Untreue zum Lehramt - ein spezifisch deutsches Problem?

Allgemein Katholisches.
Benutzeravatar
cathol01
Beiträge: 1562
Registriert: Mittwoch 17. Dezember 2003, 14:38
Wohnort: Archidioecesis Luxemburgensis
Kontaktdaten:

Untreue zum Lehramt - ein spezifisch deutsches Problem?

Beitrag von cathol01 »

Ist die Untreue zum Lehramt ein spezifisch deutsches Problem?
Radio Vatikan hat geschrieben:Zur Einheit mit Rom hat der Papst Bischöfe aus Entwicklungsländern aufgerufen. Einer Gruppe von Bischöfen sagte er heute in seiner Sommerresidenz Castelgandolfo: "Ich freue mich darüber, dass eure Ortskirchen so lebendig sind. In allen verschiedenen Kulturen sollten sie aber die Einheit der einen Kirche Jesu zeigen - und das heißt: Treue zum Lehramt. Es muss eure erste Sorge sein, die Integrität des Glaubens und die Einheit der Kirche zu wahren."
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

Benutzeravatar
Edi
Beiträge: 11362
Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Re: Untreue zum Lehramt - ein spezifisch deutsches Problem?

Beitrag von Edi »

cathol01 hat geschrieben:Ist die Untreue zum Lehramt ein spezifisch deutsches Problem?
Radio Vatikan hat geschrieben:Zur Einheit mit Rom hat der Papst Bischöfe aus Entwicklungsländern aufgerufen. Einer Gruppe von Bischöfen sagte er heute in seiner Sommerresidenz Castelgandolfo: "Ich freue mich darüber, dass eure Ortskirchen so lebendig sind. In allen verschiedenen Kulturen sollten sie aber die Einheit der einen Kirche Jesu zeigen - und das heißt: Treue zum Lehramt. Es muss eure erste Sorge sein, die Integrität des Glaubens und die Einheit der Kirche zu wahren."
Natürlich nicht, aber wohl in deutschen Landen besonders ausgeprägt.

Vielleicht geistert hier Luther noch immer als Unruhestifter im Jenseits herum und sucht die Menschen zu verwirren.

Cicero
Beiträge: 979
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26

Re: Untreue zum Lehramt - ein spezifisch deutsches Problem?

Beitrag von Cicero »

Edi hat geschrieben: Natürlich nicht, aber wohl in deutschen Landen besonders ausgeprägt.

Vielleicht geistert hier Luther noch immer als Unruhestifter im Jenseits herum und sucht die Menschen zu verwirren.
Naja, die Unruhestifter, um bei Deinem Wort zu bleiben,sind recht diesseitig.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Thierry, das deutsche Gemüt ist so ... Das macht sich nicht inur in Bezug auf die Kirche bemerkbar.

Daran kann man nichts ändern. Die Deutschen neigen zur Innerlichkeit, Grübelei und zur Selbstzerfleischung.

Und wenn das dann zur Nabelschau degeniert ...

Geronimo

Benutzeravatar
beatrice
Beiträge: 126
Registriert: Sonntag 13. Juni 2004, 16:56

Beitrag von beatrice »

Geronimo hat geschrieben:Thierry, das deutsche Gemüt ist so ... Das macht sich nicht inur in Bezug auf die Kirche bemerkbar.

Daran kann man nichts ändern. Die Deutschen neigen zur Innerlichkeit, Grübelei und zur Selbstzerfleischung.

Und wenn das dann zur Nabelschau degeniert ...

Geronimo
Ja und sie wissen alles besser und retten die Welt ... (Achtung Ironie) :roll:

Beatrice

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Ja, so isses wohl ...

Diesselben Eigenschaften können durchaus Positives bewirken (das Volk der Dichter und Denker) ... nur leider eben auch sehr stagnierend wirken.

Wir werden's nicht ändern ... ;)

Geronimo

Benutzeravatar
roncalli
Beiträge: 739
Registriert: Sonntag 15. August 2004, 16:34

Beitrag von roncalli »

Macht euch diesbezüglich nicht zu viel Sorgen, ihr lieben Deutschen. Ihr seid nicht die Ausnahme. Überall, wo Dokumente des Lehramtes gelesen werden, werden sie auch kritisiert: in Asien, Afrika, Südamerika, USA ..., sogar in Österreich! Aber kaum sonst wo geschieht der Protest "gegen Rom" mit so tierischem Ernst und so großer Entrüstetheit als in Deutschland.
So zumindest kommt es mir manchmal vor...

