Gelungene liturgische Geräte

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Marion
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von Marion »

ad-fontes hat geschrieben:Bild
Das schaut ein bisschen aus wie Gruselstrick
Bild
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Hubertus
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von Hubertus »

Es sind in echt aber Büroklammern, oder?
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Marion
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von Marion »

Zumindest soll es so aussehen.
Es gibt auch so Klamotten aus Bierdosenöffnern.

Übrigens, nicht daß einer denkt, daß Gruselstrick was billiges wäre. Das ist voll wertvoll!
http://www.openingceremony.us/products. ... 1&view=all
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taddeo
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von taddeo »

Marion hat geschrieben:Zumindest soll es so aussehen.
Es gibt auch so Klamotten aus Bierdosenöffnern.

Übrigens, nicht daß einer denkt, daß Gruselstrick was billiges wäre. Das ist voll wertvoll!
http://www.openingceremony.us/products. ... 1&view=all
Den Ausdruck "Gruselstrick" höre ich zum erstenmal. Is aber voll krass einleuchtend, ey ...

Grammi
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von Grammi »

Normalerweiße bin ich kein Off/On-Topic-Fanatiker, aber wenn ich solche Strickwerke ertragen muss, dann bitte ich euch doch, mal wieer zum Thema zurückzukehren. Diese Fetzen sind ja rein optisch eine Katastrophe. Dafür gibts jetzt noch was schönes von mir zum Ausgleich. Ein wunderschönes Reliquiar aus Regensburg:

Bild

Und dazu (heute bin ich besoders großzügig :breitgrins: ) noch ein Bild des wohl schönsten Evangeliars aller Zeiten (jedenfalls was die äußere Gestaltung betrifft)

Bild

Grammi

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Berolinensis
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von Berolinensis »

Wirklich sehr schön. Verrätst du uns noch, um welches Reliquiar und um welches Evangeliar es sich handelt?

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taddeo
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von taddeo »

In einer der Werkstätten der französischen Fürstenhöfe um 14 ist wohl das Regensburger Emailkästchen entstanden - ein rares Beispiel vergangener Pracht und Raffinesse, geziert von goldenen Strahlenmonden und phantastischen Fabeltieren. Das Kästchen in Form eines kleinen Hauses mit Walmdach barg die Reliquien des hl. Laurentius.

Das Reliquienkästchen aus teilweise vergoldetem Silber mit Fenstern aus Bergkristall prägen die transluzierenden Emailflächen aus amethystroten und kobaltblauen Feldern. Auf ihnen erscheinen dicht über- und nebeneinander gereihte Tiere und Fabelwesen: Adler, Tauben, Löwen, Steinböcke, Einhörner, Hirsche, Greife, Panther, zwei elchartige Tiere, ein Reh und zwei Hähne mit Koboldgesichtern und dazwischen in Silber gestanzte Sterne.

weiter ...
Zum Evangeliar: http://de.wikipedia.org/wiki/Kr%C3%B6nungsevangeliar

(Allerdings keineswegs das Schönste aller Zeiten - das stammt aus Regensburg: http://de.wikipedia.org/wiki/Codex_aure ... t._Emmeram)

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ad-fontes
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von ad-fontes »

Berolinensis hat geschrieben:Wirklich sehr schön. Verrätst du uns noch, um welches Reliquiar und um welches Evangeliar es sich handelt?
Künstlerisch wertvoll und gelungen sind sicherlich beide. Dennoch spricht mich nur das Reliquiar optisch unmittelbar an, der Einband des Reichsevangeliars - obgleich nur wenig jünger - hingegen nicht.

Woran mag das liegen? :hmm:
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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taddeo
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von taddeo »

Weil hier schon was aus dem Regensburger Domschatz vorkommt, hier noch zwei schöne Stücke daraus, der sogenannte "Wolfgangskelch" und das Ottokarkreuz, beide um die Mitte des 13. Jahrhunderts:

Bild Bild

Grammi
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von Grammi »

Also, die Herkunft der liturgischen Geräte ist wohl geklärt, ihr seid echt gut^^.

Was das Reichsevangeliar betrifft: Mir gefällt vor allem, dass die Gestaltung klar und nicht so unstrukturiert ist wie bei den ja meistens karolingischen oder romanischen Evangeliaren. Dirket unansehnlich ist das Regensburger Exemplar allerdigns auch nicht. :breitgrins:

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Robert Ketelhohn
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Re: Gelungene Liturgische Geräte

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Berolinensis hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Berolinensis hat geschrieben:
incarnata hat geschrieben:Man beachte die Ausgewogenheit von Bild und Ornament;das Art der Darstellung entspricht der von Ikonen;
was steht als Text an der Basis des Kelchs ??
Ach, daher weht der Wind, wieder diese mir ewig unbegreifliche Ikonenverleibtheit. Wie wir früher in West-Berlin gesagt haben: geh doch nach drüben! ;D Im Ernst: Das mag dein persönlicher Geschmack sein (meiner Meinung nach - mit Verlaub - angekränkelt durch die moderne Vorstellung, schlichter sei immer besser), aber keinesewegs - und so klangen deine Beiträge, sonst hätte ich mich gar nicht zur Erwiderung herausgefordert gefühlt - ein objektiver Maßstab.
Der Tassilokelch stammt aus dem 8. Jahrhundert, also aus der Vorromanik - als die gesamte abendländische Kirchenkunst noch diesen Grundduktus der Schematisierung hatte, den man heute mit "ikonenähnlich" umschreibt, weil man es seit der Gotik und erst recht seit der Barockzeit bei uns nicht mehr gewöhnt ist. Die alten Mosaiken schauen genauso aus.

Das ist kein Grund, hier eine sachliche Feststellung ("die Art der Darstellung entspricht der von Ikonen") als "modernistisch angekränkelte Ikonenverliebtheit" zu diffamieren. Es gab auch schon hochwertige kirchliche Kunst, bevor "lebensecht" drastische Kruzifixe und übergewichtige Putten Einzug in unsere Kirchen hielten.
Das ist mir klar, und darum ging es mir auch gar nicht, wie du sicher feststellen wirst, wenn du dir die bisherigen Beiträge noch einmal ansiehst.

Du solltest versuchen, deinen Beißreflex mir gegenüber - woauchimmer der herkommen mag - ein wenig im Zaum zu halten, er hindert dich nämlich daran, das eigentlich Gesagte zu sehehn, statt dessen, was dem Bild, das du dir offenbar von mir gemacht hast, entsprechen würde. ;D
Mir scheint vielmehr, daß das Wort „Ikone“ (u. ä.) bei manchem Beißreflexe auslöse. Ich halte das für pathologisch.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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Robert Ketelhohn
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Re: Gelungene Liturgische Geräte

Beitrag von Robert Ketelhohn »

taddeo hat geschrieben:
Berolinensis hat geschrieben:
incarnata hat geschrieben:Man beachte die Ausgewogenheit von Bild und Ornament;das Art der Darstellung entspricht der von Ikonen;
was steht als Text an der Basis des Kelchs ??
Ach, daher weht der Wind, wieder diese mir ewig unbegreifliche Ikonenverleibtheit. Wie wir früher in West-Berlin gesagt haben: geh doch nach drüben! ;D Im Ernst: Das mag dein persönlicher Geschmack sein (meiner Meinung nach - mit Verlaub - angekränkelt durch die moderne Vorstellung, schlichter sei immer besser), aber keinesewegs - und so klangen deine Beiträge, sonst hätte ich mich gar nicht zur Erwiderung herausgefordert gefühlt - ein objektiver Maßstab.
Der Tassilokelch stammt aus dem 8. Jahrhundert, also aus der Vorromanik - als die gesamte abendländische Kirchenkunst noch diesen Grundduktus der Schematisierung hatte, den man heute mit "ikonenähnlich" umschreibt, weil man es seit der Gotik und erst recht seit der Barockzeit bei uns nicht mehr gewöhnt ist. Die alten Mosaiken schauen genauso aus.

Das ist kein Grund, hier eine sachliche Feststellung ("die Art der Darstellung entspricht der von Ikonen") als "modernistisch angekränkelte Ikonenverliebtheit" zu diffamieren. Es gab auch schon hochwertige kirchliche Kunst, bevor "lebensecht" drastische Kruzifixe und übergewichtige Putten Einzug in unsere Kirchen hielten.
Ich halte übrigens schon den Barock für ein Symptom jener Krankheit, die schließlich in die heute anzutreffende Auflösung aller bildnerischen Form mündete. Davor stand bereits der überhebliche Richtungswechsel des Rinascimento, den Menschen statt Gottes ins Zentrum zu setzen, als Dargestellten übrigens ebenso wie als Darsteller.

Das führt notwendig zu einer inneren Leere und dem krampfhaften, immer neuen und immer wieder anders vergeblichen Versuch, diese Leere gewaltsam zu füllen. Im Manierismus beginnt das schon deutlich zu werden. Man betrachte die Sixtinische Kapelle. Die Fülle der Darstellung erschlägt dich – und läßt dich leerer herauskommen denn je.
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ad-fontes
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Re: Gelungene Liturgische Geräte

Beitrag von ad-fontes »

Sehr treffend!
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Berolinensis
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von Berolinensis »

Na da haben sich ja zwei gefunden. Das Abendland seit 600 Jahren auf Abwegen, so so.

Thomas_de_Austria
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Na ja, das sehe ich anders. Ich schätze da Barock schon sehr, ebenso, wie von den romanischen und "ikonenhaften" Formen/Darstellungsweisen, aber manche "Anwandlungen" dbzgl. erscheinen allerdings mehr als Ausdruck eines Archäologismus, als von etwas wirklich Gehaltvollem ...

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Juergen
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Re: Gelungene Liturgische Geräte

Beitrag von Juergen »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich halte übrigens schon den Barock für ein Symptom jener Krankheit, die schließlich in die heute anzutreffende Auflösung aller bildnerischen Form mündete. Davor stand bereits der überhebliche Richtungswechsel des Rinascimento, den Menschen statt Gottes ins Zentrum zu setzen, als Dargestellten übrigens ebenso wie als Darsteller.

Das führt notwendig zu einer inneren Leere und dem krampfhaften, immer neuen und immer wieder anders vergeblichen Versuch, diese Leere gewaltsam zu füllen. Im Manierismus beginnt das schon deutlich zu werden. Man betrachte die Sixtinische Kapelle. Die Fülle der Darstellung erschlägt dich – und läßt dich leerer herauskommen denn je.
Sowohl ein Zuviel als auch ein Zuwenig an Bildwerk ist optimal. Wo allerdings die "goldene Mitte" einer angemessenen Ausgestaltung zu finden ist, und wie sie auszusehen hat, daran scheiden sich die Geister und man kann trefflich darüber streiten, so daß bei jeder Form irgendwer "Pfui" und "Bähh" ruft. - Entscheidend ist letztlich wer lauter ruft, wer nachgibt und wer der Dumme dabei ist.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Thomas_de_Austria
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Berolinensis hat geschrieben:Na da haben sich ja zwei gefunden. Das Abendland seit 600 Jahren auf Abwegen, so so.


Ja, das empfinde ich eben auch sehr, ja, höflich ausgedrückt "eigenwillig" ...

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ad-fontes
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Re: Gelungene Liturgische Geräte

Beitrag von ad-fontes »

Juergen hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich halte übrigens schon den Barock für ein Symptom jener Krankheit, die schließlich in die heute anzutreffende Auflösung aller bildnerischen Form mündete. Davor stand bereits der überhebliche Richtungswechsel des Rinascimento, den Menschen statt Gottes ins Zentrum zu setzen, als Dargestellten übrigens ebenso wie als Darsteller.

Das führt notwendig zu einer inneren Leere und dem krampfhaften, immer neuen und immer wieder anders vergeblichen Versuch, diese Leere gewaltsam zu füllen. Im Manierismus beginnt das schon deutlich zu werden. Man betrachte die Sixtinische Kapelle. Die Fülle der Darstellung erschlägt dich – und läßt dich leerer herauskommen denn je.
Sowohl ein Zuviel als auch ein Zuwenig an Bildwerk ist optimal. Wo allerdings die "goldene Mitte" einer angemessenen Ausgestaltung zu finden ist, und wie sie auszusehen hat, daran scheiden sich die Geister und man kann trefflich darüber streiten, so daß bei jeder Form irgendwer "Pfui" und "Bähh" ruft. - Entscheidend ist letztlich wer lauter ruft, wer nachgibt und wer der Dumme dabei ist.
In ästhetischer Hinsicht mag ich auch Barock, Renaissance, Gotik.

