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Verfasst: Mittwoch 26. Dezember 2007, 18:48
von Raimund J.
cantus planus hat geschrieben:Hochinteressante Stellen gibt es immer wieder in den Staaten.
Stellenausschreibung
8 Manual Wicks in chapel
Das die Amis immer gleich so übertreiben müssen...:D

Manuale

Verfasst: Mittwoch 26. Dezember 2007, 19:26
von sofaklecks
Mit den Manualen ist es wie mit den Frauen.

Eine ist völlig ausreichend.

Zwei beflügeln die Phantasie.

Drei erfordern eine gewisse Meisterschaft.

Aber vier und mehr ist pure Angabe.

sofaklecks

Re: Manuale

Verfasst: Mittwoch 26. Dezember 2007, 20:34
von taddeo
sofaklecks hat geschrieben:Mit den Manualen ist es wie mit den Frauen.

Eine ist völlig ausreichend.

Zwei beflügeln die Phantasie.

Drei erfordern eine gewisse Meisterschaft.

Aber vier und mehr ist pure Angabe.

sofaklecks
Daß vier oder mehr Manuale eine Art organistischer Machismo sind, ist schon klar. Aber da ist es auch wie im richtigen Leben: Ein paar Machos in der Gesellschaft sind gar nicht so übel und wohl auch unvermeidlich. Viele Frauen erkennen an denen erst, was sie an ihren eigenen Männern haben.
Auf die Orgel übertragen: wenn ein paar Domorgeln (wie die unsere in Passau) klotzen, dann dürfen die das doch. Die wahrhaft guten Organisten erkennt man eh daran, was sie auf einer kleinen Orgel leisten können. Als der Passauer Domorganist Ruckdeschel auf "meiner" 2manualigen Weise-Gebetsmühle mal ein Konzert gespielt hat, war ich ehrlich erstaunt über sein Können - obwohl ich ihn auf verschiedenen großen Orgeln schon öfter gehört und nie für großartig gehalten habe. Aber mit "unserem" 20-Register-Teilchen einen größeren Reger sinnvoll zu registrieren, war echt eine Bravourleistung von Gottes Gnaden.

Verfasst: Mittwoch 26. Dezember 2007, 20:43
von taddeo
Stellenausschreibung
8 Manual Wicks in chapel
Weiß hier einer, was das "Wicks" wörtlich bedeutet? Ich kenn das nur als "Dochte", aber das gibt irgendwie gar keinen Sinn...

Verfasst: Mittwoch 26. Dezember 2007, 21:04
von cantus planus
Vielleicht ist gemeint, dass es in jeder Seitenkapelle ein Portativ gibt. Da nehmen sich die acht Manuale dann schon eher bescheiden aus. :mrgreen:

Verfasst: Mittwoch 26. Dezember 2007, 21:25
von Raimund J.
taddeo hat geschrieben:
Stellenausschreibung
8 Manual Wicks in chapel
Weiß hier einer, was das "Wicks" wörtlich bedeutet?
"Wicks" ist eine Orgelbaufirma.

http://en.wikipedia.org/wiki/Wicks_Organ_Company

Verfasst: Donnerstag 27. Dezember 2007, 11:32
von taddeo
Raimund Josef H. hat geschrieben:
taddeo hat geschrieben:
Stellenausschreibung
8 Manual Wicks in chapel
Weiß hier einer, was das "Wicks" wörtlich bedeutet?
"Wicks" ist eine Orgelbaufirma.

http://en.wikipedia.org/wiki/Wicks_Organ_Company
Ja, dann... darauf wäre ich nicht gekommen. Wer würde bei uns schon schreiben "5 Manuale Eisenbarth", wenn er die Passauer Domorgel meint?

Verfasst: Donnerstag 27. Dezember 2007, 11:38
von Robert Ketelhohn
Er schriebe vielleicht: „eine Fünf-Manual-Eisenbarth“ oder so.

Verfasst: Donnerstag 27. Dezember 2007, 12:37
von cantus planus
Es bliebe nur noch die Frage zu klären, wie man rein physisch ans achte Manual kommt...

