Die Reform der Kirche

Allgemein Katholisches.
Wenzel
Beiträge: 751
Registriert: Donnerstag 8. September 2011, 22:07
Wohnort: Landkreis Augsburg // Praga Caput Regni

Re: Die Reform der Kirche

Beitrag von Wenzel »

Melody hat geschrieben:Tztztz... Taddeo sagt "schlimmer", Sempre sagt "nicht so schlimm wie heute", und wem soll ich nun wieder glauben?! *seufz* :blinker:

Ich wünschte, ich hätte die Möglichkeit, auch noch Theologie zu studieren... geht leider nicht...
Ob ein Theologie Studium wirklich dabei hilft wage ich jetzt einfach mal zu bezweifeln. :tuete: Sonst sollten die Pfarrer, Religionslehrer usw doch Koryphäen des Glaubens sein.
Pange, lingua, gloriosi corporis mysterium (Thomas von Aquin)
Westliche Wertegemeinschaft: Kinder- und Alten-Euthanasie, Genderwahn, Homoterror, Abtreibung, Ökowahn, Überwachungsmonströsität, political correctness ....

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Die Reform der Kirche

Beitrag von taddeo »

Melody hat geschrieben:Tztztz... Taddeo sagt "schlimmer", Sempre sagt "nicht so schlimm wie heute", und wem soll ich nun wieder glauben?! *seufz* :blinker:

Ich wünschte, ich hätte die Möglichkeit, auch noch Theologie zu studieren... geht leider nicht...
Sempre hat seine Meinung, weil er die heutige Situation absolut beurteilt.
Ich habe eine andere Meinung, weil ich aufgrund historischer Quellenstudien die frühere Situation zur heutigen in Relation setze.

Absolut gesehen ist es heute natürlich "schlimm". Das heißt aber nicht, daß es früher nicht noch schlimmer gewesen sein kann.

Benutzeravatar
Niels
Beiträge: 24027
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 11:13

Re: Die Reform der Kirche

Beitrag von Niels »

Ist doch klar, wer Schuld hat...
Gerade gefunden:
Dabei steckt die katholische Kirche in der tiefsten Vertrauenskrise seit der Reformation, und niemand kann es übersehen: In ihrem Zentrum steht – das muss man auch in Deutschland sehen – Joseph Ratzinger, der gegenwärtige Papst, der zwar aus dem Land der Reformation stammt, aber seit drei Jahrzehnten im päpstlichen Rom lebt und die Krise verschärft, statt sie zu beheben.
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Benutzeravatar
Protasius
Moderator
Beiträge: 7133
Registriert: Samstag 19. Juni 2010, 19:13

Re: Die Reform der Kirche

Beitrag von Protasius »

taddeo hat geschrieben:
Melody hat geschrieben:Tztztz... Taddeo sagt "schlimmer", Sempre sagt "nicht so schlimm wie heute", und wem soll ich nun wieder glauben?! *seufz* :blinker:

Ich wünschte, ich hätte die Möglichkeit, auch noch Theologie zu studieren... geht leider nicht...
Sempre hat seine Meinung, weil er die heutige Situation absolut beurteilt.
Ich habe eine andere Meinung, weil ich aufgrund historischer Quellenstudien die frühere Situation zur heutigen in Relation setze.

Absolut gesehen ist es heute natürlich "schlimm". Das heißt aber nicht, daß es früher nicht noch schlimmer gewesen sein kann.
Es gab, so grausam es klingt, noch schlimmere Phasen. Es wird seinen Grund haben, daß sich Beschlüsse zur Bußordnung finden, in denen ein Bischof für das Sakrileg bestraft wird, die Messe so betrunken gefeiert zu haben, daß er den Leib des Herrn wieder erbrach.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Benutzeravatar
Gamaliel
Beiträge: 8609
Registriert: Donnerstag 22. Januar 2009, 07:32

Re: Die Reform der Kirche

Beitrag von Gamaliel »

Anmerkung zu einigen Maßstäben, die bei der Einschätzung der "Schlimmheit" von diversen Epochen aus katholischer bzw. moralischer Sicht zur Anwendung kommen.


