Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Von Orgelpfeifen, Zimbelspielern und Kantoren.
Raimund J.
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Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von Raimund J. »

http://www.publik-forum.de/f4-cms/tpl/p ... e/art15103
Warum ich die »Matthäuspassion« nicht sonderlich mag. Brief eines protestierenden Protestanten an Johann Sebastian Bach

Von Frank Schuster
Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach

Lieber Johann Sebastian, deine »Matthäuspassion« darf gewiss zu den großen kirchenmusikalischen »Highlights« des vergangenen Jahrtausends gezählt werden. Ihr musik- und kulturhistorischer Wert ist unumstritten. Gerade in der Passionszeit wird sie auch heute noch vielfach und gerne gehört. Ich selbst höre mir Dein Werk nicht sonderlich gerne an. Und ich will Dir auch offen und ehrlich sagen, weshalb.

Es ist vor allem wegen Gerda. Sie ist 54 Jahre alt, zum zweiten Mal verheiratet, hat drei Kinder und ist Hausfrau und Mutter von Beruf. Eigentlich wollte sie mal studieren und einen eigenen Beruf haben. Aber ihr wurde zeitlebens zu verstehen gegeben, dass sie doch bitte ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen und sich für das Wohl der Familie aufopfern möge. Ihrem Mann und den Kindern zuliebe hat sie das auch getan.

Was sie in all den Jahren am meisten störte: dass man ihr sagte, es sei im Sinne eines christlichen Ideals, so zu leben; »sich selbst sterben und für andere leben«, hieß das. Unter christlichem Leben hatte sie sich etwas anderes vorgestellt. Es hatte mit Solidarität, Nächsten- und Feindesliebe zu tun, mit dem Einsatz für die Schwachen, dem Erhalt von Gottes guter Schöpfung, mit Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung.

Du selbst wirst wohl aus Deiner Zeit und Deinem Bibelverständnis heraus für Gerda nicht viel übrig haben. Aber Gerda hatte mal viel übrig für Dich. Deshalb ging sie hin und wieder in Aufführungen Deiner Werke – auch zur »Matthäuspassion«. Anfangs achtete sie, wie die meisten, nur auf die Musik, weniger auf die Texte. Bis sie merkte, dass längst nicht alle Worte dort aus der Bibel stammten, sondern diese vielmehr interpretierten – und das keineswegs zu Gerdas Gefallen. Und zu meinem auch nicht.

Das fängt schon in den ersten Passagen an, wo es um die Salbung Jesu durch eine Frau in Bethanien geht. Warum machst Du diese Frau mit Worten wie »Buß und Reu knirscht das Sündenherz entzwei« im Nachhinein zu einer Sünderin? Der Evangelist Matthäus weiß davon ebenso wenig wie Markus und Johannes. Dort tut vielmehr eine selbstbewusste Frau Jesus aus freien Stücken etwas Gutes. Warum darf das nicht so stehen bleiben? Nur weil es Lukas anders gesehen hat?

Dann die Abendmahlsszene. Kaum wird der Verräter gesucht, hast Du für uns schon die Antwort parat: »Ich bin’s, ich sollte büßen ...« Warum? Womit hätte Gerda das verdient? Sicher, es ist längst nicht alles glatt gelaufen in ihrem Leben, es gab manche Brüche, einige Umwege, viel Ungelebtes. Aber deswegen gleich ans höllische Geißeln denken? Hat es nicht gereicht, dass ihr erster Mann sie hin und wieder »etwas härter anpackte«, wie er das nannte? War das ihr Kreuz, das sie auf sich nehmen musste? Wozu sollte Gott noch mehr körperliche oder seelische Gewalt an dieser Frau wollen? Und Du lässt später singen: »Ja, freilich will in uns das Fleisch und Blut zum Kreuz gezwungen sein; je mehr es unsrer Seele gut, je herber geht es ein. Komm, süßes Kreuz … mein Jesu, gib es immer her!« Mit allem gebotenen Respekt: Das grenzt an Masochismus, verehrter Johann Sebastian.

Gerda konnte also keineswegs mit dem Gedanken einverstanden sein, dass es in irgendeiner Form ihre Mitschuld sei, derentwegen Jesus gekreuzigt worden ist. War es nicht vielmehr der universale Machtanspruch der Römer, die ihn wie einen politischen Rebellen am Kreuz töten ließen, weil er dafür eintrat, dass eine andere Welt möglich ist? Wenn er dort schon »geopfert« wurde, dann doch im Sinn des englischen »victim«, einer Willkür der militärischen Besatzungsmacht, und nicht im Sinne des »sacrifice«, das zu erbringen war (im Sinne der freiwilligen Hingabe), oder das Gott angeblich gebraucht habe, um mit der Welt und mit uns durch das Blut des Gekreuzigten versöhnt zu werden. Wenn man tief genug über die Gewalt nachdenkt, dann kann keine theologische Wahrheit einfach so unhinterfragt bestehen bleiben.

Für Dich aber war das alles kein Thema. Du lässt singen: »Er ist bereit, den Kelch des Todes Bitterkeit zu trinken, in welchen Sünden dieser Welt gegossen sind und hässlich stinken, weil es dem lieben Gott gefällt … bis sich die Zeit herdrange, dass er für uns geopfert würd’, trüg unsrer Sünden schwere Bürd wohl an dem Kreuze lange … Ich, ach Herr Jesu, habe dies verschuldet, was du erduldet … O selige Gebeine, seht, wie ich euch mit Buß und Reu beweine, dass euch mein Fall in solche Not gebracht.«

In den biblischen Texten wird der Kreuzestod Jesu längst nicht ausschließlich als Opfer und Preis für unsere Erlösung verstanden. Andere Bibelstellen halten fest, dass er am Hass und dem Versagen von Menschen starb, ohne diesen Tod mit dem Gedanken der Sündenvergebung oder dem des Opfers für die Erlösung in Verbindung zu bringen. Schon aus dem Alten Testament ersehe ich, dass Gott an Opfern keinen Gefallen hat, jedoch an Umkehr und gerechtem Handeln.

Welches Gottesbild steckt hinter Deinen Aussagen? »Steht Gott auf Blut?« – wie Gerda einmal provokant fragte? Ich denke: Die Allmachtsfantasien der Väter einer patriarchalen Gesellschaft kommen in Deinem Gottesbild – und in Teilen des biblischen – deutlich zum Ausdruck. Oft genug wurde leider ein Gott verkündet, der Unschuldige leiden macht und sie zu Straf-, Läuterungs- oder Prüfungszwecken quält. Ein allmächtiger, omnipotenter Herr, der das Leiden ändern könnte, wenn es ihm nur beliebte, der es aber vorzieht abzuwarten. Mit diesem »Sadisten in der Höhe« können Frauen wie Gerda nichts mehr anfangen – und ich auch nicht.

Vielmehr verstehen Gerda und ich Gott als eine Kraft, die die Aufrichtung des von Sorge und Leid gebeugten Menschen will, nicht seine Zurichtung und schon gar nicht seine Hinrichtung. Die Macht Jesu besteht für uns darin, das Kreuz nicht allein tragen zu wollen, sondern Gemeinschaft herzustellen. Unsere Aufgabe ist nicht der Gehorsam, sondern Schulter an Schulter mit ihm zu gehen und zusammenzustehen im Leiden: mit dem Ziel, die Kreuzigungen zu beenden, gegen die bis heute fortgesetzte Entwürdigung von Menschen anzugehen in seinem Namen. Dann können wir Gott als Leben, als Freude und Schmerz, als gemeinschaftsstiftend, lebensfördernd und solidarisch im Leid denken.

Damit schließe ich meinen Brief an Dich – in der Hoffnung, dass Dir klar geworden ist, warum ich Dein Werk nicht sonderlich mag. Denn wer es nur hört und singt, ohne sich über die Inhalte Gedanken zu machen, ist zu wenig »protestantisch« in dem Sinne, Überliefertes auch einmal kritisch zu hinterfragen. Wer Gott nur mit den Worten der »Väter« weitersagt, manipuliert ihn, weil er mit den Worten der Väter zugleich die Welt der Väter zu bewahren versucht – und damit die gegenwärtige Welt von diesem Gott fernhält.

Frank Schuster ist Pfarrer der evangelischen Versöhnungskirchengemeinde in Kaiserslautern.
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

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Lutheraner
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von Lutheraner »

Johann Sebastian Bach war ein Vertreter der lutherischen Orthodoxie. Mit dem was man in der unierten Pfalz heute unter Protestantismus versteht, hat das wenig zu tun.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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Granuaile
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von Granuaile »

Lutheraner hat geschrieben:Johann Sebastian Bach war ein Vertreter der lutherischen Orthodoxie. Mit dem was man in der unierten Pfalz heute unter Protestantismus versteht, hat das wenig zu tun.
Ich weiss nicht, ob dies wirklich in erster Linie eine Frage lutherisch - uniiert ist. Mir scheint eher der Zeitenlauf ausschlaggebend zu sein: Das Glaubensverständnis der Zeit eines Johannes Sebastian Bach hat sich im Lauf der Jahrhunderte gewandelt. Auch das Luthertum des heutigen Leipzig ist nicht mehr deckungsgleich mit demjenigen des Leipzig zur Zeit von Bach.

