichheit beseitigen will, mit dem Prinzip staatlicher Barmherzigkeit?
Der Diskurs findet bspw. statt auf den Parteitagen der Linken, der Grünen und der Jusos.
Die Linken, die Grünen und die Jusos reden davon, mit dem Prinzip der Barmherzigkeit jede Ungleichheit aufheben zu wollen? Das glaubst du doch wohl selber nicht!

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