Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Allgemein Katholisches.
Benutzeravatar
Juergen
Beiträge: 26999
Registriert: Mittwoch 1. Oktober 2003, 21:43

Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Juergen »

http://westfalen-blatt.de/start.php?id= ... rtikel=reg :patsch:
In der Printausgabe war es etwas ausführlicher... Da wird es in Zukunft Zusammenlegungen von Gemeinde geben mit bis zu 45. Katholiken. :erschrocken: Oder anders gesagt: Das Bistum Eichstätt passt dann in 1 Gemeinden.

Video: http://www.i-basis.de/dp/ansicht/kunden ... nh_id=9978
Video - Rede des EB: http://www.i-basis.de/dp/ansicht/kunden ... nh_id=9957
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
- Offline -

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von cantus planus »

Gedanken eines katholischen Priesters, geweiht vor 10 Jahren, heute veröffentlicht in einem Blog. Er will natürlich nicht genannt werden - aber welche Stadt mit "O." gemeint ist, ist eigentlich klar...
Das eine war die Frage, die mir oft gestellt wurde: „Bist du denn schon Pfarrer?“ - und wenn ich sagte „Nein“, oft die erstaunte Rückfrage „Warum denn nicht?“. Was soll ich da sagen? Ich weiß darauf keine eindeutige Antwort. Es könnte an mir liegen, oder daran: Dort, wo früher drei oder vier Pfarrer in ebensovielen Pfarreien mit den Menschen lebten, ist durch die Strukturreform heute noch ein Pfarrer verantwortlich und taucht ein oder zwei Mal die Woche auf. Ich werde als Pfarrer nicht gebraucht! Will ich überhaupt Pfarrer werden? Kaplan sein ist ja nicht schlecht. Viele Verwaltungsaufgaben bleiben mir so erspart – aber auch im guten Sinne die Verantwortung eines „Vaters“ für seine „Pfarr-Familie“.

Die zweite Frage, die ich mir hier sehr oft stelle, ist die: Wie kann es sein, daß in vielen Pfarreien keine tägliche Hl. Messe mehr gefeiert wird (wegen des angeblichen „Priestermangels“), während ich hier als dritter Priester für zwei Pfarreien eingeteilt bin? Zwei, drei, manchmal vier Mal die Woche feiere ich die Hl. Messe privat, nur mit den Engeln und Heiligen, in meiner Wohnung. Natürlich könnte ich konzelebrieren, aber das möchte ich aus verschiedenen Gründen nicht.

Nun, der Bischof hat mich hierhergeschickt, er wird sich dabei etwas gedacht haben! Meine Fragen hat jedenfalls auch aus O. noch niemand beantwortet...

Vielleicht bin ich auch nicht „stromlinienförmig“ genug, passe nicht in das von den bischöflichen Behörden verordnete Bild des Seelsorge-Managers, der eine große „Seelsorge-Kolchose“ demokratisch „managt“.

Es „kommen in verschiedenen deutschsprachigen Diözesen Modelle der Um- und Neustrukturierung der Seelsorge zur Anwendung, bei denen das Bild des Pfarrers, das heißt des Priesters, der als Mann Gottes und der Kirche eine Pfarrgemeinde leitet, zu verschwimmen droht. (...) Letztlich muß und wird es der Glaube selbst sein, der in seiner ganzen Größe, Klarheit und Schönheit den Rhythmus der Reform vorgibt, die wesentlich ist und die wir brauchen.“ (Bendikt XVI. In einer Ansprache an die dt. Bischöfe 2006)

Hören wir nicht auf, zu beten – für den Papst, für unsere Bischöfe, für die Priester, für unsere Pfarreien!! Beten wir viel – eine größere und mächtigere Kraftquelle als das Gebet und die Sakramente gibt es nicht.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Du Jardin
Beiträge: 123
Registriert: Donnerstag 10. Dezember 2009, 12:07

Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Du Jardin »

Juergen hat geschrieben:Was kommen soll oder wird oder so....
:motz:
Lieber Jürgen, handelt es sich bei dieser Zusammenlegung nicht nur um ein äußeres Zeichen? Es ist doch den Gegebenheiten geschuldet. Ich verstehe nich, was Dich daran so erregt.

Benutzeravatar
Juergen
Beiträge: 26999
Registriert: Mittwoch 1. Oktober 2003, 21:43

Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Juergen »

Das kann ja noch heiter werden....
Neuregelung der pastoralen Räume

Paderborn, 7. Januar 21. Erzbischof Hans Josef Becker hat die neuen pastoralen Räume, die ab dem 1. Januar 21 schrittweise auf den Weg gebracht werden sollen, mit einem Zirkumskriptionsgesetz festgeschrieben. In einem einjährigen Konsultationsprozess war in Pfarreien, Dekanaten und kirchlichen Gremien die Veränderung der pastoralen Landschaft beraten worden. Nun liegen verbindliche Regelungen darüber vor, wie die neuen pastoralen Räume zugeschnitten sein werden und auch, wo zukünftig der Dienstsitz des für die Leitung verantwortlichen Pfarrers sein wird.

Bis zur Verfügung konkreter Umsetzungsakte bleiben die derzeitigen Pastoralverbünde in der gegenwärtigen Form bestehen, so die einleitenden Regelungen des im Kirchlichen Amtsblatt vom 4. Januar 21 veröffentlichten Gesetzes. Das Diözesangesetz legt für jeden pastoralen Raum einen individuellen Zeitkorridor fest, in dem die Zusammenführung und Errichtung der neuen Struktur durchgeführt werden soll.

Wenn man sich die Größe der neuen Räume anschaue, könne man die anstehenden Herausforderungen für alle Beteiligten vor Ort deutlich spüren, so Erzbischof Hans-Josef Becker im Vorwort zu dem neuen Gesetz: „Eine einfache Überführung der bisherigen pastoralen Praxis auf die neue Größe ist nicht möglich!“ heißt es dort weiter. Das Ende der „additiven Pastoral“ sei in Sicht. „Deshalb stehen wir vor der großen Herausforderung, die Zukunft der Seelsorge neu zu gestalten, ohne auf die Nähe zu den uns anvertrauten Menschen zu verzichten“, betont der Erzbischof.

Das Zirkumskriptionsgesetz gebe auf organisatorischer Ebene eine Antwort auf die Zeichen der Zeit und Planungssicherheit bis zum Jahr 23. Auf dieser Grundlage könne in den kommenden Jahren der pastoralen und spirituellen Entwicklung die entsprechende Aufmerksamkeit geschenkt werden. Erzbischof Becker: „Es geht nun darum, die anstehenden Veränderungen als geistlichen Prozess, als Wachsen auf den lebendigen Gott hin, zu verstehen.“ Bei allen Bemühungen gehe es um nicht mehr und nicht weniger als um das Weiterleben des christlichen Glaubens. Vor diesem Hintergrund sei ihm „die Berufung aller Getauften mit ihren unterschiedlichen Charismen ein Herzensanliegen“, hebt Erzbischof Becker hervor und hofft auf Unterstützung und viele kreative Ideen.

In Verbindung mit der Neuumschreibung und Ausgestaltung der pastoralen Räume werden derzeit Hilfen zur Unterstützung des Weges sowohl durch die Dekanate als auch von Seiten der Bistumsebene entwickelt.

Amtsblatt: http://www.i-basis.de/dp/ansicht/kunden ... m1844.pdf

Quelle: http://www.i-basis.de/dp/ansicht/kunden ... h_id=1198
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
- Offline -

Du Jardin
Beiträge: 123
Registriert: Donnerstag 10. Dezember 2009, 12:07

Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Du Jardin »

Lieber Jürgen, ich lese, dass die "pastoralen Räume" zunächst unverändert bleiben.

civilisation
Beiträge: 10481
Registriert: Montag 17. November 2008, 20:15

Strukturreform und "Monsterpfarreien"

Beitrag von civilisation »

Ein interessanter Artikel ist hier erschienen:

http://www.kathnews.de/content/index.ph ... rreformen/

Katholischer Klartext: Priestermangel, Gläubigenmangel und Strukturreformen

daraus:
...
Der Rückgang der absoluten Priesterzahlen ist vermutlich bedingt durch die starke Abnahme praktizierender Katholiken. Für die praktizierenden Katholiken aber gibt es sogar doppelt so viele Priester als noch 196. Wir haben jedoch größtenteils noch dieselben Pfarreien wie damals. Dadurch wird der Rückgang in der Zahl der Priester schmerzlich bewusst. Dieser erfahrene Priestermangel hängt jedoch nur mit den aktuellen Strukturen der Pfarrseelsorge zusammen.

Eine Umstrukturierung ist also dringend angezeigt. Das ist keine neue Einsicht. In jedem deutschen Bistum gibt es diese schon oder sie ist geplant. ...

Keine Notwendigkeit besteht, Laien mit Leitungsaufgaben zu betrauen, die dem Pfarrer zur Erfüllung seiner Hirtensorge zustehen. Solche Ausnahmefälle werden ja leider allzu oft zur Regel. Seelsorgeräte zusammengesetzt aus Priestern, Diakonen und Laien, die nach demokratischen Prinzipien die Richtung vorgeben, sind höchst bedenk-lich. Kann hier der Pfarrer überhaupt noch der Hirte der Pfarrei sein, wenn er dieses Gremium nur moderieren darf und an dessen Entscheidungen gebunden ist? Ebenfalls frag-würdig ist die Tatsache, dass immer weniger Priester kanonisch als Pfarrer installiert werden. Nicht selten tragen Priester, die nicht eigenverantwortlich die Hirtensorge wahrnehmen können, dennoch den Titel “Pfarrer”. Wird da nicht das Amt des Pfarrers ausgehöhlt?

...

Gerade im Priesterjahr besteht aber zu einem Pessimismus im Hinblick auf immer weniger Priester kein Grund. Es gilt, das Profil des Pfarrers wieder so zu schärfen, wie es das Kirchenrecht klar vorsieht. Der Pfarrer als eigener Hirte seiner Gemeinde hat nichts von seiner Attraktivität verloren. Dann nimmt auch die Anziehungskraft des Priesterberufs wieder zu. Schließlich sollten wir gerade als Folge aus dem erfahrenen Priestermangel, der ja den momentanen Strukturen geschuldet ist, umso intensiver das Gebet ganz speziell für Priesterberufungen pflegen. Je dringlicher der Priestermangel in einer Pfarrei erscheint, desto mehr sollte das Gebet um Priesterberufungen gepflegt werden – und das ganz besonders im gegenwärtigen Priesterjahr. Dann können wir voll Zuversicht in die Zukunft sehen.

HeGe
Moderator
Beiträge: 15079
Registriert: Montag 6. Oktober 2003, 18:56

Re: Rund um Pfarreienverbünde/-gemeinschaften

Beitrag von HeGe »

Exsultet weist auf folgendes Interview mit Pfarrer Guido Rodheudt zu den Strukturreformen im Bistum Aachen hin:

http://www.st-gertrud.info/2461.html

Hochwürden scheint hier im Kreuzgang zu lesen, wenn ich mir nachfolgende Zitate ansehe. :daumen-rauf:
Es gäbe sicherlich auch andere Ideen, um auf die Nöte der Gegenwart und den Mangel an Priestern zu reagieren. Aber man will andere Stimmen einer konstruktiven Kritik nicht hören. Als Kritiker wird man sofort zum Saboteur der Zukunft abgestempelt. Es hat für mich etwas von der Geschichte der untergehenden DDR. Regimekritik wurde als staats- und gesellschaftsfeindlich gebrandmarkt.
Auch gut katholische Laien, die – noch – in den Gremien vor Ort mitarbeiten, bekommen zu spüren, daß man nicht wirklich das Leben der Pfarreien verlebendigen will, sondern die Pfarreien ohne Pfarrer auf ein protestantisches Gemeindemodell umstellen will. Und dazu braucht man eines nicht: den Priester. Natürlich würde mir jetzt jeder verantwortliche Ordinariatsrat oder auch Bischof ins Gesicht springen für eine solch pauschale Aussage. Aber ich bleibe dabei: es ist empirisch nachweisbar, daß sich hinter der Fassade der sogenannten Kooperativen Pastoral die Strategie einer Reformation auf kaltem Wege befindet.
- Nutzer nicht regelmäßig aktiv. -

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Re: Rund um Pfarreienverbünde/-gemeinschaften

Beitrag von cantus planus »

HeGe hat geschrieben:
Auch gut katholische Laien, die – noch – in den Gremien vor Ort mitarbeiten, bekommen zu spüren, daß man nicht wirklich das Leben der Pfarreien verlebendigen will, sondern die Pfarreien ohne Pfarrer auf ein protestantisches Gemeindemodell umstellen will. Und dazu braucht man eines nicht: den Priester. Natürlich würde mir jetzt jeder verantwortliche Ordinariatsrat oder auch Bischof ins Gesicht springen für eine solch pauschale Aussage. Aber ich bleibe dabei: es ist empirisch nachweisbar, daß sich hinter der Fassade der sogenannten Kooperativen Pastoral die Strategie einer Reformation auf kaltem Wege befindet.
:klatsch: :klatschhops: :klatsch: :klatschhops: :klatsch:

Hätte ich so einen Pfarrer doch zu meiner aktiven Zeit gehabt... :/
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von cantus planus »

Wieder ein guter Beitrag aus Aachen: http://www.kreuz.net/article.196.html :klatschhops:
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Petra
Beiträge: 6157
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 19:30

Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Petra »

cantus planus hat geschrieben:Wieder ein guter Beitrag aus Aachen: http://www.kreuz.net/article.196.html :klatschhops:
Auf dieser Seite etwas lesen? Niemals nicht! Bild

Benutzeravatar
Joseph
Beiträge: 2510
Registriert: Sonntag 15. Juni 2008, 06:41
Wohnort: Canada

Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Joseph »

Erzbischof Becker: „Es geht nun darum, die anstehenden Veränderungen als geistlichen Prozess, als Wachsen auf den lebendigen Gott hin, zu verstehen.“ Bei allen Bemühungen gehe es um nicht mehr und nicht weniger als um das Weiterleben des christlichen Glaubens. Vor diesem Hintergrund sei ihm „die Berufung aller Getauften mit ihren unterschiedlichen Charismen ein Herzensanliegen“, hebt Erzbischof Becker hervor und hofft auf Unterstützung und viele kreative Ideen.

Hat er immer noch nicht genug von diesen herrlich, kreativen Ideen?

Ich habe diesen Thread mit wachsendem Interesse durchgelesen. Als "Außenstehendem" der einer Kirche angehört welche sich global rasant ausbreitet und missionarischen Eifer hat, sehe ich das angesprochene Problem als das einer Verkarstung des Glaubens und einer Verbeamtung der Hirten und dem gesamten "Zubehör" (Seelsorgeteam) welches sich auf Steuerzahlerkosten mästet. Den o.a. Satz finde ich in so fern interessant als der Bischof sich um Dinge Sorgen macht welche sich bis 2030 wohl von selbst erledigt haben. Die römische Kirche, nicht wie er vermutet der Christliche Glaube, wird bis dahin nicht an Ermangelung von Priestern sondern von Gäubigen, zumindest in Deutschland, verstorben sein....

Man sollte sich an St. Bonifazius erinnern und versuchen den von Jürgen zititierten Artikel zu lesen indem man den Namen des Bischofs mit dem des Heiligen ersetzt. Das macht einem klar wo sich die RK in Deutschland heute befindet.... und dann den Beschützer Deutschlands, den Heiligen Erzengel Michael anrufen mit seinem Schwert in diesem verkommenen Haufen aufzuräumen...

St. Athanasius hat einmal gesagt: "Die Hölle ist gepflastert mit den Schädeln von Bischöfen." Ich glaube viele von diesen Schädeln haben deutsche Namen aufgestempelt.

Eigentlich sollte mir der selbstverursachte Zusammenbruch der deutschen RK egal sein..... isses aber nich!

Joseph

Danish: Kristus er opstanden! Ja, sandelig opstanden!
We are drowning in information and starving for knowledge.

Benutzeravatar
Lupus
Beiträge: 2701
Registriert: Samstag 13. September 2008, 13:48
Wohnort: Bad Waldsee

Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Lupus »

Petra hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Wieder ein guter Beitrag aus Aachen: http://www.kreuz.net/article.196.html :klatschhops:
Auf dieser Seite etwas lesen? Niemals nicht! Bild
---------------------------------------------------------------------------------------------------

"Niemals nicht? also immer?

+L.
Christus mein Leben, Maria meine Hoffnung, Don Bosco mein Ideal!

Benutzeravatar
Lupus
Beiträge: 2701
Registriert: Samstag 13. September 2008, 13:48
Wohnort: Bad Waldsee

Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Lupus »

Die Ausführungen unseres lieben orthodoxen Joseph lese ich mit Interesse und als Aufruf dazu, über Glaube-Kirche etc. nachzudenken; allerdings kann ich seine Schlußfolgerungen nicht akzeptieren. Aber das Ganze ist eine Art Kirchen"politik", die ich außen vor laseen würde.
+L.
Christus mein Leben, Maria meine Hoffnung, Don Bosco mein Ideal!

Benutzeravatar
Joseph
Beiträge: 2510
Registriert: Sonntag 15. Juni 2008, 06:41
Wohnort: Canada

Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Joseph »

Lupus hat geschrieben:Die Ausführungen unseres lieben orthodoxen Joseph lese ich mit Interesse und als Aufruf dazu, über Glaube-Kirche etc. nachzudenken; allerdings kann ich seine Schlußfolgerungen nicht akzeptieren. Aber das Ganze ist eine Art Kirchen"politik", die ich außen vor laseen würde.
+L.
Lieber Lupus, Du hast sicher schon gemerkt, daß ich ab und zu ein klitzekleinwenig Hyperbole anwende um meinen Nagel ins dicke Holz zu klopfen... hahaha

Aber Du hast schon richtig verstanden was für einen Nagel ich da klopfe, gelle. :pfeif:

Gruß
Joseph, kirchen"politisch" äusserst rege...

Finnish: Kristus nousi kuolleista! Totistesti nousi!
We are drowning in information and starving for knowledge.

Petra
Beiträge: 6157
Registriert: Samstag 4. Oktober 2003, 19:30

Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von Petra »

Lupus hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:Wieder ein guter Beitrag aus Aachen: http://www.kreuz.net/article.196.html :klatschhops:
Auf dieser Seite etwas lesen? Niemals nicht! Bild
---------------------------------------------------------------------------------------------------

"Niemals nicht? also immer?

+L.
Niemals. Nie nicht. Gar nie. Bild

(Ich hatte es ja versucht, aber es ging nicht. Dort ist es zu übel. :nein: )

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Re: Neuordnung der Diözesen und der Seelsorge

Beitrag von cantus planus »

Ja, du hast recht. Aber diesen Artikel kannst du wirklich gefahrlos anschauen. (Den Leserbereich sollte man sowieso ignorieren.)
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?

Beitrag von Stephen Dedalus »

civilisation hat geschrieben:Ein interessanter Artikel ist hier erschienen:

http://www.kathnews.de/content/index.ph ... rreformen/
Daraus:
Es gilt also, die Priesterzahlen zur Anzahl der Gottesdienstbesucher ins Verhältnis zu setzen. Dies bedeutet, die Anzahl an Priestern pro praktizierendem Katholiken zu ermitteln. Diese Anzahl ist im Zeitraum von 196 bis 28 auf fast den doppelten Wert gestiegen – von ,13 auf ,24. Bezüglich der “Versorgung der praktizierenden Katholiken mit Priestern” ist also keine Abnahme in dem genannten 5-Jahres-Zeitraum zu verzeichnen, sondern eine starke Zunahme auf fast das Doppelte. Das ist kein Priestermangel, sondern schon eher ein “Priestersegen”.
Was für eine Augenwischerei.

Es ist ja für die Arbeitsbelastung des Priesters nicht entscheidend, ob er eine Messe mit 1 Gottesdienstbesuchern feiert oder mit 5. Selbst wenn die Zahl der praktizierenden Katholiken in einem Gemeindeverbund von fünf Gemeinden um 5% sinkt und sich die Zahl der Priester weniger stark verringert, muß der einzelne Priester jetzt mehr Messen halten - es sei denn, man hätte Meßorte und -zeiten gestrichen.

Ähnliches gilt natürlich für die Zahl der Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Auch nicht-praktizierende Katholiken neigen dazu, zu sterben und haben ein Recht auf ein kirchliches Begräbnis.

Daß die Zahl der praktizierenden Katholiken abnimmt und ebenso die Zahl der Priester, führt nicht zu einem "Priestersegen", sondern dazu, daß sich die verbleibenden Priester in einem nicht unbeträchtlichen Teil ihrer Zeit mit den "nicht-praktizierenden" Kirchenmitgliedern beschäftigen müssen.
If only closed minds came with closed mouths.

michaelis
Beiträge: 1307
Registriert: Montag 25. April 2005, 20:47
Wohnort: Erzbistum Köln

Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?

Beitrag von michaelis »

Nein Stephen, das ist keine Augenwischerei.

Wir haben tatsächlich einen "Priestersegen".
Priester "rekrutieren" sich nämlich vorwiegend aus den Reihen der praktizierenden Katholiken. Und wenn deren Zahl abnimmt, ddie Zahl der Priester aber nicht im selben Maße, bedeutet das schlichtweg, daß sich mehr potentielle Kandidaten dafür entscheiden, Priester zu werden.

Über die "Arbeitsbelastung" dieser Priester ist damit überhaupt keine Aussage getroffen.
Hier werden wir leider in wenigen Jahren gezwungen sein, die verbliebenen Gemeinden zu funktionierenden Gottesdienstgemeinschaften zusammenfassen zu müssen. :heul:

Benutzeravatar
Bernado
Beiträge: 3961
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 17:02
Wohnort: Berlin

Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?

Beitrag von Bernado »

michaelis hat geschrieben:Nein Stephen, das ist keine Augenwischerei.

Wir haben tatsächlich einen "Priestersegen".
Priester "rekrutieren" sich nämlich vorwiegend aus den Reihen der praktizierenden Katholiken. Und wenn deren Zahl abnimmt, ddie Zahl der Priester aber nicht im selben Maße, bedeutet das schlichtweg, daß sich mehr potentielle Kandidaten dafür entscheiden, Priester zu werden.
Ja. Wobei man ja sogar davon ausgehen kann, daß die Anwärter ihre Motivation und Berufung kritischer hinterfragen als früher. Ruhiges Leben mit Karriereaussichten ist ebenso unwahrscheinlich geworden wie sozialarbeiterische Freizügigkeit bei hoher sozialer Anerkennung.
Über die "Arbeitsbelastung" dieser Priester ist damit überhaupt keine Aussage getroffen.
Hier werden wir leider in wenigen Jahren gezwungen sein, die verbliebenen Gemeinden zu funktionierenden Gottesdienstgemeinschaften zusammenfassen zu müssen. :heul:
Naja - nur zum Heulen ist das nicht - wenn auch im Dorf nur noch 10% der Bevölkerung in die Kirche gehen, kann halt nicht jedes Dorf seinen eigenen Pfarrer haben. Hier gibt es für das Gemeindeleben "vor Ort" große Einsatzmöglichkeiten für Laien, die man nicht von vornherein mit Mißtrauen abweisen sollt - wenn man a) der Versuchung widersteht, jedes Gemeindeleben in (pseudo)liturgische Formen gießen zu wollen und b) ganz klar macht, daß man sonntags zur hl. Messe ebenso gut ins Auto steigen kann wie Samstags zum Familieneinkauf im Einkaufszentrum.

Vielleicht wäre es für Priester und Gemeinden schöner, ein Pfarrleben der klassischen Art zu führen (so ganz sicher bin ich mir da übrigens nicht) - aber die Voraussetzungen dazu sind nun mal nicht gegeben. Warum aber viele Bistümer jetzt quasi "Monsterpfarreien" errichten, in denen große "Seelsorgeteams" unübersichtlich große Territorien "versorgen" - das will sich mir auch nicht erschließen - außer durch den Verdacht, die Ordinariokraten wollten jede persönliche Verantwortung abbauen, damit der Apparat ungehindert "durchregieren" kann. Das wird aber an der dann unvermeidlich weitergehenden Auszehrung scheitern.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?

Beitrag von Stephen Dedalus »

michaelis hat geschrieben: Wir haben tatsächlich einen "Priestersegen".
Priester "rekrutieren" sich nämlich vorwiegend aus den Reihen der praktizierenden Katholiken. Und wenn deren Zahl abnimmt, ddie Zahl der Priester aber nicht im selben Maße, bedeutet das schlichtweg, daß sich mehr potentielle Kandidaten dafür entscheiden, Priester zu werden.
OK, so ergibt die Aussage Sinn. :ja:
If only closed minds came with closed mouths.

Benutzeravatar
Gamaliel
Beiträge: 8609
Registriert: Donnerstag 22. Januar 2009, 07:32

Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?

Beitrag von Gamaliel »

Ein Beitrag zum Thema von S. E. Erzbischof Marcel Lefebvre:
(aus einem Vortrag, den er am 22. Oktober 1974 in Wien gehalten hat)
Langsam laufen wir durch diese Reform Gefahr, dahin zu kommen, die lutherische Auffassung der Messe anzunehmen. Hören Sie eine Erklärung der Synode von Rom, die gegenwärtig noch tagt: „Das Problem des priesterlichen Dienstes bietet zwei Aspekte” — sagt Bischof Bernardin von Cincinnati, und er sagt es im Namen der kanadischen, amerikanischen, australischen, neuseeländischen und antillesischen Bischofskonferenzen: „In diesen Ländern bietet das Problem des priesterlichen Dienstes zwei Aspekte: einer davon ist Priestermangel, Krise der Berufungen, Abfall der Priester und der Ordensleute und Vielfalt der Auffassungen des priesterlichen Dienstes bis zur Krise der Identität des Priesters.”

Daß der Priester nicht mehr weiß, was er ist, das sagt also der Repräsentant von fünf Bischofskonferenzen! Diese Reformen haben zur Folge, daß der Priester nicht mehr weiß, was er ist, weil er wesentlich für das Opfer bestellt ist, und nicht, um ein Stück Brot als Erinnerung an das Letzte Abendmahl zu verteilen. Wir dürfen nicht vergessen, daß das Letzte Abendmahl ein Opfer ist und nicht nur ein Mahl! Das erklärt ausdrücklich das Tridentinische Konzil: „Wer da sagt, daß am Gründonnerstag Abend kein Opfer stattgefunden hat, als Unser Herr Jesus Christus das Abendmahl vollendete, der sei ausgeschlossen!” Der sei ausgeschlossen!
Diese Identitätskrise des Priesters ist ursächlich und wesentlich für den Mangel an Berufungen! Sie ist nicht der einzige Grund, aber der tiefste (aus natürlicher Sicht).

Benutzeravatar
lifestylekatholik
Beiträge: 8702
Registriert: Montag 6. Oktober 2008, 23:29

Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?

Beitrag von lifestylekatholik »

michaelis hat geschrieben:Wir haben tatsächlich einen "Priestersegen".
Priester "rekrutieren" sich nämlich vorwiegend aus den Reihen der praktizierenden Katholiken. Und wenn deren Zahl abnimmt, ddie Zahl der Priester aber nicht im selben Maße, bedeutet das schlichtweg, daß sich mehr potentielle Kandidaten dafür entscheiden, Priester zu werden.
Ich kann dieser Betractung sehr viel abgewinnen. Aber man muss schon weiter fragen: Wie ist denn die Altersstruktur? Haben wir vielleicht deshalb heute so vergleichsweise viele Priester, weil noch viele aus der Zeit der Volkskirche übergeblieben sind? Als Priester kann ich ja nicht ganz so einfach aus dem katholischen Leben hinausgleiten und ausscheiden wie als stinknormaler Laie.

Man müsste also zumindest auch die Zahlen der jährlichen Neupriester mit denen praktizierenden Katholiken vergleichen.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

Raphaela
Beiträge: 5453
Registriert: Dienstag 11. September 2007, 17:53
Wohnort: Erzbistum Freiburg;südlichster Südschwarzwald "Dreiland": CH-D-F

Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?

Beitrag von Raphaela »

Bernado hat geschrieben:Warum aber viele Bistümer jetzt quasi "Monsterpfarreien" errichten, in denen große "Seelsorgeteams" unübersichtlich große Territorien "versorgen" - das will sich mir auch nicht erschließen - außer durch den Verdacht, die Ordinariokraten wollten jede persönliche Verantwortung abbauen, damit der Apparat ungehindert "durchregieren" kann.
Monsterpfarreien??? :hmm:
Die Pfarreien sind weiterhin eigenständig, aber zusammengeschlossen in Seelsorgeeinheiten. -Darauf werden die Priester verteilt, und zwar so, dass nach Möglichkeit noch in jeder Pfarrei sonntags eine Messe stattfinden kann.
Persönliche Verantwortung abbauern und durchregieren??? :hmm:
Überall sind immer noch hauptamtliche Mitarbeiter da, die die Verantwortung übernehmen und als Anprechpartner da sind:
Beispiel:
In der Seelsorgeeinheit, in der ich bin, wird ab Herbst kein Pfarrer mehr vor Ort sein. Das heißt dann für mich, dass ich die Ansprechpartnerin sein werde.
Ich bin gerne katholisch, mit Leib und Seele!

Benutzeravatar
cantus planus
Beiträge: 24273
Registriert: Donnerstag 20. Juli 2006, 16:35
Wohnort: Frankreich: Département Haut-Rhin; Erzbistum Straßburg

Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?

Beitrag von cantus planus »

Raphaela hat geschrieben:Monsterpfarreien??? :hmm:
Die Pfarreien sind weiterhin eigenständig, aber zusammengeschlossen in Seelsorgeeinheiten. -Darauf werden die Priester verteilt, und zwar so, dass nach Möglichkeit noch in jeder Pfarrei sonntags eine Messe stattfinden kann.
Bei euch vielleicht. Guck dir mal an, was im Bistum Aachen abgeht. Auch in anderen Bistumern behalten die Pfarreien keine Eigenständigkeit, sondern werden zu einer Großpfarrei mit mehreren "Gottesdienstorten" zusammengefasst. Der Messabbau ist dabei Fakt. Es wird nur noch das absolut unumgängliche gemacht. Die meisten Priester (jüngerer und mittelalter Stufe) kommen heute ohnehin nicht mehr auf den Gedanken, täglich zu zelebrieren. Die Herausnahme des Priesters aus Gemeindeleitung und der Ersatz durch Laien ist reiner Protestantismus.
Nutzer seit dem 13. September 2015 nicht mehr im Forum aktiv.

‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

Benutzeravatar
Debora
Beiträge: 771
Registriert: Samstag 12. September 2009, 22:20
Wohnort: Linz/OÖ

Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?

Beitrag von Debora »

Monsterpfarreien??? :hmm:
Die Pfarreien sind weiterhin eigenständig, aber zusammengeschlossen in Seelsorgeeinheiten. -Darauf werden die Priester verteilt, und zwar so, dass nach Möglichkeit noch in jeder Pfarrei sonntags eine Messe stattfinden kann.
Persönliche Verantwortung abbauern und durchregieren??? :hmm:
Überall sind immer noch hauptamtliche Mitarbeiter da, die die Verantwortung übernehmen und als Anprechpartner da sind:
Beispiel:
In der Seelsorgeeinheit, in der ich bin, wird ab Herbst kein Pfarrer mehr vor Ort sein. Das heißt dann für mich, dass ich die Ansprechpartnerin sein werde.
Ich glaube auch dass diese Seelsorgeeinheiten nicht gut sind. Früher hatte jeder Priester seine eigene Pfarrei und war der Ansprechpartner seiner Gläubigen. Er kannte die Menschen und die Menschen kannten ihn. Bei diesen Seelsorgseinheiten werden aber die Priester ausgetauscht, mal kommt der zur Feier der hl. Messe mal ein anderer. So kann kein wirkliches Vertrauensverhältnis aufgebaut werden.

Dazu kommt dann die Rolle der hauptamtlichen Laien, die dann meinen sie wären für alles verantwortlich und dann irgendwelche Wortgottesdienste veranstalten und sich dagegen wehren, dass zb Priester, die schon in Pension sind am Sonntag zur Feier der hl. Messe kommen.

Dadurch wird ja auch das Bild des Priesters verdunkelt, warum soll ich Priester werden und zolibatär leben, wenn doch die Pastoralassistenten auch alles machen und heiraten dürfen, einschliesslich Predigt obwohl das ja verboten ist. Auch hier sehe ich einen Grund für den Priestermangel.

Und wenn ich ganz ehrlich bin, ich möchte als Ansprechpartner nicht irgendeinen Laien haben, zu dem würde ich nie hingehen. Dann könnte ich ja auch mit meiner Freundin reden, da sehe ich keinen Unterschied.Wenn ich etwas besprechen will, möchte ich zu einem geweihten Priester gehen, da habe ich dann auch gleich die Möglichkeit, wenn es notwendig ist, dass Sakrament der Busse zu empfangen. Der Priester ist durch seine Weihe ein alter Christus - ein anderer Christus und dadurch aus den Menschen herausgehoben. Deswegen würde ich auch nie zu einem Laien zur hl. Kommunion gehen, nur der Priester hat durch seine geweihten Hände das Recht den Leib des Herrn zu berühren und in die Hand zu nehmen.

Wir müssen den jungen Burschen wieder die Schönheit des Priestertums zeigen, ich denke dann wird es auch wieder zu mehr Berufungen kommen.
Die Eucharistie ist das tägliche Brot, das wir als Heilmittel gegen die tägliche Schwachheit brauchen. Hl. Augustinus

Benutzeravatar
Bernado
Beiträge: 3961
Registriert: Sonntag 28. Juni 2009, 17:02
Wohnort: Berlin

Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?

Beitrag von Bernado »

Raphaela hat geschrieben:In der Seelsorgeeinheit, in der ich bin, wird ab Herbst kein Pfarrer mehr vor Ort sein. Das heißt dann für mich, dass ich die Ansprechpartnerin sein werde.
Das mag sein. Aber in seelsorglichen Dingen würde ich Dich nicht ansprechen wollen.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

Benutzeravatar
Maurus
Beiträge: 6813
Registriert: Donnerstag 2. März 2006, 12:56
Wohnort: Kurmainz

Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?

Beitrag von Maurus »

Gegen eine behutsame Anpassung der Pfarreiengröße ist nach meiner Ansicht nichts zu sagen. Viele Pfarreien sind Gründungen der 50er und 60er Jahre, als man in winzigen Dörfern Pfarrvikarien einrichtete und häßliche Betonklötze als Kirchen dazu. Das Bistum Mainz hatte in den 30er Jahren des letzten Jahrhundert nur knapp 200 Pfarreien (bzw Pfarrkuratien, und -rektorate), zum Jahrhundertwechsel waren es fast 350. Diese Struktur ist mit der heutigen Anzahl an praktizierenden Katholiken nicht mehr aufrecht zu halten. Früher hätte kein Mensch ein Dorf mit 70 Gottesdienstbesuchern zur Pfarrvikarie gemacht.

Im heutigen Wohnort meiner Eltern war das so: Das Dorf liegt nahe einer Kleinstadt und hatte lange Zeit nichtmal eine eigene Kapelle. Die Einwohner gingen jeden Sonntag die 3 km die die Pfarrkirche der Stadt. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte man eine Kapelle mit Tabernakelprivileg. Die Kapelle war für 120 Gläubige ausgelegt, aufgrund eines kräftigen Zuzugs drängten sich dort Ende der 40er Jahre aber gegen 300 Gläubige. Die Kinder müssen wohl bis zum Suppedaneum gestanden haben. Also baute man eine neue, größere Kirche und fragte gleichzeitig nach, ob man nicht gemeinsam mit dem Nachbarort zur Pfarrvikarie erhoben werden könne. Damals gab es soviele Priester, dass man sie noch ins Ausland "ausleihen" konnte, also ging das Begehren durch und die Kirche wurde Pfarrkirche. Heute hat der Ort zwar mehr als doppelt soviele Katholiken wie 1950, aber 300 Gottesdienstbesucher werden höchstens an Weihnachten oder an Beerdigungen erreicht. An gewöhnlichen Sonntagen kommen in der ganzen Pfarrvikarie allenfalls noch 200 Gläubige, oft weniger. Seit 20 Jahren gibt es natürlich auch keinen Pfarrvikar mehr, die Aufgabe übernimmt längst wieder der Pfarrer der Stadt in die beide Dörfer auch längst eingemeindet wurden und deren Ränder durch neue Wohngebiete schon in Rufweite liegen.
In solchen Fällen ist meines Erachtens klar: Die Auflösung solcher Gebilde ist kein Verlust und kaum zu beanstanden. Sie würde rechtlich klarstellen, was faktisch längst Realität ist: Die Orte gehören zur Stadtpfarrei.

Solche Beispiele gibt es viele in den Diözesen. Hier behutsam zu reformieren, ist vertretbar, wenn auch schwierig. Denn psychologisch ist das für die Bewohner schon eine Belastung. Der Dorfladen ist schon längst geschlossen, die Post ist gegangen, oft sogar der letzte Kneipenwirt, nun auch noch die Kirche, so stellt es sich für die Bewohner jedenfalls dar. Hier sind gute Hirten gefragt.

Der Punkt aber ist: Bei dieser Reform bleibt es bei der Zuständigkeit eines Pfarrers. Sicher hat der noch ein "Team", also Laientheologen, vielleicht einen Diakon, seltener einen Kaplan. Aber es gibt einen Pfarrer, einen Hirten, der für alles verantwortlich ist.

Anders das Modell Essen & Co.: Da gibt es nur noch Priesterteams. Es sind viel mehr Pfarreien zusammengelegt worden als dies nötig gewesen wäre. So haben einige Pfarreien 10 "Pfarrer", uU sieht man also den, der mit der Gemeinde Epiphanie gefeiert hat am Dreifaltigkeitssonntag oder so wieder. Eine persönliche Beziehung zu einem Priester kann so nicht entstehen, diese ist aber in vielen Fällen entscheidend für das Entdecken einer eigenen Berufung.
Schlimmer aber noch ist, dass ein Pfarrer in einem solchen Team nichts bewegen kann. Eine besondere Agenda, eine Predigtreihe, ein Hinwirken auf eine sorgsamere Pflege der Liturgie, all das ist in einer solchen Großpfarrei nicht möglich. Hinsichtlich aller anderen Aspekte ist der Pfarrer im Pfarrerteam ständig von einem Konsens der anderen abhängig, d.h. der, der am wenigsten Lust auf irgendwelche Initiativen hat bestimmt, wo es lang geht. Jemand, der in sich den Gedanken trägt, ins Seminar einzutreten wird verzweifelt überlegen, welchen Sinn ein Priesterleben in einem solchen Team überhaupt haben kann.

So wird dieses Modell, dass geschaffen wurde, um die Diözesen auf den durchschlagenden Priestermangel (der hinsichtlich der Struktur sicherlich besteht) vorzubereiten einem noch gravierenderen Priestermangel Vorschub leisten, weil unter diesen Gesichtspunkten viele Berufungen verschütt gehen werden.
Vermutlich haben einige im Sinn, dass der Vatikan auf diese Mangelerscheinung irgendwann mit Zulasssung der Priesterehe oder gar Frauenordination reagieren wird. Das aber ist völlig naiv: In Brasilien gab es immer schon Pfarreien mit 30.000 Gläubigen (allerdings mit einem Pfarrer), ohne dass dies zu irgendwelchen Reformen der Zulassungsbeschränkungen geführt hätte. Mit ihrer "Deutschland ist der Nabel der Welt"-Brille können dies einige Entscheider aber wohl nicht sehen.

Eine flächendeckende Einführung des Großpfarreiensystems mit Priesterteams ist jedenfalls der Untergang des Pfarrsystems an sich. Katholisches Leben wird sich dann nur noch an den Oratorien, Klosterpfarreien und den wenigen Orten mit stabilen Seelsorgeverhältnissen finden lassen.

Stephen Dedalus
Beiträge: 5449
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 15:28

Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?

Beitrag von Stephen Dedalus »

Raphaela hat geschrieben: In der Seelsorgeeinheit, in der ich bin, wird ab Herbst kein Pfarrer mehr vor Ort sein. Das heißt dann für mich, dass ich die Ansprechpartnerin sein werde.
Ich freue mich, daß Du Deine Zeit und Kraft für die Arbeit der Kirche zur Verfügung stellst. :daumen-rauf:
If only closed minds came with closed mouths.

Ecce Homo
Beiträge: 9540
Registriert: Montag 28. März 2005, 14:33

Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?

Beitrag von Ecce Homo »

Raphaela hat geschrieben:Beispiel:
In der Seelsorgeeinheit, in der ich bin, wird ab Herbst kein Pfarrer mehr vor Ort sein. Das heißt dann für mich, dass ich die Ansprechpartnerin sein werde.
Ansprechpartnerin für was konkret, bitte?
Wer soll da kommen, der was will? :hae?:
User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

michaelis
Beiträge: 1307
Registriert: Montag 25. April 2005, 20:47
Wohnort: Erzbistum Köln

Re: Strukturreform und "Monsterpfarreien"

Beitrag von michaelis »

Meine Meinung dazu:
-) Jede Gemeinde muß einen Pfarrer haben (aber nicht unbedingt für sich alleine), der die volle Hirtenverantwortung für diese Gemeinde hat. Ein Hirte ist eine Person und kein Gremium!
-) Wer die Eignung zum Pfarrer hat, sollte auch als solcher eingesetzt werden. Die Bildung von "Seelsorgeteams" in Riesen-Pfarreien soll wahrscheinlich allzuoft nur der einfacheren Personalführung, aber nicht der Pastoral dienen.
-) Der Titel "Pfarrer" sollte nur von denen getragen werden, die dieses Amt auch innehaben. (Hierbei nehme ich nur die Priester aus, die Pfarrer waren und sich jetzt im Ruhestand befinden.)
-) Ein Pfarrer sollte nur für soviele Gläubige Pfarrverantwortung tragen, wie er auch kennenlernen kann. Wobei ich mich hierbei auf die Gläubigen beziehe, die auch kommen, wenn "der Hirte ruft". Und diese dürfen auch durchaus zu mehreren Gemeinden gehören.


Außerdem vermisse ich bei den ganzen Struktur-"Reformen" das Gott-Vertrauen.

Natürlich ist es notwendig, Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte zu korrigieren. Und das bedeutet eben auch, das nicht jede Vorort-Pfarrei, die in den 50er- und 60er-Jahren entstanden ist, bestehen bleiben kann. Aber muß man wirklich auf Biegen und Brechen zum Prinzip "1 Pfarrer für 1 Gemeinde" zurück?
Warum vertrauen wir nicht ein wenig auf das Wirken des hl. Geistes und lassen alte, bewährte Gemeinden bestehen, auch wenn ein Pfarrer dann mehrer Gemeinden hat. Priesterzahlen können sich schließlich auch wieder ändern!

Benutzeravatar
Maurus
Beiträge: 6813
Registriert: Donnerstag 2. März 2006, 12:56
Wohnort: Kurmainz

Re: Strukturreform und "Monsterpfarreien"

Beitrag von Maurus »

michaelis hat geschrieben: -) Der Titel "Pfarrer" sollte nur von denen getragen werden, die dieses Amt auch innehaben. (Hierbei nehme ich nur die Priester aus, die Pfarrer waren und sich jetzt im Ruhestand befinden.)
:daumen-rauf:

Benutzeravatar
Galilei
Beiträge: 1144
Registriert: Freitag 8. Januar 2010, 18:21
Wohnort: Bistum Münster

Re: Mangel an Priesterberufungen? Ursachen? Folgen?

Beitrag von Galilei »

Maurus hat geschrieben:Der Punkt aber ist: Bei dieser Reform bleibt es bei der Zuständigkeit eines Pfarrers. Sicher hat der noch ein "Team", also Laientheologen, vielleicht einen Diakon, seltener einen Kaplan. Aber es gibt einen Pfarrer, einen Hirten, der für alles verantwortlich ist.

Anders das Modell Essen & Co.: Da gibt es nur noch Priesterteams. Es sind viel mehr Pfarreien zusammengelegt worden als dies nötig gewesen wäre. So haben einige Pfarreien 10 "Pfarrer", uU sieht man also den, der mit der Gemeinde Epiphanie gefeiert hat am Dreifaltigkeitssonntag oder so wieder. Eine persönliche Beziehung zu einem Priester kann so nicht entstehen, diese ist aber in vielen Fällen entscheidend für das Entdecken einer eigenen Berufung.
Schlimmer aber noch ist, dass ein Pfarrer in einem solchen Team nichts bewegen kann. Eine besondere Agenda, eine Predigtreihe, ein Hinwirken auf eine sorgsamere Pflege der Liturgie, all das ist in einer solchen Großpfarrei nicht möglich. Hinsichtlich aller anderen Aspekte ist der Pfarrer im Pfarrerteam ständig von einem Konsens der anderen abhängig, d.h. der, der am wenigsten Lust auf irgendwelche Initiativen hat bestimmt, wo es lang geht.
Die Lage im Bistum Essen sollte man noch etwas differenzierter beschreiben: Hier wurden aus den ehemaligen Pfarreien »Gemeinden« gemacht, eine neu erfundene Untereinheit der Pfarrei. Mehrere Gemeinden bilden neue Mammutpfarreien. Die ehemaligen Pfarrer werden jetzt (bis auf den einen wirklichen Pfarrer) offiziell als »Pastor« bezeichnet. Sie sind bisher in der Regel in ihren alten Pfarreien geblieben, sodass durchaus noch eine personell kontinuierliche Seelsorge stattfindet.
Für einige Gemeinden ist allerdings vorgesehen, dass sie aufgrund der Verringerung der Priesterzahl in den kommenden Jahren in Zukunft keinen Pastor mehr haben sollen und durch einen Diakon oder eine Pastoralreferentin geleitet werden. Dann tritt in der Tat eine in mehrfacher Hinsicht problematische Situation ein und es ist damit zu rechnen, dass die Zelebranten dort häufig wechseln.
Meiner Einschätzung nach hat man mit dem neuen Modell der »Gemeinde« innerhalb einer Pfarrei die alten Strukturen weitgehend erhalten und nur die rechtlichen Rahmenbedingungen geändert. Ob dadurch pastorale Probleme gelöst werden konnten, scheint fraglich.

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema