Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

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Bernado
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Bernado »

cantus planus hat geschrieben:Ganz in den Spuren Johannes Pauls des Großen plant offenbar auch Papst Benedikt XVI. ein theologisch problematisches Entschuldigungsritual: http://www.kath.net/detail.php?id=2658
Die Theologische Seite muß man sehr ernst nehmen - gerade auch vor dem Hintergrund der hier zitierten Überlegungen von Gustav Seibt in der Süddeutschen. Ich vertrauen aber zunächst mal darauf, daß der Papst sich dieser Problematik sehr wohl bewußt ist und es schafft, diesen Gang auf des Messers Schneide zu bewältigen. Er wird dabei darauf vertrauen können, daß die Mediengesellschaft nicht begrifflich, sondern ideografisch denkt. Allerdings gilt das auch für die Mehrzahl der Katholiken, die schließlich nicht durch unklare und mißverständliche Zeichen in die Irre geführt werden dürfen.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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Bernado
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Bernado »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Ich stieß heute durch Zufall auf einen Aufsatz Josef Ratzingers, der besser verdeutlicht, was ich sagen will. Der Titel des Aufsatzes: Der Christ und die Welt von heute. Der Aufsatz ist bereits von 1973, aber ich denke, die Situation hat sich nicht wesentlich verändert. (...)

Für den Einzelnen gilt: Die moderne Welt bietet viele Möglichkeiten, die Ansprüche des Evangeliums umzusetzen. Der Christ ist also zu einer Bejahung der modernen Welt gerufen, die allerdings ihre Kritik nicht auschließt. Es ist ein "kritisches Ja".

Für die Kirche als Gesamtheit heißt dies: Nicht Abgrenzung und Schaffung einer eigenen Welt, sondern Durchdringung der Welt mit dem Geist Christi und dem Evangelium.

Beide Konzepte, sowohl das der kritischen Bejahung wie auch das der Durchdringung der Welt, schließen imho einen scharfen Welt/Kirche-Dualismus aus.
Der Zufall ist ein schlechter Wegführer, wenn man schon die Wegmarken nicht kennt. Auf wenigen Gebieten ist im Denken Ratzingers eine stärkere Entwicklung (nicht Bruch) feststellbar als auf dem der Beziehung zur "Welt". Schon 1975 zeichnet Josef Ratzinger in "Kirche und Welt - zur Frage der Rezeption des 2. Vatkanums" hier ein wesentlich kritischeres Bild. Er unterscheidet zwischen Gottes guter Welt und der Welt als Gesellschft. Er zeichnet ein Bild von der Kirche, die als "nicht von dieser Welt" im beständigen Streit mit der "Gesellschaft der Welt" liegt - wobei sich die Formen dieses Streites historisch stark ändern.

Keine Veränderung gibt es demgegenüber bei der Aufgabe, die Welt zu überwinden. Das ist inhalt und Ziel des "Durchdringens", deshalb muß man sich auf die Welt einlassen - quasi als Kämpfer. Das zu unterschlagen oder herunterzuspielen ist ein Hauptgrund unserer aktuellen Miseren und die Ursache der Entwaffnung, die viele gegenüber der "Welt" empfinden.
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Gamaliel
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Gamaliel »

Gibt es da neben dem theologischen - als wichtigstem - Aspekt, nicht auch noch andere?

- Wenn sich der Papst für Vergehen Einzelner entschuldigt und damit gleichsam als dafür (mit-)verantwortlich deklariert, könnte man ihn doch mit Recht auch (medial) zur Verantwortung ziehen?

- Wenn sich der Papst, als "Vertreter" der Kirche für Vergehen Einzelner entschuldigt, dann könnte das doch auch rechtliche Bedeutung gewinnen, oder? Manche Juristen versuchen ja bereits Klagen vorzubereiten/einzubringen, in denen die Verantwortung der Kirche behauptet wird. Der Nachweis dürfte nach einer solchen Entschuldigung leichter zu führen sein.

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Bernado
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Bernado »

Gamaliel hat geschrieben:Gibt es da neben dem theologischen - als wichtigstem - Aspekt, nicht auch noch andere?

