Bernado hat geschrieben:Wenn Seraphina nur den Unterschied zwischen "vollkommener" und "unvollkommener Reue" kennt, hat sie nach der Papierform Recht (KKK 1452 und 1453, in Berufung auf das Konzil von Trient.). Die "unvollkommene Reue" erwächst danach aus Angst vor Strafe und Abscheu vor der Sünde, die vollkommene aus der Liebe zu Gott.
Praktisch bereitet diese Abgrenzung freilich große Schwierigkeiten; was am menschlichen Tun kann schon Anspruch auf Vollkommenheit erheben [...]?
Warum nicht einfach glauben, was die Kirche lehrt? Wenn der Mensch auch insgesamt unvollkommen ist, warum sollte er nicht dennoch zu vollkommener Reue fähig sein? Es gibt zahlreiche Vorbilder, die es beweisen.
Bernado hat geschrieben:[...] und woher kommt der Abscheu vor der Sünde wenn nicht zumindest auch aus der Liebe zu Gott?
Na, u.a. z.B. aus Angst vor Strafe.
Bernado hat geschrieben:Mit "aufrichtiger Reue" wollte ich vermeiden, diese Diskussion hervorzurufen, die auch wieder primär eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Buchhalter abgibt. Im konkreten Fall ist diese Frage nicht relevant, weil es ja nicht um die Reinigung durch die Reue, sondern durch die Beichte ging. Hier ist meine Position ganz eindeutig die, daß die Gläubigen sich auf das verlassen können, was der vom rechtmäßigen Bischof eingesetzte zuständige Priester sagt und tut, solange das nicht auf eine selbst für wenig geschulte Laien erkennbare Weise von der Lehre und Disziplin der Kirche abweicht.
Aber Bernado: Ein Schredder auf dem Mahltisch und ein Priester, der Zettel einsammelt. Das weicht wohl selbst für wenig geschulte Laien in erkennbare Weise von der Lehre und Disziplin der Kirche ab.
Bernado hat geschrieben:Das weist solchen Priestern eine schwere Verantwortung zu, und jeder von uns kann sicher leicht mehrere Priester benennen, die dieser Verantwortung nicht gerecht werden. Für die Laien bedeutet es bei weitem keinen "Persilschein". Wer an der Absolutionsfeier durch eine angebliche "Priesterin" teilnimmt, weil sein WSK-Gemeindepfarrer das empfohlen hat, kann keinen unüberwindlichen Irrtum für sich beanspruchen. Er sollte beim Weg aus dem Gemeindesaal besser nicht unters Auto kommen.
Du begründest in keiner Weise, warum eine Schredderbeichte einer Priesterinnenbeichte überlegen sein sollte. Du bist Dir sicher, dass die Priesterinnenbeichte nicht funktioniert, die Schredderbeichte aber vielleicht doch. Selbst wenn es sich tatsächlich so verhielte, was nun tun, angesichts der unsicheren Schredderbeichte?
Sinnvoller- und vernünftigerweise wird der mehr oder auch weniger geschulte Laie beides meiden und auch allen anderen empfehlen, das so zu handhaben. Und zwar aus Interesse am Heil des Schredderbeichtvaters, am Heil der "Priesterin", am Heil der anderen Leute und am eigenen Heil.
Bernado hat geschrieben:Aber daneben gibt es eine breite Grauzone, in der sich Gottes gnädiges Erbarmen zugunsten der von ihrer gefallenen Natur aus zum Irrtum geneigten Menschen auswirken kann und wird. Ich denke, es ist ein guter Grundsatz, immer davon auszugehen, daß dieses Erbarmen anderen zuteil wird - aber sich nie sicher zu wähnen, das auch selbst zu erhalten
Das ist falsch. Das Gebot der Nächstenliebe gebietet es, auch die anderen vor offenbaren liturgischen Missbräuchen zu warnen, vor allem auch dann, wenn sie das Heil der Leute betreffen. Sich mehr oder nur um sein eigenes Heil zu kümmern, wäre gegen das Gebot der Nächstenliebe.
Bernado hat geschrieben:oder gar zu "verdienen". Und genau da liegt die Hauptgefahr der Buchhalterei: Bei dem Irrglauben, durch eifriges Punktesammeln oder Böses vermeiden sich den Platz an der Seite des Herrn verdienen, erwerben und einklagbar sichern zu können.
Das Thema Buchhalterei fesselt Dich offenbar. Es hat aber nichts mit dem Video von der Schredderbeichte zu tun. Es blendet Dich nur und führt dazu, dass Du empfiehlst, dass sich jeder um das eigene Heil kümmere und sich nicht um das Heil der anderen sorge, wobei die Gefahr, um die es geht, ein und dieselbe ist.
Bernado hat geschrieben:Ich denke, es ist ein guter Grundsatz, immer davon auszugehen, daß dieses Erbarmen anderen zuteil wird - aber sich nie sicher zu wähnen, das auch selbst zu erhalten
Vergleiche das mal mit irdischen Gütern: Ein jeder sorgte sich um sein Brot, sein Hab und Gut, seinen Geldbeutel, sein Ansehen, seine Wellness, und ginge davon aus, dass es den anderen schon zuteil werde.