Kurze Fragen, kurze Antworten rund um das Thema Musik

Von Orgelpfeifen, Zimbelspielern und Kantoren.
Fragesteller
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten

Beitrag von Fragesteller »

Choral Wiki über den Text Absalon, fili mi (2. Sam, 18), diverse Male in lateinischer und englischer Sprache vertont:
From the 15th - 17th century this text was a quite popular text for composers to write a 'lamento' http://www1.cpdl.org/wiki/index.php/Absalon,_fili_mi
Das klingt ja nun zunächst nach einer weltlichen Musikgattung, die nur rein zufällig einen Bibeltext zur Grundlage hat. Dagegen spricht die jahrhundertlange Kontinutität in der Vertonung des Texts und die Beibehaltung der lateinischen Sprache. Gibt es doch einen liturgischen oder semiliturgischen Kontext für diese Musikstücke, weiß jemand was? (Ich habe mal das Book of Common Prayer elektronisch durchsucht, weil man da im Gegensatz zur katholischen Liturgie alle Texte in einem Buch hat, und da findet sich kein Absalon).

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Athanasius0570
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten

Beitrag von Athanasius0570 »

Fragesteller hat geschrieben:Choral Wiki über den Text Absalon, fili mi (2. Sam, 18), diverse Male in lateinischer und englischer Sprache vertont:
From the 15th - 17th century this text was a quite popular text for composers to write a 'lamento' http://www1.cpdl.org/wiki/index.php/Absalon,_fili_mi
Das klingt ja nun zunächst nach einer weltlichen Musikgattung, die nur rein zufällig einen Bibeltext zur Grundlage hat. Dagegen spricht die jahrhundertlange Kontinutität in der Vertonung des Texts und die Beibehaltung der lateinischen Sprache. Gibt es doch einen liturgischen oder semiliturgischen Kontext für diese Musikstücke, weiß jemand was? (Ich habe mal das Book of Common Prayer elektronisch durchsucht, weil man da im Gegensatz zur katholischen Liturgie alle Texte in einem Buch hat, und da findet sich kein Absalon).
Ich glaub zwar nicht, dass der Text eine liturgische Bedeutung hat, du könntest es aber noch einmal mit der Form "Absalom" versuchen und ev. nachprüfen, wie der Name im Englischen noch geschrieben werden kann.
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus. (1 Thess 5, 16-18)

gottsucherin
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Beitrag von gottsucherin »

Kann man "Tochter Zion" am 1. Januar singen/spielen oder spricht liturgisch etwas dagegen? Gemeint ist natürlich im Gottesdienst. (Zum Einzug)

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umusungu
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten

Beitrag von umusungu »

Ich wüßte nicht, was dagegensprechen sollte......

HeGe
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten

Beitrag von HeGe »

Ich auch nicht. Der 1. Januar ist ja auch Oktavtag von Weihnachten, es kann auch die Präfation von Weihnachten genommen werden, daher passt ein weihnachtliches Lied m.E. durchaus.
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Peregrin
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten

Beitrag von Peregrin »

Das Hauptproblem mit dem Lied ist seine antikatholische Geschichte.
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Florianklaus
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten

Beitrag von Florianklaus »

Peregrin hat geschrieben:Das Hauptproblem mit dem Lied ist seine antikatholische Geschichte.
Erzähl!

HeGe
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten

Beitrag von HeGe »

Florianklaus hat geschrieben:
Peregrin hat geschrieben:Das Hauptproblem mit dem Lied ist seine antikatholische Geschichte.
Erzähl!
Ich habe auch schon gegoogelt, aber nichts gefunden, bin also auch gespannt. :hmm:
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taddeo
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten

Beitrag von taddeo »

Florianklaus hat geschrieben:
Peregrin hat geschrieben:Das Hauptproblem mit dem Lied ist seine antikatholische Geschichte.
Erzähl!
Würde mich auch interessieren. Nur weil der Chorsatz und der Text von Protestanten stammen? Dann müßten wir viele schöne und gute Lieder wegschmeißen.

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umusungu
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten

Beitrag von umusungu »

Im Dritten Reich wurde das Lied wie etliche andere Lieder aufgrund des nationalsozialistischen antichristlichen und antisemitischen Drucks auf die Religionsausübung aus Weihnachtsliedersammlungen entfernt.

http://www.youtube.com/watch?v=4W26qnQmIf8

http://www.youtube.com/watch?v=RbBOOmkMLmI

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Peregrin
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten

Beitrag von Peregrin »

HeGe hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:
Peregrin hat geschrieben:Das Hauptproblem mit dem Lied ist seine antikatholische Geschichte.
Erzähl!
Ich habe auch schon gegoogelt, aber nichts gefunden, bin also auch gespannt. :hmm:
Steht doch eh überall, Stichwort "Schlacht bei Culloden".
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Peregrin
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten

Beitrag von Peregrin »

taddeo hat geschrieben:
Florianklaus hat geschrieben:
Peregrin hat geschrieben:Das Hauptproblem mit dem Lied ist seine antikatholische Geschichte.
Erzähl!
Würde mich auch interessieren. Nur weil der Chorsatz und der Text von Protestanten stammen? Dann müßten wir viele schöne und gute Lieder wegschmeißen.
In der Tat. Der Originalsatz glorifiziert aber speziell jemanden, der sich mit Massakern gegen die Restauration des Katholizismus in England seinen Namen gemacht hat.
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taddeo
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten

Beitrag von taddeo »

Peregrin hat geschrieben:Der Originalsatz glorifiziert aber speziell jemanden, der sich mit Massakern gegen die Restauration des Katholizismus in England seinen Namen gemacht hat.
Davon ist aber nur die "unschuldige" Musik übriggeblieben, und heute verbindet damit jeder nur noch Weihnachten bzw. den Advent.

Ähnlich ist es zB dem "O Haupt voll Blut und Wunden" ergangen. Die Originalmusik von Hans Leo Haßler ist ein Liebesmadrigal, das schon durch seine verzwickte Rhythmik die Verwirrung ausdrückt:

Mein Gmüth ist mir verwirret,
das macht ein Jungfrau zart,
bin ganz und gar verirret,
mein Herz das kränckt sich hart,
hab tag und nacht kein Ruh,
führ allzeit grosse klag,
thu stets seufftzen und weinen,
in trauren schier verzag.


Allerdings muß man bei diesem Beispiel ehrlicherweise hinzufügen, daß der Text mit seinen 5 Strophen sowohl auf irgendein Mädchen bezogen werden kann, als auch auf die Jungfrau Maria; denn die Anfangsbuchstaben der Strophen ergeben als Akrostichon den Namen MARIA.

Vir Probatus
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Re:

Beitrag von Vir Probatus »

gottsucherin hat geschrieben:Kann man "Tochter Zion" am 1. Januar singen/spielen oder spricht liturgisch etwas dagegen? Gemeint ist natürlich im Gottesdienst. (Zum Einzug)

Das passt auch gut zu Palmsonntag.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

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ad-fontes
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten

Beitrag von ad-fontes »

Welche (kinderleichte :blinker: ) Software zum edieren gregorianischer Noten könnt ihr empfehlen?

Es gibt ja Grégorie; das ist aber sehr mühsam und umständlich; Note und Silbe ist dann nicht immer, so wie man will.

Und LilyPond ist mir bislang ein Buch mit sieben Siegeln..
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Protasius
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten

Beitrag von Protasius »

ad-fontes hat geschrieben:Welche (kinderleichte :blinker: ) Software zum edieren gregorianischer Noten könnt ihr empfehlen?

Es gibt ja Grégorie; das ist aber sehr mühsam und umständlich; Note und Silbe ist dann nicht immer, so wie man will.

Und LilyPond ist mir bislang ein Buch mit sieben Siegeln..
Lilypond ist wunderbar für moderne Musik, aber der Gregorianik-Teil ist einfach grauenhaft. Davon rate ich dringend ab.

Ich nehme zum Schreiben von Choralnoten Gregorio. Alle Zeichen der Vaticana und viele neographische Zeichen sind verfügbar, die Ausrichtung von Noten und Text ist genau so, wie man es haben will. Vielleicht ein kleiner Wermutstropfen: Es basiert auf LaTeX. (Es gibt allerdings ein Webinterface, bei dem man nur den Gregorio-Quelltext eingibt und die Internetseite produziert daraus ein PDF, wie man es mit ein paar Zwischenschritten [Quelltext schreiben -> Übersetzen mit Gregorio -> Einbinden in die LaTeX-Vorlage -> Setzen mit LaTeX] auch auf dem eigenen Rechner hinbekommt.)

Falls du dich dafür entscheidest, kann ich auch bei Fragen helfen.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Raphaela
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Kurze Fragen, kurze Antworten rund um das Thema Musik

Beitrag von Raphaela »

Da es in anderen Stängen auch schon kurze Fragen und Antworten gibt, möchte ich hier auch einen Thread dazu eröffnen.
Habe auch schon gleich eine Frage:
Vor ein paar Wochen habe ich einen Zeitungsartikel geschrieben, bei dem es auch um Musik, bzw. um die Namen der Musiker ging. Der Dirigent gab mir Namen und sagte dann bei einem, dass er es nicht genau wisse und sich später melde.
Aufgeschrieben hatte ich mir vier Personen, davon auch einen Kontrabass-Spieler.
Später bekam ich vom Dirigenten eine Mail. Darin schrieb er mir, dass er den Namen des Bassolisten nicht richtig gewusst hätte und gab mir den Namen.

Inzwischen weiß ich, dass Kontrabass-Spieler und Bassolist nicht das Gleiche ist, aber kenne den Unterschie nicht. Kann mir dies bitte jemand erklären?
Ich bin gerne katholisch, mit Leib und Seele!

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Protasius
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Re: Kurze Fragen, kurze Antworten rund um das Thema Musik

Beitrag von Protasius »

Abhängig davon, welche Musikrichtung das war, kann der Solist am Kontrabaß durchaus als Baßsolist bezeichnet werden. Wenn bei der Aufführung kein Bassist ein Solo gesungen hat oder jemand einen E-Baß gespielt und dabei solistisch tätig wurde, wird er wohl dieselbe Person meinen.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Raphaela
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Re: Kurze Fragen, kurze Antworten rund um das Thema Musik

Beitrag von Raphaela »

Es war die Aufführung von einem Kirchenchor, bei dem Streicher dabei waren. - Und nach einem Zeitungsartikel mit Namen, hat mich der Dirigent darauf aufmerksam gemacht, dass ich vom Kontrabass-Spieler den falschen Namen geschrieben habe, das wäre der Name des Bassolisten.
Und: Ich hatte ihm noch vorher gesagt, dass ich rausgehört habe, dass da mehrere Streichinstumente dabei waren. Von einer E-Gitarre hat er mir nichts gesagt. Daher: Was ist der Unterschied?
Ich bin gerne katholisch, mit Leib und Seele!

Ecce Homo
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Re: Kurze Fragen, kurze Antworten rund um das Thema Musik

Beitrag von Ecce Homo »

Ist doch klar: Dann war der "Bassolist" die solosingende Basstimme / ein tief singender Mann, der eben mal alleine ein Solo gesungen hat.
User inaktiv seit dem 05.06.2018.
Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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taddeo
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Re: Kurze Fragen, kurze Antworten rund um das Thema Musik

Beitrag von taddeo »

Raphaela hat geschrieben:Es war die Aufführung von einem Kirchenchor, bei dem Streicher dabei waren. - Und nach einem Zeitungsartikel mit Namen, hat mich der Dirigent darauf aufmerksam gemacht, dass ich vom Kontrabass-Spieler den falschen Namen geschrieben habe, das wäre der Name des Bassolisten.
Und: Ich hatte ihm noch vorher gesagt, dass ich rausgehört habe, dass da mehrere Streichinstumente dabei waren. Von einer E-Gitarre hat er mir nichts gesagt. Daher: Was ist der Unterschied?
Wie es Ecce sagt: Sobald Sänger an der Aufführung beteiligt sind, meint "Baßsolist" im Normalfall eine Singstimme, keinen Instrumentalisten.
(Ich hasse die moderne Rechtschreibung, die mich in Musikkritiken zur Schreibweise "Basssolist" nötigt. Meistens mache ich dann einen "Solo-Bassisten" draus, grad extra.)

Wurzelsepp
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten

Beitrag von Wurzelsepp »

Weiß vielleicht jemand, ob und wenn ja, woher man das Altkatholische Gesangbuch "Eingestimmt" MIT Akkorden bekommt??
Wenn Christen and're Christen dissen, ist's an der Zeit sich zu ver...ziehen
"Liebt einander, wie ich euch geliebt habe" joh. 15,12

Tinius
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten

Beitrag von Tinius »

Wurzelsepp hat geschrieben:Weiß vielleicht jemand, ob und wenn ja, woher man das Altkatholische Gesangbuch "Eingestimmt" MIT Akkorden bekommt??

Laut Bistumshomepage:

Eingestimmt kommt
Kategorie: 2014

Die Arbeiten an der zweiten Auflage des Gesangbuchs "Eingestimmt." gehen in die Endphase. Die Drucklegung ist auf den 3. März terminiert, am 10. April sollen die Bücher ausgeliefert werden. Das Gesangbuch ist seit mehreren Monaten nicht mehr lieferbar. Die zweite Auflage ist weithin identisch mit der ersten, hat aber einen Anhang mit zusätzlichen Liedern, der als eigenes Heft in die alten Bücher eingelegt werden kann.

Johannes XXIII
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Canticum im Stundengebet wird nicht gesungen?!

Beitrag von Johannes XXIII »

Nach langer zeit der Absenz, in die ich wahrschienlich auch bald aus Ermangelung an zeit wieder versinken werde, bin ich doch jetzt aus neugier auf euren teuren Rat angewiesen.
Ein betagter Priester meinte, die Canticums (oder Cantici^^) seien in Vesper und Laudes nicht zu singen (mit ausnahme natürlich von Benedictus, Magnificat und Nunc dimittis). Das ist mir neu. Ich habe ja 3 Jahre mit einem diözesanen Kirchenmusikstudium zugebracht und meine inzwischen in diesen Dingen halbwegs bewandert zu sein, aber das ein Canticum (also ein GeSANG) nicht gesungen werden darf ist mir noch nicht untergekommen. Kann sich jemand erklären, woher der Priester diese Idee haben kann? Gab es vor dem Konzil und der Reformation des Stundengebets einen solchen Ritus?

Dankende Grüße aus Rom sendet Johannes XXIII
Liebe - und dann tu was du willst

"Strikt in der Wahrheit, frei in der Form"

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Protasius
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Re: Canticum im Stundengebet wird nicht gesungen?!

Beitrag von Protasius »

Johannes XXIII hat geschrieben:Nach langer zeit der Absenz, in die ich wahrschienlich auch bald aus Ermangelung an zeit wieder versinken werde, bin ich doch jetzt aus neugier auf euren teuren Rat angewiesen.
Ein betagter Priester meinte, die Canticums (oder Cantici^^) seien in Vesper und Laudes nicht zu singen (mit ausnahme natürlich von Benedictus, Magnificat und Nunc dimittis). Das ist mir neu. Ich habe ja 3 Jahre mit einem diözesanen Kirchenmusikstudium zugebracht und meine inzwischen in diesen Dingen halbwegs bewandert zu sein, aber das ein Canticum (also ein GeSANG) nicht gesungen werden darf ist mir noch nicht untergekommen. Kann sich jemand erklären, woher der Priester diese Idee haben kann? Gab es vor dem Konzil und der Reformation des Stundengebets einen solchen Ritus?

Dankende Grüße aus Rom sendet Johannes XXIII
Das einzige, von dem ich gehört habe, daß es nicht gesungen werden soll, sind das Confiteor in Komplet und Prim und die werktäglichen Fürbitten in der Fastenzeit (preces feriales) in der außerordentlichen Form. Die alttestamentlichen Cantica waren ja schon quasi immer Bestandteil der Laudes und wurden dementsprechend auch gesungen, wenn die Laudes mit Gesang gefeiert wurden. Sonst wäre es ja auch sinnfrei, einen Psalmton im Antiphonale dafür anzugeben.
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Senensis
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Re: Kurze Fragen, kurze Antworten rund um das Thema Musik

Beitrag von Senensis »

Jetzt mußte ich gleich im dominikanischen Completorium (überlieferte Form) nachschauen, ob es dort auch so ist. Stimmt: für den Vortrag gibt es die Anweisung "voce distincta et intelligibili sine cantu". Macht ja auch Sinn. In der neuen Liturgie habe ich hingegen bereits erlebt, daß man für die lateinische Version der Komplet eine gregorianisch anmutende Vertonung des Confiteors gesungen hat - auf eine Art Lektionston. Weiß nicht, woher das stammte.
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Protasius
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Re: Kurze Fragen, kurze Antworten rund um das Thema Musik

Beitrag von Protasius »

Könnte das vielleicht eine Abart des tridentinischen Kommunionconfiteor sein, zu finden u. a. unter http://www.introibo.net/download/ritual ... eviten.pdf?
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Re: Kurze Fragen, kurze Antworten rund um das Thema Musik

Beitrag von Senensis »

:klatsch: Ja, exakt! Das ist es!
et nos credidimus caritati

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Gaudete

Beitrag von gottsucherin »

Heute hat unser Pfarrer an Gaudete über ein Lied "Gaudete, gaudete, Christus natus est" oder so ähnlich gepredigt. Angeblich aus dem Jahr 1582 in einer skandinavisch-finnisch-norwegischen (????) Liedersammlung. Ich gehe mal nicht davon aus, dass damit der heutige Introitus gemeint war, nach dem der Sonntag seinen Namen hat. Kennt jemand dieses Lied?
Danke schon mal.
Ich sollte wohl mal besser zuhören, habe inzwischen die Predigt im Netz gefunden. :) (http://www.redemptoristen.com/index.php ... edigt=14)
Zuletzt geändert von gottsucherin am Sonntag 14. Dezember 2014, 17:03, insgesamt 1-mal geändert.

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taddeo
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Re: Gaudete

Beitrag von taddeo »

gottsucherin hat geschrieben:Heute hat unser Pfarrer an Gaudete über ein Lied "Gaudete, gaudete, Christus natus est" oder so ähnlich gepredigt. Angeblich aus dem Jahr 1532 in einer skandinavisch-finnisch-norwegischen (????) Liedersammlung. Ich gehe mal nicht davon aus, dass damit der heutige Introitus gemeint war, nach dem der Sonntag seinen Namen hat. Kennt jemand dieses Lied?
Danke schon mal.
Ja, das kenn ich, hab es selber schon gesungen. Das ist ein sehr berühmtes mittelalterliches Weihnachtlied aus der Sammlung "Piae Cantiones" von 1582 (nicht 1532), die in Greifswald veröffentlicht wurde. Mehr dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Gaudete

gottsucherin
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Re: Gaudete

Beitrag von gottsucherin »

taddeo hat geschrieben: Mehr dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Gaudete
Danke, taddeo, auf dich ist wirklich Verlass.

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taddeo
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Re: Kurze Fragen - kurze Antworten V

Beitrag von taddeo »

Gern geschehen! :huhu:

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