Wenn Pfarrer Schusters Gerda sich solcher Wandel im Laufe der Zeit bewusst ist, so kann sie die Werke Johann Sebastian Bachs nach wie vor geniessen. Wer die Matthäuspassion hört, muss sich nicht mit jedem Wort des Textes identifizieren.

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Jacinta
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von Jacinta »

Granuaile hat geschrieben: Auch das Luthertum des heutigen Leipzig ist nicht mehr deckungsgleich mit demjenigen des Leipzig zur Zeit von Bach.
Schade eigentlich, oder?
"In necessariis unitas, in non-necessariis libertas, in utrisque caritas."
"Man muss sich aber klarmachen, dass Krisenzeiten des Zölibats auch immer Krisenzeiten der Ehe sind." BXVI.

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anneke6
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von anneke6 »

:auweia:
Erinnert mich irgendwie ein bißchen an Clemens Bittlingers "Mensch, Benedikt". Nur diesmal wird in den eigenen Reihen gewildert.
Publik-Forum habe ich vor ca 10 Jahren in den Händen gehabt, und das Lesen nur einiger Zeilen erweckte in meinem jugendlichen Herzen den Wunsch, das Verlagshaus anzuzünden.
???

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Lutheraner
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von Lutheraner »

Granuaile hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:Johann Sebastian Bach war ein Vertreter der lutherischen Orthodoxie. Mit dem was man in der unierten Pfalz heute unter Protestantismus versteht, hat das wenig zu tun.
Ich weiss nicht, ob dies wirklich in erster Linie eine Frage lutherisch - uniiert ist.
In der lutherischen Orthodoxie wurde darauf geachtet, dass die christlichen Dogmen klar und unverfälscht verkündigt werden.
Die unierte Zwangstoleranz zweier sich ausschließender Bekenntnisse führte zur Aufweichung der christlichen Grundaussagen. Die Relativierung der Glaubensinhalte endete nicht dort, wo sich die beiden Bekenntnisse (CA und Heidelberger Katechismus) widersprachen. Das war eine vorhersehbare Entwicklung gewesen.

Granuaile hat geschrieben: Wenn Pfarrer Schusters Gerda sich solcher Wandel im Laufe der Zeit bewusst ist, so kann sie die Werke Johann Sebastian Bachs nach wie vor geniessen. Wer die Matthäuspassion hört, muss sich nicht mit jedem Wort des Textes identifizieren.
Pfarrer Schuster interpretiert den Kern des Christentums (absichtlich?) falsch, um ihn dann mit Hilfe der Lebensgeschichte Gerdas abzuschießen. Er hat nicht verstanden oder will nicht verstehen, dass dieser Kern des Christentums dazu führt, dass Gerda zufrieden auf ihr Leben zurückblicken kann. Eine auf reine diesseitige Glückssuche focussierte Lebenssicht wird dieses Leben nicht als erfüllt betrachten können, wird aber vielleicht kein Leben als erfüllt betrachten können, in dem nicht alles absolut perfekt gelaufen ist.
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Granuaile
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von Granuaile »

Lutheraner hat geschrieben:Pfarrer Schuster ... hat nicht verstanden oder will nicht verstehen, dass dieser Kern des Christentums dazu führt, dass Gerda zufrieden auf ihr Leben zurückblicken kann. Eine auf reine diesseitige Glückssuche focussierte Lebenssicht wird dieses Leben nicht als erfüllt betrachten können, wird aber vielleicht kein Leben als erfüllt betrachten können, in dem nicht alles absolut perfekt gelaufen ist.
Diese Aussage betrachte ich als gefährlich. Karl Marx mit seinem bösen Ausspruch "Religion ist das Opium des Volkes" lässt grüssen. Mit der Vertröstung auf das Jenseits wurden über Jahrhunderte Menschen, denen es aus manigfachen (materiellen und immateriellen) Gründen nicht gut ging, beruhigt und davon abgehalten, im Diesseits gegen Missstände und für ihre Rechte und Interessen zu kämpfen.

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Marcus
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von Marcus »

Der Kl. Katechismus Luthers hat geschrieben:Der zweite Artikel: Die Erlösung

Und (ich glaube) an Jesus Christus, Gottes eingebornen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben; niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten.

Was heißt das?

Ich glaube, dass Jesus Christus, wahrhaftiger Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch, von der Jungfrau Maria geboren, sei mein Herr, der mich verlornen und verdammten Menschen erlöst hat, erworben und gewonnen von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt des Teufels, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben; damit ich sein eigen sei und in seinem Reich unter ihm lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit, gleichwie er ist auferstanden vom Tode, lebt und regiert in Ewigkeit. Das ist gewisslich wahr.
Für die Einen (Christen) ist Er der Christus, für Andere eben nur das Vorbild eines Sozialrevoluzzers.

So einen häretischen Schwachsinn, den Frank Schuster hier verbreitet, habe ich seit Gorskis Äußerungen zum Sühneopfer Christi nicht mehr vernehmen müssen. Wer diese "Theologie" annimmt, verabschiedet sich damit zugleich vom Christentum, sofern er jemals Christ war. Da hilft wirklich nur noch beten...
Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh. 14,6)

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anneke6
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von anneke6 »

Sozialrevoluzzer, in der Tat…das Wort paßt sehr gut. Ich habe öfter nachgedacht, was wohl der Grund war, warum Judas Jesus verriet, und immer öfter drängte sich mir der Gedanke auf, daß er vielleicht enttäuscht von ihm war. Enttäuscht, weil er nicht der Revolutionär war, den er sich erhofft hatte.
Ist natürlich nur eine private Spekulation.
Ich habe auch schon diverse Sozialrevoluzzerkram gehört: "Die Kirche stand schon immer rechts, doch Christus stand links" usw. Das ist nicht sola scriptura, bestimmt nicht.
Und was meint dieser "protestierende Protestant" wenn er meint, eine Aussage im Lukasevangelium zähle nicht, weil sie bei Matthäus, Markus und Johannes nicht stünde — dann könnte er "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" auch gleich ad acta legen.
???

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Peregrin
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von Peregrin »

anneke6 hat geschrieben:Sozialrevoluzzer, in der Tat…das Wort paßt sehr gut. Ich habe öfter nachgedacht, was wohl der Grund war, warum Judas Jesus verriet, und immer öfter drängte sich mir der Gedanke auf, daß er vielleicht enttäuscht von ihm war. Enttäuscht, weil er nicht der Revolutionär war, den er sich erhofft hatte.
Ist natürlich nur eine private Spekulation.
Und täglich grüßt "Jesus Christ Superstar".
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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anneke6
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von anneke6 »

Eindeutig vor meiner Zeit…
???

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julius echter
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von julius echter »

Bach ist komponierte Theologie und über jeden Zweifel erhaben, deshalb kann ich den Protest nicht nachvollziehen.
Zuletzt geändert von julius echter am Montag 16. März 2009, 22:38, insgesamt 1-mal geändert.
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LaudaSion
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von LaudaSion »

julius echter hat geschrieben:Bach ist kombonierte....
Mit Verlaub:
:D was bedeutet dieses Wort- kombonierte?!
Domine, labia mea aperies,
et os meum annunciabit laudem tuam!

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julius echter
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von julius echter »

LaudaSion hat geschrieben:
julius echter hat geschrieben:Bach ist kombonierte....
Mit Verlaub:
:D was bedeutet dieses Wort- kombonierte?!
sorry - ist geändert
Honi soit qui mal y pense

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LaudaSion
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von LaudaSion »

Raimund Josef H. hat geschrieben:
Warum ich die »Matthäuspassion« nicht sonderlich mag. Brief eines protestierenden Protestanten an Johann Sebastian Bach

Von Frank Schuster
Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach

Lieber Johann Sebastian, deine »Matthäuspassion«
Der gute Frank Schuster hat weder die Bachsche Matthäuspassion verstanden (geschweige denn die Fähigkeit, sich persönlich anrühren und bewegen zulassen) noch ist er offensichtlich mit wichtigen Heilsbotschaften des Christentums (hier des lutherischen) vertraut....bedauerlich!
Gut, dass die Matthäuspassion noch lange erklingen wird, nachdem dieser seltsame Brief und sein Autor längst vergessen sein wird.
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holzi
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von holzi »

LaudaSion hat geschrieben:
julius echter hat geschrieben:Bach ist kombonierte....
Mit Verlaub:
:D was bedeutet dieses Wort- kombonierte?!
Der Julius hat sich im Fränggischen halt schon gut eingelebt!

Raphael

Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von Raphael »

anneke6 hat geschrieben:Sozialrevoluzzer, in der Tat…das Wort paßt sehr gut. Ich habe öfter nachgedacht, was wohl der Grund war, warum Judas Jesus verriet, und immer öfter drängte sich mir der Gedanke auf, daß er vielleicht enttäuscht von ihm war. Enttäuscht, weil er nicht der Revolutionär war, den er sich erhofft hatte.
Ist natürlich nur eine private Spekulation. .......
Diese Spekulation ist jedoch überhaupt nicht weit hergeholt, schließlich kam Judas aus der Zeloten-Bewegung, die bekanntlich auf aggressive Weise gegen die damaligen Herrschaftsverhältnisse in Israel vorgehen wollte.
Derjenige jedoch, der alle Gewalt innehat, wollte nicht gewalttätig vorgehen, weil dies seinem Auftrag, die Liebe Gottes zu verkünden, widersprochen hätte.

Daraus resultiert unser aller Heil ...............

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Lutheraner
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von Lutheraner »

Granuaile hat geschrieben:
Lutheraner hat geschrieben:Pfarrer Schuster ... hat nicht verstanden oder will nicht verstehen, dass dieser Kern des Christentums dazu führt, dass Gerda zufrieden auf ihr Leben zurückblicken kann. Eine auf reine diesseitige Glückssuche focussierte Lebenssicht wird dieses Leben nicht als erfüllt betrachten können, wird aber vielleicht kein Leben als erfüllt betrachten können, in dem nicht alles absolut perfekt gelaufen ist.
Diese Aussage betrachte ich als gefährlich. Karl Marx mit seinem bösen Ausspruch "Religion ist das Opium des Volkes" lässt grüssen. Mit der Vertröstung auf das Jenseits wurden über Jahrhunderte Menschen, denen es aus manigfachen (materiellen und immateriellen) Gründen nicht gut ging, beruhigt und davon abgehalten, im Diesseits gegen Missstände und für ihre Rechte und Interessen zu kämpfen.
Natürlich wurde die christliche Botschaft auch für Herrschaftszwecke missbraucht, aber man sollte nicht das Kind mit dem Bade ausschütten.

Im übrigen sind Glück und Freiheit relativ. Ich glaube, dass Gerda sehr viel glücklicher sein und auf ein weitaus erfüllteres Leben zurückblicken kann, als die nach immer mehr strebende Karriere-Frau, Anfang 40, ungebunden, kinderlos, 3 Fernreisen pro Jahr, schönes Auto, schöne Wohnung und trotzdem unzufrieden.
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Juergen
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von Juergen »

Raphael hat geschrieben:Diese Spekulation ist jedoch überhaupt nicht weit hergeholt, schließlich kam Judas aus der Zeloten-Bewegung,
Verwechselst du jetzt gerade Judas mit Simon (Zelotes) oder interpretierst Du Ischariot nun als Sikarier (Dolchträger)?
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Raphael

Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von Raphael »

Juergen hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:Diese Spekulation ist jedoch überhaupt nicht weit hergeholt, schließlich kam Judas aus der Zeloten-Bewegung,
Verwechselst du jetzt gerade Judas mit Simon (Zelotes) oder interpretierst Du Ischariot nun als Sikarier (Dolchträger)?
Jetzt nur auf die Schnelle:
Eine andere Theorie vermutet, dass sein Beiname auf seine Mitgliedschaft bei den damaligen Zeloten hinweist, die zum Teil nach Art eines Guerillakampfes gewaltsame Attentate auf Römer oder deren „Kollaborateure“ verübten und deshalb von diesen Sikarier („Dolchträger“ im Sinne von „Meuchelmörder“) genannt wurden.
(Quelle)

Ich hab das vorher bei anderen Exegeten gelesen, die zuverlässiger als Wikipedia berichten.

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Juergen
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von Juergen »

Die Theorie ist mir bekannt.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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cantus planus
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Re: Protestantischer Protest gegen J.S. Bach

Beitrag von cantus planus »

Der ganze Artikel ist des Kommentars nicht wert. Hier wird schon in der Wahl der Stilmittel und der Argumente eine Pseudo-Intellektualität deutlich, ebenso wie die Angst vor einer klaren Stellungnahme. Zu keinem anderen Zweck wurde "Gerda" in diesem Text verwurstet.

Ich beobachte mit zunehmender Besorgnis eine Pseudointellektualisierung der Kirche. Vieles wird auf unglaublich hochtrabendem Niveau diskutiert, ohne, dass ein persönlicher Glauben oder eigene Erfahrungen damit in Zusammenhang gebracht werden müssten.

Mehr beten und weniger diskutieren scheint mir ganz allgemein das Gebot der Stunde zu sein. Man kann von Gott nur erzählen, wenn man Seine Nähe gesucht und erfahren hat. Dass die in der Diskussion und im Verfassen solcher eingangs erwähnten Artikel oft ein Problem mit der Liturgie haben, kommt nicht von ungefähr.

Zur Sache an sich haben sich ja einige schon treffend geäußert, so dass ich mich da anschließen kann.
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