Edith
Beiträge: 2544
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 20:38

Beitrag von Edith »

roncalli hat geschrieben: ... Überall, wo Dokumente des Lehramtes gelesen werden, werden sie auch kritisiert: ....
ich würde sogar sagen: besonders dort, wo sie NICHT gelesen werden, werden sie am heftigsten kritisiert.....
:D

Benutzeravatar
cathol01
Beiträge: 1562
Registriert: Mittwoch 17. Dezember 2003, 14:38
Wohnort: Archidioecesis Luxemburgensis
Kontaktdaten:

Beitrag von cathol01 »

Edith hat geschrieben:
roncalli hat geschrieben: ... Überall, wo Dokumente des Lehramtes gelesen werden, werden sie auch kritisiert: ....
ich würde sogar sagen: besonders dort, wo sie NICHT gelesen werden, werden sie am heftigsten kritisiert.....
:D
Manches kann man aber nicht lesen.
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Man braucht nicht alles lesen, aber das, was man kritisieren will, muss man lesen. l
Die allermeisten stützen ja bekannterweise ihre Kritik auf Zitate aus den Medien, die sie wiederkäuen. Die wenigsten machen sich die Mühe, Texte ganz zu lesen.

Es ist wohl so, dass allein die Tatsache, dass etwas aus Rom kommt, bei einigen Tränen der Entrüstung in die Augen treibt. Die Leute suchen das, was zu ihnen persönlich paßt, und wehe, sie finden es nicht. Es fehlt vielerorten das Abstraktionsvermögen und die Fähigkeit, zu verstehen, dass man selbst nicht im Mittelpunkt steht.

Noch schlimmer als diese nicht vorhandene Reflexion ist aber, dass andere, die etwas gelassener auf alles reagieren, als autoritätshörig hingestellt werden.

Ich würde es nicht als Untreue zum Lehramt definieren, sondern vielmehr als Problem mit dem Begriff Lehramt als solchem.

Geronimo

Bernd
Beiträge: 96
Registriert: Dienstag 13. Januar 2004, 12:01

Beitrag von Bernd »

Und nicht zu vergessen: Es geht hier um ein Land, in der Treue, Loyalität, ja meinetwegen sogar "Gehorsam" aufs Übelste missbraucht wurden. Das wird noch lange nachwirken.
Als Ausweg wäre denkbar, dass das Lehramt weiterhin (ich will die bisherigen Versuche nicht abwerten) an seiner Dialogfähigkeit arbeitet und auf diese Art die "Basis" veranlasst, das selbe zu tun.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Damit trifft du ungewollt den wunden Punkt, Bernd ... das Lehramt ist nicht für Deutschland und seine Problemchen und Nötchen entstanden; es existiert auf einer ganz anderen Ebene. Es ist die Essenz des christlichen Glaubens auf dieser Erde und nicht an eine bestimmte Gruppe, ein Volk oder bestimmte Personen gerichtet oder gebunden.

Es wird ja auch offenbar auch oft nicht unterschieden, ob es sich um unumstößliche Aussagen des Lehramtes handelt oder einfach nur innerkirchliche Debatten.

Das Lehramt ist keine pädagogische Instanz; nicht einmal eine Instanz der Glaubensvermittlung. Es ist eine Instanz der Bewahrung des Glaubens durch alle Turbulenzen der Zeit. Und hat sich damit auch bewährt.

Die Vermittlung und Anleitung obliegt den vor Ort tätigen, den Kardinälen, Bischofen und Priestern.

So wie du argumentierst, könnte ja jedes Völkchen der Erde seine spezifische Defizite reklamieren und Extra-Würste verlangen.

Das ist eigentlich genau das deutsche Problem - alles auf sich zu beziehen.

Geronimo

Benutzeravatar
roncalli
Beiträge: 739
Registriert: Sonntag 15. August 2004, 16:34

Beitrag von roncalli »

Geronimo hat geschrieben: Das Lehramt ist keine pädagogische Instanz; nicht einmal eine Instanz der Glaubensvermittlung. Es ist eine Instanz der Bewahrung des Glaubens durch alle Turbulenzen der Zeit. Und hat sich damit auch bewährt.
Die Vermittlung und Anleitung obliegt den vor Ort tätigen, den Kardinälen, Bischofen und Priestern.
Ich gebe dir weitgehend Recht, Geronimo, wenn du mit "Lehramt" hier primär die Glaubenskongregation und deren Dokumente im Auge hast.
Der theologische Begriff "Lehramt" umfasst aber schon mehr (alle Bischöfe als Hirten und Lehrer...) Glaubensvermittlung lässt sich aus dem Verkündigungsdienst der Kirche auf keiner Ebene ganz ausklammern, sondern gehört wesentlich dazu. Nicht jede Instanz der verkündigenden Kirche ist freilich in gleicher Weise damit befasst.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Ja, ich fasse den Begriff so. Lehramt - als für mich lesbare Glaubensgrundlage der Katechismus, die Dogmen, das Credo. Also das, was die katholische Lehre in ihrer Substanz ausmacht.

