Leguan hat geschrieben:sofaklecks hat geschrieben:Ich lese in diesem Forum immer wieder, wie schädlich die Aufweichung der Kirchengebote war.
Sie hatte ihren guten Grund: Viele dieser Gebote waren ganz praktische Ausformungen von theologisch begründeten Erfordernissen: Um die Eucharistie von gewöhnlicher Speise zu unterscheiden dienten die Nüchternheitsgebote. Der einzelne Laie musste dazu keine grossen theologischen Kenntnisse haben, er musste nur wissen, ab welchen Zeiträumen vor dem Kommunionempfang er nüchtern zu bleiben hatte. Indessen haben solche Vorschriften die Neigung, verabsolutiert zu werden. Ein Zuckerkranker kann damit erhebliche Probleme haben. So wie die Forderung nach der Enthaltung von Fleischspeisen am Freitag. Statt dem Fastengedanken Rechnung zu tragen, wurde der Erfindungsreichtum der Köche in Bezug auf Fischspeisen angeregt.
Und die richtige Antwort darauf ist, die Regeln einfach fallen zu lassen? Damit fallen die "theologisch begründeten Erfordernisse" vollends dem Vergessen anheim, und damit auch die Lehre, die dahintersteht.
Stimmt.
Leguan hat geschrieben:In einer perfekten Welt ohne Erbsünde bräuchten wir diese Regeln nicht, ja.
Aber leider ist die Welt nicht perfekt... und wir haben die Erbsünde...
Leguan hat geschrieben:Und wenn ich sage, daß ich persönlich diese Regeln brauche, dann hängt das nicht mit einer Angst vor einer wie auch immer gearteten Freiheit zusammen, sondern mit der Erkenntnis meiner Schwäche.
Sehe ich genauso...
Leguan hat geschrieben:Jemandem wie Ecce Homo nehme ich ja durchaus ab, daß er/sie auch ohne diese Regeln auskommen würde.
Wo habe ich gesagt, dass ich ohne Regeln auskomme???? Ich sage nur: Alles mit Maß und Ziel - und wenn man den Jone gelesen hat, dann weiß man, dass man mit Regeln auch sehr übertreiben kann - Kasuistik kann auch "gefährlich" für die Psyche sein. Und Vieles, was im Jone steht, das würde ich unter übertrieben fassen - wie war das? Mir hat ein alter Priester (Weihejahrgang knapp 10 Jahre vor dem Konzil) mal eine alteListe gezeigt mit Suppen, die man Freitags (noch) essen darf, weil da eine gewisse Anzahl Gramm an Fleischextrakt drin war, die eben ganz knapp noch unter der erlaubten Grammgrenze liegt. Und so was in der Art finde ich echt übertrieben.
Leguan hat geschrieben:Aber es gibt halt auch genug Leute, die so sind wie ich.
Ja - ich bin auch so...
Weil ich auch Mensch bin...
Leguan hat geschrieben:Wenn ich z.B. gestern nehme, wo es mir aufgrund der Lokalität unmöglich war, morgens an einer Messe teilzunehmen - ohne die Sonntags*pflicht* hätte ich an keiner Messe teilgenommen. So aber konnte ich mit etwas Umständen doch noch abends "die Pflicht erfüllen". Und selbstverständlich war es das richtige.
Natürlich! Aber ohne II. Vatikanum hättest du keine Abendmesse gehabt, weil die Messen morgens gewesen wären...
Leguan hat geschrieben:Ich bin lange genug von Elternhaus, Religionsunterricht und Medien auf eine Gegnerschaft zu jeder kirchliche Regel getrimmt worden. Aber seit ich angefangen habe, ihre Bedeutung zu verstehen, bin ich einfach nur noch dankbar dafür, daß es sie gibt oder zumindest gab.
Sehe ich auch so...
Leguan hat geschrieben:Wenn man die Regeln, statt sie mit ihrem Hintergrund zu erklären, einfach abschafft, signalisiert man damit nichts weiter, als daß auch ihr Hintergrund sinnlos ist.
Wobei: auch da sehe ich eine Grenze - einige Regeln sind nicht ewig. Einige schon - schwierig ist es nur, die Grenze zu halten zwischen zu viel und zu wenig... und bei den Regeln kann es nach meiner Meinung durchaus auch eine gewisse Entwicklung geben, denn sonst wird die Kirche den lebendigen, nicht starren Menschen nicht mehr gerecht. Dann wird sie komplett starr. Aber wirklich alles mit genauem Maß und Ziel - nicht zuviel und nicht zuwenig. Und dieses Maß ist nicht eingehalten worden - weder vor, noch nach dem Konzil - das ist meine ehrliche Meinung...
Leguan hat geschrieben:Wenn die Kirche unsere Mutter ist, dann gibt sie uns auch die Regeln, die wir als schwache Menschen brauchen. Was wäre das für eine Mutter, die ihren Kindern keine Regeln mitgibt, und ihnen dann vorwirft, sie hätten eben Angst vor der Freiheit?
Gut gebrüllt, Leo, äh, Leguan...