Ich denke das hat überhaupt nichts mit Selbstverwirklichungswünschen und Angeboten, die es heute gibt und früher nicht gab zutun. Der Staat bestraft Ehebruch nicht mehr. Somit wird heute mehr und vorallem offen Ehebruch begangen was früher unmöglich, bzw so teuer und rufschädigend, daß es sich ziemlich wenig Leute leisten wollten oder auch konnten.Bernado hat geschrieben:Der Psalmist singt: Unser Leben währt 70 Jahre, und wenn es viele sind, 80. Im prinzip hat sich nicht so viel geändert. Aber: Es gab einme große Kindersterblichkeit - für unser Thema ohne Belang. Und wer sich bei einem Unfall ernstlich verletzte oder krank wurde, hatte nur eine greringe Überlebenschance. Die durchschnittliche Lebensdauer (Kindersterblichkeit mitgerechnet) lag bei wenig über 30 Jahren - aber wer erst einmal 15, 16 Jahre alt geworden war, hatte eine gute Prognose auf weitere 30 und mehr Jahre.Marion hat geschrieben:Sind die Leute damals wirklich mit 30 rum gestorben? Das bezweifle ich.pierre10 hat geschrieben:zu Christi Zeiten dauerte eine Ehe, wenn es die denn damals schon gab, sagen wir ein festes Zusammenleben höchstens 15 Jahre, dann starb meist einer der Partner.
Wenn das aber stimmen sollte, daß eine Ehe gefährdeter wird je länger sie schon hält, dann sollte man auf gar keinen Fall vor der Ehe schon mit eheähnlicher Beziehung beginnen
Ich denke, es ist nicht die Zeitdauer als solche, die Ehen scheitern läßt, sondern die Tatsache, daß unsre Lebenszeit von viel mehr Veränderungen erfüllt ist als früher. Bis in die Neuzeit hinein war das Leben doch sehr stark von Konventionen und überindividuellen Festlegungen bestimmt - das bildete ein Gerüst, das Halt gab. Die Vorstellung der persönlichen Selbstverwirklichung war praktisch unbekannt - man hatte ein Rolle, und die war zu erfüllen.
Dieses Gerüst gibt es kaum noch, und die Menschen verändern sich in wenigen Jahrzehnten stark mit den wechselnden Anforderungen, denen sie ausgesetzt sind - beruflich wie privat. Da bedarf es schon einer ganz besonderen Kraftanstrengung, wenn eine "Beziehung" nach einigen Jahrzehnten immer noch den Erwartungen entspricht, die man glaubt, zwecks "Selbstverwirklichung" an sie stellen zu können oder gar zu sollen.
Aber gerade das entwertet natürlich auch das Argument von dem "sich richtig kennenlernen" bevor man heiratet: Ob mit oder ohne Probezeit: Kein Partner kann garantieren, daß er nach 10, 20 Jahren noch der ist, der damals zum Traualtar/Standesamt ging, und wenn da nicht beiderseits bewußt an der Erhaltung und Herstellung von Gemeinsamkeit gearbeitet wird, sieht es schlecht aus.
Außerdem sind die Gesetze heute auch so, daß sich ein Ehebrecher finanziellen Vorteil verschaffen kann indem er sich scheiden lässt. Auf Kosten des Opfers (Ich nenne ihn Opfer, weil vor der Gesetzesänderung er eher Schadensersatz bekommen hätte anstatt nun dem Ehebrecher Geld geben zu müssen).
Das alles macht die Ehen weniger dauerhaft. Ich denke, daß die Ehen wie durch ein Wunder wieder stabil werden würden wenn man nur das Ehebruchgesetz wieder reinnehmen würde.