1. Sünden gegen die ersten 3 Gebote sind schwerer, als solche gegen die übrigen sieben.

2. Sünden des Geistes sind schwerer als Fleischessünden (mögen Letztere auch in menschlicher Beurteilung - und evtl. durch eine manichäische Brille gesehen - als schändlicher erscheinen).

3. Die Größe einer Sünde ist nicht mit der Größe des hervorgerufenen Skandals zu verwechseln.

Benutzeravatar
Yeti
Beiträge: 2843
Registriert: Donnerstag 10. Februar 2005, 14:39
Wohnort: In the middle of the Ländle

Re: Die Reform der Kirche

Beitrag von Yeti »

Wenzel hat geschrieben:
Melody hat geschrieben:Tztztz... Taddeo sagt "schlimmer", Sempre sagt "nicht so schlimm wie heute", und wem soll ich nun wieder glauben?! *seufz* :blinker:

Ich wünschte, ich hätte die Möglichkeit, auch noch Theologie zu studieren... geht leider nicht...
Ob ein Theologie Studium wirklich dabei hilft wage ich jetzt einfach mal zu bezweifeln. :tuete: Sonst sollten die Pfarrer, Religionslehrer usw doch Koryphäen des Glaubens sein.
Es kommt ganz darauf an, bei wem man studiert.
#gottmensch statt #gutmensch

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Die Reform der Kirche

Beitrag von taddeo »

Gamaliel hat geschrieben:Anmerkung zu einigen Maßstäben, die bei der Einschätzung der "Schlimmheit" von diversen Epochen aus katholischer bzw. moralischer Sicht zur Anwendung kommen.


1. Sünden gegen die ersten 3 Gebote sind schwerer, als solche gegen die übrigen sieben.

2. Sünden des Geistes sind schwerer als Fleischessünden (mögen Letztere auch in menschlicher Beurteilung - und evtl. durch eine manichäische Brille gesehen - als schändlicher erscheinen).

3. Die Größe einer Sünde ist nicht mit der Größe des hervorgerufenen Skandals zu verwechseln.
Ich würde die Beurteilung der "Schlimmheit" einer Epoche nicht in erster Linie mit der moraltheologischen Kategorie "Sünde" vornehmen.

Benutzeravatar
Gamaliel
Beiträge: 8609
Registriert: Donnerstag 22. Januar 2009, 07:32

Re: Die Reform der Kirche

Beitrag von Gamaliel »

taddeo hat geschrieben:Ich würde die Beurteilung der "Schlimmheit" einer Epoche nicht in erster Linie mit der moraltheologischen Kategorie "Sünde" vornehmen.
Epochen kann man natürlich unter verschiedensten Gesichtspunkten betrachten. Wenn man sie unter moralischem Gesichtspunkt betrachten möchte (und nur darauf zielte mein Beitrag), dann kommt man um die Frage der Sündhaftigkeit nicht herum. Die Frage des Verhältnisses der Menschen zu Gott und seinem Sittengesetz halte ich für die wesentlichste Frage.

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Die Reform der Kirche

Beitrag von taddeo »

Gamaliel hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Ich würde die Beurteilung der "Schlimmheit" einer Epoche nicht in erster Linie mit der moraltheologischen Kategorie "Sünde" vornehmen.
Epochen kann man natürlich unter verschiedensten Gesichtspunkten betrachten. Wenn man sie unter moralischem Gesichtspunkt betrachten möchte (und nur darauf zielte mein Beitrag), dann kommt man um die Frage der Sündhaftigkeit nicht herum. Die Frage des Verhältnisses der Menschen zu Gott und seinem Sittengesetz halte ich für die wesentlichste Frage.
Das ist aber eine Frage, die sich letztlich dem objektiven rückblickenden Urteil weitgehend entzieht - denn "Sünde" ist nun mal an die Einzelperson gebunden, die sie begeht. Ich schau mir lieber an, unter welchen äußeren Umständen zu bestimmten Zeiten Seelsorge betrieben wurde: wie lebten, predigten, zelebrierten die Priester, wie lebten und was glaubten die Menschen - und warum? Das kann man heute noch aus Quellen entnehmen. Was daran "Sünde" war, läßt sich viel schwerer beurteilen, wenn es überhaupt möglich sein sollte.

Benutzeravatar
Gamaliel
Beiträge: 8609
Registriert: Donnerstag 22. Januar 2009, 07:32

Re: Die Reform der Kirche

Beitrag von Gamaliel »

taddeo hat geschrieben:Das ist aber eine Frage, die sich letztlich dem objektiven rückblickenden Urteil weitgehend entzieht...
Nein gar nicht. Die Kirche hat immer klar zwischen der Sünde im objektiven und im subjektiven Sinn unterschieden.
Die subjektive Frage, d.h. ob Bischof X oder König Y sich einer persönlichen schweren Sünde schuldig gemacht hat interessiert die Kirche nicht ("De internis non iudicat ecclesia") und auch mich nicht. Diese Frage gehört in das hl. Bußsakrament und ins göttliche Gericht.
Die objektive Frage läßt sich dagegen ohne weiteres von außen (und auch rückblickend) analysieren. Wenn also Y Ehebruch begeht oder Pfarrer Z seine Standespflichten nicht erfüllt, dann läßt sich das dem objektiven Moment, der Tat nach, leicht feststellen. Selbiges gilt natürlich auch im positiven Sinn, also bzgl. der Tugendakte. Ich habe mich hier auf den negativen Aspekt beschränkt, da dieser Ausgangspunkt der Debatte bzw. Gegenstand der Schilderungen von Petrus Canisius war.
Somit läßt sich das "sittliche Niveau" einer Epoche (oder mindestens eines begrenzten Bereichs daraus) durchaus einschätzen, sofern man genügend Datenmaterial hat.

Benutzeravatar
Ewald Mrnka
Beiträge: 7001
Registriert: Dienstag 30. November 2004, 11:06

Re: Die Reform der Kirche

Beitrag von Ewald Mrnka »

Melody hat geschrieben:
Ich wünschte, ich hätte die Möglichkeit, auch noch Theologie zu studieren... geht leider nicht...
Sei froh.
Unser Erlöser und seine Jünger waren auch keine Theologen/Theolügner.
Wer die wirklichen Herrschenden identifizieren will, braucht sich nur zwei Fragen zu stellen:
WEN und WAS darfst Du NICHT kritisieren?
WESSEN INTERESSEN verfolgt das System?

Sascha B.
Beiträge: 2444
Registriert: Mittwoch 21. April 2010, 20:25
Wohnort: Bayern

Re: Die Reform der Kirche

Beitrag von Sascha B. »

Ewald Mrnka hat geschrieben:
Melody hat geschrieben:
Ich wünschte, ich hätte die Möglichkeit, auch noch Theologie zu studieren... geht leider nicht...
Sei froh.
Unser Erlöser und seine Jünger waren auch keine Theologen/Theolügner.
Die Zeit ist mit Beten deutlich sinnvoller genutzt.
Der Kreuzgang ist doch total am Ende.

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Die Reform der Kirche

Beitrag von taddeo »

Gamaliel hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Das ist aber eine Frage, die sich letztlich dem objektiven rückblickenden Urteil weitgehend entzieht...
Nein gar nicht. Die Kirche hat immer klar zwischen der Sünde im objektiven und im subjektiven Sinn unterschieden.
Die subjektive Frage, d.h. ob Bischof X oder König Y sich einer persönlichen schweren Sünde schuldig gemacht hat interessiert die Kirche nicht ("De internis non iudicat ecclesia") und auch mich nicht. Diese Frage gehört in das hl. Bußsakrament und ins göttliche Gericht.
Die objektive Frage läßt sich dagegen ohne weiteres von außen (und auch rückblickend) analysieren. Wenn also Y Ehebruch begeht oder Pfarrer Z seine Standespflichten nicht erfüllt, dann läßt sich das dem objektiven Moment, der Tat nach, leicht feststellen. Selbiges gilt natürlich auch im positiven Sinn, also bzgl. der Tugendakte. Ich habe mich hier auf den negativen Aspekt beschränkt, da dieser Ausgangspunkt der Debatte bzw. Gegenstand der Schilderungen von Petrus Canisius war.
Somit läßt sich das "sittliche Niveau" einer Epoche (oder mindestens eines begrenzten Bereichs daraus) durchaus einschätzen, sofern man genügend Datenmaterial hat.
Wenn man es so sieht, hast Du natürlich recht.
Und davon ausgehend, würde ich dennoch behaupten wollen, daß das "sittliche Niveau" (ebenso wie das katechetische, übrigens) zu manchen früheren Zeiten in den Gegenden, die ich etwas beurteilen kann, genauso schlecht oder noch deutlich schlechter war als heute.

Benutzeravatar
Gamaliel
Beiträge: 8609
Registriert: Donnerstag 22. Januar 2009, 07:32

Re: Die Reform der Kirche

Beitrag von Gamaliel »

taddeo hat geschrieben:Und davon ausgehend, würde ich dennoch behaupten wollen, daß das "sittliche Niveau" (ebenso wie das katechetische, übrigens) zu manchen früheren Zeiten in den Gegenden, die ich etwas beurteilen kann, genauso schlecht oder noch deutlich schlechter war als heute.
Das kann durchaus sein.
(Ich kann Deine Erkenntnisse allerdings nicht inhaltlich kommentieren, da mir die von Dir untersuchten Gebiete und die dort festgestellten Vorkommnisse nicht bekannt sind.)

Benutzeravatar
taddeo
Moderator
Beiträge: 19226
Registriert: Donnerstag 18. Januar 2007, 09:07

Re: Die Reform der Kirche

Beitrag von taddeo »

Gamaliel hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Und davon ausgehend, würde ich dennoch behaupten wollen, daß das "sittliche Niveau" (ebenso wie das katechetische, übrigens) zu manchen früheren Zeiten in den Gegenden, die ich etwas beurteilen kann, genauso schlecht oder noch deutlich schlechter war als heute.
Das kann durchaus sein.
(Ich kann Deine Erkenntnisse allerdings nicht inhaltlich kommentieren, da mir die von Dir untersuchten Gebiete und die dort festgestellten Vorkommnisse nicht bekannt sind.)
Das bezieht sich vor allem auf das Bistum Regensburg. Dafür gibt es mehrere alte Diözesanbeschreibungen bzw. Visitationsprotokolle, etwa aus der Zeit um 1500, 1600, 1725 etc., die in den letzten Jahrzehnten vollständig wissenschaftlich ediert wurden und ein höchst aufschlußreiches Bild vom Zustand der Diözese vor, während und nach den Wirren der Reformation, des Dreißigjährigen Krieges, der Gegenreformation und der nachtridentinischen Epoche bieten.
Der Krieg hauste vor allem in der Oberpfalz ganz fürchterlich, Konfessionswechsel in den kleinen Herrschaften waren sehr häufig, in manchen Orten erlebte ein Mensch im Lauf seines Lebens bis zu zehnmalige Wechsel von katholischen, lutherischen, reformierten oder calvinischen Geistlichen. Interessant ist zB auch, daß schon 1508, also vor der Reformation, das Priesterkonkubinat ziemlich verbreitet war und über die Jahrhunderte scheinbar ein gleichbleibend aktuelles Thema blieb, das wohl erst im 18. Jahrhundert einigermaßen überwunden war. Die theologisch und intellektuell absolut desolate Bildung weitester Teile des Klerus hingegen ist ein Dauerthema in den Berichten - mit all den negativen Konsequenzen, die sich daraus für die sittliche Bildung des Volkes ergeben.

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema