Rund um die Heiligen Stätten in Jerusalem und Bethlehem

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Erich_D
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Beitrag von Erich_D »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Der russische Zar trat (infolge des Untergangs des oströmischen Reichs) als Schutzherr der gesamten östlichen (orthodoxen) Christenheit auf.
Jeder Pakt mit der Staatsmacht ist ein Pakt mit dem Satan. Die Kirchen, östlich wie westlich, sollten, so ihnen solche Schutzherren und Schutzmächte Hilfe antragen, sich erstmal bekreuzigen, sodann höflich, aber entschieden, das Anerbieten einer solchen "freundlichen" Umarmung zurückweisen. In der Hand, die sich derart schützend um die Kirche schlingen will, liegt stets ein Dolch, den die Kirche, östlich wie westlich, früher oder später im Rücken stecken fühlt.

Da führte ihn der Teufel auf einen Berg hinauf und zeigte ihm in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde. Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. (Lk 4, 5-6).
"Spiel nicht mit den Schmuddelkindern sing nicht ihre Lieder. Geh doch in die Oberstadt mach´s wie deine Brüder", so sprach die Mutter, sprach der Vater, lehrte der Pastor."

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Vorsicht, Erich, willst du das Nicænum verwerfen? Von der gesamten Kirchengeschichte seitdem gar nicht zu reden?

Ich werde übrigens selber nicht müde zu predigen, daß alle irdischen Staaten der Sphäre Babylons angehören, dem Weltstaat, der civitas terrena, die untertan ist dem princeps hujus mundi.

Das heißt aber nicht, daß wir nicht die irdischen Staaten nach dem göttlichen Gesetz umgestalten sollten, im Sinne der Harmonie oder Symphonie zwischen Kirche und Staat nach östlichem Modell oder, nach westlicher Redeweise, im Sinne der Anerkennung der Königtums Christi durch den irdischen Staat.

Schließlich gebrauchen auch wir Gläubigen des Friedens von Babylon. Utimur et nos pace Babylonis. Utimur, non fruimur.

Auf Satan herein fallen wir immer dann, wenn wir die christliche Umgestaltung des irdischen Staats mit dem Weg des Heils verwechseln. Oder wenn wir diese Umgestaltung (oder was wir dafür halten) mit der Freiheit der Kirche bezahlen.

Hier und heute allerdings gibt es keine Basis mehr für eine Symphonie von pilgernder Kirche und irdischem Staat. Doch darum dürfen wir das Prinzip solcher Symphonie an sich nicht verwerfen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Ralf

Beitrag von Ralf »

Robert Ketelhohn hat geschrieben: Im übrigen finde ich die ganze Debatte hier äffisch, genau wie das Gezänk im Heiligen Land.
Abt Benedikt der dt. Benediktinerabtei "Hagia Maria Sion" in Jerusalem hatte mal allen bischöflichen Vertretern der dort anwesenden Denominationen vorgeschlagen, man könnte sich ja, ohne auch nur irgend etwas am Status Quo zu rütteln, sich Gründonnerstag gegenseitig im Abendmahlssaal die Füße waschen.

Er bekam nur zwei positive Rückmeldungen.

Ein befreundeter Franziskaner, Islamwissenschaftler und des Türksichen und Arabischen mächtig, konnte über diesen Vorschlag leider nur lächeln. Auch wenn er die Idee selber versteht und gutheißt(!), meinte er: "Das ist der Orient. Das geht so etwas nicht. Nett naiv deutsches Denken." Außerdem gebe es die Abtei ja erst seit hundert Jahren, die sind also erst "gestern" angekommen, auf Land, welches von einem dt. prot. Kaiser gekauft wurde, somit gelten die als Ausländer eh weniger.
An sich sollte ein Patriarch im Heiligen Land genügen, und der ganzen Jerusalemer Tradition nach müßte das eigentlich ein Byzantiner sein. Der gegenwärtige heißt Irenæus und wurde soeben nach langem Gezerr vom israelischen Besatzungsregime anerkannt. Freilich sind alle sechs Riten der Kirche in Jerusalem vertreten – begreiflicherweise, denn auch die Pilger kommen von überall her –, davon aber drei sozusagen „autokephal“, mit eigenem Patriarchen (bzw. Katholikos), nämlich Griechen, Lateiner und Armenier.

Das ist zwar nicht im Sinne der ursprünglichen Verfassung der Kirche, jedoch ein Faktum, das zunächst einmal als gegeben anzunehmen ist, auch wenn es historisch vor allem die Folge politisch motivierter Streitigkeiten war.
Am schönsten fände ich die Idee, dass es einen Patriarachen gibt, der sowohl Byzantiner als auch Lateiner, Armenier etc. ist. Genauso wie es für die Stadt Jerusalem politisch einen Sonderstatus bedarf (und der wird ja von der Kirche eingefordert), ist dieser kirchenrechtlich/ritentechnisch vonnöten.

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Niels
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Re: Die Grabstätte Jesu in griechischer und russischer Hand?

Beitrag von Niels »

Geburtskirche: Armenier verprügeln Griechen
http://www.katholisches.info/?p=5898#more-5898
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cantus planus
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Re: Rund um die Heiligen Stätten in Jerusalem und Bethlehem

Beitrag von cantus planus »

Alle Jahre wieder. :pfeif:
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holzi
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Re: Rund um die Heiligen Stätten in Jerusalem und Bethlehem

Beitrag von holzi »

cantus planus hat geschrieben:Alle Jahre wieder. :pfeif:
Ja, immer zum Weihnachtsputz. Ich bin ja schon heilfroh, daß von den Franziskanern da nie was zu lesen ist. Man hört immer nur von den Armeniern und den Griechen, die sich prügeln, auch in Jerusalem. Da wundere sich noch einer, wenn die Christen im Heiligen Land immer weniger werden. :vogel:

Raimund J.
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Re: Rund um die Heiligen Stätten in Jerusalem und Bethlehem

Beitrag von Raimund J. »

cantus planus hat geschrieben:Alle Jahre wieder. :pfeif:
Gemäss der Tradition! :patsch:
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cantus planus
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Re: Rund um die Heiligen Stätten in Jerusalem und Bethlehem

Beitrag von cantus planus »

Hmmm... du meinst, das könnte bereits ein legitimer Ritus sein? :hmm:
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Niels
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Re: Rund um die Heiligen Stätten in Jerusalem und Bethlehem

Beitrag von Niels »

cantus planus hat geschrieben:Hmmm... du meinst, das könnte bereits ein legitimer Ritus sein? :hmm:
Diese langjährige Gewohnheit ist ja ausreichend dokumentiert...
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Maurus
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Re: Rund um die Heiligen Stätten in Jerusalem und Bethlehem

Beitrag von Maurus »

Niels hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Hmmm... du meinst, das könnte bereits ein legitimer Ritus sein? :hmm:
Diese langjährige Gewohnheit ist ja ausreichend dokumentiert...
Ungeklärt ist allerdings, ob dieselbe Tradition auf Kirchweihfesten älter ist ;D.

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Niels
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Re: Rund um die Heiligen Stätten in Jerusalem und Bethlehem

Beitrag von Niels »

Maurus hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Hmmm... du meinst, das könnte bereits ein legitimer Ritus sein? :hmm:
Diese langjährige Gewohnheit ist ja ausreichend dokumentiert...
Ungeklärt ist allerdings, ob dieselbe Tradition auf Kirchweihfesten älter ist ;D.
:kugel:
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Gamaliel
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Re: Rund um die Heiligen Stätten in Jerusalem und Bethlehem

Beitrag von Gamaliel »

Die Franzikaner haben eine informative Webseite zur Grabeskirche online gestellt. Die Kirche ist auch mittels "virtueller Tour" erkundbar:

Holy Sepulchre

Grammi
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Re: Rund um die Heiligen Stätten in Jerusalem und Bethlehem

Beitrag von Grammi »

Nachdem ich vor kurzem mit einem grichisch-katholischem Diakon etwas länger über die ganze Thematik gesprochen habe, gebe ich hier auch mal meinen Senf ab:

Das ganz große Problem an der Grabeskirche ist der Status Quo. Gleichzeitig ist der Status Quo das einzige, was Mord und Totschlag verhindert, und dass meine ich hier nicht im übertragenem Sinne, sondern wortwörtlich.

Der Status Quo legt, verkürzt gesagt, fest, dass alles so zu bleiben habe, wie es zum Zeitpunkt, an dem dieser festgelegt wurde, war. Das schließt übrigens auch die liturgischen Riten und Gewänder mit ein, die so in der Grabeskirche so manche Reform überdauern. Es führt aber auch dazu, dass selbst eine nicht mehr verwendete Leiter nicht entfernt werden kann, weil nicht klar ist, in wessen Kompetenz sie fällt. Und da jedes Entfernen dieser Leiter durch einen Vertreter einer der in der Grabeskirche anwesenden Gemeinschaften / Kirchen als potenzieller Versuch, die eigene Stellung zu verbessern, gesehen wird, steht da halt eine Leiter seit Jahrzehnten nutzlos rum.

Auch die Renovierungsarbeiten am Allerheiligsten kranken daran, dass derjenige, der den ersten öffentlichen Vorschlag macht bzw. die Renovierungsarbeiten beauftragt, denen dann die anderen zustimmen (sei es nun explizit oder concludent), eine Machtzuschreibung erfährt. Denn derjenige, der Renovierungsarbeiten beauftragt, das ist der Eigentümer. Und schon haben wir einen Grund, warum nichts voran geht.

Man sollte bei den "Prügelmeldungen" aber nicht vergessen: Schlechte Nachrichten sind die besten Nachrichten, in diesem Falle, wohl auch die einzigen, die wir hören.
Niels hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Hmmm... du meinst, das könnte bereits ein legitimer Ritus sein? :hmm:
Diese langjährige Gewohnheit ist ja ausreichend dokumentiert...
Ungeklärt ist allerdings, ob dieselbe Tradition auf Kirchweihfesten älter ist ;D.
:kugel:
Die Prügelei auf der Kirta steht schon im Rituale Bavariensis, und hat durch ihre Tradition aus altvorderen Zeiten den Charakter eines unumstößlichen Privilegs, welches aber nur für alle Gebiete innerhalb des Weißwurschtäquators gilt. ;)

Gruß
Grammi

Pilgerer
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Re: Rund um die Heiligen Stätten in Jerusalem und Bethlehem

Beitrag von Pilgerer »

Grammi hat geschrieben:Auch die Renovierungsarbeiten am Allerheiligsten kranken daran, dass derjenige, der den ersten öffentlichen Vorschlag macht bzw. die Renovierungsarbeiten beauftragt, denen dann die anderen zustimmen (sei es nun explizit oder concludent), eine Machtzuschreibung erfährt. Denn derjenige, der Renovierungsarbeiten beauftragt, das ist der Eigentümer. Und schon haben wir einen Grund, warum nichts voran geht.
Vielleicht sollten die Beteiligten bedenken, dass das Haus nicht ihnen, sondern Gott gehört, und dass die Vergötzung bestimmter Teile der Kirche nicht gerade gut ist.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

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