- Wenn sich der Papst für Vergehen Einzelner entschuldigt und damit gleichsam als dafür (mit-)verantwortlich deklariert, könnte man ihn doch mit Recht auch (medial) zur Verantwortung ziehen?

- Wenn sich der Papst, als "Vertreter" der Kirche für Vergehen Einzelner entschuldigt, dann könnte das doch auch rechtliche Bedeutung gewinnen, oder? Manche Juristen versuchen ja bereits Klagen vorzubereiten/einzubringen, in denen die Verantwortung der Kirche behauptet wird. Der Nachweis dürfte nach einer solchen Entschuldigung leichter zu führen sein.
Medial sehe ich diese Gefahr stärker als juristisch - aber man sollte sich nicht auf die "Justiz" der Gottlosen verlassen.
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Raphael

Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Raphael »

In diese Auseinandersetzung zwischen Kirche und Welt paßt auch die Einschätzung, welche Prof. Dieter Hattrup zum 100. Geburtstag von Karl Rahner abgab. Schließlich ist Karl Rahner im deutschsprachigen Raum DER Exponent der anthropozentrischen Wende in der Theologie des 20. Jahrhunderts.

Hattrup schreibt in ThGl 94 (2004) 551-555:
Ich brauchte eine andere Grundlage für das Denken. Der Glaube darf nicht erzittern vor der Welt, vor den Erfolgen der Wissenschaft, vor der Autonomie. Die Bäume wachsen nicht in den Himmel, alles bleibt endlich, auch wenn die Erfolge zunehmen. Die wurde meine Grundlage: "Das Streben nach absoluter Gewißheit war der Versuch, den Glauben überflüssig zu machen. Dies hat sich als unmöglich erwiesen." (Weizsäcker: Zeit und Wissen, 1992, 51) Es gibt eine Säkularisierung, die entgleist ist, und mit Rahner kann man den Zug nicht wieder aufs Gleis heben.
....
Auf der Grundlage des Rahnerschen Denkens, stellte ich betrübt fest, es gibt keinen Weg in die Zukunft. Rahner ist ein Stück des notwendigen Weges gegangen, aber wenn wir auf seinem Weg bleiben, landen wir in der Sackgasse. Wir müssen die Welt fragen können, ob sie sich ihres Weges sicher ist.
Eine Übernahme von weltlichen Werten in den kirchlichen Raum führt zwangsläufig dazu, daß die Christenheit die Welt nicht mehr fragen kann, ob sich denn die Welt ihres Weges sicher sei.

Stephen Dedalus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Stephen Dedalus »

Bernado hat geschrieben:Das zu unterschlagen oder herunterzuspielen ist ein Hauptgrund unserer aktuellen Miseren und die Ursache der Entwaffnung, die viele gegenüber der "Welt" empfinden.
Ist das ein Vorwurf, den man Herrn Ratzinger macht? Das ist bedauerlich...

Ratzingers Aufsatz wurde von mir angeführt, weil er zum Ausdruck bringt, wie die Kirche sich zur Welt stellen sollte. Daß bestimmten Gruppen - gerade heute - diese Aussagen ein Dorn im Auge sind, war abzusehen. Dafür bedurfte es keines weiteren Belegs.

Fassen wir zusammen:
Der Christ sagt: Die Welt braucht das Evangelium.
Der Traditionalist sagt: Die Welt ist böse.

Mitunter frage ich mich jedoch, wofür in der angstvoll-engen Tradiwelt überhaupt Platz ist, bei so vielen Abwehrkämpfen, die man an allen Fronten führt.
Zuletzt geändert von Stephen Dedalus am Dienstag 27. April 2010, 09:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Linus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Linus »

Was wirklich wichtig ist
Die Lehren für die Kirche nach der Mixa-Krise
http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=121249&kat=3
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taddeo
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von taddeo »

Ebenfalls sehr lesenswert - vor allem die Schlußfolgerungen sprechen mir aus der Seele: Der Zerfall eines Systems
Eine echte Reform fängt, so banal es klingt, bei der staats-kirchlichen Finanzverquickung an. Es muß diesbezüglich wieder Gottes und des Kaisers sein, was Gottes und des Kaisers ist, ansonsten wird das an sich nie spannungsfreie Miteinander von Kirche und Staat zur finanzierten Kumpanei. Man bekommt zwar für Gotteskaiserdienste leicht die Narrenkappe - aber keinen Respekt.

Im Gegenteil: Die Kirche wird zum Tanzbär in der Manege der Tagespolitik, der mit dem Geldring in der Nase tollpatschige Kreise dreht. Der Beifall des Publikums ist ihm sicher, jedoch als Hohn und Verachtung! Denn eigentlich ist der Bär doch frei. Er müsste den Ring nicht tragen. Deshalb einige einfache Vorschläge, die der Kirche wieder zu einer ihr angemessenen Souveränität verhelfen können: Bischöfe dürfen nicht mehr vom Staat bezahlt werden; Pfarrer und Theologieprofessoren übrigens auch nicht. Bischöfe sollten keinen Eid mehr auf die staatlichen Verfassungen leisten. Und Kirchensteuer und Freiwilligkeit der Gläubigen dürfen sich nicht mehr ausschließen. Wir dürfen nicht länger versucht sein, zugleich Gott und dem Mammon zu dienen. Wir haben nur einen Herrn.

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cantus planus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von cantus planus »

Ein bemerkenswerter Aufsatz!
Ich habe schon länger gesagt, zuletzt bei unserem kleinen Kreuzgang-Treffen in Essen, dass man nur noch auf das Ende der Kirchensteuer hoffen kann. Sonst ist diese Kirche in Deutschland nicht mehr reformfähig.
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holzi
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von holzi »

Zum Thema Christ und Welt: Das "Kritische Ja" des Christen zur Gesellschaft funktioniert nur da, wo auch in der Gesellschaft ein grundsätzliches "Ja" zur Kirche Grundkonsens ist. Den sehe ich momentan leider nicht. Zumindest nicht in der "veröffentlichten Meinung" hierzulande.

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Berolinensis
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Berolinensis »

Stephen Dedalus hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:Das zu unterschlagen oder herunterzuspielen ist ein Hauptgrund unserer aktuellen Miseren und die Ursache der Entwaffnung, die viele gegenüber der "Welt" empfinden.
Ist das ein Vorwurf, den man Herrn Ratzinger macht? Das ist bedauerlich...

Ratzingers Aufsatz wurde von mir angeführt, weil er zum Ausdruck bringt, wie die Kirche sich zur Welt stellen sollte. Daß bestimmten Gruppen - gerade heute - diese Aussagen ein Dorn im Auge sind, war abzusehen. Dafür bedurfte es keines weiteren Belegs.

Fassen wir zusammen:
Der Christ sagt: Die Welt braucht das Evangelium.
Der Traditionalist sagt: Die Welt ist böse.

Mitunter frage ich mich jedoch, wofür in der angstvoll-engen Tradiwelt überhaupt Platz ist, bei so vielen Abwehrkämpfen, die man an allen Fronten führt.
Dieses Gespräch ist sinnlos, wenn man ständig die beiden verschiedenen Bedeutungen von "Welt" vermengt. Die Welt kann einmal einfach die Schöpfung bezeichnen; so verstanden, sind wir natürlich zur Mission berufen: euntes in mundum universum prædicate evangelium omni creaturæ.
Dann aber kann "die Welt" auch die gefallene Welt bezeichnen, deren Fürst der Widersacher ist: Si mundus vos odit, scitote quia me priorem vobis odio habuit. Si de mundo fuissetis, mundus quod suum erat diligeret; quia vero de mundo non estis, sed ego elegi vos de mundo, propterea odit vos mundus. In dieser Bedeutung kann es nur - wie der Heiland sagt - den Kampf der Kirche und des Christen gegen die Welt geben, den wir aber voll Zuversicht austragen können: in mundo pressuram habetis sed confidite ego vici mundum.

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Bernado
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Bernado »

Stephen Dedalus hat geschrieben: Fassen wir zusammen:
Der Christ sagt: Die Welt braucht das Evangelium.
Der Traditionalist sagt: Die Welt ist böse.
Das fassen "wir" keinesfalls so zusammen, Du überschreitest Deine Kompetenz in jeder Hinsicht. Wenn das Deine Vorstellung von einem an seiner unaufgebbaren Lehre und Tradition orientierten Christentum entspricht, laß ich sie Dir gerne. Sogar ohne zu unterstellen, daß es "die" anglikanische allgemein ist. Nur mit derlei ständig in erinem katholischen Forum hausieren zu gehen, erscheint denn doch etwas einfallslos.
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Bernado
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Bernado »

Linus hat geschrieben:Was wirklich wichtig ist
Die Lehren für die Kirche nach der Mixa-Krise
http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=121249&kat=3
Kannst du mir weiterhelfen? Ich finde darin nichts interessantes, aber einen üblen Gestus insgesamt.

Der Artikel von Windisch dagegen findet meine volle Zustimmung.
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cantus planus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von cantus planus »

Stephen Dedalus hat geschrieben:Fassen wir zusammen:
Der Christ sagt: Die Welt braucht das Evangelium.
Der Traditionalist sagt: Die Welt ist böse.

Mitunter frage ich mich jedoch, wofür in der angstvoll-engen Tradiwelt überhaupt Platz ist, bei so vielen Abwehrkämpfen, die man an allen Fronten führt.
Mein Lieber, so eine unlogische und oberflächliche Analyse hätte ich dir gar nicht zugetraut. :neinfreu:
Der Zirkelschluß "Tradition = Traditionalismus = Angst vor Neuem = Kampf gegen die Welt" ist nun doch zu offensichtlich falsch.
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Stephen Dedalus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Stephen Dedalus »

cantus planus hat geschrieben: Der Zirkelschluß "Tradition = Traditionalismus = Angst vor Neuem = Kampf gegen die Welt" ist nun doch zu offensichtlich falsch.
Diese Gleichung stelle ich nicht auf. Du kennst mich gut genug um zu wissen, daß ich von der Tradition viel halte (vom Traditionalismus hingegen wenig).

Daß zumindest der Teil der Formel "Traditionalismus = Kampf gegen die Welt" nicht ganz falsch ist, dafür hat man in diesem Strang ausreichend Belege.

Die Kirche braucht immer eine "offene Flanke" zur Welt, wenn sie ihrer Sendung gerecht werden will. Diese Flanke mißfällt den Anhängern eines radikalen Dualismus. Es ist fatal, daß die durchaus reflektierte und differenzierte Öffnung der Kirche zur "Welt", wie sie sich in Gaudium et Spes und im von mir genannten Aufsatz von Josef Ratzinger niederschlägt, wieder zur Disposition steht.

Offenbar ist man schon in einer Minderheitenposition, wenn man Gaudium et Spes überhaupt als Dokument der Kirche ernstnimmt und nicht nur als einen Irrweg versteht, den man Schritt um Schritt revidieren muß. :neinfreu:
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Bernado
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Bernado »

Stephen Dedalus hat geschrieben: Es ist fatal, daß die durchaus reflektierte und differenzierte Öffnung der Kirche zur "Welt", wie sie sich in Gaudium et Spes und im von mir genannten Aufsatz von Josef Ratzinger niederschlägt, wieder zur Disposition steht.

Offenbar ist man schon in einer Minderheitenposition, wenn man Gaudium et Spes überhaupt als Dokument der Kirche ernstnimmt und nicht nur als einen Irrweg versteht, den man Schritt um Schritt revidieren muß. :neinfreu:
Es ist vor allem fatal, wenn Leute, die sich weder wirklich mit der katholischen Situation noch mit dem Werk Josef Ratzingers auskennen, aus ihrer durchaus interessengeleiteten Außenwahrnehmung heraus dekretieren zu können glauben, wie die Kirche bestimmte Dokumente zu sehen habe.

Josef Ratzinger hat in dem von mir angeführten Aufsatz, den er übrigens mehrfach überarbeitet und 1982 in seine Theologische Prinzipienlehre aufgenommen hat, die von Dir hier vorgestellte Leseweise von Gaudium et Spes im Geist des großen Umschwungs einer vernichtenden Kritik unterzogen:
Wo der Geist des Konzils gegen sein Wort gewendet und lediglich vage aus der auf die Pastoralkonstitution zulaufenden Entwicklung destilliert wird, gerätz dieser Geist zum Gespenst und führt ins Sinnlose. Die Zerstörungen, die eine solche Einstellung herbeigeführt hat, sind so augenscheinlich, daß im Ernst ein Streit darüber nicht möglich sein kann.
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taddeo
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von taddeo »

taddeo hat geschrieben:Ebenfalls sehr lesenswert - vor allem die Schlußfolgerungen sprechen mir aus der Seele: Der Zerfall eines Systems
Eine echte Reform fängt, so banal es klingt, bei der staats-kirchlichen Finanzverquickung an. Es muß diesbezüglich wieder Gottes und des Kaisers sein, was Gottes und des Kaisers ist, ansonsten wird das an sich nie spannungsfreie Miteinander von Kirche und Staat zur finanzierten Kumpanei. Man bekommt zwar für Gotteskaiserdienste leicht die Narrenkappe - aber keinen Respekt.

Im Gegenteil: Die Kirche wird zum Tanzbär in der Manege der Tagespolitik, der mit dem Geldring in der Nase tollpatschige Kreise dreht. Der Beifall des Publikums ist ihm sicher, jedoch als Hohn und Verachtung! Denn eigentlich ist der Bär doch frei. Er müsste den Ring nicht tragen. Deshalb einige einfache Vorschläge, die der Kirche wieder zu einer ihr angemessenen Souveränität verhelfen können: Bischöfe dürfen nicht mehr vom Staat bezahlt werden; Pfarrer und Theologieprofessoren übrigens auch nicht. Bischöfe sollten keinen Eid mehr auf die staatlichen Verfassungen leisten. Und Kirchensteuer und Freiwilligkeit der Gläubigen dürfen sich nicht mehr ausschließen. Wir dürfen nicht länger versucht sein, zugleich Gott und dem Mammon zu dienen. Wir haben nur einen Herrn.
Wenn man nun das hier liest, dann zeigt sich um so dringlicher der Mißstand, daß Theologieprofessoren auf sicheren staatlichen Beamtensesseln sitzen.
Und bei dem Kerl hab ich Diplomprüfung gemacht (wenn auch nur mündlich) ... allerdings schon damals mit Widerwillen, obwohl er sich da noch zurückgehalten hat - er wollte wohl noch was werden. :würg:

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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von ad-fontes »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Berolinensis hat geschrieben:Auch ist mir nicht klar, wer diese Entscheidung für den "heiligen Rest" treffen soll. Jeder für sich?
Die Schritte tun müssen zuerst die Hirten.
Das wird nicht passieren.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Edi »

Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

Raphael

Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Raphael »

taddeo hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:Ebenfalls sehr lesenswert - vor allem die Schlußfolgerungen sprechen mir aus der Seele: Der Zerfall eines Systems
Eine echte Reform fängt, so banal es klingt, bei der staats-kirchlichen Finanzverquickung an. Es muß diesbezüglich wieder Gottes und des Kaisers sein, was Gottes und des Kaisers ist, ansonsten wird das an sich nie spannungsfreie Miteinander von Kirche und Staat zur finanzierten Kumpanei. Man bekommt zwar für Gotteskaiserdienste leicht die Narrenkappe - aber keinen Respekt.

Im Gegenteil: Die Kirche wird zum Tanzbär in der Manege der Tagespolitik, der mit dem Geldring in der Nase tollpatschige Kreise dreht. Der Beifall des Publikums ist ihm sicher, jedoch als Hohn und Verachtung! Denn eigentlich ist der Bär doch frei. Er müsste den Ring nicht tragen. Deshalb einige einfache Vorschläge, die der Kirche wieder zu einer ihr angemessenen Souveränität verhelfen können: Bischöfe dürfen nicht mehr vom Staat bezahlt werden; Pfarrer und Theologieprofessoren übrigens auch nicht. Bischöfe sollten keinen Eid mehr auf die staatlichen Verfassungen leisten. Und Kirchensteuer und Freiwilligkeit der Gläubigen dürfen sich nicht mehr ausschließen. Wir dürfen nicht länger versucht sein, zugleich Gott und dem Mammon zu dienen. Wir haben nur einen Herrn.
Wenn man nun das hier liest, dann zeigt sich um so dringlicher der Mißstand, daß Theologieprofessoren auf sicheren staatlichen Beamtensesseln sitzen.
Und bei dem Kerl hab ich Diplomprüfung gemacht (wenn auch nur mündlich) ... allerdings schon damals mit Widerwillen, obwohl er sich da noch zurückgehalten hat - er wollte wohl noch was werden. :würg:
In der Familie Schockenhoff zeigt sich wohl die Vernetzung des deutschen Katholizismus und des Leviathans ins besonderer Weise. Der Bruder des genannten Professors sitzt für die CDU im Bundestag: Andreas Schockenhoff

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taddeo
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von taddeo »

Raphael hat geschrieben:In der Familie Schockenhoff zeigt sich wohl die Vernetzung des deutschen Katholizismus und des Leviathans ins besonderer Weise. Der Bruder des genannten Professors sitzt für die CDU im Bundestag: Andreas Schockenhoff
Eberhard Schockenhoff sitzt auch seit 2001 im "Ethikrat" der Bundesregierung. Sein Werdegang (siehe hier) ist ziemlich typisch für diesen Typ Theologe, um den es weiß Gott nicht schad wäre, würde es ihn nicht mehr geben.

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Gamaliel
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Gamaliel »

Deutsche Bischöfe wollen ihre Leitlinien von 2002 weiterentwickeln

Daraus:
Außerdem werde deutlich gemacht, dass die Kirche keinen Rechtsraum losgelöst vom staatlichen Recht beanspruche.
:auweia:

("privilegium fori", "societas perfecta",... :hae?: )

Damit würde die Katholische Kirche in Deutschland dann endgültig das Niveau eines beliebigen Kaninchenzüchter- oder Fußballvereins erreichen.

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taddeo
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von taddeo »

Gamaliel hat geschrieben:Deutsche Bischöfe wollen ihre Leitlinien von 2002 weiterentwickeln

Daraus:
Außerdem werde deutlich gemacht, dass die Kirche keinen Rechtsraum losgelöst vom staatlichen Recht beanspruche.
:auweia:

("privilegium fori", "societas perfecta",... :hae?: )

Damit würde die Katholische Kirche in Deutschland dann endgültig das Niveau eines beliebigen Kaninchenzüchter- oder Fußballvereins erreichen.
Was ändert das denn am Ist-Zustand? Meinst Du im Ernst, eine Kirche könne "einen Rechtsraum losgelöst vom staatlichen Recht beanspruchen", deren Bischöfe vor Amtsantritt zwingend einen Eid auf die Landesverfassung ablegen müssen? Damit unterstellen sie sich ja ausdrücklich dem staatlichen Rechtsraum.

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Gamaliel
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Gamaliel »

taddeo hat geschrieben:Was ändert das denn am Ist-Zustand?
An der gegenwärtigen Praxis ändert das nichts, aber auf Ebene der Theorie. Wenn man sogar den Anspruch aufgibt, dann ist das eine geistige und historisch dokumentierbare Kapitulation.

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Torsten
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Torsten »

Formal ein wenig off-topic hier:
http://www.zeit.de/politik/ausland/2010 ... fghanistan

ZEIT ONLINE: Auch Entwicklungshilfe Minister Dirk Niebel hatte eine engere Kooperation gefordert. Fühlen Sie sich von der Bundesregierung unter Druck gesetzt?

Dörner: Unter Druck setzen könnte die Politik uns gar nicht, weil wir finanziell unabhängig sind. Aber bereits der Versuch erschwert unsere Arbeit. Denn wahrgenommen werden diese Forderungen von Militärs und Ministern auch in Afghanistan. Es entsteht der Eindruck, dass alle westlichen Organisationen zusammengehören. Wir sind aber kein Teil der politischen Interessen- und Gemengelage. Wir stehen in keinerlei Abhängigkeitsverhältnis zur Politik. Deswegen nehmen wir auch kein Geld von keiner an dem Konflikt beteiligen Parteien an – auch nicht von der Bundesregierung. Wir müssen und wollen unabhängig sein.

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lifestylekatholik
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von lifestylekatholik »

Torsten hat geschrieben:
http://www.zeit.de/politik/ausland/2010 ... fghanistan

ZEIT ONLINE: Auch Entwicklungshilfe Minister Dirk Niebel hatte eine engere Kooperation gefordert.
Die Zeit schreibt »Entwicklungshilfe-Leerschritt-Minister«? :auweia:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Niels
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Niels »

lifestylekatholik hat geschrieben:[»Entwicklungshilfe-Leerschritt-Minister«
Wenn man (also in diem Falle: die "Zeit") ehrlich ist, ist Herr Niebel nichts anderes...
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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Haiduk
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Haiduk »

taddeo hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:Deutsche Bischöfe wollen ihre Leitlinien von 2002 weiterentwickeln

Daraus:
Außerdem werde deutlich gemacht, dass die Kirche keinen Rechtsraum losgelöst vom staatlichen Recht beanspruche.
:auweia:

("privilegium fori", "societas perfecta",... :hae?: )

Damit würde die Katholische Kirche in Deutschland dann endgültig das Niveau eines beliebigen Kaninchenzüchter- oder Fußballvereins erreichen.
Was ändert das denn am Ist-Zustand? Meinst Du im Ernst, eine Kirche könne "einen Rechtsraum losgelöst vom staatlichen Recht beanspruchen", deren Bischöfe vor Amtsantritt zwingend einen Eid auf die Landesverfassung ablegen müssen? Damit unterstellen sie sich ja ausdrücklich dem staatlichen Rechtsraum.
Nicht zwangsläufig. In GG Art. 2 Abs. 1 wird das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit durch das nichtkodifizierte Sittengesetz beschränkt. Auf das Sittengesetz wird laut WP'ia auch im KKK Bezug genommen. Ein gewisser Spielraum zur Interpretation wäre also durchaus vorhanden. Genutzt müßte er halt werden :blinker:
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Mt. 5, 37)
Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. (2. Kor. 10,4)

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incarnata
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von incarnata »

Ausgehend von der Mißbrauchsdebatte kommt die:"Demokratie in der Kirche-Debatte" wieder hoch:
Ein hier in der Gegend als Ruhestandspriester aushelfender Ex-professor konnte es nicht lassen letzten
Sonntag etwa folgendes zu predigen:
Man könne fast täglich etwas von der tiefsten Krise der Kirche seit der Reformation bedingt durch Mißbrauch und Gewalt lesen. Der sexuelle Mißbrauch sei in der Tat eine besonders verabscheuenswürdige Sache,allerdings auch ausserhalb der Kirche weit verbreitet und es sei richtig,dass die ca 100 Fälle aus 40-50 Jahren aus Kirchenkreisen jetzt genau aufgearbeitet und den Opfern genüge geleistet würde.Die Bezeichnung Gewalt durch Kirchenangehörige allerdings sei in den meisten Fällen falsch,denn es habe sich um körperliche Züchtigung gehandelt,eine über Jahrhunderte,ja über 2 Jahrtausende übliche Praxis-bis sich in den 70ger Jahren die Erkenntnis durchgesetzt habe,auch dies verletze die Menschenwürde,weshalb es 1975 verboten worden sei in Deutschland.---
So weit so gut-Dann aber ging´s los: Bischof Mixa könne sich nicht auf das "Gewohnheitsrecht" berufen;seine Züchtigungsakte hätten erst 1979 stattgefunden.An seiner Person könne man aber den eigentlichen Kern der Krise erkennen; er sei nicht auf Grund seiner besonderen Befähigung Bischof geworden,sondern weil er dem "ultrakonservativen "Bischof Stimpfle alles besonders gut nachgebetet habe und deshalb oben auf die Vorschlagsliste für die Bischofswahl gesetzt worden sei.
Es fehle an wirklicher Demokratie z.B. bei Besetzung von Bischofsämtern,obwohl doch gerade bei der jungen Kirche im römischen Kaiserreich das Prinzip der Demokratie das Besondere gewesen sei.
Darüber habe sich schon der Kardinal Frings aufgeregt,der gesagt hätte ,der Papst mache eine Liste ,auf der sei ein Chinese,ein Neger und der Kandidat,den der Papst wolle.Überhaupt habe Johannes Paul II wie ein absolutistischer Herrscher regiert und der jetzige Papst sei nicht anders,wolle eher noch alles Liberlisierte zurückdrehen.Allerdings habe er Hoffnung,da die Kirche über die Jahrhunderte in vielerlei Hinsicht schlimme Päpste überlebt und fortexsistiert habe. Amen.
Da haben die Leute in den Bänken auch noch Beifall geklopft !
Es ging ihm und ihnen sichtlich nicht nur um die Modalitäten von Bischofsernennungen.
Es sind die alten blöden Thesen von der angeblichen Baisdemokratie der frühen Kirche,die Rahner
in den sechzigern in die Köpfe setzte und die immer noch dort spuken,manifestiert in der
WSK-Bewegung.Empfehle dazu das Büchlein: Josef Ratzinger,Hans Maier: Demokratie in der Kirche
Möglichkeiten und Grenzen Topos Taschenbuch 2. Auflage 2005 Best. Nr 3-7867-8348-9
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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cantus planus
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von cantus planus »

Kardinal Frings sagte übrigens über die päpstlichen Wahllisten: "Einer ist blind, einer ist taub - und der Dritte soll's werden."
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Berolinensis
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Berolinensis »

Wenn es doch bloß so wäre! Das Kapitelswahlrecht ist - da paßt es ausnahmsweise mal! - ein völlig überholtes Relikt aus Reichskirchenzeiten, das in die Konkordate aufgenommen wurde, um Roms Einfluß zu beschränken. Gerade das II. Vaticanum hat ausdrücklich dazu aufgefordert, auf solche Privilegien zu verzichten. Vielleicht sollte man das diesen "Konzilsanerkennern" mal entgegenhalten.

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Jacinta
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Re: Die aktuelle Mißbrauchsdebatte

Beitrag von Jacinta »

taddeo hat geschrieben:
Gamaliel hat geschrieben:Deutsche Bischöfe wollen ihre Leitlinien von 2002 weiterentwickeln

Daraus:
Außerdem werde deutlich gemacht, dass die Kirche keinen Rechtsraum losgelöst vom staatlichen Recht beanspruche.
:auweia:

("privilegium fori", "societas perfecta",... :hae?: )

Damit würde die Katholische Kirche in Deutschland dann endgültig das Niveau eines beliebigen Kaninchenzüchter- oder Fußballvereins erreichen.
Was ändert das denn am Ist-Zustand? Meinst Du im Ernst, eine Kirche könne "einen Rechtsraum losgelöst vom staatlichen Recht beanspruchen", deren Bischöfe vor Amtsantritt zwingend einen Eid auf die Landesverfassung ablegen müssen? Damit unterstellen sie sich ja ausdrücklich dem staatlichen Rechtsraum.
Ich weiß zwar nicht, ob die Bischöfe das tatsächlich müssen (sonst nur Beamte), aber aufgrund ihrer Rechtsnatur als Körperschaft des öffentlichen Rechts ist die Kirche prinzipiell quasi-staatlich an das Grundgesetz gebunden.
"In necessariis unitas, in non-necessariis libertas, in utrisque caritas."
"Man muss sich aber klarmachen, dass Krisenzeiten des Zölibats auch immer Krisenzeiten der Ehe sind." BXVI.

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