Sicher sind die Hirten dann damit beauftragt, diese Lehre an uns zu vermitteln bzw. auf ihre Auslegung zu achten und darüber zu wachen, dass sie erhalten bleibt. Doch ist dies eine andere Ebene, da sie ja bereits selbst an das Amt Gebundene sind, die nicht allein von sich selbst aus sprechen.

Will sagen - ich kann mich aufregen und tue es auch fürchterlich über z.B. diese Bischof Krenn - Vatikan Geschichte, doch hat mein Zorn darüber nichts mit dem Lehramt zu tun. Ich ärgere mich über menschliches Versagen, Lieblosigkeit und Desinteresse. Und ich würde das auch niemals als Kritik am Lehramt sehen oder verpacken.

Das Lehramt ist für mich so wichtig, weil ich daran meinen eigenen moralischen Entscheidungen beurteilen kann. Der Katechismus ist die Richtlinie, inwieweit ich mit meinen eigenen Auffassungen noch auf dem Boden der katholischen Lehre stehe. Nicht der Bischof oder ein Priester. Diese können Fehler machen. Auch dies muss ich irgendwo erkennen können.

Wahrscheinlich gehen die Meinungen darüber, was Lehramt eigentlich bedeutet, wirklich auseinander.

Untreue zum Lehramt (wie ich es definiere) kann es für mich nicht geben, weil ich dann nicht mehr katholisch wäre. Und ich muss auch erkennen können, inwieweit diejenigen, die mit meinem geistlichen Wohlergehen beauftragt sind, sich an dieses Lehramt gebunden fühlen.

Geronimo

Ralf

Beitrag von Ralf »

Naja, das Lehramt heißt ja Lehramt und nicht Bewahramt, Es ist die Aufgabe dieses Amtes zu lehren, und zum Lehren gehört nun einmal die Vermittlung des Lehrinhaltes.

Geronimo

Beitrag von Geronimo »

Klar doch.

Aber indem man es lehrt, bewahrt man es auch für die nachkommenden Generationen ...

Wenn die Inhalte des Lehramtes nicht mehr klar sind, ist auch die Vermittlung allen möglichen Eventualitäten anheimgegeben.

Vielleicht ist es auch so, dass manche Menschen das Lehramt einfach personifizieren, das ganze an bestimmten Leuten festmachen ... und es gar nicht mehr als unser Glaubensgebäude ansehen, unsere Substanz.
Sie führen sich nachgerade auf, als wolle ihnen jemand persönlich ans Leder ...

Geronimo

Benutzeravatar
roncalli
Beiträge: 739
Registriert: Sonntag 15. August 2004, 16:34

Beitrag von roncalli »

Geronimo hat geschrieben:Ja, ich fasse den Begriff so. Lehramt - als für mich lesbare Glaubensgrundlage der Katechismus, die Dogmen, das Credo. Also das, was die katholische Lehre in ihrer Substanz ausmacht.
Du meinst die verlässlichen Urkunden und Grundlagen der kirchlichen Lehre. Diese muss das Lehramt der Kirche bewahren, aber auch auslegen und den Menschen vermitteln. "Macht alle Völker zu meinen Jüngern!" - Das ist das Ziel kirchlichen Lehrens. Es geht immer darum, den Glauben an Christus zu wecken und zu fördern.
Dein Anliegen verstehe ich allerdings auch sehr gut, Geronimo.

Edith
Beiträge: 2544
Registriert: Sonntag 5. Oktober 2003, 20:38

Beitrag von Edith »

cathol01 hat geschrieben:
Edith hat geschrieben:
roncalli hat geschrieben: ... Überall, wo Dokumente des Lehramtes gelesen werden, werden sie auch kritisiert: ....
ich würde sogar sagen: besonders dort, wo sie NICHT gelesen werden, werden sie am heftigsten kritisiert.....
:D
Manches kann man aber nicht lesen.
ja, das mag sein. Ich kann aber nicht sagen, etwas sei blöd, wenn ichs nicht gelesen habe. (Vom "verstanden habe" reden wir mal noch gar nicht).
In einem Meeting im Büro würde ich hochkant rausfliegen, wenn ich eine Wortmeldung zu etwas abgebe, das ich weder gelesen, noch verstanden habe.
:ratlos:
Aber in Sachen Kirche wissen ja immer alle über alles total genau bescheid. Es lebe das fundierte Halbwissen. :D

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema