pro multis... = für alle oder für viele?

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die Nackte Kanone
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Re: Re:

Beitrag von die Nackte Kanone »

incarnata hat geschrieben:
overkott hat geschrieben: Ich sehe darin keine Ketzerei, wenn am nächsten Sonntag ein Pfarrer von selbst sagt: "Das ist mein Blut, das für viele und für alle vergossen wird." Dazu bedarf es keiner Liturgiereform.
Ketzerei war, dass man überhaupt an diesen zentralen Worten der Euchariestiefeier bedenkenlos übersetzungsmässig herumgebastelt und das ganze per ordre de mufti eingeführt hat. Gerade dadurch entstand ja der falsche Eindruck Liturgie sei etwas durch und durch ins Belieben der menschlichen Liturgie-"Gestalter" gestelltes Unternehmen. Und Ketzerei ist jetzt, da der Vatikan einsieht, was er damit angerichtet hat, dass die der Allerlösungstheorie anhangenden Ausführungsgremien nun nicht mehr zurückrudern wollen !
Bingo!
:klatsch:

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overkott
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Re: Re:

Beitrag von overkott »

die Nackte Kanone hat geschrieben:
incarnata hat geschrieben:
overkott hat geschrieben: Ich sehe darin keine Ketzerei, wenn am nächsten Sonntag ein Pfarrer von selbst sagt: "Das ist mein Blut, das für viele und für alle vergossen wird." Dazu bedarf es keiner Liturgiereform.
Ketzerei war, dass man überhaupt an diesen zentralen Worten der Euchariestiefeier bedenkenlos übersetzungsmässig herumgebastelt und das ganze per ordre de mufti eingeführt hat. Gerade dadurch entstand ja der falsche Eindruck Liturgie sei etwas durch und durch ins Belieben der menschlichen Liturgie-"Gestalter" gestelltes Unternehmen. Und Ketzerei ist jetzt, da der Vatikan einsieht, was er damit angerichtet hat, dass die der Allerlösungstheorie anhangenden Ausführungsgremien nun nicht mehr zurückrudern wollen !
Bingo!
:klatsch:
Bei den Allerlösungstheorien muss man freilich unterscheiden zwischen Angebot und Nachfrage. Mit anderen Worten: Christus richtet sich an alle Menschen, aber nur ein kleiner Teil wendet sich ihm zu. Das heißt: Es sind alle erlöst, die sich befreien lassen möchten. Oder noch mal anders: Theoretisch sind alle erlöst, praktisch wird sich das erst beim Jüngsten Gericht zeigen.

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die Nackte Kanone
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Re: Re:

Beitrag von die Nackte Kanone »

overkott hat geschrieben: Christus richtet sich an alle Menschen, aber nur ein kleiner Teil wendet sich ihm zu. Das heißt: Es sind alle erlöst, die sich befreien lassen möchten.
dann sollte man die Wandlungsworte z. B. so umformulieren:
"Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet und reichte ihn den Jüngern mit den Worten: Trinkt alle daraus; das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für alle die vergossen wird, die sich erlösen lassen möchten, zur Vergebung der Sünden." - warum hat man das nicht getan?

overkott hat geschrieben: Oder noch mal anders: Theoretisch sind alle erlöst, praktisch wird sich das erst beim Jüngsten Gericht zeigen.
Das klingt wie ein Lehrsatz.
Theoretisch gibt es die Option der Erlösung für alle. Diese jedoch steht nur denen zur Verfügung, die sich zum Glauben bekennen...
"Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen.
Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen."

... und nicht allen.

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overkott
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Re: Re:

Beitrag von overkott »

die Nackte Kanone hat geschrieben:
overkott hat geschrieben: Christus richtet sich an alle Menschen, aber nur ein kleiner Teil wendet sich ihm zu. Das heißt: Es sind alle erlöst, die sich befreien lassen möchten.
dann sollte man die Wandlungsworte z. B. so umformulieren:
"Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet und reichte ihn den Jüngern mit den Worten: Trinkt alle daraus; das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für alle die vergossen wird, die sich erlösen lassen möchten, zur Vergebung der Sünden." - warum hat man das nicht getan?
Ich weiß nicht.