Ich habe leider keine Zwei-Meter-Tentakeln. (Von der Frage nach dem musikalischen Sinn ganz zu schweigen.)

Ich überlasse die Stelle euch.

Verfasst: Donnerstag 27. Dezember 2007, 12:59
von Ecce Homo
8 Manuale ist schlichtweg Übertreibung. Ganz ehrlich! Warum sollte man das haben? OK, man kann damit super angeben, aber eigentlich braucht man die nicht. Mir würden vier total ausreichen... :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: (Drei wären der gute Anfang - aber nur mit spanischen Trometen *räusper* :ja: )

Re: Manuale

Verfasst: Donnerstag 27. Dezember 2007, 15:49
von Maurus
taddeo hat geschrieben:
sofaklecks hat geschrieben:Mit den Manualen ist es wie mit den Frauen.

Eine ist völlig ausreichend.

Zwei beflügeln die Phantasie.

Drei erfordern eine gewisse Meisterschaft.

Aber vier und mehr ist pure Angabe.

sofaklecks
Daß vier oder mehr Manuale eine Art organistischer Machismo sind, ist schon klar.
Bei uns in Mainz fand ich es immer logisch, mit den sechs Manualen. Schließlich ist die Orgel in kleinen Werken im ganzen Dom verteilt.

Re: Manuale

Verfasst: Donnerstag 27. Dezember 2007, 17:13
von cantus planus
Maurus hat geschrieben:Bei uns in Mainz fand ich es immer logisch, mit den sechs Manualen. Schließlich ist die Orgel in kleinen Werken im ganzen Dom verteilt.
Mainz ist ein Sonderfall! Die ganze derzeitige Orgelanlage ist ja eigentlich ein Experiment, wie man diese akustisch schwierige Kirche richtig beschallen kann. Eine optimale Lösung ist noch nicht gefunden, obwohl Albert Schönberger sich darum sehr bemüht.
Aufgrund dieser Herumflickerei ist der Spieltisch entstanden. Notwendig wäre er nicht, auch eine solche Orgelanlage hätte man auch vier Manuale bringen können.

Re: Manuale

Verfasst: Donnerstag 27. Dezember 2007, 19:09
von Maurus
cantus planus hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Bei uns in Mainz fand ich es immer logisch, mit den sechs Manualen. Schließlich ist die Orgel in kleinen Werken im ganzen Dom verteilt.
Mainz ist ein Sonderfall! Die ganze derzeitige Orgelanlage ist ja eigentlich ein Experiment, wie man diese akustisch schwierige Kirche richtig beschallen kann. Eine optimale Lösung ist noch nicht gefunden, obwohl Albert Schönberger sich darum sehr bemüht.
Aufgrund dieser Herumflickerei ist der Spieltisch entstanden. Notwendig wäre er nicht, auch eine solche Orgelanlage hätte man auch vier Manuale bringen können.
Man weiß schon wie, aber der Denkmalschutz untersagt es. Deshalb stehen ja auch Ost- und Westchororgel an so ungünstigen Stellen. Eine Schwalbennestorgel wird sich wahrscheinlich nicht verwirklichen lassen, zuletzt habe ich gehört, dass ersatzweise ein weiteres Werk im Seitenschiff (genauer gesagt über dem Eingang, der sich im Kapellenkranz befindet) geplant ist. Da bin ich mal gespannt.

</ot>

Re: Manuale

Verfasst: Donnerstag 27. Dezember 2007, 21:49
von cantus planus
Maurus hat geschrieben:Man weiß schon wie, aber der Denkmalschutz untersagt es. Deshalb stehen ja auch Ost- und Westchororgel an so ungünstigen Stellen. Eine Schwalbennestorgel wird sich wahrscheinlich nicht verwirklichen lassen, zuletzt habe ich gehört, dass ersatzweise ein weiteres Werk im Seitenschiff (genauer gesagt über dem Eingang, der sich im Kapellenkranz befindet) geplant ist. Da bin ich mal gespannt.
Das ist auch mein letzter Stand. Schade, dass sich mehr nicht verwirklichen lässt, wo Mainz doch über eine hervorragende Dommusik verfügt.
A propos Orgel: wer mit "Mainzer Domorgel" nichts anfangen kann, hier ist ein Bild vom sechsmanualigen Spieltisch. Domorganist Schönberger erklärt das Instrument:
Bild

