Kreuzgang

Hallo!
Ich würde gerne in der Kirchenmusik einsteigen. Kennt jemand eine Orgelschule, die speziell für Pianisten konzipiert wurde?
Ich habe mal ein wenig im Orgelbuch geblättert, sowas spiel ich vom Blatt, abgesehen von der Pedalstimme, davon hab ich natürlich keine Ahnung, von Registern auch nicht. Natürlich frag ich auch noch den Kantor wegen der Ausbildung, allerdings will ich ihn "zwischen den Jahren" nicht behelligen. Hat jemand einen Tipp?
Schön wäre auch eine kleine Stückesammlung zum loslegen.

Mariella hat geschrieben:Hallo!
Ich würde gerne in der Kirchenmusik einsteigen. Kennt jemand eine Orgelschule, die speziell für Pianisten konzipiert wurde?
Ich habe mal ein wenig im Orgelbuch geblättert, sowas spiel ich vom Blatt, abgesehen von der Pedalstimme, davon hab ich natürlich keine Ahnung, von Registern auch nicht. Natürlich frag ich auch noch den Kantor wegen der Ausbildung, allerdings will ich ihn "zwischen den Jahren" nicht behelligen. Hat jemand einen Tipp?
Schön wäre auch eine kleine Stückesammlung zum loslegen.

Da gibt es zwei Philosophien: Die einen Lehrer sagen "dann spiel zuerst einfach (fast) ohne Pedal", die haben immerhin die Praxis im süddeutschen Barock oder in Italien für sich, wo das Pedalspiel niemals die Bedeutung hatte wie etwa bei Bach oder Buxtehude, wie man an der damaligen äußerst reichhaltigen Literatur sieht.
Die anderen sagen "Orgel ohne Pedal ist keine richtige Orgel" und haben insofern recht, als etwa die Liedbegleitung im Gottesdienst tatsächlich ohne Pedal eine kastrierte Angelegenheit ist. Das 16-Fuß-Register im Pedal hat eine Führungsqualität für den Gemeindegesang, die man manualiter niemals erreicht.
Ein Mittelweg wird wohl das beste sein: Zuerst mit Literatur anfangen, die wenig Pedal braucht (gibt es im Überfluß, gerade auch aus dem 20. Jh., schöne, brauchbare, leichte und effektvolle Stücke für Anfänger), aber dafür schauen, daß man die Gemeindelieder möglichst bald mit Pedal zu begleiten lernt.
Und gerade für Pianisten ist wichtig, die orgeltypischen Phrasierungs- und Artikulationsweisen zu beachten. Legatospiel ist auf der Orgel wesentlich anspruchsvoller als auf dem Klavier, weil es kein Fortepedal gibt; andererseits muß man auch exakt abphrasieren und den Atem eines Stückes nachvollziehen. An solchen Dingen unterscheidet sich die Qualität der Organisten am meisten.

Danke sehr für die schnelle Antwort. Aber eine spezielle Orgelschule oder Stückesammlung (außer dem Gotteslob) gibt es nicht?

Das mit dem Legatospiel ist interessant. Klingt logisch. Legatospiel ohne rechtes Pedal sollte auch für Pianisten möglich sein

Mariella hat geschrieben:Danke sehr für die schnelle Antwort. Aber eine spezielle Orgelschule oder Stückesammlung (außer dem Gotteslob) gibt es nicht?

Gibt es womöglich schon, aber da ich selber nicht in der Organistenausbildung tätig bin, kenn ich mich da leider kaum aus.
Vielleicht kannst Du Dich ja fürs erste etwas in dieser Handreichung (PDF) des Amts für Kirchenmusik des Bistums Rottenburg-Stuttgart orientieren, die gar nicht schlecht ist, wenn auch von den Literaturangaben her ziemlich "konservativ". Der Orgellehrer meiner Tochter hat da etwas andere Vorstellungen ...
Ne praktische Methode ist es immer, einen Organisten zu fragen, der so spielt, wie es einem selber gefällt. Normalerweise müßte der auch wissen, wie man das lernen kann.

Super, danke!
Ich weiß schon 2 Leute, die ich fragen kann. Freu mich schon total auf meine ersten Orgelerfahrungen...

Es gab früher ein Basso-Continuo-Buch zum Gotteslob. Liegt noch auf einigen, wenigen Emporen herum und ist sonst wohl nur noch antiquarisch zu haben. Eine gute Übung für das Generalbass-Spiel, und so geht es auch manualiter brauchbar. Ansonsten kann ich mich nur taddeo anschliessen.

cantus planus hat geschrieben:Es gab früher ein Basso-Continuo-Buch zum Gotteslob. Liegt noch auf einigen, wenigen Emporen herum und ist sonst wohl nur noch antiquarisch zu haben. Eine gute Übung für das Generalbass-Spiel, und so geht es auch manualiter brauchbar. Ansonsten kann ich mich nur taddeo anschliessen.

Generalbasssätze zu Gotteslobliedern
Das deckt nicht alles ab und ist eigentlich Teil der Seite eines Tonsatzprofessors, ist aber schon mal ein brauchbarer Anfang.

Mariella hat geschrieben:Hallo!
Ich würde gerne in der Kirchenmusik einsteigen. Kennt jemand eine Orgelschule, die speziell für Pianisten konzipiert wurde?
Ich habe mal ein wenig im Orgelbuch geblättert, sowas spiel ich vom Blatt, abgesehen von der Pedalstimme, davon hab ich natürlich keine Ahnung, von Registern auch nicht. Natürlich frag ich auch noch den Kantor wegen der Ausbildung, allerdings will ich ihn "zwischen den Jahren" nicht behelligen. Hat jemand einen Tipp?
Schön wäre auch eine kleine Stückesammlung zum loslegen.

Mir ist seinerzeit (vor 70 Jahren) die Orgelschule von Kaller vorgelegt worden, die solide Klaviertechnik voraussetzt. Sie beginnt mit einem eingehenden Pedal-Exerzitium und schreitet dann bis zu einfasen Bach-Stücken fort. das Werk ist sehr gut zum Selbststudium geeinet.

Die Kaller-Orgelschule ist bis heute in Gebrauch und wird auch zB in dem verlinkten Leitfaden aus Rottenburg-Stuttgart empfohlen. Sie ist ein Paradebeispiel für die von mir genannte zweite, sehr konservativ an der norddeutschen Schule orientierten Philosophie: Orgelspiel ohne Pedal ist kein gutes Orgelspiel.
Diese Methodik ist aber sehr übungsintensiv und führt erst langsam zu hörbaren Erfolgen, wie ich aus eigener, nicht nur positiver Erfahrung weiß (ich hab auch nach Kaller gelernt). Vielleicht nicht ganz das Ideale, wenn ein Erwachsener mit der Orgel anfangen will, der es nicht auf ein Orgelstudium anlegt.

taddeo hat geschrieben:Diese Methodik ist aber sehr übungsintensiv und führt erst langsam zu hörbaren Erfolgen, wie ich aus eigener, nicht nur positiver Erfahrung weiß (ich hab auch nach Kaller gelernt).

Ich auch. Und ich kann die Erfahrung nur bestätigen. Gerade, wenn man auf dem Klavier schon ganz gut die Finger sortiert bekommt, ist es sehr frustrierend, wenn man an der Orgel sitzt und wochenlang scheinbar gar nichts mehr vorangeht. Dennoch muss ich sagen: die Mühe lohnt sich.

Ich danke euch für die hilfreichen Informationen und den Link!

Wird es zum neuen Orgelbuch denn auch wieder ein Basso Continuo-Buch geben?