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Niels
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Re: Re:

Beitrag von Niels »

overkott hat geschrieben:
die Nackte Kanone hat geschrieben:
overkott hat geschrieben: Christus richtet sich an alle Menschen, aber nur ein kleiner Teil wendet sich ihm zu. Das heißt: Es sind alle erlöst, die sich befreien lassen möchten.
dann sollte man die Wandlungsworte z. B. so umformulieren:
"Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet und reichte ihn den Jüngern mit den Worten: Trinkt alle daraus; das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für alle die vergossen wird, die sich erlösen lassen möchten, zur Vergebung der Sünden." - warum hat man das nicht getan?
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incarnata
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Re: Re:

Beitrag von incarnata »

Niels hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
die Nackte Kanone hat geschrieben:
overkott hat geschrieben: Christus richtet sich an alle Menschen, aber nur ein kleiner Teil wendet sich ihm zu. Das heißt: Es sind alle erlöst, die sich befreien lassen möchten.
dann sollte man die Wandlungsworte z. B. so umformulieren:
"Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet und reichte ihn den Jüngern mit den Worten: Trinkt alle daraus; das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für alle die vergossen wird, die sich erlösen lassen möchten, zur Vergebung der Sünden." - warum hat man das nicht getan?
Ich weiß nicht.
Zu progressiv... ;D
Weil Seine Gedanken nicht die der Menschen und Seine Barmherzigkeit eine andere ist;ER ist kein Kuscheljesus,der everybody´s darling sein will.Hat auch gesagt,dass es nicht gut ist das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen-der hartnäckigen Heidin aber wegen ihres Glaubens und ihrer Akzeptanz dieser Regel dann doch geholfen !
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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Peti
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von Peti »

Hier ist das Ganze in einem Film gut zusammengefaßt:
Die Diskussion um das "pro multis" der Eucharistie
Ein Film für alle: Video zur Diskussion um das "pro multis" des eucharistischen ... Dr. Thomas Söding (Univ. Wuppertal). Nur für viele oder doch für alle? ...
Dr. Söding ist Mitglied des vatikanischen Beratungsgremiums ‘Internationale Theologenkommission’ .
http://www.google.de/search?hl=de&clien ... uche&meta=
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

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ad-fontes
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von ad-fontes »

Hat Jesus von den hll. Gaben im Abendmahlssaal genossen?

Hat er sein eigenes Fleisch verzehrt und von seinem eigenen Blut gekostet?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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ottaviani
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von ottaviani »

spweit ich weiß steht das nicht in der bibel

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Pelikan
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von Pelikan »

ad Hebraeos 2,14 hat geschrieben:quia ergo pueri communicaverunt carni, et sanguini, et ipse similiter participavit eisdem
Hieronymus, ad Hedibiam c. 2 hat geschrieben:Nec Moyses dedit nobis panem verum; sed Dominus Iesus: ipse conviva et convivium, ipse comedens, et qui comeditur.

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Niels
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von Niels »

Pelikan hat geschrieben:
ad Hebraeos 2,14 hat geschrieben:quia ergo pueri communicaverunt carni, et sanguini, et ipse similiter participavit eisdem
Hieronymus, ad Hedibiam c. 2 hat geschrieben:Nec Moyses dedit nobis panem verum; sed Dominus Iesus: ipse conviva et convivium, ipse comedens, et qui comeditur.
Hier geht es doch um die Menschwerdung des Sohnes, nicht um das letzte Abendmahl.
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ad-fontes
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von ad-fontes »

Ich frage das, weil sich z.B. in einer Fassung der Basilius-Anaphora folgendes findet:
Ebenso nahm er den Kelch nach dem Mahl, mischte ihn aus Wein und Wasser, dankte, segnete, heiligte, kostete, gab ihn [...] und sprach
Wäre zwar noch vor dem Herrenwort geschehen, aber die Frage bleibt:

Hat er (als erster?; noch vor der Verwandlung des Brotes in den Leib und des Weines in das Blut?) mit ihnen vom gleichen Brot gegessen und aus dem gleichen Kelch getrunken?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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overkott
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von overkott »

ad-fontes hat geschrieben:Ich frage das, weil sich z.B. in einer Fassung der Basilius-Anaphora folgendes findet:
Ebenso nahm er den Kelch nach dem Mahl, mischte ihn aus Wein und Wasser, dankte, segnete, heiligte, kostete, gab ihn [...] und sprach
Wäre zwar noch vor dem Herrenwort geschehen, aber die Frage bleibt:

Hat er (als erster?; noch vor der Verwandlung des Brotes in den Leib und des Weines in das Blut?) mit ihnen vom gleichen Brot gegessen und aus dem gleichen Kelch getrunken?
Handelt es sich bei dieser Frage um einen theologischen Höhepunkt oder einen Tiefpunkt?

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ad-fontes
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von ad-fontes »

overkott hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:Ich frage das, weil sich z.B. in einer Fassung der Basilius-Anaphora folgendes findet:
Ebenso nahm er den Kelch nach dem Mahl, mischte ihn aus Wein und Wasser, dankte, segnete, heiligte, kostete, gab ihn [...] und sprach
Wäre zwar noch vor dem Herrenwort geschehen, aber die Frage bleibt:

Hat er (als erster?; noch vor der Verwandlung des Brotes in den Leib und des Weines in das Blut?) mit ihnen vom gleichen Brot gegessen und aus dem gleichen Kelch getrunken?
Handelt es sich bei dieser Frage um einen theologischen Höhepunkt oder einen Tiefpunkt?
Wäre für Ratramnus und Radbertus sicherlich von Interesse gewesen.
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Niels
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von Niels »

ad-fontes hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben:Ich frage das, weil sich z.B. in einer Fassung der Basilius-Anaphora folgendes findet:
Ebenso nahm er den Kelch nach dem Mahl, mischte ihn aus Wein und Wasser, dankte, segnete, heiligte, kostete, gab ihn [...] und sprach
Wäre zwar noch vor dem Herrenwort geschehen, aber die Frage bleibt:

Hat er (als erster?; noch vor der Verwandlung des Brotes in den Leib und des Weines in das Blut?) mit ihnen vom gleichen Brot gegessen und aus dem gleichen Kelch getrunken?
Handelt es sich bei dieser Frage um einen theologischen Höhepunkt oder einen Tiefpunkt?
Wäre für Ratramnus und Radbertus sicherlich von Interesse gewesen.
Ovi, sag mal was dazu! :breitgrins:
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ad_hoc
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von ad_hoc »

Ich denke, dass zuerst das Abendmahl stattgefunden hat, und dass Jesus später zu diesem bestimmten Zweck der Einsetzung nunmehr unangeschnittenes Brot und neuen Wein, sowie einen separaten Kelch verwendete. Eine andere Vorstellung würde dieser heiligen Handlung nicht gerecht werden.

Gruß, ad_hoc
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Bernado
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von Bernado »

ad_hoc hat geschrieben:Ich denke, dass zuerst das Abendmahl stattgefunden hat, und dass Jesus später zu diesem bestimmten Zweck der Einsetzung nunmehr unangeschnittenes Brot und neuen Wein, sowie einen separaten Kelch verwendete. Eine andere Vorstellung würde dieser heiligen Handlung nicht gerecht werden.

Gruß, ad_hoc
Ich denke, man sollte hier Historisches nicht aus Vorstellungen ableiten und auch die Parallele zwischen dem letzten Abendmahl und der hl. Messe nicht zu mechanisch sehen.

Ein Kelch nach dem Mahl oder zu dessen Abschluß gehörte zu allen rituellen jüdischen Festmählern - das wird im biblischen Einsetzungsbericht auch deutlich durch die Worte "nach dem Mahle" markiert. Die Austeilung des Brotes fand dagegen während des Mahles statt.

Das mag nicht unserem Sinn für Systematik entsprecheen, war aber vermutlich den Teilnehmern damals völlig einleuchtend.

Zu dem, was am letzten Abendmahl und am ersten Messopfer gleich bzw. unterschiedlich ist, hat Joseph Ratzinger seinerzeit einmal ausführlich Stellung genommen, wenn ich das finde, setze ich es hier noch herein. Einer der ganz wesentlichen Punkte ist, daß das im Wesen untrennbar dazu gehörende Opfer am Kreuz noch nicht vollzogen war, sondern nur in der Vorwegnahme aufscheint - einer Vorwegnahme, die noch der tatsächlichen Ratifizierung in der blutigen Realität bedurfte.

In der Schwierigkeit, das richtig zu begreifen, wurzeln viele Probleme, die zu der jeweils einseitigen Betonung von Opfer-Charakter und Mahl-Charakter der Eucharistie geführt haben.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

ad_hoc
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von ad_hoc »

Ein Kelch nach dem Mahl oder zu dessen Abschluß gehörte zu allen rituellen jüdischen Festmählern - das wird im biblischen Einsetzungsbericht auch deutlich durch die Worte "nach dem Mahle" markiert. Die Austeilung des Brotes fand dagegen während des Mahles statt.
Nun, Du kannst aber auch gängig Historisches nicht auf einen einmaligen und besonderen Akt ausweiten. ;)

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Bernado
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von Bernado »

ad_hoc hat geschrieben:
Ein Kelch nach dem Mahl oder zu dessen Abschluß gehörte zu allen rituellen jüdischen Festmählern - das wird im biblischen Einsetzungsbericht auch deutlich durch die Worte "nach dem Mahle" markiert. Die Austeilung des Brotes fand dagegen während des Mahles statt.
Nun, Du kannst aber auch gängig Historisches nicht auf einen einmaligen und besonderen Akt ausweiten. ;)

Aber gewiss doch, zumindest was die Form betrifft. Jesus hat mit seinen Aposteln das Paschamahl gefeiert, und dabei hat er, nach allem was die Evangelien berichten (und was für fromme Juden ohnehin selbstverständlich war) die dafür geltende form eingehalten. Daß er diesem Mahl einen neuen und einzigartigen Inhalt gegeben hat, bleibt davon unberührt.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

ad_hoc
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von ad_hoc »

Das ist es. Er hat das Paschamahl gehalten und im Anschluß die heilige Handlung vollzogen.

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Robert Ketelhohn
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Das ist in beiden Teilen nicht haltbar.
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Lupus
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von Lupus »

Lieber Robert,
Dein "Punktum" oder "basta" ist aber sehr [Punkt]

Kannst Du es auch schlüssig begründen?

+L.
Zuletzt geändert von Lupus am Montag 12. Oktober 2009, 11:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Sempre
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von Sempre »

ad_hoc hat geschrieben:Das ist es. Er hat das Paschamahl gehalten und im Anschluß die heilige Handlung vollzogen.
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Das ist in beiden Teilen nicht haltbar.
Er bricht nach dem dritten Kelch ab und trinkt den vierten am Freitag?
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

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Robert Ketelhohn
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Lupus hat geschrieben:Lieber Robert,
Dein "Punktum" oder "basta" ist aber sehr [Punkt]

Kannst Du es auch schlüssig begründen?
Dazu verwiese ich mal auf eine Reihe von Beiträgen im benachbarten
„Wandlungsworte“-Strang:
viewtopic.php?p=216586#p216586
viewtopic.php?p=216814#p216814
viewtopic.php?p=217261#p217261
viewtopic.php?p=21844#p21844

Soviel zum Ablauf der urkirchlichen Agape-Eucharistie. Daß dem-
gegenüber das Letzte Abendmahl nicht nach dem Missale von 1962
ablief, liegt auf der Hand.

Zur Pascha-oder-nicht-Frage: siehe viewtopic.php?p=1112#p1112
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von ad_hoc »

Zur Pascha-oder-nicht-Frage: siehe viewtopic.php?p=101102#p101102

Daraus:
Bloß zur Sicherheit möchte ich noch bemerken, daß dies Letzte Abendmahl keineswegs etwa die Einsetzung der Eucharistie war. Sondern innerhalb dieses halbrituellen jüdischen Mahls, welches nun immer es war, fand etwas ganz Neues und nicht Vorgesehenes statt: Dieser Jesus brachte sich selber dar.
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ja, aber lieber Adhoc, das heißt doch nicht, das es genau von halb
neune abends bis dreiviertel Zehne ging, nachdem sie gespeist hat-
ten, und zwar nach römischem Ritus.

Dies „ganz Neue“ ist wesenhaft neu, kaum in den Formen. Da hat
Jesus nur wenig hinzugetan. Das wenige allerdings hat alles geän-
dert. Die Apostel und ihre Nachfolger haben das nur ganz allmählich
verstanden und dem dann durch weitere formale Anpassungen
Rechnung getragen. Den Hinweis auf meine diesbezüglichen Bei-
träge findest du oben.
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overkott
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von overkott »

Eine einzigartige Vorwegnahme.

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Peregrin
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von Peregrin »

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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von ad_hoc »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ja, aber lieber Adhoc, das heißt doch nicht, das es genau von halb
neune abends bis dreiviertel Zehne ging, nachdem sie gespeist hat-
ten, und zwar nach römischem Ritus.

Dies „ganz Neue“ ist wesenhaft neu, kaum in den Formen. Da hat
Jesus nur wenig hinzugetan. Das wenige allerdings hat alles geän-
dert. Die Apostel und ihre Nachfolger haben das nur ganz allmählich
verstanden und dem dann durch weitere formale Anpassungen
Rechnung getragen. Den Hinweis auf meine diesbezüglichen Bei-
träge findest du oben.
Ich hab das schon verstanden, lieber Robert Ketelhohn. Abgesehen von meiner Auffassung, dass schon eine Art von Separation von dem, was Du als 'halbrituelles jüdisches Mahl' bezeichnet hast, stattgefunden haben muß (zumindest der guten Ordnung halber), habe ich eher Deine Auffassung bestätigen wollen, nämlich: (es) 'fand etwas ganz Neues und nicht Vorgesehenes statt: Dieser Jesus brachte sich selber dar', also, um die Aussage Overkotts zu berücksichtigen, es war die Vorwegnahme dieser Selbstaufopferung).

Gruß, ad_hoc
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ad-fontes
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von ad-fontes »

ad_hoc hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ja, aber lieber Adhoc, das heißt doch nicht, das es genau von halb
neune abends bis dreiviertel Zehne ging, nachdem sie gespeist hat-
ten, und zwar nach römischem Ritus.

Dies „ganz Neue“ ist wesenhaft neu, kaum in den Formen. Da hat
Jesus nur wenig hinzugetan. Das wenige allerdings hat alles geän-
dert. Die Apostel und ihre Nachfolger haben das nur ganz allmählich
verstanden und dem dann durch weitere formale Anpassungen
Rechnung getragen. Den Hinweis auf meine diesbezüglichen Bei-
träge findest du oben.
Ich hab das schon verstanden, lieber Robert Ketelhohn. Abgesehen von meiner Auffassung, dass schon eine Art von Separation von dem, was Du als 'halbrituelles jüdisches Mahl' bezeichnet hast, stattgefunden haben muß (zumindest der guten Ordnung halber), habe ich eher Deine Auffassung bestätigen wollen, nämlich: (es) 'fand etwas ganz Neues und nicht Vorgesehenes statt: Dieser Jesus brachte sich selber dar', also, um die Aussage Overkotts zu berücksichtigen, es war die Vorwegnahme dieser Selbstaufopferung).

Gruß, ad_hoc
In älteren Gebetbüchern steht manchmal zum Gründonnerstag: "Jesus feiert die erste hl. Messe."

Wenn aber das pascha des Herrn die Feier der Eucharistie in seiner bis heute gültigen anamnetischen Grundform voraussetzt, kann man nicht eher sagen:

"Die erste hl. Messe wurde am Abend des ersten Tages der Woche in Emmaus dargebracht?"
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Bernado
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von Bernado »