Verfasst: Sonntag 6. Januar 2008, 13:59
von Ecce Homo
Oh Leute - ich habe gerade mal nach einer bezahlbaren zu Hause aufbaubaren Kirchenorgel gesucht - (leider nur aus Platz-/Geldgründen nur elektronisch bei mir in meiner Zweizimmerwohnung möglich... )

Nur, das Problem ist, dass die Orgel, die mir gefällt, etwas aus dem Rahmen fällt:

Bild
Sieht doch gigantisch aus? Oder? Wenn es auch Platzmäßig einrichtbar wäre - fällt sie doch aus dem finanziellen Rahmen (und das nicht nur LEICHT :cry: :nein: ) - kostet so wie sie hier abgebildet ist, schlappe 189.590,00 EUR. :nein: :nein: :nein:

Verfasst: Sonntag 6. Januar 2008, 14:01
von Ecce Homo
Ich sollte wohl zuerst ein Auto für den Preis kaufen - und wenn ich dann meine nicht vorhandenen schweizer Nummernkonten geplündert habe, dann bleibt wenigstens noch Geld für das "Grundmodell" dieser Serie übrig:

Bild

Schlappe 33.950,00 EUR.

Leute, ich glaube, die Orgelbauer sind größenwahnsinnig, auch, wenn es "nur" elektronische Teile sind... :nein: :nein: :nein:

Verfasst: Sonntag 6. Januar 2008, 14:09
von Raimund J.
Auch eine Möglichkeit :mrgreen:

Bild

Verfasst: Sonntag 6. Januar 2008, 15:06
von Ecce Homo
Am besten passt dann drunter deine Signatur... "mir wird NICHTS MANGELN"! :ja: :) ;)

Re: Manuale

Verfasst: Sonntag 6. Januar 2008, 15:18
von taddeo
cantus planus hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Man weiß schon wie, aber der Denkmalschutz untersagt es. Deshalb stehen ja auch Ost- und Westchororgel an so ungünstigen Stellen. Eine Schwalbennestorgel wird sich wahrscheinlich nicht verwirklichen lassen, zuletzt habe ich gehört, dass ersatzweise ein weiteres Werk im Seitenschiff (genauer gesagt über dem Eingang, der sich im Kapellenkranz befindet) geplant ist. Da bin ich mal gespannt.
Das ist auch mein letzter Stand. Schade, dass sich mehr nicht verwirklichen lässt, wo Mainz doch über eine hervorragende Dommusik verfügt.
Vielleicht sollten die Mainzer mal bei GeLu Müller in Regensburg anfragen, wie sowas geht.
In Regensburg hat jahrzehntelang der Denkmalschutz verhindert, daß eine sichtbare Hauptorgel aufgestellt bzw. besser aufgehängt wird, weil es so was im Dom noch nie gab. Unter Bischof Manfred Müller tat sich deshalb nichts, aber nun bekommt Regensburg in Kürze eine ca. 70-Register-Schwalbennestorgel, die ausschließlich aus Spenden finanziert wird. GeLu steht, soweit ich weiß, auf dem Standpunkt, daß der Staat (und das Denkmalamt) bei der liturgischen Inneneinrichtung des Doms nichts zu melden hat, schon gar nicht, wenn er nichts zur Finanzierung beisteuert. Vielleicht wäre das in Mainz auch ein Argument?