Aber im 11./12. Jahrhundert passierte etwas, daß uns Abendländer in eine - ich weiß nicht, wie ich's nennen soll - geistlich-geistige Isolierung, Trennung führte (trotz oder grade wegen der Aristotelesrezeption und dem Austausch mit dem Orient in Folge der Heilig-Land Wallfahrten und Kreuzzüge).
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ad-fontes
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Re: Gelungene Liturgische Geräte

Beitrag von ad-fontes »

Wobei man das karolingische Vorbeackern dieser Entwicklung nicht außer Acht lassen kann:

Stichworte: Skulptur, filioque.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Berolinensis
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von Berolinensis »

Ah ja. Als nächstes geht's dann zurück zur konstantinischen Wende, und eigentlich ist alles seit den Zeiten der Apostel eine stetes bergab. Ich weiß nicht, welche Religion das ist, die katholische jedenfalls nicht.

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Juergen
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Re: Gelungene Liturgische Geräte

Beitrag von Juergen »

ad-fontes hat geschrieben:
Juergen hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ich halte übrigens schon den Barock für ein Symptom jener Krankheit, die schließlich in die heute anzutreffende Auflösung aller bildnerischen Form mündete. Davor stand bereits der überhebliche Richtungswechsel des Rinascimento, den Menschen statt Gottes ins Zentrum zu setzen, als Dargestellten übrigens ebenso wie als Darsteller.

Das führt notwendig zu einer inneren Leere und dem krampfhaften, immer neuen und immer wieder anders vergeblichen Versuch, diese Leere gewaltsam zu füllen. Im Manierismus beginnt das schon deutlich zu werden. Man betrachte die Sixtinische Kapelle. Die Fülle der Darstellung erschlägt dich – und läßt dich leerer herauskommen denn je.
Sowohl ein Zuviel als auch ein Zuwenig an Bildwerk ist optimal. Wo allerdings die "goldene Mitte" einer angemessenen Ausgestaltung zu finden ist, und wie sie auszusehen hat, daran scheiden sich die Geister und man kann trefflich darüber streiten, so daß bei jeder Form irgendwer "Pfui" und "Bähh" ruft. - Entscheidend ist letztlich wer lauter ruft, wer nachgibt und wer der Dumme dabei ist.
In ästhetischer Hinsicht mag ich auch Barock, Renaissance, Gotik.

Aber im 11./12. Jahrhundert passierte etwas, daß uns Abendländer in eine - ich weiß nicht, wie ich's nennen soll - geistlich-geistige Isolierung, Trennung führte (trotz oder grade wegen der Aristotelesrezeption und dem Austausch mit dem Orient in Folge der Heilig-Land Wallfahrten und Kreuzzüge).
Ein Archäologismus ist ebenso fehl am Platz, wie ein Festhalten an einem willkürlich gewählten Zeitpunkt in der Vergangenheit und ebenso eine modern-auf-teufel-komm-raus Mentalität.
Gruß Jürgen

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ad-fontes
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von ad-fontes »

Berolinensis hat geschrieben:Ah ja. Als nächstes geht's dann zurück zur konstantinischen Wende, und eigentlich ist alles seit den Zeiten der Apostel eine stetes bergab. Ich weiß nicht, welche Religion das ist, die katholische jedenfalls nicht.
Propter Sion non tacebo, sed ruinas Rome flebo, quousque iustitia rursus nobis oriatur et ut lampas accendatur iustus in ecclesia.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

Stephen Dedalus
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von Stephen Dedalus »

Barock ist Bewegung, organische Form, die sich immer neu selbst gebiert, ewiges Werden. Darin ist Barock modern. Die Moderne stellt das Werden über das Sein. Und deshalb gefällt's Robert nicht. :D
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Juergen
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von Juergen »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Barock ist Bewegung, organische Form, die sich immer neu selbst gebiert, ewiges Werden. Darin ist Barock modern. Die Moderne stellt das Werden über das Sein. Und deshalb gefällt's Robert nicht. :D
Barock ist Gipsfigurenspiritualität. :tuete:


Barrock hingegen ist schnelle Tanzmusik in einem Nachtclub. :narr:
Gruß Jürgen

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Stephen Dedalus
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von Stephen Dedalus »

Juergen hat geschrieben:
Stephen Dedalus hat geschrieben:Barock ist Bewegung, organische Form, die sich immer neu selbst gebiert, ewiges Werden. Darin ist Barock modern. Die Moderne stellt das Werden über das Sein. Und deshalb gefällt's Robert nicht. :D
Barock ist Gipsfigurenspiritualität. :tuete:
Bereits eine Bacharie widerlegt Dich. Darin ist nix aus Gips.
If only closed minds came with closed mouths.

Grammi
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von Grammi »

Meine sehr vereehrten Damen und Herren, ich möchte sie höflichst bitten, wieder zum eigentlichen Thema zurückzukehren. Eine kleine Bemerkung zur Thematik sei mir aber doch noch erlaubt: Wo immer das Zentrum ad maior dei gloriam ist, da kann nicht so viel falsch sein. Das trifft sowohl auf die Romanik, die Gotik, die Rennaisance als auch den Barock zu (meine Ansicht, wer selbige nicht teilt, hat Pech), aber definitiv nicht mehr auf den modernen Kirchenbau, wo allein der Architekt sich verewigt.

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Robert Ketelhohn
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Berolinensis hat geschrieben:Na da haben sich ja zwei gefunden. Das Abendland seit 600 Jahren auf Abwegen, so so.
Wer Schwierigkeiten hat zu akzeptieren, daß eine Welt außerhalb des Paragraphen existiert, sollte es meiden, sich über das Maß der eigenen Fähigkeit zu ertragen mit ihr zu konfrontieren, und erst recht mit der philosophischen Reflexion über dieselbe.
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Robert Ketelhohn
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Re: Gelungene Liturgische Geräte

Beitrag von Robert Ketelhohn »

ad-fontes hat geschrieben:Aber im 11./12. Jahrhundert passierte etwas, daß uns Abendländer in eine - ich weiß nicht, wie ich's nennen soll - geistlich-geistige Isolierung, Trennung führte (trotz oder grade wegen der Aristotelesrezeption und dem Austausch mit dem Orient in Folge der Heilig-Land Wallfahrten und Kreuzzüge).
Nicht vor dem 13. Jht.
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Re: Gelungene Liturgische Geräte

Beitrag von Robert Ketelhohn »

ad-fontes hat geschrieben:Wobei man das karolingische Vorbeackern dieser Entwicklung nicht außer Acht lassen kann:
Stichworte: Skulptur, filioque.
Das gehört m. E. nicht in diesen Kontext.
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Berolinensis
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von Berolinensis »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Berolinensis hat geschrieben:Na da haben sich ja zwei gefunden. Das Abendland seit 600 Jahren auf Abwegen, so so.
Wer Schwierigkeiten hat zu akzeptieren, daß eine Welt außerhalb des Paragraphen existiert, sollte es meiden, sich über das Maß der eigenen Fähigkeit zu ertragen mit ihr zu konfrontieren, und erst recht mit der philosophischen Reflexion über dieselbe.
Whatever.

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Robert Ketelhohn
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Berolinensis hat geschrieben:Ah ja. Als nächstes geht's dann zurück zur konstantinischen Wende, und eigentlich ist alles seit den Zeiten der Apostel eine stetes bergab. Ich weiß nicht, welche Religion das ist, die katholische jedenfalls nicht.
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leander12
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Re: Gelungene liturgische Geräte

Beitrag von leander12 »

hier sind noch einige hübsche liturgische Geräte (musste ich einscannen, drum nicht perfekt zu erkennen):

Bild

Speisekelch, Wetterkreuz, Monstranz, Messkelch

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