Josef Ratzinger hat sich 1981 in "Das Fest des Glaubens" (S. 37 - 50) ausführlich und unter Heranziehung weiterer Literatur zum Verhältnis zwischen letztem Abendmahl und Eucharistiefeier geäußert. Daraus hier einige Kernsätze:
S. 37/38 hat geschrieben: Das neue Gebet Jesu findet sich noch innerhalb der jüdischen Liturgie. Wir stehen noch vor der Kreuzigung, auch wenn sie hier sozusagen von innen her anhebt. Die Trennung zwischen Jesus und der jüdischen Volksgemeinschaft ist noch nicht vollzogen, das heißt, die Kirche als Kirche ist noch nicht gegeben; das geschichtliche Gebilde «Kirche» im engeren Sinn entsteht erst durch das Scheitern des Versuchs, ganz Israel zu gewinnen. Weil es das Christliche als Selbständiges noch nicht gibt, sondern nur in einer geschichtlich noch offenen Form innerhalb des Jüdischen, kann es auch selbständige und eigene christliche liturgische Gestalt noch nicht geben. Dies führt uns zu einer grundlegenden Feststellung, deren Verkennen der eigentliche Fehler in allen Versuchen ist, die christliche liturgische Gestalt in unkritischer Direktheit aus dem Abendmahl herzuleiten. Wir müssen nämlich jetzt sagen: Das letzte Abendmahl Jesu ist zwar der Grund aller christlichen Liturgie,
aber es ist selbst noch keine christliche Liturgie. Im Jüdischen vollzieht sich der Einsetzungsakt des Christlichen, das aber noch keine eigene Gestalt als christliche Liturgie gefunden hat. Die heilsgeschichtliche Lage ist noch offen; es ist noch nicht definitiv entschieden, ob das Christliche als Eigenes aus dem Jüdischen heraustreten muß oder nicht. Wir könnten auch, um so deutlich wie möglich zu sein, in gerader Umkehrung der frühen Versuche der liturgischen Bewegung sagen: Das letzte Abendmahl begründet zwar den dogmatischen Gehalt der christlichen Eucharistie, aber nicht ihre liturgische Gestalt.
S. 39 hat geschrieben:Zunächst ist klar, daß der Wiederholungsbefehl Jesu sich gar nicht auf das letzte Abendmahl als solches und Ganzes bezogen hat, sondern allein auf die spezifischen eucharistischen Handlungen. Demgemäß wurde auch nicht jeweils das letzte Abendmahl als solches wiederholt; das ergab von selbst eine Änderung der Gesamtform und damit ein erstes Heraustreten einer eigenen christlichen Gestalt. Das Sättigungsmahl geht als geschlossene Einheit der eucharistischen Feier voraus; die nun miteinander verbundenen eucharistischen Handlungen folgen als eine eigene, durch das Dankgebet - die Eucharistia - verklammerte und überhöhte Handlung. So ist der Ablauf deutlich schon in 1 Kor 11, 17-34 zu erkennen
S. 41/42I hat geschrieben:Die christliche Eucharistie ist als solche nicht Wiederholung des letzten Abendmahles, das rein als solches nicht wiederholbar war; wenn dieses (wofür immer noch sehr vieles spricht) ein Paschamahl gewesen ist, so schied schon von daher die Wiederholbarkeit aus: Pascha ist ein einmaliges Fest im Jahr, an den Mondkalender gebunden; die Eucharistie dagegen wird wöchentlich gefeiert. Andererseits übernimmt sie aber doch wesentliche Elemente aus der Pascha-Tradition: den Anspruch des Festlichen und die umgrenzte Gemeinschaft mit genauen Zulassungsbedingungen. Sie beginnt schon in der apostolischen Phase deutlich ihre eigene Form zu bauen. Vielleicht könnte man diesen Vorgang verständlich machen, indem man sagt: Die eucharistischen Handlungen werden aus dem Kontext des Pascha herausgenommen und erhalten als ihren neuen Kontext den «Herrentag», das heißt den Tag der ersten Begegnung mit dem Auferstandenen. Das Hereintreten des Auferstandenen unter die Seinigen ist der neue Beginn, der den jüdischen Festkalender als das Vergangene hinter sich läßt und der eucharistischen Gabe ihren neuen Zusammenhang setzt.
Und schließlich S. 45:
Die Analyse des geschichtlichen Werdegangs bestätigt und vertieft so die These, die Jungmann eher vorsichtig von den liturgischen Quellen her angedeutet hatte; zugleich ist sichtbar geworden, daß in dieser Gestaltbestimmung zwar die glatte Anbindung der christlichen Liturgie an die Form des letzten Abendmahles Jesu abgelehnt, aber kein Hiatus zwischen Jesus und Kirche gesetzt ist. Die Gabe des Herrn ist keine starre Form, sondern eine lebendige Wirklichkeit, die geschichtlichem Wachstum offenstand, und nur wo dieses Wachstum angenommen wird, tritt man in die Kontinuität mit Jesus ein. Dem reformerischen Progressismus liegt auch hier wie so oft eine starre Sicht des christlichen Anfangs zugrunde, für die die Geschichte nur aus nebeneinandergesetzten und einander innerlich fremden Einzelstücken besteht, während die sakramentale Sicht der Kirche auf einer inneren Einheit des Wachsens beruht, das gerade im Voranschreiten die Treue hält und die wechselnden Zeiten der Geschichte in der Kraft des einen Herrn und seiner Gabe vereint. Sowohl diese formale Seite der Frage wie auch ihr inhaltliches Ergebnis können für das gegenwärtige Ringen der Kirche von höchster Bedeutung sein. Wo nämlich wieder begriffen wird, daß der Begriff der « Mahlgestalt» eine historisch nicht haltbare Vereinfachung ist und das Testament des Herrn statt dessen sachlich zutreffend unter dem Leitgedanken der Eucharistia gesehen wird, fallen viele der gegenwärtigen Alternativen wie von selber dahin. Vor allem löst sich die verhängnisvolle Trennung von liturgischer und dogmatischer Ebene auf, ohne daß das Eigene der beiden Bereiche verwischt würde: Eucharistia bedeutet ebenso das Geschenk der Communio, in der der Herr uns zur Speise wird, wie sie die Hingabe Jesu Christi bezeichnet, der sein trinitarisches Ja zu Vater im Ja des Kreuzes vollendetund in diesem Opfer uns alle dem Vater versöhnt hat.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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ad-fontes
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Re: Vatikan: Pro Multis = Für Viele

Beitrag von ad-fontes »

Vielen Dank für die beeindruckenden Zitate!
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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