Verfasst: Sonntag 6. Januar 2008, 15:21
von taddeo
Ecce Homo hat geschrieben:Ich sollte wohl zuerst ein Auto für den Preis kaufen
Ein Ferrari würde wohl ungefähr in derselben Preisklasse liegen, und vom Sound her kommt da eh kein elektronischer Halleluja-Vergaser mit... Viel Spaß beim Röhren! ;D

Re: Manuale

Verfasst: Sonntag 6. Januar 2008, 23:59
von Maurus
taddeo hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Man weiß schon wie, aber der Denkmalschutz untersagt es. Deshalb stehen ja auch Ost- und Westchororgel an so ungünstigen Stellen. Eine Schwalbennestorgel wird sich wahrscheinlich nicht verwirklichen lassen, zuletzt habe ich gehört, dass ersatzweise ein weiteres Werk im Seitenschiff (genauer gesagt über dem Eingang, der sich im Kapellenkranz befindet) geplant ist. Da bin ich mal gespannt.
Das ist auch mein letzter Stand. Schade, dass sich mehr nicht verwirklichen lässt, wo Mainz doch über eine hervorragende Dommusik verfügt.
Vielleicht sollten die Mainzer mal bei GeLu Müller in Regensburg anfragen, wie sowas geht.
In Regensburg hat jahrzehntelang der Denkmalschutz verhindert, daß eine sichtbare Hauptorgel aufgestellt bzw. besser aufgehängt wird, weil es so was im Dom noch nie gab. Unter Bischof Manfred Müller tat sich deshalb nichts, aber nun bekommt Regensburg in Kürze eine ca. 70-Register-Schwalbennestorgel, die ausschließlich aus Spenden finanziert wird. GeLu steht, soweit ich weiß, auf dem Standpunkt, daß der Staat (und das Denkmalamt) bei der liturgischen Inneneinrichtung des Doms nichts zu melden hat, schon gar nicht, wenn er nichts zur Finanzierung beisteuert. Vielleicht wäre das in Mainz auch ein Argument?
Theoretisch häte es Mainz sogar einfacher: Es gab nämlich mal eine Schwalbennestorgel. Eine solche war auch wieder in Planung, ich habe da mal vor Jahren (5 Jahre Minimum) etliche Modelle auf der Orgelempore gesehen. Offenbar aber ist nichts draus geworden. Das Geld für einen Orgelbau soll dagegen längst beisammen sein. Es gibt in Mainz auch einen großen Förderverein mit einem recht happigen Mindestbeitrag und regelmäßigen Benefizkonzerten - also das Geld dürfte da wirklich gar kein Problem sein.

In meiner Brust schlagen allerdings zwei Herzen: Mir gefällt auch der Bau so, wie er jetzt ist. Ich fürchte die Wirkung einer Schwalbennestorgel auf das Mittelschiff. Das ist ja nicht so hoch wie bei einer gotischen Kathedrale (28m).

Verfasst: Montag 7. Januar 2008, 01:39
von cantus planus
Die Raumwirkung ist in Mainz in der Tat ein nicht zu unterschätzendes Argument. Auch hier im Kölner Dom haben wir ja ein Schwalbennest, dass optisch recht gelungen ist. Und der Dom ist ja wahrlich groß genug. Dennoch: wenn man alte Bilder sieht, die vom Westwerk aus aufgenommen wurden, und auf denen die Schwalbennestorgel noch nicht zu sehen ist, merkt man schon, dass die Raumwirkung etwas beeinträchtigt ist. Und Mainz ist ja nun wieder ganz anders. Da hätte ich auch meine Bedenken.
[img]http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... _Orgel.jpg[/img]

Verfasst: Montag 7. Januar 2008, 02:47
von Maurus
cantus planus hat geschrieben:Die Raumwirkung ist in Mainz in der Tat ein nicht zu unterschätzendes Argument. Auch hier im Kölner Dom haben wir ja ein Schwalbennest, dass optisch recht gelungen ist. Und der Dom ist ja wahrlich groß genug. Dennoch: wenn man alte Bilder sieht, die vom Westwerk aus aufgenommen wurden, und auf denen die Schwalbennestorgel noch nicht zu sehen ist, merkt man schon, dass die Raumwirkung etwas beeinträchtigt ist. Und Mainz ist ja nun wieder ganz anders. Da hätte ich auch meine Bedenken.
Eben. Vor allem bei einigen der Entwürfe, die ich da sah (wobei ich nicht weiß, wie praxisnah die waren). Offenbar hatten die eine dreimanualige Orgel angedacht. Meine Frage, ob die Ostchororgel dann verschwinden würde wurde verneint. Und da fragte ich mich dann halt schon, ob das dann wirklich notwendig ist, so eine große Orgel ins Mittelschiff zu hängen. Die jetzt offenbar angedachte Lösung mit dem Seitenschiff wird dann wohl wesentlich kleiner ausfallen. Mal sehen, ob das kommt und wie es sich dann anhört. Von der Schallabstrahlung her wäre das wieder nicht allzu günstig - der Schall mus an ziemlich dicken Pfeilern vorbei.

Zur Langhausorgel auch hier (2005): http://www.orgelmagazin.com/pfeifenspli ... graum.html

Verfasst: Montag 7. Januar 2008, 09:51
von taddeo
In Regensburg scheint die Raumwirkung nicht von übergeordneter Bedeutung zu sein. Man will das Instrument an die Nordseite des Querschiffs bauen, die bisher (und schon immer) praktisch kahl war. Allerdings wird die neue Hauptorgel, nach den Entwürfen zu urteilen, optisch ein ganz schönes Monster werden, das sicher nicht ohne gravierende Auswirkung auf die Optik der ganzen Kirche bleibt:
Regensburger Domorgel - vorgesehener Platz
Regensburger Domorgel - Fotomontage
Ich selber bin mir nicht sicher, ob dieser Entwurf so gelungen ist. Ich finde, er fügt sich stilistisch zu wenig in die gotische Architektur ein und dominiert zu stark.

Verfasst: Montag 7. Januar 2008, 10:18
von Raimund J.
Ich habe mir die Stelle heuer im Sommer mal im Regensburger Dom angeschaut, da wurde auch so eine Art Transparent aufgehängt. Ich denke die vorgesehene Rieger-Orgel und deren Prospekt wird sich an der Stelle ganz gut machen und auch nicht die Raumwirkung bzw. Architektur negativ beeinflussen. Eine Beeinflussung gibt es natürlich bei jeder solchen großen Veränderung, aber muss man wirklich alles an so einem Dom bis auf alle Ewigkeit konservieren? Das Bild mit der Fotomontage erscheint mir auch etwas zu hell zu den tatsächlichen Lichtverhältnissen.

Verfasst: Montag 7. Januar 2008, 10:22
von cantus planus
taddeo hat geschrieben:In Regensburg scheint die Raumwirkung nicht von übergeordneter Bedeutung zu sein. Man will das Instrument an die Nordseite des Querschiffs bauen, die bisher (und schon immer) praktisch kahl war. Allerdings wird die neue Hauptorgel, nach den Entwürfen zu urteilen, optisch ein ganz schönes Monster werden, das sicher nicht ohne gravierende Auswirkung auf die Optik der ganzen Kirche bleibt. [...] Ich selber bin mir nicht sicher, ob dieser Entwurf so gelungen ist. Ich finde, er fügt sich stilistisch zu wenig in die gotische Architektur ein und dominiert zu stark.
In der Tat war ich sehr überrascht, als ich die Bilder dieser geplanten Orgel zum ersten Mal sah. Fernab von der Frage nach dem Platz stellt sich mir bei der hervorragenden Akustik des Regensburger Doms die Frage, ob es tatsächlich 70 Register (+ Chororgel!) werden müssen. Man darf ja den akustischen Effekt nicht unberücksichtigt lassen, dass ein Schwalbennest eine deutlichere Klangwirkung entfaltet als eine "normale" Orgel. Ich habe die bisherige Domorgel mehrfach in Konzerten gehört, und muss sagen, trotz der Größe und der ungüngstigen Aufstellung habe ich schon Schlimmeres erlebt.

Es wäre m. E. in Regensburg auch möglich gewesen, eine Lösung wie in St. Johann, Osnabrück, anzustreben. Dort hat man das Instrument gleichsam schwebend auf ein Stahlgerüst gestellt, ohne Wandkontakt!
Bild
Oder in St. Lamberti in Münster (Westfalen). Dort gibt es die statische Meisterleistung, die ganze Orgel zwischen den Säulen auf eine Art riesigen Kleiderbügel zu hängen.
Bild

Verfasst: Montag 7. Januar 2008, 10:25
von cantus planus
Raimund Josef H. hat geschrieben:Ich habe mir die Stelle heuer im Sommer mal im Regensburger Dom angeschaut, da wurde auch so eine Art Transparent aufgehängt. Ich denke die vorgesehene Rieger-Orgel und deren Prospekt wird sich an der Stelle ganz gut machen und auch nicht die Raumwirkung bzw. Architektur negativ beeinflussen.
Danke für diese Einschätzung aus erster Hand!
Raimund Josef H. hat geschrieben:Das Bild mit der Fotomontage erscheint mir auch etwas zu hell zu den tatsächlichen Lichtverhältnissen.
Der Regensburger Dom ist ja in der Tat sehr dunkel. Allerdings kommen dadurch die wunderbaren Fenster voll zur Wirkung. Aber genau das war eigentlich meine Befürchtung: dass ein so gewaltiges Schwalbennest, das obendrein in einer sehr dunklen Ecke hängt, eine erschlagende Wirkung haben könnte.
Aber das scheint ja nach deiner Aussage nicht der Fall zu sein.
Was ist eigentlich die bei der Projektbeschreibung erwähnte "Chororgel"? Ist das die jetzige Domorgel, oder wird da auch noch etwas Neues gebaut?

Verfasst: Montag 7. Januar 2008, 10:39
von taddeo
cantus planus hat geschrieben:Was ist eigentlich die bei der Projektbeschreibung erwähnte "Chororgel"? Ist das die jetzige Domorgel, oder wird da auch noch etwas Neues gebaut?
Soweit ich weiß, wird einfach die bisherige Domorgel als "Chororgel" weiterbenutzt und über den neuen Generalspieltisch angefahren. Die jetzige Domorgel steht hinter dem silbernen Hochaltar, man sieht nur ein kleines Gehäuse am rechten Rand des Presbyteriums. Diese Stelle war bislang die einzige, die das Denkmalamt erlaubte. Mathis hat wohl das Beste daraus gemacht, aber die Schwierigkeiten reichen von der depperten Akustik bis hin zu Temperaturschwankungen an der kalten Ostwand mit Kondenswasserfluten und Frost im Winter, was dem teuren Stück nicht gerade guttut.
Aber als Chororgel wäre sie genau an der richtigen Stelle, denn dort vorne steht auch der Domchor und vom alten Spieltisch aus hat man sogar den notwendigen Blickkontakt zum Dirigenten (nachdem ja mittlerweile sogar die Domspatzen nicht mehr nur alte Meister und a cappella singen).

Verfasst: Montag 7. Januar 2008, 10:52
von Raimund J.
Mit der "Chororgel" ist wohl die bisherige Orgel (die sich hinter dem Hauptaltar befindet) gemeint. So weit ich die bisherige Diskussion richtig mitbekommen habe, hat man in Regensburg argumentiert, man habe nur eine Chororgel und bräuchte deshalb endlich auch eine "Hauptorgel". Die bisherige Orgel, also die "Chororgel" soll auch weiterhin bestehen bleiben. Auf den Regensburger Web-Seiten heisst es u.a.
Die vorhandene Orgel ist auf Grund ihres Standortes hinter dem Hochaltar eine Chororgel. In dieser Funktion wird sie auch weiterhin ihren wertvollen Dienst bei der Begleitung des Domchores leisten. Den gewaltigen Kathedralraum vermag eine Chororgel jedoch in keiner Weise auszufüllen. So ist derzeit schon die Gemeindebegleitung nicht ohne Schwierigkeiten zu bewerkstelligen. Gravität und festliche Klangpracht für feierliche Ein- und Auszüge sind nicht gegeben.
Hier habe ich noch ein Bild mit dem aufgehängten Transparent gefunden:

Bild

Wahnsinn

Verfasst: Montag 7. Januar 2008, 10:55
von sofaklecks
Der Schrank kostet (wenigstens) zweieinhalb Millionen Euro. Von den Folgekosten reden wir nicht.

Ich halte das schlicht für unvertretbar.

sofaklecks

Re: Wahnsinn

Verfasst: Montag 7. Januar 2008, 11:07
von cantus planus
sofaklecks hat geschrieben:Der Schrank kostet (wenigstens) zweieinhalb Millionen Euro. Von den Folgekosten reden wir nicht.

Ich halte das schlicht für unvertretbar.

sofaklecks
Lieber sofaklecks,

du hast das Wichtigste nicht verstanden. Die neue Domorgel ist - so oder so - Ausdruck eines *hüstel* neuen Regensburger Selbstbewusstseins. Da kann man es schon mal krachen lassen. ;D

Wie ich schon oben sagte: ich halte ein Schwalbennest mit 70 Registern (plus Chororgel!) für überdimensioniert. Drei Manuale und fünfzig Register dürften locker(!) reichen.

Die neue Osnabrücker Domorgel wurde im Vergleich zur alten auch um etliche Register reduziert, hat aber dafür einen klanglich günstigeren Platz erhalten. Funktioniert tadellos!
Bild

Re: Wahnsinn

Verfasst: Montag 7. Januar 2008, 11:49
von taddeo
cantus planus hat geschrieben:
sofaklecks hat geschrieben:Der Schrank kostet (wenigstens) zweieinhalb Millionen Euro. Von den Folgekosten reden wir nicht.

Ich halte das schlicht für unvertretbar.

sofaklecks
Lieber sofaklecks,

du hast das Wichtigste nicht verstanden. Die neue Domorgel ist - so oder so - Ausdruck eines *hüstel* neuen Regensburger Selbstbewusstseins. Da kann man es schon mal krachen lassen. ;D

Wie ich schon oben sagte: ich halte ein Schwalbennest mit 70 Registern (plus Chororgel!) für überdimensioniert. Drei Manuale und fünfzig Register dürften locker(!) reichen.
Der Regensburger Dom hatte in seiner ganzen Geschichte noch nie eine größere Orgel. Offensichtlich ist nun die Zeit gekommen, wo sich die Protagonisten, die das ändern wollen, auch Erfolgsaussichten ausrechnen: GeLu vertritt ja - wie Cantus richtig feststellt - ein neues diözesanes Selbstbewußtsein: Regensburg als Welthauptstadt der Kirchenmusik braucht endlich auch eine Domorgel von Weltformat und kein Dauerprovisorium, so seine Argmentation. Das dürfte auch der Grund sein, warum man nicht wieder auf eine "kleinere" Lösung wie von Cantus vorgeschlagen setzt, sondern gleich klotzt. Zu groß ist die Angst, die neue Orgel könnte sich wieder (wie schon die jetzige) als unzureichend erweisen, um den Dom klanglich voll auszufüllen (man muß dabei auch berücksichtigen, daß in den Dom bis zu 3000 Leute reinpassen - wenn die alle mit Wintermänteln drinsitzen oder -stehen, ist die Akustik gleich wesentlich matter).
Auch die (fehlgeschlagene) Bewerbung als Kulturhauptstadt spielte da eine Rolle, die Planungen für die Orgel standen ja damit in Zusammenhang. Zudem ist die frühere Kirchenmusikschule mittlerweile eine echte Hochschule, der Domorganist ist dort Professor, und das Geld kommt ausschließlich durch Spenden zusammen, ohne Beiträge aus Kirchensteuer- oder anderen öffentlichen Mitteln (soweit man hört). Und angesichts der theoretischen Lebensdauer eines Spitzeninstruments halten sich die Kosten dafür durchaus im Rahmen.
Mir scheint, daß man in Regensburg einfach nun eine günstige Gelegenheit beim Schopf packen will, und darauf setzt, daß sich schon in ein paar Jahren keiner mehr aufregt, wenn das gute Stück erst mal seine Fähigkeiten gezeigt hat.